Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth

[SoA 2. Akt] In der Sternwarte - Sa., 17.09.1927

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Katharina:
IN DER STERNWARTE

Ich stolpere, als mich der Polizist zur Seite drängt um zum Tatort zu kommen. Einen Augenblick bin ich perplex, dann fasse ich ihm von hinten auf die Schulter, nur um einen Augenblick später meine Hand zurückzuziehen. "Bitte, so hören Sie doch! Der Mörder ist auf der Flucht! Es ist der Russe, der in der Zeitung war. Er kann noch nicht weit sein! Sie erkennen ihn sofort an seinem Auge - aber weichen Sie bloß seinem Blick aus!" Ich blicke den Polizisten an, verzweifelt, da Krassimir wohl mit jeder verlorenen Sekunde mehr Abstand gewinnt. Erst als der Schupo mir zusagt, zwei Männer auszuschicken, werde ich ein wenig ruhiger, wenngleich ich kaum Hoffnung hege, dass die beiden jungen Polizisten den Russen auffinden und festsetzen können.

Als ich zur Aussage in das Büro gebeten werde, ordne ich zuvor kurz meine Haare und streiche mein Gewand glatt. Mit durchgestrecktem Rücken betrete ich dann das Büro, nehme auf dem Sessel Platz und blicke den Polizisten an. "Agathe Lohenstein, 41 Jahre alt, wohnhaft am Kaiserdamm 118, Bezirk Wilmersdorf.", gebe ich mechanisch meine Daten zu Protokoll. "Ich wurde Zeugin dieses schrecklichen Ereignisses und ich bevor ich hierzu nähere Aussagen mache, möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass der Täter kurz vor Ihrem Eintreffen geflohen ist und daher noch nicht weit sein kann." Kurz halte ich inne, das ruhige, druckreife Sprechen strengt an, wenngleich die Konzentration auf meine Worte mir wenigstens hilft, die furchtbaren Bilder der letzten Stunde aus meinem Gedächtnis zu verbannen.

"Bitte, Frau Lohenstein!", erklärt mein Gegenüber mit ungeduldiger Stimme, "Lassen Sie uns unsere Arbeit machen und erzählen Sie uns einfach von Anfang an, was passiert ist."

"Mein Mann und ich haben Herrn Doktor Blumberg gestern auf der Beerdigung eines gemeinsamen Bekannten kennen gelernt", beginne ich schließlich meinen Bericht, "Wir haben uns eine Weile unterhalten und es stellte sich heraus, dass Herr Blumberg und ich eine gemeinsame Leidenschaft teilen: de Liebe zur Astronomie. Doktor Blumberg hat Hans - ich meine Herrn Professor Hans Hermann Lohenstein - und mich daraufhin eingeladen, diese Sternwarte, die sich in seinem Besitz befindet, zu besichtigten." Kurz halte ich inne, damit der Polizist alles notieren kann, dann fahre ich fort: "Wir kamen also heute morgen hierher und Doktor Blumberg bot uns eine sehr interessante Führung. Zum Abschluss führte er uns noch in sein Büro, also diesen Raum hier." Kurz lasse ich meinen Blick über die Umgebung schweifen und schlucke, als mir bewusst wird, dass hier alles seinen Ausgang nahm. "Plötzlich fiel die Türe zu und wir waren eingesperrt. Und da bemerkte ich erst diesen Russen, der mir uns im Raum stand. Es war dieser Wahnsinnige, der laut Zeitung aus einer Irrenanstalt geflohen war - groß, kräftig und er redete wirres Zeug. Er wollte uns nicht gehen lassen und ich hatte den Eindruck, dass wir alle sterben müssen. Doch dann, plötzlich, hat Herr Hempel, unser Fahrer, von Außen die Türe aufgebrochen. Ich konnte dadurch fliehen und versuchte Verstärkung zu holen. Es ist daher wohl meine Schuld, den jungen Studenten, der am Boden lag, und den Schupo in diese Sache hingezogen zu haben. Ich dachte, gemeinsam würde es uns schon gelingen, den Russen zu überwältigen. Doch als ich zurückkehrte, war bereits ein wildes Gerangel entbrannt, an dessen Ende der Russe fliehen konnte."

Ich halte kurz inne, blicke meinem Gegenüber direkt in die Augen: "Bitte, Herr Kommissar, Sie müssen diesen Russen fassen! Ich werde sonst niemehr ruhig schlafen können!"

Joran:
IN DER STERNWARTE

Als Agathe Lohenstein das provisorische Büro verlässt, in dem die Polizei Quartier genommen hat, ruft der Polizist meinen Namen in den Flur. Einen Augenblick bin ich unentschlossen, doch dann stößt Kassandras Ellenbogen in meine Rippen. "Sie sind an der Reihe", raunt die junge Frau und ich meine eine Spur von Anerkennung in der Stimme wahrzunehmen. "Vermutlich ist es nur die Sensationslust, aber schaden tut es jedenfalls nicht."

"Sie entschuldigen mich, Fräulein Bischof." Ich streiche noch einmal über Fritzchens Kopf. Dann schreite ich durch die Gasse, die die schaulustigen Besucher für mich bilden, in Richtung Büro. Obwohl ich nichts Unrechtes getan habe ... diesmal ... ist mir ein wenig flau im Magen. Als sich die Eichentür hinter mir schließt, scheint mir dies kein gutes Omen.

"Nun, Herr ...," ich zögere verunsichert in Ermangelung eines Namens, "... Kommissar, was möchten Sie von mir wissen?" Automatisch nehme ich das schlichte Gemüt an, das die Menschen meist mit meinem Äußeren verbinden und nehme mir vor, viel zu erzählen, ohne viel zu sagen. Das war in der Vergangenheit schon öfters eine gute Strategie.

Der Polizist fragt nach meinem Namen und meiner Anschrift, was ich pflichtschuldig beantworte: "Anton Hempel, wenn's beliebt, geboren 19.02.1888 hier im schönen Berlin. Ich arbeite für die Eheleute Professor Lohenstein. Ich bin der Chauffeur! Ich wohne in der Villa der Lohensteins, Kaiserdamm 118. Hab' da 'ne Kammer unter'm Dach. ... Gestern gab's da 'nen Verkehrsunfall! Man, das war vielleicht 'n Rumms! ..." Der Polizist sieht von seinem Notizblock auf, räuspert sich und murmelt ein paar Worte. "Ja, Sie haben recht, das tut hier nichts zur Sache. Natürlich ..."

Ich schütze vor, aus dem Konzept gebracht worden zu sein, und komme ich ins Stocken. Als ich bemerke, wie ich nervös meine Mütze in den Händen drehe, hänge ich diese lieber über die Armlehne meines Stuhls und rutsche dabei unbequem auf der Sitzfläche. Der Beamte muss mir die Informationen aus der Nase ziehen.

"Ich weiß garnich' viel zu sagen. ... Wirklich nich'!"

"Ich hab' die Lohensteins heute Morgen zur Sternwarte gefahren. Der Professor hat gesagt, es werde eine Weile dauern. Also bin ich derweil innen Park. ... Hatte mir 'ne Stulle mitjenommen. ... Da habe ich 'nen Hund aus dem Schilf gezogen. Ich mag Hunde, wissen'Se? Der gehörte zum Fräulein Bischof!" Ich lächele kurz verschwörerisch. "Also er gehörte genaugenommen nicht ihr ... sie hat ihn nur für ihre Herrschaft ausgeführt ... im Park ... bei dem herrlichen Wetter ..."

Der Polizist hebt kritisch eine Augenbraue.

"Ja, richtig! ... Ich wollte dann sicher gehen, dass der Professor und die gnä' Frau nich' auf mich warten. Darum bin ich dann zurück zur Sternwarte. ... Das lag für's Fräulein Bischof sowieso auf'm Weg ... ein nettes Mädchen."

Ich lächle erneut. Der Polizist seufzt vernehmbar. Ich blicke schuldbewusst zu Boden.

"Naja, das Fräulein Bischof meinte, wir sollten doch ruhig mal reingehen in die Sternwarte. Sie war wohl schon öfters hier ... als Besucher. Also bin ich mit rein. Ich konnte genausogut drinnen auf die Lohensteins warten."

"Wir haben dann die Besuchergruppe gesehen und wollten uns anschließen. Die standen vor der verschlossenen Tür. ... Ja, die Tür vom Flur meine ich ... die ich aufgebrochen habe ... Aber ich musste das tun! Was hätte ich sonst tun sollen? ... Durch die Tür hab' ich wen russisch sprechen hören. Ich habe auch von diesem verrückten Russen in der Zeitung gelesen und der hat ja wohl mal hier gearbeitet ... und dann noch der tote Wachmann der Sternwarte im Park. ... Ich hab' also mal an der Tür gerüttelt. Die gnä' Frau hat durch die Tür um Hilfe gerufen. ... Und das hörte sich ... nun, sie wissen schon ... wirklich ernst an. ... Ich hatte ein ungutes Gefühl.  ... Na, da musste ich doch was unternehmen! Was hätten Sie denn da gemacht? ... Das mit der kaputten Tür tut mir wirklich leid! Vielleicht kann ich das richten? ... Erst habe ich noch gefragt, ob man irgendwie anders in den Raum dahinter kommt, aber niemand konnte mir helfen. ..."

"... Also ich durch die Tür und da standen se alle: Die gnä' Frau sucht Schutz hinterm Professor. Der Blumberg redet auf den Russen ein, versucht ihn zu beruhigen. Der Doktor ist auch da ... wie heißt der noch? Ich habe ihn auf der Beerdigung vom Professor von Eisenstein gesehen. ... Naja, se alle standen da rum und hatten Angst. ... Der kleine Kerl mit Brille ... der Tote ... stand direkt hinter der Tür. ... Ich denke, der muss die abgeschlossen haben, oder? ... Jedenfalls ist der hingefallen, als ich reinkam. ... Und er hat auf russisch mit dem Irren geredet. ... Dann ging alles ganz schnell: Der Doktor hat sich auf den Irren geworfen. Der Irre hat ... nun, wie soll ich's beschreiben ... der hat wild um sich geblickt!"

Kurz reiße ich die Augen weit auf und verzerre mein Gesicht, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. Dann runzle ich nachdenklich die Stirn.

"... Da war so ein ... wahnsinniges Leuchten in seinen Augen, ... nachdem er seine Augenbinde ausgezogen hatte. ... Das war ... schon ... beängstigend. ..."

Ich schüttle langsam den Kopf, als könnte ich damit die Erinnerung verscheuchen.

"Die gnä' Frau is' rausgerannt. Das war das beste, was sie tun konnte! ... Hat den Kopf bewahrt und die Polizei gerufen, denke ich. ... Der Doktor schreit und hält seine Hand. Der Wahnsinnige faselt wieder irgendwas ... auf Russisch vermute ich. ... Also werfe ich mich auf den Irren. ... Sie können mir glauben, ich hatte ihn am Boden! Der konnte sich nicht mehr rühren. ... Alles schien damit in Ordnung ... bis dieser junge Blondschopf sich einmischte und mich wie von der Tarantel gestochen von dem irren Russen runterstößt!!!"

Ich reibe mir demonstrativ die Rippen.

"... Der Blonde konnte sich garnicht beruhigen! Wie ein Verrückter ging der auf mich los, der Dummkopf! ... Entschuldigung, wenn ich das so deutlich sage. Ich wees ja, über Tote soll man nich' schlecht reden und so ... Ich meine, ich will den Teufeln nich' an die Wand malen, aber um den Jungen steht es doch ziemlich schlimm, nicht wahr? ... Jedenfalls stimmt es nun mal: Der Kleene hat alles verdorben! ... Er hielt mich für den Verrückten und den Russen für den Professor. Können Se sich det vorstellen?!? ... Also: Ich ringe mit der Knalltüte ... hmm, dem Studiosus ..., da schreit eine Frau und die Arme des Blonden werden plötzlich so komisch ... so trocken ... genau, wie sie's in den Zeitungen beschrieben haben ... und sein Griff wird unglaublich stark ... viel stärker als man's dem Hänfling zutrauen würde! ... Und der irre Mörder nimmt natürlich Reißaus!"

"... Dabei hätte ich die Belohnung gut brauchen können! Kann ja nicht viel an die Seite legen als Fahrer, wissen Se?", setze ich nach einem kurzen Moment nach, als sei ich aus der Erinnerung erwacht. "Jetzt ist das Geld futsch, wegen dem Studierten." Ich blicke traurig auf die Hände in meinem Schoß.

"Mehr weiß ich auch nich' ... auf's Gewissen! ... Ich wollt' nur helfen ... der gnä' Dame ... und dem Professor natürlich. ... Weil, das ist doch meine Pflicht, nich'wahr?"

Um Zustimmung heischend blicke ich den Polizisten fragend an. "Los, lass mich gehen!" Dabei hoffe ich, dass der Kriminale mir den arglosen Dummkopf abgekauft hat und mir keine weitere Beachtung mehr schenkt.

Der Läuterer:
IN DER STERNWARTE

"Also, Herr..." Der Polizist kratzt sich mit dem Bleistift am Kopf und schaut auf seinen Block. "Hempel."
Dann steckt er sich den Stift hinters Ohr und beugt sich leicht vor. "Die Polizei dankt Ihnen für Ihre Mithilfe. Ich begleite Sie heraus."
Der Polizist bringt Dich zur Tür und holt den nächsten Zeugen ins Büro.

Es ist später Nachmittag, als Ihr alle die Sternwarte verlassen könnt.

Blumberg entschuldigt sich wiederholt für die Unannehmlichkeiten und wünscht Euch ein erholsames Wochenende. "Es tut mir leid. Hoffentlich kann ich diesen Tag wieder gutmachen."

"Kommen Sie gut nach Hause. Ich werde die Belohnung auf die Ergreifung von Krassimir erhöhen, damit dieser Spuk endlich endet."

Joran:
Anton
IN DER STERNWARTE

Ich horche auf, als Blumberg erklärt, die Belohnung für die Ergreifung von Krassimir sei von ihm ausgesetzt worden. "Dann wurde Krassimir also nicht in der Sternwarte verborgen, sondern Blumberg ... und vielleicht auch Kirill ... haben sich mit ihm überworfen? War der Tod des Wachmanns das Ergebnis eines ersten Übergriffs Krassimirs auf die Sternwarte? ... Oder hat die ausgesetzte Belohnung lediglich eine Alibifunktion? ... Vielleicht gibt ein Besuch in der Königsallee 133a weitere Aufschlüsse?"

Mein Magen knurrt, als ich mich von Fräulein Bischof verabschiede. "Ich hoffe, sie bekommen keine Unannehmlichkeiten wegen der Verspätung! ... Vielleicht sehe ich Sie und Fritzchen ja einmal wieder ... im Park?"

Der Läuterer:
Anton
IN DER STERNWARTE

Kassandra dreht sich leicht weg von Dir. "Vielleicht. Wer weiss. ... Auf Wiedersehen."

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