Autor Thema: Kickstarter bei größeren Firmen - für und wider; war:Smalltalk Kickstarter  (Gelesen 5520 mal)

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Hier ist die Anfrage vermutlich richtig aufgehoben: Kann mir mal jemand die Argumentationslinie erklären, nach der ein Crowdfunding aus ethisch-moralischen (oder meinetwegen auch aus anderen) Gründen für größere Firmen (wie auch immer das definiert ist) zu beanstanden wäre? Ich stehe da ganz ernsthaft auf dem Schlauch und verstehe da etwas ganz grundsätzlich nicht. Für einen kurzen Klaps auf den Hinterkopf wäre ich dankbar.
« Letzte Änderung: 25.02.2018 | 17:29 von Bad Horse »

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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #1 am: 23.02.2018 | 15:38 »
Kann mir mal jemand die Argumentationslinie erklären, nach der ein Crowdfunding aus ethisch-moralischen (oder meinetwegen auch aus anderen) Gründen für größere Firmen (wie auch immer das definiert ist) zu beanstanden wäre?
Nach zwei Diskussionen in einem Online-Stammtisch mit einer Person die ich für HoST halte.
Die eine Grundannahme ist, dass Unternehmen sich dadurch auszeichnen das unternehmerische Risiko zu tragen. Soweit das es als ethisch für das Unternehmen betrachtet wird dies zu tun und als Imperativ aufgestellt wird. Die andere Grundannahme ist, dass Unternehmen mit einem Crowdfunding das unternehmerische Risiko ablegen und auf die Kunden verteilen.
Wenn ein Unternehmen unter dieser Setzung ein Crowdfunding veranstaltet, entledigt es sich seiner Verantwortung als Händler das unternehmerische Risiko zu tragen und agiert damit unethisch.

Dieser Vorwurf wird mitunter verstärkt, wenn der Vertreter dieser Ansicht der Meinung ist, das es sich um ein profitables Unternehmen handelt. Wofür mitunter die Zahlen aus dem Bundesanzeiger herangezogen werden. Ferner wird der Vorwurf von der Person verstärkt, wenn das Unternehmen mittels Crowdfunding ein Produkt finanziert, von dem die Person sagt das es kein unternehmerisches Risiko darstellt.


Ich persönlich sehe es grundlegend anders.
Das heißt ein Unternehmer steht hinsichtlich des ethischen Handels, meines Erachtens, in der Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern sowie den Kunden. Ich persönlich halte es in dem Kontext für falsch unnötige unternehmerische Risiken einzugehen, und damit die Anstellung sowie das Gehalt der Mitarbeiter zu finanzieren. Ich bin dahingehend weiterhin der Ansicht, dass das Risiko nicht umverteilt wird, da der Kunde im Kontext des Crowdfunding (idR) einen Anspruch auf das Produkt oder eine Erstattung erwirbt. Auch wenn dieser schwierig oder mitunter auch nicht [im Rahmen der Verhältnismäßigkeit] durchsetzbar ist.
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #2 am: 23.02.2018 | 15:45 »
Ah, okay, danke für die Erläuterung. Sowas hatte ich ein bisschen befürchtet. Schade. Ich hatte gehofft, dass es ein paar gehaltvollere Gedanken von Kritikern von Crowdfundings gibt. Nunja. Aber danke!

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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #3 am: 23.02.2018 | 20:41 »
Zu dem Finanzierungsmodell ‚Crowdfunding‘ sollte man als erstes die Alternativen beleuchten:

Klassische Finanzierungsformen (vereinfacht beschrieben)

1. Fremdkapital (prototypisch: Der Bankkredit)
Sicht des Unternehmens: Kein Mitspracherecht des Geldgebers im Tagesgeschäft, dafür laufende Verbindlichkeiten, die unabhängig vom Geschäftserfolg fällig sind
Sicht des Geldgebers: Begrenztes Risiko, regelmäßige Einnahmen durch Zinsen unabhängig vom letztendlichen Geschäftserfolg, Auskunftsrechte (kann bspw. auch sein: Wurde mein Geld zweckmäßig eingesetzt?)

2. Eigenkapital (beispielsweise: Stimmrechtsaktien, Gesellschaftanteile)
Sicht des Unternehmens: Keine laufenden Zinskosten, u.U. einfacher zu bekommen, als ein Bankkredit, dafür eingeschränkte Handlungsfreiheit, da der Geldgeber von nun an Mitreden darf oder zumindest weitreichende Auskunftsrechte besitzt (Aktie)
Sicht des Geldgebers: Mitspracherecht im Unternehmen, dafür auch volles Risiko (das eingesetzte Geld ist im schlimmsten Fall weg) aber eben auch volle Gewinnbeteiligung

Das Crowfunding stellt hier eine sogenannte Mezzanine Finanzierung dar (andere Beispiele wären bspw. Genussrechte oder stille Beteiligungen).
Für das Crowdfunding ist die Lage eher die folgende:
Sicht des Unternehmens: Sofortige Geldeinnahme, keine Mitspracherechte des Geldgebers und kaum Auskunftspflichten, keine laufenden Verbindlichkeiten
Sicht des Geldgebers (Motivation ist hier höchst individuell, meist eher ideell und kann bei meiner Betrachtung erst mal ausser vor gelassen werden): Hohes Risiko (das Geld ist im schlimmsten Fall weg, man erhält weniger Gegenwert oder das Versprechen wird erst mit großer zeitlicher Verzögerung eingelöst, wenn es einen vielleicht gar nicht mehr interessiert), Durchsetzungsmöglichkeit der Rechte soweit eingeräumt gegenüber dem Unternehmen gering) und, jetzt die Crux aus meiner Sicht: Keine Gewinnbeteiligung!
Zuallererst: Stretchgoals sind keine Gewinnbeteiligung, der Gewinn ergibt sich aus dem Unternehmensergebnis nicht dem Crowdfundingerfolg.
Das über die Finanzierung eingenommene Geld ist per se nicht zweckgebunden - das Unternehmen kann frei über die eingenommenen Mittel verfügen kann.
Das Unternehmen könnte beispielsweise mit dem Geld den Nachdruck eines, bleiben wir beim Rollenspiel, etablierten Regelwerks finanzieren. Hiermit erzielen sie einen hohen Gewinn (das Regelwerk ist fertig, es müssen nur die Druckkosten finanziert werden, die Marge ist groß, das Risiko eigentlich gering, da die Absatzzahlen bekannt sind). Sie hätten den Nachdruck auch anders finanzieren können, bspw. mit einem Bankkredit (Annahme hierbei: stabile Absatzzahlen, dann finanziert die Bank sowas auch problemlos, die wollen ja Geld verdienen), aber das wiederum hätte das Unternehmen eben nach hinten raus Zinsen gekostet und die Bank hat normalerweise ein Auskunftsrecht (Bilanzeinsicht usw.).

-> Mit dem Geld der Crowdfunder kann also normal gewirtschaftet und Gewinne erzielt werden, die mit dem eigentlichen Subjekt des Crowdfundings nichts zu tun haben. An diesen Gewinnen ist der Crowdfunder nicht beteiligt, obwohl er das volle Risiko trägt, denn das Unternehmen hat ihm für die Finanzierung nur ein Versprechen abgegeben. Wie dieses Versprechen eingelöst wird ist allein in Verantwortung des Unternehmens.

Die Frage nach der ‚Moral‘ wäre hier also: Etablierte Unternehmen, die Produkte herstellen, haben normalerweise immer Geldbedarf (Druckkosten, freie Mitarbeiter, Material, etc.). Hier geht das Geld sozusagen in der großen Maschinerie unter und arbeitet für das Unternehmen. Du bekommst einfach irgendwann Dein versprochenes Produkt oder was auch immer. Das Unternehmen umgeht somit die Nachteile der klassischen Finanzierungsformen weitgehend, obwohl sie sie vermutlich problemlos hätten nutzen können.

Aus der Sicht des Unternehmens geht es also gar nicht so sehr um Risikovermeidung, sondern darum, die Nachteile der Fremdfinanzierung (laufende Verbindlichkeiten, Auskunftspflicht) und des Eigenkapitals (Mitsprache- und Auskunftsrechte) zu vermeiden. Die Herstellung der durch das Crowdfunding produzierten Waren ist hier Tagesgeschäft.

Ein ordentlich geführtes, etabliertes Unternehmen sollte kein Crowdfunding benötigen, um bspw. Personalgehälter zu bezahlen. Zudem wird das Personal am erwirtschafteten Gewinn im Normalfall nicht oder nur geringfügig beteiligt.

Vielleicht fällt mir später noch mehr dazu ein, aber ich denke, das reicht erst mal als Denkanstoß oder sogar Diskussionsansatz - in letzterem Fall sollten wir allerdings vielleicht lieber einen eigenen Faden aufmachen ;)
« Letzte Änderung: 23.02.2018 | 20:47 von MadMaex »
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #4 am: 23.02.2018 | 22:47 »
Als nur kurzer Einwurf, es wird allgemein unterschieden zwischen:
Crowdfunding
Crowddonation
Crowdinvesting

Wobei es Crowdfunding mit stark ausgeprägten Mäzenantenaspekt gibt [Patreon] und solche die stark Reward-basiert sind [GameOnTabletop, Kickstarter]
Jenseits des Crowdinvesting nimmt man keine Investition vor und ist daher nicht Gewinnbeteiligt. Allgemein kommt beim Crowdfunding, gerade dem Reward-basierten, nach meinem Kenntnisstand ein normaler Kaufvertrag zustande. Hatte versucht dahingehend in einem seperaten, älteren Beitrag ([CF 101] Crowdfunding & Recht) einzugehen.
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #5 am: 23.02.2018 | 22:47 »
Aus der Sicht des Unternehmens geht es also gar nicht so sehr um Risikovermeidung, sondern darum, die Nachteile der Fremdfinanzierung (laufende Verbindlichkeiten, Auskunftspflicht) und des Eigenkapitals (Mitsprache- und Auskunftsrechte) zu vermeiden. Die Herstellung der durch das Crowdfunding produzierten Waren ist hier Tagesgeschäft.
Das sehe ich anders.

Zum einen denke ich, es ist ein Fehler, Crowdfunding nur als Finanzierungsmethode zu betrachten.
Es ist gleichzeitig Werbung für den Veranstalter und Event (wenn gut gemacht) für die Backer.

Zum zweiten sollte man unterscheiden zwischen Produkten, die sowieso gemacht würden und solchen, die normalerweise wegen wahrscheinlich zu geringer Zielgruppe gar nicht umgesetzt würden.
Wenn die Realisierung des Produktes nicht fix ist, ist das Crowdfunding auch eine Interessensabschätzung für den potentiellen Hersteller (was man wiederum als Risikovermeidung werten kann).
Damit können auch Produkte den Markt erreichen, die ansonsten als "höchstwahrscheinlich unprofitabel" keine Chance hätten.
Das Crowdfunding nimmt hier also auch den Platz einer Kundenbefragung ein.

Selbst wenn das Produkt fix produziert wird, kann das Crowdfunding einen Hinweis darauf geben, in welcher Stückzahl die Produktion am meisten Sinn macht. Das sorgt einerseits dafür, dass der Hersteller nicht auf unverkaufter Ware sitzen bleibt (Risiko) andererseits aber auch dafür, dass es keine Probleme mit Lieferengpässen gibt, weil zu knapp kalkuliert wurde (unangenehm für interessierte Kunden).

Alles in allem ist ein gut gemachtes Crowdfunding für Veranstalter und Kunde eine Win-Win-Situation. Daran ist nichts unethisches.

NATÜRLICH kann jemand das Geld des Crowdfundings nehmen, in andere Projekte stecken oder verschleudern oder veruntreuen. DAS ist unethisch. Aber das ist für mich genauso wenig eine allgemeine Beschreibung für Crowdfunding wie ein Amokfahrer dem typischen Autofahrer entspricht.
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #6 am: 23.02.2018 | 23:01 »
Als nur kurzer Einwurf, es wird allgemein unterschieden zwischen:
Crowdfunding
Crowddonation
Crowdinvesting
Crowddonating würde ich mal aussen vor lassen bei der Betrachtung. Das dürfte bei Unternehmen normalerweise nicht der Fall sein ;)

Das Crowdinvesting ist sicher nochmal ein Kapitel für sich. Je nach Ausgestaltung kann das sich in Richtung Fremdkapital oder Eigenkapital verschieben.

Gefragt war hier nach dem eher typischen Crowdfunding ala Kickstarter und ähnlichen, zumindest hab ich das so verstanden und nur darauf abgezielt argumentiert ;)

Das Zustandekommen eines ‚klassischen Kaufvertrags‘ ändert nichts an meinen Ausführungen. Auch eine Vorbestellung im herkömmlichen Sinne wäre eine mezzanine Finanzierung mit den geschilderten Konsequenzen, finde ich.
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #7 am: 23.02.2018 | 23:13 »
@Aikar: Prinzipiell stimme ich mit Dir überein, aber danach war ja nicht gefragt ;)
Vom Unternehmerischen her handelt es sich nun mal um eine Finanzierungsform. Weitere Effekte wie Werbung, Marktanalyse (Interesse abschätzen, Stückzahlen ermitteln) kommen noch dazu und sind ja hauptsächlich Vorteile für das Unternehmen und nicht für den Geldgeber/Kunden.

Natürlich können von einem erfolgreichen Crowdfunding beide Seiten profitieren, gar keine Frage. Aber es war ja explizit nach Argumenten _gegen_ Crowdfunding von etablierten Unternehmen gefragt und da dürfte sich teilweise der Vorteil des Kunden reduzieren, da Produkte oftmals vermutlich auch ohne Crowdfunding gemacht würden. Ob ein Crowdfunding überhaupt erfolgsversprechend ist wird da sicher bereits im Vorfeld gut überlegt.

Ethik ist hier schwierig. Für ein Unternehmen ist so ein Crowdfunding eine tolle Sache und da stecken ja, wie Teylen schon angemerkt hat, auch Menschen dahinter ;)

NATÜRLICH kann jemand das Geld des Crowdfundings nehmen, in andere Projekte stecken oder verschleudern oder veruntreuen. DAS ist unethisch. Aber das ist für mich genauso wenig eine allgemeine Beschreibung für Crowdfunding wie ein Amokfahrer dem typischen Autofahrer entspricht.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass Crowdfundinggeld bei etablierten Unternehmen mit weiteren Produkten auf ein extra Konto kommt und nur dafür verwendet wird - das wäre schon allein Betriebswirtschaftlich wenig sinnvoll und auch nicht unetisch, solange die Versprechen ungefähr im versprochenen Zeitrahmen erfüllt werden.
« Letzte Änderung: 23.02.2018 | 23:17 von MadMaex »
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #8 am: 23.02.2018 | 23:19 »
Das Zustandekommen eines ‚klassischen Kaufvertrags‘ ändert nichts an meinen Ausführungen. Auch eine Vorbestellung im herkömmlichen Sinne wäre eine mezzanine Finanzierung mit den geschilderten Konsequenzen, finde ich.
Nein, ein klassischer Kaufvertrag ist keine mezzanine Finanzierung. Der Käufer ist schlicht vorleistungspflichtig und legt die Kohle für die gewünschten Produkte hin, wohingegen noch nicht einmal klar ist, wann die Werklieferung/Kaufgegenstand überhaupt fällig sind. Deine (grundsätzlich inhaltlich korrekten) Beispiele und Erklärungen greifen hier nicht Platz, weil hier niemand investiert, damit irgendjemand etwas macht und man dafür irgendeinen "Return" bekommt. Ich denke nicht, dass wir darüber streiten müssen, ob die Bücher irgendwelche Sachausschüttungen sind...

Teylen hat vollkommen recht. Das ist schlicht wie ein Kaufvertrag/Werklieferungsvertrag zu behandeln. Mit dem Geld können die "gefundeten" natürlich tun und lassen was sie wollen (das ist auch nicht unethisch, Versandunternehmen machen das die ganze Zeit), aber Verkäufer müssen natürlich leisten! Wem das zulange dauert, der sollte halt mahnen und wenn es ihm reicht im Leistungsstörungsrecht des besonderen Schuldrechts blättern.

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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #9 am: 23.02.2018 | 23:26 »
Nein, ein klassischer Kaufvertrag ist keine mezzanine Finanzierung.
Stimmt. Das war jetzt rein aus Sicht des Unternehmens argumentiert. Und eine Vorbestellung ist aus der Sicht ein Weg vorab an Geld zu kommen. Ich unterstelle hier auch grundsätzlich den Willen, den Verpflichtungen oder Versprechen auch nachzukommen. Betrug wäre ein ganz anderes Kapitel.
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #10 am: 23.02.2018 | 23:29 »
Stimmt. Das war jetzt rein aus Sicht des Unternehmens argumentiert. Und eine Vorbestellung ist aus der Sicht ein Weg vorab an Geld zu kommen. Ich unterstelle hier auch grundsätzlich den Willen, den Verpflichtungen oder Versprechen auch nachzukommen. Betrug wäre ein ganz anderes Kapitel.
Ich frage mich nur, ob es tatsächlich um die Innenfinanzierung so schlecht bestellt ist, dass das "funding" erforderlich ist, oder, ob bei den redlichen, professionellen Kickstartern nicht vielmehr der Marketingaspekt im Vordergrund steht.

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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #11 am: 23.02.2018 | 23:35 »
Ich frage mich nur, ob es tatsächlich um die Innenfinanzierung so schlecht bestellt ist, dass das "funding" erforderlich ist, oder, ob bei den redlichen, professionellen Kickstartern nicht vielmehr der Marketingaspekt im Vordergrund steht.
Puh, langsam fällt es mir schwer, hier den Advocatus Diaboli zu geben :D
Der Punkt der Argumentation sollte sein: Geld fließt von A nach B. Was geschieht mit dem Geld und wo haben hier etablierte Unternehmen Vorteile, die dem ‚eigentlichen‘ Crowdfundingzweck entgegenstehen - nämlich, ein Produkt zu finanzieren, dass es sonst nicht hätte geben können.
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Re: Re: Smalltalk zu Kickstarter-Projekten
« Antwort #12 am: 23.02.2018 | 23:59 »
So kann man‘s natürlich auch sehen:

http://cad-comic.com/comic/funded/

Free games ;D
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Ein Grund gegen Crowdfundngs durch große Firmen könnte auch sein, dass die recht großen Kampagnen Crowdvestoren von kleineren und Selbstverlagen "abziehen", die damit den Kleinen nicht mehr helfen können.

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Ein Grund gegen Crowdfundngs durch große Firmen könnte auch sein, dass die recht großen Kampagnen Crowdvestoren von kleineren und Selbstverlagen "abziehen", die damit den Kleinen nicht mehr helfen können.

Konkreter verringern Sie die Sichtbarkeit kleinerer Cf-Projekte, die dadurch schlechtere Finanzierungschancen haben. Wenn man das als unmoralisch ansieht, muss man allerdings die kapitalistische Form zu wirtschaften per se als unmoralisch deklarieren. Dass das Benutzen von Cf-Strategien irgendwie besonders böse wäre, kann ich nicht erkennen.
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Ein Grund gegen Crowdfundngs durch große Firmen könnte auch sein, dass die recht großen Kampagnen Crowdvestoren von kleineren und Selbstverlagen "abziehen", die damit den Kleinen nicht mehr helfen können.

Hast du ein eigenen Budget für "Kickstarter"-Ausgaben? Und wenn du dir ein Rollenspielprodukt kaufst, das klassisch finanziert wurde, kannst du trotzdem noch die gleiche Menge an Produkten per Kickstarter kaufen, wie vorher geplant?
Ich für meinen Teil weiß so ungefähr, was ich für mein Hobby insgesamt ausgeben kann, unabhängig ob "Kickstarter" oder klassisch. Und wenn ich das Geld für A ausgebe, kaufe ich B halt nicht. Egal, wie es nun finanziert wurde.

Hellstorm

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Ich beschäftigte mich momentan auch mit Crowdfunding und muss widersprechen in Bezug auf Mäzenatentum. Sowas wird heute mehr von Stiftungen betrieben. Mäzenatentum oder Patronage zeichnet sich durch eine regelmässige Unterstützung (Monatlich, vierteljährig) aus, unabhängig von fertiggestellten Produkten oder Content. Ein Kunstwort dafür ist momentan Abocrowdfunding (Siehe Steady)

Kickstarter und ähnliche Plattformen (meist bezeichnet als "All or Nothing" Plattformen mit hedonistischer Ausrichtung) sind mehr Subskriptionsbücher aus den vorherigen Jahrunderten. Dort wurden Bücher angekündigt, bezahlt und dann erst "entwickelt".

Die Idee bei Crowdfunding ist das man es einer "unbekannten Masse" vorstellt und diese entscheiden dein Projekt unterstützen oder nicht. Dabei fungiert der "Backer" als Gatekeeper. Ergo er entscheidet, welches Produkt realisiert wird und welches nicht. Über die Jahre des Crowdfunding hat sich die Legende aufgebaut, das diese Backer tatsächlich "Einfluss" auf das Produkt ausüben können. Es zeigt sich aber das der Backer, nur Konsumerrechte wahrnimmt und sogar mehr Risiko(kein gültiger Kaufvertrag, rechtliche Betrachtung: Spende gegen Schenkung) auf sich nimmt.

Da große Firmen bereits ein höheres soziales Kapital aufgebaut haben (Vertrauen, ist es somit wahrscheinlicher das diese Projekte finanziert werden. Damit nehmen große Firmen einen großen Teil des verfügbaren Kapital der Backer sein. Häufig ist für größere Firmen, die gespendete Summe auch nicht wirklich notwendig um das Projekt zu realisieren. Es handelt sich hier meist um einfachen "Vorverkauf", nur mit einem Twist. Falls nicht genug Leute an dem Projekt interessiert sind, hat die Firma zwar kosten in das Design versenkt aber kann weitere Fehlkosten vermeiden. Deshalb nutzen große Firmen gerne Kickstarter.

Der Backer muss bei einer Investitionsentscheidung beachten, was er bekommt und wieviel. Auch hier ist davon auszugehen, das der Backer seinen Gewinn (Spass, limitiertes Produkt etc.) maximieren will. Also muss er eine Risikoeinschätzung vornehmen. Dies erfolgt anhand von Qualitätssignalen, welche er aus den sichtbaren Projekten bekommt. Sowas sind beispielsweise "bereits unterstützte Beträge", Text und Videodaten, Youtubereviews zu dem Prototypprodukt und Informationen über den Initiator aus Sekundärquellen. Dabei spielt "was haben die anderen " entschieden eine große Rolle. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten Herdeneffekt. Dieser ist bekannt aus Investitionsentscheidungen an Börsen und beschreiben das Verhalten von Investoren einer Masse hinterher zu laufen (bzw. die selbe Entscheidung zu treffen.

Diese Entwicklung ist definitiv ein Problem für kleinere Entwickler, da diese erst soziales Kapital aufbauen müssen. Dafür benötigen diese jedoch Kapital. Kapital um das sie härter Kämpfen müssen, weil sich größere Fische bereits herrumtreiben.

Ein weiteres Problem ist die Arbeitsweise der Crowdfundingplattformen Das Ziel jeder Crowdfundingplattform ist. soviele Projekte wie möglich finanziert zu bekommen. Nur für finanzierte Projekte erhalten sie ihren Anteil,plus bauen diese ebenfalls soziales Kapital auf (Auf meiner Plattform findest du genug Geld). Gleichzeitig müssen sie ihre Backer schützen, da diese notwendig sind um das ganze am laufen zu halten. Ergo werden Plattformen Projekte promoten, welche eine hohe Erfolgswarscheinlichkeit haben. Also jene die hohes soziales Kapital besitzen = Große Firmen.

Es bleibt also nur zu schätzen, wiehoch ist der Anteil an Hochrisikoinvestierer. Es werden vermutlich nur 20-25% sein, welche tatsächlich in kleine oder unbekannte Systeme investieren. Natürlich wird es auch immer wieder Randprojekte geben, welche großen Erfolg für sich verbuchen können, aber diese werden in der Gesamtbetrachtung minimal bleiben.
Dieses Risikobewusstsein zeigt sich besonders bei der Art von Projekten die er unterstützt. Projektersteller welche ein hohes Soziales Kapital besitzten (Vorherige Projekte, Lange Erfahrung, Qualitativ hochwertige Projektaufmachung) sind häufig erfolgreicher. Das mag nun nicht verwunderlich sein, aber widerspricht der Idee von "Neuheiten".

In der weitern Betrachtung richten wir uns nur auf Spiele. Es ist anzunehmen, das nur ein gewisser Teil der Kickstartercommunity an Spielen interressiert ist. Ich breche es nicht weiter runter, weil das beispiel auch so verständlich sein wird. Jeder Backer hat somit einen gewissen Betrag den er an Projekte geben kann. Dabei ist dieser Betrag teilbar und kann auf mehrere Projekte verteilt werden.



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Danke, das drückt sehr elaboriert aus, was ich kurz und knapp bei weitem nicht so gut hin bekommen habe. Unternehmen, Plattformen und Bäcker nutzen Cf zur Nutzenmaximierung. Die kleinen haben dabei die Arschkarte. Eine moralische Implikation, die sich spezifisch auf Cf bezieht, kann ich da aber beim besten Willen nicht erkennen.
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In Bezug auf das Reward basierte Crowdfunding.
Hinsichtlich des Einfluss von Unterstützer gibt es Projekte die bei hohen Beträge die Möglichkeit haben in den Gestaltungsprozess einzugreifen. Dies reicht von Text-Beiträgen, über die Teilnahme an Entwickler-Schaltungen bis hin zu einer Einladung an der Geschäftsteilnahme.
Diese Belohnungen sind relativ selten, kommen jedoch gelegentlich vor.

Hinsichtlich der rechtlichen Situation. Nach meinem Kenntnisstand kommt beim Reward basierten Crowdfunding ein gültiger Kaufvertrag zustande. Das heißt sowohl in Bezug auf die Steuer, als auch das Unterstützer - in Deutschland - nach Erhalt der Ware vom Widerrufsrecht Gebrauch machen können. Mit einer Spende oder Schenkung hat es, nach meinem Kenntnisstand, rechtlich betrachtet nichts zu tun.

In Bezug auf die Werbeweise von Crowdfundingplattformen.
Kickstarter ist in keiner nennenswerten Weise hinsichtlich des Schutzes der Unterstützer tätig. Wie man erfährt, wenn man versucht über Kickstarter anzuzeigen, das ein Projekt-Ersteller einen ausgenommen hat. Maximal kann man Kickstarter dazu bekommen, Projekte canceln zu lassen.
Promotionen seitens Kickstarter verfolgen sehr häufig einen Ansatz der zu einer Masse von Projekten führt. Wie zu letzt die "Make 100" Kampagne. Damit versuchen Sie wohl möglichst viele Projekte zu erzeugen, von dann einige flach fallen und einige durchschnittlich werden. Außergewöhnliche Projekte sind mir in dem Kontext nicht aufgefallen.
Die Selektion der Team-Favoriten seitens Kickstarter, erfolgt nach meinem Eindruck, und der Kommunikation, tatsächlich auf Basis der Einschätzung von Mitarbeitern. Wobei große Projekte auf entsprechend gefördert werden.

Neben dem Beispiel Kickstarter gibt es natürlich noch weitere Ansätze.
Bei IndieGoGo muss ein Projekt beispielsweise nicht erfolgreich sein, damit ein Geldaustausch stattfindet.
Bei GameOnTabletops werden Projekte stark kuriert, respektive die Projekt-Gestaltung intensiv betreut. Dementsprechend sind mir auf der Plattform weder gescheiterte Projekte bekannt, noch Skandale in Bezug auf Nicht-Erfüllung von Projekten.
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Kickstarter hat 2012 einen Blog-Artikel zu dem Thema Blockbuster-Effects geschrieben und dazu Zahlen gegeben. Das Fazit daraus ist, dass die großen Crowdfundings nicht nur kleinen nicht Schaden, sondern im Gegenteil diese noch fördern.

Wenn ich die letzten Zahlen zu erfolgreichen Projekten betrachte, scheint es sich zu bestätigen.
Das heißt ein Projekt wie Strongholds & Streamings generiert sein Ziel aus etwa 70% Kickstarter Erfahrenen und 30% Kickstarter Neulingen. Weniger erfolgreichen Projekte haben nur zwischen 10% bis 1% Neulinge.
Das heißt ohne das Blockbuster neue Personen auf die Plattform bringen, würden die normalen Projekt weniger Unterstützer haben.

Neben dem Umstand das viele große Kampagnen durchaus aktiv auf andere Projekte hinweisen.
In Bezug auf den Firmen-Faktor. Die meisten Großen Projekte im Rollenspielbereich werden nach meinem Eindruck von Personen erzeugt, die mit dem Projekt, im Anschluss oder Verlauf des Projekts eine Firma gründen (Matthew Colville, John Wick, Matthew Cook).
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Ah, cool, danke für die vielen Beiträge. Habe ich gelesen und zwar nicht alles verstanden, aber den Argumentationsfiguren folgen können. Danke! Klingt sehr plausibel.

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Wenn ich die letzten Zahlen zu erfolgreichen Projekten betrachte, scheint es sich zu bestätigen.
Das heißt ein Projekt wie Strongholds & Streamings generiert sein Ziel aus etwa 70% Kickstarter Erfahrenen und 30% Kickstarter Neulingen. Weniger erfolgreichen Projekte haben nur zwischen 10% bis 1% Neulinge.
Das heißt ohne das Blockbuster neue Personen auf die Plattform bringen, würden die normalen Projekt weniger Unterstützer haben.

Ganz so einfach ist das allerdings auch nicht. Dass große Projekte mehr Leute auf KS bringen, ist ohne Frage richtig. Allerdings müsste man auch das zukünftige Backing-Verhalten dieser Neulinge im Blick behalten. Wenn die auch zukünftig vor allem bei großen Projekten backen, ist für die kleinen nix gewonnen. Will man abschätzen, ob nun Projekte verstärkt untereinander konkurrieren, reicht es nicht aus, darauf zu verweisen, dass mehr Backer auf der Plattform sind, denn über deren Nutzungsverhalten ist erst mal nichts bekannt. Es muss ein Vergleich zwischen der Anzahl an Projekten und den insgesamt gebackten Dollars gezogen werden. Steigen letztere schneller als erstere, kann man von einem positiven Effekt sprechen. Anders herum steigt eben die Konkurrenz.

Zumindest bei Brettspielen häufen sich in den letzten zwei Jahren allerdings die Fälle, in denen einzelne Projekte eine Million und mehr Dollars einsammeln. Das deutet ein bisschen darauf hin, dass es zu Konzentrationseffekten bei den großen Projekten kommt, was dann in der Tat für die kleinen Projekte eher schädlich wäre.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Rhylthar

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Hinsichtlich der rechtlichen Situation. Nach meinem Kenntnisstand kommt beim Reward basierten Crowdfunding ein gültiger Kaufvertrag zustande. Das heißt sowohl in Bezug auf die Steuer, als auch das Unterstützer - in Deutschland - nach Erhalt der Ware vom Widerrufsrecht Gebrauch machen können. Mit einer Spende oder Schenkung hat es, nach meinem Kenntnisstand, rechtlich betrachtet nichts zu tun.
So sehe ich das auch, wobei man beim Widerrufsrecht gucken muss, was man da jetzt genau bekommen hat. Bei manchen Sachen ist/kann es ausgeschlossen (sein).

Für mich helfen große Unternehmen mit Crowdfunding, Hemmschwellen zu brechen. Dies kann dazu führen, dass mancher sich entschließt, auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Allerdings bleibt es natürlich dabei: Wenn ich mein Produkt nicht vernünftig anpreisen kann, werde ich keine Backer ziehen.
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Teylen

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Ganz so einfach ist das allerdings auch nicht. Dass große Projekte mehr Leute auf KS bringen, ist ohne Frage richtig. Allerdings müsste man auch das zukünftige Backing-Verhalten dieser Neulinge im Blick behalten. Wenn die auch zukünftig vor allem bei großen Projekten backen, ist für die kleinen nix gewonnen.
Dahingehend hat Kickstarter im verlinkten Blog-Artikel das Verhalten innerhalb des jeweiligen Segments verhalten.
Wonach die allgemeine Anzahl an Unterstützungen in der Summe gestiegen war.

In Bezug auf Folge Projekte sind diese vergleichsweise selten. Das heißt unter den Projekten, die sehr viel einspielen, ist Onyx Path Publishing einer der wenigen Verlage mit mehreren respektive regelmäßigen Projekten. Im Kontext dessen, ich weiß leider nicht mehr genau wo es war, meine ich auch eine Aussage gesehen zu haben, seitens Onyx Path Publishing, nachdem diese den Eindruck hatten das die Vielzahl der kleineren Projekte ihnen die Unterstützer nimmt.

So sehe ich das auch, wobei man beim Widerrufsrecht gucken muss, was man da jetzt genau bekommen hat. Bei manchen Sachen ist/kann es ausgeschlossen (sein).

Für mich helfen große Unternehmen mit Crowdfunding, Hemmschwellen zu brechen. Dies kann dazu führen, dass mancher sich entschließt, auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Allerdings bleibt es natürlich dabei: Wenn ich mein Produkt nicht vernünftig anpreisen kann, werde ich keine Backer ziehen.
Das ist eines der Hauptproblem sowohl Einzel-Personen als auch kleinere Firmen unterschätzen, nach meinem Eindruck, die Investition die man für Kickstarter benötigt.
Das heißt sowohl im Vorfeld hinsichtlich des Community aufbau, als auch bezüglich des Marketing sowie der Projekt-Betreuung. Dahingehend haben bestehende Firmen sowohl den Vorteil der Etablierung, dessen das mitunter in Bezug auf Marketing Fachpersonal vorhanden ist, als auch das man Mitarbeiter - mitunter mit Ausfall/Vertretungsregeln - zur Betreuung abstellt.
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Offline Crimson King

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Dahingehend hat Kickstarter im verlinkten Blog-Artikel das Verhalten innerhalb des jeweiligen Segments verhalten.
Wonach die allgemeine Anzahl an Unterstützungen in der Summe gestiegen war.

Natürlich war sie das. Nur in welchem Umfang? Auf welchen Projekten? Und in welchem Verhältnis stieg die Anzahl an Unterstützungen im Vergleich zur Anzahl der Projekte?
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