Pen & Paper - Spielsysteme > Fate
Mutprobe in Turbo-Fate
Duck:
Gerade bei Turbo-Fate geht es ja immer darum, wie jemand etwas tut. Wenn ein Charakter seine Angst durch schiere Willenskraft unterdrücken will -> Kraftvoll/Forceful. Wenn er versucht, mit logischen Argumenten gegen die Irrationalität der Angst anzukommen -> Scharfsinnig/Clever. Wenn er auf jedes Detail achtet, und sich dadurch einredet, dass er die Gefahr rechtzeitig erkennen wird -> Sorgfältig/Careful, usw.
Davon abgesehen: Der Begriff "Universalsystem" ist irreführend. Zwar kann man grundsätzlich jedes mögliche Setting mit Fate bespielen, es wird sich aber immer auch wie Fate anfühlen.
--- Zitat von: http://srd.faterpg.de/fate-core/ ---Fate hat keine vorgegebene Spielwelt. Es funktioniert aber am besten in Spielwelten, in denen die Charaktere aktive und kompetente Leute sind, die ein dramatisches Leben führen.
--- Ende Zitat ---
Horror mit Fate spielen ist meines Erachtens wie Pommes mit einem Löffel essen: Es funktioniert schon irgendwie, mit ein paar speziellen Tricks vielleicht sogar relativ gut, aber es fühlt sich in jedem Fall komisch an - und jeder unvoreingenommene Beobachter wird sich fragen, warum man nicht einfach eine Gabel nimmt.
nobody@home:
Es kommt auch drauf an, was man unter "Horror" eigentlich versteht. Klassischer Hammer-Film-Verschnitt? Paßt schon. Cthulhu? Hat strenggenommen auch seine Pulp-Wurzeln, da kann man mit passend angelegten Gegnern und Gefahren und reichlich Gelegenheiten, mal ein paar saftige mentale Konsequenzen zu kassieren, auch was draus machen. Teenager gegen den Serienkiller? Sollte zu schaffen sein -- in dem Fall würde ich als SL wahrscheinlich ganz genretypisch und bewußt ein paar zusätzliche NSC-Freunde einbauen, die der Mörder als erste erwischen kann, damit die "Hauptpersonen" (sprich SC) auch angemessen lange durchhalten.
Wenn die Frage natürlich mehr darauf abzielt, ob beim Spielen am Tisch auch eine von der Horrorpolizei als ausreichend einzustufende Atmosphäre aufkommt...dann hängt das, denke ich, in erster Linie von "weicheren" Faktoren ab. Wenn die Spieler bereit sind, da mitzuziehen, dann klappt das mMn auch mit Fate -- wenn nicht, werden auch andere Systeme nicht viel erreichen.
Chruschtschow:
Horror mit Fate krankt nach meiner Erfahrung an der Grundmechanik von Fate. Im Horror im Sinne von Call of Cthulhu stecken die SC in einer Abwärtsspirale und - egal wie sie sich schlagen - irgendwann sind sie tot oder verrückt. Oder beides. Fate ist vom Grundaufbau her so gestaltet, dass jeder Rückschlag - Aufgeben im Konflikt, Reizen, Aspekte gegen einen SC nutzen - das Fatepunktpolster größer macht. Jeder Rückschlag lässt die SC also stärker wiederkommen. Das ist eine Mechanik für einen sehr spezifischen Spielstil. Der funktioniert für viele Genres, zielt aber sehr auf einen Sieg der SC ab. Das heißt nicht zwingend Happy End, denn beim Reizen kann auch gerne mal richtig dramatisches, trauriges, bitteres Zeug passieren. Aber selbst wenn es ein Pyrrhussieg ist und die SC unterwegs viel verlieren, ist es immer noch ein Sieg.
Im Horrorgenre geht das mit Pulphorror, in dem irgendwelche Bösewichte hinterher tot sind, während die SC siegreich davon brausen. From Dusk Till Dawn ist mit FAE ohne jede Regelanpassung wahrscheinlich so drin. Slashermovies? Auch da hat der Bösewicht hinterher gerne die eigene Axt im Kopf, die SC spielen aber sehr wahrscheinlich die Leute, die lange oder auch bis zum Filmende durchhalten. Wenn du deine Leute gegen Cthulhu zu Felde ziehen lässt, musst du aber halt immer damit rechnen, dass die Leute in ihre Motoryacht steigen und Jagd auf den Großen Alten machen. Macht Spaß, passt gut zu Fate, ist aber vielleicht nicht intendiert. :d
Bluecaspar:
Ok, danke für die vielen Hinweise. Besonders der Link zu Horror mit Fate. Wirklich sehr hilfreich. Die Idee auch andere Methoden zu nutzen, um der Angst zu trotzen, finde ich sehr gut. Wobei ich mich mit der Idee, dass man sich der Angst kraftvoll widersetzen kann nicht wirklich anfreunden kann. Kraftvoll kann man einen Schlag ansetzen. Nicht unbedingt nur durch rohe Muskelkraft, sondern auch durch ausgeklügelte Technik. Das hat für mich wenig mit psychischen Dingen zu tun. Aber ich habe das System auch noch nicht gespielt und vielleicht kann man die Methoden auch in jeder Hinsicht verstehen. Zumindest erahne ich dass, da es auch heißt, dass man einen Zauber kraftvoll wirken kann. Das würde ja meiner Sichtweise auch nicht wirklich entsprechen. Wie auch immer. Für ein Zombie Apokalypse Szenario könnte Fate noch ganz gut sein. Für Cthulhu, wo der Fokus bei der geistigen Verfassung der Charaktere liegt, wohl eher nicht.
Es gibt aber einige Spielelemente die mich aus Fate sehr ansprechen. Die Idee dass man einen Misserfolg in einen Erfolg mit Haken umwandeln kann, finde ich sehr interessant. Nur so zum Beispiel. Naja, vielleicht sollte ich mir eher Gedanken machen, wie ich in ein anderes Spielsystem das mehr zu dieses Setting passt Elementen aus Fate einfließen lasse.
nobody@home:
Der Knackpunkt mag halt sein, daß bei Fate die SC tatsächlich recht explizit die Hauptpersonen sind. Und Hauptpersonen sind so ziemlich überall, auch im Horrorgenre, als die Charaktere definiert, um die es in der Geschichte hauptsächlich geht und die entsprechend oft und lange auftreten -- der Typ, der in den ersten drei Minuten oder Seiten das Zeitliche segnet, um klarzustellen, wie gefäääährlich die Situation doch ist, zählt normalerweise nicht dazu.
Deshalb sind Fate-Spielercharaktere auch "härter im Nehmen" als die weitaus meisten NSC, mit denen so'n filmreifer Horror durchaus mal quasi im Vorbeigehen den Boden aufwischt. Es geht nicht darum, daß sie tatsächlich körperlich oder geistig soviel toller wären als andere, sondern schlicht nur darum, die "dramatische Ausdauer" von Hauptpersonen in Abwesenheit eines vorgegebenen Drehbuchs (ist ja schließlich immer noch Rollenspiel und nicht Film) mit anderen Mitteln abzubilden.
Wenn jetzt also meine Definition von Horror ausdrücklich auf "SC, NSC, scheißegal, es muß wie in den guten alten AD&D-Zeiten auf der ersten Stufe jederzeit jeden erwischen können" besteht...dann, und nur dann, ist Fate wahrscheinlich tatsächlich das falsche System. Persönlich wäre das allerdings auch schon gar nicht mehr mein Ding, und sei's nur aus der pragmatischen Überlegung heraus, daß der Spieler eines Charakters, der in der ersten halben Stunde blöderweise schon stirbt oder anderweitig ausfällt, vom reinen Danebensitzen für den Rest des Spielabends wahrscheinlich auch nicht mehr so viel hat.
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