Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte

[Night´s Black Agents] Unto the fourth generation

<< < (2/16) > >>

Chiarina:
Ja, hätte man so machen können. Hätte ich den Stress vorausgeahnt, hätte ich mir sicher auch noch irgendwas überlegt. Es geht damit los, wie man eigentlich für die sinkenden Pools und die sinkende Gesundheit Buch führt. Ich war zu viel am blättern und hätte die ganzen Leute einfach einmal vorher irgendwo auf ein Blatt schreiben sollen. Na, beim nächsten Mal.

Chiarina:
Stoker: First Blood / 3. Sitzung
1877, Von der Höhle des Teufels zur Villa der Witwe von Ekim Dal

Beteiligte Agenten:
Major George Stoker, MD (anglo-irischer Arzt, Mitglied des X-Clubs, 23 Jahre)
Colonel Frederick Burnaby (britischer Armeeoffizier, 35 Jahre)
Mr. Andrew F. Crosse (britischer Geologe, Mitglied des X-Clubs, 25 Jahre)
Miss Annie Smith Peck (amerikanische Archäologie-Studentin, 27 Jahre)
Kerem Amanoglu (ottomanischer Soldat, 22 Jahre)

Wichtige Verbündete:
Mr. Árman Vámbéry (ungarischer Linguist, 45 Jahre)
Mr. Archibald Forbes (britischer Journalist, 39 Jahre)


Kosaken

Die Charaktere entscheiden sich für das Sinkloch als Fluchtweg. Sie befestigen ihr Seil an einem Stalagmiten. Als erster klettert Colonel Burnaby das Loch hinunter, dann wird der bewusstlose Demir Kozen Akinji hinabgelassen. Die seltsamen Kreaturen sind den Charaktere inzwischen immer näher gekommen. Als sie sehen, dass die Charaktere fliehen wollen, greifen sie an. Das hat zur Folge, dass die restlichen Charaktere kurzerhand in das Loch springen.

Unten angekommen sieht die Situation nicht gut aus. Die Charaktere müssen sich schwimmend einen unterirdischen Fluss entlang bewegen. Colonel Burnaby hat dabei auch noch den bewusstlosen Baschi-Bozuk-Anführer im Schlepptau. Es ist pechschwarz, das Wasser ist eiskalt, und wie lange es noch eine Kopffreiheit über dem Wasserspiegel gibt, die das Atmen ermöglicht, weiß niemand so genau. Major Stoker gerät bei dem Vorgang in Panik, schlägt um sich und verletzt sich dabei an einem hervorstehenden Felsen. Schließlich aber gelingt es den Expeditionsteilnehmern, über den Fluss ins Freie zu gelangen. Sie erreichen eine felsige Hügelflanke, hin und wieder von Büschen bewachsen, durch die sich der Fluss weiter hinab schlängelt.

Außer Atem gelangen die Charaktere ans Ufer. Wie durch ein Wunder ist Demir Kozen Akinji noch am Leben. Major Stoker hingegen sieht mitgenommen aus. Die Ereignisse in der Höhle haben ihn erschüttert und ängstlich und passiv gemacht. Seine Reisegefährten reden ihm gut zu und verhindern das Schlimmste, trotzdem braucht Stoker ganz dringend eine Aufmunterung.

Die aber lässt noch ein wenig auf sich warten. In einiger Entfernung erblicken die Charaktere plötzlich eine Handvoll russischer Kosaken zu Pferd: offensichtlich ein Aufklärungstrupp. Die Charaktere verbergen sich in einem Gebüsch an der Flussböschung und beobachten die Kosaken von da aus. Zunächst scheinen sich die Kosaken vom Aufenthaltsort der Charaktere zu entfernen. Dann aber bricht eine Diskussion unter ihnen aus. Einer der Kosaken deutet immer wieder auf den Fluss und schließlich macht der Trupp kehrt. Das ist der Moment, an dem die Charaktere zu rennen anfangen. Der sterbende Demir Kozen Akinji musste bei dieser Flucht allerdings zurückgelassen werden. Da die Kosaken noch weit entfernt sind, gelingt es den Charakteren, die Bergflanken zu umrunden und dem Sichtfeld der Kosaken zu entkommen. In einiger Entfernung erblicken sie ein abgelegenes Bergdorf.

Noch etwas später kehren die Charaktere an den Fluss zurück. Die Kosaken sind inzwischen weitergezogen. Major Stoker will wenigstens versuchen, den Baschi-Bozuk-Anführer zu retten. Der Mann atmet noch flach. Stoker stabilisiert seine Wunden, die übrigen konstruieren eine Liege und schließlich bringt man den Schwerverwundeten in das Bergdorf. Andrew Crosse fragt, auf welcher Seite des Konflikts sich wohl die Dorfbewohner befinden. Niemand weiß es. Immerhin aber entdecken die Charaktere eine Kirche im Dorf – und keine Moschee! Vielleicht ist das schon Antwort genug.

Auf dem zentralen Dorfplatz laufen einige Bewohner der Siedlung zusammen und begutachten die Charaktere misstrauisch. Árman Vámbéry spricht griechisch mit ihnen und erzählt, dass sie  Kriegsberichterstatter seien, die auf ihrer Reise zur Front von zwei hinterhältigen türkischen Spionen beobachtet worden wären. Dabei deutet er auf den schwerverletzten Demir Kozen Akinji und auf Kerem Amanoglu. Vámbéry berichtet weiter, dass die Expeditionsteilnehmer die Spione gestellt hätten. Bei dieser Konfrontation sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen, wodurch der Baschi-Bozuk-Anführer lebensgefährlich verletzt wurde. Miss Annie Smith Peck hingegen versteht die Hintergedanken Vámbérys nicht. Sie beschimpft Vámbéry als Lügner und Verräter, der seine eigenen Reisegefährten in ein schlechtes Licht rücke. Der Auftritt vor den Dorfbewohnern hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Achselzuckend deuten die Dorfbewohner auf eine nahe Scheune, in der die Charaktere die Nacht verbringen dürfen. Mehr für sie zu tun, sind sie nicht bereit.

In der Scheune finden Miss Annie Smith und Major George Stoker zueinander. Miss Annie Smith Peck trocknet ihre Kleidung und bereitet sich ein Nachtlager im Stroh. Diskret verziehen sich die Männer der Expedition in eine andere Ecke der Scheune. Major Stoker allerdings erblickt den begehrenswerten, nackten Leib der Amerikanerin und legt sich zu ihr. Das Erlebnis mit Miss Annie Smith Peck scheint genau das zu sein, was seine angeschlagene Psyche wieder auf Vordermann bringt. Stoker scheint vor Liebe entbrannt – während die selbstbewusste Amerikanerin das Erlebnis allerdings distanzierter betrachtet. Pflichtbewusst kümmert sich Major Stoker nach dem Schäferstündchen wieder um die Wunden seiner Reisegefährten.

Colonel Burnaby macht am späten Nachmittag mit Árman Vámbéry noch einen Gang durchs Dorf und begegnet einem griechisch-orthodoxen Priester, der gerade den Kirchhof fegt. Diesmal gelingt es Árman Vámbéry besser seine kulturellen Kenntnisse vorteilhaft einzubringen. Er entsteht ein Gespräch, in dessen Verlauf Vámbéry und Burnaby erfahren, dass vor drei Tagen ein junges Mädchen aus dem Dorf entführt worden war. Derartige Dinge seien in den letzten drei Jahren bereits dreimal geschehen. Diese Entführungen schreibt der Priester dem verbrecherischen Ekim Dal zu. Seltsam sei allerdings, dass es jetzt wieder zu einer Entführung gekommen sei... Ekim Dal gilt nämlich als verstorben. Dann erfahren die beiden Männer noch etwas mehr über Ekim Dal, der in der Darstellung des Priesters wie ein türkischer Teufel erscheint. Sie erfahren außerdem, dass seine Villa ganz in der Nähe läge. Dort wohne noch seine Witwe mit ihrem Hausstand. Die Frau habe derzeit einige türkische Flüchtlinge aufgenommen.

Mit diesen Neuigkeiten kehren Colonel Burnaby und Árman Vámbéry in die Scheune zurück. Dort wird das weitere Vorgehen besprochen. Nach langer Diskussion beschließen die Expeditionsteilnehmer, am nächsten Tag der Witwe einen Besuch abzustatten. Archibald Forbes wollen sie allerdings mit dem schwerverwundeten Demir Kozen Akinji in der Scheune zurücklassen. Die Charaktere hoffen, in der Villa der Witwe von Ekim Dal etwas über das verschwundene Mädchen erfahren zu können.

Und so geschieht es. An der Villa angekommen geraten die Charaktere in eine turbulente Szene. Etliche ältere oder kränkliche Türkinnen und Türken packen ihre Siebensachen und laden sie auf Esel oder kleine Wägen. Sie haben gehofft in der Villa Zuflucht vor dem Vorrücken der russischen Truppen finden zu können. Als aber am gestrigen Abend ein Aufklärungstrupp von fünf Kosaken in unmittelbarer Nähe des Hauses vorbei ritt, ahnten viele Flüchtlinge, dass ihnen dieses Haus keinen ausreichenden Schutz bieten kann. Diese Menschen versuchen jetzt über das Gebirge weiter nach Süden zu fliehen.

Im Haus selbst werden die Charaktere daraufhin von einem Eunuchendiener begrüßt. Die Charaktere können sich Gästezimmer auswählen (Miss Annie Smith Peck belegt ein Zimmer gemeinsam mit Major Stoker!) und gehen hinterher zum Essen in den Speisesaal. Im Großen und Ganzen sind sie von der Gastfreundschaft erfreut. Sie werden allerdings von zwei etwa zehnjährigen Sklavenkindern bedient, auf die ein beobachtender Eunuch einen strengen Blick wirft. Kerem Amanoglu fällt auf, dass die Hände der Kinder beim Servieren zittern. Darauf angesprochen fragen die Kinder erschreckt, ob den Gästen irgendetwas nicht schmeckt. Wovor sie Angst haben, erfahren die Charaktere aber nicht.

Im Speisesaal essen noch ein paar andere Gäste. Von ihnen erfahren die Charaktere, dass die Witwe eine ganze Menge dieser Sklavenkinder beschäftige. Burnaby platzt relativ schnell mit dem Vorwurf der Entführung heraus, worauf eine anwesende alte Frau aber erklärt, es sei doch nichts dagegen einzuwenden, wenn Kinder aus bedürftigen Familien ein wenig dazuverdienen. Burnaby gibt zu verstehen, er habe sich auf die Fälle bezogen, in denen die Familien damit nicht einverstanden seien, worauf die alte Frau erwidert, dass das Beschäftigen von Kindern gegen den Willen ihrer Eltern natürlich verwerflich sei. Auf die Witwe angesprochen, erzählen die Anwesenden den Charaktere noch, dass diese sich ihren Gästen in der Regel erst am Abend zeigt. Die Charaktere beschließen, sich bis es soweit ist, ein wenig das Haus und das Gelände anzuschauen.

Parageröchel: Das war diesmal relativ viel Rollenspiel. Meine Spieler haben auch relativ viel Zeit mit der Frage verbracht: „Was machen wir jetzt?“ Auch die Refresh-Regeln mussten wir uns nochmal in Erinnerung rufen. Ansonsten haben wir heute gelernt, dass es ein geschickter Schachzug sein kann, seine Medic- und Shrink-Punkte komplett zu verbraten und sich für diese Fertigkeiten dann nach einer Stunde in einem Haven (in unserem Fall: die Scheune) wieder einen Refresh zu besorgen. Nach so einer Aktion sehen selbst stärker angeschlagene Charaktere wieder wirklich gut aus. Die Verfolgungsjagd durch die Kosaken würde ich beim nächsten Mal nicht wie im Abenteuer beschrieben, sondern als Thriller Verfolgungsjagd durchführen. Das ist spannender. Interessant fand ich auch, dass George Stoker heute bei -4 Stability war. Das ging relativ schnell. Eigentlich bin ich gar nicht unglücklich darüber, dass wir den Showdown erst beim nächsten Mal spielen werden. Ich muss mir noch genauere Vorstellungen davon machen, was an den einzelnen Orten der Villa zu finden ist. Außerdem brauche ich noch ein paar Szenenideen für die wichtigeren Nichtspielercharaktere. Das Abenteuer ist da doch recht knapp.

Chiarina:
Stoker: First Blood / 4. Sitzung
1877, In der Villa der Witwe von Ekim Dal

Beteiligte Agenten:
Major George Stoker, MD (anglo-irischer Arzt, Mitglied des X-Clubs, 23 Jahre)
Colonel Frederick Burnaby (britischer Armeeoffizier, 35 Jahre)
Mr. Andrew F. Crosse (britischer Geologe, Mitglied des X-Clubs, 25 Jahre)
Miss Annie Smith Peck (amerikanische Archäologie-Studentin, 27 Jahre)
Kerem Amanoglu (ottomanischer Soldat, 22 Jahre)

Wichtige Verbündete:
Mr. Árman Vámbéry (ungarischer Linguist, 45 Jahre)
Mr. Archibald Forbes (britischer Journalist, 39 Jahre)


Arzu Dal

Nach dem Essen begegnen die Charaktere einer niedergeschlagen wirkenden Küchensklavin. Annie Smith Peck versucht Vertrauen in der Frau zu erwecken und erfährt, dass sie voller Ängste ist, weil es in der Villa der Witwe Ekim Dals nicht geheuer sei. Da gebe es dieses unheilvolle Badehaus, das verriegelt sei und das niemand betrete. Außerdem sei im Haus hin und wieder das Weinen eines kleinen Kindes zu hören... ein Kind, das aber niemand zu Gesicht bekomme!

Im Folgenden begutachten die Charaktere eine nahegelegene Festungsruine, wandern durch Pfirsich- und Olivenhaine und schauen sich das nahe der Villa gelegene Familienmausoleum an, in dem die Sarkophage der Ahnen einer neben dem anderen aufgebahrt sind. Ein Sarg des verstorbenen Hausherrn ist jedoch nicht zu entdecken. Der jüngste Sarg trägt den Namen Arzu Dal und ist etwa 2 Jahre alt.

Schließlich durchstöbern die Charaktere noch ein wenig die Bibliothek des Hauses und finden alte Karten, auf denen der Ort, an dem sie sich befinden unter dem Namen „Festung der Drachenbrüder“ aufgeführt ist. Außerdem finden sich bulgarische Schriften zur Landeskunde, in denen beschrieben ist, dass irgendwo in der Nähe die Gefahr einer „Ansteckung aus der Tiefe“ und eines „Blutfluches“, der aus dem Inneren der Erde kommen soll, bestehe.

Am Abend empfängt die Witwe die Charaktere. Sie trägt einen Trauerschleier und ist ziemlich verhüllt. Die wenigen Stellen, an denen ihre bloße Haut zu sehen ist, wirken ungewöhnlich blass. Trotzdem gibt sich die Witwe als gute Gastgeberin und unterhält die Charaktere angenehm. Die Witwe hat besonders an dem jungen Geologen Andrew F. Crosse Gefallen gefunden und wirft ihm über ihren Schleier hinweg mit ihren dunklen Augen schwülstige Blicke zu.

Nach etwa zwei Stunden verabschiedet sich die Witwe von ihren Gästen. Die Charaktere beschließen daraufhin noch, dem Badehaus einen nächtlichen Besuch abzustatten. Das Haus ist allerdings gesichert. Kerem Amanoglu zögert nicht lang und knackt das schwere Vorhängeschloss mit professioneller Leichtigkeit. In der Badestube selbst befindet sich ein großes Becken, das offenbar schon lange nicht mehr benutzt wurde, und eine übergroße Badewanne, die zwar gesäubert ist, deren Boden aber noch ein paar Spuren von Blut erkennen lassen. George Stoker tippt auf ein Alter von etwa 2 Wochen. In einem Nebenraum findet sich eine Art Massageliege, daneben lagern irritierenderweise Stricke und Messer. Auf dem Boden stehen zwei Dutzend große, metallene Flaschen mit Schraubverschluss. Im Schraubgewinde zweier Flaschen sind ebenfalls alte Blutreste zu erkennen.

Schließlich gehen die Charaktere zu Bett. Andrew F. Crosse schläft unruhig und träumt von sagenhaften erotischen Begegnungen mit der Witwe.

Am nächsten Morgen frühstücken die Charaktere ausgiebig. Durchs Fenster erkennt Annie Smith Peck den Obereunuchen, einen massigen, groben Kerl, der von draußen auf die Villa zugeht und eine der großen metallenen Flaschen im Arm hat. Annie springt auf und verfolgt den Mann bis ins Seraglio. Dort wird sie von zwei weiteren Eunuchen aufgehalten, redet aber so lautstark auf die Männer ein, dass eine ältere Frau aus einem Nebenraum herbeieilt und Annie sagt, sie könne sich im Vorraum des Seraglios gern aufhalten, die weiteren Räume seien allerdings Privaträume. Vorerst gibt es Annie auf, hier weiter vorzustoßen.

Nach dem Mitttagessen begegnen die Charaktere einem uralt wirkenden Mann, der sich mühsam in Richtung der im hinteren Bereich der Villa gelegenen Moschee bewegt. Der Mann scheint nicht ganz bei Sinnen zu sein, trotzdem erfahren die Charaktere, dass er der Imam der Moschee ist... und irgendetwas scheint ihn schier wahnsinnig zu machen. Kerem Amanoglu und Annie Smith Peck reden beruhigend auf ihn ein und erfahren, dass den Mann irgendjemand daran hindert, in der Villa auch nur ein Wort aus dem Koran zu rezitieren. Diese Antwort hat ihn aber bereits soviel Kraft gekostet, dass er ohnmächtig zusammenbricht. George Stoker untersucht den Mann daraufhin und stellt fest, dass er äußerlich zwar wirkt, als sei er fast 90 Jahre alt, seine Zähne und Konstitution seien aber die eines Dreißigjährigen. Er setzt daraufhin sein Riechsalz ein und fragt den Mann, was denn so stark sei, dass es sich seinem Glauben entgegenstellen könne. Daraufhin antwortet der Mann unter Schmerzen, es seien die fauligen, aber unwiderstehlichen Küsse der Witwe! Darauf rennt der Mann schreiend davon.

Die Charaktere versuchen nun, heimlich in die Privaträume des Seraglio einzudringen oder zumindest einen Blick dort hineinzuwerfen. Sie wollen gegen die Witwe vorgehen und vermuten, dass sie sich dort aufhält. Kerem Amanoglu klettert an der Außenwand des Hauses empor und lauscht an einem der Fenster zum Seraglio. Die Fenster sind nicht verglast und besitzen auch keine Fensterläden, sie sind nur mit schweren Vorhängen abgehangen. Leise hört Kerem ein schmatzendes Geräusch und eine leise Stimme, die ein Kinderlied singt. Kerem schiebt vorsichtig die Vorhänge ein Stück zur Seite und sieht die ältere Frau, die zuvor bereits Annie begegnet ist. Sie gibt einem Kind zu essen. Auf einem Beistelltisch steht eine große Metallflasche und eine Schale mit einer blutig roten Flüssigkeit. Kerem ist geschockt: das Kind wird offenbar mit Blut gefüttert. Noch brisanter wird die Situation, als die Amme Kerem am Fenster entdeckt. Sie ruft sofort nach Eunuchen, Kerem springt aber schnell hinab und verbirgt sich.

Nach einer Flucht ins Zimmer Ármin Vámbérys, beginnt dieser aus Gründen der Täuschung Kerem zu verkleiden. Vámbéry hat auf seinen Reisen durch den Orient in solchen Dingen viel Erfahrung gesammelt und es gelingt ihm, Kerem täuschend echt als den Imam des Hauses auszugeben. Der Imam bekommt daraufhin einen Schlaftee zugeführt, wird in Kerems Bett gelegt und Kerem verschwindet vorläufig im Zimmer des Imams.

Dann kommt der Abend und damit eine weitere gesellige Runde mit der Witwe. Sie führt die Charaktere diesmal ins Raucherzimmer und bietet ihnen eine Wasserpfeife an. Wieder wirft sie Andre F. Crosse verführerische Blicke zu, der aber nicht reagiert. Später verabschiedet sich die Witwe wie bereits am ersten Abend von den Charakteren, diesmal aber versucht Annie Smith Peck ihr zu folgen.

Die Witwe ist auf solch einen Versuch nicht völlig unvorbereitet und versucht Annie mit ihrer außergewöhnlichen Kraft einzuschläfern. Annie spürt, wie in ihrem Gehirn nach und nach alle Ströme zum Erliegen kommen, aber sie wehrt sich dagegen und bleibt bei Bewusstsein. Weil sie glaubt, dass die Witwe jetzt auf sie zukommt, lässt sie sich fallen und tut so, als sei sie ohnmächtig geworden. Annie hat sich aber getäuscht. Die Witwe flieht einfach aus dem Haus nach draußen. Annie rappelt sich auf und rennt hinterher. Die übrigen Charaktere sind inzwischen ebenfalls aus dem Raucherzimmer getreten und folgen Witwe und Annie in einigem Abstand. Auch Kerem, als Imam verkleidet, hört die Unruhe und verlässt das Zimmer des Imams.

Die Witwe eilt auf einen nahen Pfirsichhain zu, versteckt sich dort im Gesträuch und versucht Annie Smith Peck mit einem Überraschungsangriff auszuschalten. Annie ist aber reaktionsschnell und bemerkt die Gefahr rechtzeitig. Sie versucht im Folgenden die Witwe mit ihren Fäusten zu bearbeiten, was aber wenig Wirkung zeigt. Schließlich sind die übrigen Charaktere an Ort und Stelle und es kommt zum Showdown. Dabei zeigt es sich, dass nur schwere Schusswaffen in der Lage sind, der Witwe zu schaden. Annie Smith Peck steht in der Nähe und sieht, dass die Kugeln bei einem Treffer nicht in den Körper der Witwe eindringen, sondern Gesteinssplitter von ihrem Körper ablösen. Im Kampf kann die Witwe den herbeigeeilten George Stoker noch ernsthaft verwunden – unangenehmerweise, indem sie ihn beißt! Nach massivem Kugelhagel unterliegt die Witwe jedoch trotz allem ihren Gegnern.  Als George Stoker die Sterbende untersucht, entdeckt er unter ihrem Gewand einen juwelenbesetzten Dolch, den er vorerst an sich nimmt. Dann stirbt die Witwe – und ein Erdbeben erschüttert den Hügel, auf dem die Villa steht. Durch dieses Erdbeben wird vor allem die schon zuvor in Mitleidenschaft gezogene Moschee noch stärker beschädigt. Weiterreichende Enthüllungen und Folgerungen mussten aus Zeitgründen auf die nächste Sitzung verschoben werden.

Parageröchel: Die Gruselatmosphäre der Episode ist merklich spürbar gewesen. Es war spannend. Ein bisschen schade war, dass sich Andrew F. Crosse sehr standhaft gezeigt hat. Natürlich war die Gefahr greifbar und ich hätte ihm nie Vorschriften gemacht, ein bisschen mehr Wirkung hätte das Becircen der Witwe bei ihm aber zeigen können. Insgesamt hatte ich etwa 5 Tage grob vorbereitet. Dass die Gruppe schon in der zweiten Nacht losschlägt ist aber völlig o.k. Die Informationen, die sie aus dem armen Imam herausgeholt hatten, legten ein schnelles Handeln durchaus nahe. Der Kampf war nicht allzu hart. Zwar haben die Charaktere aufgrund einiger schlechter Würfe eine Menge Punkte verloren, aber letztlich haben sie auch ohne spend allein aufgrund ihrer Übermacht einen relativ sicheren Sieg eingefahren. Die Action ist damit vorbei, aber wir werden beim nächsten Mal noch ein bisschen Zeit für die Nachbereitung brauchen. Die Charaktere werden wissen wollen, was hier eigentlich los war und wahrscheinlich alle Bewohner der Villa befragen. Vielleicht habe ich auch noch ein bisschen Lust auf Action - da schwirren noch ein paar Kosaken in der Gegend herum!

Chiarina:
Stoker: First Blood / 5. Sitzung
1877, Aufräumarbeiten

Beteiligte Agenten:
Major George Stoker, MD (anglo-irischer Arzt, Mitglied des X-Clubs, 23 Jahre)
Colonel Frederick Burnaby (britischer Armeeoffizier, 35 Jahre)
Mr. Andrew F. Crosse (britischer Geologe, Mitglied des X-Clubs, 25 Jahre)
Miss Annie Smith Peck (amerikanische Archäologie-Studentin, 27 Jahre)
Kerem Amanoglu (ottomanischer Soldat, 22 Jahre)

Wichtige Verbündete:
Mr. Árman Vámbéry (ungarischer Linguist, 45 Jahre)
Mr. Archibald Forbes (britischer Journalist, 39 Jahre)


Die Amme des Kindes von Arzu Dal

Nach dem Sieg über Arzu Dal versuchen die Charaktere zunächst herauszufinden, wohin die Witwe fliehen wollte. Sie suchen die Umgebung um den Pfirsichhain ab und befinden sich früher oder später erneut im Familienmausoleum. Dort kommt ihnen dann (endlich!) die Erkenntnis, dass der Sarkophag von Arzu Dal (sie haben die Frau bisher nur als „die Witwe“ kennengelernt) mit einem Todesdatum von vor 2 Jahren offensichtlich ein Hinweis darauf ist, dass die Witwe bereits zwei Jahre tot sein sollte und demnach nach ihrem Tod in irgendeiner Form zu einer todlosen Existenz wiedererwacht ist.

Als nächstes versuchen die Charaktere herauszubekommen, wo sich die kindlichen Opfer des Hauses befinden (den Charakteren ist klar, dass die Kinder für die Blutversorgung des seltsamen Nachkommens von Arzu Dal herhalten müssen). Sie dringen in das Seraglio ein und stellen die Amme zur Rede, die daraufhin eine emotionale Ansprache hält. Kernaussage: Das Kind kann auch nichts für seine Natur. Einen Moment zögern die Charaktere daraufhin. Dann wollen sie aber wissen, wer für die Blutversorgung des Kindes zuständig war. Die Amme behauptet, es sei der Obereunuch gewesen. Dieser ist allerdings nach dem Erdbeben bereits geflohen. Die Charaktere lassen sich daraufhin von der Amme sein Zimmer zeigen – nur Colonel Burnaby bleibt einen Moment im Seraglio zurück und nutzt die Gelegenheit, den Nachkommen Arzu Dals mit einem Kissen zu ersticken! Im Zimmer des Obereunuchs finden die Charaktere unter dessen Bett eine verschlossene Kiste, die darauf hindeutet, dass der Schlächter Andenken an seine Opfer gesammelt hat: In der Kiste befinden sich dutzende kleiner Mützen, Taschentücher, Schleier, mit Bändern zusammengebundene Haarlocken und anderer Krimskrams. Die Charaktere sind angewidert und wollen den Ort möglichst bald verlassen. Eine letzte Konfrontation mit der Amme steht ihnen noch bevor. Diese beschuldigt sie, irgendetwas mit dem Tod des Erben zu tun zu haben. Die Charaktere verwenden darauf einige Mühe, sie von diesem Gedanken abzubringen. Schließlich schenkt sie ihren Lügen Glauben, weiß aber nun mit ihrem Leben nichts Rechtes mehr anzufangen.

Das ist der Moment, wo sich die Wege der Charaktere trennen. George Stoker kehrt zu dem inzwischen am Shipka-Pass errichteten Lazarett zurück und übernimmt die Führung der Einrichtung. Er bietet der Amme Arzu Dals an, an dem Ort als Krankenschwester zu arbeiten, was die Frau dankbar annimmt. Ein paar Jahre später errichtet er ein ähnliches Lazarett in Afrika, das die britischen Soldaten im Krieg gegen die Zulus versorgen soll. Noch später kehrt er nach England zurück.

Die anderen Charaktere kehren nach Istanbul zurück, wo sie Osman Hamdy Bey Bericht erstatten. Der Mann ist unzufrieden, weil die Charaktere die Geschehnisse in der Höhle des Teufels nicht aufgeklärt haben und auch sonst über keine Vergehen der russischen Aggressoren berichten können. Immerhin können ihm die Charaktere eine letzte Hoffnung machen: Sollten die Russen versuchen nach Süden vorzudringen, würden sie über den Shipka-Pass wollen, auf dem auch viele türkische Flüchtlinge unterwegs sind. Es ist anzunehmen, dass George Stoker in seinem Lazarett in Kürze einige Dinge erzählen kann, die geeignet sind, die Türken auf internationalem Parkett als Opfer darzustellen.

Die Schicksale der anderen Charaktere:

Kerem Amanoglu bekommt von Osman Hamdy Bey die Freiheit geschenkt – vorausgesetzt, er begibt sich zu George Stoker auf den Shipka-Pass und bleibt dort so lange, bis er ein paar entsprechende Berichte an Osman Hamdy Bey abliefern kann. Kerem Amanoglu fügt sich.

Colonel Frederick Burnaby: kehrt nach England zurück, heiratet, bekommt einen Sohn und unternimmt eine Ballonfahrt über den Ärmelkanal. Schließlich meldet er sich als Freiwilliger und reist nach Afrika, wo er als Befehlshaber der englischen Truppen, die den Mahdi-Aufstand niederschlagen, tätig wird. In der Schlacht von Abu Klea wird er tödlich von einem Speer in den Hals getroffen.

Ármin Vámbéry kehrt nach der Expedition wieder zu seiner Professorenstelle an der Universität Budapest zurück.

Archibald Forbes bleibt noch eine Weile in der Region und berichtet weiter über den türkisch-russischen Krieg. Er übernimmt zeitweilig Botendienste für die russische Seite. Nach dem Kriegsende bereist er weitere Kriegsgebiete in Asien und Afrika.

Andrew F. Crosse kehrt nach der Expedition nach London zurück. Hier arbeitet er als Wissenschaftler weiter und besucht die regelmäßigen Treffen des X-Clubs.

Miss Annie Smith Peck kehrt nach Amerika zurück und arbeitet als Archäologiedozentin. Sie entdeckt außerdem ihre Leidenschaft für das Bergsteigen. Für ihre Anerkennung als Wissenschaftlerin muss sie kämpfen, was sie einige Jahre später nach London führt.

Parageröchel: Etwas schade ist, dass George Stoker als Arzt nicht die Gelegenheit genutzt hat, den Leichnam Arzu Dals zu erforschen. Auf diese Weise hätte er ein paar Einblicke in das Wesen von vampirähnlichen Kreaturen gewinnen können...
Der Rest des Abends vergeht mit der Erschaffung neuer Charaktere. Am Ende kristallisiert sich die Besetzung für das nächste Abenteuer, das 11 Jahre später spielt, heraus: der Geologe Andrew F. Scott und auch Annie Smith Peck werden weiterhin eine Rolle spielen. Sie werden den Regeln entsprechend gesteigert. Außerdem wird Abraham Van Helsing einen ersten Auftritt als Spielercharakter haben. Die beiden verbleibenden Spielercharaktere werden der Kutscher Abraham Van Helsings (insgeheim auch als Einbrecher tätig) und ein Leibwächter sein. Wem der Leibwächter zugeordnet wird, ist derzeit noch nicht ganz geklärt.

Chiarina:
Founding Edom / 6. Sitzung
1888, Sieben Morde und ein gestohlenes Buch

Beteiligte Agenten:
Abraham Van Helsing (niederländischer Mediziner und Universalgelehrter, 65 Jahre)
Andrew F. Crosse (britischer Geologe, Mitglied des X-Clubs, 36 Jahre)
Miss Annie Smith Peck (amerikanische Archäologin, 38 Jahre)
James Clockwork (Abraham Van Helsings Kutscher, 30 Jahre?)
Mr. Jackson (Miss Smiths Leibwächter, 25 Jahre?)

Weitere, in der 1. Szene anwesende Mitglieder des X-Clubs:
Major George Stoker, MD (anglo-irischer Arzt, 34 Jahre)
Thomas Hirst (Reiseschriftsteller, 58 Jahre)
James Allen Harker (Insektenkundler, 41 Jahre)
Joseph Dalton Hooker (Botaniker, 61 Jahre)


Dorset Street, Whitechapel

Wie an jedem 2. Mittwoch im Monat trifft sich auch am 14. 11. 1888 der X-Club im Athenaeum am Waterloo Place. Im X-Club ist heute – auf Empfehlung von Major George Stoker MD – eine Dame zu Besuch. Die amerikanische Archäologin Miss Annie Smith Peck besucht ein paar alte Bekannte, die sie vor 11 Jahren auf einer Expedition in Bulgarien kennengelernt hatte. In Wahrheit ist sie aber in London, um sich nach Möglichkeit einer britischen Ausgrabung im erst vor wenigen Jahren besetzten Ägypten anzuschließen. Das Land ist das Paradies für jeden Archäologen und Miss Annie Smith Peck hat nicht vor, die ganzen Lorbeeren kampflos den britischen Forschern zu überlassen. Dennoch steht an diesem Abend ein ganz anderes Gesprächsthema im Mittelpunkt: Ganz London hält derzeit den Atem an, da es von einer Serie grauenvoller und mysteriöser Morde an Prostituierten im Stadtteil Whitechapel erschüttert wird. Auch im X-Club wird über den möglichen Täter, seine Motive, ein rätselhaftes Sgraffito, das Vorgehen von Scotland Yard und einen jüdischen Schuhmacher unter Mordverdacht gesprochen. Schließlich erscheint als letztes Mitglied des X-Clubs Joseph Dalton Hooker. Er winkt mit der Times und liest den Anwesenden von einem neuen Verbrechen vor:

Einbruch in die British Library
London – Ein bislang Unbekannter hat sich in der Nacht von Montag auf Dienstag in der British Museum Library unerlaubten Zugang verschafft. Wie die Polizei gestern mitteilte, sei nicht bekannt, wie der Mann in das Gebäude hineingelangt sei. Er wurde aber gegen 22:00 Uhr von dem Nachtwächter überrascht, schlug auf seiner Flucht ein Fenster ein und sprang aus dem Gebäude zum Montague Place hinaus. Chefbibliothekar Edward Maunde Thompson informierte die Presse darüber, dass der Räuber nur ein einziges Buch erbeutete. Es handelt sich dabei um einen 300 Jahre alten Reisebericht von John Dee, der als Teil der Bibliothek Sir Robert Cottons zum Bestand der British Library wurde. Der Täter befindet sich derzeit auf freiem Fuß.

Es folgt ein Gespräch unter Gelehrten. Andrew F. Crosse weiß zu berichten, dass John Dee ein Berater von Sir Francis Walsingham, dem 2. Staatssekretär von Königin Elisabeth I., war. John Dee unternahm Ende des 16. Jahrhunderts für Sir Francis Walsingham Reisen durch Mittel- und Osteuropa und verfasste über diese Reisen ausführliche Berichte. Nach seinem Tod kaufte Sir Robert Cotton sein Haus, fand seine Dokumente und band die Reiseberichte zu einem Band. Das Original und ein paar angefertigte Kopien gingen in sein eigenes Archiv, an die Gesellschaft der Antiquare und an die in der Entstehung begriffene Royal Society. Nach Cottons Tod wurde sein Buchbestand von der Krone in Besitz genommen und in die British Library integriert. John Dees Reiseberichte wurden zunächst aber erst einmal an John Dees Sohn, Arthur Dee, übergeben. Erst nach Arthur Dees Tod wurden auch dessen Bücher an die British Library übergeben.

Abraham Van Helsing ergänzt Crosses Ausführung. Er erzählt, dass Arthur Dee, der Sohn John Dees, das Werk seines Vaters gründlich studiert hat. Arthur Dee war eine Zeitlang königlicher Arzt, wurde dann aber entlassen und zog nach Norwich, wo er sich als Alchemist betätigte und nach dem Stein der Weisen forschte. Sein Mitarbeiter wurde der ungarische Alchemist und Chemiker Banfi Huniades. Die beiden Männer ergänzten John Dees Original durch Kommentare und Randbemerkungen. Ebenfalls von Interesse sei, dass besagter Sir Francis Walsingham, der Auftraggeber für John Dees Reisen, der erste Engländer war, der für die englische Krone ein Spionagenetzwerk aufbaute. Er ermöglichte einigen französischen Hugenotten die Flucht und bewahrte die englische Königin Elisabeth I. mehrfach durch die Aufdeckung von Verschwörungen vor Anschlägen. Walsingham kann als Urvater der englischen Geheimdienste gelten. Dee war ein Teil seines Netzwerks. Auch John Dees Sohn Arthur war verdeckt für die englische Krone tätig und mit geheimen Forschungen beschäftigt.

Unnachahmlich fasst Joseph Dalton Hooker die Informationen zusammen und behauptet, die Morde in Whitechapel seien Angriffe auf das menschliche Laster, der Einbruch in die British Library aber sei ein Angriff auf die Intelligenz! Er sehe es daher als patriotische Pflicht an, dass sich Mitglieder des X Clubs um Aufklärung bemühen... er selbst sei allerdings leider in den nächsten Tagen verhindert. Daraufhin verabreden sich Andrew F. Crosse, Miss Annie Smith Peck und Abraham Van Helsing für den nächsten Tag im British Museum.

Dann tritt zum ersten Mal die Dienerschaft in Erscheinung: Mr. Jackson, Miss Smiths Leibwächter, und James Clockwork, der Kutscher Abraham Van Helsings. Die Mitglieder des X-Clubs bitten sie, sich in den entsprechenden Kreisen doch vielleicht einmal umzuhören. Von James Clockwork ist bekannt, dass er einige Ganoven kennt. Vielleicht könne er ja irgendwelche Informationen zum Fall in Erfahrung bringen. Vielleicht etwas übermotiviert ziehen Kutscher und Leibwächter nachts los und stiefeln in Whitechapel herum. Besonders viel kommt dabei nicht heraus, die beiden machen aber Bekanntschaft mit drei Halsabschneidern, die sie drängen, in Van Helsings Kutsche herumgefahren zu werden. Als die Halsabschneider dann auch noch auf die Idee kommen, nächtliche Passanten auszunehmen, lassen Kutscher und Leibwächter die Kriminellen zunächst gewähren und fahren dann – sobald die Übeltäter die Kutsche verlassen haben – im Eiltempo davon.

Am nächsten Tag begeben sich die drei Wissenschaftler zum British Museum, Kutscher und Leibwächter müssen zunächst vor der Tür warten, denn für die Öffentlichkeit sind nur die Außenbezirke des Gebäudes zugänglich. Zum großen Lesesaal hat nur Zutritt, wer einen Leseausweis besitzt, da eine gewisse Exklusivität gewünscht ist. Abraham Van Helsing und Andrew F. Crosse besitzen einen solchen Ausweis und nachdem sie sich beim Pförtner für Miss Annie Smith Peck eingesetzt haben und diese ein paar amerikanische Zeugnisse vorweisen kann, stellt man auch ihr einen entsprechenden Ausweis aus.

Im großen Lesesaal zeigt sich Miss Annie Smith Peck durchaus beeindruckt vom hier versammelten Wissen unter hoher, großer Glaskuppel und hält sich etwas zurück. Hier lernen die Wissenschaftler auch einen Besucher kennen. Er nennt sich Peter Hawkins und bietet ihnen seine Hilfe an. Die Wissenschaftler erzählen ihm vom Grund ihrer Anwesenheit, worauf er wenig überrascht zu sein scheint. Der Mann scheint über den Tatvorgang einigermaßen im Bild zu sein. Schließlich wird er gefragt, ob er vielleicht eine Kopie des gestohlenen Buches kenne, worauf er behauptet, es stehe eine in der Royal Society. Man beschließt, sich nach dem Bibliotheksbesuch am Nachmittag dort zu verabreden. Dann gelingt es Abraham Van Helsing, aufgrund einer persönlichen Freundschaft zum Chefbibliothekar schnell zu Edward Maunde Thompson vorgelassen zu werden, der die Wissenschaftler empfängt und über die Vorkommnisse informiert. Er zeigt ihnen die Stelle, an der das gestohlene Buch ursprünglich aufbewahrt war: In direkter Nachbarschaft finden sich weitere wertvolle Folianten, die den Täter aber offenbar nicht interessiert haben. Er hatte es offensichtlich nur auf das eine Werk abgesehen. Dann zeigt der Chefbibliothekar den Wissenschaftlern das eingeschlagene Fenster im selben Raum. Er bestätigt die Informationen aus dem Zeitungsbericht und fügt hinzu, dass der Nachtwächter beobachten konnte, wie der Fliehende mit einem Spazierstock das Fenster einschlug, dann heraussprang und schließlich links in Richtung Bedford Square Garden davon lief.

Ein wenig ratlos, wie im vorliegenden Fall weiter vorgegangen werden könnte, fragt Andrew F. Crosse nach dem Nachtwächter. Edward Maunde Thompson schaut in das Dienstbuch und erklärt, in der betreffenden Nacht habe Lewis Bird Dienst gehabt. Er wohne in 12 Dorset Street, Whitechapel.

Zunächst fahren die Charaktere mit der Kutsche in die Royal Society. Peter Hawkins ist bereits dort und zeigt ihnen eine Kopie von John Dees Reiseberichten. Abraham Van Helsing ist etwas enttäuscht, weil er erkennt, dass das Exemplar nicht die Kommentare von Dees Sohn und Banfi Huniades enthält. Trotzdem ergibt schon ein erstes Querlesen ein paar interessante Informationen, denn es wird schnell deutlich, dass das mehr als ein Reisebericht ist: Dee schreibt über Audienzen bei Rudolf II. und Stephan Bathory, er erwähnt die künftige Blutgräfin Elisabeth Bathory und berichtet insbesondere von der Existenz und von Geschichten über Vampire. Er erzählt weiterhin von elektrischen Strömen, die durch die Erde fließen, und von kleinsten Lebewesen im Erdinneren, die auf diese "tellurischen Energien" angewiesen sind um überleben zu können. In seltenen Fällen, so Dee, brächten vulkanische Eruptionen diese Kleinstlebewesen an die Erdoberfläche. Menschen, die von diesen Lebewesen befallen würden, könnten Dees Worten zufolge zu Vampiren werden. Selbst in einem menschlichen Wirtskörper aber seien diese Lebewesen noch von den Erdströmungen abhängig. Und dann kommen die Charaktere aus dem Staunen nicht mehr hinaus: Auch ein gewisser Vlad Tepes, der Dracula genannt wird und angeblich alchemistische Werke verfasste findet Erwähnung. Und schließlich berichtet Dee über einen Aufenthalt in Prag, in dessen Zusammenhang er auf die jüdische Legende des Golems stieß, eines menschenähnlichen Wesens aus Lehm, das durch ein jüdisches Ritual zu künstlichem Leben erweckt werden kann. Bei diesem Ritual entstehe angeblich ein Pergament mit dem jüdischen Namen Gottes, das dem Golem in den Mund gelegt werden muss um ihn zu beleben... kurz: der Bericht ist voller okkulter Geheimnisse. Das wissenschaftliche Interesse der Charaktere ist geweckt.

Zu fünft fahren die Charaktere in Van Helsings Kutsche schließlich zum Wohnort des Nachtwächters... und je näher sie dem Ort kommen, desto unruhiger wird James Clockwork, der Kutscher. Er informiert die anderen schließlich, dass sie sich im übelsten Viertel Londons befänden, ein paar hundert Meter weiter habe der mysteriöse Frauenmörder erst vor einer Woche sein bis dato letztes Opfer ermordet. Die Charaktere steigen an der angegebenen Adresse aus der Kutsche und müssen innehalten: das Straßenbild ist von verdorbenen, alten Huren, Ganoven mit Rasiermessern und grölenden, betrunkenen, kampfbesessenen Totschlägern geprägt. Schnell verschwinden die Charaktere in Lewis Birds Hostel. Hier werden sogenannte Single Rooms vermietet, winzige Räume, die nicht mehr enthalten als ein Bett. Der Besitzer des Hauses nennt den Anwesenden nach Erhalt eines kleinen Obulus´, das Zimmer, das Lewis Bird gemietet hat. Die Charaktere bewegen sich auf einer schmierigen Treppe ins zweite Stockwerk und klopfen an Birds Zimmertür... keine Reaktion. Schließlich öffnen sie die Tür... und finden den Mann in seinem Bett. Seine Kehle ist durchgeschnitten und er liegt tot in seinem Blut. Die Hände der Leiche sind zu Fäusten geballt. Er trägt ein Nachtgewand.

Van Helsing und Clockwork untersuchen die Leiche. Die durchschnittene Kehle erinnert an den Frauenmörder, abgesehen davon ist die Leiche aber unversehrt. Clockwork entdeckt schließlich, dass eine der Fäuste des Opfers einen Kugelknopf aus Seide enthält wie er öfter bei eleganten Anzügen zu sehen ist. Mit Sicherheit gehört der Knopf nicht zu den armseligen Kleidungsstücken Lewis Birds. Van Helsing datiert den Mord in etwa auf die frühen Morgenstunden des Dienstags – des Morgens nach dem Einbruch in das British Museum. Die Tatwaffe muss ein großer, scharfer Dolch gewesen sein. Es sieht so aus, als habe Bird bei der Tat bereits im Bett gelegen, aber noch die Möglichkeit gehabt, sich zu wehren.

Die Wissenschaftler lassen danach die Polizei rufen. Bis sie erscheint sprechen sie aber mit dem Hausherrn, später mit einer Gelegenheitsprostituierten, die dem Mann wohl bei der Führung des Hostels hin und wieder unter die Arme greift. Diese Frau scheint zur Tatzeit als Pförtnerin gearbeitet zu haben und kann einen ungewöhnlich gut gekleideten Gentleman beschreiben, der vor Ort eindeutig fremd gewesen sei und eine Tasche unter dem Arm hatte. Er habe sich nach dem Zimmer von Lewis Bird erkundigt, kurze Zeit später sei Lärm im Haus zu hören gewesen – was nicht außergewöhnlich sei. Kurze Zeit später habe er das Haus wieder verlassen und sei in Richtung Commercial Street davongeeilt.

Mehr ist im Moment nicht in Erfahrung zu bringen. Als die Wissenschaftler zu ihrer Kutsche zurück wollen, lauern ihnen eine Handvoll Straßendiebe auf und wollen sie überfallen. Dabei haben sie allerdings die Rechnung ohne den Kutscher gemacht. Clockwork hält im tiefsten Gossenslang eine Ansprache und prophezeit ihnen, dass Scotland Yard hier keinen Pflasterstein an Ort und Stelle lassen würde, wenn sie sich jetzt hier an diesen hohen Herren vergreifen würden. Passenderweise erreicht genau in diesem Moment die Polizei den Ort und die Strolche nehmen Reißaus.

Parageröchel: Der Einstieg im X-Club war gut, Annie Smith Pecks Besuch haben wir gemeinsam entwickelt und auch ganz schön in Szene gesetzt. Bis die Spieler aber ihre Charaktere mal in Richtung Abenteuer in Gang bekommen haben, hat es geraume Zeit gedauert. Da werden Argumente hin und her gewälzt, ob der Charakter so einen Auftrag wirklich übernehmen würde oder ob er nicht einfach nach Hause gehen und einen Earl Grey Tee trinken würde... na gut... irgendwann ging´s dann doch los. Ich hatte ja eigentlich vorgeschlagen, das Abenteuer nur mit Wissenschaftlern aus dem X-Club zu bestreiten. Zwei der Spieler hatten aber keine Lust darauf und spielen jetzt Leibwächter und Kutscher. Das geht auch, aber aufgrund der unterschiedlichen sozialen Schichten hat sich die Gruppe relativ häufig getrennt, was es für Spielleitung und Spieler nicht unbedingt einfacher macht. Insgesamt keine Katastrophe, das Ding ist jetzt in Gang gekommen und beim nächsten Mal geht´s sofort zur Sache.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln