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Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
Althalus:
--- Zitat ---Im Rollenspiel wird cinematisch im Allgemeinen mit Actionkino gleich gesetzt. Eine allgemeine Anwendung ergäbe auch nur bedingt Sinn, weil das Medium Film zu vielseitig ist.
--- Ende Zitat ---
Nicht ganz, IMHO. "Cinematisch" gibt's eigentlich im Deutschen gar nicht - es ist eine Eindeutschung des englischen "cinematic".
Nun verstehen die Angelsachsen unter dem Begriff aber wiederum nicht "Action" (aber natürlich auch), sondern vor allem den Unterschied in den Stilmitteln im Storytelling zwischen Buch und Film.
Das "klassische" RPG hat ein kontinuierliches Storytelling, ähnlich der Erzählung in einem Buch. Da werden z.B. die Einkäufe beim Händler und das Übernachten im Gasthaus zumindest erwähnt. Außerdem sind Abenteuer mehr oder weniger linear aufgebaut - eben Anfang, Plottwists, Spannungsbogen, Endkampf.
Dahingegen muss "cinematic" kein kontinuierliches Storytelling haben. Wie im Film gibt es Off-Screen Szenen, die weder ausgespielt werden, noch besondere Erwähnung finden. Es muss nicht einmal genau definiert werden, woher die SCs sich z.B. kennen - wenn die Gruppe in der Eröffnungsszene schon zusammen ist, ist das eben so.
Es ist auch der szenische Aufbau, der wesentlich ist. FFG macht das in StarWars z.B. sehr stark, indem jedes Abenteuer aus Encounters zusammengesetzt ist. Das sind Szenen, in denen "sich etwas tut", also alles, was man auf der Leinwand zeigen würde.
Ebenso ist im Kampf die "gezeigte" Action relativ zielorientiert. Während beim klassischen Abenteuer das Besiegen von Gegnern bereits ein Ziel ist, sind im "cinematic" RP Kämpfe immer Mittel zum Zweck (oder sollten es sein). Das "Wie" ist dabei meistens wichtiger als das "Ob".
Und natürlich hängt daran auch die Charakterorientierung. Während die Amis z.B. sehr stark in D&D-Schranken denken, und ihre Chars entsprechend vor allem über Werte definieren, wird beim "cinematic" RP gerade der Charakter als Person herausgestellt. Sei das jetzt über Motivationen, irgendwelche Mechaniken für Antriebe (Schuld, Pflicht, Moral, etc.) oder durch Belohnungen für "Charakterspiel" (Style Points, etc.).
Natürlich wird jede Gruppe Elemente aus beiden Bereichen verwenden, ganz klar. Es ist ja auch nicht jeder Film gleich aufgebaut.
Ich finde diese Definition, so man das so nennen will, etwas schlüssiger in Bezug auf die Systeme, die sich das Mäntelchen umhängen.
nobody@home:
"Cinematic" kenne ich als Begriff eigentlich nur von GURPS, wo ja normalerweise der große Möchtegernrealitätssimulationismus herrscht (es leben die deutschen Bandwurm-Wortkonstruktionen! ;)) und der Term entsprechend an "unrealistische, aber unterstützte" Zusatzregeln, -fähigkeiten und dergleichen drangeklatscht wird. Außerhalb dieses Zusammenhangs ist er mir trotz Jahren auf rpg.net persönlich praktisch nie untergekommen. Schon ein bißchen eigenartig... 8]
Und es lohnt sich mMn auch gar nicht, sich zu sehr speziell an Vergleichen zum Medium Film im Allgemeinen und Actionfilm im Besonderen aufzuhängen -- dafür haben Geschichten, seit die Menschheit angefangen hat, sie sich zu erzählen, bei allen offensichtlichen Unterschieden zwischen den Erzählmethoden (Filme, Bücher, Fernsehserien, Comics, Puppentheater, Vortrag des Märchenerzählers auf dem Basar...) einfach zuviele Gemeinsamkeiten. Ein einfaches Beispiel, da der Faden ja schon Bezug darauf genommen hat: der "Held" der Geschichte mag nun überleben oder im passenden dramatischen Finale ums Leben kommen, das ist beides mit seiner Heldenrolle durchaus vereinbar...aber daß er (vielleicht auf Grund von Würfelpech?) beispielsweise schon in den ersten drei Minuten abnippelt und die Geschichte dann noch zwei Stunden weitergeht, ohne sich nennenswert weiter mit ihm zu beschäftigen, das geht auf alle Fälle gar nicht. Da schaltet unser Leser/Zuhörer/wasauchimmer ganz automatisch auf "also, das kann schon mal nicht unser Held gewesen sein, ist ja schon weg vom Fenster".
Grimtooth's Little Sister:
Ich hab lieber realistischeres Kino, weswegen ich meine Runden wenn überhaupt als Serie oder Fernsehfilm beschreibe ;)
KhornedBeef:
Ich kann hier bis jetzt echt mit keiner Definition von cinematisch komplett etwas anfangen. Zu wenig Bezug zum Kino/Film, zu viel Überschneidungen. Ist irgendwie alles nicht griffig genug, um eine Diskussion zu beginnen. Oder?
Crimson King:
--- Zitat von: Althalus am 21.11.2018 | 11:38 ---Nicht ganz, IMHO. "Cinematisch" gibt's eigentlich im Deutschen gar nicht - es ist eine Eindeutschung des englischen "cinematic".
Nun verstehen die Angelsachsen unter dem Begriff aber wiederum nicht "Action" (aber natürlich auch), sondern vor allem den Unterschied in den Stilmitteln im Storytelling zwischen Buch und Film.
--- Ende Zitat ---
Meinst du mit Angelsachen ängelsächsische Cineasten und Filmwissenschaftler oder angelsächsiche Rollenspieler, die für sich proklamieren, cinematisches Rollenspiel zu betrieben?
Mir ist in meinen 30 Jahren Rollenspielerfahrung der Begriff cinematisches Rollenspiel oder cinematic roleplaying ausschließlich im Kontext der Emulation actionlastiger Genres untergekommen, beispielsweise Hongkong Action Kino, Swashbuckling, Star Wars RPG oder Wuxia.
Davon abgesehen verwendet der Threadersteller den Begriff in diesem Sinn und es ist nicht zielführend, diese Diskussionsgrundlage in Frage zu stellen. Wenn man eine andere Definition für cinematisches Rollenspiel bevorzugt, kann man das ja gerne diskutieren, sollte dafür aber einen anderen Faden aufmachen.
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