Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 43710 mal)

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #50 am: 26.08.2016 | 13:33 »
Du hast Dir einen schönen, schattigen Platz am Strand gesucht; unter zwei ausladenden Weiden.
Deine Angel ruht am Ufer im Sand und die Angelschnur hängt ruhig im glatten Wasser.
Ein Schwarm Mücken tanzt über dem glitzernden Wasser. Einige davon umkreisen auch Dich, aber keine macht Anstalten Dich stechen zu wollen. Keine Mücke hat Dich dieses Jahr gestochen. Du kannst Dich auch nicht daran erinnern, ob Dich letztes Jahr einer der Blutsauger belästigt hat. Deine rechte Hand juckt. Sie hat sich während der Jahre immer wieder einmal gemeldet...


Ein Säuseln in der Luft "Hallo?"
Ein Flüstern im Laub "Ich bitte Euch um Entschuldigung, Sir."
Ein Murmeln im Wasser "Sir?"
Ein Lispeln im hohen Gras "Ich möchte Euch nicht stören..."


Du schaust Dich um. Niemand ist zu sehen. Du scheinst allein zu sein.
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 19:18 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #51 am: 26.08.2016 | 14:20 »
Der Wind klingt öfter als würde er Stimmen mit sich tragen. Ich gebe darauf anfangs nicht viel. Meistens sind es die Stimmen von Passanten, Arbeitern auf den Schiffen oder Arbeitern aus dem Wald auf der anderen Seite der schmalen Bucht.
Schließlich schaue ich mich doch um und suche nach der Quelle der Stimme.

Kommt sie von einem der Dampfer, die durch die schmale Bucht fahren?
Nein, das kann nicht sein. Dafür ist die Stimme zu leise, zu sehr gewispert. Von dort müsste man schon rufen, um deutlich gehört werden zu können.

Ich kann auch in den Bäumen oder an der Straße niemanden erkennen.

Warum spricht mich jemand mit "Sir" an? Das ist wirklich ungewöhnlich. Außer Harry und einer Hand voll anderer Ausländer spricht hier niemand andere Leute direkt auf Englisch an.
Erneut schaue ich mich nach einem Dampfer oder einem Ruderboot um, das vielleicht einen fremdländischen Seemann an Bord hat.

Schließlich schaue ich auf das Wasser hinab, dort wo meine Angelsehne im Wasser verschwindet.
Bilde ich es mir nur ein, oder ist dort ein Gesicht zu erkennen?

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #52 am: 26.08.2016 | 15:17 »
"Raymond Braddock, Sir."
Der Mann ist bereits fortgeschrittenen Alters, braun gebrannt und rustikal gekleidet - Knickerbockers, Wanderstiefel... eine Lodenjacke über dem Arm und eine Baskenmütze auf dem Kopf. Er hat einen alten, grau-braunen, verschlissenen Rucksack unter dem Arm, eine runde Nickelbrille auf der Nase und einen Spazierstock in der Hand. "Schön Sie endlich gefunden zu haben, Sir. Ich komme den langen Weg aus London, Sir. Ich untersuche den Tod eines Mannes."
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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #53 am: 26.08.2016 | 15:51 »
"Hinter Euch, Sir."

Das Säuseln scheint die leise Stimme eines älteren Mannes zu sein. Du schaust Dich um, doch ausser dem hüfthohen Gras hinter Dir ist am Ufer nichts zu sehen.

"Ich wollte Euch nicht beim Angeln stören, Sir."

Deine Augen scheinen einer Sinnestäuschung erlegen zu sein, denn Du kannst niemanden auf der Böschung sehen, zu dem diese Stimme gehören könnte.


"Ich freue mich, Euch nun endlich gefunden zu haben, Sir."

Langsam zeichnen sich die Konturen einer zwergenhaften Statur im hohen Gras ab.

Du erkennst einen kleinen, kahlköpfigen Mann. Für seine Grösse von etwa einem Meter ist er recht breit und muskulös gebaut. Vermutlich ein Liliputaner.

"Gepriesen seit Ihr, Ove Eklund."

Sein Kopf ist gesenkt. Der Blick auf den Boden gerichtet.

"Gepriesen seien die Götter."
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 19:25 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #54 am: 26.08.2016 | 16:17 »
"Sie... Sie müssen mich verwechseln... " stammel ich.

"Wie kann ich Ihnen helfen?"
Ich hole die Angel zügig ein und gehe anschließend näher auf ihn zu.

Er schaut noch immer zu Boden und ist in einer leichten Verbeugung, wie es mir erscheint.
"Bitte, erheben sie sich doch!"

"Wen suchen? Und wie kann ich Ihnen helfen?"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #55 am: 26.08.2016 | 16:47 »
"Ich habe Euch gesucht, Sir. Und ich habe Euch gefunden, Sir."

Ein Knie auf dem Boden, das andere gebeugt, den Oberkörper nach vorne gerichtet, den Kopf gesenkt, sieht die Person zwischen dem hohen Gras wahrhaft winzig aus... doch als er sich langsam aufrichtet und den Rücken durchstreckt, erreicht er vom Scheitel bis zur Sohle, in seinen Motorradstiefeln, sicher 1,90 m. Dann nimmt er seine Motorradkappe ab und zeigt seinen lockigen, blonden Haarschopf.

"Es ist mir eine unglaublich grosse Ehre, Euch kennenlernen zu dürfen, Sir."

Angemessenen Schrittes kommt der Mann langsam auf Dich zu.

"William Collins. Zu Euren Diensten, Sir."
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 19:27 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #56 am: 26.08.2016 | 19:02 »
Mein Gesicht verdüstert sich. Im ersten Moment bin ich überzeugt, dass es um den Brand im Chelsea Hotel vor drei Jahren gehen muss.

Dann wird mir klar, dass niemand meinen Namen in diesem Zusammenhang kennen dürfte. "Unsere Personalien wurden bei dem Brand nie aufgenommen, nirgendwo festgehalten. Außerdem ist bei dem Brand nicht nur eine, sondern es sind mindestens zwei Personen gestorben: Mrs. Marquard und der Feuerwehrmann. Es muss um einen anderen Sachverhalt gehen.

Würde die Londoner Polizei wegen dieses Falles überhaut noch drei Jahre später ermitteln? Dann müsste es sich wohl um eine wichtiger Persönlichkeit handeln."


Wieder überlege ich, welche Spur zu mir geführt haben könnte. "Die einzige Person, wegen der ich in den letzten Jahren Kontakt mit der Londoner Polizei hatte, war Cainnech. Zumindest im Krankenhaus werden diese Mistkerle ... Constable Ron Kingston und dieser andere Copper Phil ... meinen Namen im Zusammenhang mit Cainnechs Festnahme aufgenommen haben. Und ich hatte auch vorher bei der Polizei angerufen und dabei meinen Namen genannt. Ob ich mich in der Polizeistation am Tag darauf vorgestellt habe? Ich kann mich nicht mehr sicher erinnern..." Ich spüre, wie schlagartig die Farbe aus meinem Gesicht weicht.

"Ich untersuche den Tod eines Mannes", wiederhole ich in Gedanken die Worte des Fremden. Bei dem Gedanken, dieser Mann könnte zu mir kommen, weil man Cainnechs Leiche gefunden hat, verspüre ich einen stechenden Schmerz in der Brust und einen Augenblick stockt mir der Atem.

Mir wird schlagartig bewusst, dass die drei Jahre Frieden mit diesem Tag nun zuende gehen könnten. "Natürlich habe ich im tiefsten Innern gewusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, an dem mich meine Vergangenheit einholt. Aber ich hatte gehofft ... ... nun, in Wahrheit wusste ich es besser. Ich habe mich selbst belogen. Eigentlich hätte mich schon der Besuch im Dorf misstrausch machen müssen." In meinem Gesicht spiegelt sich vermutlich das Wechselbad der Gefühle.

Ich mustere den Mann vor der Tür noch einmal genauer, von oben bis unten.

Dieser Mr. Braddock sieht mir auch nicht wie ein britischer Beamter aus. Allerdings macht er auf mich auch nicht den Eindruck eines gewalttätigen Gangsters.

"Dann hat man ihn also endlich 'wiedergefunden', ja? Mehr als drei Jahre nach seiner Festnahme?", sage ich matt und geradeheraus. Mit hochgezogener Braue setze ich nach: "Sie sind doch nicht ernsthaft von der Brandschutzbehörde? Die ermittelt doch nicht Todesfälle. Darum kümmert sich das Yard ... Verzeihung: die Met! ... Also, heraus mit der Sprache: Wer sind Sie wirklich? Ein Privatdetektiv? Ein Versicherungsagent?"
« Letzte Änderung: 26.08.2016 | 19:37 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #57 am: 26.08.2016 | 20:07 »
Braddock folgt Deinen Blicken. "Ich gebe sicherlich einen sonderbaren Anblick ab."
Bei Deiner Anspielung auf Cainnech zieht er kurz die Augenbrauen zusammen und runzelt die Stirn. "Nun ja... Ich bin ein passionierter Wanderer, Sir. Und ich liebe die Natur. Ich wollte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden."

Der Mann greift leicht zögerlich in die Innentasche seiner Weste "Sie besitzen einen scharfen Verstand, Sir, aber ich bin nicht vom Yard." und holt etwas unbeholfen eine Metallmarke und einen Ausweis heraus, der ihn als Mitarbeiter der Brandschutzbehörde in London legitimiert. "Sehen Sie selbst, Sir. Ich bin wer ich vorgebe zu sein - Raymond Braddock."

"Sollten Sie in diesem Ort eine Poststation haben, dürfen Sie gerne ein Telegramm nach London senden, um meine Angaben auf ihre Richtigkeit überprüfen zu lassen - Braddock mit Doppel-D."

Er dreht sich um und macht Anstalten zu gehen. "Ich habe ein Zimmer im hiesigen Pub gemietet. Dúlamán bedeutet, so glaube ich, Seegras, nicht wahr? Vielleicht ist es ihnen angenehmer, wenn ich erst morgen Mittag wiederkomme? Es ist ja auch reichlich unhöflich von mir gewesen, Sie einfach so Zuhause zu überfallen, Sir. Entschuldigen Sie bitte."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #58 am: 26.08.2016 | 20:29 »
"Nein, nein, ist schon gut ... treten Sie ein. Aber machen Sie einen Bogen um die Welpen. Die Hunde könnten sonst unruhig werden", rufe ich Braddock zurück.

Ich traue der Marke noch immer nicht so recht und ich frage mich, wie die angebliche Lust am Wandern mit dem rasenden Automobil in Einklang zu bringen sein soll, aber der Mann hat mich immerhin neugierig gemacht.

"Also treten Sie ein und sehen wir, wie ich Ihnen behilflich sein kann."

Ich führe Mr. Braddock - wie selbstverständlich meinen Stock mit mir führend - zum Wohnzimmer und lasse ihm mit einer einladenden Geste den Vortritt. Von drinnen hört man die Laute der Welpen.

Bevor ich selbst ins Wohnzimmer trete, rufe ich noch einmal durch die Eingangshalle: "Liebes ... wir haben Besuch! ... aus LONDON!"

Dann folge ich Mr. Braddock und bitte ihn, Platz zu nehmen. "Meine Tochter ... wissen Sie ... sie steckt hier irgendwo, aber das Haus ist nun einmal groß", erkläre ich entschuldigend. "Sobald sie sich zu uns gesellt, biete ich Ihnen gerne etwas an. ... Einen Tee? Einen guten irischen Whisky?" Mit einem nachsichtigen Blick füge ich nach einer kaum merklichen Pause an: "Ich könnte Ihnen selbstverständlich auch einen Cherry anbieten ... allerdings kann ich nicht mit einer britischen Marke aufwarten."
« Letzte Änderung: 26.08.2016 | 22:03 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #59 am: 26.08.2016 | 21:21 »
Braddock kniet sich vor der Tür auf den Boden nieder, öffnet die Schnürsenkel und zieht seine Wanderschuhe aus, bevor er Deiner Einladung folgt und voran in Richtung Wohnzimmer geht. "Ich habe einen Umweg genommen und bin noch am Loch gewesen - sehr malerische Gegend übrigens. Dort war es an einer Stelle recht morastig, was mich bei dieser trockenen Witterung doch stark überraschte." sagt er entschuldigend und zuckt mit den Achseln. "Ich möchte ungern Ihr Haus schmutzig machen."

Nachdem er im Wohnzimmer ist, setzt er sich auf den ihm angebotenen Stuhl. "Danke, sehr freundlich von Ihnen, Sir, aber ich habe dem Alkohol entsagt..." Er hebt entschuldigend die Hände. "Keine Angst. Ich bin kein Alkoholgegner, ich vertrage ihn nur nicht mehr. Der Doktor hat es untersagt... die Leber, wissen Sie. Aber lassen Sie sich durch mich nicht zurückhalten."

Er schaut nachdenklich aus dem Fenster in denGarten. "Recht ruhig hier bei Ihnen. So beschaulich. Ich wünschte, ich würde mit meiner Familie auch ländlicher leben können. Aber EIN Automobil reicht, wenn man drunter liegt, nicht wahr? Vorhin wäre ich fast von einer schwarzen Limousine überfahren worden, als ich auf dem Weg zu Ihnen war. Es hat nicht viel gefehlt... Da hatte es wohl jemand recht eilig... Wie dem auch sei."

Er dreht sich zu Dir und faltet die Hände. "Ich denke, Sir, dass Ihnen der Name Marquard etwas sagt?"
Er schaut Dich fragend an. "In diesem Zusammenhang kam es zum Tod eines meiner Mitarbeiter. Joseph Henry. Sagt Ihnen der Name etwas?"
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #60 am: 26.08.2016 | 21:45 »
"Ja, ich habe das Automobil gehört. Aber wenn es Sie fast überfahren hat, wie sind sie nur so schnell zur Tür gekommen ... zur Hintertür? Sie müssen ein guter Läufer sein ..."

Ich stelle mir vor, was für einen Spurt der Mann hingelegt haben müsste, um in der Geschwindigkeit vom Tor zur Hintertür zu kommen. Seine Geschichte ist nicht stimmig. Ich bleibe argwöhnisch.

"Joseph Henry sagt mir absolut nichts. Ich bedaure.

Bei dem Namen Marquard helfen Sie mir doch bitte mit einem Vornamen auf die Sprünge ..."
« Letzte Änderung: 26.08.2016 | 22:05 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #61 am: 26.08.2016 | 22:33 »
Braddock lächelt milde. "In meinem Alter? Sir, ich bin ein Schreiter, kein Spurter. Das Automobil, von dem ich sprach, hätte mich beinahe hinter einer Kurve in der Nähe des Lochs entwischt. Das ist nun bereits ein paar Minütchen her."

"Marquard? Elisa Marquard. Klingelt da irgendetwas bei Ihnen, Sir?" Er schaut Dich intensiv an. "Damals, vor drei Jahren, im Januar 1930, war Frau Marquard 32 Jahre alt. Eine seltsame Krankheit, etwas zwischen Muskelschwund und Muskelverhärtung hatte sie an den Rollstuhl gefesselt. Sie war die Tochter des Anthropologen Dr. Gotthilf Cees von Höllsang."

"Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir, würde ich vielleicht doch einen Earl Gray nehmen, wenn es Ihnen nicht all zu viel Mühe bereitet."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #62 am: 26.08.2016 | 23:31 »
"Und DAS hier ist Joseph Henry." Braddock halt eine Fotografie heraus und legt diese auf den Tisch.
http://news.bbc.co.uk/olmedia/1705000/images/_1708387_maigret300.jpg

Du erkennst den Raucher aus dem Treppenhaus des Chelsea Hotel in London.
"Ist Ihnen dieser Mann schon irgendwo einmal begegnet, Sir?"
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #63 am: 27.08.2016 | 04:05 »
"Verdammt! Ich wusste doch, dass mit dem Kerl etwas nicht stimmt! Wenn das auf dem Foto Joseph Henry ist, dann hat Braddocks toter Kollege offenbar den Brand gelegt. Jedenfalls ist er nicht darin umgekommen. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie dieser Kerl mit hochgeschlagenen Kragen in den Fahrstuhl gestiegen und nach unten gefahren ist ... bevor der Brand ausbrach. ... Und anschließend stand er auf der anderen Straßenseite in einem Hauseingang.

Aber es überrascht nicht wirklich, dass jemand von der Brandschutzbehörde das Feuer gelegt hat. Immer wieder hört man von Feuerwehrleuten, die Brände legen. Jemand von der Brandschutzbehörde weiß im Zweifel sehr genau, wie er einen Brand möglichst erfolgreich stiftet.

Aber, falls dieser Mann von der Brandschutzbehörde ist, wird er mir die Wahrheit vermutlich nicht glauben. Vermutlich stellt er auf eigene Faust Ermittlungen an ... über den Tod eines Kollegen, eines Freundes ... eines Verwandten, den er in die Behörde gebracht hat.

Und warum sollte ich kooperieren? Es bringt mir doch nur Ärger ein."


Ich stehe auf. "Einen Earl Grey? Gerne!"

Leicht auf meinen Gehstock gestützt, begebe ich mich zum Schrank und setze schon einmal das Porzellan auf ein silbernes Tablett, um Zeit zu gewinnen. Drei Tassen.

"Der Mann scheint längst zu wissen, dass ich im Januar 1930 in London war. Also sollte ich wohl bei der Wahrheit bleiben ... und doch nichts sagen."

Ich beschließe, zur Gegenoffensive überzugehen.

Mit matter Stimme beginne ich zu erzählen: "Nun, in der Tat war ich im Januar 1930 für ein paar Tage in London. Ich habe damals jemanden besucht. Es kam zu einem unschönen Zwischenfall." Ich mache eine kurze Pause. "Es gab einen tätlichen Angriff von einem Polizisten auf eine Frau im Princess Grace Krankenhaus. Der Angreifer war ein Inspector Roy Dalgliesh vom Yard. Ich werde sein Gesicht nie vergessen. Er war nicht mehr er selbst ... nicht mehr bei Verstand, muss man wohl sagen. Soll Kanibalismus betrieben und Tiere gequält haben. ... Aber ich glaube nicht, dass die Londoner Polizei jemals etwas gegen ihn unternommen hat. Ich vermute, er läuft immer noch frei herum. ..."

Nach einer weiteren kurzen Pause fahre ich fort: "Ich habe jedenfalls damals die Polizei um Hilfe gerufen. Auf meiner Reise nach London begleitete mich ein junger Mann hier aus dem Dorf, dem ich eine Anstellung gegeben hatte. Den hat die Polizei dann vor den Augen der Menge niedergeknüppelt und fortgeschleift, anstatt gegen ihren Kollegen zu ermitteln. ... Warum? Weil er Ire war! Aus keinem anderen Grund! Und ich konnte ihm nicht helfen. ... Ich habe noch versucht, das amerikanische Konsulat hinzuziehen, habe aber niemanden mehr rechtzeitig erreicht. ... Jedenfalls hat mein Begleiter angeblich nie lebend das Polizeipräsidium erreicht. ..."

Ich seufze matt. "... Das war am 8. Januar 1930. Ich werde dieses Datum nie vergessen, an dem ich mit ansehen musste, wie die Polizisten Ihrer Majestät vor den Augen der Bewohner Londons einen Menschen halb totgeschlagen und fortgeschleift haben ... und niemand hat auch nur einen Finger gerührt. ... Gleich am nächsten Tag habe ich London verlassen und mir geschworen, nie wieder einen Fuß in diese verfluchte Stadt zu setzen. ...

Und ich muss seiner Mutter seither tagtäglich in dem Bewusstsein gegenübertreten, dass ihr Sohn vor meinen Augen von der Londoner Polizei ohne Grund verschleppt und getötet wurde. Am 8. Januar 1930.

Man hat uns nicht einmal seine Leiche überlassen. Seine Mutter hat hier nur ein leeres Grab, um daran um ihren Sohn zu trauern." Ich lächle Mr. Braddock ins Gesicht. "Natürlich hat man uns den Jungen nicht zurückgegben. Sonst hätten wir allzu leicht beweisen können, wie er zu Tode gekommen ist! ... Ist vermutlich besser so. Wenn man hier auch noch gesehen hätte, wie er zugerichtet wurde ...

Wissen Sie, das war ein feiner Kerl, dieser Junge. War hier sehr beliebt ... hatte viele Freunde. Treue Burschen vom Land, die anzupacken wissen, harte Arbeit gewohnt sind ... Die denken sehr geradeheraus, wenn sie verstehen, was ich meine. Sind aufrecht. Haben eine recht einfache Vorstellung von Gut und Böse. Katholiken durch und durch. Die haben zwar ein offenes Herz für jeden, der mit ihnen singt, aber in solchen Fällen halten sie es eher mit dem Zweiten Buch Mose, Sie wissen schon: 'Wenn aber Schaden geschieht, so sollst du geben Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.' ... Die waren schon vorher auf Briten nicht gut zu sprechen. Wegen der Hungersnot vor 80 Jahren und dem Verhalten des Empire damals ... das hat man hier nicht vergessen ... für soetwas braucht es mehr als zwei Generationen. Und an die Black and Tans, die uns London geschickt hat ... raubend, vergewaltigend und mordend ... kann man sich auch noch gut erinnern. ...

Da war es schwer für mich, die Gemüter zu beruhigen, als ich die Nachricht von der Ermordung ihres Freundes in London überbringen musste. Zu leicht folgt auf Gewalt neue Gewalt. Wenn die Beamten aus London einen der ihren totschlagen, nur weil er ein Ire ist, und den Tätern anschließend nichts passiert, dann kommt vielleicht bei dem einen oder anderen der Wunsch auf, einem Beamten aus London das gleiche anzutun, nur weil er ein Beamter aus London ist. Wo der Staat nicht für Recht sorgt, nehmen das die Menschen mitunter selbst wieder in die Hand. Verstehen Sie? Vielleicht ist es keine gute Idee hier im Pub ein Zimmer zu nehmen, wo SEIN Stuhl nun leer ist ... Könnte jemand in den falschen Hals bekommen, je nachdem, wer sich auf den Stuhl setzt. Ich will Ihnen keine Angst machen, aber Sie sollten das besser wissen.

Der Junge hat hier eine Mutter zurückgelassen, deren Ehemann im Großen Krieg für England schwer verwundert wurde und dann später an den Folgen gestorben ist. Giftgas. War im nachhinein nicht mehr so eindeutig zu klären, ob das tatsächlich deutsches Gas war, das die irische Einheit damals erwischt hat. Jetzt hat sie nur noch Töchter ... England hat ihr jeden Mann genommen, der für ihren Lebensunterhalt hätte sorgen sollen.

Das Wissen um diese Ungerechtigkeit nagt an den Menschen. Das ruhige, beschauliche Landleben hier ist nicht so schnelllebig wie das Leben in London. Man erinnert sich hier länger ... vor allem an die elementaren Dinge, die hier mehr zu zählen scheinen als in London."

Erneut mache ich eine längere Pause, als müsste ich mich auf den eigentlichen Gegenstand unseres Gespräches zurückbesinnen.

"Um Ihre Frage zu beantworten: Ich bin mir eigentlich sicher, nie mit dem Mann auf dem Foto gesprochen zu haben. Es tut mir leid, was immer ihm widerfahren ist. Damals im Januar 1930 waren die Londoner Zeitungen voll von Todesfällen und merkwürdigen Ereignissen in London. Keine Ahnung, ob das bei Ihnen da drüben normal ist. Am Tag bevor ich in London ankam, gab es eine große Schießerei bei einem Banküberfall, wenn ich mich recht entsinne. Die Zeitungen auf dem Bahnhof waren voll davon.

Warum glauben Sie, dass ich Ihnen weiterhelfen könnte?

Sie werden den weiten Weg nach Irland ja nicht nur der schönen Landschaft wegen gemacht haben, nicht wahr?"

Nachdem ich schon eine Weile wieder vor dem Tisch gestanden habe, setze ich jetzt das kleine Silbertablett mit den Geschirr ab und nehme wieder Platz. Ich beabsichtige nicht, diesen Mann unbeaufsichtigt zu lassen. Luni scheint meine Stimmung zu spüren. Denn lautlos erscheint er neben meinem Stuhl und blickt den Besucher abschätzend an. Mein Blick wechselt kurz zur Zimmertür. "Ich frage mich, wo Matilde wohl sein mag. Ich hätte sie gerne bei mir. Andererseits ist es vielleicht besser, wenn dieser Mann sie nicht zu Gesicht bekommt ... Aber er wird seine Erkundigungen wahrscheinlich bereits in dem Dorf eingeholt haben. Und dann wird vermutlich irgendjemand über Matilde geredet haben ... so oder so."
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 05:16 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #64 am: 27.08.2016 | 08:58 »
"Auch ich bin geradeheraus, Sir. So wie der junge Bursche, von dem Sie mir gerade berichtet haben."
Er holt ein kleines schwarzes Notizbuch heraus, schlägt es bei dem roten Lesezeichen auf und zückt einen kurzen Bleistift. "Wie war doch bitte sein Name? Der Name des Verschwundenen? Es wäre hilfreich, wenn Sie ihn mir buchstabieren würden."
Braddock schaut Dich fragend an. "Ich kann nicht so gut mit Sprachen umgehen, wissen Sie. Vielleicht könnten Sie mir den Namen buchstabieren? Dennoch... Ich kann in dieser Hinsicht sicher etwas für Sie und seine Familie recherchieren. Ich kann Ihnen nichts versprechen und ich möchte Ihnen auch keine falschen Hoffnungen machen. Ich habe aber einige Verbindungen in London. Möglicherweise kommt ja etwas dabei heraus."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #65 am: 27.08.2016 | 09:08 »
"Noch etwas, Sir." Der Mann blickt Dich nachdenklich an. "Planen Sie wohlmöglich eine politische Karriere? Sie haben mit Sicherheit die besten Voraussetzungen für ein derartiges Amt, Sir. Sie würden gewählt werden."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #66 am: 27.08.2016 | 10:50 »
"Oh, Gott bewahre mich vor der Politik!", sage ich lachend. "Dafür fehlt es mir an dem notwendigen Hang zur Korruption. Außerdem bin ich nur zur Hälfte Ire und in den Vereinigten Staaten geboren."

Etwas widerwillig buchstabiere ich Mr. Braddock Cainnechs Namen. "Die Polizei hat mir gegenüber behauptet, man hätte meinen Gefährten einem Mitarbeiter von Lord Penhew übergeben. Hierüber gab es jedoch keinerlei Papiere. Und Cainnech blieb verschollen. Er war verletzt, hätte ärztlich untersucht werden müssen. Wir waren ja sogar im Krankenhaus, als der Übergriff erfolgte. ..." Ich halte inne, bevor mich der Zorn überkommt.

"Ich glaube, es wäre nicht klug von Ihnen, in der Sache weitere Nachforschungen anzustellen ... ich meine, es könnte nicht ungefährlich sein. Wir haben das auch versucht. Und wir hatten auch Kontakte in der Stadt. Aber nichts ... nicht die geringste Information ... eine Wand aus Schweigen."

Ich blicke auf die leeren Tassen auf dem Tisch.

"Aber Sie wollten mir gerade erklären, was Sie veranlasst hat, zu mir zu kommen."

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #67 am: 27.08.2016 | 11:12 »
"Nein, Sir, das wollte ich eigentlich nicht." Braddock blickt auf seine gefalteten Hände. "Ich hatte Sie vielmehr nach Elisa Marquard gefragt. Nach einer Frau, die Sie besucht haben sollen, an dem Tag, als ein Feuer grosse Teile des Hotels, in welchem Frau Marquard abgestiegen war, in Trümmern legte."
Er blättert in diesem kleinen Notizbuch. "Sie sind Arzt, Sir. Wissen Sie etwas über diese ominöse Krankheit, an der die Frau gelitten haben soll?"
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 15:32 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #68 am: 27.08.2016 | 14:08 »
Der grosse Mann, der inmitten des hohen Grases steht, ist ganz in eine hellbraune Lederkluft gekleidet. Er schaut freundlich, als er auf Dich mit langsamen, aber weit ausholenden, Schritten zukommt.

Der Mann macht einen leicht angespannten Eindruck.

Als er noch etwa drei Schritte von Dir entfernt ist, bleibt er plötzlich stehen und greift mit der rechten Hand in die Innenseite seiner Lederjacke.

"Ich habe noch ein kleines Geschenk für Euch, Ove Eklund."
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 19:30 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #69 am: 27.08.2016 | 14:29 »
"Wer sagt, dass ich Frau Marquard besucht habe? Das ist zwar zutreffend. Ich habe sie ein einziges mal gesehen und ich habe sie erst an diesem Tag kennengelernt. Tatsächlich habe ich erst wenige Stunden zuvor zum ersten Mal von ihr gehört.

Aber dass Sie hiervon wissen, macht mich äußerst skeptisch. Mein Kontakt mit Frau Marquard entsprang eher dem Zufall.

Wenn Sie mehr von mir wissen wollen, werden Sie Ihre Karten schon auf den Tisch legen müssen, denn ich vertraue Ihnen nicht ... Marke hin oder her ... die hat hier in Irland sowieso keine Relevanz."

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #70 am: 27.08.2016 | 14:37 »
An der Grundvik Bucht


Der Name sagt mir nichts und auch diese imposante Erscheinung weckt keine direkten Assoziationen.
Seit Jahren führen wir nun ein ruhiges Leben hier in der schwedischen Provinz. Ich rechne nicht mit Gewalt. Doch seine angespannte Haltung irritiert mich etwas. Ich merke wie sich mein Griff um die Angel unwillkürlich so verstärkt dass ich den Angelstock notfalls als Schlagwaffe verwenden kann.

Ich schaue den Mann interessiert an.

"Ich glaube sie verwechseln mich. Kennen wir uns?"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #71 am: 27.08.2016 | 14:59 »
"Sir, so sehr ich Ihnen gerne sagen möchte, was ich herausgefunden habe, ich darf es nicht. Es tut mir leid. Es tut mir aufrichtig leid."

Braddock erhebt sich. "Ich danke Ihnen für den Earl Gray. Er war sehr gut." Er steckt sein Notizbuch wieder ein. "Nun möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Gastfreundschaft bedanken. Es war mir eine Freude, Sie kennenlernen zu dürfen." Er macht sich zu Hintereingang auf den Weg, um seine Wanderschuhe wieder anzuziehen.
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 15:34 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #72 am: 27.08.2016 | 15:23 »
Der Mann bringt eine Holzschachtel aus seiner Jacke zu Vorschein.

Erneut beugt er sein rechts Knie vor Dir, bis es den Boden berührt.
Dann verbeugt er sich vor Dir, den Blick auf den Boden gerichtet, wie ein künftiger Ritter bei der Schwertleite.

Die Schachtel mit beiden Händen umfasst, streckt er seine Arme über den Kopf nach vorne in Deine Richtung.

"Sir, ich möchte Euch dies als Geschenk darbringen. Es würde mich sehr ehren, wenn Ihr es annehmen würdet."
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 19:32 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #73 am: 27.08.2016 | 16:01 »
Der Sarkasmus des Mannes prallt an mir ab. "Was erwartet er denn? Schleicht auf meinem Grund und Boden herum, platzt hier unangemeldet herein und befragt mich zu einem Thema, das er selbst für so brisant hält, dass er mir nichts darüber sagen kann? Britische Manieren eben. Wenn man in einem anderen Land ist, nimmt man sich was man möchte. ... Brandschutzbehörde? Wohl kaum! Die soll in Mordsachen auf eigene Faust im Ausland ermitteln? ..."

"Ich habe volles Verständnis für Ihr Misstrauen. Aus den gleichen Gründen erzähle ich auch nicht einem Fremden aufs Geratewohl etwas über Frau Marquard. Frau Marquard wurde bereits ermordet und mit ihr ein Mann von der Feuerwehr. Ich vermute, die beiden waren noch nicht einmal die einzigen. Ihr Mitarbeiter, dieser Joseph Henry, kam offenbar auch unter merkwürdigen Umständen ums Leben. Es sind schon genug Menschen gestorben, denke ich.

Es tut mir leid, dass ich nicht gastfreundlicher sein konnte. Keine Ahnung, wo sich meine Tochter gerade herumtreibt."

Ich begleite den Mann noch mit Luni vor die Tür und achte darauf, dass er das Grundstück verlässt. Als Braddock in der Senke verschwunden und damit außer Sichtweite ist, versuche ich herauszufinden, woher er gekommen ist. Ich betrachte im Flur den Schmutz, der von seinen Schuhen gefallen ist. Ich suche vor der Tür auf dem Boden nach Spuren und versuche Luni auf Braddocks Fährte anzusetzen. "Wie lange hat der Kerl mein Haus wohl beobachtet, bevor er zur Hintertür gekommen ist? Und warum gerade zur Hintertür?"

Ich beschließe, Matilde und Marie zu suchen. "Vielleicht sind die beiden bei Máirín?", überlege ich. "Ich sollte Niall Uí Rathaille fragen. Matilde war mit ihm in den letzten Jahren öfters auf der Jagd. Auch wenn Niall zu Beginn vermutlich nicht begeistert war, sich die Ausübung meines Jagdrechts nun teilen zu müssen ... mit einer Frau ... scheinen die beiden inzwischen gut miteinander auszukommen." Eine unbestimmte Furcht überkommt mich, dass dieses Auto etwas mit Matildes Verschwinden haben könnte. "Du siehst Gespenster", versuche ich mich zu beruhigen.

"Du wirst sie finden, nicht wahr?", frage ich Luni. "Aber zuerst finden wir heraus, woher dieser neugierige Mann kam."
« Letzte Änderung: 27.08.2016 | 16:56 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #74 am: 27.08.2016 | 17:58 »
Die Spuren, die Braddock hinterlassen hat sind zum Teil sehr deutlich, aber zum Teil auch recht unscheinbar. Der Mann war wirklich längere Zeit in der Gegend unterwegs. Die Spuren geben keine klare Richtung vor und führen mal hier hin und mal dort hin. Er scheint sich hier ausgiebig umgesehen zu haben. Über Weiden und Wiesen hinweg. An Natursteinmauern und einem Bachlauf entlang. Und auf schmalen Feldwegen unterwegs. Durch ein kleines Waldstück hindurch, bis an den Ausläufer des Lochs im Norden heran.

Östlich des Wassers führt eine alte Strasse in ost-westlicher Richtung am Loch vorbei.

In einer unübersichtlichen Kurve scheint vor nicht allzu langer Zeit ein Wagen nach rechts auf den unbefestigten Teil der Strasse hinausgetragen worden zu sein. Die Spuren von durchdrehenden Reifen auf der Wiese und im Erdreich sind sehr deutlich erkennbar.

Nachdem Du den Spuren etwa eine Dreiviertelstunde gefolgt bist, drehst Du wieder um.

Braddock muss das Dorf in NW-Richtung verlassen haben, um das Loch zu umrunden und dann südlich des Lochs bei Dir angekommen zu sein. Eine wahrhaft lange Wanderung.
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