Autor Thema: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?  (Gelesen 4246 mal)

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Achamanian

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Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« am: 1.08.2015 | 10:09 »
Der Rote Baron schrieb an anderer Stelle:

Zitat
Das mit dem KS kenne ich - wobei ich grundsätzlich nicht mehr daran teilnehme: Ist schlecht für den Einzelhandel (wenn es "große" Verlage machen) und schlecht für mich, denn da bin ich dann nicht mehr Kunde, der Dinge kauft oder es lässt, sondern Dooftier, das für ungelegte (und wie bei Brave Hafling: auf ewig wohl unausgebrütete) Eier gutes Geld rüberschiebt und dann nehmen muss, was kommt. Risiko auf Seite des Anbieters: Null. Finanzierung sicher, Abnahme garantiert, bei Nichterfüllung kein Geld zurück. Das ist besser als Klauen.

KS ist Scheiße! Die sollen produzieren und meinetwegen Vorbestellungen annehmen! Inzwischen betteln Verlage da um 1.000 bis 10.000 Euro. Wenn ich das als Unternehmen nicht vorfinanzieren kann bereit bin auzulegen, dann sollte ich es lassen.

So was wurde ja schon häufiger diskutiert, ich mache mit meinen Gedanken dazu jetzt mal wieder einen frischen Thread auf. Bin da nämlich sehr zwiegespalten:

Einerseits finde ich es tatsächlich problematisch, wenn Verlage versuchen, ihr unternehmerisches Risiko mehr oder weniger ganz auf die Käufer auszulagern. Schließlich ist die eine (schwache) Rechtfertigung für die Abschöpfung von Mehrwert durch den/die privateN UnternehmerIn im Kapitalismus, dass er das "unternehmerische Risiko" trage.

Andererseits bin ich selbst Kleinunternehmer (mit einer Buchhandlung und einem Kleinstverlag) und finde das Crowdfunding-Modell da natürlich begrüßenswert: auch eine kleine Finanzierungssumme von z.B. 10000 Euro könnte ich mit keinem dieser Unternehmen aufbringen. Und insbesondere da, wo ein Teil der ProduzentInnen (AutorInnen, IllustratorInnen, ÜbersetzerInnen ...) mit den UnternehmerInnen identisch ist, halte ich es auch für absolut fair und angemessen: Ohne das Crowdfunding müssten solche Leute in monategelange Selbstausbeutungs-Vorlage gehen, ohne zu wissen, ob sich ihre Arbeit jemals ansatzweise rentiert. Mit einem Crowdfunding können sie sich ihre Arbeitszeit im besten Fall halbwegs angemessen bezahlen (wahrscheinlich springt aber auch eher ein Taschengeld raus). Finde ich richtig, da die Produktion von gutem RSP-Material in meinen Augen eine Arbeit wie jede andere auch ist und bezahlt gehört.

Wenn Monte Cook Games oder Pelgrane Press Kickstarter machen, fällt das für mich inzwischen tendenziell in Kategorie 1: eigentlich sollten die selbst abschätzen, was geht und auch das Risiko tragen. Ausnahmen würde ich für Luxus-Artikel machen, wo das Crowdfunding im Prinzip einfach eine verbindliche Vorbestellung ist - gerade bei den Großen darf man in der Regel ja auch davon ausgehen, dass die halbwegs termingerecht bedienen. Dass MCG eine Numenera-Luxusbox per Crowdfunding macht, ist insofern für mich okay - wer für so was hinblättert (ich z.B.) ist selber Schuld und muss auch keine Angst haben, dass er seine Ware am Ende nicht bekommt.
Was ich eher daneben finde ist, dass MCG jetzt die nächsten drei Numenera Worldbooks über Kickstarter finanzieren will - muss echt nicht sein. Werde ich trotzdem backen, empfinde mich dabei aber ein bisschen als Opfer meiner Kaufsucht ...

Was ich auch okay finde, ist, wenn ein Privatmensch wie Sean K. Reynolds mit einer schönen Idee wie "Five Moons" daherkommt und um Geld ersucht. Da ist glaubwürdig, dass dieses Geld tatsächlich dazu da ist, ihm die Arbeit an seiner Idee überhaupt erst zu ermöglichen. Andererseits ist das Problem, dass es genau in solchen Fällen am Wahrscheinlichsten ist, dass die ganze Sache nichts wird (oder erst mit drei Jahren Verspätung). Wofür ich privat wiederum größtes Verständnis habe (mir sind auch schon eine ganze Reihe Projekte auf halbem Weg kollabiert, aus Gründen, die sich meiner Kontrolle entzogen, wenn auch keine Crowdfunding-Sachen).
Von daher backe ich solche Sachen prinzipiell nur noch, wenn sie mir sympatisch genug sind, dass ich mich im Zweifelsfall nicht ärgern muss, am Ende vielleicht mit nichts dazustehen und einfach nur Mäzen gewesen zu sein.

Pyromancer

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #1 am: 1.08.2015 | 10:35 »
Im Endeffekt muss ich abwägen zwischen Bedürfnis, Zeitpräferenz und Risiko. Und bei den allermeisten Kickstartern fällt diese Abwägung zu Ungunsten des Kickstarters aus. Ausnahmen waren in letzter Zeit einzig solche, bei denen ich sofort etwas bekomme.
"Jeder Backer erhält sofort die Vorab-Version des pdfs, in dem nur noch Bilder, Layout und Endlektorat fehlen." So sieht ein Verkaufsargument für mich aus. Damit kann ich JETZT spielen. (Z.B. so geschehen beim Feng-Shui-2-Kickstarter. Da ist es dann egal, wenn das Endprodukt ein paar Monate Verspätung hat. Es war aber trotzdem pünktlich. ;) )

Offline Nero

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #2 am: 1.08.2015 | 10:38 »
Kickstarter ist so ziemlich das beste was der Computer/Rollenspiel/Tabletop Szene passieren konnte.
Soll jeder Kickstarter machen wie er will. Ob jetzt Neulinge oder bereits etablierte Firmen. Wenn ich das haben will, werfe ich Geld auf die und gut ist. Verschiebungen um evtl. sogar mehrere Jahre sind mir ein bekanntes Risiko und stören mich nicht, so lange das Endprodukt geliefert wird und der versprochenen Qualität entspricht.
Und wenn nicht geliefert wird, ist das ärgerlich, aber ich war mir des Risikos bewusst und davon ab passiert das sehr selten.

Pyromancer

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #3 am: 1.08.2015 | 10:49 »
Kickstarter ist so ziemlich das beste was der Computer/Rollenspiel/Tabletop Szene passieren konnte.
Soll jeder Kickstarter machen wie er will. Ob jetzt Neulinge oder bereits etablierte Firmen. Wenn ich das haben will, werfe ich Geld auf die und gut ist. Verschiebungen um evtl. sogar mehrere Jahre sind mir ein bekanntes Risiko und stören mich nicht, so lange das Endprodukt geliefert wird und der versprochenen Qualität entspricht.
Ich kann mein Geld jetzt ausgeben, in der Hoffnung, dass ich vielleicht, in ein paar Jahren, ein cooles Produkt dafür bekomme.
Ich kann mein Geld aber auch jetzt ausgeben für ein (anderes) cooles Produkt, dass ich jetzt sofort und ohne Risiko bekomme.

Zitat
Und wenn nicht geliefert wird, ist das ärgerlich, aber ich war mir des Risikos bewusst und davon ab passiert das sehr selten.

Es passiert sehr selten, weil die wenigsten sagen: "Sorry, das Endprodukt wird nicht geliefert." Sie sagen statt dessen: "Ich liefere nächsten Monat! Versprochen!" Seit drei Jahren!
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Offline D. Athair

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #4 am: 1.08.2015 | 13:05 »
... ich bin nicht so der KS-Fan. Ja, es hat seine guten Seiten. Die Nachteile sind für mich aber ebenfalls gravierend.

Am besten finde ich noch die Variante, bei der der KS sich beinahe ausschließlich an Hardcore-Fans wendet (Lümüted Ed. und Goodies) und das eigentliche Produkt dann auch über die üblichen Vertriebswege erhältlich sein wird. Oder die Indie-Variante, bei der die Produktion sonst nicht möglich wäre. Für alles dazwischen gibt es mMn elegantere und sinnvollere Lösungen (wie print on demand, etc.).

Kurz: Die von mir gemochten Varianten setzten auf "Mäzenentum".
Als Verkaufsweg finde KS zum kztn.

"Jeder Backer erhält sofort die Vorab-Version des pdfs, in dem nur noch Bilder, Layout und Endlektorat fehlen." So sieht ein Verkaufsargument für mich aus. Damit kann ich JETZT spielen.
+1
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Offline 1of3

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #5 am: 1.08.2015 | 13:13 »
"Jeder Backer erhält sofort die Vorab-Version des pdfs, in dem nur noch Bilder, Layout und Endlektorat fehlen."

Das ist vernünftig. Alternativ: "Wenn die Zielsumme erreicht ist, wird das Produkt unter offener Lizenz veröffentlicht."

Offline Anastylos

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #6 am: 1.08.2015 | 23:12 »
Es scheint sich für die Verlage ja zu lohnen. Wer das nicht mag muss es ja nicht kaufen, in der Regel sind die Sachen ja später auch so erhältlich. Kickstarter ist bei großen Verlagen eher ein verbindliches Vorbestellen, die haben bis zum KS schon viel Geld in das Produkt investiert.

Offline Nick-Nack

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #7 am: 1.08.2015 | 23:37 »
Hatte mir ja vor wenigen Tagen die Rollenspiel-Kickstarter-Projekte für den August angeschaut, und muss sagen: So viele große Verlage waren da nicht dabei.
Aus meiner Sicht ist es einfach so: Die großen, die auch selbst in Vorlage treten könnten, können es sich nicht leisten, ein Kickstarter-Projekt zu lange hinauszuzögern. Schließlich haben sie (als große Verlage, die auch anderes verkaufen) einen Ruf zu verlieren. Außerdem haben sie viel Erfahrung mit dem Herausbringen von solchen Produkten. Daher ist hier das Risiko für den Besteller gering, es ist im Endeffekt ein einfaches Vorbestellsystem.
Die kleinen Verlage, bei denen das Risiko höher ist, nicht zu liefern (oder ewig hinauszuzögern), könnten sich eine Eigenpublikation sonst gar nicht leisten. Hier ist es also ein besser-als-garnichts-Modell: Ich habe lieber die Wahl, für ein riskantes Projekt mein Geld auf den Tisch zu legen, als dass ich nicht die Wahl habe und das Projekt sicher nie erscheint.

In Summe sehe ich persönlich deswegen Crowdfunding eher positiv. Ob ich Kickstarter selbst positiv sehe, da bin ich mir noch nicht sicher: Solche Marktplatzunternehmen entwickeln eine unglaubliche Macht und stellen damit de-facto-Arbeitgeber für viele Leute dar, ohne, dass diese Arbeitnehmer die entsprechenden Rechte hätten. Gemerkt habe ich das Anfang dieser Woche bei Youtube, als mein Kanal völlig überraschend und ohne Erklärung gesperrt worden war. Würde ich mein Geld mit einem Youtube-Kanal verdienen (was ich nicht tue), so wäre auf einmal meine Lebensgrundlage weg gewesen. Bei Kickstarter kann ich mir gut vorstellen, dass es ähnliche Probleme geben kann: Wenn Du als Kleinverlag nur so am Leben bleiben kannst, und Kickstarter einfach deine Projekte nicht mehr annimmt, hast Du ein Problem.
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Offline blut_und_glas

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #8 am: 2.08.2015 | 20:10 »
Bin da nämlich sehr zwiegespalten:

Ich nicht. :P

Im Rollenspielbereich lehne ich Crowdfunding ab, und zwar aus zwei ineinanderfließenden Gründen. Der eine ist die Umgehung des unternehmerischen Risikos, der andere die (Semi-)Kommerzialisierung von Hobbyentwicklungen.

Einem Unternehmen möchte ich sein Risiko nicht abnehmen beziehungsweise würde ich, wenn ich das überhaupt vorhätte, ein klassisches Finanzierungsmodell vorziehen, und keines, indem ich mit eigenem Risiko Kapital bereitstelle und dann (vielleicht!) dafür Merchandise erhalte. Das gilt insbesondere für Rollenspiele, da das Risiko von dem wir sprechen noch dazu so gering ist. Wer nicht bereit ist, die Beträge, von denen wir hier regelmäßig sprechen, selbst zu investieren/zu riskieren, der soll, was mich angeht, eben nicht versuchen, sein Geld auf diese Weise zu verdienen.

Damit haben sich im kommerziellen Bereich Rollenspiel-Crowdfundings für mich erledigt. Dahinter steckt einfach eine Einstellung zur Beziehung zwischen Unternehmen und Kunden, die ich nicht teile.

Den Bereich Liebhaberprojekte sehe ich allerdings als viel kritischer an. Mein Gefühl (irgendwelche Daten dazu habe ich selbstverständlich nicht) ist, dass die große Beliebtheit von Crowdfunding für Rollenspiele einen negativen Effekt auf Hobbyprojekte hat. Material, das der Gemeinde früher frei irgendwo im Internet oder (noch früher) zum absoluten Selbstkostenpreis (wenn überhaupt!) als kopiertes und klammergeheftetes Druckwerk angeboten worden wäre, landet jetzt hinter einer Crowdfundingschranke und wird nur noch gegen Bezahlung oder eben gar nicht angeboten.

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Draig-Athar

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #9 am: 2.08.2015 | 20:29 »
Den Bereich Liebhaberprojekte sehe ich allerdings als viel kritischer an. Mein Gefühl (irgendwelche Daten dazu habe ich selbstverständlich nicht) ist, dass die große Beliebtheit von Crowdfunding für Rollenspiele einen negativen Effekt auf Hobbyprojekte hat. Material, das der Gemeinde früher frei irgendwo im Internet oder (noch früher) zum absoluten Selbstkostenpreis (wenn überhaupt!) als kopiertes und klammergeheftetes Druckwerk angeboten worden wäre, landet jetzt hinter einer Crowdfundingschranke und wird nur noch gegen Bezahlung oder eben gar nicht angeboten.

Dann vergleiche doch einmal die Zahl der Crowdfunding Projekte in diesem Bereich allein mit den Werken, die bei OneBookShelf in einem vergleichbaren Zeitrahmen als "pay what you want" oder kostenlos angeboten werden. Das spricht dann doch ziemlich gegen dein Vermutung.

Offline blut_und_glas

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #10 am: 2.08.2015 | 21:05 »
Pay-what-you-want finde ich auch schon nicht mehr das Gelbe vom Ei, um ehrlich zu sein. Allerdings noch einen guten Schritt vom Crowdfunding entfernt.

Zudem: Dass weiterhin auch kostenfrei Material geteilt wird (wenn es das nicht würde, wären mir einige Dinge in letzter Zeit entgangen), ist nicht gleichbedeutend damit, dass nicht auch eine Abwanderung in den Bezahlsektor erfolgt. Die Hürde dafür wird durch Crowdfunding (und auf andere Weise eben auch durch Plattformen, die kommerzielle und freie Materialien über einen gemeinsamen Vertriebskanal anbieten) in jedem Fall herabgesetzt, wozu, wenn ich mich an manche anderen Diskussionen erinnere, die Netzgemeinde dann noch teilweise kräftigen Vorschub leistet ("ein schwarz-weiß pdf ohne hochwertige Bilder gucke ich mir erst gar nicht an!", um einmal zu paraphrasieren).
Aber da kommen wir vom reinen Crowdfunding weg. Was aber auch mehr ein Symptom ist, für etwas, das mir persönlich nicht gefällt, aber gewiss auch ganz anders bewertet (oder überhaupt wahrgenommen) werden kann.

Wo mich Crowdfunding übrigens weniger tangiert: Projekte die aus meiner Sicht nur mit einem erheblichen finanziellen (in Grenzen auch: Arbeits-) Aufwand überhaupt zu realisieren sind. Dazu zähle ich allerdings keine Rollenspiele.

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #11 am: 2.08.2015 | 21:24 »
Material, das der Gemeinde früher frei irgendwo im Internet oder (noch früher) zum absoluten Selbstkostenpreis (wenn überhaupt!) als kopiertes und klammergeheftetes Druckwerk angeboten worden wäre, landet jetzt hinter einer Crowdfundingschranke und wird nur noch gegen Bezahlung oder eben gar nicht angeboten.

Wer sein Zeug früher frei reingestellt hat, wird das i.d.R. auch heute tun.

Umgekehrt zahlt meist keine Sau in einen Kickstarter ein, bei dem es um ein inhaltlich tolles Produkt mit schlechten production values geht.

Das läuft erst dann, wenn ein interessantes Regelwerk auch entsprechend produziert wird.


Dazu auch:
Projekte die aus meiner Sicht nur mit einem erheblichen finanziellen (in Grenzen auch: Arbeits-) Aufwand überhaupt zu realisieren sind. Dazu zähle ich allerdings keine Rollenspiele.

Für einen einzelnen kann eine kleine Auflage "ordentlich" aufgemachter Regelwerke oder ein hochwertiges Brettspiel in kleiner Auflage schon einen ganzen Batzen Geld bedeuten.
Und gerade die Regel- und Spielebastler in ihrer Garage haben öfter mal ein ausgereiftes Spiel und stehen vor der Frage, ob das "richtig" produziert werden kann/soll.

Da ist Crowdfunding doch genau richtig - auch deswegen, weil das ganze Drumherum nach dem Erstellen der eigentlichen Regeln oftmals eine Arbeit für jemanden ist, der Vater und Mutter erschlagen hat.
Das macht doch niemand mit Job, Familie und anderen Hobbies mal so nebenbei für den Fall, dass es wirklich ein paar Verrückte geben könnte, die das wollen.
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Offline blut_und_glas

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #12 am: 2.08.2015 | 21:35 »
Für einen einzelnen kann eine kleine Auflage "ordentlich" aufgemachter Regelwerke oder ein hochwertiges Brettspiel in kleiner Auflage schon einen ganzen Batzen Geld bedeuten.

Danke für dieses Beispiel, darin steckt nämlich im Ansatz genau der Grund, aus dem ich ganz besonders für Rollenspiele Crowdfunding ablehne.

Der Unterschied: Das Rollenspiel funktioniert als Rollenspiel auch ohne die "ordentliche Aufmachung". Das Brettspiel funktioniert zwar auch mit weniger hochwertigen Materialien, aber ganz ohne Materialien funktioniert es eben nicht.

Bei einem Brettspiel wäre ich daher schon wesentlich eher geneigt, ein Crowdfunding nicht ganz so negativ zu sehen.

Das nimmt bei Projekten, die noch stärker auf ihr Spielmaterial angewiesen sind, dementsprechend zu (Miniaturenspiele beispielsweise, wobei mich da der Weg vom Clubregelwerk zum kommerziellen Regelwerk auch teilweise anfrisst).

Aber ich glaube der Thread ist weit genug entführt. Kern war ja eher die Unternehmensseite, und nicht meine Befindlichkeiten in Bezug auf die Grenze/den Grenzgang zwischen Hobby und Geschäft. Hätte ich vielleicht einfach gleich ausklammern sollen.

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« Letzte Änderung: 2.08.2015 | 21:39 von blut_und_glas »
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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #13 am: 3.08.2015 | 00:14 »
Der Unterschied: Das Rollenspiel funktioniert als Rollenspiel auch ohne die "ordentliche Aufmachung". Das Brettspiel funktioniert zwar auch mit weniger hochwertigen Materialien, aber ganz ohne Materialien funktioniert es eben nicht.

Wie es oben schon angeklungen ist:

Wenn es den reinen Inhalt kostenlos gibt und der Kickstarter sich damit nur an diejenigen richtet, die gerne ein schickes Hardcover o.Ä. hätten, dann dürfte das für dich doch auch bei Rollenspielen unproblematisch sein, oder?


Auf der anderen Seite ist ja keiner verpflichtet, seinen selbstgebastelten Kram überhaupt zur Verfügung zu stellen, ob nun kostenlos oder nicht.
Und wenn dann wirklich einer meint, das Ganze nur über Kickstarter mit einer Finanzierungshöhe anzubieten, von der er auch privat noch was hat - dann soll er das in Gottes Namen eben machen.
Intuitiv würde ich nicht sagen, dass die Zahl derer, die das so halten, sonderlich groß ist.
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Offline Teylen

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #14 am: 3.08.2015 | 01:05 »
Ich persönlich vermag in Crowdfunding Projekten wenige bis keine Nachteile entdecken.

Als Kunde der ein Produkt vor erscheinen erwerben möchte bietet ein Crowdfunding Projekt gegenüber einer traditionellen Verkaufsplattform starke Vorteile. Die Information hinsichtlich des kommenden Produkt ist umfassender. Es ist transparent wieviele Personen in welchen Umfang sich an dem Projekt beteiligen. Viele Projekte bieten bei einer Überfinanzierung weitere Materialien an welche das Produkt bereichern. Die Kommunikation mit dem Produzenten ist intensiver. Man hat die Möglichkeit andere Kunden zu erkennen sowie sich mit diesen auszutauschen. Der Prozess geht oftmals über einen gewissen Zeitraum in dem man sich problemlos tiefer mit der Investition befassen kann sowie die eigene Entscheidung sowohl zu einer Nichtbeteiligung als auch einer Veränderung des Betrag korrigieren. Häufig besteht entweder die Möglichkeit einen Kontakt zu Künstlern herzustellen um ein persönliches Portrait zu erhalten oder sich mit Inhalten an der Gestaltung des Produkt beteiligen zu können.

Dem gegenüber besteht aus der Kundenperspektive lediglich die Herausforderung das entweder das Produkt die erwarteten Qualitätsmerkmale nicht erfüllt oder sich die Veranstalter aus ihrer Verantwortung und Pflichten zurück ziehen. Basierend auf der Erfahrung aus 109 erfolgreich abgeschlossenen Projekten auf Kickstarter schätze ich die Gefahr dahingehend jedoch als verhältnismäßig gering ein. Zumal man lernt worauf man achten sollte respektive an Erfahrung gewinnt.

Allgemein habe ich kein Problem damit wenn Personen oder Verlagen für die Arbeit welche sie in Produkte für mein Hobby investieren eine gute, monetäre Entlohnung oder zumindest Entschädigung erhalten.

Dementsprechend bietet mir Crowdfunding ebenso die Möglichkeit Machern deren Arbeit ich für ihr Projekt sehr schätze über den geforderten Mindestbetrag für das PDF oder Buch hinaus einen weiteren Geldbetrag zukommen zu lassen. Mir persönlich erscheint es als Paradox Beschwerden darüber zu lesen das Kunden Plattformen wie beispielsweise Kickstarter als Vorbestellungsmöglichkeit angeblich "missbrauchen" während gleichzeitig eine persönliche Umfrage auf G+ zum Thema des Pledge-Verhalten ergibt das das "über pledgen" eine Ausnahme zu sein scheint.


Der gewöhnliche Händler erfährt durch meine Beteiligung an Kickstarter in der Regel keinen Verlust da ich persönlich in den letzten Jahren nicht mehr als wenn ich mich recht erinnere viermal in einem Laden mit Rollenspielangebot war (dem T3 in FaM im Rahmen eines Anime-Fan Treffen). Wenn ich mich entschieden hätte keine Kickstarter zu unterstützen wäre es nicht dergestalt gewesen das ich die Ergebnisse der Projekte in dem Laden vorgefunden hätte.

Crowdfunding Projekte bieten darüberhinaus mitunter die Möglichkeit für Händler, im Austausch gegen einen Nachweis das es sich um einen Händler handelt, eine gewisse Anzahl von Bücher für entsprechend Konditionen zu erwerben. Wobei es durchaus viele Projekte gibt die direkt von der Crowdfunding Plattform zu DriveThruRPG.com gehen um den Kunden darüber sowohl ein Druckwerk als auch das PDF anzubieten.

Hinsichtlich des gewöhnlichen Einkauf sehe ich den Konflikt eher zwischen der Möglichkeit zum zügigen Preis sowie Angebotsvergleich bei verschiedenen Online-Kauf-Plattformen als dahingehend das Crowdfunding ein Problem darstellt.


Hinsichtlich der Autoren sowie der Schaffenden halte ich Crowdfunding für ein exzellentes Werkzeug sowohl zu sehen ob ein Produkt Abnehmer findet, als auch zu erkunden ob man die grundlegenden Kosten wieder hinein bekommt, die eigene Mühe sowie investierte Arbeit entlohnen zu lassen und zu guter letzt ein Buch zu verlegen für das sich ohne Crowdfunding kein Verlag erbarmt hätte, das andernfalls in der Skurrilitäten Box eines Verlag ohne Betreuung verendet wäre oder in der Flut des massenhaft kostenlos produzierten Material schlicht keine Aufmerksamkeit findet.
Wobei es natürlich mit der Anforderung einhergeht eine vernünftige Kalkulation für das Projekt zu erstellen, das Projekt ansprechend zu gestalten, es entsprechend zu verbreiten, zu betreuen und schließlich bei einem erfolgreichen Abschluss zu erfüllen.
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Offline aikar

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #15 am: 3.08.2015 | 07:32 »
Ich stehe Crowdfounding auch eher positiv gegenüber.

Für kleine Firmen ist es eine Option Publikum zu erreichen und ein Projekt zu finanzieren, das sonst nie das Licht der Welt erblickt hätte.

Gut, bei großen Firmen lässt sich drüber streiten, aber da sehe ich es eher als Werbeplattform mit Vorbestellungsoption.

Und was man auch sagen muss: Ja, eine Firma könnte theoretisch damit abgreifen ohne zu liefern, aber ruiniert sich dabei den Ruf, insofern sehe ich das jetzt nicht als Standardverhalten an.
Und das selbe gilt prinzipiell bei jeder Vorbestelleraktion, egal ob mit Crowdfounding oder nicht.
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Offline YY

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #16 am: 3.08.2015 | 08:04 »
Die Information hinsichtlich des kommenden Produkt ist umfassender. Es ist transparent wieviele Personen in welchen Umfang sich an dem Projekt beteiligen.
...
Die Kommunikation mit dem Produzenten ist intensiver.

Das sollte bei "regulären" Produkten eigentlich auch so sein.

Wenn sich ein großes Unternehmen erst durch die besonderen Umstände von Kickstarter dazu bequemt, ordentlich zu kommunizieren und transparent zu arbeiten, ist das nur dann wirklich gut, wenn es daraus auch für den traditionellen Vertriebsweg lernt.


Informationen über das Produkt sind aber mehr oder weniger zwingend dann besser, wenn es bereits fertiggestellt und verfügbar ist.
Höchstens kann der Kickstarter da gleichziehen, aber grundsätzlich kauft man da eher die Katze im Sack als bei einem "normalen" Produkt.

Ausnahmen bestätigen die Regel...ich habe hier ein System im Regal stehen, das ich mir jahrelang nicht gekauft hatte, weil es genau ein längeres, negatives Review dazu im Netz gibt. Von einem, der keine Ahnung hat, wie ich im Nachhinein (glücklicherweise) festgestellt habe  :P
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Offline Teylen

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #17 am: 3.08.2015 | 08:42 »
Das sollte bei "regulären" Produkten eigentlich auch so sein.
Bei regulären Produkten ist die Plattform hierfür nicht gegeben.
Das heißt ein Crowdfunding Projekt, gerade auf Kickstarter, forciert die Kommunikation doch recht stark.

Man hat zunächst eine zwischen Verlagen standardisierte Möglichkeit der Kontaktaufnahme.
Was für mich den Vorteil hat das etwaige Vorbehalte hinsichtlich des Kontakts abgebaut werden.
Nach meinen Eindruck macht es die einheitliche Darstellung sowie zusätzlichen Informationen (Pledge-Level des Kunden) auch für die Verlage einladender zu kommunizieren. Das heißt eine traditionelle Kontaktaufnahme kann durchaus seine Zeit dauern. Bei Kickstarter hingegen passiert es selten das eine Antwort mehr als 24 Stunden auf sich warten lässt.

Ebenso bieten Crowdfunding Projekte für jedes einzelne Projekt einen Bereich in dem Kommentare sowie Meldungen (Updates) gesammelt werden.
Jenseits des Crowdfunding ist es durchaus eine Herausforderung für jedes einzelne Buchprojekt ein eigenes Unterforum sowie eine Nachrichtenseite einzurichten, zu überwachen sowie am leben zu halten. Das heißt man hat weder den Austausch mit allen Vorbestellern noch die komfortable Möglichkeit Statusmeldungen aufzugeben.

Aus der Außenperspektive des Kunden ermöglicht Kickstarter zudem zu beobachten ob und wie der Projektersteller kommuniziert.
Als praktisches Beispiel gab es die Herausforderung das auf Projekte von Prometheus die über deren eigene Plattform ohne Update sowie Kommentarbereich eine wöchentliche Kommunikation durch Statusmeldungen versprachen, diese jedoch nur eingeschränkt erfolgte. Etwas das für den Kunden bei dem Crowdfunding-/Vorbestellungsvorgang nicht transparent war. Mit dem Schritt auf eine Plattform ist für den Kunden über den Projektzeitraum eine Transparenz gegeben. Der Kunde sieht das es aktuell 10 Statusmeldungen gegeben hat und kann und er kann ersehen das von 111 Kommentaren 11 vom Projektmacher stammen.
Das heißt offensichtlich hat Kickstarter dort eine positive Wirkung darauf ordentlich zu kommunizieren und transparent zu arbeiten.

In einem anderen Beispiel hat mich die Kommunikationsweise von Mark Rhein*Hagen bezüglich seines I am Zombie Kickstarter davor bewahrt den Fehler zu machen mich an dem Projekt zu beteiligen. Bei einer traditionelleren Veröffentlichungsform wäre das intransparent geblieben.

Zitat
Informationen über das Produkt sind aber mehr oder weniger zwingend dann besser, wenn es bereits fertiggestellt und verfügbar ist.
Höchstens kann der Kickstarter da gleichziehen, aber grundsätzlich kauft man da eher die Katze im Sack als bei einem "normalen" Produkt.
Meine Behauptung ist das Kickstarter mehr Informationen bietet als man bei einer traditionellen Vorbestellung erhält.
Das heißt man erhält bei Kickstarter ein Video, eine oftmals 5-10 Seitige Vorstellung des Produkt, mitunter eine Vorschau auf den vollständigen, unlektorierten Text, Schnellstartregeln, YouTube Demonstrationen des Spiels sowie der Regeln. Dem fügen sich bis zum Ende der Kampagne je nach Aktivität des Projektersteller 5 bis 20 Statusmeldungen mit weiterführenden Informationen bei sowie jenachdem weitere Produktseiten.

Ich kann mich an keine Vorbestellung erinnern bei dem ein vergleichbarer Umfang an Informationen von Herstellerseite gegeben ist.
Ich kenne durchaus etablierte Produkte die bei mir im Regalstellen über die vor dem Kauf weniger Informationen verfügbar waren [z.B. so ziemlich jedes meiner Mafia-RPGs].

Hinsichtlich Reviews sprichst du bereits treffend das Problem an. Sie sind halt letztlich doch recht subjektiv.
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Offline KhornedBeef

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #18 am: 6.08.2015 | 16:08 »
Kann der Threadersteller mal bitte den Titel erklären? Ich muss das sonst als Trollversuchen werten (unabhängig vom der wertvollen Diskussion im Thread selbst).
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Der Rote Baron

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Re: Kickstarter - TTIP für die Kleinen?
« Antwort #19 am: 7.08.2015 | 11:53 »
Einige hier vertreten die Meinung, dass Kickstarter auch bei etablierten Verlagen doch eine gute Sache sei, denn man bestelle ja eigentlich nur vor - das Dingen sei ja sowieso schon so gut wie gedruckt.
Eben.
Dann benötigen die aber auch keine "Starthilfe" mehr, sondern sollen gefälligst wie Unternehmer was unternehmen und Vorbestellungen annehmen. Die kann dann ja sofort - noch vor Drucklegung - für die Vorbesteller mit einer (illustrierten) PDF vorab belohnt werden.

Meine Erfahrungen mit Kickstatern sind insgesamt mau bis schlecht (sind allerdings - nur der Statistik geschuldet - bisher nur zwei, aber es wedren keine weiteren Folgen):
1) Brave Halfling Abenteuer - eine einzige Geldmelkerei. Bisher habe ich nur ein paar PDFs erhalten, von dem Produkt in Totbaum bei mir keine Spur. Dafür habe ich das Abenteuer schon letztes Jahr auf der SPIEL aif dem Ramscshtisch gesehen. Jawohl! Mein Geld wird gerne genommen (und das von 300 anderen), der Zielbetrag von $1000 18 MAL (!) übertroffen - und dann bekomme ich ein paar PDFs und die traurige Lebensgeschichte des Nichtlieferers nebst 1000 Ausreden. Meine Verlobte arbeitet freiberuflich - ihr stehen die Haare zu Berge bei solch einem Geschäftsgebaren ... nur auf Kickstarter möglich. Denn da fahre ich nicht mal eben vorbei und hole mir (auch mit viel Geschrei!) mein Geld wieder und für $ 50 dinge ich keinen Anwalt in den USA.

2) Pinnacle - Weird Wars Rome: Dumm wie ich war dachte ich: "Hey, die sind verlässlich und dann habe ich das Zeuch exklusiv und das wird ja wohl auch nicht so bald (wenn überhaupt) in den laden kommen!" - Verlässlich - ja. Exklusiv: Nein. War Tage später überall vorrätig. Habe ein paar Extra-PDFs ergalten (vorgefertigte Charaktere), doch das gleicht die Lieferkosten nicht aus. Nun ist mir exklusiv eigentlich auch wurscht, doch ehrlich - hätte ich das Material im Laden gesehen, ich hätte es möglicherweise (als KUNDE) nicht gekauft. Doch bei Kickstarter (als MÄZEN) nehme ich es. ISt ja schon bezahlt.

Zudem noch folgendes:
Für die Produzenten ist es kurzfristig gut: Man macht dem Markt ein Angebot und der Markt signalisiert nicht nur sein Interesse, sondern finanziert das Projekt selbst! Nach Abzug der Produktionskosten hat man unter Umgehung des zwischen- und Einzelhandels den Profit satter und sicherer als vorher je gedacht!
Und den Überschuss schiebt man dann in dei Läden, die sich ja auch mit Händlerrabatten/ Extraoptionen an Kickstatern beteiligen können ... und dann den Mist kaum noch loswerden, denn die hochspezialisierte Kindschaft (ich, ihr, alle anderen Rollenspielwahnsinnigen) haben schon beim Kickstater das Dingen bestellt!

Für die noch verbliebenen Hobbyläden ist Kickstater Gift. Der Rollenspielfred meines Vertrauens kriget regelmäßig Schaum vor dem Mund und verteilt an alle im Raum flächendekendes Köln-Kalk-Verbot, wenn man auf Kickstater und Schwarmfinanzierung zu sprechen kommt.
Und ich kann's verstehen - der Mann lebt vom Verkauf und bietet auch noch ne ganze Menge anderer Sachen an (Spielrunden, Beratung, Ansicht der Produkte, Kaffe, gute Stimmung usw.), die den Verlagen auf Lange Sicht Spieler kosten werden.

Kurzfristig stimmt so beim "Schwarmmelken" die Kasse - langfristig gräbt man sich das Wasser ab.
Und mit Verkäufer-Kunde hat das Ganze auch nichts mehr zu tun.
Das Risiko trägt nur noch eine Seite: Ich.
Ich zahle. A
uf ein Versprechen etwas zu produzieren und zu liefern.
Kommt es nicht - das Geld ist weg.
Ist das Produkt nicht zufriedenstellend oder nicht annähernd so, wie angekündigt - Umtausch ist nicht. Das Geld ist weg.
Dafür habe ich aber - juhu! - vielleicht vorher ein paar PDFs von Nippes erhalten, den es als Extra obendrauf gab (die sogenannten "Ziele", die entweder eigentlich Extra-Produkte sind oder halbaufgepumpet Luftballons, die man vielelicht geschenkt nähme).

Kickstarter - zu Anfang einer gut Idee (als Hilfe für ansonsten nicht zu verwirklichender Ideen), inzwischen eine Geldsaugmaschine in "hip"!