Thema: [13th Age] Shadows of Eldolan

[Lasercleric]

Hat jemand das Adventure von Cal Moore, "Shadows of Eldolan" schon durchgelesen oder sogar gespielt? Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass ich mittlerweile Abenteuer-lesen oder vorgefertigte zu spielen langweilig finde oder ob es einfach nur anstrengend zu lesen ist. Andererseits habe ich im Flugzeug am Wochenende recht flott und mit Genuss ein Abenteuer gelesen* - es kann also eigentlich nicht an der Art der Lektüre liegen.

Vielleicht möchte ja mal jemand ein paar Absätze über das Abenteuer verlieren? Wie ist es strukturiert, lässt es viel Raum für die eigene Umsetzung? Ist es as written spielbar? Macht die Story Spaß? Was funktioniert am Spieltisch davon? Ist es sogar irgendwie innovativ?

*

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Edge of Night für WFRP3

[Scimi]

Ich hatte Gelegenheit, Shadows of Eldolan einmal anzuleitern. Im Prinzip bietet das Abenteuer einen Krimi in einer Magier-Universitätsstadt. Vom Umfang her kann man damit einmal die erste Charakterstufe komplett durchspielen. Die Grundhandlung ist relativ einfach strukturiert, von der Anfangsszene aus führen drei Spuren jeweils in einen Handlungsfaden. Die in allen Handlungsfäden gesammelten Informationen bringen die Gruppe dann in ein zweiteiliges Finale. Eckpunkte des Ganzen sind eine Reihe von Encountern mit vorwiegend menschlichen Verbrecher- bzw. Kultistengegnern, die alle mit besonderen Gegnern und meistens besonderen Locations ausgestaltet sind. Wenn man will und die Gruppe so drauf ist, kann man das Ganze damit wie einen Dungeon spielen und sich sozusagen zum Boss durchkämpfen und -looten.

Zusätzlich gibt es jedoch allerlei Szenen mit NSC-Nichtkombatanten, mit denen man das Abenteuer deutlich stimmungsvoller, interaktionslastiger und weniger "schnitzeljagig" aufziehen kann. Dieser Teil ist allerdings kaum mit Spielregeln untermauert und das Layout lässt viele Informationen im Fließtext versaufen. Ich bin nie ein Freund davon gewesen, Bücher vollzukritzeln, aber wenn die Totholzvariante des Buchs bei mir eintrifft, werde ich den Texthervorhebungen und der Gliederung mit Textmarker und Bleistift sowas von auf die sprünge helfen... Naja, wer es weniger mechanisch und railroadig will, braucht vielleicht etwas mehr Improvisationstalent, aber findet alle Informationen im Abenteuer.

Zu guter Letzt gibt es auch noch eine ganze Sammlung von Plothooks, Ideen und Werten für allerlei Gegner in der Stadt (Gardisten, Magier, Schläger, Piraten), mit denen man das Abenteuer aufpimpen, Ausbrüche der Gruppe aus der Railroad abfangen oder mit etwas mehr Mühe sogar die Stadt als Sandbox-Szenario anbieten kann, in dem das eigentliche Abenteuer zur großen Verschwörung im Hintergrund wird, die immer wieder auftaucht.

Insgesamt war ich überrascht, wieviel ich für mein Geld bekommen habe. Meine Mitternachtsrunde auf einer Con habe ich nach einmaligem Überfliegen und ohne Vorbereitung direkt aus dem Buch geleitet. Da keiner mehr Lust hatte, zu denken und alle nur kloppen wollten, haben wir uns durch den ersten Handlungsfaden gesäbelt, was problemlos geklappt und allen viel Spaß gemacht hat. Wenn ich das nächste Mal die Gelegenheit habe, werde ich aber mehr Mühe reinstecken, um aus dem Ganzen Drumherum mehr herauszuholen und vielleicht tatsächlich die Sandbox zu spielen.

Was mir gut gefallen hat war, dass der ganze Regelanteil viel bietet ohne Arbeit zu machen und dass das Setting zur Einführung nicht so abgespaced ist wie einiges aus den Organized Play-Abenteuern.
Dafür hatte ich das Gefühl, dass die Encounter etwas zu leicht waren und dass viele Informationen in einer Wall of Text präsentiert werden, macht das Ganze zwar angenehm zu lesen, aber man findet nachher nix wieder.
Unterm Strich aber ein gelungenes erstes Kaufabenteuer für das Spiel, mit dem auch ziemliche Anfänger etwas tun und aus dem auch alte Hasen etwas herausholen können, für alle Einsatzzwecke geeignet und nicht spektakulär, aber solide. Und wenn man das Abenteuer diese Woche noch spielt, passen gewisse Halloween-Elemente ganz schön. ;-)

[D. Athair]

@ Lasercleric:

Andererseits habe ich im Flugzeug am Wochenende recht flott und mit Genuss ein Abenteuer gelesen*

Witzig. Gerde mit dem Abenteuer kämpfe ich seit Tagen.

Danke, Scimi, für die Eindrücke. Werde ich mir wohl besorgen. Das klingt - in den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten - nach einem Abenteuer, das mir mindestens - von den angebotenen Herangehensweisen her - gut gefallen könnte.
Und seit ich Zak S Modifikationen des D&D5-MM gesehen habe, sehe ich das mit den Notizen in Büchern auch ein wenig anders.

[Lasercleric]

Wow, scimi, danke für die ausführlichen Eindrücke. Dann fresse ich doch mal hinein...

@Strohmann: es war ein 11,5h Direktflug, ich mag einfach das Setting und kann mich nur selten zum Filmglotzen aufraffen. Schon gar nicht, wenn das iPad mit ungelesenen PDFs bestückt ist

[Fredi der Elch]

Ich würde mich Scimi anschließen. Die Story ist solide aber nicht berauschend, das Layout bzw. die Organisation sind teilweise etwas wall-of-textig. Was mir gut gefallen hat, ist die Art, wie die Icons eingebunden wurden. Hier werden für alle Icon-Relationships Ideen geliefert, wie man das in die Story einbinden könnte. Das ermöglicht eine gewisse Anpassung an die eigene Gruppe und ich fand das echt vergleichsweise ungewöhnlich und sehr gut zum Icon-System passend. Was ich nicht so toll fand, waren die einzelnen Encounter, die oft doch eher Standardkost waren. Hier kann 13th Age meiner Meinung nach mehr.

Alles in Allem kein Must-Have, aber ein besseres Einstiegsabenteuer als das viele andere D&Ds abgeliefert haben. Ich habe es ausgeschlachtet und ausgewählte Encounter verwendet - dafür taugt es allemal.

[Lasercleric]

(...) Was ich nicht so toll fand, waren die einzelnen Encounter, die oft doch eher Standardkost waren. Hier kann 13th Age meiner Meinung nach mehr.

(...) Ich habe es ausgeschlachtet und ausgewählte Encounter verwendet - dafür taugt es allemal.

Da würde mich Dein Standard und Bezugspunkt interessieren.

Nach Scimis Beitrag habe ich SoE als meine dieswöchige U-Bahnlektüre ausgewählt, und dies bisher nicht bereut. Positiv aufgefallen sind mir kleine Details wie etwa die kurze Liste an Kuriositäten die man auf den Märkten von Eldolan bekommt (etwa um böse Geister zu vertreiben). Richtig gut finde ich die Beschreibung des Encounters auf Seite 20: so muss ein setup für einen Lvl-1 Kampf ohne Bodenplan (eine Karte ist aber abgedruckt) im Theatre-of-the-Mind-Style in den Gassen einer Stadt aussehen. Normalerweise würde ich so etwas ad-hoc dazudichten, schön wenn die Autoren eines Einstiegsabenteuers aber in aller Kürze Neulingen gleich die richtige Herangehensweise servieren.

[Fredi der Elch]

Was ich nicht so toll fand, waren die einzelnen Encounter, die oft doch eher Standardkost waren.
[...]
Ich habe es ausgeschlachtet und ausgewählte Encounter verwendet - dafür taugt es allemal.

*prust* Wenn man das so liest, klingt es wirklich witzig. Was ich meinte, war: ich habe mir die interessantesten Encounter rausgepickt und die "Standardkost" weggelassen. Wir spielen aber auch sehr 4e-Style/encounterlastig. Ob Kampfencounter spannend und abwechslungsreich sind, spielt eine große Rolle. Und da war SoE mit den vielen Kämpfen gegen Menschen und keinen großartigen Terraineffekten aus meiner Sicht eben nicht herausragend. Nicht furchtbar schlecht, aber für meine Zwecke waren die Encounter eben nicht alle brauchbar. Das Problem werden andere, die da keinen Schwerpunkt drauf legen, vielleicht nicht so haben.

[Tele-Chinese]

Da würde mich Dein Standard und Bezugspunkt interessieren.

edit: man sollte erst alles lesen. Fredi hat ja schon geantowrtet. Trotzdem lass ich meinen Text mal stehen.


Erlaube mir für Fredi zu antworten. Sein Standard ist das Beste was 4E zu bieten hatte. Wir haben über fünf (oder sechs) Jahre in der Online Runde Chars von 1 auf 30 hochgespielt. Und das ist es was uns einmal die Woche viel Spaß bereitet hat und dementsprechend auch der Maßstab an dem sich Encounter messen lassen müssen. Beispielsweise abwechslungsreich und unterhaltsam die Gegner im Kampf sind.
13th Age macht da vieles genau richtig. Es ist übersichtlich, aber trotzdem abwechslungsreich (könnt noch ein Tick mehr Feats geben, kommt aber sicher noch) und ein Encounter dauert nicht Stunden - wie es im Epic Bereich der 4E schon mal passieren kann (auch wenn es ein wenig überspitzt formuliert ist).
Die Kampagnentauglichkeit und Optionsvielfalt muss 13th Age aber für uns noch in einem ausgiebigen Test beweisen. Die 4E hat da ja gut vorgelegt. Aber deren Design kam uns auch zu gute, weil wir einmal in der Woche halt Monsterkloppen ohne großen ROLLENspielerischen Anspruch haben wollten. Und wir sind immer noch dabei

[Scimi]

Was ich nicht so toll fand, waren die einzelnen Encounter, die oft doch eher Standardkost waren. Hier kann 13th Age meiner Meinung nach mehr.

Die ganzen Organized Play-Abenteuer haben mir bisher aber vermittelt, dass freakige Tentakelmonster-Höllen-Fantasy-Spektakel eher die "Standardkost" sind. Daher war ich ganz froh, dass SoE zeigt, dass 13th Age auch mit Jugendbanden, Kultisten, Verschwörern, Gardisten und Drogengangstern coole Encounter in plausiblen Locations einer normalen Stadt bieten kann. Gerade Werte für "normale" menschliche Gegner haben mir bisher ein wenig gefehlt.
Klar dass echte Dungeon-Liebhaber mehr Spaß haben bei exotischen Monstern mit tollen Fähigkeiten. Da ich und mein rollenspielerisches Umfeld aber eher aus der DSA-Fantelalter-Ecke kommen, fand ich es ganz angenehm, dass bei SoE der Kulturschock nicht so groß ist. Und gerade bei der ersten Stufe muss ich nicht einen Monsterzoo unter dem Keller jeden Gasthauses haben.

[Tele-Chinese]

Wir sind halt eher so die Grzimeks unter den Höhlenverlieserforschern. Wir haben zwar keinen schielenden Löwen mit in unserer Abenteuergruppe dabei, aber einen nicht schielenden Panther. Ok das ist zwar Daktari, aber so ähnlich mögen wir es.  für den Monsterzoo im Dungeon 

[Lasercleric]

Die ganzen Organized Play-Abenteuer haben mir bisher aber vermittelt, dass freakige Tentakelmonster-Höllen-Fantasy-Spektakel eher die "Standardkost" sind. Daher war ich ganz froh, dass SoE zeigt, dass 13th Age auch mit Jugendbanden, Kultisten, Verschwörern, Gardisten und Drogengangstern coole Encounter in plausiblen Locations einer normalen Stadt bieten kann. Gerade Werte für "normale" menschliche Gegner haben mir bisher ein wenig gefehlt.

In Shadowport Shuffle finden sich auch ein paar Beispiele für menschliche Gegner.

[Grubentroll]

Die ganzen Organized Play-Abenteuer haben mir bisher aber vermittelt, dass freakige Tentakelmonster-Höllen-Fantasy-Spektakel eher die "Standardkost" sind. Daher war ich ganz froh, dass SoE zeigt, dass 13th Age auch mit Jugendbanden, Kultisten, Verschwörern, Gardisten und Drogengangstern coole Encounter in plausiblen Locations einer normalen Stadt bieten kann. Gerade Werte für "normale" menschliche Gegner haben mir bisher ein wenig gefehlt.
Klar dass echte Dungeon-Liebhaber mehr Spaß haben bei exotischen Monstern mit tollen Fähigkeiten. Da ich und mein rollenspielerisches Umfeld aber eher aus der DSA-Fantelalter-Ecke kommen, fand ich es ganz angenehm, dass bei SoE der Kulturschock nicht so groß ist. Und gerade bei der ersten Stufe muss ich nicht einen Monsterzoo unter dem Keller jeden Gasthauses haben.

Dem schließe ich mich an...
Bin auch eher aus der Ecke, und denke, dass 13th Age das auch kann, aber das Standardregelwerk geht ja schon sehr schnell sehr stark ins übermäßig fantastische...

SoE interessiert mich also...

[Ginster]

Mir geht's genauso. Die beiden genannten Abenteuer gefallen mir auch bisher wirklich gut.