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"Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?

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D. M_Athair:
Ist zwar schon ne Weile her, dass Scorp auf dem DORPCast behauptet hat, die OSR sei durch.

Angesichts der zunehmenden Erfolge der OSR z.B. bei den Ennies würde ich das trotzdem gern diskutieren.
Wohin geht die Reise? Stimmt ihr zu, dass die OSR nur ne Mode-Erscheinung ist, wie die 3.5 Reprints oder die V20 - also ne reine Retro-Sache oder steckt da mehr dahinter?


OSR-Gewinner bei den Ennies 2018:

Best Adventure
GOLD: The Dark of Hot Springs Island (Swordfish Islands)

Best Art, Interior
SILVER: Frostbitten & Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Best Cartography
GOLD: The Midderlands – An OSR Setting & Bestiary (MonkeyBlood Design & Publishing)

Best Electronic Book
SILVER: Scenario from Ontario (Kiel Chenier & Zzarchov Kowolski)

Best Monster/Adversary
GOLD: Frostbitten and Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Best Setting
SILVER: Frostbitten and Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Best Writing
SILVER: Frostbitten and Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Judges’ Spotlight Award
Fever Swamp (Melsonian Arts Council)
Operation Unfathomable (Hydra Cooperative)
(2/5)

Rhylthar:

--- Zitat ---GOLD: The Dark of Hot Springs Island (Swordfish Islands)
--- Ende Zitat ---
Ich weiss gar nicht, ob ich das unbedingt zu OSR zählen würde. Ja, irgendwie schon, andererseits ist es auch eher regelfrei.

Aber zur Frage:
Ich denke, es gibt weiterhin eine stabile Community, so dass sich der Output für Verlage lohnt.

Skyrock:
Die OSR hat sich als Ausrichtung etabliert und produziert fleißig Material im Hintergrund. Sie macht vielleicht nicht mehr so sehr die Welle wie zur großen Sturm&Drang-Zeit, aber welche Innovatoren haben wir schon noch im Vergleich?

- D&D 5e: Dümpelt auf Sparflamme vor sich hin
- WW: Hat gerade erst die X20-Kompilationswelle durchgemacht, innoviert jetzt vorsichtig mit V5
- Paizo: Hat seine "Mehr 3.5-Kram für Leute die 4e nicht mögen"-Phase abgenudelt, innoviert jetzt vorsichtig mit Pathfinder 2E
- haufenweise leicht zu produzierende Laumichel-Produkte auf Fate- und Apocalypse-World-Basis, die sich alle ziemlich gleich lesen und den Quark immer breiter statt stärker treten

Wellentänzer:
Ich glaube mit Blick auf die Ennies eher, dass das mit Produktqualität zu tun hat. Zwar kenne ich von den Gewinnern nur Hot Springs Island und Frostbitten & Mutilated, aber das sind jeweils großartige Bücher. So gar nicht meins, aber zweifelsohne toller Stoff für die Zielgruppe.

Ähnliches gilt für die Publikationen beispielsweise von Patrick Stuart  oder Zak S. Beides so gar nicht meins. Zudem ist mir der Stuart deutlich zu elegisch & pathetisch. So ne Art Goth Fantasy für die selbsternannten OSR-Hipster. Ne sorry. Und den Zak S. finde ich als Person abstoßend. Dass das Zeug aber für diejenigen, die was damit anfangen können, total großartig und dringend preiswürdig ist: auch klar.

Aus meiner Sicht ist das aber systemisch bedingt. Die OSR war in meiner Wahrnehmung noch nie ne besonders große Gruppe. Aber laut und energetisch und sendungsbewusst und kreativ und absurd und mutig und entspannt und gespickt mit Charismatikern. Das hat drei Konsequenzen zur Folge.

1. Ballung großartiger Leute: Ich hatte das Vergnügen, über die Jahrzehnte länger mit verschiedenen deutschen Protagonisten der Szene spielen zu dürfen. Glgnfz etwa. Wasn geiler Typ! Und was für ne Energie! Krass. Wenn Du solch eine Rakete in Deinem Team hast, wird vieles leichter. Und irgendwie zieht es überproportional viele coole Schweine in die OSR. Jemanden wie Dammi von ProIndie beispielsweise finde ich nicht minder phantastisch. Aber im Umfeld von - grob vereinfacht - Storygamern finden sich in meinen Augen halt leider nicht so geile Persönlichkeiten wie in der OSR. So zumindest ist mein Eindruck.

2. Wenig Klugscheißer, viele Macher: Irgendwie muss ich mich angesichts der Gestalten, die sich als Storygamer bezeichnen, häufig in vielerlei Hinsicht fremdschämen. Es fehlen nicht nur coole Schweine (siehe 1.), sondern es gibt da in meiner Wahrnehmung auch noch einen überbordenden Anteil ausgesprochen unangenehme Vollpfosten. Zumeist notorische Klugscheißer. Keine gute Verteilung, um in die Breite zu wirken.

3. Konformitätsdruck: In der OSR wird das Surreale und Abseitige viel mehr gewertschätzt als im Mainstream. Wenn jemand bei PF oder 5e oder Midgard oder Harnmaster oder DSA mit Ideen aufschlägt, wie Sie in der OSR gang und gäbe sind, bricht der Untergang des Abendlandes an. Erinnert sich beispielsweise noch jemand daran, als bei DSA die Historica Aventurica mal echt frischen Wind nach Aventurien gebracht hat? Pustekuchen. Die Die-Hard-Settingsnazis haben Ulisses fast die Bude angezündet. So Was wird in der OSR Gang anders gelebt.

Insofern: die OSR war zumindest in meiner Wahrnehmung nie groß in Deutschland, aber die hat drei große Vorteile, die sich positiv auf Produktqualität und Preiswürdigkeit auswirken.

Tarin:
Die Welle ist vorbei, der OSR an sich geht es bestens.

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