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Neuer Regelmechanismus für Korruption

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Ikarus:
Hallo,

mich interessiert eure Meinung zu einem Regelentwurf für Korruption. Der Mechanismus soll düstere und grim & gritty Spiele im Stil von Warhammer Fantasy Roleplay unterstützen. Folgende Fragen interessieren mich hierbei im Detail:
-   Generelle Meinung
-   Ist der Mechanismus zu kompliziert?
-   Verbesserungsvorschläge


Mechanismus
Der Entwurf sieht die Nutzung sogenannter Schicksalssteine vor, die zur Wiederholung von Würfelwürfen eingesetzt werden können (Bennies). Zu Beginn des Spiels verfügt ein Held über 3 Schicksalssteine, die sich mit jeder Spielsitzung erneuern (erneuerbare Schicksalssteine = ES). Nicht verwendete ES können nicht von einer Spielsitzung in die nächste übertragen werden.
Korruption wird in die folgenden Bereiche aufgeteilt
-   Gewalt (Aggression, Kampfeslust, Brutalität)
-   Habsucht (Gier nach materiellen Gütern)
-   Begierde (Hedonismus, Wollust)
-   Fanatismus (religiöser Eifer, Rachegelüste, Hass auf soziale Gruppen)
-   Narzissmus (Ruhmsucht, Geltungssucht)
-   Machtgier (politische & magische Macht, körperliche Überlegenheit)

Sollte ein Held eine Tat anstreben, die in einen der obigen Bereiche fällt, erhält er sofort einen Schicksalsstein. Dieser Schicksalsstein geht nur durch seinen Einsatz verloren und kann über mehrere Spielsitzungen hinweg „aufbewahrt“ werden (dauerhafter Schicksalsstein = DS). Darüber hinaus würfelt der Held sofort nach Erhalt des Steines einen W6. Bei einer 1 steigt er eine Stufe Korruption im entsprechenden Bereich auf. Verzichtet der Held darauf die Tat auszuführen, so hat er hierdurch keinen Nachteil. Er erhält jedoch auch keinen DS.


Anstieg von Korruption
Der Korruptionsanstieg wird anhand des Beispiels Gewalt erklärt. Da vergleichbar schwache Taten auf bereits korrumpierte Helden keinen Einfluss haben, geschieht ein weiterer Anstieg nur durch immer extremere Taten (Beispieltaten sind unten aufgeführt). Nur Taten, die in Extremität seiner Korruptionsstufe entsprechen, führen zur Ansammlung weiterer DS und zu einem weiteren Anstieg der Korruption.

Stufe 1
Verhalten, Beispieltat: Reizbar, „Entschuldige dich oder du wirst es bereuen.“
Auswirkung: ES 3

Stufe 2
Verhalten, Beispieltat: Auf Streit aus, „Wie hast du mich genannt?! Das wirst du büßen!“
Auswirkung: ES 2

Stufe 3
Verhalten, Beispieltat: Gewalttätig, „Dem Großmaul wird sein Lachen schon noch vergehen!“
Auswirkung: ES 1, bei Einsatz von ES +2 auf Würfelergebnisse

Stufe 4
Verhalten, Beispieltat: Kaum zu bändigen, „Er war uns im Weg. Es war einfacher ihn zu töten!“, „Überzahl?! Hahaha, ich werde mit eurem Blut die Erde tränken!“
Auswirkung: ES 0, jede Gewalttat bringt dem Helden nun 2 DS, der Held kann korrumpierendes Verhalten nur noch ablehnen, wenn er hierfür mit einem Schicksalsstein bezahlt. Sollte der Held keine Steine mehr besitzen, so erhält er einen Malus von -2 auf alle Proben bis zum Ende der Spielsitzung

Stufe 5
Verhalten, Beispieltat: Sadist: „Überlasst ihn mir. Er wird einen grausamen Tod sterben!“
Auswirkung: ES 1, Held erhält eine dunkle Gabe (z. B. +1 auf Schadenswürfe)

Die fünfte Stufe repräsentiert die höchste mögliche Stufe. Sollte er jedoch nach weiteren Gräueltaten weitere 1er auf einem W6 werfen, so erhält er weitere dunkle Gaben. Ab der dritten 1 nach der 5 Stufe verfällt der Held vollständig dem Bösen und wird fortan vom Spielleiter als NPC geführt.


Sühne
Sühne ist noch nicht ganz ausgearbeitet, soll aber ungefähr wie folgt ablaufen: Zu Beginn einer Spielsetzung gibt der Held alle DS und ES auf. Sollte er während dieser Sitzung keine korrumpierenden Taten durchführen, so darf er am Ende der Sitzung eine Stufe Korruption abbauen.

Eadee:
Ich würde den Begriff Korrumpierung empfehlen statt Korruption.

Ansonsten habe ich keine Meinung zu dem Thema.

Ikarus:
Danke. Gibt es sonst noch Rückmeldungen?

1of3:

--- Zitat ---Ist der Mechanismus zu kompliziert?
--- Ende Zitat ---

Ich würde sagen, es ist kompliziert. Ich muss für 6 Kategorien je 5 Stufen (d.h. 36 Items insgesamt) so gut kennen, dass ich im Spiel erkenne, wann sie getriggert werden.

Quaint:
Mir scheint das System wenig praktikabel. Einerseits scheint mir alles am SL zu hängen, andererseits scheinen mir die Abstufungen nicht ausreichend klar, und dann kommt es ja ständig zur Anwendung, wenn schon sowas wie eine Entschuldigung zu Fordern für eine Beleidigung schon Gewalt-Korruption gibt. Da dann aber mindere Taten auch wieder wegfallen und es 6 Bereiche gibt, sind wir auch in einem Bereich, dass sich das eigentlich kein normaler SL neben dem normalen Spielgeschehen merken kann. Zumal wenn es dann noch irgendwann daran geht, dass man als SL solchen Verhalten fordern muss bzw. Schicksalsteine kassieren wenn solches Verhalten vermieden werden soll.
Das es dann auch Anreize gibt für böses Verhalten ist ein interessanter Zug. Allerdings, bei Fate, wo es mit den Compels eine vergleichbare Mechanik gibt, klappt es so schon die Hälfte der Zeit nicht, dass der SL konsequent die compellbaren Charakterzüge der Charaktere im Blick behält und nutzt, und die besten Erfahrungen habe ich gemacht, wenn man den Spielern erlaubt Compels für ihre eigenen Charaktere vorzuschlagen, weil die jeweiligen Spieler das halt noch am besten im Blick haben.

Was mir auch komisch erscheint ist die Korruption in mehreren Bereichen parallel. Vermutlich gilt ja die geringste ES zahl, das würde aber bedeuten, dass man als Sünder eine große Zahl DS durch sündiges Verhalten farmen kann, und wenig Nachteile dadurch hat, wenn man einem Bereich eh schon hoch ist.
Des weiteren scheint es keine Vorkehrungen zu geben, dass man durch besonderst üble Taten schneller moralisch absteigt. Offenbar kann man vom Start weg durchschnittlich 48 sadistische Foltermorde begehen bevor man den Charakter abgeben muss - und das ist ziemlich viel. Mehr als die meisten Serienmörder.

Und dann ist da noch die Sache, dass ich es meistens kritisch sehe, wenn man Moral und Anstand in Regeln gießen will, mit Vor- und Nachteilen für bestimmte Moralwerte. Ich bevorzuge es an sich, da einerseits Absprachen am Spieltisch zu treffen mit denen sich alle Beteiligten wohl fühlen, und andererseits eben Charaktere (im Rahmen dieser Absprachen) so ausspielen zu können, wie es zu ihnen passt.

Und durch die Belohnungen für "Sünden" generiert dieses System ja mitunter eine ganz komische Dynamik so a la lass mal gerade noch paar Bauern abschlachten oder Ziegen ficken (Begierde-Sünde schätze ich mal), ich will nicht mit so wenigen Schicksalssteinen in den Bosskampf gehen.

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