Pen & Paper - Spielsysteme > Fate

Wie meta darf's denn sein? - Oder: Ist Fate ein Theorie-Schwafel-Spiel?

<< < (58/83) > >>

Blizzard:

--- Zitat von: Jiba am 15.06.2019 | 08:03 ---Okay, dann erkläre mir bitte inwiefern „Du kriegst 15 Punkte Schaden“ und „Du hast jetzt einen Lungenschuss“ auf der Vorstellungsebene das Gleiche in dir auslösen. Ich würde sagen, das tun sie nicht.
--- Ende Zitat ---
Naja, das kommt ganz darauf an, und in welcher Relation die 15 Punkte Schaden zu den daraus resultierenden Folgen ("Konsequenzen") für den Charakter stehen. Und dabei spielen natürlich die Begleitumstände vor und nach dem Verlust der 15 Schadenspunkte eine Rolle. War mein Charakter davor unverletzt oder schon angeschlagen? Wie viele LP hat er jetzt, aktuell nach dem Verlust noch? Was hat der Verlust der 15 LP jetzt für Folgen/Konsequenzen? Wenn es erstmal keine unmittelbaren Folgen/Konsequenzen hat, in Form von Wundmali oder anderen negativen Dingen, würde ich sagen: "Glück gehabt", bzw. "das war ja nur eine Fleisch-/Schürfwunde". Hat der Verlust der 15 LP hingegen den Lungenschuss zur Folge, ist das (für den Charakter) natürlich viel dramatischer (im Sinne von: schlimmer)für den Charakter und löst natürlich beim Spieler des Charakters und den anderen Mitspielern& Charakteren eine ganz andere Assoziation aus, wie wenn der Verlust von 15 LP erstmal keine weiteren Folgen für den Charakter hat.


--- Zitat ---Ich habe nicht viel Zeit zu Posten grade, aber für mich stellt es sich folgendermaßen dar: Ich glaube, das eigentliche Problem vieler Leute ist gar nicht der Umgang mit Fatepunkten, sondern das Erschaffen von Aspekten als Spieler. Fatepunkte sind nämlich streng genommen auch nichts anderes als Bennies oder Astralenergie. Höchstens beim Erhalt dieser Punkte gibt es noch Schwierigkeiten mit der Metaebene. Aber das war’s dann auch. Da lassen sich aber auch Fate-ige Lösungen finden, denn Fate ist klassischer Spieltag, als ihr vielleicht denkt.
--- Ende Zitat ---
Was die Sache mit dem Erschaffen (und Reizen) von Aspekten und den Fate-Punkten anbelangt, würde ich dir sogar zustimmen. Ich habe kein Problem mit den Fate-Punkten und deren Verwendung/Einsatz.  Das (eigentliche) Problem bei Fate (für mich ) ist: Auf der einen Seite will es anders sein (um jeden Preis) als andere Rollenspiele. Und offener oder "freeformiger". Dagegen ist ja zunächst mal nichts einzuwenden, und die Verlagerung hin auf ein (eher) narratives System ist ja etwas, was ich grundsätzlich begrüße. Und wenn man anfängt, Fate zu Lesen, dann stimmt dieser Eindruck zunächst Mal. Nur: Aus irgendeinem Grund war man dann wohl der Ansicht, man muss dann doch irgendwie noch klassische Elemente mitreinbringen. Und dieser Mix funktioniert -zumindest in dieser Form-für mich einfach nicht. Mal von den Spezialwürfeln abgesehen, verkomplizieren dann diese ganzen Sachen mit dem Stress und den Stress-Kästchen, und wie man wann wo wie wie viel Stress noch abstreichen kann oder nicht den Konsequenzen,etc... ja und letzten Endes auch den Aspekten nur unnötig. Das ganze wirkt unnötig künstlich auf dem anfangs rein erzählerischen und offenen Ansatz aufgesetzt. Wie ein Fremdkörper. Mein erster Eindruck nach dem Lesen der Regeln: ~;P ~;P- und das bei einem System, das sich selbst als regelarm, offen und narrativ bezeichnet. Sorry, da kann irgendwas nicht stimmen.

Wie ein hervorragendes, offenes und regelarmes System aussieht, hat Dread (das mit dem Jengaturm) eindrucksvoll vorgemacht. Vielleicht sollte sich Fate daran mal ein Beispiel nehmen.

eldaen:

--- Zitat von: SeldomFound am 15.06.2019 | 09:52 ---In FATE ist es in der Tat ratsam, weniger im Rahmen von "Was würde jetzt mein Charakter tun" zu denken und mehr im Rahmen von "Was wäre jetzt das Interessanteste, was der Charakter tun kann oder was ihm zu stoßen könnte?"
--- Ende Zitat ---

Und das ist eben meiner Meinung nach genau der große Trugschluss. Da grätscht einem nämlich die Punkteökonomie dazwischen. Was können denn die Fälle sein?

1) Ich habe meine normale (mittlere) Anzahl an Fate-Punkten
Der Normalfall. Dann bin ich nicht zu "proaktivität" gezwungen. Ich kann das dann trotzdem machen, aber das kann ich in jedem System. Ich muss aber darauf achten, diese "Balance" zu wahren, damit ich nicht in 2) oder 3) abrutsche.

2) Ich habe einen Haufen Fate Punkte
Ich werde dazu verleitet, den "Überschuss" durch unnötige Einflussnahme oder Boosten/Abwehren von Nachteilen abzubauen. Oder die Fate-Punkte weiter zu horten, ggf. durch externe Einflüsse noch mehr Punkte zu bekommen, und dann in einer späteren Szene zu verbraten - tendenziell über das Maß des angebrachten hinaus.

3) Ich habe keine Fate Punkte
Ich habe kaum Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, es sei denn, ich mache das über einen Skill Test. Die Lösung über Skill Tests ist dann das selbe wie in einem konventionellen Rollenspiel, bloß mit der extra Abstraktionsebene der Aspekte/Fate-Punkte. Und abseits von Skill Tests habe ich in konventionellen Spielen, in denen die Gruppe sich entscheidet, gleichberechtigt zu spielen, sogar mehr Einfluss (weil mein Einfluss nicht über Punkte gedeckelt ist, und sie mir deshalb nicht ausgehen können).

Ich weiß, dass die Fate Punkte in Fate normalerweise im Fluss sein sollen, dass also weder das eine (2) noch das andere Extrem (3) eintreten sollte. Trotzdem hat man eine zusätzliche Ressource, die inhaltlich sehr häufig keine Verbindung zwischen Herkunft und Verwendung hat, und um die ich mich kümmern muss.
Und was, wenn man seine Fate Punkte für etwas verwenden möchte, dass den anderen nicht in den Kram passt? In Rollenspielen ohne Regeln habe ich nur Kommunikation und Gruppenkonsens, in Fate habe ich das Argument, dafür ja schließlich mit einem Fate Punkt bezahlt zu haben und somit ein Anrecht darauf zu haben und ein Mittel, das gegen andere Spieler auch durchzuboxen.

Und jetzt bitte nicht argumentieren man müsse halt mit Fate Punkten und dem was man damit bewirkt vernünftig und verantwortungsvoll umgehen. Wenn man das nicht kann, helfen einem die Fate Punkte auch nur bedingt weiter, wie ich oben dargestellt habe. Wenn man das aber als Runde kann - dann ist der Verwaltungsaufwand unnötig und kann sogar behindern. Dann braucht man keine Fate Punkte mehr.

qed




--- Zitat von: SeldomFound am 15.06.2019 | 09:52 ---In diesem Sinne ja: FATE ist meta. Die Immersion findet nicht alleine dadurch statt, indem man sich in die Figur hineinversetzt, sondern in den Autor oder Regisseur der Geschichte um diese Figur, der seine Mitspieler am Tisch mit seiner Figur unterhalten will.
--- Ende Zitat ---

Und das kann man ohne Fate (mindestens) genau so gut wie mit Fate. Man muss sich einfach nur einig sein.

Nordwaldwolf:

--- Zitat von: HEXer am 15.06.2019 | 10:28 ---
.....3) Ich habe keine Fate Punkte
Ich habe kaum Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, es sei denn, ich mache das über einen Skill Test. ......

Und das kann man ohne Fate (mindestens) genau so gut wie mit Fate. Man muss sich einfach nur einig sein.

--- Ende Zitat ---

Das halte ich so für nicht richtig, normal handeln kann man doch immer noch. Fate Punkte brauchen tut man nur, wenn man Aktionen noch zusätzlich verstärken will, oder für rerolls, oder für mächtigere Stunts, oder wenn ich Vorteile über die freien Einsätze hinaus nutzen will.
Mal keine Fate-Punkte mehr übrig zu haben, ist aber für mich doch auch nicht viel anderes, als wenn z.B. bei DSA  die Astralenergie aufgebraucht ist, oder bei Shadowrun kein Edge mehr übrig ist.

takti der blonde?:

--- Zitat von: SeldomFound am 15.06.2019 | 09:52 ---In FATE ist es in der Tat ratsam, weniger im Rahmen von "Was würde jetzt mein Charakter tun" zu denken und mehr im Rahmen von "Was wäre jetzt das Interessanteste, was der Charakter tun kann oder was ihm zu stoßen könnte?"

In diesem Sinne ja: FATE ist meta. Die Immersion findet nicht alleine dadurch statt, indem man sich in die Figur hineinversetzt, sondern in den Autor oder Regisseur der Geschichte um diese Figur, der seine Mitspieler am Tisch mit seiner Figur unterhalten will.

Eines der besten Beispiele von FATE ist meine Meinung nach dieses falsche Replay vom Endkampf aus Avengers mit Turbo-Fate-Regeln:

http://station53.blogspot.com/2014/07/avengers-accelerated-invasion-begins.html?m=1

Danach weiß man, ob FATE zu einem passt oder nicht.


Gesendet von meinem FIG-LX1 mit Tapatalk

--- Ende Zitat ---

Danke für den Link! Der zeigt für mich sehr gut beide Seiten der Medaille: "coole" Szenen (wie auch immer persönlich cool verstanden wird) mit viel Teamwork  auf der einen Seite und auf der anderen faule Klischees und Referenzen ("Ich mache den Legolas Move mit dem Pfeil und steche den Alien damit ab.").

Grüße

Hasran

snoopie:

--- Zitat von: greywolf am 15.06.2019 | 12:42 ---Mal keine Fate-Punkte mehr übrig zu haben, ist aber für mich doch auch nicht viel anderes, als wenn z.B. bei DSA  die Astralenergie aufgebraucht ist, oder bei Shadowrun kein Edge mehr übrig ist.

--- Ende Zitat ---

Das Vergleich ist natürlich Quatsch, aber er spricht was Wahres an. Vor allem Fate-Anfänger, die das Regelwerk nur vom Hörensagen oder aus Foren kennen, denken, dass man ohne Fatepunkte handlungsunfähig sei. Die haben das Fate-Buch aber auch  noch nie bis zur Aktion "Vorteil erschaffen" gelesen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln