Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 43691 mal)

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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #350 am: 6.01.2017 | 12:40 »
Clive

Wir verabschieden uns bei Iefan. Dann gehen Ove und Clive nach hinten in den Frühstücksraum.

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #351 am: 7.01.2017 | 14:24 »
Der Frühstücksraum ist unbeleuchtet und stark beschattet. Licht fällt nur durch die Fenster mit Ausrichtung nach Westen hinein.
Braddock ist allein im Frühstücksraum. Er sitzt an einem runden Tisch in der Mitte des Raumes und lässt sich das Frühstück schmecken. Eier, Speck, Toast und Würstchen.

Als Ihr den Raum betretet, nickt er Euch zu. Er kaut noch, während er Euch begrüsst. "Guten Morgen, Doktor. Ist der junge Mann Ihr Leibwächter oder Ihr Anwalt?"
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #352 am: 7.01.2017 | 15:40 »
Clive

Ich bin angesichts des exponierten Sitzplatzes etwas erstaunt. Eigentlich hätte ich Braddock als angebliches Mitglied eines Geheimbundes in irgendeiner Nische oder Ecke des Raumes vermutet, wo er selbst im Halbdunkel sitzt und den Raum beobachten kann ... aber das ist selbstverständlich nur ein Klischee.

"Darf ich vorstellen: Ove Eklund ... Raymond Edward Braddock.

Mr. Braddock ist im normalen Leben Mitarbeiter der Brandschutzbehörde von London. Daneben arbeitet er für eine Organisation mit dem namens S.A.V.E.

Mr. Eklund ist ein Freund und wurde gestern aus den gleichen Gründen von einem Fremden aufgesucht, aus denen auch ich unverhofften Besuch erhielt. Die Angelegenheit, über die Sie mit mir zu reden wünschten, betrifft ihn also ebenso wie mich.

Hier sind wir nun, um uns anzuhören, was Sie uns sagen wollen."

Bewusst lasse ich unerwähnt, dass Ove auch bei dem Hotelbrand in London anwesend war.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #353 am: 7.01.2017 | 17:46 »
"Mmm... meine Herren." Braddock kaut genüsslich zu Ende. Dann bietet er Euch mit einer Handbewegung zwei Stühle an, während er sich leicht von seinem Platz erhebt. "Nehmen Sie doch bitte Platz." Er wischt sich den Mund mit einer Serviette ab und kramt eine Pfeife heraus, stopft sie und zündet sie sich an. "Wischen Schie." Er nimmt die Pfeife aus dem Mund und bläst den Rauch in die Luft, während er langsam ausatmet. "Die Lage hat sich geändert. Ich werde noch heute abreisen." Er nimmt einen langen Schluck Guinness und stellt das Glas hörbar wieder ab. "Vermutlich habe ich mich geirrt was Sie betrifft, Doktor."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #354 am: 8.01.2017 | 17:42 »
Clive

Auch wenn Braddock sich vermutlich tatsächlich geirrt hat, verärgert mich seine ausweichende Antwort. Er reiht sich in eine lange Schlange von Personen ein, die uns mit Andeutungen abgespeist haben: Hartmut, Lord Penhew, die Huldiger, die Erpresser aus London, selbst das Wesen in der Schneiderei ... Egal wie sehr wir uns bemüht haben, ihnen war nicht mehr an Informationen zu entlocken. Ich möchte am liebsten mit der Faust auf den Tisch schlagen, aber ich verkneife es mir. Es würde ja auch nichts ändern.

"Ich verstehe Sie nicht. Gestern schien es Ihnen noch ungeheuer wichtig, mich vor einer rätselhaften Gefahr zu warnen. Sie sind auf meinem Grundstück herumgeschlichen und haben Ihre Karte in einer Teetasse versteckt, wofür Sie sich vermutlich sogar Zutritt zu meinem Haus verschafft haben. Sie haben hier im Dorf herumgeschnüffelt. Und jetzt war alles nur ein bedauerlicher Irrtum? Das erscheint mir doch etwas mager ...

Vielleicht verraten Sie mir, worin Sie sich genau geirrt haben, bevor Sie abreisen? Und was hat sich an der Lage seit gestern geändert?"

"Vielleicht meint er den Umstand, dass ich Ayana bei mir beherberge? Oder ist in der letzten Nacht etwas geschehen, von dem ich nichts mitbekommen habe? Oder geht es um den Mord an Kayleigh?"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #355 am: 9.01.2017 | 06:46 »
"Doktor, Sie sind ein intelligenter und gebildeter Mann. Sie sind weit gereist und haben viel erlebt. Und Sie machen sich Sorgen. Das kann ich verstehen. Ich kann auch verstehen, dass Sie verschnupft sind, weil Ihnen Informationen vorenthalten werden."

"So weit so gut." Braddock zieht an seiner Pfeife, "Dieser Pall Mall Tabak ist wirklich starkes Kraut. Ich sollte mir das Rauchen abgewöhnen."

"Hören Sie. Ich habe mehr über die Hand, die Frau Marquard ersteigern wollte, herausgefunden. Henry, mein Kollege, hat die Frau beobachtet. Leider wurde die Hand gestohlen und Frau Marquard verstarb bei dem Hotelbrand. Mein Kollege wurde ermordet. So weit das, was Ihnen bekannt ist. SAVE ist der Ansicht, dass diese Hand kein Katalysator des Bösen ist, sondern vielmehr ein Mittel zur Vernichtung eben dieses Bösen darstellen könnte. Ich selbst bin sogar fest der Ansicht, dass dem so ist."

Braddock schaut Euch abwechselnd in die Augen. "Sie wirken nicht überrascht, Doktor. Wohingegen Ihr Kollege sich unwohl zu fühlen scheint."

Braddock faltet die Hände. "Meine Herren, Sie wissen anscheinend mehr, als Sie zugeben wollen. Wenn ich hier auspacken soll, dann sollten auch Sie die Karten auf den Tisch legen."

"Mir ist hier im Dorf einiges aufgefallen. Ich habe noch ganz gute Ohren und mein Blick ist auch noch recht gut." Braddock lehnt sich in seinem Stuhl zurück. "Diese Fremden, die gestern hier im Dorf erschienen sind, waren zumindest sehr eigenartig. Sie zeigten Interesse an Ihnen, Doktor, nicht wahr?"
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #356 am: 9.01.2017 | 10:27 »
Clive

"Ja, das ist richtig. Die Fremden waren eigenartig ... und sie kamen zu uns auf das Manor. Sie sagten über die Hand in etwa das Gleiche wie Sie. ... Aber wir haben die Hand nicht. Wie Sie sagten: Die Hand wurde gestohlen, bevor das Büro 'Kilmister & Stratton' sie für Mrs. Marquard ersteigern konnte. Ich denke, die Hand ist verloren.

Ich habe Zweifel, ob die Einschätzung, die Hand sei ein Mittel gegen das Böse, zutreffend ist. Bisher habe ich als Begründung lediglich einen Hinweis auf eine alte Legende erhalten. Aber solche Legenden sind vieldeutig und meist im Laufe der Jahre durch Ausschmückungen und vergessene Teile auch verfälscht.

Alles was wir über die Hand erfahren haben ist, dass sie Krankheit und Tod über ihre früheren Besitzer gebracht hat.

Ich denke nicht, dass man das Böse überhaupt verwenden kann, um das Böse zu vernichten. Das ist nicht, als würde man Feuer mit Feuer bekämpfen. Das Feuer lässt sich kontrollieren; es ist nicht böse oder gut; erst der Einsatz durch den Menschen gibt dem Feuer ein gutes oder böses Ziel. Böse bleibt böse. Das Böse fordert seinen Tribut. Und es findet seine Nahrung in uns Menschen. Man kann sich des Bösen nicht bedienen und danach weitermachen, als sei nichts geschehen. Es schwelt im Inneren weiter und bricht irgendwann aus einem hervor ... Das Böse gewinnt letztendlich immer, wenn man zu solchen Mitteln greift."

Ich denke an 'Mkubwa Mkongwe Moja Mchinjaji', General Douglas Haig. Ich denke an die Zauber, die ich kenne und doch nie verwende ... fast nie ... "Ich habe Matilde auf Herm zurückgeholt ... aber habe ich ihr damit geholfen? Ich weiß es heute wenigen denn je. Würde Cainnech heute noch leben, hätte ich auf Herm anders gehandelt? ... Aber da ist Marie ... immerhin Marie. Es kann nicht ganz falsch gewesen sein."

"Um ehrlich zu sein: Wir vermuten, dass es gerade Ihr Kollege war, der den Brand in dem Hotel damals gelegt hat. Ich glaube, dass wir ihn im Fahrstuhl getroffen haben, als wir Mrs. Marquard besuchten. Wenn das stimmt, dann verließ er das Hotel unmittelbar bevor der Brand ausbrach und beobachtete alles von der anderen Straßenseite. Und dann wurden wir von eben diesen Häusern aus von einer Person unter Beschuss genommen, als wir uns zu retten versuchten. DAS war der wirkliche Grund, warum Mrs. Marquard gestorben ist.

Beschwören könnte ich selbstverständlich nicht, dass der Mann, der zu uns in den Lift stieg, der Mann auf dem Photo war, welches Sie mir gestern gezeigt haben. Aber ich glaube schon, dass es Joseph Henry war. ... Vielleicht wollte er ja verhindern, dass Mrs. Marquard die Hand ersteigert? ... Oder dass sie uns zu viel über die Hand erzählt?

Wir wurden damals in London von dem Tag an bedroht, an dem ich aus dem Zug gestiegen bin. Und diese Personen vermuteten in mir einen 'Spezialisten' ... für was genau auch immer. Aber die Männer irrten sich schon darüber, wer der Grund meines Besuchs in London war. Sie glaubten, ich sei als 'Spezialist' für irgendetwas nach London gerufen worden. Aber das war nicht richtig. Ich bin damals aus einem ganz anderen Grund nach London gereist."
« Letzte Änderung: 9.01.2017 | 10:29 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #357 am: 10.01.2017 | 05:15 »
"Jaaa. Die HAND wuuurde gestooohlen." Braddock kaut den Satz wie zuvor sein Frühstück. "Aber von wem? Und zu welchem Zweck? Der Rufpreis der Hand für die Auktion war nicht hoch angesetzt. Weshalb also stehlen? Das sind Fragen, die mir das Hirn zermartert haben. Beweisen kann ich bislang aber noch nichts."

"Und..." Braddock breitet seine Arme aus. "...es gibt weitere Fragen. Der Detektiv, Herr Stratton, ist kurz vor dem Auktionstermin aus London abgereist. Weshalb? Momentan weilt er wohl in Süd-Ost Asien. Und seine Frau? Frau Stratton, geborene Visconti, ging zu Ihnen nach Irland. Weshalb? Flüchtet sie vor etwas? Interessant ist noch etwas anderes. Frau Stratton war am Abend des Diebstahls im Auktionshaus und ist gesehen worden. Das ist gesichtert. Ein paar Professoren haben sich an sie erinnert. In dieser Nacht verbrannten zwei unbekannte Personen im Auktionshaus und die Hand wurde gestohlen. Das macht alles wenig Sinn. Eigentlich gar keinen und recht mysteriös ist es zudem."

"Zuerst glaubte ich, dass Frau Visconti die Hand gestohlen haben könnte, das Feuer im Hotel legte, um die Auftraggeberin zu beseitigen und dann noch den Zeugen, meinen Kollegen, aus dem Weg räumte, und dann zu Ihnen nach Irland floh." Wieder faltet Braddock seine Hände. "Aber ich hatte mich geirrt. Sie, Herr Doktor, waren ja bereits dort. Der Liftboy des niedergebrannten Hotels konnte sich an Sie und an Frau Stratton, sowie eine drive Person erinnern." Er lächelt schwach. "Auch das ergab für mich keinen Sinn. Aber jetzt fällt mir auf, dass die Beschreibung der Personen im Hotel auf Ihren Begleiter passt" Erneut lächelt Braddock. "Ove Ecklund, nicht wahr?"


"Und jetzt diese Fremden. Das ist ja fast wie bei den heiligen drei Königen, die zum Jesuskind in der Krippe pilgern." Er lacht. "Welch ein Unsinn."
« Letzte Änderung: 10.01.2017 | 09:19 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #358 am: 11.01.2017 | 22:09 »
Wieder ein Pfeiferaucher... diese Pfeiferaucher scheinen immer dann aufzutauchen wenn kurz danach etwas furchtbares passiert.

Die jüdische Schlägertruppe, als ich gerade erst bei Kilmister und Stratton angefangen hatte... haben die nicht auch Pfeife geraucht? Und der andere Bewerber auf die Stelle als Fotograf... rauchte er nicht auch? Und dann war dort der Raucher im Hotel von Mrs. Marquard. Gut... hier im Dorf gibt es auch einige Raucher... aber das sind keine so ungewöhnlichen Typen, die plötzlich irgendwo auftauchen. Ich sah sie auch häufig ohne Pfeife und die anderen Leute hier kannten sie bereits. Aber diese zugereisten Typen, sind schon sonderbar.

Bei dem Gedanken, dass Kristine vielleicht wieder etwas zustoßen könnte; dass wieder etwas schlimmes passiert; dass nun die Geschehnisse und Personen aus England uns wieder erreicht haben, machen mich nervös, doch noch kann ich es verbergen - mich zusammenreißen.

Als Braddock davon spricht, dass wir die Hand als Waffe gegen DAS oder ETWAS Böses verwenden könnten... hätten verwenden können, macht mich nun aber wirklich nervös. So ein verdammter Mist! Wie kann das sein? Warum haben wir es zerstört?
Oder ist das alles nur eine falsche Fährte? Und warum juckt meine Hand wieder so?!

Es ist zum Haare ausreißen, dieses Jucken, dieses Spannen der Haut.

Auf meine Unruhe angesprochen, ärgere ich mich über mich selbst. Ich zeige zu deutlich, wie ich mich fühle. Schnell bemühe ich mich wieder Kontrolle über mich und meine Erscheinung zu erlangen. Es gelingt mir und kurz denke ich: Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass meine Hand vielleicht DIE Hand ist... oder wird. So kann es meine Hand sein, die das Böse besiegt.
Ich reiße mich nicht darum das BÖSE kennenzulernen, mich ihm zu stellen. Aber es scheint mir auf lange Sicht unausweichlich. Da beruhigt es mich etwas, dass ich vielleicht nicht so wehrlos und unbewaffnet bin, wie ich mich ohne meine Pistole oder eine andere Waffe fühle.

Ein kurzer Gedanke: Ich sollte Kampftraining nehmen.


Als Braddock auf das Hotel und die dritte Person, mich, zu sprechen kommt, bleibe ich weitgehend ungerührt. Ich verbessere lediglich seine Aussprache:
"Der Name ist: Eeeklund. Langes 'E'..."

Sein letzter Satz passt nun sogar in mehrfachem Sinne, sowohl als Kommentar über die absurde Pilgerreise unserer "Huldiger" und den "Zufall", dass sie alle gleichzeitig ankamen... und auch zu meiner unsinnigen Verbesserung seiner Aussprache, doch ich hielt es für Ratsam seinen selbstgefälligen Monolog zu stören und ihn auf wenigsten EINEN offensichtlichen Fehler anzusprechen. Dieser kleine Fleck auf der Fassade seines Wortgebäudes könnte vielleicht der erste Hinweise auf einnen Riss, einen grundlegenden Fehler in seinen Worten und seinem sicheren Auftreten sein.

Da er allerdings zu Clive und weniger zu mir zu reden scheint und es der Anstand gebietet, schweige ich weiter. Ich bin ja nur Clives "Anwalt"... besser wohl ... sein Journalist.

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #359 am: 12.01.2017 | 14:08 »
Clive

"Ja, ganz erstaunlich, dass so viele Fremde hierher pilgern ... und sich in meinen 'Stall' schleichen." Dabei sehe ich Braddock unverwandt an.

Ich habe den Eindruck, dass Braddock überwiegend spekuliert und Behauptungen ins Blaue hinein aufstellt, um uns aus der Reserve zu locken und so an Informationen zu gelangen.

"Nun, es waren wohl viele Menschen im Auktionshaus, um die Objekte zu begutachten. Ich gehöre jedenfalls nicht dazu. Ich habe das Auktionshaus nicht betreten. Ich hatte auch nie die Absicht, die Hand zu erwerben.

Meiner Erinnerung nach fand der von Ihnen erwähnte Vorfall im Auktionshaus sogar einen Tag vor meiner Anreise statt. Zu der Zeit dürfte ich mich auf einem Schiff mitten auf dem Muir Bhreatan ... oder wie Sie sagen würden: dem St. George's Channel ... befunden haben. Gleichzeitig gab es in der Straße einen Banküberfall, wenn ich mich recht entsinne. Ich habe einen Artikel darüber in der Zeitung gelesen, als ich mit dem Zug in London eintraf.

Die Hand könnte jeder genommen haben. WENN sie überhaupt jemand entwendet hat. Soviel ich weiß, wurde die Maske als das Prunkstück der Versteigerung doch in einem Schrank im Auktionshaus wiedergefunden, nicht wahr? Vielleicht hat auch die Hand damals in Wahrheit garnicht das Haus verlassen. Ich habe keine Ahnung. Vielleicht gab es noch mehr Menschen, die Ihre Quellen kannten und der Hand einen besonderen Wert beigemessen haben. Was bedeutet dann schon das Startgebot, wenn man überboten werden kann?

Wo Mr. Stratton geblieben ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Dass er sich in Süd-Ost-Asien aufhalten soll, ist mir neu. Und auch Matilde wusste nichts davon. Sie hätte es mir gesagt. Ich kannte Mr. Stratton nur flüchtig, bin ihm zweimal begegnet. Und wir mochten uns nicht, wenn ich das so sagen darf! ... Hugh Stratton war ... SPEZIELL. Ich denke es ist schwer, eine neutrale Haltung gegenüber einem solchen Menschen einzunehmen. Da gibt es wohl nur SCHWARZ und WEISS ohne viele Zwischentöne ... Wir waren uns sehr unähnlich in unseren Ansichten, unserer Lebensweise und unseren Umgangsformen. Aber Sie werden sich selbst eine Meinung gebildet haben.

Ich kann Ihnen aber sagen, WARUM er abgereist ist: Weil sich Matilde von ihm getrennt hat. Huge Stratton ist nicht der Typ, der mit einer solchen Zurückweisung gut umgehen kann ... Ich denke, er hält sich eher für unwiderstehlich.

Und ich versichere Ihnen, dass Matilde die Hand nicht gestohlen hat. Wenn dann schon eher Hugh Stratton ... Wurde nicht ein blonder Mann, dessen Beschreibung auf Mr. Stratton passte, in einem Zeitungsartikel erwähnt? ... Ich bin mir nicht mehr sicher."

Ich überlege, ob ich gerade Matildes Sohn in Gefahr bringe. Aber diesen kleinen Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen. "Wenn Braddock den Aufenthaltsort von Hartmut kennt, dann verfolgt er ihn ohnehin bereits. Daran kann ich nun auch nichts mehr ändern."

Auf die Bemerkungen über Ove gehe ich nicht ein.

"In London begleitete mich ein ... Angestellter und Schüler ... hier aus dem Dorf. Ich glaube, ich erwähnte ihn bereits. Er wurde von der Polizei übel misshandelt und verschleppt. Seither fehlt von ihm jede Spur. DAS war dann auch der Grund MEINER Abreise. Ich war Englands Gastfreundschaft für Iren überdrüssig, wenn ich es einmal so formulieren darf!"

Ich blicke Braddock fordernd an.

"So, nun habe ich meine 'Karten auf den Tisch gelegt', wie Sie wollten. Jetzt ist es an Ihnen, 'auszupacken'!"
« Letzte Änderung: 12.01.2017 | 17:12 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #360 am: 12.01.2017 | 15:11 »
'Chapeau, Clive! Chapeau!'
Dieser Braddock ist nicht unbedingt ein Sympathieträger. Er scheint mir eher ein erfahrener Ermittler zu sein, der wenigstens etwas Erfahrung damit hat Leute zu befragen... auszufragen.

Mir gefällt es sehr, wie Clive ihn nicht unhöflich aber bestimmt auflaufen lässt, ihn aber dennoch mit einem gewissen Minimum an Informationen bei Laune, bei Interesse zu halten versucht.


Ich entspanne mich etwas, als ich merke, dass Clive sich von Braddock nicht sonderlich aus der Ruhe bringen lässt.

Mr. Braddock ist nicht so weit gereist um ohne Informationen oder weitere Erkenntnisse wieder abzureisen. Blufft er vielleicht? Aber wenn nicht, welche Infos hat er gesucht? Wollte er vielleicht wissen, ob es bereits "Huldiger" gibt? Macht ihm das Angst? Macht ihm das Probleme? Will er vielleicht deswegen wieder abreisen, weil er sich bedroht sieht oder sieht, dass er zu spät ist?

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #361 am: 13.01.2017 | 19:24 »
"Bei derartig vielen Huldigern sollten Sie am Loch ein Hotel errichten, Doktor, und noch eine grosse Statue von Ihnen auf der vorgelagerten kleinen Insel. Das würde sicherlich ein wahrhaft grosser Erfolg werden." Er lächelt gequält.

"Aber Sie haben sicherlich Recht. Es müssen viele Menschen im Auktionshaus gewesen sein. Doch wie viele davon hatten Kontakt zu Frau Marquard? Und wie viele davon haben die Aufmerksamkeit von Huldigern erregt?"

"Dieser Ansatz brachte mich weg von Frau Stratton und hin zu Ihnen, Doktor."

"Ich habe mir über die Jahre eine gewisse Menschenkenntnis erworben. Und Sie, Herr Doktor, verschleiern viel mehr als Sie sagen."

"Ich gehe davon aus, dass es drei Parteien gibt, die ihr Spiel mit Ihnen treiben, bzw. treiben wollen. Die einen, die wollen, dass die Kreatur bekämpft wird. Die anderen, die Sie für die Kreatur benutzen wollen. Und dann... ja dann gibt es wohl noch eine dritte Gruppe, die nicht weiss, was Sie von Ihnen zu erwarten hat. Ob Sie der einen oder der anderen Seite zugeneigt sein werden. Das stellt für Sie natürlich ein gewisses Problem dar."

"Wer auch immer Sie in London begleitet hat, Doktor, blond ist nicht nur Herr Stratton, sondern auch Ihr jetziger Begleiter, Herr Ecklund. Aber was weiss ich schon. Ich bin nur ein kleiner und unbedeutender Ermittler. Und die Familienverhältnisse eines Privatschnüfflers interessieren mich nicht, ganz gleich, was Sie von ihm halten."
« Letzte Änderung: 13.01.2017 | 19:25 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #362 am: 14.01.2017 | 15:30 »
Clive

"Nun, immerhin sind Sie überraschend gut über Hugh Strattons Aufenthaltsort informiert, dafür dass Sie sich für ihn nicht interessieren.

Wenn ich ehrlich bin, erinnern mich Ihr Gehabe sogar zunehmend an Hugh Stratton. Ich habe das Gefühl, dieses Gespräch schon einmal geführt zu haben.

Ihr Ton gefällt mir nicht besonders:
SIE werfen mir vor, ich würde viel mehr verschleiern als preisgeben?
SIE schleichen sich auf mein Grundstück und in mein Haus,
SIE geben vor, von der Brandschutzbehörde zu sein, um Auskünfte zu erhalten, und behaupten kurz danach einer ominösen Geheimorganisation mit dem Namen S.A.V.E. anzugehören,
SIE fragen meine Nachbarn und Pächter aus und fordern von mir rückhaltlose Offenheit ...
OBWOHL ich Sie nicht kenne,
OBWOHL Sie selbst mir im Ergebnis nichts von Wert sagen,
OBWOHL Ihr bisheriges Benehmen nicht gerade geeignet war, bei mir Vertrauen zu erwecken?
Das ist lächerlich! Verlangen Sie nichts von anderen, was Sie selbst nicht zu tun bereit sind! Bisher habe ich Ihnen viel mehr Informationen gegeben als Sie mir. Wie ich es sehe, wären Sie am Zug, einmal offen zu reden. Sie kommen hier her, auf mein Land, und wollen, dass ich Ihnen dabei helfe, die Wissensfragmente zusammenzufügen. Dann müssen Sie mir schon alles sagen, was Sie wissen. Oder Sie hätten sich den Weg sparen können. Wenn man gewinnen will, muss man auch bereit sein etwas zu riskieren. Und wie groß wäre Ihr Risiko denn schon? Wir beiden sind hier ganz alleine auf dem Land. Sie haben eine ganze Organisation hinter sich.

Ich bin es leid, mich mit Personen zu unterhalten, die mich nur ausfragen wollen, ohne selbst etwas mitzuteilen. Entweder wir sprechen auf Augenhöhe oder das hier ist sinnlos.

Aber noch einmal: Ich war nicht im Auktionshaus. Ich bin erst am Tag nach dem Diebstahl im Auktionshaus in London angekommen. Weder Ove Eklund noch Cainnech haben mich daher ins Auktionshaus begleitet, weil ich überhaupt nicht dort war. Falls Ihnen jemand etwas anderes gesagt haben sollte, dann hat er gelogen. Mr. Eklund habe ich sowieso erst danach kennengelernt ... ich glaube zwei Tage nachdem die Hand gestohlen worden war.

Ich gehöre also NICHT zu den Menschen, die im Auktionhaus waren UND die Aufmerksamkeit von 'Huldigern' erregt haben. Die Fremden müssen aus irgend einem anderen Grund zu mir gekommen sein. Den Bezug, den Sie zu sehen glauben, gibt es daher garnicht. Zumindest die meisten Fremden sind auch sofort wieder abgereist. Auch die gehen also wohl von einem Irrtum aus. Und auch Sie wollen ja offenbar wieder fortgehen. Also gehen Sie auch nicht davon aus, dass ich der bin, für den mich diese Fremden halten.

Woher wollen Sie wissen, dass es nicht noch mehr Menschen gibt, für die sich die Huldiger interessieren ... und die vielleicht sogar das Auktionshaus aufgesucht haben?

Außerdem wurden weitere Gegenstände im Auktionshaus gestohlen. Die Diebe hatten es also wohl nicht speziell auf die Hand abgesehen.

Ich kann Ihnen versichern: Ich habe die Hand nicht! Falls Sie zu denjenigen gehören, die nicht wissen, was sie von mir zu erwarten haben: Ich will ganz sicher nicht für die Zwecke irgendeiner mystischen Kreatur aus dem Himalaya 'benutzt' werden. Eigentlich sollte Ihnen das klar sein, nach all den Informationen, die Sie über mich gesammelt zu haben scheinen. Und die Zeiten, in denen ich Abenteuer in fremden Ländern erlebt habe, sind auch vorüber. Nachdem ich in meinem Leben mehr als genug vom Tod gesehen habe, wollte ich hier eigentlich nur noch in Ruhe meinen Lebensabend verbringen ...

Interessanter ist doch die Frage, wer das Hotel in Brand gesetzt hat. ... Wer hatte ein Interesse daran, Mrs. Marquard zu ermorden? ... Dort sollten Sie suchen! Was wissen Sie darüber?

Können Sie ausschließen, dass ich richtig liege und es Ihr eigener Mann war, der das Hotel in Brand gesteckt und Mrs. Marquard und den Feuerwehrmann ermordet hat? Was hat er denn unternommen, um den Brand zu verhindern? Was hat er unternommen, um Mrs. Marquard zu retten? Was suchte er überhaupt in dem Hotel an diesem Tag?

Ich habe nur Matilde begleitet, die Mrs. Marquard wegen eines Auftrages der Detektei aufgesucht hat. Sie hatte einen Grund, dort zu sein. Aber Joseph Henry ... welchen plausiblen Grund hatte er, dort zu sein, wenn nicht den, Mrs. Marquard auszuschalten? Und wenn er in dem Mord an Mrs. Marquard verwickelt war, handelte er dann im Auftrag von S.A.V.E., falls es diese Gruppierung überhaupt gibt? Was soll mir das über Sie sagen? ... Ich finde, Sie erwarten etwas viel Vertrauensseligkeit von uns!"
« Letzte Änderung: 14.01.2017 | 17:45 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #363 am: 14.01.2017 | 18:28 »
"Hören Sie, Herr Doktor, es bringt nichts, wenn wir an einander hochgehen. Ich reise ab und das war es dann für Sie mich betreffend."

"Ich habe übrigens noch das Exemplar des jüngsten NATIONAL GEOGRAPHIC MAGAZINE in meinem Koffer. Ich lasse Ihnen das Exemplar da, dann können Sie den Artikel über Herrn Stratton selbst nachlesen."


Braddock öffnet einen neben ihm stehenden kleinen Koffer und holt eine Zeitschrift mit gelbem Rand heraus. Das Exemplar ist schon etwas abgegriffen. "Das ist sie. Das ist die jüngste Ausgabe. Vol. LXIII, No 6."
« Letzte Änderung: 15.01.2017 | 13:13 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #364 am: 15.01.2017 | 02:26 »
"Interessant.  Ist das Ihre Version Huldigung?"
Ich bemühe mich um einen neutralen Tonfall.

"Mr Braddock, könnten Sie mir vielleicht nochmal erklären, warum Sie den weiten Weg zu Doktor Savage aufgenommen haben um nun schon wieder abzureisen? Das habe ich noch nicht so richtig verstanden. Es wäre sehr freundlich von ihnen, wenn Sie mir das nochmal erklären könnten.

Und könnten Sie mir auch berichten was das für eine Organisation ist, deren Mitglied sie wohl sind."

Ich schaue ihn selbstsicher und ehrlich interessiert an.
« Letzte Änderung: 15.01.2017 | 18:41 von Puklat »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #365 am: 15.01.2017 | 16:26 »
"Also gut. Es macht eh keinen Unterschied, ob Sie es auch wissen, Herr Ecklund."

Braddock faltet die Hände. "Ich arbeite für die S.A.V.E.-Gesellschaft. Die Abkürzung steht für Societas Argenti Viae Eternitata; zu deutsch: Die ewige Gesellschaft des silbernen Weges. S.A.V.E. ist ein Geheimbund, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Unschuldige vor... nun... also... sagen wir... vor den Kreaturen des Unbekannten zu schützen oder zumindest danach zu trachten. Ich bin nach Irland gekommen, um den Doktor zu beseitigen, sollte er sich als Gefahr für die Allgemeinheit herausstellen. Ich bin jedoch zu dem Schluss gelangt, dass er keine grosse Gefahr darstellt. Anders sieht es dagegen mit den Huldigern und ihrem Streben aus. Vermutlich wird er entweder von den einen geopfert oder von den anderen aus dem Spiel genommen werden."

Er hebt die Augenbrauen und zuckt mit den Schultern. "Sein Tod scheint unvermeidlich zu sein."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #366 am: 17.01.2017 | 13:40 »
Clive

"Schön das zu wissen", denke ich in einem Anflug von Sarkasmus. Grimmig blicke ich Braddock an.

"Ist nicht unser aller Tod unvermeidlich ...", antworte ich abweisend und muss dabei an meine nächtliche Unterhaltung mit Ayana denken.

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #367 am: 17.01.2017 | 19:46 »
"Das sind wenig erbauliche Aussichten. Aber wie Doktor Savage bereits sagt... unser aller Tod ist unausweichlich. Wir können nur hoffen, dass er noch in weiter Ferne liegt und nicht all zu qualvoll wird."
Eilig ziehen Bilder von Kristines gebrochenem Körper an mir vorbei. Bilder aus dem Londoner Krankenhaus und auch Bilder aus späterer Zeit, als ich erstmals sehen kann, wie es unter den Verbänden aussieht.

Ich verdränge diese Eindrücke schnell wieder.

"Ich muss dazu sagen, dass es mich erfreut zu hören, dass es eine Gesellschaft gibt, die sich für das Wohl oder zumindest für den Fortbestand der Menschheit einsetzt. Und es erfreut mich noch mehr, dass Sie zur richtigen Einschätzung gekommen sind, dass von Doktor Savage keine Gefahr ausgeht."
Was ich nicht sage ist, dass ich erleichtert bin, dass es außer uns noch mehr Leute zu geben scheint, die versuchen Licht ins Dunkel zu bringen und das "Richtige" zu tun. Bleibt nur zu hoffen, dass wir unter dem "Richtigen" das ultimativ Richtige verstehen.

"Welche Bedeutung messen Sie denn den Personen bei, die Sie als "Huldiger" bezeichnen? Müssen Sie oder Ihre Gesellschaft vielleicht gegen diese Personen tätig werden, oder sehen Sie in denen nur "harmlose Irre"?"

Ich schaue kurz von Braddock zu Clive, der ein wenig missgelaunt oder mürrisch zu sein scheint. Ich ziehe den von Braddock abwandten Mundwinkel zur Andeutung eines Lächelns in die Höhe. Ich freue mich endlich mal Informationen zu erhalten. Informationen die mich nicht gleich verstören oder überrumpeln.

Ich schaue Braddock wieder in die Augen und warte seine Antwort ab.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #368 am: 17.01.2017 | 21:33 »
"Meine Herren, der Tod wird uns alle ereilen, doch muss ich die Begegnung mit dem Gevatter noch forcieren? Mit Sicherheit nicht."

"Welche Bedeutung ich den Huldigern beimesse? Diese Leute gehören entweder zur Gruppe eins oder zur Gruppe zwei. Also entweder wollen sie den Gott befreien oder ihn vernichten. Die Frage ist nun, wer gehört zu welcher Gruppe?"


"Und harmlose Irre sind diese Leute mit nichten. Ich schätze nur den Doktor als intelligenten Menschen ein. Als positives Regulativ der Kräfte."

"Nur bevor es besser wird, wird es in jedem Fall erst einmal besonders unschön und hässlich. Ich werde mich in die Untersuchung des Todes von Fräulein O'Brian einmischen."

"Und noch eins. Die Menschheit ist für den Fortbestand des Universums in ihrer Bedeutung überbewertet, um nicht zu sagen absolut entbehrlich."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #369 am: 17.01.2017 | 22:06 »
Clive

"Die Menschheit ist entbehrlich?", wiederhole ich Braddocks Worte noch einmal still. "Was soll das bedeuten? Was gäbe es für uns noch zu schützen, sollte die menschliche Art augelöscht werden? ... Hätte Braddock die Bedeutung des Indivduums der menschlichen Spezies untergeordnet, so hätte ich dies noch verstanden. Aber was wäre für einen Menschen schützenswerter als die Menschheit ansich? ...

Und was soll die Andeutung, es werde 'erst einmal besonders unschön und hässlich' bedeuten? Phrasen und Andeutungen ... nichts weiter. Das hilft uns kein bisschen!

Und was meint er mit 'positives Regulativ der Kräfte'? Wir haben erst wenige Sätze miteinander gewechselt und er meint mich zu kennen? Das ist doch Nonsens: Entweder er meint mich einschätzen zu können, dann könnte er offen reden. Oder er vertraut mir in Wahrheit nicht, dann lügt er und das hier ist für ihn und für uns Zeitvergeudung."


Meine innere Stimme sagt mir, dass ich nun mit meinem Urteil vielleicht ein wenig zu voreilig bin, aber Braddocks Verhalten verärgert mich. Es erinnert mich immer mehr an Hartmut und seine Salami-Taktik: ... das Gegenüber mit Andeutungen ködern und sich dann zieren, um den anderen im luftleeren Raum hängen zu lassen. Das widerspricht völlig meinem Wesen: Entweder ich vertraue einem Menschen, dann bin ich auch offen. Oder ich halte den Mund ... und daran hätte ich mich bei Braddock besser auch halten sollen.

Von der ersten Begegnung an reizte mir Braddocks selbstherrliche, indiskrete Art. Darum erstaunt es mich nicht, dass er sich zum Richter über Leben und Tod aufschwingt. "Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mich mit diesem Vorwurf auf glattem Eis bewege ... denn ich selbst habe immer wieder Entscheidungen über Leben und Tod treffen müssen ... in ein paar Fällen sogar treffen wollen. Aber ich habe mir das Töten ausgewählter Personen immerhin nicht zur Lebensaufgabe gemacht ... und nur sehr selten habe ich tatsächlich getötet."

Ich überlege, ob Braddock Ayana töten würde, wenn er wüsste, dass sie auf dem Manor geblieben ist ... oder ob er dann seine Meinung über mich revidieren würde ...

Und ich frage mich, warum genau ich Ayana zu vertrauen bereit bin, Bradock hingegen nicht ... obwohl ich Ayana tatsächlich für gefährlicher halte als Braddock. "Vielleicht ist es das Gefühl, Ayana beeinflussen zu können? Wohingegen Braddock ganz von seinen Ansichten gefangen zu sein scheint?"

Ich bemerke Oves Blick, unterdrücke meinen Wunsch, zu gehen, und versuche mich wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren:

"Was meinen Sie mit 'in die Ermittlungen einmischen'? Wollen Sie die Polizei unterstützen oder behindern? Was wissen sie über diesen Mord?"

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #370 am: 18.01.2017 | 07:37 »
Ich warte Braddocks Antwort über seine Rolle in den Ermittlungen der Polizei ab, bevor ich eine weitere Frage zu dem von ihm gesagten Stelle.

"Von was für einem Gott reden Sie eigentlich, Mr. Braddock? Es klingt nicht so als würden Sie vom christlichen Gott sprechen. Um was für eine Gestalt geht es und wofür steht dieser Gott, den Sie meinen?"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #371 am: 20.01.2017 | 20:11 »
"Nein, Herr Eklund, der gnädige, verzeihende Gott der Christenheit ist nicht gemeint, sondern ein Gott, der viel älter ist, als alle uns bekannten Glaubensrichtungen. Eine zornige, selbstgefällige Wesenheit, deren Handlungen kein Mensch verstehen kann und deren ganzes Ausmass an Macht und Zerstörungskraft der menschliche Verstand nicht einmal ansatzweise zu erfassen vermag. Keiner weiss genau, was dieser Gott ist und ich denke, dass der Mensch auch nicht dazu geschaffen wurde, bzw. nicht stark genug ist, um das alles zu erfassen, ohne dabei dem Wahnsinn anheim zu fallen. Ihn zu verstehen, ist daher auch nicht das Ziel. Er muss gebannt werden."
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Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #372 am: 20.01.2017 | 22:16 »
"Fakt ist, dass der Einfluss des Gottes in einem Zyklus zwischen 8.666 und 10.775 Tagen neu aufflammt. Das ist ein Zyklus von 24 bis 29,5 Jahren auf der Erde. Ersteres entspricht zwei Jahren auf dem Jupiter; letzteres einem Jahr auf dem Saturn. Was immer das auch bedeuten mag."

"Wir tappen mit unseren Forschungen zu dieser Wesenheit bei S.A.V.E. noch sehr im Dunkeln. Wir wissen aber, dass der Gott immer Katastrophen apokalyptischen Ausmasses mit sich bringt."

"Wir wissen noch nicht einmal, ob es sich bei dieser Wesenheit um ihn oder sie handelt. Und mit ihm oder sie ist nicht das Geschlecht gemeint, sondern die Anzahl. Welche Aspekte vertritt dieser Gott? Oder werden die einzelnen Aspekte vielleicht durch unterschiedliche Wesenheiten repräsentiert? Sprich, sind es mehrere oder ist es nur einer. Dies ist in etwa vergleichbar mit der Dreifaltigkeit im christlichen Glaubensbekenntnis - Vater, Sohn und heiliger Geist. Alle sind eins und doch dreigeteilt. Oder sehen sie es als eine Art Hexensabbat. Betrachtet man den Sabbat oder doch jede einzelne Hexe für sich?"

"Der Glaube an diesen Gott herrschte einst im alten Reich in Ägypten und auch in Babylon. Heutzutage sind es nur noch kleine Gemeinschaften, die dem Gott huldigen. Es sind keine Weltreiche mehr, die sich vor diesem Gott in den Staub werfen, sondern unzivilisierte, barbarische Gemeinschaften in den hintersten Ecken der Erde, die verborgen vor den Augen der Welt, ihre unheilige Riten praktizieren. Sie leben in Höhlen, in Ruinenstädten, in abgeschiedenen Wäldern oder hoch auf abgelegenen Bergen. Überall trägt der Gott einen anderen Namen, der für unsere Zungen fast unaussprechlich ist und immer stark von den Namen in anderen Regionen abweicht."

"Dort wartet er, versteck im Dunklen brütend und brodelnd. Mitunter schwappt etwas von seiner Essenz in unsere zivilisierte Welt herüber und infiziert diese. Dann kommt es zum Ausbruch. Und dieses Ereignis ist nah."
« Letzte Änderung: 20.01.2017 | 22:27 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #373 am: 21.01.2017 | 03:33 »
"das klingt erschütternd und interessant zugleich. Welche Namen hat dieser Gott oder diese Götter denn?

Und wenn sie sagen er muss gebannt werden, wie ist so ein Bann möglich? Und welche apokalyptischen Katastrophen haben sich vor gut 20 Jahren ereignet? Meinen sie denn großen Krieg? Sicher, das war eine herausnehmend furchtbare Zeit, aber war es die Apokalypse? Darunter Jahre ich bisher noch verheerendere Dinge verstanden. Etwas was ganze voller ausrottet, ganze Zivilisationen zerstört. Frankreich existiert noch und auch wenn das deutsche Kaiserreich und nun vielleicht sogar die Republik ein Ende gefunden hat, so existiert Deutschland und das deutsche Volk noch immer weiter."

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #374 am: 21.01.2017 | 08:40 »
"Und DAS wiederum klingt so, als würden SIE mich für verrückt halten bzw. meine Befürchtungen leichtfertig vom Tisch wischen. Was für mich aber nichts Neues ist. Die Menschen reagieren immer auf die gleiche Weise... mit Handwedeln. Weshalb Dämme bauen, wenn das Meer doch so ruhig ist. Und solange dann ein paar Menschen überleben, können die ja auch hinterher aufräumen. Machen Sie sich nichts daraus, Herr Ecklund, Sie sind nicht anders als das gros der Menschen."
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