Autor Thema: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!  (Gelesen 116218 mal)

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Offline Maarzan

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #600 am: 30.09.2016 | 14:54 »
Und Railroading wäre wenn das als "Erkunden sie unser romantisches Hinterland"-Urlaub verkauft worden ist und der die über dem Dorf thronende Burg erkunden wollende Urlauber mit Gewalt wieder in den Zug gezerrt wird, weil am nächsten Bahnhof gibt es so tolle Heizdecken im Angebot.

Sprich, das charakteristische am Railroading ist auf eine Schiene gezwungen zu werden, die da eigentlich nichts zu suchen hat.
Kein Abweichwunsch des Spielers, keine Schiene notwendig, kein Railroading.

Das "hier gibt es nichts zu sehen, außer" ist da eher das passiv-aggressive Angebot eines Railroaders, der die Spieler von den Nachteilen der von ihnen geforderten Freiheit überzeugen will aka "Du wolltest Sandbox? Hier hast du Sand - so weit das Auge sehen kann plangewalzter, detailloser, weißer Sand unter brütender Hitze ... OK und 50 m rechts von euch ein Loch im Boden mit dem Schild PLOT dran. Was bevorzugt ihr nun wirklich?
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #601 am: 30.09.2016 | 15:01 »
Und Railroading wäre wenn das als "Erkunden sie unser romantisches Hinterland"-Urlaub verkauft worden ist und der die über dem Dorf thronende Burg erkunden wollende Urlauber mit Gewalt wieder in den Zug gezerrt wird, weil am nächsten Bahnhof gibt es so tolle Heizdecken im Angebot.

Sprich, das charakteristische am Railroading ist auf eine Schiene gezwungen zu werden, die da eigentlich nichts zu suchen hat.
Kein Abweichwunsch des Spielers, keine Schiene notwendig, kein Railroading.

Das "hier gibt es nichts zu sehen, außer" ist da eher das passiv-aggressive Angebot eines Railroaders, der die Spieler von den Nachteilen der von ihnen geforderten Freiheit überzeugen will aka "Du wolltest Sandbox? Hier hast du Sand - so weit das Auge sehen kann plangewalzter, detailloser, weißer Sand unter brütender Hitze ... OK und 50 m rechts von euch ein Loch im Boden mit dem Schild PLOT dran. Was bevorzugt ihr nun wirklich?

Jetzt wird n Schuh draus: Alle dies kann ich nach diesen Ausführungen und deiner engen Auslegung des Begriffs "Railroading" nachvollziehen.
Und hätte da genauso wenig Bock drauf.
Ich verstehe den Begriff so nicht. Bzw sehe keinen Wert darin, ihn so eng zu definieren. Insbesondere, weil es ein sehr  bildlicher Begriff ist, wo sich Unterkategorien und Varianten aufdrängen.

Für mich ist das charakteristische an "Railroading", eben nur die Schiene. (Ob freiwillig, ob nicht)
Was man dann daraus macht, wie man darauf fährt, ob es Weichen gibt oder nicht und wie lange man überhaupt drauf fährt, DAS erst ist es, wo es interessant wird bzw wo das Gute sich vom Bösen trennt.

EDIT: Auch ging meine Kritik eher gegen Wandler, der mir eine Aussage in den Mund schob, die so nicht von mir war. Einfach mal anerkennen, dass andere Menschen in anderen Bildern und Kategorien denken.
Oder anders ausgedrückt: "Ihre Beschwerde ist bei mir fehl am Platz: Weder habe ich dieses Ziegenfleisch gekocht, noch arbeite ich in dem Restaurant gekocht, wo sie es serviert bekamen!"
« Letzte Änderung: 30.09.2016 | 15:04 von Pineapple Jaw »
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Offline Maarzan

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #602 am: 30.09.2016 | 15:13 »
Ein anderes Bild zum Railroading: Beim Laufen im "fog-of-war" bin ich vor ein Hindernis gelaufen. OK, das ist im Spiel unausweichlich, schließlich geht es darum zu erkunden, zu interagieren und Lösungen zu finden. (Das ist der Moment, wo es noch entsprechendes Vertrauen in den SL gibt) 
Aber irgendwann stellt man dann fest, das man eben nicht vor einzelne, erklärbare Hindernisse läuft, sondern vor eine verdammte, durchgehende, unüberwindliche Schiene, von der man nicht runter und außer in einer festen Richtung nicht weiter kommt.

Und das ist das, was ich auch aus den Äußerungen mitnehme, die ich im Forum oder RL zu dem Thema mitbekommen habe, wo sich dann jemand unter dem Begriff auskotzt bzw. was zu meinen eigenen 1.Hand-Erlebnissen passt.
« Letzte Änderung: 30.09.2016 | 15:15 von Maarzan »
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Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #603 am: 30.09.2016 | 15:19 »
"Nicht willkürlich den Sachverhalt ändern".[..]Von "nichts zu sehen" war nicht die Rede!*
Nur damit du nicht denkst ich wollte dir das in den Mund legen: So war das nicht gemeint. Ich meinte damit, auch wenn du jetzt die "meisten" (wer auch immer das sein soll) im Forum hier in ein rechtes Lich rücken wolltest - was ich sehr nett finde - gibts halt offensichtlich egal nach welcher Definition doch immer jemanden der dann aufschreit: "Ne. Also DAS geht aber gar nicht." Ich habe bewusst auch den Zug in die selbe Richtung genommen, weil eines sollte mittlerweile allen klar sein. Egal welches Beispiel und welche Metapher man nimmt, wenn man es oft genug aufteilt, wird man das Railroading so weit aufweichen können, dass niemand mehr irgendwas dazu sagen kann. Zum Beispiel dein zug in die andere Richtung. Wenn die Spieler dort einsteigen, alles in Ordnung. Wenn sie den wieder nicht wollen, bietest du ihnen halt wieder etwas anderes. Irgendwann kommt man aber bei dem Punkt an wo man sich fragen muss: Spielen die Spieler überhaupt noch das selbe Spiel wenn die nichts annehmen was du willst.

"Irgendwas" müssen sie also als Spieler annehmen. Wenn du also nur genügend Züge bietest und genügend Auswahl - dann kann man einfach nicht mehr von Railroading sprechen. Was soll das dann noch aussagen, außer das es Züge gibt die irgendwohin fahren - vor allem wenn die Spieler dann auch noch jederzeit zu Fuß weiterdürfen. Das ist wie mit den Zufallstabellen - wie viel Auswahl macht eine Zufallstabelle noch zufällig. 4,3,2 Möglichkeiten? Was ist wenn alle Möglichkeiten unerwünscht sind sind oder für den Spieler als das selbe Ergebnis wahrgenommen werden - vom Spielleiter aber nicht.

Darum finde ich es schon wichtig beim Railroading das auf Schienen laufen auch dabei zu belassen und nicht "auf schienen laufen ABER man darf auch aussteigen." Dann läuft es doch auch nicht auf Schienen. Ich hätte genauso den selben Weg zu Fuß gehen können, oder gar nicht in die Richtung. Es ist halt dann nicht mehr unterscheidbar von jedem anderen Stil.

Es wurde ja öfter von einigen schon erwähnt, dass man eben bei Railroading jetzt eh genau wisse was hier im Forum gemeint sei :) aber viele der Beispiele haben für mich halt nichts mit Railroading zu tun. Weder mit einer Bevormundung, noch mit der Negation von dem was der Spieler will, noch sonst irgendwie. Manches davon ist für mich nichtmal objektiv unterscheidbar von irgendeinem anderen Verhalten.
« Letzte Änderung: 30.09.2016 | 15:22 von Wandler »

Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #604 am: 30.09.2016 | 15:30 »
Zitat
Und Railroading wäre wenn das als "Erkunden sie unser romantisches Hinterland"-Urlaub verkauft worden ist und der die über dem Dorf thronende Burg erkunden wollende Urlauber mit Gewalt wieder in den Zug gezerrt wird, weil am nächsten Bahnhof gibt es so tolle Heizdecken im Angebot.

Sprich, das charakteristische am Railroading ist auf eine Schiene gezwungen zu werden, die da eigentlich nichts zu suchen hat.
Kein Abweichwunsch des Spielers, keine Schiene notwendig, kein Railroading.

Ich glaube die Erschwernis bei Kaufabenteuern ist oft die, dass die Helden sich an einem neuen fremden Ort befinden, wo sie noch nie waren. Der SL hat nur die NSC ausgebarbeitet, die im Abenteuer stehen, nicht mehr. Entschließen sich die Helden nun etwas völlig anderes zu tun. Quasi am Abenteuer nicht teilzunehmen und sonst wohin  weiterzureisen, dann hat der SL nix in Petto. Und sein Abenteuer ist auch Futsch.
Der Vorteil an Sandboxen ist der, dass er an Ort und Stelle mehr Auswahlmöglichkeit an NSC hat. Das kann ein Kaufabenteuer SL so in der Form nicht bieten, selbst wenn er es gerne würde. Deshalb ist er auch ein Stück weit mehr darauf angewiesen, dass die SPL ihn nicht hängen lassen und mitspielen.
Das "bitte spielt doch mein Abenteuer mit", ist daher meist auch kein böser Wille, sondern eher die Tatsache, dass es an Alternativen mangelt.

Ein klassischer Plot Spielleiter muß sich auch immer wieder neu in eine fremde Gegend einlesen. Sie ist ihm oft genauso fremd wie den Spielern. Mit jedem Abenteuer muß er erstmal viel Zeit und Mühe investieren. Bei einer Sandbox, ist das überschaubarer, weil der SL meist die Örtlichkeiten der Sandbox  besser kennt und diesen Aufwand "neues Land neue Leute" vielleicht so in dem Maße nicht hat.
Wenn die Helden seinem Anreiz also nicht folgen ist es auch nicht so schlimm, da er vielleicht nicht ganz so viel Vorbereitungszeit investiert hat.
« Letzte Änderung: 30.09.2016 | 16:10 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #605 am: 30.09.2016 | 15:45 »
@ Marzaan
Danke für das schöne Beispiel

@ Wandler
Meine Absicht ist weniger zu sagen "Railroading ist nicht schlimm. Man darf halt nur das und das und das nicht machen."
Sondern "Railroading ist schlimm, wenn man das und das und das macht (bzw das und das und das nicht)"
oder anders "Wie könnte Railroading funktionieren?" (Ohne die kontrovers diskutierte "Ziegenfleisch"-Problematik meintwegen)
Das ist ein kleiner feiner Unterschied.
Denn ich erkenne das Problem durchaus und war auch schon oft Leidender von Railroading-Problemen der einen oder anderen Art und sicher auch Verursacher. Das will ja nicht. Sehr wohl stelle ich aber fest, dass zumindest meine Spieler "sanftes Railroading" (wie auch immer man das sonst noch nennen kann, egal) bevorzugen.
Insbesondere in Detektivabenteuern warten wir teilweise sehnsüchtigst auf den nächsten Zug.

@Issi
Wollte den Post erst kritisieren, aber ja irgendwie so isses oft.
Als SL meide ich übrigens Kaufabenteuer, es sei denn, sie sind sehr kurz.
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Offline Wandler

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #606 am: 30.09.2016 | 15:52 »
Sondern "Railroading ist schlimm, wenn man das und das und das macht (bzw das und das und das nicht)"
Jo. Wie erwähnt, ich finde es halt hilfreicher einfach zu sagen "das und das ist schlimm". Spart man sich dem Umweg über den verbrannten Begriff der offensichtlich nicht einheitlich aufgefasst wird.

Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #607 am: 30.09.2016 | 15:54 »
Zitat
@Issi
Wollte den Post erst kritisieren, aber ja irgendwie so isses oft.
Als SL meide ich übrigens Kaufabenteuer, es sei denn, sie sind sehr kurz.
Ich schreibe auch viel selbst.
Ich wollte nur Verständnis wecken für SL die sich  viel Zeit und Mühe machen um
jedes Mal eine neue Gegend aus dem Abenteuer auszuarbeiten. Deshalb haben sie natürlich
A) mehr Interesse daran, dass diese Zeit nicht umsonst investiert war und B) keine Alternativen
für Helden, die auf das Abenteuer keine Lust haben.

Deshalb ist der Wunsch dem Abenteuerstrang zu folgen eben oft kein böser Wille oder Tyrannei.
Oder gar der Wunsch Spielern seinen Willen aufzuzwingen. Das sollte man auch im Blick haben, finde ich.
Und das auch mal wohlwollender betrachten.

Die meisten Helden Gruppen reisen viel rum, sind ständig an anderen Orten, das ist schon viel Zeit, die ein SL
da investiert, damit die Figuren jedes Mal was neues sehen und erleben können.
« Letzte Änderung: 30.09.2016 | 16:06 von Issi »

Offline Greifenklause

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #608 am: 30.09.2016 | 16:09 »
Jo. Wie erwähnt, ich finde es halt hilfreicher einfach zu sagen "das und das ist schlimm". Spart man sich dem Umweg über den verbrannten Begriff der offensichtlich nicht einheitlich aufgefasst wird.
Ähja
Nein echt, du hast recht. Dann gleich "Railroading" als Begriff meiden.
Aber wenn er genutzt wird, verwende ich ihn bereit und arbeite lieber mit Subkategorien.
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Offline Maarzan

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #609 am: 30.09.2016 | 16:11 »
Ich glaube die Erschwernis bei Kaufabenteuern ist oft die, dass die Helden sich an einem neuen fremden Ort befinden, wo sie noch nie waren. Der SL hat nur die NSC ausgebarbeitet, die im Abenteuer stehen, nicht mehr. Entschließen sich die Helden nun etwas völlig anderes zu tun. Quasi am Abenteuer nicht teilzunehmen und sonst wohin zu weiterzureisen, dann hat der SL nix in Petto. Und sein Abenteuer ist auch Futsch.
Der Vorteil an Sandboxen ist der, dass er an Ort und Stelle mehr Auswahlmöglichkeit an NSC hat. Das kann ein Kaufabenteuer SL so in der Form nicht bieten, selbst wenn er es gerne würde. Deshalb ist er auch ein Stück weit mehr darauf angewiesen, dass die SPL ihn nicht hängen lassen und mitspielen.
Das "bitte spielt doch mein Abenteuer mit", ist daher meist auch kein böser Wille, sondern eher die Tatsache, dass es an Alternativen mangelt.

Ein klassischer Plot Spielleiter muß sich auch immer wieder neu in eine fremde Gegend einlesen. Sie ist ihm oft genauso fremd wie den Spielern. Mit jedem Abenteuer muß er erstmal viel Zeit und Mühe investieren. Bei einer Sandbox, ist das überschaubarer, weil der SL meist die Örtlichkeiten der Sandbox  besser kennt und diesen Aufwand "neues Land neue Leute" vielleicht so in dem Maße nicht hat.
Wenn die Helden seinem Anreiz also nicht folgen ist es auch nicht so schlimm, da er vielleicht nicht ganz so viel Vorbereitungszeit investiert hat.

OK, da hat das Bahnbeippiel mit der physischen Bewegung wohl etwas ins Abseits geritten.

Innerhalb eines Kaufabenteuers/Oneshot ist das Problem dann oft weniger die Teilnahme (oder wäre es selten, wenn man den Start und die Startmotivation offen anlegen würde statt da dann Pseudooffenheit heucheln zu wollen, aka wenn das Schiff da am Strand untergehen muss, dann sagt den Leuten, dass sie schiffbrüchige SC sein sollen und lasst da nicht den Meisterseemann das Schiff unrettbar aufs Riff setzen oder den Wettermagier an undefinierbaren arkanen Störungen scheitern. )
Im Spiel ist es ja dann oft so, dass dem Spieler eigentlich zur Verfügung stehende Lösungsmöglichkeiten/-hilfen verwehrt werden oder entsprechende vom SL nicht vorgesehene, aber eigentlich zielführende Wege künstlich geblockt werden, z.B. alllle Wege nach x sind plötzlich irreversibel verschlossen, außer der über y, wobei es eigentlich einen Grund gibt für die SC y erst einmal meiden zu wollen oder die Charaktere unwiderstehlich gefangen genommen werden.

Da versagen Zauber unerklärlich und dauerhaft. Da sind wichtige NSCs plötzlich verschwunden oder unkooperativ, obwohl es auch im ihren Hintern geht ... .

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Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #610 am: 30.09.2016 | 16:18 »
Zitat
Im Spiel ist es ja dann oft so, dass dem Spieler eigentlich zur Verfügung stehende Lösungsmöglichkeiten/-hilfen verwehrt werden oder entsprechende vom SL nicht vorgesehene, aber eigentlich zielführende Wege künstlich geblockt werden, z.B. alllle Wege nach x sind plötzlich irreversibel verschlossen, außer der über y, wobei es eigentlich einen Grund gibt für die SC y erst einmal meiden zu wollen oder die Charaktere unwiderstehlich gefangen genommen werden.

Da versagen Zauber unerklärlich und dauerhaft. Da sind wichtige NSCs plötzlich verschwunden oder unkooperativ, obwohl es auch im ihren Hintern geht ... .

Ok, dann meinst du sicher einfach Unflexibilität. Man ist einfach zu faul auf Alternative Spielerentscheidungen einzugehen, deshalb negiert man sie im Vorfeld.
Mal ne ganz blöde Frage von mir: Können Sandbox Spielleiter theoretisch nicht genauso unflexibel oder halsstarrig sein?
Bzw. ist diese Unflexibilität für Dich mehr an Kaufabenteuer SL gebunden?
(Kann ja sein, wenn ein SL sich einfach nicht traut vom Plan abzuweichen oder an Alternativen zu denken)
Aber angenommen ich hab jetzt einen Sandbox SL der seinen lieblings NSC partout nicht verlieren will, dann könnte der doch da auch manipulieren, wenn ihm was nicht gefällt?
« Letzte Änderung: 30.09.2016 | 16:24 von Issi »

Offline Maarzan

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #611 am: 30.09.2016 | 16:34 »
Ok, dann meinst du sicher einfach Unflexibilität. Man ist einfach zu faul auf Alternative Spielerentscheidungen einzugehen, deshalb negiert man sie im Vorfeld.
Mal ne ganz blöde Frage von mir: Können Sandbox Spielleiter theoretisch nicht genauso unflexibel oder halsstarrig sein?
Bzw. ist diese Unflexibilität für Dich mehr an Kaufabenteuer SL gebunden?
(Kann ja sein, wenn ein SL sich einfach nicht traut vom Plan abzuweichen oder an Alternativen zu denken)
Aber angenommen ich hab jetzt einen Sandbox SL der seinen lieblings NSC partout nicht verlieren will, dann könnte der doch da auch manipulieren, wenn ihm was nicht gefällt?

Jein. Das kann in einer Sandbox nominell auch passieren. Hier wiederspricht es aber dem eigentlichen Spielgedanken der freien logischen Behandlung von Charakterhandlungen. Da sollte es erst gar kein "Original" der erwarteten Spielerhandlung abseits der paar groben Vorabvorgaben geben.

Wenn die Vorgabe aber schon ein bestimmter Handlungsstrang ist, dann ist es eben nicht mehr nur Faulheit oder mangende Flexibilität, sondern Vorsatz bis Notwendigkeit an dem ursprünglichen Konzept festzuhalten, wenn man die Vorlage nicht verlieren will/kann.
Kaufabenteuer könnten natürlich auch sandboxiger ausgeführt werden. Das ist aber meines Erachtens dann erheblicher Mehraufwand und die meisten Abenteuerautoren wären gefühlterweise auch lieber Romanautoren geworden.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #612 am: 30.09.2016 | 16:52 »
@Maarzan:
Ach. Wenn Du dem lokalen Mafiaboss ans Bein gekackt hast, dann können schon nette Schienen den Charakter mit samt betonhaltigen Geschenk direkt zum Grund des lokalen Flussbodens führen und zwar rein auf Grund der Weltsimulation und ohne direkten Eingriff durch den SL und auch ohne besondere Motivation des SLs.
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #613 am: 30.09.2016 | 16:53 »
Aber angenommen ich hab jetzt einen Sandbox SL der seinen lieblings NSC partout nicht verlieren will, dann könnte der doch da auch manipulieren, wenn ihm was nicht gefällt?

Das könnte er schon machen. Und dann kann es sich nur noch um Minuten handeln bevor ich ihm als Leiter der schnellen Eingreiftruppe die Tür eintrete und seinen Sandbox-Spielleiter-Mitglieds-Ausweis einkassiere.

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #614 am: 30.09.2016 | 16:54 »
Das könnte er schon machen. Und dann kann es sich nur noch um Minuten handeln bevor ich ihm als Leiter der schnellen Eingreiftruppe die Tür eintrete und seinen Sandbox-Spielleiter-Mitglieds-Ausweis einkassiere.
Darum haben wir dich auch einstimmig gewählt bei der letzten Vollversammlung!

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #615 am: 30.09.2016 | 17:10 »
Ich nicht!
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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #616 am: 30.09.2016 | 17:22 »
Ich nicht!

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #617 am: 30.09.2016 | 17:39 »
Zitat
Kaufabenteuer könnten natürlich auch sandboxiger ausgeführt werden. Das ist aber meines Erachtens dann erheblicher Mehraufwand und die meisten Abenteuerautoren wären gefühlterweise auch lieber Romanautoren geworden.
Ist das denn schlimm?  ;)
Ich meine, es gibt halt Spieler die einfach gerne der Held einer tollen Story sein wollen.
Am Ende den Endgegener töten, Rätsel lösen und Schätze finden. Geschmäcker sind halt verschieden und das ist doch völlig Ok so.
Ist doch bei den meisten PC games genauso, Nimm  the Witcher, Assassins Creed, whatever.
Spieler sind eben gerne der Held und wollen auch beim Rollenspiel genau das. Dazu einen SL der ihnen genau das bietet.
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« Letzte Änderung: 30.09.2016 | 18:10 von Issi »

Offline Isegrim

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #618 am: 30.09.2016 | 17:53 »
Kaufabenteuer könnten natürlich auch sandboxiger ausgeführt werden. Das ist aber meines Erachtens dann erheblicher Mehraufwand und die meisten Abenteuerautoren wären gefühlterweise auch lieber Romanautoren geworden.

Viele Systeme haben ja Hintergrundbände, Weltbescheschreibungen etc, wo die Autoren (meist die gleichen, die auch fdie Abenteuer schreiben) ihren Sandbox-Gelüsten freien Lauf lassen können.
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Offline Issi

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #619 am: 30.09.2016 | 17:57 »
Viele Systeme haben ja Hintergrundbände, Weltbescheschreibungen etc, wo die Autoren (meist die gleichen, die auch fdie Abenteuer schreiben) ihren Sandbox-Gelüsten freien Lauf lassen können.
Genau. Macht ja auch Spaß. :)

Offline Boba Fett

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #620 am: 30.09.2016 | 20:42 »
Ist das denn schlimm?  ;)
Ich meine, es gibt halt Spieler die einfach gerne der Held einer tollen Story sein wollen.
Kommt drauf an, wen du fragst...
Mich persönlich interessieren Kaufabenteuer inzwischen sehr wenig, aber ich finde es schade, wenn sich die Rollenspielerschaft verlagsseitig so einschränken läßt. Insofern: ja, ist für mich (sekundär) schlimm.
Und man kann auch ohne lineares Abenteuer (Hallo Gernot! ;) ) Held einer tollen Story sein.

Aber generell: Nein, es hat ja Erfolg, es scheint vielen Spaß zu machen - warum sollte das schlimm sein?
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Boba Fett

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #621 am: 30.09.2016 | 20:48 »
Mal ne ganz blöde Frage von mir: Können Sandbox Spielleiter theoretisch nicht genauso unflexibel oder halsstarrig sein?

Ja, können sie! Sind sie bestimmt auch (zum Teil).
Bei Interesse gern Nähkästchenplaudereien von mir zu diesem Thema...

Aber das ist - denke ich - nicht der Punkt.
Linear gestaltete Kaufabenteuer (also die mit vordefinierten Plot zum daran entlangspielen) halten einen Spielleiter ja dazu an, eingleisig zu spielen und zu denken. Meistens ja sogar mit Tips, wie man ggf zum Plot zurückkehren kann.
Flexibilität wird da also nur trainiert, um auf den Schienen zu bleiben, nicht um völlig offen zu sein.
Ich denke, das ist (neben der Eingleisigkeit) die Kritik an dieser Methodik...
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Offline Rhylthar

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #622 am: 30.09.2016 | 20:59 »
Lineare Kaufabenteuer sind für mich deshalb so schön, weil sie i. d. R. Leerlauf sowohl Spielerseitigkeit wie auch von der SL-Seite aus kaum kennen. Es geht immer vorwärts und wenn die Geschichte, die hinter dem Abenteuer steckt, spannend genug ist/präsentiert wird, hat so mancher Spieler überhaupt kein Bedürfnis, nach links oder rechts zu stark auszubrechen.

Mal davon ab werden heute nur noch sehr wenig total lineare Abenteuer hervorgebracht. Meist ist immer eine gewisse Spielerfreiheit gegeben, natürlich nur auf dem Weg zum Ziel, keine Ergebnisoffenheit hinsichtlich des Ziels (wobei auch dies nicht mehr so selten ist). Es gibt durchaus einige Mini-Kampagnen, die sehr starke Sandbox-Anleihen haben.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Grimtooth's Little Sister

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #623 am: 1.10.2016 | 02:57 »
Wie langern dauern dann solche Szenen? 7 oder 8 Stunden? Ich meine, sagen wir 4 Spieler, jeder ist 2 Stunden auf dem Ball und unterhält sich davon die meiste Zeit, und zwar meistens mit NSC ...  :o

Auch schon mal mehrere Abende. Wobei ich dann mit den Leuten gern auch Einzelsessions mache, genau wie mit denen die gerne einkaufen gehen und mit Verhandeln und seltsame Dinge kaufen (Frösche die auf Einrädern fahren z.B.) ganze Abende verbringen können.
Fliegen bei einem Scientologen im Schampusglas - wenn Insekten in Sekten in Sekt enden.

"Fallschirmspringen ist in SR 4 von Konstitution abhängig. Könnte dazu jemand der sich mit Fallschirmspringen auskennt was sagen insbesondere welches Attribute er dafür für das Passende halten würde ? So im Realen Rahmen ."-Supersöldner
"Ich wäre ja bei CHA. Fallschirm springen nutzt ja nix, wenn man nicht gut dabei aussieht..." -Flamebeard

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Re: [Rant?] Dramaturgie is mega overrated!
« Antwort #624 am: 1.10.2016 | 10:24 »
Lineare Kaufabenteuer sind für mich deshalb so schön, weil sie i. d. R. Leerlauf sowohl Spielerseitigkeit wie auch von der SL-Seite aus kaum kennen. Es geht immer vorwärts und wenn die Geschichte, die hinter dem Abenteuer steckt, spannend genug ist/präsentiert wird, hat so mancher Spieler überhaupt kein Bedürfnis, nach links oder rechts zu stark auszubrechen.

Mal davon ab werden heute nur noch sehr wenig total lineare Abenteuer hervorgebracht. Meist ist immer eine gewisse Spielerfreiheit gegeben, natürlich nur auf dem Weg zum Ziel, keine Ergebnisoffenheit hinsichtlich des Ziels (wobei auch dies nicht mehr so selten ist). Es gibt durchaus einige Mini-Kampagnen, die sehr starke Sandbox-Anleihen haben.

Oh, wir sind schon oft mit linearen Abenteuern auf die Schnauze gefallen. Nicht, weil wir ausbrechen wollten, sondern weil wir versehentlich ausgebrochen sind.
Ich habe kein Problem mit Railroading, wenn die Motivation auch etwas ungewöhnlicher Charaktere mitberücksichtigt wird und wenn logische Handlungsalternativen mit bedacht werden
und
wenn klar ist, wann man "nachliefert" mit zusätzlichen Schienen.
Railroading-Abenteuer scheitern nicht deshalb, weil es Railroadingabenteuer sind per se.
Sie scheitern dann, wenn die Schiene blöd und unintuitive gelegt ist.
Wenn Sandbox-Elemente nicht nur illusionär, sondern auch total lieblos reingeklatscht werden.
Wenn die Fahrt stockt, sprich Infos nicht pünktlich nachgeliefert werden.
Die Spieler wollen mitarbeiten, aber sich nicht totarbeiten.
Boreout und Burnout (übertrieben) sind gleichermaßen zu vermeiden.

Meine individuelle Erfahrung:
Je spritziger ein Railroad-Abenteuer ist, desto gnädiger gehen Spieler mit Spielerhandlungsentwertungen um.
Ist teilweise auch ne Sache der Kommunikation:
Ich hatte mal den Meisterheiler in einem Abenteuer gespielt.
Der SL hatte mich vorher beiseite genommen und gesagt: "Der NSC muss unbedingt sterben. Ich weiß, dass das bei den Kenntnissen deines Heilers eher unwahrscheinlich wäre. BITTE: 'Würfle' unbedingt daneben!"*
Gesagt getan und wir hatten alle viel Spaß!

(*Diese Art des "Mogelns nach Bitte des SL" aus dramaturgischen Gründen ist bei uns (!) sozialadäquat. Kann in anderen Gruppen ganz andes sein.)
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros