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[HeroQuest Glorantha] Die elf Lichter

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Chiarina:


Die Abenteurer diskutieren ihr weiteres Vorgehen und beschließen, sich nicht gleich wieder ins Fort der roten Kuh zu begeben. Niemand weiß, wie schnell und intensiv die Angehörigen des lunaren Imperiums nach den Gesetzesbrechern vom Grabhügeln suchen. Es scheint eine gute Idee zu sein, erst einmal auf andere Art und Weise zu versuchen einen Schritt weiter zu kommen.

Die Gruppe reist daher zunächst nach Sardalheim, einem nahegelegenen kleinen Dorf am Heortbach. Hier wohnen vorwiegend Angehörige der Sardaling Sippe, Fischer, die von den wohlhabenden Rinderzüchtern im Clan oft ein wenig belächelt werden. Viele der Sippenangehörigen haben sich allerdings nach Ankunft der lunaren Besatzer schnell mit den neuen Herren arrangiert, verschiedene Vergünstigungen genossen und zählen daher zu den Profiteuren der gegenwärtigen Situation. Jhorn und Mersyn ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, die Gruppe betritt das Dorf aber trotzdem: sie wollen sich nach der Nymphe Agilia erkundigen, die Ashart Abendschlucker zufolge ihre schützende Hand vom Clan der roten Kuh genommen hat und für das Krankheit bringende Wasser verantwortlich ist. Agilia hält sich oft in einem Sumpfgebiet, dem sogenannten Hirschlandbruch, auf und dieser ist nicht weit entfernt. Vielleicht finden sie in Sardalheim einen Menschen, der ihnen erzählen kann, wie sie die Nymphe finden können!

Im Dorf angekommen reitet die Gruppe zunächst zur Furt über den Heortbach, um die herum die Siedlung entstanden ist. Die Dorfbewohner, denen die Freunde begegnen, sind eindeutig von der Krankheit gezeichnet und wirken fiebrig und bleich. Nachdem die Freunde ihre Pferde an einen Zaun gebunden haben, wenden sich Barmast und Finfin dem Fluss zu. Der Geistermagier versucht Kontakt mit irgendeinem kleinen Wassergeister aufzunehmen, was ihm zwar gelingt, das kleine blubbernde und nur für ihn erkennbare Wesen ist allerdings nicht allzu gesprächig und zeigt sich bei Fragen nach Agilia regelrecht verstockt.

Mersyn, Jhorn, Engerim und Orldes fragen einen Dorfbewohner nach dem Haus des Sippenoberhauptes, Torkalor Großboot. Sie bekommen ein paar misstrauische Blicke zugeworfen, schließlich erfahren sie aber, wo sie hin müssen. Der Türrahmen am Haus Torkalors ist – wie viele Holzgegenstände in Sardalheim – reich verziert. Bevor Jhorn noch die Tür öffnen kann, scheint eine Art Leben in eines der Gesichter, die in den Türrahmen geschnitzt wurden, zu fahren. Mit knarriger Stimme verkündet es: „Sieh an, keine Mondkälber, sondern mutige Fremde! Passt auf euch auf, sonst wird es euch schlecht ergehen!“ Das hölzerne Gesicht erstarrt wieder und verwundert betreten die Ankömmlinge Torkalor Großboots Halle. Nach einer kurzen Begrüßung verrät Torkalor auf den Türrahmen angesprochen, dass der Tischler des Ortes – Nisk Wendeholz – ein Händchen für skurrile Späße besitze. Die Abenteurer merken, dass ihm bei dieser Erklärung nicht ganz wohl ist. Dennoch verläuft das darauf folgende Gespräch vorteilhaft. Torkalor hört sich Jhorns Bericht an und rät seinen Gästen, sich an Voranga Kummervoll zu wenden. Voranga ist die Priesterin von Tarena, der blauen Frau, und lebt am nicht allzu weit gelegenen Aschenwasserfall. Sie gilt im Clan der roten Kuh als Regenmacherin. Torkalor behauptet, dass Voranga eine gute Bekannte der Nymphe Agilia sei und vielleicht ein Treffen arrangieren könne.

An der Furt von Sardalheim kommt die Gruppe wieder zusammen und macht sich auf den Weg zum Aschenwasserfall. Nach einer guten Wegstunde verschwinden plötzlich Mikyra und Yinks, die Aluchse von Finfin und Jhorn, zwischen nahestehenden Büschen und Felsen. Maunzen, Fauchen und Schnurren vermitteln den Wanderern den Eindruck, dass sich noch weitere Aluchse in der Nähe befinden. Schließlich erreichen sie Voranga Kummervoll Eremitenhöhle in der Nähe des Wasserfalls. Nebel und Gischt erfüllen die Luft. Die große, gertenschlanke Frau mit dem offenen Silberhaar begrüßt beiläufig ihre Besucher, als habe sie sie bereits erwartet und füttert dann ein paar Aluchse, die sich ein paar Fleischbrocken schnappen und wieder hinter ein paar Felsen verschwinden. Voranga wirkt etwas entrückt, bittet die Abenteurer aber in ihre Höhle hinein, an deren Decke Kräuter, Kochutensilien und Dörrfleisch hängen. Gebückt treten die Besucher ein und setzen sich auf ein paar Bänke an einem einfachen Tisch. Die einzige Lichtquelle in der Höhle stellt eine steinerne Feuerstelle dar, in der gemütlich ein paar Holzscheite brennen. Barmast stellt überrascht fest, wie ein paar kleinere Luftgeister den Rauch aus der Höhle hinaus blasen.

Als Finfin über den Anlass ihres Besuchs spricht, reagiert Voranga allerdings reserviert. Warum kommen sie zu ihr, wenn sie eigentlich zu Agilia wollen? Warum fragen sie nach einem passenden Gastgeschenk für Agilia ohne eines für sie dabei zu haben? Warum besuchen sie sie und drängen darauf, möglichst bald wieder verschwinden zu können?

Die Abenteurer berichten von der Krankheit im Fort der roten Kuh, aber Voranga scheint nicht recht zuzuhören. An einer steinernen Anrichte bereitet sie in einem Wasserbehälter einen Kräutertee und bietet ihren Gästen ein Nachtlager an. Immer wieder wirft sie auch Jhorn Blicke zu. Offensichtlich hat sie Gefallen an dem drahtigen Jäger gefunden. Gegen Abend sind ihre Besucher noch keinen Schritt weiter. Voranga unternimmt mit Jhorn einen Abendspaziergang, auf dem sie ihm erzählt, dass es sie freuen würde, wenn er sie irgendwann einmal beim Ritual des Regenrufens unterstützen würde. Oft schaut Voranga in die Ferne, seufzt ein wenig und lehnt sich an Jhorns Schulter. Der Jäger hat durchaus den Eindruck, hier eine Erfahrung machen zu können, irgendwie ist ihm die vergeistigte Einsiedlerin aber zu fremdartig. Er erwidert Vorangas Bemühungen um Nähe jedenfalls nicht. Voranga scheint daraufhin sehr abwesend zu sein und spricht hin und wieder unverständliche Gedichtfragmente vor sich hin. Schließlich kehrt sie schweren Herzens mit Jhorn zur Höhle zurück. Dort haben sich bereits ihre anderen Gäste um sie bemüht: Mersyn hat aus ein paar Pilzen ein warmes Essen bereitet, Orldes und Engerim haben eine schöne Schale für Voranga geschnitzt, Barmast und Finfin haben ihr beim Haushalt etwas unter die Arme gegriffen. Voranga ist erfreut und ihre Miene hellt sich etwas auf. Als Orldes am späteren Abend noch ein paar Geschichten zum Besten gibt, scheint die Frau getröstet. Die Anwesenden bereiten sich Lager und übernachten bei der Priesterin.

Es ist der Feuertag der Todeswoche in der Seezeit 1618. Am Morgen kommt Voranga Kummervoll auf das Anliegen ihrer Besucher zu sprechen. Sie erzählt: „Es gibt nur wenige Dinge, die Agilia erzürnen: Wenn Menschen oder deren Vieh ihren Bach verschmutzen beispielsweise... oder wenn sie den Tieren in ihrem Wasser oder den Pflanzen am Bachufer nicht genügend Respekt entgegenbringen. Freigiebig verteilt sie an uns ihre Schätze und verlangt so wenig dafür. Ich denke doch, dass ihr ein Geschenk brauchen werdet... eines, mit dem ihr ihr gegenüber euren Respekt zum Ausdruck bringt. Fragt vielleicht Broddi Sippenstark, ob der Clan der roten Kuh etwas dazu beisteuern kann. Wenn ihr soweit seid, kommt zum bei Einbruch der Dämmerung an den Rand des Hirschlandbruchs. Ich werde dort sein und euch zu Agilia führen. Dann werden wir sehen, ob wir herausbekommen, was sie bedrückt.“

Die Gruppe verabschiedet sich von Voranga, stellt aber erstaunt fest, das Jhorn bis zum Abend bei ihr bleiben will. Auch wenn er auf Vorangas Avancen nicht eingegangen ist, scheint er an der urtümlichen Wildnis des Ortes, dem rauschenden Wasserfall und den Aluchsen weit mehr Gefallen gefunden zu haben, als an der Vorstellung zum Fort der roten Kuh zurückkehren zu müssen. Er bleibt zurück während die übrigen sich auf den Weg machen.

An einem Einsiedlerhof macht die Gruppe eine kurze Rast und erzählt dem dort lebenden Bauern, dass sie ein Geschenk für die Nymphe des Heortbaches suchen. Der Mann erfährt von ihrer Hoffnung, so die Krankheit eindämmen zu können, die inzwischen die meisten Menschen des Clans erfasst hat. Daraufhin ruft der Bauer seinen Sohn und sagt ihm, er soll „die Muschel“ vorbeibringen. Aus einer nahen Scheune holt der Junge eine Muschel herbei, die er vor einiger Zeit am Ufer des Heortbaches gefunden hat. Es ist ein prächtiges Stück, fast zwei Handteller groß, und noch völlig unbeschädigt. „Versucht es damit“, spricht der Mann und drückt die Muschel Engerim in die Hand. Sein kleiner Sohn sieht unglücklich aus worauf Finfin ihm über die Haare streicht und sagt: „Vielleicht ist es wichtig.“ Dann reist die Gruppe weiter.

Am späten Vormittag erreichen die Wanderer das Fort der roten Kuh und stehen schon bald vor ihrem Häuptling. Broddi Sippenstark ist aufgebracht und erzählt ihnen, dass er am Morgen ein Gespräch mit Phargentes Narbengrien, dem Befehlshaber der lunaren Garnison, geführt habe. Dabei wurde er aufgefordert, „den Zwergenwüchsigen und die Frau, die sich in einen Bären verwandeln kann“ auszuliefern. Für den Angriff auf dem Grabhügel verlangt Phargentes 10 Kühe Wergeld. Das sei zwar noch nicht allzu gravierend, wenn er allerdings dabei erwischt werde, wie er Mersyn und Orldes in Schutz nehme, sei die Katastrophe da. Von den anderen Gruppenmitgliedern wurde nicht gesprochen, was aber nicht heiße, dass sie völlig aus der Gefahr seien. Broddi ist sichtlich nervös und bezeichnet es als erstaunlich, dass die Gruppe ohne weiteres bis zu ihm in die Halle gelangt ist. Er ist sauer darüber, dass die Gruppe nicht versucht hat, ihren Auftrag ohne Gewalt gegen die Männer des lunaren Imperiums auszuführen. Er schließt vorerst mit den Worten: „Ich könnte euch ausliefern und dem Clan dadurch wahrscheinlich einiges ersparen, aber ich hoffe darauf, dass ihr die Schuld seht, die ihr auf euch geladen habt und Wege findet, wie ihr die Angelegenheit wieder zum Besseren wenden könnt.“ Dann will er wissen, was sie bisher bereits herausbekommen haben. Finfin erzählt ihm, was sie erfahren haben und bittet auch Broddi um ein Geschenk, mit dem sich Agilia vielleicht besänftigen lasse. Der Häuptling drückt ihm nach kurzem Zögern ein aus kostbaren Steinen bestehendes Armband in die Hand und mahnt: „Wir werden arbeiten müssen, um den Verlust wieder wettzumachen. Setzt es mit Bedacht ein!“ Dann lässt er zwei große Reisigkörbe herbeiholen. Orldes und Mersyn kauern sich in diesen Körben zusammen, werden mit Heu bedeckt und dann auf einen vor der Tür wartenden Wagen gepackt. Rumpelnd bewegt sich das Gefährt von Ochsen gezogen aus der Siedlung heraus. Engerim, Finfin und Barmast folgen ihm.

Auf dem Kutschbock sitzen Farandar Orendalsson und Kullina die Fette, zwei Akteure des Widerstands gegen die lunaren Besatzer, mit denen die Freunde bereits zu tun hatten. Nach Verlassen der Siedlung spricht Farandar zu Mersyn und Orldes: „Ihr seid nun Rebellen. Es wird ein Kopfgeld auf euch ausgelobt werden. Ihr seid unsere Waffenbrüder und –schwestern und nicht die einzigen im Clan der roten Kuh, die sich nach einem freien Sartar sehnen. Wir stehen füreinander ein.“ Kullina ergänzt: „Broddi ist kein Freund der Rebellion und wird euch als Problem betrachten. Macht euch nicht zu viele Gedanken darüber! Wenn Sartar frei sein wird, werden wir uns an diejenigen erinnern, die Opfer gebracht haben und die Menschen werden von euren Taten erfahren.“ Ein paar Kilometer weiter hält der Ochsenkarren. Mersyn und Orldes springen aus ihren Weidenkörben heraus, schütteln sich das Stroh aus den Haaren, verabscieden sich von Farandar und Kullina und ziehen dann mit den anderen in Richtung des Hirschlandbruches.

Währenddessen bereitet Voranga in ihrer Höhle ein Getränk aus Stechapfel, das sie etwas später zusammen mit Jhorn trinkt. Die beiden werfen von Ferne einen Blick in die Welt der Götter, werden von einem wohligen Gefühl erfüllt und verbringen so einen interessanten Nachmittag miteinander. Etwas später erscheint Vorangas Bruder Borngold Vielbrüder an ihrer Höhle. Borngold ist das Oberhaupt der Osmanning Sippe und im Kult des Wassergottes Heler aktiv. Wie viele Männer seiner Abstammung und seines Glaubens besitzt er weißes Haar und schieferblaue Haut. Er erkundigt sich nach dem Befinden seiner Schwester, begrüßt Jhorn, erfährt von ihrer Verabredung und bietet an sie auf ihrem Weg durch den Hirschlandbruch zu begleiten.

In der Abenddämmerung ist es soweit: die gesamte Gruppe trifft sich mit Borngold Vielbrüder und Voranga Kummervoll am Rand des Sumpfgebietes. Voranga trägt eine Fackel und leuchtet den Weg aus. Borngold erklärt den Freunden: „Der Sumpf hier gehört zum Heortbach und seinen Nebenflüsschen. Er ist ein heiliger Ort von Krikans, dem Geist des Heortbaches, und von dessen älterem Bruder, dem Himmelsflusstitan.“ Voranga zeigt auf einen Knüppeldamm durch den Sumpf und spricht: „Bleibt auf dem Weg, wir werden hier von den Geistern des Ortes bestenfalls geduldet.“

Der Pfad gleicht einem Grenzbereich: er ist weder Wasser noch Erde, sondern beides zugleich. Barmast erkennt, dass die Welt der Geister hier nicht weit ist. In der Nähe des Knüppeldamms sieht er Wasser-, Frosch- Schlangen- und Insektengeister, die sich am Rand des Weges versammeln, fauchen, blubbern, ihre Zungen nach der Gruppe ausstrecken und aggressive Summgeräusche verursachen. Barmast murmelt: „Die Geister sind erzürnt... sehr sogar!“

Hin und wieder sind in der Dunkelheit jenseits des Knüppeldamms auch Geisterlichter zu sehen. Sie fesseln auch die Aufmerksamkeit anderen Wanderer und versuchen diese anzulocken, indem sie eine Gestalt annehmen, die Vorangas Fackel zum Verwechseln ähnlich sieht. Immer wieder fragt einer der Wanderer angstvoll: „Voranga?“, weil er einen Moment lang nicht mehr ganz sicher ist, ob er noch ihrer Fackel oder schon einem Geisterlicht folgt.

Schließlich endet der Knüppeldamm an einem Podest. Borngold erzählt den Spielerfiguren, dass sie hier einen Kreis bilden und ihre Geschenke in der Mitte ablegen sollen. Er kennzeichnet den Kreis mit Flusskieseln und entzündet an seinem Rand Kerzen. Voranga ruft den Himmelsflusstitan, Krikans und die Nebenflüsse an. Sie wirft kleine Gaben ins Wasser und rühmt Agilia für ihre Schönheit und lebensspendenden Kräfte. Die Freunde legen ihre große Muschel und Broddis Armband in Borngolds Kreis. Schließlich bittet Voranga Agilia zu erscheinen und ihre Geschenke in Empfang zu nehmen.

Nach einer Weile nimmt das Wasser vor dem Podest die Form einer Frau an. Zunächst sehen die Anwesenden nur zwei fast durchsichtige Hände, die sich an das Podest klammern. Dann erscheint Agilie den Männern der Gruppe als schöne, junge Frau mit langem, wasserfarbenem Haar und einer sinnlich wirkenden Figur. Voranga und Mersyn sehen stattdessen eine nackte Jugendliche mit athletischer Figur. Während Agilia das Podest erklimmt sind alle Augen auf sie gerichtet. Aus den Reihen der Männer ist der ein oder andere Seufzer zu hören.

Agilia stimmt zunächst ein unbeschwertes Lied über die Fische im Wasser an:

Fischschwärme flitzen bei Nacht und bei Tag
Zwischen dem grasgrünen Ried hier im Fluss
Und jeder Wanderer, den ich sehr mag,
schenkt mir schon bald einen blubbernden Kuss.

Dann steht sie bei ihren Geschenken in der Mitte des Kreises und verwandelt sich zum Grauen der Anwesenden in eine abstoßende Hexe mit schuppigem Gesicht und gebeugtem Rücken. Ihr Haar hat sich in lange Wasserschlangen verwandelt, die offenen Mundes mit ihren Reißzähnen nach den Spielerfiguren schnappen. Dann stößt sie ein Geschrei aus, das den Anwesenden das Blut in den Adern gefrieren lässt:

Wutgeschrei und Zischen dringt an euer Ohr,
dunkler Hass erreicht mein freches Publikum,
 Hasserfüllte Leidenschaft bricht hier hervor,
und ihr fragt noch dreist nach dem Warum?

Nur mühsam können die Anwesenden den Drang unterdrücken, in blinder Panik Reißaus zu nehmen. Finfin fasst sich schließlich ein Herz und spricht Agilia auf den Grund ihres Besuches an: „Wir sind hier, weil in Fort der roten Kuh Kinder vermisst werden. Wir haben außerdem erfahren, dass unser Clan wegen dem Wasser in deinem Bach von einer Krankheit heimgesucht wird. Weißt du etwas darüber?“

Aus Agilia bricht es daraufhin nur so hervor: „Betrogen! Ich bin betrogen worden! Die tückische, verhasste rote Kuh! Womit habe ich das verdient?“ Schluchzend fährt sie fort: „Niemand soll von meinem Wasser trinken oder meine Gaben empfangen! Diese Geschichte wird euch noch leidtun!“

Voranga aber erwidert: „Orlanth ist hier!“ und deutet auf Jhorn, dem sie mit einer schnellen Geste zu verstehen gibt, dass er Agilia die Geschenke übergeben soll. Währenddessen behauptet sie: „Er wird das Zerbrochene richten und den Fehler wiedergutmachen.“

Agilia aber ist nicht so leicht zu besänftigen und behauptet: „Ich werde die Kinder behalten. Die rote Kuh hat keine guten Eltern.“

Mit diesen Worten hat die Verhandlung begonnen. Die Mitglieder der Gruppe bitten, erklären, auch die eine oder andere Drohung wird ausgesprochen. Agilia zeigt sich zunächst unnachgiebig in ihrem Zorn. Sie gibt der Gruppe zu verstehen, dass sie dem Clan der roten Kuh nicht die Kinder zurückgeben und auch nicht ihren Schutz über das Trinkwasser aus dem Heortbach erneuern wird. Schließlich begegnet ihr Ergerim mit der ungeschminkten Wahrheit: er spricht vom Kummer der Familie Jostharl Dreistocks und der Gefahr für den Clan aufgrund des schwächenden Krankheit genau in dem Moment, in dem die Fehde mit den Smaragdschwertern neu entflammt. Für einen kleinen Moment zögert Agilia und blickt Engerim mit einem mitfühlenden Blick an, dann aber schüttelt sie sich und spuckt bösartig aus: „Mein Geliebter hat mich betrogen und er stammt aus eurem Clan. Er ist es nicht wert, dass sein Name genannt wird, ich aber werde seinen Liebesverrat nie vergessen!“ Agilia deutet auf das Sumpfwasser, aus dem sie eine ebenfalls durchscheinende Gestalt erschafft. Mersyn erkennt sie wieder: es ist ein Abbild des hübschen, jungen Knechts Farnantyr vom Hof Jostharl Dreistocks, der bisher von der Krankheit verschont geblieben ist. Agilia stößt einen Wutschrei aus, springt der Erscheinung an die Kehle und verschwindet gemeinsam mit ihr im Sumpfwasser.

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Das war keine leichte Sitzung für uns alle. Ich merke, wie das Setting immer noch sehr erklärungsbedürftig ist. Zu den vielen Nichtspielerfiguren kommen noch immer viele weitere hinzu. Ein besonderes Problem stellt die Tatsache dar, dass die Spielerfiguren all diese Clanmitglieder eigentlich zumindest flüchtig kennen sollten. Jedes Mal, wenn so jemand auftaucht, muss ich daher eigentlich möglichst schnell eine kompakte Kurzeinführung zur Hand haben, über die ich die Spieler informieren kann. Das gelingt mir nicht immer. Es kommt dazu, dass der gesamte Abend über weite Strecken improvisiert war. Die Ereignisse in Sardalheim habe ich noch ganz gut hinbekommen, die Darstellung der weltfremden Voranga Kummervoll gelang mir aber nicht durchgehend so, wie ich es gern gehabt hätte. Wir waren an diesem Freitagabend irgendwie alle ein wenig gebeutelt von der Arbeit und nicht ganz fit. Die Aussprache in Broddis Halle war vom Abenteuer her eigentlich früher vorgesehen. Hier musste ich relativ schnell entscheiden, was während der Abwesenheit der Spielerfiguren im Fort der roten Kuh schon vorgefallen ist. Hinterher bekam ich als Feedback, dass Orldes´ und Mersyns Aufnahme in den Widerstand gut aufgenommen wurde. Offensichtlich mögen meine Spieler Entscheidungen mit Folgen! Die Schlussszene im Sumpf hatte ich gut vorbereitet. Sie war immerhin noch ein stimmungsvoller Abschluss des Abends.

Wie es weitergeht, weiß im Moment niemand so genau. Das Abenteuer geht davon aus, dass sich die Spielefiguren auf die Suche nach Farnantyr, dem ehemaligen Geliebten Agilias, machen. Mal sehen, ob das auch wirklich geschieht.

Chiarina:


Nach Agilias Verschwinden wird den Gefährten klar, dass sie mit Farnantyr sprechen müssen. Er ist der Verursacher der ganzen Probleme, also soll er sich auch um die Lösung kümmern!

Eine Nacht verbringt die Gruppe noch in der Höhle von Voranga Kummervoll. Auch Borngold Vielbrüder ist dabei. Vor der Höhle maunzen die Aluchse in der ersten wärmeren Frühlingsnacht des Jahres. In der Höhle sorgen Vorangas kleine Luftgeister für Frischluft.

Es ist der Wildtag der Todeswoche in der Seezeit 1618. Am nächsten Tag machen sich die Abenteurer auf den Rückweg. Bevor sie aber ins Fort der roten Kuh zurückkehren, brauchen sie aber noch einen Ort für Orldes und Mersyn. Da die beiden von den Besatzern des lunaren Imperiums als Rebellen gesucht werden, sollten sie sich im Ort nicht mehr blicken lassen. Der kleine Schriftgelehrte und die Bärenfrau machen in Grünweide halt, wo sie sich in der Scheune verstecken, in der zuvor Ashart Abendschlucker mit seiner Frau genächtigt hat. Solange der Orlanthpriester unterwegs ist, können die beiden wohl hier bleiben.

Jhorn, Finfin, Barmast und Engerim kehren ins Fort der roten Kuh zurück, begleitet von den beiden Aluchsen Finfins und Jhorns. Auf ihrem Weg zum Hof von Jostharl Dreistock begegnen sie Bolik Rotdrechsler, einem Mann aus der Bolthoring Sippe, der aber eng mit den Besatzern des lunaren Imperiums zusammenarbeitet und inzwischen zum Priester des Kultes der Sieben Mütter avanciert ist, für den er Missionierungsaufgaben erfüllt. Bolik befragt die Heimkehrer nach Orldes, der ja lange in der Hütte von Barmast gelebt hat. Barmast gibt an, ihn eine Weile nicht mehr gesehen zu haben. Finfin sagt, er habe gehört, dass Orldes nach Jonstadt reisen wolle. Bolik spricht offen darüber, dass Orldes zusammen mit Mersyn als Rebellen gesucht werden und dass sich das lunare Imperium ja in der Regel sehr erkenntlich zeigt, wenn jemand sachdienliche Hinweise auf Rebellen geben kann. Er selbst habe in der Angelegenheit jedenfalls ein offenes Ohr. Die vier Männer schlucken ihren Ärger herunter, spucken eine Hausecke weiter aus und betreten den Hof von Jostharl Dreistock.

Die Hofbewohner begrüßen sie mit einer Mischung aus Trauer und Hoffnung. Sie sehen, dass die Kinder des Hofes noch nicht gerettet sind, hoffen aber weiterhin auf den Erfolg der Rückkehrer. Eine Magd versorgt sie mit den neuesten Informationen: Ein paar Bewohnern des Hofes geht es etwas besser. Seit bekannt ist, dass das Wasser des Heortbaches für die Krankheit im Clan der roten Kuh verantwortlich ist, ziehen die Menschen im Fort einige Kilometer weiter, um aus dem Bach (ein anderes Gewässer als der Heortbach) ihr Wasser zu gewinnen. Die Menschen werden dadurch gesünder, aber der Aufwand der Wassergewinnung ist immens und kostet viel Kraft.

Als sich Finfin nach Farnantyr erkundigt, bekommt er erzählt, dass der Mann seit zwei Tagen verschwunden ist. Gerüchtehalber heißt es, dass er irgendwo eine Geliebte habe. Wo er steckt, weiß niemand. Finfin will wissen, ob Farnantyr irgendwelche Freunde hat, bei denen man sich nach seinem Aufenthalt erkundigen könnte. Die Gefährten erfahren daraufhin von seiner Schwester Renedala, die ebenfalls auf den Hof von Jostharl Dreistock lebt.

Die Gruppe folgt daraufhin den Hinweisen der Hofbewohner und findet Renedala im Obst- und Gemüsegarten, wo sie in einem Apfelbaum sitzt und an einem Holzschwert schnitzt. Sie ist etwas erst zwölf Jahre alt, hat sich aber bereits ihr Haar kurz geschnitten und rot gefärbt. Jeder rechnet damit, dass sich bei ihrer bevorstehenden Initiation die Luftrune zeigt und Renedala der kriegerischen Rachegöttin Vinga folgt.

Der Verlauf des Gesprächs verläuft nicht gut. Barmast und Jhorn reden auf Renedala ein, die auch zunächst zugibt, zu wissen wo ihr Bruder steckt. Den Ort verraten will sie allerdings nicht. Als Jhorn dem Mädchen verdeutlicht, was auf dem Spiel steht und zunehmend Druck ausübt, verliert Renedala irgendwann die Nerven, stößt gestresst die Worte „Mist, um alles muss ich mich selber kümmern“ vor und rennt davon. Sie steuert zielstrebig den Gemüsekeller an, in dem die Gefährten vor ein paar Tagen bereits den Zugang zu dem unterirdischen Gang entdeckt haben. Mit großen Augen blicken sie sich an – dann nehmen sie die Verfolgung auf.

Im Gemüsekeller angelangt sind aus der Öffnung zum Gang Geräusche zu hören. Barmast, Finfin und Jhorn mitsamt seinem Aluchs eilen hinterher und befinden sich plötzlich im Dunkeln. Engerim bleibt zurück. Da Renedala keine Lichtquelle dabei hat, verhalten sich die Abenteurer wie sie auch: sie bewegen sich an den Wänden entlang tastend vorwärts. Hin und wieder ist Renedala in einiger Entfernung zu hören. Ihre Verfolger rufen ihr hinterher sie soll stehenbleiben. Das Mädchen verhält sich aber störrisch und scheint sich auch im Dunkeln in diesen Gängen einigermaßen orientieren zu können.

Die Tunnel unter dem Fort der roten Kuh sind in den Sandstein gegraben. Einige sind von Wasser ausgewaschen worden, andere sind von Menschen mit Geweihhacken gegraben worden. Zu sehen ist davon allerdings fast nichts. An einigen Stellen wachsen in den Gängen ein paar schwach phosphoreszierende Moose, ein wenig Unterstützung bekommt Jhorn auch durch seinen Aluchs, mit dem er geistig so verbunden ist, dass er dessen Sicht verwenden kann. An einigen Stellen sind Stufen in den Fels geschlagen, hin und wieder ist auch der Boden abgeflacht und die Gänge erweitert worden, dann wieder passieren die Abenteurer Räume, deren Zweck längst vergessen wurde. An solchen Stellen kommen die Männer einigermaßen zurecht.

Ihr Weg führt aber oft genug auch durch völlige Finsternis und dann wird es mühsam. Barmast stürzt schon bald an einer Stelle einen eineinhalb Meter tiefen Absatz herab und schlägt sich die Nase an, kurz darauf stößt er sich an einem Fels, der in einen Gang hineinragt. Er beschließt daraufhin, die Verfolgung aufzugeben und in den Gemüsekeller des Hofes von Jostharl Dreistock zurückzukehren. Jhorn reißt beim Tasten an einer einsturzgefährdeten Wand einen Teil des Gesteins herunter und Finfin hat nach einiger Zeit unter Tage mit zunehmender Atemnot zu kämpfen. Nach einigen Stunden werden die beiden verbleibenden Verfolger von Schuttläufern angegriffen, rattenähnlichen, unterirdisch lebenden Kreaturen von etwa einem halben Meter Länge, die in Rudeln in unterirdischen Gängen oder Ruinen leben und sich auch schon ein oder zweimal ihren Weg in die Vorratskammern des Forts der roten Kuh gebahnt haben. Jhorn schlägt mit seinem Schwert nach der ersten schattenhaften Gestalt, schiebt ihr seine Klinge direkt zwischen den zwei oder drei Reihen nadelscharfer Zähne ins Hirn und schleudert sein Opfer den anderen Tieren des Rudels entgegen. Finfin nimmt Voriofs Krummstab und fegt mit kreisartigen Schlägen einige der Tiere zur Seite. Das Rudel ergreift daraufhin die Flucht.

Nach einigen Stunden ist verstummen die Geräusche, die Renedala verursacht, mit einem abschließenden „Platsch“. Es klingt, als befinde sich Wasser in der Nähe. Der Weg von Finfin und Jhorn führt daraufhin steil in die Höhe und endet schließlich in einer niedrigen Höhle, in der sie sich nur gebückt aufhalten können. Mehr als die Hälfte der Höhle steht unter Wasser, das sich in sanften Wellen kräuselt. An einer Stelle leuchtet das Wasser trüb: es wird von Tageslicht erhellt. Finfin und Jhorn steigen in das Nass, tauchen und gelangen kurz darauf in einem Fluss in der Nähe des Ufers wieder an die Wasseroberfläche.

Jhorn und Finfin hören als erstes ein paar erregte Frauenstimmen, die ihnen unbekannt sind. Offenbar diskutieren sie über die nicht weit entfernt stehende Renedala. Da Jhorn und Finfin noch nicht entdeckt worden sind suchen sie Zuflucht hinter ein paar kleineren Felsen am Flussufer und beobachten die Szene ohne sich einzuschalten.

Ein paar Momente später sind nicht weit entfernt ein paar Alarmhörner zu hören. Weitere Menschen kommen zum Flussufer gerannt, schließlich auch eine Handvoll Krieger. Deren Anführer ist Jhorn und Finfin durchaus bekannt: Es ist Rostakus Doppelbandit, der Mann der im vergangenen Jahr Jordarn den Rassler in einem Duell getötet hat. Er ist der Waffenmeister des befeindeten Clans der Smaragdschwerter. Jhorn und Finfin wundern sich. Offenbar haben sie in den unterirdischen Gängen den Heortbach und den Bach passiert und sind nun im Gebiet der Smaragdschwerter wieder ins Freie gelangt. Finfin blickt sich um und sieht ein paar Kilometer entfernt in der Ferne auf der Klippe am Heortbach das Fort der roten Kuh liegen. Er weiß nun auch, wo er sich befindet. Das nahegelegenen Dorf, in dem die zusammengelaufenen Menschen wohnen, muss Bachwende sein, eine Siedlung an der Grenze des Clangebietes der Smaragdschwerter. Schon bald wird die Aufmerksamkeit der beiden Männer vom Clan der roten Kuh aber von den Geschehnissen um Renedala gefesselt.

Rostakus Doppelbandit verhält sich dem Mädchen gegenüber reichlich aggressiv. Er verspottet sie und fragt, ob es im Clan der roten Kuh schon so weit gekommen ist, dass die Kinder ins Feindesland ausgesandt werden. Renedala wird daraufhin zornig auf Rostakus und ruft: „Ich bin schon fast eine Frau und werde in Kürze ein Vingan sein.“ Rostakus lacht grausam und antwortet: „Schon bald wirst du mit deinem Gesicht im Dreck liegen und versuchen, deine Gedärme davon abzuhalten aus dem Loch in deinem Bauch zu quellen, das die ein Speer zugefügt hast. So ergeht es denen, die zu jung und blöd sind um zu wissen, dass ein Krieg Mord und Totschlag mit sich bringt!“

Dann fragt Rostakus Renedala, was sie in Bachwende wolle. Renedala erzählt ihm, dass sie ihren Bruder warnen wollte. Als Rostakus fragt, wo sich dieser Bruder aufhalte, erklärt Renedala, dass er sich sicherlich in der Hütte von Mirani aufhalte, der er liebend zugeneigt sei. Rostakus gerät daraufhin in Wut und ruft: „Was soll das heißen? Eine unserer Töchter ist eine Hure und vögelt mit einem Hund vom Clan der roten Kuh? Da seid ihr mir einige Antworten schuldig! Zuerst werde ich mich aber wohl mit dem Knaben unterhalten müssen! Man soll den Hundesohn und die Hure herbeibringen!“ Jhorn und Finfin klingeln die Ohren. Da die Clans der Region die katzenartigen Aluchse als Haustiere halten und auf Wölfe, Hunde und deren Verwandten nicht gut zu sprechen sind, ist der „Hundesohn“ eine doppelte Beleidigung. Die beiden Männer schauen sich an, bleiben aber zähneknirschend in ihrem Versteck. Sie denken an Kampf – den sie in dieser Situation sicherlich verlieren würden.

Ein paar Leute aus der Menschenmenge um Renedala und Rostakus werden ausgesandt und kommen etwas später mit Farnantyr und einer jungen Frau zurück. Rostakus spuckt sofort vor ihr aus und fährt sie gereizt an: „Mirani, du Schlampe, du machst´s mit einem Hund vom Clan der roten Kuh! Davon wird noch der Häuptling erfahren! Er soll wissen, wie du dich hier selbst entwürdigst.“ Die Clanangehörigen der Smaragdschwerter reagieren auf seine Worte mit zustimmendem Nicken. Eine Frau spuckt Mirani ins Gesicht und schreit: „Hure!“ Farnantyr versucht das Mädchen vor der Meute zu schützen. Ein Stein fliegt herbei und trifft in an der Seite seines Kopfes. Blut rinnt ihm über sein Gesicht und einen Moment lang ist er wie gelähmt. Dann ruft er: „Hört auf! Lasst sie in Ruhe!“ Rostakus lässt die Menschenmenge gewähren.

Noch immer schauen Jhorn und Finfin ohnmächtig der Szene zu. Irgendwann fliegen noch einige Steine mehr und einer von ihnen trifft Farnantyr so, dass er zu Boden geht. Die Frauen bespucken Mirani noch weiter, werfen ihr Schimpfworte zu und ziehen sie an den Haaren. Renedala schreit und stürzt auf Rostakus zu, der ihr ausweicht, lacht, sie fängt, übers Knie legt und versohlt. Unter Tränen schickt er sie zurück zu ihrem am Boden liegenden Bruder. Sein Gelächter schallt Jhorn und Finfin höhnisch in den Ohren.

Schließlich wird Mirani weggeführt. Während sie noch Farnantyrs Namen ruft, führt der Clan der Smaragdschwerter sie zu ihrem Häuptling. Den halb ohnmächtigen Farnantyr lassen die Menschen am Flussufer zurück.

Auch auf dem Rückweg ins Fort der roten Kuh nehmen Jhorn und Finfin den Weg durch die unterirdischen Gänge. Sie haben den verletzten Farnantyr dabei, was die Sache nicht leichter macht. Sie haben aber immerhin auch die ortskundige Renedala dabei, die sie relativ sicher führen kann. Irgendwann in der Nacht erreichen die Abenteurer erschöpft Jostharl Dreistocks Gemüsekeller, wo bereits Barmast und Ustarna Tatenreich auf sie warten. Die kundige Heilerin hat sich in der Zwischenzeit Barmasts Nase und seine Schürwunden angesehen und ihm Linderung verschafft. Nun bringen die Versammelten Farnantyr nach Grünweide in die Scheune, in der sich Mersyn und Orldes aufhalten.

Dort angekommen wartet ein ernstes Gespräch auf Farnantyr, der zunächst recht froh ist, nicht über Mirani befragt zu werden. Er berichtet jedenfalls recht offenherzig von seinen Rendezvous mit der Nymphe und sagt: „Ich konnte einfach nicht widerstehen. Ihr habt sie ja selbst gesehen! Ich glaube nicht, dass es mehr als Sex war. Wir trafen uns an einem Teich in einer großen Höhle irgendwo in den Tunneln. Ich bin oft dorthin gegangen um sie zu treffen. Das konnte aber doch keine dauerhafte Beziehung sein, oder? Ich bin schließlich nur ein Bauernsohn und habe noch nicht einmal genug Ochsen, um sie vor meinen Pflug zu spannen. Was für ein Interesse hat ein göttliches Wesen an mir?“

Mersyn macht Farnantyr klar, dass seine Untreue offenbar der Grund für Agilias Zorn und ihre Entführung der Kinder ist. Farnantyr wirkt er wie am Boden zerstört und stöhnt: „Ich habe so etwas nie beabsichtigt. Ich habe alles falsch gemacht.“ Barmast mahnt: „Du wirst dich mit der Nymphe treffen müssen. Morgen! Die Angelegenheit muss baldmöglichst bereinigt werden.“ Farnantyr ist einverstanden, aber es ist ihm anzusehen, dass er auch Angst vor der Szene hat. Er fügt hinzu: „Ich werde Mirani nicht betrügen! Ich liebe sie. Das müsst ihr der Nymphe erklären.“

Chiarina:


Es ist der Gottestag der Todeswoche in der Seezeit 1618. Noch in der Morgendämmerung schmuggeln die Abenteurer Mersyn und Orldes auf einem Rinderkarren ins Fort der roten Kuh. Sie betreten mit Finfin, Jhorn und Barmast zusammen vom Gemüsekeller Jostharl Dreistocks aus erneut die Gänge unter dem Ort – Farnantyr haben sie im Schlepptau. Er zeigt ihnen den Weg zu der Höhle im Gangsystem, wo er sich mit Agilia getroffen hat. Auf dem Grund des dort befindlichen Teiches schlafen und spielen derzeit die vermissten Kinder – ein oder zwei von ihnen tauchen kurz aus den Fluten auf, winken den Neuankömmlingen zu und verschwinden dann wieder im Wasser. „Wie ist das möglich?“, fragen sich einige der Abenteurer.

Schon bald nach ihrer Ankunft taucht Agilia aus dem Wasser auf. Sie gleicht einer strahlenden Schönheit und sagt: „Geliebter! Ich wusste, dass du zurückkommst!“ Farnantyr wirkt etwas erschrocken und wirft den Spielerfiguren flehentliche Blicke zu. Leide bittet er sie: „Könnt ihr ihr nicht erklären, dass wir keine Geliebten mehr sein können, weil ich jemand anderes gefunden habe?“

Agilia merkt schon sehr schnell, dass Farnantyr nicht gekommen ist, um zu ihr zurückzukehren. Ihr Gesicht verwandelt sich schnell wieder in das der Hexe mit den Schlangenhaaren. Die Kinder hören auf zu spielen und tauchen tief in den See ein. Farnantyr hockt sich auf den Boden und winselt angsterfüllt.

Mersyn stößt Farnantyr in die Rippen. Sie bedeutet ihm, sich zusammenzureißen, sich zu erklären und sich bei Agilia zu entschuldigen. Das bekommt Farnantyr mit Mühe hin. Dann erklärt Barmast, in welcher prekären Situation sich der Clan der roten Kuh befindet, seit Agilia ihre schützende Hand von ihm genommen hat. Er bietet der Nymphe den zitternden Farnantyr an... als Geliebter ist er nicht mehr zu gebrauchen, als Diener vielleicht aber schon. Ein unheilvolles Grinsen geht über Agilias Gesicht. Sie sagt Barmast, dass diese Person Farnantyr für sie keine Bedeutung mehr besitze. Barmast hingegen könne sie sich durchaus als Geliebten vorstellen. Agilia rückt näher an den Geisterkundigen heran und mustert ihn neugierig. Da ergreift Orldes das Wort und erzählt ihr, dass es die Jugend sei, die zukünftigen Generationen von ihrer Existenz erzählen werde. Genau diese Jugend sei aber hier in ihrem Teich gefangen. Die Kinder scheinen glücklich zu sein. Wäre es nicht schön, wenn sie im Clan der roten Kuh von den glücklichen Erlebnissen in Agilias Reich berichten könnten? Agilia scheint nicht allzu interessiert. Sie macht eine wegwerfende Handbewegung und erwidert kalt: „Es ist recht. Nehmt sie mit. Der Heortbach hingegen wird weiter meinen Zorn in seinen Fluten mit sich führen!“ Jhorn räuspert sich und ergreift das Wort. Sein Thema ist Gerechtigkeit. Er versucht Agilia deutlich zu machen, dass der Schuldige Farnantyr sei und vor ihr stehe, dass sie aber den ganzen Clan leiden lasse. Agilia schweigt. Mersyn erzählt ihr daraufhin, dass eine Wiederherstellung der alten Ordnung sicherlich Anlass für ein Frühlingsfest am Heortbach sei, an dem Agilias Stärke und Weitsicht gepriesen werden könnte. Agilia schweigt. Schließlich spricht Barmast noch einmal und erinnert Agilia an die Naturgeister, die sich in ihrem Reich befinden: „Sie alle tragen deinen Zorn und zeugen von deiner Macht. Aber haben nicht auch sie eine andere Existenz verdient?“ Barmast stimmt ein paar beschwörende Worte an und ruft die Geister des Wassers herbei. Schließlich steigen zwei durchscheinende, schillernde Männergestalten aus dem Teich, die Agilia ermattet ihre Hände auf die Schulter legen. Lange stehen sie da, während Agilia ganz allmählich in sich zusammensinkt. Sie lässt ihre Schultern fallen, ihre Schlangenhaare bilden sich zurück, ihre Schuppenhaut glättet sich. Schließlich wendet sie sich ab, schreitet mit den beiden Wassergeistern auf den Teich zu und spricht mit nahezu tonloser Stimme: „Es ist gut.“ Dann steigt sie ins Wasser und verschwindet.

Kurz darauf springen die Kinder aus dem Teich. Staunend stellen die Anwesenden fest, dass sie von Agilia eine Gabe erhalten haben. Hinter ihren Ohren befinden sich Kiemen, zwischen Fingern und Zehen haben sie ein paar Schwimmhäute. Guter Dinge kehren alle Anwesenden in Jostharl Dreistocks Gemüsekeller zurück. Es ist inzwischen Nachmittag. Finfin und Barmast begeben sich zur Halle von Broddi Sippenstark und lassen den Häuptling des Clans von einem Leibwächter wecken. Finfin bittet ihn, zum Hof von Jostharl Dreistock mitzukommen, aber Broddi ist noch schläfrig und würde lieber im Warmen vor Mahomets Feueraluchs bleiben. Finfin verdeutlicht ihm, dass es um Dinge geht, die vielleicht nicht jeder Leibwächter wissen muss. Daraufhin wirft sich Broddi eine Decke über und folgt ihm.

Der Clanhäuptling bekommt die gesamte Geschichte erzählt. Über das unvorsichtige Vorgehen der Gruppe am Grabhügel runzelt er die Stirn, auch die Art und Weise, wie sie mit Renedala gesprochen haben, findet nicht seine Zustimmung.
Seine erste Reaktion betrifft den neu entdeckten Ausgang der unterirdischen Gänge in unmittelbarer Nähe des Dorfes Bachwende auf dem Gebiet der Smaragdschwerter. Er beschließt, die entsprechenden Verbindungsgänge zu sperren. Eine Entdeckung dieser Gänge durch die Feinde sei viel zu gefährlich. Abgesehen davon zeigt sich Broddi zufrieden mit den Erfolgen seiner Männer und Frauen. Er sagt: „Offenbar muss man auf der Hut vor euch sein, denn wo ihr euch bewegt, da lauert Gefahr. Dennoch habt ihr einiges erreicht. Ein Platz beim Raub der Riesenkühe im nächsten Jahr dürfte euch sicher sein.“

Es wird auch über die Zukunft von Farnantyr gesprochen. Broddi behauptet, eine Hochzeit zwischen Farnantyr und Mirani könnte ein guter Weg sein einen Friedensvertrag zu schließen. Noch sei die Situation dafür allerdings nicht gekommen. Für einen solchen Schritt seien Bemühungen aller Ratsmitglieder notwendig.

Mersyn nutzt die Gelegenheit, Broddi auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Sie wird wie Orldes auch nicht länger im Fort der roten Kuh leben können, da sich Verräter unter den Clanmitglieder befinden, die ihre Anwesenheit an die lunaren Besatzer verraten könnten. Wäre es nicht richtig, diesen Leuten ihre Grenzen aufzuzeigen? Broddi lächelt gequält und antwortet: „Mersyn, mein Kind! Ich hoffe noch lange meine schützende Hand über dich halten zu können, aber ich fürchte gleichzeitig den Tag, an dem das nicht mehr möglich sein wird.“

Daraufhin verlassen Mersyn und Orldes das Fort der roten Kuh – so heimlich wie sie gekommen sind.

-

Naja – wir sind mit dem ersten Abenteuer der Kampagne durch. Die Situation im Dorf Bachwende war für meinen Geschmack zu undramatisch. Das lag an vorsichtigen Spielern und einer phänomenal geglückten Probe auf Tarnung. Etwas schade.

Ich werde allerdings diese tolldreiste Göre Renedala demnächst ihren Clanbrüdern und –schwestern noch ein wenig von der Feigheit Jhorns und Finfins erzählen lassen, die sich am Ufer versteckt haben, während sie persönlich sich mit Rostakus Doppelbandit angelegt hat! Ha!

Noch immer gibt es zwischendurch Momente, in denen wir über die Regeln sprechen müssen. Das liegt aber daran, dass wir uns lang nicht mehr gesehen haben und einiges neu geklärt werden musste. Im Großen und Ganzen läuft das System und tut das, was es soll. Nächster Schritt: Ressourcenregeln durchlesen. Spätestens wenn die Seezeit vergangen ist, muss ich die anwenden können.

Nach diesem Abenteuer kann jedenfalls eine ganze Menge geschehen. Ich denke, ich lasse die Fehde zunächst einmal noch etwas eskalieren. Es lenkt die Spielerfiguren ein wenig vom lunaren Imperium ab. Mit dem werden wir später vermutlich noch genug zu tun bekommen.

Chiarina:


Es ist der Lehmtag der Fruchtbarkeitswoche in der Seezeit 1618. Drei Tage nach der Rückkehr von Agilias Kindern in den Hof von Jostharl Dreistock feiert der Clan der roten Kuh zu Ehren Ernaldas das Fest der Aussaat. Während der Feierlichkeiten kursieren ein paar interessante Geschichten aus der Ferne. Im südlich gelegenen Land Kethaela scheinen anarchische Zustände zu herrschen. Während sich Hochkönig Broyan noch immer in Weißwall verschanzt, zieht Fazzur der Belesene bei Wilmskirch Truppen zusammen um mit einer weiteren Invasion Heortland den Rest zu geben. Im Fort der roten Kuh wird an diesem Tag allerdings fröhlich gefeiert und auch Finfin, Jhorn, Engerim und Barmast tummeln sich in der Menge. Mersyn und Orldes meiden allerdings die Siedlung, weil sie von den Besatzern des lunaren Imperiums als Verräter eingestuft und deshalb gesucht werden. Sie verstecken sich weiterhin in einer Scheune in Grünweide, nicht weit vom Hof, an dem auch Finfin arbeitet.

Bei allem Spaß erleben Finfin und Jhorn doch auch den ein oder anderen seltsamen Augenblick. Bekannte, die ihnen gegenüber in der Vergangenheit offen und aufgeschlossen waren, verhalten sich distanziert und zurückhaltend. Noch während sich die beiden Männer nach der Ursache fragen, erscheint Finfins Schwester Ida und beginnt zu erzählen: „Hört zu, ich bin nicht hier, um euch Vorschriften zu machen, ihr solltet aber wissen, dass Renedala im Dorf die Geschichte erzählt, wie sie sich als Heranwachsende ganz allein dem Waffenmeister der Smaragdschwerter Rostakus Doppelbandit entgegenstellte, während sich zwei erwachsene Männer ihres Clans hinter Felsen am Flussufer versteckten und während der Angelegenheit nur zusahen. Ihr könnt euch denken, wie solche Geschichten die Meinung, die einige unserer Leute von euch haben, verändert.“ Finfin und Jhorn schauen sich an und schweigen einen Moment. Dann sagt Finfin: „Ida, glaub´ mir: wir haben das Richtige getan. Jedes andere Verhalten hätte zu einer Katastrophe geführt!“ Ida zuckt daraufhin mit den Schultern und sagt: „Ihr braucht mir nichts zu erklären. Überzeugt lieber unsere Leute davon, dass ihr keine Feiglinge seid!“ Mit einem aufmunternden Nicken, knallt sie ihr Glas Met gegen die Humpen von Finfin und Jhorn, dann rauscht die mit ihren wehenden roten Haaren ab.

Etwas später bekommen die Festteilnehmer Wind von einer anderen Angelegenheit: Jarstak Bürstenbart, ein Leibwächter des Clanhäuptlings Broddi, erscheint sichtlich schlecht gelaunt, trinkt viel und spricht mit Kangharl Schwarzstirn. Noch etwas später erscheint Häuptling Broddi Sippenstark selbst. Auch er scheint verärgert zu sein. Schnell macht ein Bericht über einen Vorfall in Broddis Halle die Runde. Jarstak Bürstenbart bat am Morgen Broddi darum, einem Viehdiebstahl auf den Ländereien der Smaragdschwerter zuzustimmen. Broddi aber – in seiner Angst vor einer Ausweitung der Fehde – verbat den Raub und sagte: „Nur ein Narr sticht mit einem Stock in ein Hornissennest, du hältst dich von den Smaragdschwertern fern!“

Eine Weile lang schauen sich die Abenteurer an, wie Kangharl Schwarzstirn auf den immer betrunkener werdenden Jarstak Bürstenbart einredet und dieser immer wütender wird. Irgendwann schüttelt Barmast den Kopf. Er sagt: „Orlanths Rassel ist Jarstak schlecht bekommen. Er verhält sich wie ein dummer Junge.“ Dann macht er sich auf den Weg ins freie Feld um dort mit ein paar Geistern Zwiesprache zu halten. Noch später begibt er sich zu seiner Hütte und legt sich schlafen. Auch die anderen Abenteurer verlassen irgendwann das Fest. Finfin und Jhorn wandern noch ein paar Kilometer in Richtung Grünweide um Mersyn und Orldes ein paar Stücke vom Festtagsbraten zukommen zu lassen.

In der Scheune, in der die beiden Rebellen untergebracht sind, werden aber schon andere Pläne geschmiedet. Die kürzlich entdeckten Gänge unter dem Fort der roten Kuh haben die Phantasie von Mersyn und Orldes angestachelt. Die Rede ist von Schätzen und weiteren Ausgängen. Orldes schwärmt ein wenig davon, das Gangsystem zu kartographieren. Als Finfin und Jhorn eintreffen und von ihren Plänen hören, zeigen auch sie Interesse. Es wird beschlossen, dass noch in derselben Nacht, wenn ein Großteil der Bewohner im Fort der roten Kuh betrunken sind, eine weitere Expedition in das Gangsystem zu starten.

Spät in der Nacht begeben sich Finfin, Orldes, Mersyn und Jhorn zur Siedlung. Jhorn wird vorausgeschickt um nachzusehen, wer die Torwache übernommen hat. Erleichtert stellt er fest, dass es sich um Enerin Bürstenbart handelt. Der Mann ist ein Rebell, er wird Orldes und Mersyn nicht verraten. Noch etwas später steigen die vier Abenteurer über den Zaun des Hofes von Jostharl Dreistock und begeben sich in den dortigen Gemüsekeller.

Finfin verschwindet noch einmal kurz und klopft bei Engerim, um auch ihn zur Teilnahme an ihrer Expedition zu bewegen. Engerim packt ein paar Sachen zusammen und schließt sich seinen Freunden an. Nur Barmast fehlt.

Die Erkundung der Gänge unter dem Fort der roten Kuh verläuft etwas besser als beim ersten Mal, was hauptsächlich daran liegt, dass die Abenteurer genügend Lichtquellen dabei haben. Die Gruppe profitiert auch vom Spürsinn der beiden Aluchse von Finfin und Jhorn. Die Tiere wittern die in den Gängen lebenden Schuttläufer und helfen so der Gruppe eine weitere Begegnung mit den unangenehmen Nagern zu verhindern. Trotzdem kommt bei der Exkursion nicht viel heraus. Der ansonsten mit einem guten Orientierungssinn ausgestattete Engerim kommt in den Gängen schlecht zurecht, Orldes´ Kartographierungsversuche schlagen fehl und auch Mersyns bärenartiger Geruchssinn bringt nicht viel. Ein paar Stunden später klettern die Abenteurer gesund, aber etwas frustriert wieder in Jostharls Dreistocks Gemüsekeller aus den Gängen hinaus. Sie beschließen, Barmast aufzusuchen und ihm von ihren Erlebnissen zu berichten.

In Barmasts Hütte geschehen soeben allerdings ganz andere Dinge. Im düsteren Morgengrauen klopft es an seiner Tür. Der Geistermagier öffnet zögerlich die Tür und sieht Kangharl Schwarzstirn und Salissa Dreigatten vor sich. Erstaunt bittet er die beiden hinein. Sie erzählen ihm, dass sie soeben vom Fest der Aussaat kommen und auf ihrem weiteren Weg einen kleinen Abstecher gemacht haben, um ihn zu besuchen. Barmast murmelt etwas davon, dass ihr Besuch ihn ehre und macht ihnen einen Tee. Kangharl und Salissa wirken etwas ungeduldig, sie warten aber, bis Barmast seiner Rolle als Gastgeber nachkommen konnte.

In diesem Moment erreichen Finfin, Orldes, Jhorn, Mersyn und Engerim Barmasts Hütte. Finfin will die Tür öffnen, da hört er in der Hütte ein leises Gespräch. Wer besucht Barmast zu dieser unmöglichen Zeit? Finfin gibt seinen Freunden ein Zeichen und die Gruppe versteckt sich in einiger Etnfernung in ein paar Büschen. Hier beobachten sie die Hütte, um zu erfahren, welche Besucher den Ort wieder verlassen. Einen Moment müssen sie allerdings noch warten.

Im Inneren der Hütte spricht Kangharl mit Barmast: „Jarstak Bürstenbart bereitet einen Raubzug auf die Ländereien der Smaragdschwerter vor und sucht nach Mitstreitern. Er hat erfahren, dass die Smaragdschwerter uns Cinsina nicht mehr den „mutigen“, sondern den „feigen“ Stamm nennen, wahrscheinlich deshalb, weil niemand von uns den Blutpreis für erlittenes Unrecht eintreibt. Nach Jarstaks vergeblicher Bitte bei Broddi, unser Häuptling möge sein Vorhaben unterstützen, hat er beim Fest geschworen, den Raubzug auf das Dorf Bachwende ohne Erlaubnis zu unternehmen. Es gibt einige junge Männer, die ebenfalls daran interessiert sind. Wir sind hier, um auch euch um eine Teilnahme zu bitten. Es ist die Gelegenheit für euch, euch einen Namen zu machen. Für mich ist es unerträglich, dass die Mörder meiner Frau ihre Nase über uns rümpfen und über unsere Schwäche spotten. Ich kann nicht vergessen, wie sie mein Heim niedergebrannt haben und ich mit anhören musste, wie meine Frau im Inneren schrie während sie verbrannte. Jede Nacht träume ich davon und wache schweißgebadet auf, es bleibt mein Verlangen nach Rache. Das Wergeld, das Broddi mit Duruvan ausgemacht hat, werde ich nie akzeptieren können. In diesem Sommer, das schwöre ich bei Orlanth, wird Korlmhor der Flinke für das, was er mir angetan hat, büßen. Im Moment soll aber der Raubzug reichen um den Smaragdschwertern ein paar blutige Nasen zu verpassen. Vielleicht gewähren mir dann meine Ahnen einen Moment Ruhe.“

Barmast reagiert zurückhaltend und gibt Kangharl zu verstehen, dass Broddi  mit seinem Verbot lediglich versucht ein Blutvergießen zu verhindern. Kangharl wisse selbst, wie wenig sich Jarstak Bürstenbart unter Kontrolle hat. Mit diesem Führer ist zu befürchten, dass aus einem harmlosen Viehdiebstahl ein furchtbarer Krieg werden kann.

Dann spricht Salissa: „Als ich im Clan unter den Weiden aufwuchs konnten die Ernaldapriesterinnen und die Göttersprecher immer sicher sein, dass Orlanth sie beschützt und ihnen zugefügtes Unrecht wiedergutmacht. Ich befürchte, das ist derzeit im Clan der roten Kuh keine Selbstverständlichkeit mehr. Es gibt hier einfach zu wenige, die dem Clan beistehen, wenn seine Ehre auf dem Spiel steht. Bedenkt auch, was für euch auf dem Spiel steht. Ihr seid aufgrund eures Angriffs auf den Grabhügel dafür verantwortlich, dass der Clan zehn Kühe an die Männer und Frauen des lunaren Imperiums zahlen muss. Habt ihr diese Kühe? Nein? Dann holt sie euch doch einfach von den Smaragdschwertern, so könnt ihr eure Schuld begleichen!“

Barmast ist etwas schockiert und fragt: „Woher habt ihr diese Information?“ Salissa antwortet: „Es wurde im Rat darüber gesprochen.“ Stirnrunzelnd beginnt Barmast zu grübeln, da fügt Kangharl hinzu: „Wir sind auch hier, weil wir hofften, weitere Männer zu gewinnen. Hat nicht eine Weile lang Orldes bei dir gewohnt, Barmast?“ Barmast stimmt zu, erklärt aber, dass der Ort für den kleinwüchsigen Schreiber – jetzt wo er als Rebell gegen das lunare Imperium gilt – zu gefährlich geworden sei. Kangharl fügt hinzu: „Ich will nicht zu sehr in euch dringen und muss nicht unbedingt wissen, wo sich der Zwerg befindet. Wenn ihr ihn aber seht, dann erzählt ihm doch, dass auch Farandar Orendalsson seine Teilnahme an dem Raubzug zugesichert hat. Er hält die Smaragdschwerter und überhaupt den gesamten fetten Stamm – die Dinacoli – für Kollaborateure des lunaren Imperiums und begrüßt einen Schlag gegen sie. Derzeit versucht er sogar, den brühmten Widerstandskämpfer Orstalor Speerherr und seine Truppe davon zu überzeugen an dem Raubzug teilzunehmen.“

Barmast beginnt zu wanken. Kangharl und Salissa haben ein paar gute Argumente auf ihrer Seite. Einen Moment Bedenkzeit braucht er aber noch. Daher fragt er, wie es weitergeht. Kangharl erklärt ihm, dass er derzeit in Tormakts Farm, seinem Heim, Teilnehmer für den Viehdiebstahl versammelt. Wenn Barmast bereit ist, soll er dorthin kommen. Er werde dann stets ein Platz am Feuer seiner Halle finden. Barmast dürfe aber nicht zu lange überlegen. In ein paar Tagen werde man aufbrechen. Nach diesen Worten verabschieden sich Salissa und er.

Vor der Tür beobachten Finfin, Jhorn, Mersyn, Orldes und Engerim, wie Kangharl und Salissa Barmasts Hütte verlassen und davon ziehen. Als sie bei dem Geistermagier an die Tür klopfen fällt der erste Sonnenstrahl über die Hügel der Ländereien vom Clan der roten Kuh. Barmast erzählt seinen Freunden von seinem Gespräch mit Kangharl und Salissa, woraufhin die unterschiedlichsten Pläne geschmiedet werden. Irgendwann einigen sich die Abenteurer auf zwei Dinge:

Zunächst einmal muss Broddi informiert werden. Jarstaks Raubzug kommt einem Putschversuch gleich. Broddi muss davon erfahren, sonst ist er die längste Zeit Häuptling des Clans der roten Kuh gewesen.

Und dann wollen die Abenteurer Broddi vorschlagen, einen eigenen Viehdiebstahl durchzuführen. Broddi hat Jarstak den Viehdiebstahl verboten, niemand zwingt ihn aber, ihnen gegenüber genauso zu handeln. Wenn die Abenteurer Jarstak und seinen Männern im Auftrag Broddis zuvor kommen und ohne Blutvergießen mit ein paar guten Kühen das Fort der roten Kuh erreichen, haben sie viel erreicht: Sie hätten ihre eigene Schuld beglichen, Jhorn und Finfin hätten ihren Mut unter Beweis gestellt und den Männern um Jarstak Bürstenbart wäre der Wind aus den Segeln genommen. Vielleicht kann auf diese Art und Weise das Schlimmste verhindert werden.

Es ist der Windtag der Fruchtbarkeitswoche in der Seezeit 1618. Nach zwei Stunden Schlaf in Barmasts Hütte begeben sich Jhorn, Finfin, Engerim und Barmast zu Broddi. Mersyn und Orldes bleiben in Barmasts Hütte zurück. Nachdem Broddi gehört hat, was die Abenteurer vorhaben, reagiert er ablehnend: "Wenn man euch feige nennt, müsst ihr da gleich größenwahnsinnig werden? Ihr wollt zu sechst einen Viehdiebstahl bei den Smaragdschwertern durchführen? Ich muss auch das verbieten, denn ich kann nicht einfach so leichtsinnig das Leben meiner Männer wegwerfen! Aber selbst wenn euch das gelingen sollte: Was glaubt ihr, was hier los ist, wenn all die Männer, die sich um Jarstak Bürstenbart versammelt haben, erfahren, dass ich ihren Viehdiebstahl verboten, euren aber erlaubt habe... und dass ihr diesen Raub auch noch so schnell durchgeführt habt, dass ihr Kangharl und die anderen damit vor vollendete Tatsachen stellt? Was geschieht, wenn diese aufgebrachten Männer unverrichteter Dinge wieder gehen müssen? Auf diese Weise rettet ihr keinen Clan, ihr vergrößert lediglich die Kluft zwischen den unterschiedlichen Parteien.“

Ratlos schauen die Abenteurer Broddi Sippenstark an. Seine Rede hat ihnen für einen Moment die Sprache verschlagen. Dann aber setzt Broddi hinzu: „Ich kann Jarstaks Raubzug nicht im Nachhinein noch erlauben. Wenn ihr aber etwas tun wollt, dann nehmt trotzdem daran teil. Versucht zu verhindern, dass der Diebstahl außer Kontrolle gerät. Das ist schwer genug! Wenn euch das gelingt, sind euch ein paar Kühe aus meiner Herde sicher.“

Zögernd beginnen die Anwesenden zu nicken. Sie sind mit Broddis Vorschlag einverstanden. Auf dem Rückweg zu Barmasts Hütte schmieden sie aber bereits andere Pläne. Jhorn spricht: „Auch bei so einem friedlichen Auftrag kann ein quergeschlagener Pfeil, der Rostakus Doppelbandit zur Strecke bringt, nicht immer vermieden werden!“ Engerim antwortet: „Durch einen versehentlichen Schlag von hinten in den Rücken von Kangharl Schwarzstirn könnte man dann auch gleich ganz reinen Tisch machen!“ Barmast sagt aber: "Damit warten wir besser noch einen Moment. Vielleicht ist ein stärkerer Häuptling als Broddi gar keine schlechte Idee!"

-

Das war trotz ausgiebiger Planung eine spannende Sitzung. Wir haben nur wenig gewürfelt und uns stattdessen die Köpfe heißdiskutiert. Am Ende hätte man wohl normalerweise eine Probe machen lassen, ob die Abenteurer Broddi überzeugen können. Das war aber nicht mehr möglich, denn meine Worte hatten bereits sie überzeugt. Noch immer sind die Spielerfiguren durchaus nicht immer der gleichen Meinung und müssen ihre Vorschläge durch gute Argumente untermauern. Noch immer ist auch gar nicht klar, in welcher Richtung die beste Lösung liegt. Das Abenteuer lässt die Figuren in eine Zwickmühle nach der anderen laufen, was in der heutigen Runde zu Hochspannung geführt hat.

Inzwischen gibt es noch zwei Spieler, die sich mit mir gemeinsam um die Klärung der Regeln kümmern. Ich bin angesichts der unübersichtlichen Regeln froh um diese Unterstützung. Wir habe nur noch ein paar kleine Lücken, die sich nicht eindeutig füllen lassen (unter anderem deshalb, weil sich Regeltext und Beispiele widersprechen – ächz). Immerhin sind wir jetzt alle gleichermaßen bereit dazu, die Restunklarheiten durch Hausregeln festzuzurren.

Unser nächstes Ziel besteht darin, solche Planungsgespräche noch mehr In-Game durchzuführen. Ich bemühe mich zwar darum, scheue mich aber als Spielleiter oft davor, In-Game einzufordern, weil ich dadurch auch immer wieder Diskussionen unterbreche, über die ich ja eigentlich sehr froh bin. Toll ist aber auch in dieser Hinsicht: Es herrscht Einigkeit. Alle wollen mehr In-Game spielen! Vielleicht haben wir eine Chance dazu, wenn wir keine Regeln mehr besprechen müssen.

Ich bin schon sehr gespannt auf´s nächste Mal. Da wird der Viehdiebstahl wohl stattfinden.

Chiarina:


Nachdem Mersyn und Orldes in Barmasts Hütte von der Unterredung mit Häuptling Broddi Sippenstark erfahren, bereiten die Freunde ihre Teilnahme am Viehdiebstahl Jarstak Bürstenbarts vor. Engerim spricht noch einmal bei Häuptling Broddi Sippenstark vor und gerät dabei in ein gemeinsames Frühstück des Häuptlings mit Königin Ivartha Wolfshäuterin und ihrem Gefolge. Die Königin unterhält sich soeben mit einem ihrer Leibwächter, einem Mann namens Vastyr Bluthemd vom Grünheft Clan, dessen Gesicht von Narben gezeichnet ist. Er verabschiedet sich von der Königin und verlässt die traute Runde. Engerim wird begrüßt und bittet daraufhin Broddi, ihm für den Viehdiebstahl den gläsernen Schmetterling aus dem Clanschatz mitzugeben. Mit diesem Artefakt lassen sich über begrenzte Entfernung Nachrichten verschicken. Broddi schärft Engerim ein, wie wichtig das Artefakt für den Clan ist, besonders im Winter, wenn das Land verschneit ist und sich Nachrichten auf andere Weise nur sehr mühsam übermitteln lassen. Engerim bekommt den Befehl, für die Rücksendung des Schmetterlings zu sorgen, und wenn es das letzte sei, was er in seinem Leben tue. Engerim gelobt ernst, dass er genau so zu handeln gedenkt. Danach macht er sich mit dem Artefakt auf den Weg zu Tormakts Farm, dem Heim Kangharl Schwarzstirns, in dem sich die Plünderer versammeln wollen.

Finfin und Jhorn statten dem Hof von Jostharl Dreistock einen Besuch ab. Sie wollen mit Farnanthyr sprechen, der immerhin aufgrund seiner Geliebten Mirani in der Vergangenheit mehrfach heimlich das Dorf Bachwende besucht hat und eine gewisse Ortskenntnis erworben haben dürfte. Finfin und Jhorn wissen, dass sich der Stamm der Dinacoli, zu dem die Smaragdschwerter gehören, mit dem lunaren Imperium recht gut arrangiert hat. Sie wissen aber auch, dass diejenigen, die den Glauben an die rote Göttin des lunaren Imperiums ablehnen und weiterhin Orlanth und Ernalda die Treue halten von ihren Stammesgenossen die Ländereien weggenommen bekommen haben und als Knechte dienen müssen. Finfin und Jhorn hoffen, dass sich diese Leute irgendwie organisieren lassen und dann durch einen Aufstand oder ähnliches sowohl dem lunaren Imperium als auch dem gegnerischen Clan einen empfindlichen Schlag versetzen. Sie nehmen an dem Viehdiebstahl unter anderem deshalb teil, weil sie mehr über diese Unzufriedenen herausfinden wollen. Zuerst aber fragen sie Farnanthyr, was er über sie weiß. Viel ist es nicht. Farnanthyr kennt den Hof seiner Geliebten Mirani und weiß auch, dass einer der Knechte, die dort arbeiten, zu diesen Leuten gehört. Er weiß, dass der Knecht Durgur heißt, aber die Lage des Hofes und das Aussehen des Mannes kann er nur so ungefähr beschreiben, dass Finfin und Jhorn zweifeln, ob sie ihn finden können. Jhorn versucht daher, Farnanthyr zur Teilnahme am Viehdiebstahl zu überreden und behauptet, dass das vielleicht eine gute Gelegenheit sei, seine geliebte Mirani zu sich nach Hause zu holen. Farnanthyr denkt einen Moment nach und erklärt sich dann dazu bereit, mitzukommen. Zu dritt machen sie sich auf den Weg zu Tormakts Farm.

Mersyn und Orldes haben immer noch keine Möglichkeit sich im Fort der roten Kuh blicken zu lassen. Sie wollen sich daher sofort mit Barmast auf den Weg zu Tormakts Farm machen. Als sie aber den Geistermagier dazu auffordern, seine Sachen zusammenzupacken, sehen sie, wie der Mann über einer rauchenden Schale sitzt und sich offenbar in Trance befindet. Vorsichtig sprechen sie ein paarmal auf ihn ein, dann gewinnt er für einen Moment sein Bewusstsein zurück. Er schaut Mersyn und Orldes durch kleine Augenschlitze an und sagt: „Die Totengeister rufen ihre zurückgelassenen Freunde! Ich muss sie besänftigen!“ Dann fällt er wieder in seine Trance zurück. Bedauernd lassen Mersyn und Orldes den Mann zurück und setzen sich in Richtung Tormakts Farm in Bewegung. Sie sind die ersten, die am Wohnort Kangharl Schwarzstirns ankommen. Vor dessen Gutshaus errichtet Jaranil der Donnerer, der erste Leibwächter Broddis, einen Scheiterhaufen, auf dem Gaben für Orlanth dargebracht werden sollen. Wie üblich bitten die Plünderer Orlanth darum, dass er ihr Vorhaben wohlgefällig betrachtet.

Mersyn und Orldes grüßen den Mann, dann betreten sie die Farm selbst. Im Haus treffen sie auf weitere Teilnehmer des Raubzuges:

Neben Jarstak Bürstenbart, dem Initiator des Plünderzuges, und Kangharl Schwarzstirn, seinem mächtigen Freund, werden sie auch von Farandar Orendalsson begrüßt. Der Widerstandskämpfer gegen das lunare Imperium hat versucht, den legendären Orstalor Speerherr für die Sache zu gewinnen. Der Mann liegt allerdings mit Mikis Schlammhühnern, wie seine Guerillakämpfer genannt werden, an der Königsstraße und lauert lunaren Handelskarawanen auf. Für einen Viehdiebstahl hat er gegenwärtig keine Zeit. Farandar aber will seinen Beitrag leisten.

Auch Frekor Tiefwald, der Vertreter von Odayla, des Jagdgottes, ist anwesend. Er ist der Mentor Mersyns und begrüßt sie herzlich. Dann setzt er sich mit ihr etwas abseits, schärft seine wertvollen Eisenwaffen und erzählt, dass Jarstak ihn gebeten hat, für den Raubzug seine Kenntnisse als Pfadfinder und Kundschafter zur Verfügung zu stellen. Nach wiederholten Bitten hat er zugesagt, allerdings bleibt er misstrauisch. Er erzählt Mersyn, dass er die Männer vom Clan der roten Kuh nach Bachwende führen, dann aber wahrscheinlich im Unterholz verschwinden wird. Mersyn nickt und schweigt.

Abgesehen von ihnen befinden sich 3 weitere Männer der Tormakting und ein Mann der Osmanning unter den Anwesenden.

Nicht viel später betritt ein weiterer Mann die Halle von Tormakts Farm. Sein Gesicht ist von Narben gezeichnet. Er stellt sich als Vastyr Bluthemd vor, entbietet den Anwesenden den Gruß von Königin Ivartha und erklärt, dass er das Zeichen für ihre Anteilnahme am bevorstehenden Raubzug sei. Er werde in ihrem Auftrag daran teilnehmen. Die Anwesenden reagieren erfreut.

Noch etwas später erreichen auch Engerim, schließlich auch Finfin, Jhorn und Farnanthyr Tormakts Farm. Alle Neuankömmlinge werden freundlich begrüßt und erhalten ein Glas mit warmem Met. In der Halle werden unterdessen ein paar Details besprochen: Frekor berichtet von Stellen, an denen der Bach gut überquert werden kann. Jarstak Bürstenbart erzählt davon, dass die Smaragdschwerter auf einer Weide im Zentrum ihres Dorfes ihren Preisstier weiden lassen. Durch den Raub dieses Tieres sei es möglich, den Smaragdschwertern einen demoralisierenden Schlag zu versetzen, der alle ihre Untaten rächen könne. Die Freunde hören sich Jarstaks Worte mit ungutem Gefühl an.

Erneut geht die Tür und Ortossi Ketilsson grüßt die Anwesenden. Der Mann ist ein weiterer Leibwächter von Häuptling Broddi Sippenstark, ein unermüdlicher Kämpfer, der bekannt ist für sein Schwert „Sturmhobel“, das einen Drachenknochen als Griff besitzt und ohne Ortossis Zutun kämpfen kann. Man berichtet auch von wahren Wundertaten, die der Mann mit seinem Schild veranstalten kann. Als Ortossi eintritt fährt Vastyr Bluthemd in die Höhe und scheint einen Moment lang seine Kontrolle verloren zu haben. Die beiden Männer wechseln einen kalten Blick, dann setzen sich beide.

Als letzter Teilnehmer des Viehdiebstahls schließt sich noch Orkarl Eisenbart an. Auch er ist ein legendärer Mann, der einst in einem Kampf erschlagen wurde, Jahre später aber von neuem Leben erfüllt in das Fort der roten Kuh zurückkehrte. Seit diesem Moment hat er seine Existenz dem Totengott Humakt geweiht. Orkarl spricht selten und auch diesmal begnügt er sich mit einem Nicken und setzt sich dann einfach zu den anderen Versammelten.

Schließlich finden sich 18 Plünderer vor dem Scheiterhaufen zusammen. Jaranil der Donnerer hält eine Ansprache, Mersyn schlachtet eine Kuh und schließlich brennt das Opferfeuer, dessen Rauch in einem kontinuierlichen, grauen Streifen zum Himmel aufsteigt. Jaranil der Donnerer spricht: „Orlanth ist mit uns, Freunde. Lasst uns aufbrechen!“, worauf Frekor Tiefwald die Gruppe im Schutz der Dunkelheit nach Osten in Richtung des Baches führt.

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