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Rassismus in Fantasy Rollenspiele
nobody@home:
Fantasy ist allgemein ganz gerne mal rassistisch -- oder speziesistisch, wenn man's so lieber mag. Stereotype Gleichsetzung von Rasse und Kultur, von vornherein gezogene Linien zwischen "Guten" und "Bösen", damit man schon am Aussehen erkennen kann, wen man als Abenteurer ohne Gewissensbisse abmurksen darf...da steckt nun nicht unbedingt gleich in jedem Fall eine bewußt ausgeklügelte Philosophie dahinter, die das rechtfertigt, sondern in den meisten Fällen "ist das halt einfach so". Schließlich will das Publikum ja meist lieber schlagkräftige Helden sehen als gewiefte Diplomaten, die den jahrtausendealten Streit zwischen Orks und Elfen einfach nur mit Vernunft und Verhandlungsgeschick beilegen...
Muß man in seiner Kampagne nicht haben (Fieslinge, die eine kurze Diskussion mit einem Stück scharfen Metalls verdienen, kann ich schließlich bei allen Rassen unterbringen), aber durchrutschen kann's einem quasi aus angelernter Gewohnheit schon.
Maarzan:
--- Zitat von: Fasuhl am 6.01.2018 | 10:40 ---Aber wenn man eine Welt hat in der es Universitäten gibt, in der zumindest in Teilen der Welt eine Aufklärung gegeben hat. Ist es dann nicht auch Logisch das sich dann eine Rassistische Theorie entwickelt.
--- Ende Zitat ---
Nein, bloss weil es Theorien gibt, sehe ich jetzt erst einmal keinen Grund, warum es gleichzeitig rassistische Theorien bräuchte/hervorrufen würde.
Letztlich bräuchte es für rassistisch ja auch noch eine politische Agenda, die sich gerade passend über eben "Rasse" als Differenzierungsmerkmal fördern ließe.
Die entscheidende Frage wäre also eher: nach welchen Trennlinien erfolgen die relevanten Konflikte des Settings. Daraus erwächst dann die entsprechende Politik. Das kann Rasse sein, aber gerade bei Chaos-/Ordnung als Grundkonflikt und ohne "genetische Gesinnung" ist das meines Erachtens alles andere als sicher.
--- Zitat von: Rhylthar am 6.01.2018 | 10:40 ---Siehe meine Frage oben: Braucht man es am Tisch für das, was man spielen will?
--- Ende Zitat ---
Man braucht irgendwo interessante Konflikte. Und das geht eben in der Regel auch mit entsprechenden Missständen und Fehlverhalten einher oder aber wenigstens ausgeprägter, ggf. existentieller Konkurrenz.
Rhylthar:
--- Zitat ---Man braucht irgendwo interessante Konflikte. Und das geht eben in der Regel auch mit entsprechenden Missständen und Fehlverhalten einher oder aber wenigstens ausgeprägter, ggf. existentieller Konkurrenz.
--- Ende Zitat ---
Naja, D&D macht es allerdings da relativ einfach, in dem sie gerne ein Schwarz-Weiss-Bild zeichnen. Damit wäre genug Konfliktpotenzial da.
Ich würde es nicht unbedingt zu einem zentralen Thema machen, außer natürlich, die Kampagne/das Abenteuer dreht sich genau darum (Against the Slave-Lords).
Maarzan:
--- Zitat von: Rhylthar am 6.01.2018 | 10:55 ---Naja, D&D macht es allerdings da relativ einfach, in dem sie gerne ein Schwarz-Weiss-Bild zeichnen. Damit wäre genug Konfliktpotenzial da.
Ich würde es nicht unbedingt zu einem zentralen Thema machen, außer natürlich, die Kampagne/das Abenteuer dreht sich genau darum (Against the Slave-Lords).
--- Ende Zitat ---
Dieses Schwarz-Weisbild zeigt ja dann auch nur eben eher grob gezeichnet ein oder mehrere solcher Problembereiche- udn dass kann dann halt auch eine rassisch gefärbte Auseinandersetzung oder Unterdrückungssituation sein.
1of3:
--- Zitat von: hanky-panky am 6.01.2018 | 09:56 ---Der Begriff "Rasse" ist im Rollenspiel ein wenig anders definiert als im irdischen Rassismus
zB ist Mensch eine Rasse, aber die verschiedenen menschlichen Kulturen, Hautfarben usw nicht. Daher geht die Diskussion am heutigen Rollenspiel vorbei
--- Ende Zitat ---
So einfach ist das nicht. Wir im deutschen haben aus historischen Gründen das Wort "Rasse" für Menschen gebannt. Im amerikanischen Sprachraum ist das ganz anders. Da steht 'race' einwandfrei auf dem Zensusbogen. Kannst du dann ankreuzen: Black, Latino, Caucasian...
Und wenn du progressive amerikanische Menschenrechtler fragst, werden sie dir bestimmt zustimmen, dass 'race' sozial konstruiert ist. Wenn du ihnen sagst: "Das gibt es nicht!", dann kriegst du bestenfalls: "Well, yeah..." Denn die amerikanische Gesellschaft hat eine andere Regelung gewählt: Natürlich gibt es race. Und selbstverständlich hast du unabhängig von deiner race unveräußerliche Rechte und Pipapo.
Das ist aus Sicht von Menschenrechtlern auch sinnvoll, denn wenn es race nicht gibt, hat man Probleme racism zu kritisieren. Mit unserer deutschen Lösung kritisieren wir nunmehr "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit", weil Rasse gibts ja nicht.
Lange Rede kurzer Sinn: Als die Autoren von D&D Elfen und Zwerge mit 'Races' bezeichnet haben, haben sie genau den gleichen Begriff verwendet, wie sie ihn aus ihrer Lebenswelt für Blacks, Whites und Latinos kennen.
Wie bewusst sie das getan haben, können wir nicht wissen. Klar ist aber, dass für ihr Publikum ebenfalls exakt der selbe Begriff vorlag, der eben die Rassenkonflikte in den USA prägt.
Das lässt uns dann wiederum lost in translation.
--- Zitat von: Fasuhl am 6.01.2018 | 10:40 ---Aber wenn man eine Welt hat in der es Universitäten gibt, in der zumindest in Teilen der Welt eine Aufklärung gegeben hat. Ist es dann nicht auch Logisch das sich dann eine Rassistische Theorie entwickelt.
--- Ende Zitat ---
Nein. Gruppenbezogene Ausschlussprozesse finden immer einen Weg. Grundschüler können einander für zu dick oder zu dünn hänseln. Und ob Gesellschaften "die Anderen" für ihre Sprache, ihre Kleidung, ihre Religion, ihre Herkunft, ihre Hautfarbe oder sonst was ausschließen, spielt auch keine Rolle.
Nehmen wir nun aber mal an, dass unsere hypotethischen Fantasy-Forscher die Evolution entdeckt haben. Muss daraus biologistischer Rassismus entstehen? - Nein. Denn tatsächlich weiß die Natur nichts von Rassen, Arten, Gattungen oder Familien. Die Evolutionstheorie kennt höchstens Kladen, also alle Nachkommen eines bestimmten Individuums.
Deshalb sind Vögel Dinosaurier und die Dinosaurier niemals ausgestorben. Denn wie konstruiert man Dinosaurier? - Alle Nachfahren des letzten gemeinsamen Vorfahren von Apatosaurus und T-Rex, zum Beispiel. Und unter diesen Nachfahren sind dann auch alle Vögel. Ebenso werden alle meine noch hypothetischen Nachfahren dann zu den 1of3en zählen.
Je nachdem wie unsere Fantasy-Gesellschaft tickt, muss sie gar nicht auf den Trichter kommen, dass es Rassen gibt. Oder wenn sie das tut, weil zum Beispiel die örtlichen Mammut-Züchter bestimmte Rassen von Mammuts unterscheiden, muss das keine Verbindungen mit den Erkenntnissen der wissenchaftlichen Community haben.
Denn vielleicht sind alle Mammut-Züchter auch zugereiste Anhänger von Huitzilopochtli und solche Leute können ja keine sinnvollen Beiträge zur wissenschaftlichen Debatte haben. In diesem Falle würden gruppenbezogene Abgrenzungsprozesse dafür sorgen, dass bioligistischer Rassismus nicht entstehen kann.
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