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Änderungen von Talenten und Handicaps im Spielverlauf

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Kardohan:
Handicaps werden nicht wie Bonbons verteilt. Nicht jeden Miesling dem du blöd kommst wird dich gleich zum Feind erklären. Doctor Horribles Feind ist Captain Hammer, nicht Johnny Snow. Und Gesucht bist du auch nur, wenn du dich der Gerichtsbarkeit entziehst. Begehst du ein (mögliches) Verbrechen und akzeptierst du das Urteil der Gerichtsbarkeit, dann bist du nicht Gesucht. Ein Handicap sollte deine Geschichte und deine Persönlichkeit definieren. Bei Robin Hood und den Merry Men gehört es eben dazu. Wie auch bei Doctor Kimble. Da ist eine Geschichte dahinter. Wird der Sheriff erledigt oder der Einarmige Mann dingfest gemacht, ist die Geschichte vorbei. Sind diese aus dem Spiel baut man neue Feinde auf oder hebt das Handicap einfach auf.

Nehmen wir etwa die Dumas Musketier-Romane. Im ersten Band sind die Gegner Cardinal Richelieu, sowie Rochefort und Mylady de Winter. Im zweiten Band sind die wesentlichen Gegner Kardinal Mazarin und Myladys nun erwachsener Sohn Mordaunt. Im dritten Roman sind die Musketiere Staatsmänner im Dienste Ludwigs XIV und sind sich durch die höfischen Intrigen, den heimlichen Austausch des Königs durch seinen Zwillingsbruder und windige Geschäfte von Finanzminister Colbert eher ihre eigenen Feinde.

Das Wegkaufen durch Aufstieg ist die Ausnahme, wenn einem als SL nichts besseres einfällt oder wenn es einfach zu lange dauern würde ein Handicap loszuwerden, wenn man es "real" durchspielen würde.
Es ist nicht spannend, wenn sich ein süchtiger Charakter für Monate und Jahre in die Rehab begibt, ein übergewichtiger Charakter Monat über Monat mit Diäten und Muckibude verbringt, oder der anemische Zauberer jeden Tag Leichtathletik trainiert um seine Kondition aufzubauen. Von den unzähligen Wochen eines hässlichen Charakters beim Schönheitschirurgen, Schönheitssalons, in Muckibude und Masseur mal abgesehen. Normalerweise würde ich das mehr oder weniger still im Hintergrund laufen lassen, um es dann bei einem Aufstieg final wegzukaufen.

Es gibt natürlich aus Settings, wo man schneller Handicaps bekommt als man Argh! sagen kann. Die Phobien in Horrorsettings wie etwa Realms of Cthulhu. In solchen Settings sind sie aber oft Teil der Downward Spiral um am Ende als Held in einer Blaze of Fury draufzugehen. Oder man sieht sich öfters in der Psychatrie, wo die Phobie geheilt wird.

Ich habe es bisher nicht erlebt, dass die Spieler am Ende mit Dutzenden Handicaps rumrennen. Auch das Wegkaufen hab ich auch nur einmal erlebt (bei meiner Zauberin in Evernight, die was gegen ihre Anemie tat, am Ende aber durch eine verrückte und nur in ihren Augen heldenhafte Tat ihr Augenlicht permanent verlor). Selbst in Settings wo (magische) Heilung nicht allzusehr verbreitet ist und ggf noch die Settingregeln Critical Failure und/oder Gritty Damage, hatten wir nur wenige Fälle wo ein Arm oder Bein permanent kaputt war. Dafür kennen wir nun jede Krankenschwester in New Orleans.
Meist haben wir Handicaps passend getauscht. Ein Feigling, der sich in einigen Kämpfen wacker gehalten hat und seinen Freunden unfreiwillig den Rücken freihielt, wechselte etwa zu Loyal.
Schließlich wird ein Kind auchmal erwachsen und muss sich davon nicht freikaufen (wie in den Regeln beschrieben).

Handicaps werden nicht wie Bonbons verteilt. Man bekommt sie, wenn es für die Geschichte und den Charakter einen Sinn macht. Hat ein Handicap seine Relevanz verloren, so verliert man es oder tauscht es in den meisten Fällen in Absprache gegen was Adequates. Kann man ein Handicap "heilen", so sollte man dafür Settingregeln bereitstellen (z.B. Prothesen, magische Heilung oder Psychatrie) oder erlaubt es nur wenn einem nix besseres einfällt schlicht das Ding  per Aufstieg wegzugkaufen, denn man muss den Preis am Ende spüren. Dies sollte auch die Ausnahme sein, denn Aufstiege sind für kewle Sachen wie Talente, Zauber und Fähigkeiten gedacht, nicht zur "Heilung".

Es obliegt dem SL, wann, wie und wo sich die Leute Handicaps einfangen. Die meisten sind sowieso nur temporär oder wären durch eine kleine "Sidequest" zu lösen. Ob die Spieler es dann tun, sei mal dahingestellt, schließlich bedeutet jedes Handicap eine Möglichkeit Bennies zu erspielen. Und mehr als ein halbes Dutzend Handicaps sind mEn selten ständig anständig anspielbar bzw. würden das Spiel arg behindern.

Kardohan:
Für die Handicaps, die man während der Charaktererschaffung gewählt hat, gilt das Gleiche. Wegkaufen per Aufstieg sollte hier aber nur möglich sein (so man es erlaubt), wenn man nicht unter die 3 Handicap-Grenze rutscht. Schließlich soll der Spielercharakter keine Bennie-Quelle verlieren.

Meine Zauberin aus Evernight etwa hatte Anemisch durch Charaktererschaffung. Die Anemie hatte sie dann weggekauft, aber die Blindheit gab ihr wieder 3 Möglichkeiten Bennies zu erspielen.

Vasant:
Danke für deine Erläuterungen, besonders auch zur Heilung! Damit wär für mich alles geklärt  :d

(Vor allem den Feind hätte man kaum besser erklären können  ;D)

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