Autor Thema: Horror-Settings und Fiktion  (Gelesen 5014 mal)

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Offline Chiarina

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Horror-Settings und Fiktion
« am: 4.09.2016 | 14:34 »
Seit einiger Zeit gehen mir ein paar Gedanken zu Horror-Settings im Kopf herum. Ich denke dabei besonders über Hintergründe nach, die auf unserer realen Welt basieren und halbwegs in modernen Zeiten spielen (20er Jahre sind noch mit drin, Mittelalter und Science Fiction aber nicht).

Das Ganze ist alles andere als abgeschlossen und sehr subjektiv. Es stellt nur meine eigene Meinung dar und erhebt keinen Anspruch auf Verbindlichkeit. Vielleicht findet ihr´s aber trotzdem interessant zu lesen, wie ich darüber denke und erzählt im Gegenzug, wie ihr die Sache seht.

Ich kann im Moment so ein paar grundsätzliche Herangehensweisen erkennen, wie versucht wird im Rollenspielbereich Horror zu verbreiten:

1. Cthulhu und seine Brüder: Es gibt einen feststehenden Mythos. Der Mythos ist fiktiv. Seine Existenz (wenn auch nicht alle Details) wird als bekannt vorausgesetzt. Horrorszenarien greifen immer wieder auf Teile des Mythos´ zurück und ergeben so ein mythologisches Netz (weiteres Beispiel neben Cthulhu: Esoterrorists).
2. Dracula Dossier: Auch hier gibt es einen bekannten und feststehenden Mythos. Die Herangehensweise ist aber ein wenig anders: Der Leser bzw. Spieler bekommt erzählt, dass der Mythos ja bisher immer als fiktiv angesehen wurde, nun aber häufen sich die Anzeichen, dass er Realität sein könnte. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass das Setting davon ausgeht, dass der Leser bzw. Spieler von der Fiktionalität des Mythos weiß und dann darauf aufbaut (ich bin noch nicht weit genug, um hier von einem Eindruck schildern zu können).
3. Eine weitere Möglichkeit stellt natürlich die Realität selbst dar. Es wird auf einen Mythos und überhaupt auf Fantastisches verzichtet, denn die (mögliche) Realität ist bereits Horror genug. (Kennt ihr ein System oder Setting in der Richtung? Ich kenne nur einige wenige, einzelne Beispiele.)

Warum hat diese Unterscheidung für mich eine Bedeutung? Weil ich bemerkt habe, dass ich vom Horror der ersten Kategorie manchmal wirklich genervt bin. Mal abgesehen davon, dass ich eigentlich möglichst wenig Zeit mit diesem misogynen, faschistoiden Puritaner namens Lovecraft verbringen möchte, nervt mich noch etwas ganz anderes. Ich möchte dazu ein Beispiel anführen, das sich in den geläuterten CTHULHU Rezis befindet. Es ist nur ein Beispiel, aber eines, an dem ich besonders gut zeigen kann, was mich stört. Das neunte Abenteuer, das Der Läuterer dort bespricht, heißt Infested und beinhaltet ein Fahrstuhlszenario. Der Fahrstuhl bleibt stecken und die Fahrgäste - nun - kommen sich näher, was ein Horrorszenario zur Folge hat. Bis hierher könnte das Abenteuer wunderbar in Kategorie 3 gehören. Im Spoiler des Läuterers, den ich deshalb auch als Spoiler zitiere, findet sich nun Folgendes:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Durch diesen Hintergrund bekommt das Abenteuer also eine Verknüpfung zum Cthulhu-Mythos. Damit geht allerdings zumindest für meinen Geschmack leider auch eine Fiktionalisierung einher. Während das Grauen des steckengebliebenen Fahrstuhls und die gestressten und an den Rand ihrer Nerven gebrachten Menschen mich noch völlig real mit Horror erfüllen, verpufft der in dem Moment, wo irgendwelche taubengroßen Cthulhu-Monster auftauchen. Jetzt kann ich grinsen und das Abenteuer in das Reich der Fiktion verschieben. Alles nur ein Spiel! Grauen vorbei. Was würde geschehen, wenn so ein Abenteuer auf das fiktive Element verzichten würde? Wenn es einfach darum geht, einen Fahrstuhl mit heiler Haut wieder zu verlassen, in dem ein paar Leute so lang eingeperrt sind, bis sie in Panik völlig die Kontrolle über sich verlieren? Wäre das nicht viel eindrücklicher, als irgendwelche albernen Monster zur Erklärung heranzuziehen?

Ich habe diesen Eindruck nicht immer, aber immer mal wieder: Ein Horror-Szenario beginnt für mich vielversprechend, aber dann geht irgendwo eine Klappe auf, ein Tentakel windet sich hervor und ich muss leider grinsen. Meine Erfahrungen mit Horror-Szenarien ohne fantastische Elemente sind spärlich. Was ich dort erlebt habe, fühlte sich aber intensiver an... und ich glaube genau deshalb, weil der Sprung in die Fiktionalität gefehlt hat.

Mal sehen, was ihr dazu sagt.
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Offline Rhylthar

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #1 am: 4.09.2016 | 14:46 »
Zitat
Ich habe diesen Eindruck nicht immer, aber immer mal wieder: Ein Horror-Szenario beginnt für mich vielversprechend, aber dann geht irgendwo eine Klappe auf, ein Tentakel windet sich hervor und ich muss leider grinsen. Meine Erfahrungen mit Horror-Szenarien ohne fantastische Elemente sind spärlich. Was ich dort erlebt habe, fühlte sich aber intensiver an... und ich glaube genau deshalb, weil der Sprung in die Fiktionalität gefehlt hat.
Ich habe beides erlebt.

Also einmal den Fall, dass ein Horror-Szenario kein fantastisches Element hatte, sondern die Situation bzw. Vorstellung des "Realen" schon spannend genug war. Der andere Fall natürlich, dass es etwas Fantastisches ist, was den Horror verursacht bzw. noch verstärkt. Ich bin für sowas durchaus empfänglich, also bei mir dürfen zusätzlich zu der Beklemmung, in einer Pyramide gefangen zu sein, gerne noch die fleischfressenden Skarabäen und die Mumie auftauchen.  :)

Gibt aber auch Horror-Szenarien, da fällt mit dem Fantastischen alles auseinander. "Der tiefe Fall des Dr. Erben" z. B.. Die Situation ist schon "Horror" genug, weil das Szenario von einem krebskranken SC ausgeht. Dann noch Morde im verschneiten Harz. Wäre daraus ein investigatives Abenteuer geworden, von mir aus mit dem klassischen verrückten Wissenschaftler, der mittels unlauterer Wissenschaften ein Heilmittel finden will...aber ein KREBSGESCHWÜRGOLEM (kann gerade nicht nachgucken, aber sowas war es nach meinem Gedächtnis)?
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Rorschachhamster

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #2 am: 4.09.2016 | 15:09 »
... Mal abgesehen davon, dass ich eigentlich möglichst wenig Zeit mit diesem misogynen, faschistoiden Puritaner namens Lovecraft verbringen möchte,
Wie kommst du darauf, dass du mit dem schwierigen Menschen Lovecraft Zeit verbringen mußt, wenn du seine literarischen Schöpfungen nutzt?
Ich meine, ich kann die Gründe verstehen, aus einer modernen Perspektive heraus, ihn überhaupt nicht zu mögen, aber deswegen sein Werk mit ihm gleichzusetzen? Hmm. Das entwertet so gut wie jede Literatur vor 19xx...

Egal, zum Thema: Horror ist doch gerade das Umstürzen von festgeglaubten Werten in einer schockierenden Enthüllung. Sei es die plötzliche und unerwartete Enthüllung der eigenen Sterblichkeit (Slasherhorror), sei es das eigene, festgefügte Weltbild (Lovecraftmythos). Das Leute in Extremsituationen sich extrem Verhalten ist zwar rollenspieltechnisch interessant, aber eigentlich kein Horror an sich, oder?
Und Krebsgeschwürgolem kann echt cool sein, denke ich, vor allem wenn er aus einem SC kommt, aber klar kann das schnell in Komik umstürzen. Nämlich dann, wenn die Enthüllung keine ist. Ich würde behaupten, das eine Gruppe, die damit nicht rechnet echt guten Horror erleben könnte. Ich glaube richtig guter Horror läßt die Spieler überrascht bis entsetzt reagieren. Was je erfahrener die Spieler sind immer schwieriger wird. Und mit dem Ankommen von Horror in der Popkultur noch schwieriger zu machen ist...

Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline LushWoods

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #3 am: 4.09.2016 | 15:27 »
Oh Gott, geht jetzt dieser unreflektierte Lovecraft-Bullshit schon wieder los ...  ::)

Offline Rorschachhamster

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #4 am: 4.09.2016 | 15:32 »
Oh Gott, geht jetzt dieser unreflektierte Lovecraft-Bullshit schon wieder los ...  ::)
Und du hast es besser gemacht, mit diesem Kommentar?  >;D
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Eulenspiegel

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #5 am: 4.09.2016 | 15:36 »
3. Eine weitere Möglichkeit stellt natürlich die Realität selbst dar. Es wird auf einen Mythos und überhaupt auf Fantastisches verzichtet, denn die (mögliche) Realität ist bereits Horror genug. (Kennt ihr ein System oder Setting in der Richtung? Ich kenne nur einige wenige, einzelne Beispiele.)
Bei "Kleine Ängste" habe ich schon ein paar Abenteuer erlebt, die rein in der Realität spielen und den Mythos vollkommen ignorieren.

Als Setting, das ein Verlag verkauft, eignet sich die Realität natürlich nicht, da ja bereits alles in den Nachrichten steht und der Leser keinen Grund hat, das extra als RPG-Settingband zu kaufen. Als Abenteuer, die man spielen kann, eignet sich die Realität dagegen gut.

Allgemein: Ja, Horror, bei dem man sich denkt "Das könnte auch in der Realität passieren." ist um einiges intensiver als Horror, bei dem man weiß, dass das nur Fiktion sein kann. Andererseits trifft man sich ja nach einem harten Arbeitstag, um sich zu entspannen und den Alltag zu vergessen. Von daher kann so ein "Horror Light" schonmal wesentlich angenehmer sein als den realen Horror nachzuspielen.

Offline Chiarina

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #6 am: 4.09.2016 | 15:41 »
Mit meinem "Lovecraft-Bullshit" habe ich übrigens das hier reflektiert:

Barton Levi St. Armands: H. P. Lovecraft, Anhänger der Dekadenz aus Neu-England

Das ist das Nachwort aus dem "Lovecraft Lesebuch" (Suhrkamp). Macht damit, was ihr wollt... ich habe hinterher keine Lust mehr auf Cthulhu gehabt.

Es ist aber wahr: Mir geht´s hier um etwas anderes. Von mir aus können Lovecrafts Menschenbild, dessen Einfluss auf sein Werk und dessen Adaption im Rollenspielbereich hier gern ausgeblendet werden.
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Offline Rorschachhamster

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #7 am: 4.09.2016 | 15:51 »
Allgemein: Ja, Horror, bei dem man sich denkt "Das könnte auch in der Realität passieren." ist um einiges intensiver als Horror, bei dem man weiß, dass das nur Fiktion sein kann. Andererseits trifft man sich ja nach einem harten Arbeitstag, um sich zu entspannen und den Alltag zu vergessen. Von daher kann so ein "Horror Light" schonmal wesentlich angenehmer sein als den realen Horror nachzuspielen.
Huh. Das kommt aber darauf an. Jemand mit wirklicher Angst vor Geistern würde das anders sehen... gut, aber die sind wohl extrem in der Minderheit.  ;)

CoC (um bei dem Horrorrollenspiel zu bleiben, das ich am besten kenne, nicht wegen irgendwas) wirkt super mit Leuten, die an die Unversehrtheit ihres Charakters gewöhnt sind. Ein alter CoC-Veteran wird nicht sehr entsetzt sein, wenn sein Charakter den Verstand verliert. Das ist denke ich das Hauptproblem bei einem Horrorrollenspiel an sich. Die Bindung zu dem Charakter wird immer schwieriger aufrechtzuerhalten. Ohne diese Bindung fehlt die genuine Angst. Ohne Angst die Wirkung. Das ist, denke ich, der Horror-Light.  ;)
Rorschachhamster
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Offline Der Läuterer

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #8 am: 4.09.2016 | 16:12 »
Wer Cthulhu spielt, muss damit leben, dass sich ab und an ein paar Tentakeln ums Eck schlängeln.
Das kann man mögen, muss man aber nicht.

Die rein von Lovecraft erdachten Mythos-Monstren bleiben noch einigermassen überschaubar.
Nach Lovecraft wurde es inflationär mit den Kreaturen. Das ist mir ehrlich gesagt oft auch zu viel. Und mitunter kommen mir manche Cthulhu Szenarien sehr D&D lastig vor. Weniger wäre hier sicherlich mehr.

Das angesprochene Szenario INFEST ist als Setting toll.
Es besteht nur aus zwei Szenen: Fahrstuhl und Garage.

Ich habe noch nie ein Abenteuer so geleitet, wie es abgedruckt wurde...
Aus den, von den Shan übernommenen Handwerkern, Zombies, streunende Hunde, ein paar Junkies oder eine Gang zu machen, ist nur Handgewedel, also kein Problem.

Wer weiss, was seine Spieler mögen, soll das gerne abändern.
Ich fand die Shan auch unpassend und habe sie ersetzt. Alles kein Problem.
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #9 am: 4.09.2016 | 17:50 »
Generell ist Horror wohl das gängige Rollenspielgenre, zu dem ich am wenigsten Zugang finde. Ich spiele halt nicht oder zumindest nicht in erster Linie, um selbst Angst zu haben; insofern ist ein "Horror"-Szenario auch erst mal nur eine Herausforderung, die bestanden oder zumindest überlebt sein will, wobei dann genrebedingt klar ist, daß aus dem Überleben eventuell nicht soviel wird.

Nichtsdestotrotz würde ich auch nicht sagen, daß man da jede Spielsitzung unbedingt künstlich mit Monstern und Übernatürlichem zumüllen muß. Da gab's vor einigen Jahren, als ich noch Professor Zamorra-Leser war, ein ganz gutes Beispiel dafür, wie man's vielleicht besser nicht macht, gerade im Rahmen dieser Serie: einen Roman, in dem es um die Aufklärung recht auffälliger, anscheinend "übernatürlicher" Todesfälle ging und also auch passende Legenden recherchiert wurden. Nur stellte sich dann heraus, daß die Killer "nur" ganz gewöhnliche Sterbliche mit einem etwas futuristischen neuen Superwaffenprototyp waren -- und das hätte eigentlich völlig gereicht und wäre sogar mal eine originelle Wendung gewesen. Aber nein, es mußten ja die Serienklischees bedient werden und also auf den letzten Seiten per Deus ex Machina unbedingt doch noch die bis dahin nur diskutierten Kreaturen aus besagten Legenden auftauchen, um Rache an denen zu nehmen, die sich für sie ausgegeben hatten... :P

Offline Der Läuterer

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #10 am: 4.09.2016 | 18:49 »
Ich spiele halt nicht..., um selbst Angst zu haben
Nun. Ganz so schlimm ist es ja zum Glück auch nicht. Kaum jemand wird wohl spielen, um selbst Angst zu haben. Aber ich spiele Cthulhu Tremulus, um mit meinen Char mit zittern zu können, wenn er in eine brenzlige Situation kommt. Das macht die Spannung aus.
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Offline Rhylthar

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #11 am: 4.09.2016 | 18:54 »
Nun. Ganz so schlimm ist es ja zum Glück auch nicht. Kaum jemand wird wohl spielen, um selbst Angst zu haben. Aber ich spiele Cthulhu Tremulus, um mit meinen Char mit zittern zu können, wenn er in eine brenzlige Situation kommt. Das macht die Spannung aus.
Och, ein ehemaliger Sl hat es immerhin geschafft, einen sehr coolen Gruselfaktor zu schaffen. So gut, dass nach einigen Sitzungen damit Schluss war, weil einige Mitspeiler dies eben nicht so toll fanden.
Ich habe es bedauert.  :(
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Ucalegon

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #12 am: 4.09.2016 | 19:05 »
Zitat
Durch diesen Hintergrund bekommt das Abenteuer also eine Verknüpfung zum Cthulhu-Mythos. Damit geht allerdings zumindest für meinen Geschmack leider auch eine Fiktionalisierung einher. Während das Grauen des steckengebliebenen Fahrstuhls und die gestressten und an den Rand ihrer Nerven gebrachten Menschen mich noch völlig real mit Horror erfüllen, verpufft der in dem Moment, wo irgendwelche taubengroßen Cthulhu-Monster auftauchen. Jetzt kann ich grinsen und das Abenteuer in das Reich der Fiktion verschieben. Alles nur ein Spiel! Grauen vorbei. Was würde geschehen, wenn so ein Abenteuer auf das fiktive Element verzichten würde? Wenn es einfach darum geht, einen Fahrstuhl mit heiler Haut wieder zu verlassen, in dem ein paar Leute so lang eingeperrt sind, bis sie in Panik völlig die Kontrolle über sich verlieren? Wäre das nicht viel eindrücklicher, als irgendwelche albernen Monster zur Erklärung heranzuziehen?

Ich habe diesen Eindruck nicht immer, aber immer mal wieder: Ein Horror-Szenario beginnt für mich vielversprechend, aber dann geht irgendwo eine Klappe auf, ein Tentakel windet sich hervor und ich muss leider grinsen. Meine Erfahrungen mit Horror-Szenarien ohne fantastische Elemente sind spärlich. Was ich dort erlebt habe, fühlte sich aber intensiver an... und ich glaube genau deshalb, weil der Sprung in die Fiktionalität gefehlt hat.

Was waren das denn für Szenarios?

Von deinen drei Herangehensweisen her, scheint es mir, als hättest du dich vielleicht zu sehr auf den klassischen Mythos-Horror eingeschossen. Dabei gibt es mit Delta Green oder Szenariosammlungen wie Our Ladies of Sorrow auch innerhalb dieses Subgenres eine starke Personal/Psychological Horror Seite.

Mich interessiert am Mythos übrigens gar nicht, wie viele schleimige Tentakel das Ding mit dem unaussprechlichen Namen - dessen Spielwerte natürlich trotzdem fein säuberlich irgendwo ausgearbeitet wurden - jetzt genau hat. Je abstrakter und unverständlicher das Ganze bleibt, desto besser.

Und klar, übernatürlicher Horror ist gerade im Rollenspielbereich der Standard, aber es ist ja nicht so, dass es gar keine in der realen Welt angesiedelten Alternativen gäbe. Das geht dann halt in Richtung Mystery/Psychothriller.

Edit: Meine Frage zu SF Horror zielte übrigens auch auf Fiktion und Horror.
« Letzte Änderung: 4.09.2016 | 19:10 von Ucalegon »

Offline Der Läuterer

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #13 am: 4.09.2016 | 19:14 »
Es gibt da dieses, wenn auch recht wenig bekannte, Rollenspiel aus den 90ern.
Serials - Ein Dark Reality Rollenspiel war auf der SPIEL95 DER Skandal.
Der WDR hatte damals massiv gegen das Werk getrommelt und der Stand auf der Messe musste geschlossen werden.

Allerdings... Einen Haufen von Serienkillern in einer Rollenspielgruppe spielen zu wollen, ist zugegeben ja schon recht dämlich, aber das Produkt als solches ist als Source richtig gut gelungen.

Leider ist die Autorin, Franziska Valena Holz, bei einem Autounfall vor 20 Jahren ums Leben gekommen.
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #14 am: 4.09.2016 | 19:23 »
Ich kann kein Grusel als Spieler. Dauernd analysiere ich Stilmittel und freue mich über Gummitentakel. Meine bisher "erfolgreichste" Horrorrunde war die, in der ich mich selbst in die inneren Schrecken meines SC reingesteigert habe, dass ich mit dem Plot des SL weg und einer Feueraxt hinter den anderen SC her gelaufen bin (was die SL gut fand). Aber sonst ist das so gar nicht mein Genre. Ich "spiele" es, aber ich empfinde es nicht. :(
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Der Läuterer

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #15 am: 4.09.2016 | 19:29 »
Och, ein ehemaliger Sl hat es immerhin geschafft, einen sehr coolen Gruselfaktor zu schaffen. So gut, dass nach einigen Sitzungen damit Schluss war, weil einige Mitspeiler dies eben nicht so toll fanden.
Ich habe es bedauert.
Kein Widerspruch für mich.

Du hattest Deinen Spass und wolltest weiter machen...
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« Letzte Änderung: 4.09.2016 | 19:30 von Der Läuterer »
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #16 am: 4.09.2016 | 20:22 »
Zitat von: Ucalegon
Was waren das denn für Szenarios?

Keine, die wir irgendwo gekauft hätten.
Zweimal hatte ich ziemlich horrormäßige Erlebnisse ohne jeglichen übernatürlichen Kräfte mit Fiasco-Playsets.
Einmal haben wir ein Fear Itself Szenario gespielt, das der Spielleiter down-to-earth gestripped hat. Es gab keine Geister, sondern Hinterbliebene.. so ähnlich war das. War cool.

Zitat von: Ucalegon
Dabei gibt es mit Delta Green oder Szenariosammlungen wie Our Ladies of Sorrow auch innerhalb dieses Subgenres eine starke Personal/Psychological Horror Seite.

Ja, ich habe davon gehört. Und wenn Delta Green nicht auch irgendwie Cthulhu heißen würde, hätte ich wahrscheinlich auch schon mal hineingesehen. Personal/Psychological Horror hört sich jedenfalls interessant an. Vielleicht kümmere ich mich ´mal drum.

Zitat von: Ucalegon
Mystery/Psychothriller

Danke für den Hinweis. Vielleicht hast du Recht und Horror ist einfach kein allzu guter Begriff für das, was mir Spaß macht. Muss ich nochmal drüber nachdenken.
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Offline Rhylthar

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #17 am: 5.09.2016 | 05:58 »
Kein Widerspruch für mich.

Du hattest Deinen Spass und wolltest weiter machen...
Die anderen hatten Schiss und haben aufgehört...
D.h. "Niemand spielt, um selbst Angst zu haben."
Okay, Grusel ungleich Angst, stimmt wohl.

Die Frage, die sich mir eh stellt...wie lange hätte das bei mir angehalten? Der Abnutzungseffekt ist schon ziemlich groß.
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Offline Der Läuterer

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #18 am: 5.09.2016 | 06:51 »
Nur weil sich etwas wiederholt, muss es ja noch nicht gleich langweilig werden, so dass man ganz damit bricht.
Viel liegt auch an einem selbst. Man kann überall frischen Wind hinein bringen. Und das nicht nur als SL.
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #19 am: 5.09.2016 | 06:56 »
Nur weil sich etwas wiederholt, muss es ja noch nicht gleich langweilig werden, so dass man ganz damit bricht.
Viel liegt auch an einem selbst. Man kann überall frischen Wind hinein bringen. Und das nicht nur als SL.
Ich bezog mich allein auf das Gruseln bei mir.

Natürlich kann ich weiterhin Spaß haben und Langeweile muss auch nicht aufkommen, nur die Art der Unterhaltung ändert sich.
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #20 am: 5.09.2016 | 07:16 »
Nichts gegen Deine Einstellung dazu...
In meiner Anfangszeit ging es beim AD&D nur ums Dungeon Crawl und ums Monster Bashing.
Das empfanden wir jahrelang als absolut super. Und es verlor nie seinen Reiz oder wurde langweilig.
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #21 am: 5.09.2016 | 15:59 »
Danke für den Hinweis. Vielleicht hast du Recht und Horror ist einfach kein allzu guter Begriff für das, was mir Spaß macht. Muss ich nochmal drüber nachdenken.

Das dachte ich auch beim Lesen Deines Eingangsbeitrags. Andererseits ist die Definition von Horror eine, über die sich schon trefflich im Literaturbetrieb gestritten wurde. Da müssen wir hier eigtl nicht versuchen, das Rad neu zu erfinden. Hast Du denn irgendwo eine Definition von Horror in der Schublade (des Internets, des heimischen Bücherregals etc), die für Dich eine maßgebliche sein soll und die daher eine Basis für Deine Diskussionspunkte sein kann?

Aber im Eingangsbeitrag schreibst Du ja auch zu Punkt 3: "Es wird auf einen Mythos und überhaupt auf Fantastisches verzichtet, denn die (mögliche) Realität ist bereits Horror genug." Lässt Du dabei denn noch Raum für (mögliche) Technologie? Oder ist das auch "Fantastisches", sobald sich feststellen lässt, dass zB das Berserker-Gas, das größere Gruppen rasend und schmerzunempfindlich machen kann, noch nicht erfunden wurde?

Ich habe für Dich nur einen Rollo-Vorschlag, der aber gewiss nicht rein genug für Kategorie 3 ist. Das einzige übernatürliche Element aber, welches das Spiel benötigt, ist die Prämisse, dass alle Spieler Geister spielen. :) Der Rest liegt allein in der Macht der Spielenden, und ganz leicht können weitere übernatürliche Elemente vorab per gemeinsamem Beschluss ausgeschlossen werden. Ich zitiere mal aus einer Vorstellung des Systems, die Tanelorn-Dom vor vielen Jahren für unseren ersten echten Metstübchen-Con im Jahre 2008 angefertigt hat:

Wir spielen die Geister Gestorbener. Alle Spieler starten ohne Wissen über Charakter, der ergibt sich im Laufe des Spiels von alleine; denn eines verbindet die Geister: Der Tod. Die Geister erinnern sich, was passiert ist, warum sie gestorben sind. Am Ende werden wir sehen, wessen Erinnerungen am wenigsten getrübt waren, welche Widersprüche es gibt und wir finden vielleicht auch heraus, was wirklich passiert ist. Die Geister werden erlöst, oder sie sind verdammt, auf Ewig zu spuken.

Das System: Ohne Würfel, ohne Charakterbogen, nur mit 6 Chips pro Person. Ein intensives Erzählspiel um Tod und getrübte Erinnerungen, bei dem die Spieler der Reihe nach dran sind und erzählen. Wer Widersprüche erzählt, bekommt schwarze Chips. Wer Widersprüche auflöst, bekommt weiße Chips. Das Spiel endet ein paar Runden, nachdem alle mindestens einen weißen Chip bekommen haben.

Shades ist ein Rollenspiel aus Holland; es ist nur in einer Test-Version als PDF verfügbar.


Shades ist ein kostenfrei und liegt bei mir auf dem Rechner. Leider habe ich spontan keinen Link mehr gefunden, 50 Shades of Grey übertüncht hier alles. :)
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #22 am: 6.09.2016 | 13:09 »
(Oh je! War das jetzt mal wieder so schrecklich?)
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #23 am: 6.09.2016 | 14:39 »
Ach nein, tut mir leid! Irgendwie habe ich´s gelesen und es war zu spät für eine Antwort und dann habe ich nicht mehr dran gedacht.

Ich finde diese Begriffsdefinitionen hier im Tanelorn gerade etwas ermüdend. Obwohl ich eingesehen habe, dass das mit dem Begriff Horror hier so eine Sache ist, hatte ich keine Lust, hier jetzt nach wasserdichten Definitionen zu suchen. Aber du klingst so, als hättest du da durchaus auch Verständnis und das fand ich erstmal gut.

Technik am Rande zur Fiktion... ja... kann ich mir vorstellen. Die ganze Sache ist bei mir sowieso fließend. Ich könnte keine präzise Grenze nennen, bei deren Überschreiten es dann automatisch mit der entsprechenden Stimmung vorbei wäre. Generell betrifft es wohl in stärkerem Maße klischeehafte Monster. Ich finde die Beobachtung, dass das Spiel im Hier-und-Jetzt diese Gefahr für mich nicht in sich birgt, trotzdem ganz interessant.

Shades klingt ganz gut. Muss ich mal ausprobieren.
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #24 am: 7.09.2016 | 01:03 »
Ja, eine wasserdichte Definition zu finden ist ja auch kaum möglich. Ich habe ein Regal voll Horror-Meta hier (leicht übertrieben), und dort gibt es freilich unterschiedliche Vorstellungen von "Horror".  Trotzdem ist jedes einzelne Werk interessant. So wie auch die von Dir angestoßene Diskussion sehr interessant werden kann, solange man sich nicht über die "wahre" Definition von Horror streitet. Daher fragte ich ja, ob Du für Dich klarmachen kannst, was es für Dich bedeutet. Das könnte man als nicht diskutable Basis nehmen. ... Aber auf eine Weise hast Du das ja tatsächlich durch die Nennung Deiner drei Punkte schon getan. Mit den "Tentakeln" sprichst Du ja sogar einen für die Unterscheidung von, hm, Horror-Stilen wichtigen Punkt an: Du möchtest die Ungewissheit nicht auf dem Altar des Plakativen geopfert wissen. Es mag ja sein, dass klar wird, dass es sich um ein "Wesen" handelt, aber wenn man bis zum Schluss nicht weiß. wie es beschaffen ist, dann ist das für Dein Erleben wertig. Das ergeht vielen so wie Dir. Der Moment, in dem das Wesen gezeigt wird, zerstört alles.

Dein dritter Punkt scheint aber in der Tat Exotisches für unser Hobby zu adressieren: Es gibt dazu bislang ja so gut wie keine Wortmeldung hier. :)

Shades habe ich nun übrigens über die Recherche im Tanelorn wiedergefunden: http://gamingphilosopher.blogspot.de/2005/12/shades-looking-for-playtesters.html
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #25 am: 7.09.2016 | 07:16 »
3. Eine weitere Möglichkeit stellt natürlich die Realität selbst dar. Es wird auf einen Mythos und überhaupt auf Fantastisches verzichtet, denn die (mögliche) Realität ist bereits Horror genug. (Kennt ihr ein System oder Setting in der Richtung? Ich kenne nur einige wenige, einzelne Beispiele.)
Okay. Das mit den Tentakeln kann ich nachvollziehen. Bei mir werden auch nur Teile der Wesen beschrieben. Den gesamten Cthulhu als Geschöpf empfinde ich auch zum Schmunzeln und völlig unnötig. Arbeite doch stattdessen mit unerklärlichen Geräuschen oder Gerüchen, Kratzern an der Wand (vielleicht mit Krallenfragmenten), Vibrationen im Mauerwerk, warmen feuchtem Wind, Abdrücken am Boden und und und.

Nun. Der Mythos ist überall. Darauf verzichten kann man nicht, denn wir leben mit ihm und zwar ständig. Er ist nur nicht so plakativ und spektakulär wie bei Cthulhu & Co.
Die Religionen, die Siegermentalität der Geschichtsschreibung und die Verschwörungstheorien zu nennen ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.
So betrachtet besteht unser Leben zuhauf aus Mythen, sprich Lügen. Wir haben uns lediglich daran gewöhnt. Es macht ja auch so vieles leichter, nicht alles zu hinterfragen, sonst würde man ja wahnsinnig werden.

Phantastische Elemente im Spiel sind, wie der obligatorische Kampf gegen den Schurken oder die Kreatur, schlicht recht geniale Stilmittel, um Spannung zu erzeugen. Darauf völlig zu verzichten, bleibt schwierig und würde dem Spiel viel nehmen.

Abschliessend. Wenn ich Realität haben möchte gehe ich zur Arbeit...
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #26 am: 7.09.2016 | 07:21 »
Dein dritter Punkt scheint aber in der Tat Exotisches für unser Hobby zu adressieren: Es gibt dazu bislang ja so gut wie keine Wortmeldung hier. :)

Könnte mit damit zusammenhängen, daß meiner Erfahrung nach zumindest die Buchläden das Genre "Horror" gerne zusammen mit "Fantasy" und "Science Fiction" in den großen Topf "fantastische Literatur" schmeißen; das Thema wird also schon gerne mal gerade dort verortet, und da passen dann die beängstigenden Aspekte des "banalen Alltags" nicht unbedingt so gut hinein. Die verkauft man dann, denke ich, lieber unter Alternativbegriffen wie "Thriller"...

Nachtrag: Nebenbei, zum Thema "psychologischer Horror" geht mir gerade noch "No Exit" aus Worlds in Shadow für Fate durch den Kopf. Da sind die Spielercharaktere Leute, die nach einem individuell oft außergewöhnlichen Leben jetzt in einem neuen Wohnkomplex leben, wo sie nach Belieben mit ihren Gedanken und mehr oder weniger klaren Erinnerungen allein sein können...vielleicht ein paar merkwürdige Nachbarn haben...das Management sich natürlich bemüht, alle ihre Bedürfnisse zu befriedigen...und aus dem es irgendwie kein Entkommen zu geben scheint. Das Szenario gibt ein paar Anregungen, wer und was letztendlich dahinter stecken könnte, legt sich aber bewußt nicht fest.
« Letzte Änderung: 7.09.2016 | 07:47 von nobody@home »

Offline KhornedBeef

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #27 am: 7.09.2016 | 07:53 »
"Thriller" ist gut. Mir ist hier beim Lesen auch schon der Gedanke gekommen, dass die meisten Horror-Gucker etwas wollen, was ich mal mit "wohliger Horror" umschreibe: Einen Horror, den man nicht allzuweit an sich heranlassen muss. Bei dem man mit den Protagonisten mitfiebern darf, aber trotzdem Gewissheit hat, dass alles nur Fiktion ist. Die Körperfresser, Graf Dracula und Jason mit seiner Hockeymaske sind, bei allen Unterschieden, vor allem: irreal. Sie sprechen zwar Urängste an, aber ´man kann jederzeit einen Schritt zurücktreten und sich denken: Pff, albern.
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Offline Chiarina

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #28 am: 7.09.2016 | 11:57 »
Schöne Diskussion!

No Exit kenne ich sogar, allerdings habe ich es bisher nur gelesen, und ich finde es super, dass das Setting (Abenteuer?) hier erwähnt wurde: Das ist wirklich so etwas in der Art, wonach ich suche!
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Ucalegon

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #29 am: 7.09.2016 | 14:51 »
3. Eine weitere Möglichkeit stellt natürlich die Realität selbst dar. Es wird auf einen Mythos und überhaupt auf Fantastisches verzichtet, denn die (mögliche) Realität ist bereits Horror genug.

Ich finde das Verhältnis zum Hier und Jetzt auch beim übernatürlichen Horror wichtig. Was z.B. Delta Green in meinen Augen gegenüber dem klassischen Cthulhu-Setting in den 20er Jahren auszeichnet - und die Autoren werden nicht müde das zu betonen -, ist der Versuch, das Geschehen so nah wie möglich an unsere Welt heranzuholen. An Entwicklungen, die wir in den Nachrichten verfolgen, an echte Orte, die wir in Google Earth finden oder besuchen könnten, an den Alltag von Menschen, von denen uns nicht knappe 100 Jahre trennen, sondern die wir in unserer Nachbarschaft oder im Urlaub (für deutsche Spieler(innen) wahrscheinlicher  ;)) treffen könnten, an denen extreme berufliche Belastungen, Existenzängste, Familienstreitigkeiten oder Todesfälle nicht spurlos vorbeigehen. Alles Dinge, die moderne Filmdramas wie Force Majeure oder Serien wie die Sopranos, Breaking Bad oder True Detective auszeichnen und die man mit Drama-Rollenspielen wie Hillfolk ohne Weiteres spielen kann. Aber Horror ist diese Realität wenigstens für mich nicht. Da kann sie noch so furchtbar sein. Sie ist nur ein vertrauter Hintergrund, auf dem sich der eigentliche Horror umso stärker abzeichnen kann.

Was würde geschehen, wenn so ein Abenteuer auf das fiktive Element verzichten würde? Wenn es einfach darum geht, einen Fahrstuhl mit heiler Haut wieder zu verlassen, in dem ein paar Leute so lang eingeperrt sind, bis sie in Panik völlig die Kontrolle über sich verlieren? Wäre das nicht viel eindrücklicher, als irgendwelche albernen Monster zur Erklärung heranzuziehen?

Filme wie Panic Room, 127 Hours oder Buried machen vor, wie das aussehen kann. Eher Thriller als Horror, würde ich sagen. Der Kontrollverlust kann natürlich - übrigens auch beim oben genannten Drama [Filmbeispiel: Take Shelter] - auch in Richtung psychological und/oder personal horror gehen.

Ein gutes Beispiel für ein echtes Horror-Rollenspiel ohne übernatürliche Elemente ist Sorensens The Farm.

Was die Farm auszeichnet - und da komme ich wieder darauf zurück, was das übernatürliche Element eigentlich soll, z.B. in Delta Green - ist, dass die Umstände ihrer Existenz und die sogenannten Headmaster vollkommen im Unklaren bleiben und es kein Entkommen gibt für die Protagonist(innen). Darauf kommt es meiner Meinung nach in einer Horror-Geschichte an und im Falle von Cthulhu/Delta Green kommt diese fundamentale Unsicherheit eben durch das Übernatürliche ins Spiel. Tentakel sind höchstens eine Nebenwirkung und stören mich dementsprechend nicht. Die "albernen Monster" dienen nämlich nicht der Erklärung. Ganz im Gegenteil.

Ehrliches Caveat: Diesen Effekt verliere ich natürlich, wenn die Spieler(innen) in einem Call of Cthulhu Szenario die Mythos-Kreatur schon nach dem ersten Clue als Byakhee identifizieren oder die Darstellung besonders klischeehaft, berechenbar oder unfreiwillig komisch ist. Das wiederum hängt mit davon ab, inwieweit die Gruppe bereit ist, sich auf das ganze Spiel einzulassen.

Andererseits hat die Realität für das Schaffen von Unsicherheit auch ihre Tücken. Das war die Frage bei SF-Horror. Naturwissenschaftliche Erklärbarkeit und so.

Eine fast perfekte Intensität in beide Richtungen hatte btw der Film Upstream Color von Shane Carruth. So muss ein Delta Green Szenario aussehen.

« Letzte Änderung: 7.09.2016 | 15:05 von Ucalegon »

Offline Chiarina

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #30 am: 7.09.2016 | 15:07 »
Nochmal gute Tipps, danke! The Farm klingt spannend und das pdf kostet 3$. Könnte ich mir eigentlich ´mal leisten.
Der Film klingt auch vielversprechend.
Das sind wirklich solche Sachen, die ich aufregend finde!

edit: Hab´ mir gerade The Farm gekauft. Hat´s eigentlich mal jemand gespielt?
« Letzte Änderung: 7.09.2016 | 22:04 von Chiarina »
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Offline rillenmanni

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #31 am: 8.09.2016 | 09:38 »
Die Farm hab' ich mir dann auch gleich gekauft - wieder was (kennen)gelernt durch die Diskussion hier! :)
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Ucalegon

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #32 am: 8.09.2016 | 09:59 »
edit: Hab´ mir gerade The Farm gekauft. Hat´s eigentlich mal jemand gespielt?

Ich nicht. Sorensen selbst hat das Ding wohl nicht geplaytestet, d.h. es könnte hakeln und man muss sich überlegen ob man es als oneshot machen will.  ;)
Weiteres hier:
http://www.nzrag.com/bb/viewtopic.php?t=1871&start=0&postdays=0&postorder=asc&highlight=
https://forum.rpg.net/showthread.php?237012-How-would-you-run-The-Farm-as-a-one-shot
https://www.rpg.net/reviews/archive/10/10995.phtml




Offline Chiarina

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #33 am: 8.09.2016 | 10:49 »
So, ich bin mit den Regeln zu "The Farm" durch.
Den langen Strang auf RPG.Net habe ich noch nicht gelesen, die Kritik und den Strang aus Neuseeland aber schon.
Mein erster Eindruck: Ja, die Regeln wackeln etwas. Man wird im Spiel immer mal wieder Entscheidungen treffen müssen, wie sie angewendet werden und was sie für weitere Konsequenzen mit sich bringen.
Andererseits sind es vielleicht sechs oder sieben Mechanismen. Konvertieren ist schnell gemacht.
Das Setting ist nicht gerade detailliert beschrieben. Da findet sich nur das Allernotwendigste. Und da auch kein Lösungsverlauf für die Charaktere angegeben ist, braucht es einen Spielleiter, aber auch Spieler, die Spaß daran haben, eine grobe Skizze individuell auszugestalten... ein Spielleiter, der nicht gerade der begnadetste Improvisierer ist, sollte sich in meinen Augen hier auch durchaus ein wenig vorbereiten, sich ein paar NSC-Handlungen überlegen und über die Welt jenseits der Farm ein paar Gedanken machen. Auch schadet es nicht, sich zu überlegen, wie man einen Spieler beschäftigt, dessen Charakter vorzeitig ins Gras beißt.
Die Idee hinter dem Spiel ist es wohl, die zählt. Sie ist verwandt mit der Traveller "Gefängniswelt" u. ä. Abenteuern, geht aber noch einen Schritt weiter. Das macht das Spiel grim and gritty im wahrsten Sinne. Es braucht einen knallharten Spielleiter. Diese Weichspüler-Typen, die entschuldigend mit der Schulter zucken, wenn ein Charakter Schaden nimmt (kann sein, dass ich da dazu gehöre...), sollten sich etwas anderes aussuchen (oder sich für dieses Abenteuer mal gefälligst zusammenreißen).
Die normale Spieldauer sind offenbar maximal sechs Sitzungen. Die Ideen zur Farm als Oneshot, die sich in den Strängen finden, könnten aber auch funktionieren. Kommt auf einen Versuch an.
Ich würde es auf jeden Fall spielen oder leiten, wenn sich Interessierte finden... das ist aber aufgrund des harten Themas nicht ganz einfach. Mal sehen.
« Letzte Änderung: 8.09.2016 | 10:55 von Chiarina »
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Offline Der Läuterer

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #34 am: 8.09.2016 | 17:15 »
In diese Richtung gibt es auch etwas von Cthulhu...
Südafrika; Burenkriege; Konzentrationslager; die Briten behandeln die aufsässigen Buren wie Vieh.
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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #35 am: 9.10.2016 | 19:57 »
Ein Film, der ein wenig nach deiner Definition dazwischen hängt ist 'Jacobs Ladder '.
Der Protagonist kommt nach einer schweren Schussverletzung in Vietnam wieder nach Hause. Immerwieder hat er schlimmer werdende Visionen von Monstern und Flashbacks.
Erst zum Schluss wird klar, dass er sein Sterbebett im Hospital nie verlassen hat.
Eigentlich also eher psychologischer Horror aus Kategorie 3, der als Kategorie 1 getarnt wurde.
So habe ich auch gerne als SL meine 'Kult'-Abenteuer getarnt. Kult ist zwar ähnliche wie Cuthullu Kategorie 1, lässt sich aber wunderbar auch für andere Arten von Abenteuer verwenden.

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #36 am: 9.10.2016 | 22:14 »
Ganz gut, die Inspiration! Ein bisschen schade ist natürlich, dass der Realitätsbezug bei so einem Spielverlauf erst am Schluss zu Buche schlägt, wenn das Spiel quasi gelaufen ist.

Und dann ist mir da gerade "Heavenly Creatures" eingefallen - einer meiner Lieblingsfilme, in dem sich zwei heranwachsende Mädchen so lange in eine Fantasiewelt hineinträumen, bis sie getrennt werden sollen und zur Rettung ihrer Parallelwelt die Mutter des einen Mädchens umbringen.

Vielleicht ließe sich in dieser Richtung ein Szenario durchziehen, in dem Fantasiewelt und Realität im Wechsel gespielt werden und sich gegenseitig beeinflussen... ich muss drüber nachdenken.

Danke jedenfalls für die Bewegung im Hirn, die dein Beitrag bei mir ausgelöst hat. Mal sehen, was draus wird.
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Ucalegon

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #37 am: 5.11.2016 | 20:56 »
Weil ich gerade überlege, ob ich es wohl auf KS backen sollte. Bluebeard's Bride geht meiner Ansicht nach sehr stark in diese Richtung hier:

3. Eine weitere Möglichkeit stellt natürlich die Realität selbst dar. Es wird auf einen Mythos und überhaupt auf Fantastisches verzichtet, denn die (mögliche) Realität ist bereits Horror genug. (Kennt ihr ein System oder Setting in der Richtung? Ich kenne nur einige wenige, einzelne Beispiele.)

Wenn man mal das hochtrabende Werbegewaber weglässt, scheint es in Bluebeard's Bride - unter dem Schlagwort "feminine Horror" - um eine Psyche zu gehen, die nach und nach ihre eigene prekäre Situation erkennt und die am Ende nur zerbrechen oder in ihren eigenen Missbrauch einwilligen und ihn sogar gutheißen kann. Als Beispiel wurde irgendwo Rosemaries Baby genannt. Das dürfte es gut treffen.


Offline Chiarina

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Re: Horror-Settings und Fiktion
« Antwort #38 am: 5.11.2016 | 20:58 »
Ja. Ich habe das Spiel schon auf dem Radar. Interessante Angelegenheit!
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