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Professionen und so...

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Boba Fett:

--- Zitat von: Greifenklause am 12.10.2016 | 13:22 ---
--- Zitat von: Boba Fett am 12.10.2016 | 12:45 ---...

In Midgard gibt es EP abhängige Grade, die aber begleitend sind und nicht das "was kannst Du" definieren.
Sie bestimmen unter anderem den Abwehrwert und wieviele Ausdauerpunkte Du hast (Lebenspunkte sind statisch).
Was Du kannst und wie gut bestimmen die ausgegebenen EPs. Und jeder kann prinzipiell alles lernen - zaubern mal ausgenommen.
Die Kosten sind abhängig von den Professionen...

--- Ende Zitat ---
So in etwa hatte ich es in Erinnerung.
Ich fand die Kostenbemessung etwas zu kompliziert und die Stufen zu stark präsent.
- DSA4.1 war bei aller Kompliziertheit wiederum bei den Fertigkeiten-Kosten viel zu einfach, was die Einsortierung nach Wichtigkeit betraf -

Was mich aber besonders gestört hat/hätte, ist eine Kostenbemessung in Abhängigkeit zu den Professionen.
Sorry, ich habe eine starke Abneigung gegen Klassensysteme und "entscheide dich jetzt am Anfang und lebe bis zum bitteren Ende damit".

Lernt ein Mathestudent schneller das Rechnen? Eher nicht. Er hat sich nur in seiner Ausbildung darauf konzentriert und "mehr Rechnen gelernt" statt "mehr Elektroinstallationen gelernt".
Die Startquantität des Wissens ist sicher höher, nicht aber zwingend die Schnelligkeit späterer Wissensaufnahme...

Ist aber sicher Geschmacksache und solche Diskussionen haben schon unzählige Threads zum Bersten gebracht.
--- Ende Zitat ---

Boba Fett:

--- Zitat von: Boba Fett am 12.10.2016 | 13:53 ---Was mich aber besonders gestört hat/hätte, ist eine Kostenbemessung in Abhängigkeit zu den Professionen.
...
Lernt ein Mathestudent schneller das Rechnen? Eher nicht. Er hat sich nur in seiner Ausbildung darauf konzentriert und "mehr Rechnen gelernt" statt "mehr Elektroinstallationen gelernt".
Die Startquantität des Wissens ist sicher höher, nicht aber zwingend die Schnelligkeit späterer Wissensaufnahme...
--- Ende Zitat ---

Ich stelle mal die Gegenbetrachtung:

Jemand, der Mathe studiert, wird das machen, weil ihm das leicht fällt (Begabung), er daran Spaß hat und dann wird ihm das relativ leicht fallen.
In jedem Fall leichter, als jemand, dem logische und zahlenbezogenen Sachverhalte eher nicht zugänglich sind - vielleicht hat der aber ganz andere Begabungen.

Es ist nicht für jeden alles gleich einfach zu lernen...
Ich denke, das ist ein unbestreitbarer Fakt.

Warum sollte man also nicht annehmen, dass wahrscheinlich (vor allem bei den "erfolgreichen Karrieren") die Leute sich ihren Beruf (kommt von "Berufung", also dazu vom Schicksal erwählt sein - auch da schwingt im Namen eine Begabung mit) so wählen, dass sie das zu beherrschen lernen, was sie gut können?

Dazu kommt dann noch, dass, sobald man eine gewisse Spezialisierung erst einmal eingeschlagen hat, sich die artverwandten Dinge auch leichter erlernen lassen, als völlig artfremde, weil die Assoziation durch die Artverwandheit einfach recht groß ist.

Insofern ist das Midgardsche Lernkosten-Schema ein (natürlich stark vereinfachtes) eher plausibles. Insbesondere dessen, dass man theoretisch auch einen Charakter mit der falschen Profession nehmen und dann in eine andere Profession durch die EPs "schubsen" kann - das ist dann halt jemand, der wider seiner Berufung zu einem bestimmten Beruf "gezwungen" war.

Will man es superrealistisch haben, dann müsste man auch die Herkunft bedenken, denn ein armer Leibeigener war außerstande einen komplexeren Beruf zu ergreifen. Das resultiert zum einen aus der (Nicht-) erreichbarkeit von Wissen und Fertigkeiten (Lehrmeister wollten bezahlt werden) und auch schlicht daran, dass durch Themen wie Ernährung und Mentales Training. Unter optimalen Bedingungen kann jeder ein Genie in seinem Fachbereich werden - nur sind die Bedingungen eben selten optimal. Und jemand der seine ganze Entwicklungszeit weder ausreichend Nährstoffe bekommen hat, noch sein Hirn ausreichend trainieren durfte, wird kaum in der Lage sein, besondere Qualifikationen an den Tag zu legen... Allerdings frage ich mich auch, wer sowas spielen möchte....

Im Fazit:
Etwas wirklich plausibles bekommt ohnehin kein System hin.
Die klassenlose oder professionslose Systeme ebenso unplausibel sind, wie die mit diesen Schubladen und sich auch genauso viel oder wenig durch die Realität herleiten lassen, ist es eine reine Geschmacksfrage und keine der "realistischen" Abbildung der Welt in Regeln...

Greifenklause:
Da magst du recht haben.
Ich wäge einfach ab und denke mir - bei zwei nicht realistischen Systemen - "Was ist schlimmer?" bzw "was ist spielerfreundlicher?"
Und da ist ein klassenbezogenes System (meist) spielerunfreundlicher.

Tut mir leid, das habe ich über Jahre bei AD&D2nd gehabt, bei DSA2 und 3 und paradoxerweise gerade bei dem "achsofreien" DSA4,
wo durch Rabatte und sondergleichen dieses "Schuster bleib bei seinen Leisten" noch forciert wurde.

"Begabung" ist für mich ein Vorteil!
im Idealfall wähle ich einen Beruf, der zu meiner Begabung passt.
Aber selbst in unserer modernen Welt ist das oft nicht der Fall,
wieviel öfter dürfte das noch in einer eher traditionellen Welt (Fäntel-/Edo-Zeitalter hinoderher) der Fall sein, wo man im Zweifel den Beruf seiner Eltern hat und Punkt.
Ausnahmen gibt es natürlich immer und traditionell werden bei SCs Ausnahmen als häufiger unterstellt.
Ist alles gut und schön.

Bei "artverwandten Dingen" kann ich dir sogar noch folgen.
"In der Fertigkeit selbst ergibt es aber keinen Sinn"
Für das 1x1 brauchen zwei beliebige Personen erst ein Mal grundsätzlich gleich lang.
Nehmen wir mal an, der eine lernt das größere 1x1 erst mal nicht oder hört bei "12 Säcken Mehl a 3 Silber" auf und der andere lernt noch was oben drauf.
Warum sollte es ersterem schwerer fallen, nur weil er es später lernt?

Braucht es länger einem 30jährigen das Schießen beizubringen als einem 20jährigen oder einem 40jährigen?
Und wenn die alle auf dem gleichen Niveau sind: Warum sollte die Verfeinerung dem einen dann leichter fallen als dem anderen?
Wenn alle den gleichen Lehrer haben?

Das mag teilweise der Fall sein, keine Frage, aber eben nur teilweise...
----

Hinzukommt, dass AP/EP/whatever nirgendwo eine ingame-Größe sind. Der Bauer/Ritter/Magier lernt, wenn er lernt, der wartet nicht auf Erfahrungspunkte.

Erfahrungspunkte sind ein reines Balancing-Tool. Und in manchen Systemen versuchen sie nebenbei "Lernregeln" mit zu verfrühstücken, was meist grandios scheitert.

Am liebsten sind mir da "kostenechte" Systeme, bei denen "Schwerter 6" stets das gleiche kostet, egal für wen. Denn im Zweifel ist es stets gleich mächtig.

Sagen wir mal "hinreichend kostenecht", denn 100% klappt da nie.
----

Zuguterletzt ein ganz banaler Grund:
EDIT Ich finde es äußerst ungünstig, wenn ein Entscheid bei Beginn der Charaktererstellung einem noch über Jahre hinaus nachhängt.
Das ist Ballast. Das behindert mich. Das finde ich öde.
Ausnahme: Systeme, bei denen man zwischen Klassen springen kann.


Disclaimer:
Falls ich hier einem Midgardliebhaber auf die Füße getreten bin, tut es mir aufrichtig leid.
Ich wurde gebeten, das Thema hierin umzulagern.

Beidemweg habe ich einst eine sehr schöne Midgardkampagne leiten dürfen.
Wir hatten alle viel Spaß trotz dessen mir das System nicht ganz zusagte.
Ein schwarzer Hexer (und Auserwählter einer Gottheit, die jede Frage als Antwort formulierte) und Sohn des örtlichen Barons
Ein orkischer Krieger und Förster eben diesen Barons
Ein Barde?
Eine Druidin?
Und zwei Kontinente ganz für uns alleine auf der Suche nach den Körperteilen eben dieser Gottheit (zB der Zunge, damit sie nicht mehr in Fragen spricht).
Ich erinner mich immer noch gerne daran.
EDITENDE

Boba Fett:

--- Zitat von: Greifenklause am 12.10.2016 | 14:57 ---Ich wäge einfach ab und denke mir - bei zwei nicht realistischen Systemen - "Was ist schlimmer?" bzw "was ist spielerfreundlicher?"
Und da ist ein klassenbezogenes System (meist) spielerunfreundlicher.
--- Ende Zitat ---

Genau das würde ich in Zweifel ziehen.
Beides (mit und ohne Klassen) hat Vor- und Nachteile.

Klassenlos liefert mehr Freiheiten und Möglichkeiten.

Klassenbezogene Systeme bieten dafür Orientierungshilfen, die Neulingen sehr helfen (nicht nur totale Neulinge, auch Systemneulinge).
Außerdem sind sie meistens eine gute Möglichkeit, ein Balancing hinzubekommen.
Und das für mich eigentlich wichtigste: Sie liefen die Möglichkeit, dass sich jeder der Spieler seinen Charakter auf eine Nische spezialisiert, die sein exklusives Spezialgebiet darstellt.

Das sind für mich inzwischen Vorteile, die die Freiheit der klassenlosen Systeme aufwiegen.

Abgesehen davon habe ich inzwischen die Erfahrung gemacht, dass die Leute auch in Klassenlosen Systemen in Schubladen denken.
Auch bei GURPS wird die Frage "was willst Du denn spielen?" mit "nen Waldläufer" oder "einen Magier" beantwortet - warum dann nicht gleich das liefern, was gewünscht ist?
Zumal Midgard es ja durchaus auch erlaubt zu variieren - nur die EP Kosten sind für artfremdes halt etwas höher als für denjenigen, der das als sein Spezialgebiet besitzt...

Es gibt noch einiges an Midgard 5 zu bekritteln, aber genau das sehe ich als eine von Midgards Stärken an - dass es Professionen liefert, dabei aber nicht völlig einschränkt.

Lichtschwerttänzer:

--- Zitat von: Boba Fett am 12.10.2016 | 16:05 ---
Und das für mich eigentlich wichtigste: Sie liefen die Möglichkeit, dass sich jeder der Spieler seinen Charakter auf eine Nische spezialisiert, die sein exklusives Spezialgebiet darstellt.
.....

Auch bei GURPS wird die Frage "was willst Du denn spielen?" mit "nen Waldläufer" oder "einen Magier" beantwortet - warum dann nicht gleich das liefern, was gewünscht ist?
Zumal Midgard es ja durchaus auch erlaubt zu variieren - nur die EP Kosten sind für artfremdes halt etwas höher als für denjenigen, der das als sein Spezialgebiet besitzt...
--- Ende Zitat ---

Was genau der Vorteil des Klassensystems von Midgard für mich ist, eine Nische zu definieren ohne den Charakter darin einzusperren.

Während derVorteil bei Gurps es ist, der Magier kann ein Schwert und eine vernünftige Rüstung benutzen oder der Schwertkämpfer kann zugleich auch ein Gelehrter sein

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