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[Brainstorming] Gamismus ohne Progression: Alternative Belohnungen
Bree:
Welche Möglichkeiten außerhalb von Wertesteigerung und zusätzlichen taktischen Optionen in Form von Sonderfertigkeiten o.ä. könnte man in einer (gamistischen) Spielrunde einbringen?
Naheliegend wäre natürlich, Belohnungen und Anreize spielweltimplizit zu machen. Also so, dass die Rettung von Tante Berta ihren rollenspielerischen/settingintrinsischen Eigenwert hat. Aber je länger ich drüber nachdenke, desto unbefriedigender ist das. Nicht zuletzt, weil man sich - sofern man es als halbwegs konstantes Belohnungsprinzip verstehen will - ziemlich viele unglaubwürdige Vorteile, die Tante Berta den Spielern bringt, aus dem Hut zaubern muss.
Ich habe über eine Möglichkeit zur Modifikation von Welt/Dungeons nachgedacht, so ein bisschen das Prinzip mancher Videospiele: Mit einem Baukasten voller Dungeon-Modifikatoren, die man freispielen und sich dann zusammenpuzzlen kann.
Blöderweise stellt sich dann wieder die Frage: Wozu eigentlich schwierige Dungeons? Gibt ja eh keinen Loot ;)
Eine weitere Idee wäre ein politisch-kriegerischer Meta-Plot, in den man systematisch durch das Absolvieren von bestimmten "Dungeons" (ggf in Form von Schlachtfeldern o.ä.) eingreifen kann. Der wiederum müsste settingimplizit, und nicht vollständig auflösbar sein...
So richtig überzeugt bin ich von meinen Ideen noch nicht, aber ich wittere, dass es da was zu holen gibt. Würde mich über ein bisschen Hilfe beim Brainstorming sehr freuen!
Zur Intention, und dem Problem mit Progressions-Gamismus:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Progressionsorientierter Gamismus hat in der Regel prinzipbedingt ein bis zwei Probleme:
1. Wenn die Progression in die Horizontale stattfindet (also mehr taktische Optionen/Sonderfertigkeiten freigespielt werden), dann impliziert das, dass man den Großteil der Spielzeit mit nicht voll entfalteten taktischen Optionen auskommen muss.
2. Wenn die Progression nur in die Vertikale stattfindet (die taktischen Optionen also gleich bleiben, die Wertegrößen aber zunehmen), dann kann man sich die Progression meist ohnehin sparen, weil sich an der Spieldynamik entweder durch Skalierung der Encounter nichts verändert, oder das ganze System zusammenbricht, weil Würfel nicht gleichbleibend skalierbar sind.
Ein gutes gamistisches System sollte den gamistischen Progressionsgedanken also über Bord werfen.
Jetzt steht das gute gamistische System blöderweise ziemlich unbefriedigt ohne Progression auf weiter Flur, und fragt sich, wozu es denn noch kämpfen solle.
nobody@home:
Wäre vielleicht die Frage, worin wir den Sinn des Spiels in seiner Eigenschaft als Spiel überhaupt sehen wollen. Einfach nur die Jagd nach High Scores Erfahrungspunktrekorden zum Selbstzweck wird's für viele von uns wohl nicht sein, und das Haschen nach Powerups ist zwar in vielen Systemen Teil der Gesamterfahrung, aber aus meiner Sicht nicht unbedingt das hauptsächliche Ziel. "Spiel als Zeitvertreib" geht natürlich immer (und beim Rollenspiel im Besonderen wegen der größeren Gestaltungsfreiheit möglicherweise tatsächlich besser als bei vielen anderen), und ein gewisses Wettbewerbselement ergibt sich meist allein schon daraus, daß die Spielleitung die Spieler und deren Charaktere eben vor ihre diversen Herausforderungen stellt, gegen die man entweder gewinnen oder verlieren kann...
YY:
Der klassische (und weitgehend intuitive) Lösungsversuch ist ein Hybrid aus horizontaler und vertikaler Entwicklung.
Damit kann man die Nachteile ein gutes Stück weit entschärfen: Mehr taktische Optionen am Anfang (weil die Entwicklung nicht nur auf dieser Achse stattfinden muss) und "echte" Progression in dem Sinne, dass die Welt bzw. die Herausforderungen nicht quasi mitwachsen müssen, weil man bis ans Ende der unterstützten Skala gehen kann.
Auch das hat natürlich seine Grenzen - irgendwann ist man eben am Ende der praktisch machbaren Progression, egal wie das System konkret aussieht. Aber damit geht schon Einiges.
Wenn das aber dennoch nicht gewünscht ist und die ganze Progression rausfliegen soll, verstehe ich die Frage nicht:
--- Zitat von: Bree am 30.03.2018 | 21:49 ---Jetzt steht das gute gamistische System blöderweise ziemlich unbefriedigt ohne Progression auf weiter Flur, und fragt sich, wozu es denn noch kämpfen solle.
--- Ende Zitat ---
Fragen wir doch gleich, warum man überhaupt spielen sollte (das beschränkt sich ja nicht nur aufs Kämpfen, wenn es auch andere Lösungsmöglichkeiten gibt).
Aus dem gleichen Grund, warum man Brettspiele spielt, die ohne sessionübergreifende Progression daherkommen: weil man Spaß dran hat.
Progression ist ja nicht der einzige Spaßfaktor bei gamistischer Ausrichtung - für viele Gruppen aber ein so großer/wichtiger, dass man sich das Weglassen gut überlegen sollte.
Bree:
--- Zitat ---Fragen wir doch gleich, warum man überhaupt spielen sollte (das beschränkt sich ja nicht nur aufs Kämpfen, wenn es auch andere Lösungsmöglichkeiten gibt).
Aus dem gleichen Grund, warum man Brettspiele spielt, die ohne sessionübergreifende Progression daherkommen: weil man Spaß dran hat.
Progression ist ja nicht der einzige Spaßfaktor bei gamistischer Ausrichtung - für viele Gruppen aber ein so großer/wichtiger, dass man sich das Weglassen gut überlegen sollte.
--- Ende Zitat ---
Ich gestehe, meine Darstellung war etwas überzogen. Natürlich spielt man nicht einzig und allein der Progression wegen.
Aber aus einer gamistischen Sicht ist eine Zunahme an Schwierigkeitsgrad ja in aller Regel gerade dadurch spannend, dass der Gain auch größer ausfallen kann. Es ist nunmal eine der klassischen Motivationen, und durch ihren Wegfall fühlt sich der Anreiz erstmal nicht so intensiv an. So wenig intensiv, dass ich durchaus das Gefühl habe, einen Ersatz bieten zu müssen.
YY:
Das bleibt halt sozusagen alles ungewürzte Tofu-Bratwurst.
Das ganze Progressionsgedöns ist ja gerade deswegen so gut etabliert, weil es einfach gut funktioniert und parallele/alternative Ansätze meist nicht so recht zünden.
Wenn die Gruppe es - aus den genannten guten Gründen (!) - weglassen will, ist alles in Ordnung, und wenn sie es nicht weglassen will, lässt man es besser drin und behandelt die paar auftretenden Problemchen, als nach einem Ersatz zu suchen, der auch nicht besser funktionieren wird.
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