Das Tanelorn spielt > [Cthulhu] Spawn of Azathoth
[SoA 1. & 2. Akt] Lewi's Blatt
Joran:
Ich pflichte Lewi bei. Trudi hat in ihrem Brief zwar die offizielle Todesursache zwischen den Zeilen in Zweifel gezogen, jedoch nichts angedeutet, was auf einen Selbstmord der Frau von Eisenstein hindeuten könnte. Gleichzeitig nähre ich mit einer beiläufigen Bemerkung die Gerüchte aber auch 'versehentlich' ein wenig und bringe neue Spekulationen ein, um den Anreiz für Lewi zu erhöhen, ein wenig mehr von seinem Wissen preiszugeben.
"Nee, de Frau Professor war'n bisschen wuschich inne Omme, zujejeben, ... is ja och verständlich ... aber Freitod ... niemals nich' hätte se sich versündicht! ... Die Leut quaseln halt viel! ... Nur weil die erste Frau vom Professor ooch schon ... Aber lassen ma det."
"Da steckt was anderes dahinter. Keene Ahnung. Ne Krankheit vielleicht ... die Tochter vom selijen Professor ... die Tocher aus erster Ehe ... hat ihm 'n Päckchen aus Britisch Indien geschickt ... Keena kann sajen, was da mitjereist is! ... Die Schwarze Pest haben ooch Flöhe übertrajen. ... Ick will nichts jesacht haben, aber ick mach mir Sorjen um det Fräulein Trudi. ... Will ihr jleich mal die Blümchen verehren, um se uff andere Jedanken zu bringen."
"Jedenfalls will icke wissen, was hinter det janzem steckt! Det hab' ick mir uff de Fahnen jeschrieben! ... Zwee tote Leichen sind jenug. ... Ich war schließlich ooch bei det Frau Professor, als se zusammenjebrochen is ... beim Leichenschmaus. ... Hab ihr jeholfen, bis 'der Herr Doktor' mit jroßem Jewese daherkam. Da war aber schon wieda allet paletti. Ich war Sanitäta, weeste ... im Kriech und danach ooch noch."
"Meenste mit de 'ollen Mumie' den Krüp... hm, den Pastor? Hieronymus von Eisenstein? Der is ma' jruselig, wa? ... Aber wie soll er det jemacht haben? Jebete werden da nüschts nutzen."
Der Läuterer:
"Ick wett, da war ne Schlange drin." Er krümmt Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand und bewegt sie auf und ab. "Na, in dem Päckchen. Se wisse scho. Sonne Jiftschlange. Schnappidischnapp."
"Et jibt keene Liebe unter die Menschen." Levi schüttelt den Kopf.
"Se sind een Schnüffler, stimmts? Se sind uff ner heessen Spur, stimmts? Und et jibt fett Kohle, stimmts? Oder nich?"
"De olle Trude? De is resulut. Und zäh. De beesst de Schlange, nich andersrum. Saget se de olle Trude een Grüsschen von de kleene Nick."
Joran:
Die Idee, eine Schlange habe in der Schachtel gesteckt, ist auf den ersten Blick so einfach wie plausibel. Ich selbst habe schon ähnliche Überlegungen: ein Insekt oder eine Spinne oder ein giftiger Frosch etwa. Ich versuche mich darauf zu besinnen, was ich darüber weiß, wie das Paket geöffnet wurde. "War Frau von Eisenstein dabei, als ihr Gatte die Schachtel öffnete? Hätte sie eine Schlange ... oder ein anderes Tier ... nicht bemerken müssen? Hätte ein Tier auf einer so langen Reise nicht offensichtliche Spuren in der Schachtel hinterlassen ... wie z.B. Hautreste, Kot? Hätte es eine solche Reise überlebt?"
"Hätten ein Biss nicht Spuren wie Einstiche von Zähnen und Gift nicht Verfärbungen der Haut hinterlassen?"
"In der Tat spricht der Umstand, dass die Schachtel leer gewesen zu sein scheint, für einen Inhalt der sich verflüchtigen oder fortbewegen kann."
Ich nehme mir vor, diese offenen Fragen einmal bei den Lohensteins anzusprechen.
"Oh, nee, da is nüscht für mich drin! Leida! Is die Neujier ... 'n Zeitvertreib ... wie bei Trudi, die Krimis liebt. Und ooch für meenen Chef, der wo mit den Eisensteins befreundet war."
Der Läuterer:
Viel Nützliches an Informationen scheint der 'kleine Löwe' nicht mehr für Dich bereit zu halten.
Und so wechselst Du noch ein paar nette, letzte Worte, um Dich dann vom Acker zu machen.
Dein Weg führt Dich die Strasse entlang in Richtung des Hauses derer von Eisenstein.
Deine Gedanken kreisen noch um irgendein giftiges Kleingetier, das für den Tod des Ehepaars verantwortlich sein könnte, als Du das schrille Geräusch einer Sirene hörst, die Dich aus Deinen Gedanken reisst.
Entlang der Strasse voraus sammeln sich Menschen. Eine Gruppe ist bereits dort und von überall her, aus allen Strassen, strömen sie zusammen. Neugierige. Schaulustige. Aasgeier.
Auf der Strassenseite gegenüber des Hauses Waldseebrücke 14 stehen sie, schauen nach oben und deuten mit den Fingern am ausgestreckten Arm nach oben.
Du folgst ihren Blicken hinauf und siehst schwarzen Rauch aufsteigen.
Feuerzungen lecken über die Ziegel und züngeln sich dem Himmel entgegen.
Joran:
Der Qualm steigt getrieben von der Hitze der lodernden Flammen in dicken, sich windenden Säulen empor. Weiter oben in der kälteren Luft verliert er an Geschwindigkeit und quillt zu pilzförmigen Köpfen heran, die in allen Schattierungen von Grau auf die Schaulustigen herabzublicken scheinen. Als seien die Geister aus den grauen Portraitzeichnungen im Wohnzimmer ein letztes Mal aus dem Papier gefahren, um gereinigt vom Feuer mit den Seelen der von Eisensteins in den Himmel zu fahren. Kleine Ascheflöckchen lösen sich aus dem Rauch und sinken wie winzige, schmutzige Schneeflocken lautlos zu Boden.
Ich reiße mich von dem Anblick los, als ich die Gruppe der Nachbarn und Passanten erreiche, die ihre Köpfe in die Höhe recken. "Ist Trudi unter ihnen?" Ich versuche das bekannte Gesicht der freundlichen Köchin zu entdecken. Dann packe ich eine Frau, die noch ihre Schürze trägt und daher vermutlich aus einem der Nachbarhäuser stammt, bei den Schultern und rufe so laut, dass alle es hören müssen: "Ist das Fräulein Massmann noch im Haus? Haben Sie Trudi gesehen ... die Köchin?"
Die Frau stammt vermutlich aus einem Haus auf der dem Brand gegenüberliegenden Straßenseite. Bei den direkten Nachbarn der Villa der von Eisensteins hat bereits ein geschäftiges Treiben eingesetzt, um Vorkehrungen gegen ein Übergreifen des Brandes zu treffen und einige Schätze zu sichern. Winzige rote Funken tanzen in der Luft, wie Glühwürmchen in einer heißen Juninacht. Nicht mehr lange, dann wird der Brand sich zu einer Feuersbrunst steigern, von der eine gewaltige Hitze ausgeht. Ich habe schon viele Häuser brennen sehen ... in Frankreich. Aber noch ist es nicht so weit. Ich bin mir nicht sicher, ob das Feuer auch das Erdgeschoss erfasst hat, aber das Tiefparterre ... die Küche ... sieht jedenfalls noch unbetroffen aus. Auch dort haben die Scheiben begonnen, sich vom Ruß schwarz zu färben.
Ein Schrecken durchfährt die Menge, gefolgt von einem vielstimmigen Seufzen, als im Giebel eine Scheibe platzt und sich ein Schauer von Splittern über den Boden ergießt.
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