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Record of Dragon War

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Keuner:
@La Cipolla:  :d

Torsten (Donnerhaus):
Manga ist doch nur eine Worthülse, in der genauso viel steckt wie in Comic und Cartoon. Vermeintlich ganz viel und gar nichts zugleich.

Tim und Struppi ist Comic. Donald Duck auch, aber genauso trifft das auf Fritz the Cat, E&L TMNT und Serpieris Druuna zu.

Ein Tim und Struppi Rollenspiel bräuchte aber keine Regeln für Vergewaltigungen durch Mutanten, wohingegen ein Druuna Rollenspiel vermutlich gut verzichten könnte auf Details zu Belgischem Journalismus. Wo Donald Duck wohl eher Regeln für Fortpflanzung durch Veronkelung bräuchte, oder für die durchschwimmbarkeit von Hartgeld ist das für TMNT wiederum unerheblich, wo wiederum die Frage relevanter ist wer mehr Blut verlieren kann ohne zu sterben: Schildkröte oder Nashorn?

Berserk und Naruto haben jetzt auch nicht viel miteinander gemein und teilen sich noch weniger Gemeinsamkeiten mit Sailor Moon und Pokemon.

Genretypische Besondersheiten kann es da gar nicht geben, weil Manga überhaupt kein inhaltliches Genre ist, sondern nur ein visuelles Stil-Genre mit einer absurd breiten Spanne.

Ich bin daher gespannt. Es wirft ja auch die Frage auf, was dann andere Rollenspiele sind. Ist D&D zum Beispiel tschechischer Märchenfilm, oder Amerikanische Soap Opera? Ist Shadowrun jetzt ein Takeshi Kitasno Film, oder eine Pixar Produktion? Und was zum Henker ist GURPS?

Teylen:
Ich finde mein Bild durchaus nützlich und praktikabel.
Zumal die Abgrenzung ja nicht mit Verachtung einhergehen muss.

Das heißt, ich habe durchaus zwischen ~97 bis ~05 in meiner Manga und Anime Zeit, neben den Manga auch bei Comics, Manwah sowie franko-belgischen Comics kräftig zugeschlagen. Wenn auch vielleicht etwas weniger stark als bei Manga, ich hatte ja nicht endlos Geld.

Daneben das es ganz praktisch in der Regel Unterschiede im Format gibt.
Das heißt, es macht einen ganz handlichen Unterschied ob man einen Manga holt, einen Comic oder einen franko-belgischen Comic. So im Format, Seitenanzahl und mitunter Kolorierung. Vom Stil ganz abgesehen.

Da bringt es dann auch nichts, respektive tut nichts zur Sache, das Japaner zumindest in Bezug auf Anime alles Anime nennen was animiert ist. In Bezug auf Manga und Comics bin ich mir nicht sicher in wie weit Comics dort unter Manga laufen, über die Katakana Umschrift oder ähnliches.

SeldomFound:
Was Manga ausmacht, zumindest aus meiner Sicht, ist dieser Kontext von der japanische Nachkriegsgesellschaft mit all ihren Phasen. So wie der Franco-Belgische Comic oder der amerikanische Comic durch ihren kulturellen Kontext geprägt sind.

Im Falle von amerikanischen Comics ist ein entscheidender Wendepunkt natürlich die starke Kritik des Mediums in den frühen 50er Jahren, welche zu der Entwicklung des Comic Code geführt hat, in Japan wiederum sind die Anfänge des Mangas nicht zuletzt durch den enormen Einflusses von Autoritäten wie Osamu Tezuka geprägt, der mit seinen Gekiga-Manga im Prinzip die Verwendung des Comics als "Graphic Novel" vorweg genommen hat. Schon sehr früh konnten im japanischen Comic ernste Themen besprochen werden, die zum Beispiel in Amerika wegen dem Comic Code ausgeschlossen waren.


Doch das Wesentliche, das Essentielle des Mangas, liegt in einer seiner Unterkategorien:

Franko-Belgische Comics sind bekannt für ihre Abenteuer- und Detektivgeschichten.
Amerikanische Comics sind bekannt für ihre Superhelden.
Diese Gattungen finden wir auch in den Manga für Jungen (Shônen) und junge Männer (Seinen).

Doch Manga sind auch weltweit bekannt für ihre Geschichten für Mädchen (Shôjo) und junge Frauen (Josei)! Und das ist was für mich den Manga von allen anderen Formen des Comics abhebt: Hier haben wir eine Comicgattung, die zumindest heutzutage meistens von Frauen für Frauen geschrieben wird und eines der wohl bekanntesten ästhetischen Elemente des Mangas, die großen Kulleraugen, kommen aus diesen Geschichten.

Heutzutage gibt es natürlich auch gerade im Indie-Bereich zahlreiche weibliche Künstlerinnen und alternative Narrativen neben den üblichen Abenteuer/Bildungsroman/Boys-to-Men-Geschichten. Aber ich denke, es war dieses Angebot an Narrativen für ein weibliches Publikum, was den Manga derart beliebt gemacht hat und ihn jetzt noch beliebt macht.


Zurück zum Thema: Ich würde sagen, dass für einen Fantasy-OSR mit Manga/Anime-Feeling es vor allen Dingen wichtig ist, Platz für das Rollenspiel einzuräumen. Das Ausspielen der inneren Gefühlswelt der Spielfiguren sollte für die Problemlösung genauso wichtig sein, wie kreative Ideen der Spieler. Im Prinzip bedeutet das, dass so etwas wie heroisches Sterben möglich sein soll oder kleine, alltägliche Siege zum Beispiel gegen das Widerstehen seiner Sucht oder eine (nicht notwendigerweise erfolgreiches) Liebesgeständnis auch mit Erfahrungspunkte belohnt werden können.

Alternativ: Death Flags! Wer sich auf seine Heirat/Ruhestand/Pokerabend zu früh freut, den Treffen Monster einfacher! XD

Dirk Remmecke:
Oh mannomannomann, ihr habt so viel anderes geschrieben, dass ich nicht mehr nachkomme.
Soll ich das, was ich jetzt zusammengetippt habe, verwerfen, weil einige Dinge doppelt gesagt werden?
Auf keinen Fall...


--- Zitat von: Swafnir am 19.12.2018 | 16:34 ---Wenn auf Fragen an die Macher nur Gegenfragen kommen, dann ist das vielleicht nicht der beste Stil. Wie wäre es mit einer Antwort und keiner Gegenfrage?
--- Ende Zitat ---

Ich stecke in einem Dilemma. Ich habe das Gefühl, keine richtige Antwort geben zu können, wenn ich die Frage nicht verstehe.

Um das Jahr 2000 herum war ich der größte deutsche Fanboy von BESM (Big Eyes, Small Mouth), das als "Anime"-Rollenspiel angepriesen wurde. Ich habe das Buch gesehen, gekauft, verschlungen, und die Frage, was das Spiel zum "Anime" macht, hat sich mir nie gestellt. Die Aufmachung hat für mich alles beantwortet, das Cover allein hat schon gereicht, noch bevor ich das knallbunte Innere gesehen habe.
Im Gegenteil, ich habe in beratenden Gesprächen in meinem Laden immer betonen müssen, "guckt an der Grafik vorbei, wenn ihr das nicht mögt, das Spiel dahinter ist ein tolles Universal-Regelwerk, das einige Sachen anders macht als GURPS (Genre-emulierende Skills, beispielsweise)".

Man kann Manga/Anime-Settings mit allerlei schon existierenden Systemen bespielen, und auf Manga-Conventions passiert das auch.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)2013:

2017:

2018:


Ich habe ca. 2006/7 auch mal aufgeschrieben, welche Serien mit welchen Systemen gespielt wurden. Diese Info liefere ich hier nach, wenn ich das Notizbuch herankomme, in etwa 2 Stunden.

Vielleicht hilft dieses Beispiel zu verdeutlichen, was für mich das Dilemma ist:

Wir Rollenspieler leiden darunter, dass die Außenwahrnehmung unseres Hobbys verzerrt ist.
"Rollenspiel? Ist das nicht das mit Verkleiden im Wald?"
"RPG? Sowas wie Warcraft? Kenne ich."

Ich frage mich nun, mit was für Erwartungen (und Fehlwahrnehmungen?) gehen "normale Rollenspieler" (also keine Manga/Anime-Fans) an ein "Manga-Rollenspiel" heran - was erwarten sie dort zu finden, was für sie ein Spiel erst zum Manga-Spiel machen würde?
Was ist für sie "typisch Manga", worüber ein Mangaleser nur entgegnen würde, "das ist typisch für Sailor Moon, aber doch nicht für alle Mangas."
(Die oft genannten großen Schwerter sind typisch Berserk, typisch Final Fantasy und überhaupt fernöstliche Computer-Games, typisch Games Workshop. Aber nicht typisch Manga.)


--- Zitat von: Selganor am 19.12.2018 | 17:10 ---Aber wenn ich so den Einleitungstext zum Kickstarter (Link ist ja inzwischen im 1. Posting online) sehe, dann ist es im Prinzip ein "Basis-Set-D&D" (mit abgefeilten Seriennumern) und neuem Manga-Anstrich ;)

Ich gehe aber mal davon aus, dass im Regelbereich auch auf die typischen Manga-Tropes eingegangen wird, wie man die dann tatsaechlich umsetzt braucht es (bei regelleichten Versionen wie dem hier) nicht unbedingt geschriebene Regeln,
--- Ende Zitat ---

Da ich diese Antwort ja schon gegeben habe und sie augenscheinlich nicht ausreicht, versuche ich verzweifelt durch mein Nachfragen herauszufiltern, was denn möglicherweise darüber hinaus erwartet werden könnte - damit ich das dann entweder bestätigen oder zerstreuen kann.
Oder noch auf den letzten Metern einbauen, wenn es wirklich sinnvoll ist.

Man muss dem Begriff "Manga" keine größere, tiefere Bedeutung zumessen als er tatsächlich hat - Manga ist wirklich nichts anderes ist als "Comic in einem von japanischen Künstlern ausgeführten oder inspirierten Zeichenstil".
Und innerhalb dieses Zeichenstils gibt es genau so viele Erzählmuster und -varianten wie im Westen, wie zwischen Trondheim, Hergé, Boucq, Segrelles, McFarlane, Corben oder Eisner. (Und es gibt hier wie dort auch extrem formelhaftes Erzählen innerhalb bestimmter Schubladen, Golden-Age-Marvel, italienischer Donald Duck, "Königsweg"-Shonen; aber diese Dinge machen den Comic nicht zum Comic, oder den Manga zum Manga.)


--- Zitat von: Selganor am 19.12.2018 | 17:10 ---War das Sailor Moon Rollenspiel (die Uebersetzung die Bastei vom Guardians of Order "Sailor Moon RPG", der BESM-Variante, gemacht hat) nicht schon das erste deutsche Manga-Rollenspiel? (Oder wertet ihr das als erstes deutsches "Anime-Rollenspiel" weil man sich dort ja eher auf den Anime als den Manga bezogen hat?)
--- Ende Zitat ---

Innerhalb der (J-Culture-)Community ist Manga und Anime ein himmelweiter Unterschied. So wie es bei uns Leute gibt, die nur Old School oder nur Storygames spielen, gibt es auf der anderen Seite Leute, die nur das eine oder das andere machen, oder zumindest Vorlieben haben. (Ich lese lieber Manga, aber ich liebe trotzdem einige Animes: Das Mädchen, das durch die Zeit sprang, Last Exile, Prinzessin Mononoke, Paranoia Agent, Garden of Words, Lodoss War...)

Auch lizenztechnisch ist es bedeutsam: Sailor Moon kann kein Manga-Rollenspiel gewesen sein, da alle Merchandise-Lizenzen bis auf extrem seltene Ausnahmen vom Anime-Produzenten vergeben werden, und sich auf eine Anime-Umsetzung beziehen müssen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Das liegt an den hohen Produktionskosten für Anime-Serien. Anime-Produzenten wollen ein "Sicherheitsnetz" für ihr erhebliches finanzielles Risiko - nämlich die Rechte, bei Erfolg auch durch Handtücher, Notizblöcke, Monopoly-Varianten usw. zu verdienen.

Für uns im Manga-Business ist das keine Haarspalterei - es limitiert in unserer täglichen Arbeit, was an Marketing und Pressearbeit möglich ist. Wir bringen z.B. Kalender zu großen Lizenzen heraus - Sailor Moon, Dragonball, Detektiv Conan, usw., die ausschließlich aus Anime-Artwork bestehen dürfen. Im letzten Jahr war es eine absolute Ausnahme (und ein 6er im Lotto), dass wir zu der Serie Blue Exorcist einen Kalender mit Manga-Artwork machen durften. Der Unterschied ist der: Anime-Artwork ist meist flächig koloriert (Cels) und hat anderes Character Design, und stammt von (oft ungenannten) Anime-Studio-Zeichnern, während der Manga-Kalender Farb-Artwork der tatsächlichen Manga-Zeichnerin hatte, der Urheberin der Serie.Es klingt verrückt, aber es gibt keinen größeren Faux-pas, als die Lizenzen zu vermischen, z.B. eine Pressemeldung einer Ankündigung mit Artwork des anderen Mediums auszustatten.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Und nein, das ist uns noch nicht passiert...
Aber auch deshalb habe ich die Frage gestellt, für wen das "eine Suppe" ist.

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