Pen & Paper - Spielsysteme > Fate
Wie meta darf's denn sein? - Oder: Ist Fate ein Theorie-Schwafel-Spiel?
Rollenspielotter:
Einige der letzten Beiträge zeigen, das Viele zwar das GRW gelesen haben, sie dieses aber schon allein fast abgeschreckt hat. Ich bin über einen Freund auf (Turbo)Fate aufmerksam geworden, weil er uns ins kalte Wasser geworfen hat. Ganz simpel mit Zettel und Stift, wir haben die Methoden zugeordnet, die er in zwei Sätzen erklärt hat und Charakteristika unserer Helden notiert (Aspekte). Da wir nicht vielmehr wussten, haben wir immer wieder, vollkommen losgelöst von dem Wissen und Aktionen unsere Handlungen durchgespielt oder beschrieben und der SL hate sie in Fate "übersetzt".Ich habe es nach den gleichen Vorgehen probiert und hatte den Eindruck das sich einige Spieler dadurch sehr gut auf ihren Charakter einlassen konnten und so nebenbei die Regeln lernten. Beim Endkampf haben sie dann auch vermehrt auf Gummipunkte und Aspekte auf Karteikarten zurückgegriffen und man kommt auf eine Metaebene, für den ersten Zugriff fand ich Nichtwissen aber nicht abträglich.Ich habe nach diesem ersten Durchgang das GRW gelesen und fand es ok, wobei ich auch schon viel Kritik wegen Unübersichtlichkeit vernommen habe.
Und noch eine Sache zu den Abenteuerwelten: Ich denke man kann einiges (gerade komplexere, actionreichere Welten) adaptieren, bei besonders phantasievollen Welten wie Nest oder Die geheime Welt der Katzen empfinde ich Fate als genau das richtige System. So oder so sind die Settings allemal sehr lohnenswert.
Slokmig:
Die letzten Seiten habe ich mich bewusst etwas zurückgehalten, da es hier drunter und drüber ging.
Erst einmal: Danke an die Leute, die echte (!), konstruktive (!) Erfahrungsberichte über Fate geliefert haben. Finde ich immer toll sowas zu lesen, um aus den Fehlern oder Sichtweisen anderer zu lernen. :d
--- Zitat von: Caranthir am 11.06.2019 | 23:22 ---Und nochmal für alle, die Fate-Fans für kritik-unempfänglich und völlig unreflektiert halten: Niemand sagt hier, dass man Fate mögen muss. Niemand behauptet, dass man Fate erstmal richtig verstehen muss, um es genießen zu können. Aber wenn Fragen aufkommen, will man die als Fan natürlich auch beantworten und zeigt dabei wahrscheinlich die eigene Begeisterung. Sonst würde man sich hier auch nicht die Zeit im Fate-Unterforum vertreiben.
--- Ende Zitat ---
...und genau hierbei fühle ich mich in diesen Thread etwas missverstanden. Da möchte man Erklärungsansätze liefern und wird systematisch auseinandergenommen, besonders von Leuten, die allen Anschein nach sich einfach mal über Fate auskotzen wollen (von mir aus, aber lasst mich da raus ;)).
Ja das Fate Core Regelwerk ist unübersichtlich, aber bei sehr vielen Problemen und aufgezählten Punkten dachte ich mir beim Lesen: "Aber das steht doch im Regelwerk. Da gibt es sogar 'nen kleinen Text dazu.", aber anderseits dachte ich mir: "Wenn du da jetzt etwas dazuschreibst, geht WIEDER eine Diskussion los, warum Fate sowieso scheiße ist.".
Zur Zeit finde ich Fate cool, da mir das System beim Rollenspiel nicht im Weg steht und ich als SL genügend Inspiration für den Weltenbau in einen Buch habe. Sollte das irgendwann mal ein anderes System werden, spiele ich mit dem. Aber die Existenzberechtigung von Fate anzuzweifeln oder allgemein ein System einfach nur schlechtzureden finde ich nicht ok, dafür gibt es einfach zu viele begeisterte Spielerinnen und Spieler.
--- Zitat von: Caranthir am 11.06.2019 | 23:22 ---In diesem Sinne, spielt was ihr wollt, habt Spaß. Wenn ihr weiterhin an einer konstruktiven Diskussion interessiert seid, gerne weiter so, ich habe hier viele coole Anregungen gewonnen.
--- Ende Zitat ---
Schönes Schlusswort ^-^
BBB:
--- Zitat von: Blizzard am 11.06.2019 | 23:08 ---Gewisse Dinge von Fate sind ja in Ordnung, wie z.B. die Fate-Punkte und deren Einsatz. Ich habe da- im Ggs. zu Boba- auch kein Problem damit, meinen Charakter in die Scheiße zu reiten-das haben wir bei 7teSee dauernd gemacht.
--- Ende Zitat ---
Bin mir gerade nicht sicher, in wieweit das schon gesagt wurde, aber das ist einer der zentralen Punkte, die meine Wahrnehmung von Fate trüben.
Ich habe kein Problem damit, meinen Char "in die Scheiße zu reiten", wie Blizzard es ausdrückt. Überhaupt nicht. Das ist tatsächlich für mich eine der Quellen von gutem Rollenspiel. Aber dieser Konflikt, dieses Drama, ergibt sich aus dem Charakter heraus. In dem Moment, wo ich dafür eine Meta-Währung bekomme, die ich nachher wieder einsetzen kann, um dem Charakter etwas gutes angedeihen zu lassen - da bin ich ganz bei Boba - ist mir das zu meta.
Charakterspiel führt zu Konflikt.
Nicht Fatepunkte generieren Konflikt.
Mag sein, dass das echt Kleinlich ist, aber irgendwie ist das für mich echt ein Problem.
Roach:
--- Zitat von: BBB am 12.06.2019 | 06:55 ---In dem Moment, wo ich dafür eine Meta-Währung bekomme, die ich nachher wieder einsetzen kann, um dem Charakter etwas gutes angedeihen zu lassen - da bin ich ganz bei Boba - ist mir das zu meta.
Charakterspiel führt zu Konflikt.
Nicht Fatepunkte generieren Konflikt.
--- Ende Zitat ---
Leider habe ich im Laufe der Zeit – und als eifriger Congänger sowieso – viele Spieler erlebt, die es bevorzugten, ihre Helden mit Teflon zu überziehen, damit sie im Laufe des Abenteuers eben keine Probleme hatten. Die sich weigerten, einen Charakter mit Familie zu spielen, oder einen verheirateten Charakter o. ä., weil sie Angst hatten, der Spielleiter nutzt das gegen sie aus.
Dieser Spielertyp würde sich in einem Abenteuer eher nicht „selbst in die Scheiße reiten“ – diese Spieler können dann aber manchmal durch die „Bestechung mit Meta-Währung“ ein Stück weit abgeholt werden. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen: so sehr mich die Spotlight-Zeit reizen würde, in vielen Fällen würde ich es ohne diese „Bestechung“ eher weglassen, weil einem in einem solchen Fall dann gerne der Vorwurf vom Taschenlampenfallenlasser um die Ohren gehauen wird. Fate bietet einem wenigstens die Möglichkeit, auf diesem Wege Drama zu generieren, indem es einem die Ausrede bietet: ich tue es doch für den Fatepunkt.
Nicht Fatepunkte generieren Konflikt - Konflikt erschafft Fatepunkte.
Caranthir:
--- Zitat von: BBB am 12.06.2019 | 06:55 ---Ich habe kein Problem damit, meinen Char "in die Scheiße zu reiten", wie Blizzard es ausdrückt. Überhaupt nicht. Das ist tatsächlich für mich eine der Quellen von gutem Rollenspiel. Aber dieser Konflikt, dieses Drama, ergibt sich aus dem Charakter heraus. In dem Moment, wo ich dafür eine Meta-Währung bekomme, die ich nachher wieder einsetzen kann, um dem Charakter etwas gutes angedeihen zu lassen - da bin ich ganz bei Boba - ist mir das zu meta.
Charakterspiel führt zu Konflikt.
Nicht Fatepunkte generieren Konflikt.
--- Ende Zitat ---
Das betrifft genau das Thema hier. Dir sind die Fatepunkte zu "Meta", das kann ich voll verstehen. Ohne dir jetzt das ausreden zu wollen, kann man überlegen, warum einem Probleme auf der Stry-Ebene als Belohnung Fatepunkte geben.
Wenn man sich Geschichten in den Genres Action, Pulp, Crime usw. anschaut, fällt mir ein gemeinsames Schema auf: Gestern wieder Die Hard 4 gesehen und da lief in meinem Kopf ein Fate-Spiel ab und ich musste ständig grinsen. John McClain (allein der Name ist inzwischen ein Fate-Aspekt) bekommt gleich in der ersten Szene ordentlich auf die Mütze. Er hält seinen Kopf unten, als die Söldner die Wohnung des Hackers verwüsten und gewinnt mit viel Witz und Verstand den Konflikt, den er am Ende aber aufgibt und flieht.
Er bekommt in den folgenden Szenen immer echt viel ab, steckt aber auch unglaublich viel einfach weg (indem er Stress nimmt). Dann sieht er teilweise recht dumm aus, wenn sich zeigt, dass er von Computern null Ahnung hat (Reizen angenommen).
All diese Storys haben gemein, dass die Haupthelden im Verlauf der Handlung erstmal ordentlich einstecken müssen und ihre Nachteile gezeigt werden. McClain war im dritten Teil ein heruntergekommener, alkoholabhängiger Ex-Cop. Das wurde durch die Story hinweg immer wieder gezeigt. Auf der Meta-Ebene hat ihm das aber die Möglichkeit gegeben, seine harte Seite auszuspielen und reihenweise Bad Guys zu verkloppen.
Soll heißen, Fate will genau das abbilden. In anderen Rollenspielen macht man das in der Charaktererschaffung, in der man Punkte für Nachteile gutgeschrieben bekommt. Im Spiel selbst muss dann der SL dafür sorgen, dass die Szenen nicht zu schwer werden und das Abenteuer den gewünschten Verlauf bekommt (mal mehr mal weniger). Fate gibt diese Verantwortung dem Spieler, indem es sagt: "Du spielst jetzt deine Nachteile aus und bekommst jetzt sofort dafür einen Vorteil."
Nochmal @BBB: Aber ich verstehe voll und ganz, weshalb einem das nicht gefallen muss! :)
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