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Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel

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Jiba:

--- Zitat von: Der Oger am 22.11.2018 | 15:38 ---Wo es halt schwierig wird, wenn sich die hochverehrten Damen und Herren Spielleiter selbst das ein oder andere Attribut geben. Ich kann mir vorstellen, dass die meisten, die sich selbst als große Cinematen beschreiben,  eigentlich nur erzählonkelige /-tantige Eisenbahnschienenbauer und (im Zweifel das schlimmere) Stimmungsspiel-Tiefenpsychologen sind.

--- Ende Zitat ---

Ja gut, das sind dann Erfahrungswerte. Jeder Spielleiter jedes Spielstils kann sich selbst und andere darüber bescheißen, wie er jetzt genau leitet. Ich finde auch nicht, dass cinematisches Spiel für Railroadigkeit anfälliger ist als irgendetwas anderes. Für mich war der Aufbruch ins cinematische Rollenspiel (mit Fate und Wushu, teilweise auch 7te See) damals der Ausbruch aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit des oWoD-Hardcore-Storytellings.

Und ich finde auch Vermi bringt einen wichtigen Punkt: Strenggenommen ist der Begriff "cinematisch" sogar sehr schwammig, bedeutet er letztlich doch nur "filmisch" oder "nach Art des Kinos". Damit sind die Spiele, die den Begriff damals aufbrachten ("Feng Shui", "Liquid", etc.) in Wirklichkeit nur ein Subgenre des cinematischen Rollenspiels (ich würde es als "Action-Kino-Rollenspiel" bezeichnen). Auf ihre Art entstammen Systeme wie "Primetime Adventures" oder die Powered by the Apocalypse-Spiele einer ganz ähnlichen Denkschule, nur eben mit Fokus auf dem "Drama"-Kino statt auf dem "Action"-Kino.

Die Beschreibung von Kamerafahrten, Cuts weg vom Geschehen der Spielercharaktere, Cliffhanger, Aufbau der Spielsitzungen als Serienepisoden oder Einzelfilme eines Franchises, Rule of Cool, Verwendung von dramatischer Hintergrundmusik... all diese Dinge sind für mich Bestandteile des "cinematischen" Stils oder können diesen Stil zumindest unterstützen.

Eisenmeile:
Ich stelle mal wieder fest, dass die Auffassungen vom Actionkino sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt haben (und nicht zum Besseren!)


--- Zitat von: YY am 20.11.2018 | 22:48 ---Actionkino schert sich grundsätzlich nicht um Kleinigkeiten.
--- Ende Zitat ---
Hier ist die Frage, was "Kleinigkeiten" sind.


--- Zitat ---Die Protagonisten sind überlebensgroß und schnetzeln sich nicht nur unbeeindruckt durch niederes Kroppzeug,
--- Ende Zitat ---
Das ist definitiv falsch.

Die meisten Actionhelden sind zwar kompetent und in der Lage, einen einzelnen "gewöhnlichen" Gegner relativ schnell auszuschalten, aber sie sind keineswegs unangreifbar und können sich nicht gefahrlos mit größeren Gegnermengen anlegen (Indiana Jones, John McClane, ... selbst Rambo musste sich an die Gegner anschleichen und sie einen nach den anderen ausschalten). Der Mythos vom Actionhelden, der sich durch Reihen von "Mooks" "schnetzelt", die ihm sowieso nichts anhaben können, ist erst richtig durch Filme der frühen 2000er aufgekommen ("Indiana Jones und die hässlichen CGI-Aliens", z.B. - und ein Großteil davon war dann noch falsch verstandene Genre-Parodie).


--- Zitat ---sie tun auch grundsätzlich Dinge, die im echten Leben fast oder gar garantiert unmöglich sind.
--- Ende Zitat ---

Sie tun diese Dinge nicht "grundsätzlich", sondern nur, wenn sie buchstäblich mit dem Rücken zur Wand stehen. Und: das was sie dann machen ist fragwürdig, aber keineswegs unmöglich (siehe die Schlauchboot-Szene in "Tempel des Todes" oder der Stunt mit dem Feuerwehrschlauch in "Stirb Langsam").

Actionhelden haben einfach "Dusel" und ihnen gelingen manchmal Sachen, welche in der realen Welt höchstwahrscheinlich mit schweren Verletzungen oder Tod enden könnten. Aber es ist ihnen durchaus bewusst, dass sie "nochmal Glück hatten" und sie machen solche Sachen auch nicht alle Nase lang - die Actionhelden sind innerweltlich ganz normale (wenn auch auf ihrem Gebiet kompetente) Typen, für die (bis auf wenige Ausnahmen, die klar als "mehr Glück als Verstand" gekennzeichnet sind) die selben Regeln und Begrenzungen gelten, wie für alle anderen Figuren in "ihrem" Film.

Das kann jedes System mit halbwegs kompetenten Charakterwerten (und evtll. noch Schicksalspunkten, um die schlimmsten Ergebnisse abzufedern) abbilden.

YY:

--- Zitat von: Eisenmeile am 22.11.2018 | 18:50 ---Der Mythos vom Actionhelden, der sich durch Reihen von "Mooks" "schnetzelt", die ihm sowieso nichts anhaben können, ist erst richtig durch Filme der frühen 2000er aufgekommen

--- Ende Zitat ---

Commando ist von 1985 und dürfte mit seinem Endkampf die Vorlage für zahllose Actionfilm-Parodien geliefert haben.
Und aus der Zeit findet man ohne Weiteres noch mehr als genug weitere Beispiele.


--- Zitat von: Eisenmeile am 22.11.2018 | 18:50 ---Actionhelden haben einfach "Dusel" und ihnen gelingen manchmal Sachen, welche in der realen Welt höchstwahrscheinlich mit schweren Verletzungen oder Tod enden könnten. Aber es ist ihnen durchaus bewusst, dass sie "nochmal Glück hatten" und sie machen solche Sachen auch nicht alle Nase lang

--- Ende Zitat ---

Das gilt so für viele Actionfilme ganz entschieden nicht.

Aber ja, "bodenständiges" Actionkino bekommt man mit traditionellen Systemen halbwegs hin, wenn auch teils eher versehentlich (weil z.B. die guten alten mit der Stufe eskalierenden HP nicht dafür gedacht waren, sich aber ziemlich gut dafür eignen).

Eisenmeile:

--- Zitat von: YY am 22.11.2018 | 19:07 ---Commando ist von 1985 und dürfte mit seinem Endkampf die Vorlage für zahllose Actionfilm-Parodien geliefert haben.
--- Ende Zitat ---

Also
a) gehört "Phantom-Kommando" so ziemlich der Bodensatz des 80er-Actionkino (damals hat den niemand gemocht, sogar "Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil" war erfolgreicher) - dass er nachträglich nostalgisch verklärt wurde, ändert nichts daran (die Idee Filme "ironisch" zu schauen, hatten wir damals halt noch nicht).
b) wird selbst in diesem Film Arnold nicht als unverwundbarer Terminator dargestellt, sondern dass er sein sein Überleben einer Kombination aus eigenem Können (in Bewegung bleiben, Deckung ausnutzen - ja, das ist teilweise etwas fragwürdig, aber das hängt eher mit dem schlechten Schnitt zusammen, als mit einer bewussten Entscheidung des Filmemachers) und schierer Inkompentenz seiner Gegner (schießen mit ihren Automatikwaffen nur Einzelschüsse oder bestenfalls kurze Salven auf einen begrenzten Bereich, statt ihre Überzahl auszunutzen und alles mit Kugeln einzudecken), außerdem
c) geht er trotzdem nicht unbeschadet aus dem Ganzen raus


--- Zitat ---Das gilt so für viele Actionfilme ganz entschieden nicht.
--- Ende Zitat ---

Also mir fallen keine (oder zumindest keine aus den 80ern/90ern) ein, wo der Held am laufenden Band und ohne Not physikalisch fragwürdige Aktionen reißt. Und ich kenne einen ganzen Haufen Filme aus der Zeit.

Jiba:

--- Zitat von: Eisenmeile am 22.11.2018 | 19:48 ---Also mir fallen keine (oder zumindest keine aus den 80ern/90ern) ein, wo der Held am laufenden Band und ohne Not physikalisch fragwürdige Aktionen reißt. Und ich kenne einen ganzen Haufen Filme aus der Zeit.

--- Ende Zitat ---

Wuxia-Kino. Martial-Arts-Kino. Superhelden-Kino. Mantel-und-Degen-Kino (wenn auch weniger).

Das sind vielleicht keine Action-Filme in dem Sinne. Aber die sind beim Begriff "cinematisches Rollenspiel" durchaus mitgemeint.

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