Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth

[SoA 2. Akt] In der Sternwarte - Sa., 17.09.1927

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Joran:
Anton
IN DER STERNWARTE

"Helfen? Dem armen Schwachkopf ist nicht mehr zu helfen! … Wer hätte je von einem solchen … Befall … gehört oder wie man ihn heilen könnte?" Obwohl offensichtlich sein sollte, was ich meine, hebe ich müde meinen tauben Arm und mit ihm die mumifizierten Hände des Studenten. "Dafür gibt es keine Medizin. Vielleicht versuchen Sie es mal mit Exorzismus, das wäre erfolgversprechender. Ansonsten können sie ihm nur die Arme abschlagen, bevor sich DAS weiter ausbreitet."

"Andererseits … die Kiste … ich meine Lydias Päckchen aus Port Blair … vielleicht besteht da ein Zusammenhang? Man hat doch schon von abscheulichen Tropenkrankheiten gehört … oder von Giften eingeschleppter Spinnen oder Reptilien", greife ich nach jedem Strohhalm, der sich mir bietet. "Aber selbst wenn es sich um eine Tropenkrankheit handelte, könnte die vermutlich niemand heilen."

Der Läuterer:
Anton
IN DER STERNWARTE

Blumberg schaut auf das blutige Gesicht des Studenten.
"Hören Sie auf. Hören Sie sofort auf, so etwas zu sagen." Seine Stimme ist energisch, aber gedämpft.

Und wird schneidend, fast militärisch und gut vernehmbar.
"Sie haben kein Recht, SO über diesen jungen Mann zu reden."

Um dann wieder leise zu werden. Fast wie in einem inneren Monolog.
"Er wollte nur helfen... und das ist jetzt sein Lohn?"

Dann schaut er auf die Arme des Mannes. "So etwas hat niemand verdient."

Vorsichtig berührt er einen Arm des Blonden. "Faszinierend. Aber... Wie kann so etwas sein? Es fühlt sich ledrig, holzig an... wie eine Baumwurzel. Was kann so etwas bewirken?"

"Und wir müssen ihn von Ihnen los bekommen."

Er greift Deinen Unterarm mit einer Hand und den Daumen einer verschrumpelten Hand.

Nach einigen Versuchen bekommt er den Daumen gut zu greifen und schliesslich hörst Du ein trockenes Knacken und Dein Arm ist von einer der Mumien-Hände befreit.

Joran:
Anton
IN DER STERNWARTE

Verblüfft über Blumbergs Erfolg und die ihm offenbar innewohnenden Kräfte reibe ich meinen rechten Arm, um den Blutfluss anzuregen. Dabei bleibe ich auf dem Boden sitzen und bedenke den Berufssohn neben mir mit einem abfälligen Blick. Sein Schicksal berührt mich nicht. Rührseligkeit gehörte nie zu meiner Lebenswirklichkeit. Solche Empfindungen anerzogen zu erhalten, setzt gewisse wirtschaftliche Sicherheiten voraus. In den Arbeitersiedlungen spielt das Leben nach anderen Regeln.

"Wollte, hätte, könnte … die Friedhöfe sind voll von Leuten, denen nur jemand helfen wollte!"

Aber ich weiß, wann ich besser den Mund halte.

trondetreublatt:
Ludwig
IN DER STERNWARTE

Endlich Stille. Eine warme, klebrige Flüssigkeit läuft an meiner Hand herunter und tropft neben dem reglosen Studenten auf den Boden. Ich kann den Blick nicht abwenden von den roten Tropfen, die den Steinboden sprenkeln. So vertraut und nun doch so fremd. Bisher nur ein unverzichtbarer Sauerstoffträger, eine physiologische Flüssigkeit. Nun aber Schuld, Ekel, Horror.

Noch immer wie betäubt wandert mein Blick über das Schlachtfeld. Der Schupo ist zu Boden gesunken, die Hände im Todeskampf um den Hals gekrallt. Kirill ist nur noch eine vertrocknete Moorleiche. Anton reißt den Studenten in die Höhe und lässt ihn wieder sinken; mein ausdruckloser Blick folgt seinen Bewegungen.

Trillerpfeifen wie aus weiter Ferne. Blumberg stürzt wieder herein. Er spricht mit gedämpfter Stimme, presst die Sätze gehetzt hervor, und langsam fokussiert mein Blick auf ihn, die Welt wird wieder schärfer, die Farben kehren zurück.

"....so etwas sein? Es fühlt sich ledrig, holzig an... wie eine Baumwurzel. Was kann so etwas bewirken?"

Ja, was? Eine Tropenkrankheit, wie wir vermutet hatten? Ein Parasit? Ein Gift? Aber nichts könnte Muskeln und Gewebe so schnell umwandeln und austrocknen, absolut nichts... das ist völlig unmöglich.

Ich zucke zusammen, als der Daumen des Studenten mit einem trockenen Knacken nachgibt. Unwillkürlich huscht mein Blick zu meinen eigenen verschrumpelten Fingern, die wie Fremdkörper von meiner Hand abstehen. Ich zwinge mich, meine Augen von dem Schreckensbild zu lösen.

Keine Zeit dafür, Lutz! Gleich ist die Polizei da... können wir uns rechtfertigen, können wir das hier erklären? Werden wir des Polizistenmordes angeklagt? Oder sollten wir fliehen...

"Krassimir!" entfährt es mir plötzlich. "Wo ist er hin?"

Dunkel erinnere ich mich an eine zuschlagende Tür. Wie lange ist das her? Minuten? Sekunden?

Ich eile zur Tür, durch die dieses Monster von einem Mann verschwunden sein muss, reiße sie auf... keine Spur von ihm.

Ratlos drehe ich mich zu meinen Leidensgenossen um. "Wir sollten..." beginne ich mit rauer, kratziger Stimme. "Wir sollten vielleicht von hier verschwinden. Wir können nichts von alldem plausibel erklären." Zweifelnd blicke ich zu Blumberg hinüber. "Was meinen Sie? Wird man uns glauben?"

Das Trillern der Polizeipfeifen wird lauter.

Joran:
Anton
IN DER STERNWARTE

Die Polizei ist mir nicht fremd. Am besten geht man ihr aus dem Weg. Und wo es unvermeidlich ist: mal lässt sie mit sich reden, mal muss man zusehen, nicht erwischt zu werden. Bisher konnte ich meine Weste sauber halten ... Aber DAS HIER ist etwas ganz anderes ...

"Tun Sie sich keinen Zwang an", antworte ich Dr. Degebach resigniert und achselzuckend. "Aber ich sehe keinen Sinn darin, wegzulaufen. Das hat Krassimir bereits getan und lässt ihn schuldig genug wirken. ... Dazu die anderen 'Moorleichen' der letzten Tage ... Ganz gleich, ob man uns glaubt, was wir hier gesehen haben, uns wird man kaum verdächtigen, für DAS HIER verantwortlich zu sein. Dafür müsste die Polizei selbst erst einmal erklären können, wie wir das hier gemacht haben sollten."

"Und sehen Sie sich doch nur um", setzte ich einen Augenblick später nach und lasse meine kräftige Linke über Blumberg, den Polizisten und die Besucher aus dem Vorraum schweifen. "Was sollte es nutzen, jetzt wegzulaufen?"

"Wenn sich hier jemand Sorgen machen muss, dann wohl allenfalls ich", denke ich bitter. "Die Polizei wird sicher nicht einen Professor, seine Frau oder einen Doktor ... sämtlich unbescholtene Bürger von untadeligem Ruf ... beschuldigen, wenn sie mich als Alternative zur Auswahl haben!" Also setze ich meine Hoffnung auf den flüchtigen Krassimir. Der sollte für die Polizei ein plausibleres Ziel abgeben als ich. Dann fällt mir der Finger in meiner Tasche ein. "Wie soll die Polizei wissen, wann und wo der in meinen Besitz gekommen ist? Verflucht! Selbst dem Fräulein Bischof habe ich den Finger nicht gezeigt ... natürlich nicht ... sonst könnte sie jetzt bestätigen, wann und wie das Leichenteil in meine Tasche gekommen ist." Ich suche hektisch nach einem Ausweg. 'Die Wahrheit sagen' erscheint mir nicht sehr erfolgversprechend, weil Fräulein Bischof hier eher als Zeugin gegen mich fungieren würde. 'Den Finger Kirill unauffällig zustecken' erscheint mir angesichts der vielen Schaulustigen aussichtslos. Es bleibt mir wohl nur, darauf zu vertrauen, dass nicht alle Anwesenden durchsucht werden ... "Warum auch?", versuche ich mich zu beruhigen. "Nur die Ruhe bewahren ... keinen schuldigen Eindruck machen ..." Aber ich weiß nur zu gut, welchen Anschein mein grobschlächtiges Äußeres bei den Menschen erweckt.

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