Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte

[Night´s Black Agents] The Dracula Dossier

(1/5) > >>

Chiarina:
Nach dreieinhalb Jahren und 23 Sitzungen Zalozhniye Quartet haben wir nun mit dem Dracula Dossier begonnen. Ich wollte mit „The Harker Intrusion“ als Intro anfangen und dachte, auf diese Art und Weise würde ich vor der spielleiterischen Herausforderung des Dracula Dossier noch eine kleine Verschnaufpause bekommen, was da aber gestern geschehen ist, war dann doch gleich der Sprung ins kalte Wasser.

Am Start sind fünf Spieler mit ihren Agenten:
Vasily – Computerexperte, ehemaliger Agent des weißrussischen Geheimdienstes
Yuri – russischer Schmuggler und Fälscher
Cevas – ehemaliges (?) Mitglied der Kosher Nostra, einer jüdischen Mafiaorganisation in den Vereinigten Staaten
Kristina – Schwedische Scharfschützin, Security Freelancer
Samir – ehemaliges Mitglied des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6
Vasily und Yuri haben das gesamte, Cevas fast das gesamte Zalozhniye Quartet miterlebt. Kristina ist zu Beginn des letzten Abenteuers dazu gekommen, Samir ist ein Neueinsteiger.

Aufgrund ihrer Erfahrungen kennen die Agenten ein paar Stärken und Schwächen der tellurischen Vampire. In unserem Zalozhniye Quartet ging es darum, dass eine russische Mafiaorganisation – die „Lisky Bratva“, Handlanger der vampirischen Verschwörung – ein besonderes Vampirblut und einen bakteriellen Nährboden zusammenbringen wollten. Wäre das gelungen, hätte es einen alten Fluch ausgelöst, der sofort das gesamte saudische Königshaus zu Vampiren und damit zu Mitgliedern der Verschwörung gemacht hätte. Die Agenten konnten das verhindern, waren am Ende aber auf die Zusammenarbeit mit dem Sonderkommando des britischen Geheimdienstes „Operation Edom“ angewiesen. Auf Anweisung hochrangiger Mitglieder von Operation Edom bekam ein kleiner Trupp britischer NATO-Soldaten, die im Südosten der Türkei stationiert waren, den Befehl mit den Agenten zusammen einen Zug zu stoppen. Was auch immer dem Befehlshaber dieser Einheit als Grund für diesen Auftrag genannt wurde, es war sicherlich keine Rede von einem menschengroßen Fledermausmann, der mit einem Saugrüssel seinen Gegnern versuchen würde, die Gesichtshaut vom Schädel zu reißen. Es war auch kaum vorauszusehen, dass der Befehlshaber bei der Sicherstellung einer verdächtigen roten Flüssigkeit von den Agenten, die eben noch mit ihm zusammengearbeitet hatten, überraschend liquidiert wurde. Diesen Leuten konnte nach dem Einsatz kein persönliches Verschulden nachgewiesen werden, dennoch gingen beide Seiten nach dem Einsatz in gegenseitigem Misstrauen auseinander. Es geht los:

All Inclusive (1)



Zu Beginn der Sitzung befinden sich Vasily, Yuri, Cevas und Kristina in Antalya und machen nach dem ganzen vergangenen Stress eine Weile All Inclusive Urlaub um mal richtig ausspannen zu können. Ihre Vergangenheit holt sie allerdings schon bald wieder ein. Samir, ein MI6 Agent mit indischen Wurzeln, war bis vor kurzem ebenfalls in der Türkei im Einsatz. Er hat von dem Kampf um den Zug Wind bekommen, ein paar Nachforschungen angestellt und musste schließlich feststellen, dass er seinen Job beim MI6 verloren hatte. Offensichtlich war er zu neugierig gewesen. Da er nun ohnehin nichts mehr zu verlieren hat, verolgt er die Spur der Agenten einfach weiter und stößt so auf die Urlauber in ihrer Hotelanlage. Ein paar Strandspaziergänge später erzählt Samir seine Geschichte, was Vasily reichlich knapp mit dem Satz: „Yeah, I know that feeling!“ kommentiert. Dann geschehen zwei Dinge in kürzester Zeit:

Zunächst einmal erhält Samir eine verschlüsselte email. Sie enthält Informationen über Vampire. Samir ist irritiert. Wer schickt ihm solchen hanebüchenen Unsinn? Will sich da jemand über ihn lustig machen? Samir hat Vasily als Computerspezialisten kennengelernt. Aus diesem Grund zeigt er ihm die email und fragt ihn, ob er ihm mehr darüber sagen kann. Vasily startet mit einer kleinen Untersuchung und stellt fest, dass die Verschlüsselung aus zivilen Nutzungsbereichen stammt. Sie ist relativ gut, aber nicht phänomenal. Er kann außerdem noch ermitteln, dass die email aus London stammt. Die Informationen über Vampire sind Vasily zum größten Teil bekannt. Der Absender hat Informationen zusammengefasst und hat auch ein paar originäre Scans angefügt, insgesamt scheint das Vasily aber nicht viel mehr als Hühnerfutter zu sein: Hier will jemand zeigen, dass er weiß, wovon er spricht, ohne wirklich interessante Informationen auspacken zu müssen.

Ein paar Stunden später liegt Yuri faul am Pool und schlürft einen Cocktail. Sein Handy klingelt und zögerlich hebt er ab. Yuri ist allerdings zu langsam und kann sich nur noch anhören, was der Anrufer auf seine Mailbox gesprochen hat: „Yuri? Hier ist Agi! Agi Kozorus! Ich bin in Marrakesch. Es sieht so aus, als wäre ich in Schwierigkeiten. Wenn du die Chance hast, dann komm! Ich könnte Hilfe gebrauchen. Wenn du in Marrakesch bist, ruf mich unter dieser Telefonnummer wieder an!“

Agi Kozorus ist eine investigative Journalistin, mit der die Agenten schon einmal zusammengearbeitet haben. Damals ging es um die Veröffentlichung von Informationen über ein ungarisches Menschenhändlerlager, das die Lisky Bratva betrieben hatte. Yuri seufzt und informiert seine Freunde.

Es werden Pläne geschmiedet. Die email aus London ist interessant, der Anruf von Agi Kozorus scheint aber eine höhere Dringlichkeit zu besitzen. Also besticht Yuri den Kapitän eines Frachtschiffes, das von der Türkei aus Textilien durch das ganze Mittelmeer nach Lissabon bringen will. Gegen eine großzügige Zahlung nimmt der Mann die Agenten mit. Kurz vor der Abfahrt besorgen sich Yuri und Cevas noch ein großes Schlauchboot und einen dazu passenden Außenbordmotor, dann beginnt eine längere Fahrt durchs Mittelmeer.

Chiarina:
Rettung in Marrakesch (1)



Ein paar Tage später hat das Schiff der Agenten die Straße von Gibraltar passiert. In einer Nacht und Nebel Aktion lassen die Agenten ihr Schlauchboot zu Wasser und schippern damit nach Casablanca. Noch vier Stunden später erreichen sie mit einem Expresszug am Nachmittag Marrakesch.

Die Agenten betreten ein paar enge, mittelalterliche Gassen und stehen dann auf einem überdachten Suk (Markt), auf dem von Berberteppichen und Gewürzen bis zu Computern und Elektrogeräten alles verkauft wird. Yuri ruft die Nummer von Agi Kozorus an und hat einen Mann am Apparat, dessen Englisch so schlecht ist, dass er lieber Arabisch mit ihm spricht. Es dauert eine Weile, bis sich der Mann davon überzeugt hat, dass Yuri der Anrufer ist, auf den er gewartet hat. Dann sagt er: „Agi hat ein Zimmer im Riad Rouge. Dieses Telephon wird nach diesem Anruf vernichtet.“ Dann legt er auf.

Auf ihrem weiteren Weg durch Marrakesch müssen sich die Agenten immer wieder vor Taxis und Lastwagen, die in halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Volksmengen rasen, in Sicherheit bringen. Schließlich stehen sie aber auf dem Jemaa el-Fnaa, dem großen Marktplatz im Herzen der Stadt. In der Gegend sind sowohl Einheimische als auch Touristen unterwegs und die Polizeipräsenz ist entsprechend hoch. Hier stehen viele billige Hotels und Pensionen. Auch das Riad Rouge ist nicht weit. Es ist ein großes Haus, das um einen Innenhof herum gebaut wurde.

Als die Agenten vor dem Hotel stehen, fallen Yuri zwei junge Marokkaner auf, die dem Hotel gegenüber auf einem Motorrad sitzen. Er hat den Eindruck, dass die beiden den Hoteleingang observieren. Neben den Fahrzeugen der beiden befindet sich noch ein drittes Motorrad. Yuri macht Cevas und Samir ein kleines Zeichen, dann betritt er mit Vasily zusammen das Hotel. Yuri und Vasily verlangen nach einer Unterkunft und bekommen zwei Einzelzimmer im zweiten Stock zugewiesen. Cevas, Kristina und Samir bleiben noch einen Moment auf der Straße und behalten die beiden Marokkaner im Auge, die aber schon bald ebenfalls ins Hotel gehen. Samir folgt ihnen heimlich und sieht, wie sie ebenfalls einen Gang im zweiten Stock ansteuern und sich dann auf einem gepolsterten Sitzgelegenheit niederlassen, die am Ende des Ganges in die Wand eingelassen wurde. Vor diesem Ort aus können sie alles beobachten, was auf dem Gang geschieht. Um nicht aufzufallen, steigt Samir weiter zum 3. Stockwerk hinauf. Er informiert Vasily und Yuri über seine Beobachtungen. Vasily hackt sich über WLAN in die Hoteldaten und erkennt, dass Agi Zimmer 213 gebucht hat… einmal schräg über den Gang zwei Räume weiter. Es ist inzwischen dunkel geworden und so klettert Vasily aus dem Fenster seines Zimmers und dann an der Fassade des Hauses aufs Dach und auf der anderen Seite wieder herunter, bis er sich vor dem Fenster des Zimmers von Agi Kozorus befindet. Unbemerkt beobachtet er, wie sich dort ein Eindringling an ihrem Eigentum zu schaffen macht. Agi selbst ist nicht zu sehen- Lautlos schiebt Vasily das Fenster auf und schießt dem Fremden mit einer Tranquilizerpistole in den Hals. Fast völlig geräuschlos stürzt der Mann zu Boden.

Schnell durchsucht Vasily das Hotelzimmer. In der Nähe der Wohnungstür findet er einen Notizzettel mit einer Adresse hier in Marrakesch und dem Namen Hasan Sefet. Es sieht aus, als seien die Informationen schnell aufgeschrieben worden, vielleicht hat sie jemand Agi Kozorus über das Telefon diktiert. Es sieht auch so aus, als sei der Zettel dann versehentlich fallengelassen worden – vielleicht beim fluchtartigen Verlassen des Zimmers? Vasily findet außerdem Agis Reisepapiere, Rezepte und ein paar entwertete Fahrkarten aus Rumänien. Auf dem Tisch ihres Zimmers liegen zwei Mappen. Vasily nimmt alles mit, lässt sich vom Fenster aus auf die Straße hinab, geht zu Cevas und informiert dann Yuri und Samir. Die Gruppe nimmt sich ein Taxi und lässt sich so nah wie möglich an die Adresse heranfahren, die auf dem Notizzettel notiert war. Auf der Fahrt blättern die Agenten schnell Agis Mappen durch. Die eine enthält Informationen über ein neues industrielles Bergbau Projekt in den Karpathen. Ein paar Photos zeigen etwas, das wie ein Baugrundstück aussieht. In der anderen Mappe befinden sich Ausdrucke von Dokumenten über vampirische Volkssagen, vergrabene Körper und wallachische Kriegsherren. Das Format der Dateien sieht vertraut aus – Samir fühlt sich an die verschlüsselte email erinnert, die er in der Türkei erhalten hat.

Schließlich hält das Taxi. Die Adresse befindet sich in einem Bereich der Altstadt, durch deren enge Gässchen kein Auto hindurchpasst. Die Agenten steigen aus. Es riecht nach Süßigkeiten, Haschisch und Fleisch von den Garküchen am Straßenrand. Schon bald wird den Agenten allerdings auch klar, dass das gesamte Viertel unter Beobachtung steht. An etlichen einschlägigen Nischen und Torbögen befinden sich Augen, die das Geschehen in den Straßen aufmerksam beobachten. Auch aus den hochgelegenen Fenstern zu den kleinen Straßen schauen Gesichter nach unten. Einige lachen, andere observieren mit finsteren Blicken das Treiben auf den Straßen. Samirs große Stunde ist gekommen. Während seine Kollegen noch mühsam versuchen, jede mögliche Deckung zu nutzen und von Schatten zu Schatten eilen, verschmilzt er quasi mit seiner Umgebung und wird schnell in der Menschenmenge unsichtbar. Nur wenig später erblickt er eine junge Frau mit stoppeligem Kurzhaarschnitt, Lederjacke und Springerstiefeln. Sie schaut sich unsicher um und scheint Angst zu haben. Samirs Freunde sind nicht zur Stelle, daher nähert er sich allein der Frau. Er spricht ein paar beruhigende Worte, richtet Grüße von Yuri, Vasily und Cevas aus und zieht Agi Kozorus dann in eine nahe Bäckerei im Souterrain eines Gebäudes, wo eine längere Schlange von Menschen auf den Verkauf von Fladenbroten wartet. Samir fasst Agi an der Hand und will mit ihr zu einem Hintereingang heraus die Bäckerei verlassen, aber da tritt ihm ein mächtiger Bäcker in den Weg, der ihm unmissverständlich verdeutlicht, dass sich hinter der Tür Privaträume befinden. Schon erscheinen vier oder fünf Männer im Eingang der Bäckerei, die aufgeregt in Richtung Samir und Agi Kozorus gestikulieren. Sekunden später blitzen einige Messer auf. Da drückt Samir dem mächtigen Bäcker ein großzügiges Bündel Dollarnoten in die Hand. Geschickt bedient der Bäcker einen Kunden, der Durchgang ist frei, Agi und Samir können passieren. Kurze Zeit später steht der Bäcker wieder im Durchgang und verstellt den Verfolgern von Agi und Samir den Weg.

Über ihre Handys halten sich die Agenten gegenseitig auf dem Laufenden. Vasily organisiert für die am nächsten gelegene Zufahrtstraße zwei Taxen. In das eine Taxi setzt er sich gemeinsam mit Cevas, Kristina und Yuri. Zwei Minuten später erreicht Samir mit Agi das zweite Taxi. Zum Gebetsruf eines Muezzin springen sie auf den Rücksitz und fahren ihren Verfolgern davon.

An einem leicht heruntergekommenen Hotel machen die Agenten Halt und nehmen sich ein neues Zimmer. Dort befragen sie Agi Kozorus nach ihren Erlebnissen. Sie offenbart ihnen, an einer Story über Korruption in Unternehmen gearbeitet hat. Anlass dafür waren Informationen über die rumänische Bergbauindustrie, die ihr vor einiger Zeit ein mysteriöser Absender zukommen lassen hatte. Zwischen den Informationen befanden sich auch immer wieder seltsame Schriften über Vampire. Die Informationen waren gut, daher überprüfte sie, wie von dem Absender vorgeschlagen, das Bergbauunternehmen. Sie suchte die neue Forschungsgrabung des Unternehmens in den Karpathen auf und entdeckte, dass das Unternehmen eine Tarnung für irgendetwas anderes ist – wonach dort tatsächlich gegraben wird, hat Kozorus allerdings nie erfahren. Stattdessen wurde sie am Grabungsort von Wachen entdeckt, die versucht haben auf sie zu schießen. Seitdem flieht sie vor ihren Gegnern und hat in jeder Nacht schreckliche Alpträume – Träume von einem blassen Gesicht mit rötlichen Augen verfolgen sie seitdem auf Schritt und Tritt. Wer die Männer sind, die hinter ihr her waren, weiß sie nicht.

Sie berichtet von einem Telefonat mit Hasan Safet, der ihr von irgendwelchen Geheimdienstaktionen auf dem britischen Außenposten Gibraltar erzählt hat. Ob das irgendetwas mit ihr zu tun hat, weiß sie auch nicht. Samir wird hellhörig und bestätigt den Anwesenden, dass auf Gibraltar der MI6 einen geheimen Stützpunkt mit Satellitenstation betreibt.

Die eine aus Agis Hotelzimmer entwendete Dokumentenmappe enthält die Ausdrucke dieser email. Agi Kozorus erzählt, dass es sich bei dem Bauwerk um das Kloster von Salard handelt. Es liegt abseits von größeren Straßen in den Bergen, die nächsten nennenswerten Siedlungen sind Cluj-Napoci und Targo Mures. Vasily versucht über das Internet noch mehr herauszufinden und erfährt, dass das Kloster Mitte des 11. Jahrhunderts von Zisterziensermönchen gegründet und im 13. Jahrhundert von den örtlichen Boyaren wieder aufgelöst wurde – und zwar mit unziemlicher, ja sogar alarmierender Eile. Das Kloster blieb einige Jahre verlassen, bis es in Folge eines Erdbebens von einem Erdrutsch verschüttet wurde. Jetzt wird es wieder ausgegraben. Cevas schaut sich ein Bild der Ausgrabungen an und runzelt mit der Stirn: die Überreste einer mittelalterlichen Festung in Transsylvanien und Berichte von Vampiren? Das klingt nicht gut. Die Ausgrabungsstätte erweckt in seinen Augen auch nicht den Anschein eines kompetenten archäologischen Vorgehens – die Grabungen nehmen keine Rücksicht auf die Ruinen, scheinen auf etwas unter ihnen Befindliches abzuzielen und werden eindeutig in Eile durchgeführt. Vasily versucht noch etwas mehr über die Ausgrabungen herauszufinden und erfährt, dass sie von einem Konsortium finanziert werden, dem das amerikanische in Houston ansässige Erdöl- und Gasunternehmen ConocoPhilipps und zwei Banken angehören: die Londoner Traditionsbank „Burdett´s Private Bankers“ und die den Agenten bereits aufgrund ihrer zwielichtigen Geschäfte mit „Lisky Bratva“ bekannten Bank „Klopstock & Billreuth“. Vasily erfährt außerdem, dass ConocoPhilipps einen Prospektor namens Martin Creasey beschäftigt, der für Projekte in Südosteuropa zuständig ist. Zuletzt findet Vasily noch heraus, dass der zuständige Archäologe Brooks Galbraith heißt. Als dieser Name fällt stöhnt Cevas laut. Der Mann ist ein Cambridge-Absolvent und bekannt für seine aufwändigen BBC Dokumentationen über die Antike. Sein Spezialgebiet ist die vorklassische Archäologie des Mittelmeerraumes: Gräber auf Malte, etruskische Tempel, hetitische Festungen in der Türkei. In Fachkreisen ist allerdings bekannt, dass seine wirkliche Stärke darin besteht, Grabungsanträge zu bewilligen und sich Teams herkömmlicherer Spezialisten anzuschließen, die dann die langweilige Grabungsarbeit durchführen, durch die er Geld verdient und seine Reputation verbessert. Cevas erklärt seinen Freunden, dass das in Archäologenkreisen nichts Besonderes sei. Von Galbraiths Grabungen in Rumänien hört er zum ersten Mal, offensichtlich setze sich aber die Glückssträhne des Mannes fort. Er hat in den letzten Jahren ein paar wirklich interessante Funde gemacht. Der skythischen Goldschatz in der Ukraine, das Grab eines Generals von Alexander dem Großen und der königlich epiräische Friedhof in Albanien haben ihm als Hauptverantwortlicher eine derart große Medienpräsenz beschert, dass ihm The Independent kürzlich den Beinamen „der Archäologe mit dem Midas-Händchen“ verlieh.

Zuletzt schaut sich Vasily auch noch einmal Agis email an und stellt fest, dass auch sie aus London stammt. Sie ist auf eine ähnliche Art und Weise verschlüsselt, wie die von Samir.

Nach einigen Überlegungen beschließen die Agenten, zunächst Gibraltar einen Besuch abzustatten. Vielleicht kann ihnen Samirs Vergangenheit dabei nützlich sein. Sie können auch Agi Kozorus bis dahn mitnehmen und dann in einen Zug zur Costa del Sol mitnehmen. Auch sie sollte sich ein paar Tage entspannen können.

Mit dem Zug fahren die Agenten am kommenden Tag nach Tanger und während Kleinkünstler in farbenfrohen Gewändern am Hafen vor Touristen ihr Können unter Beweis stellen, buchen sie eine Fähre nach Gibraltar, wo sie sich von Agi Kozorus verabschieden.

Chiarina:
Überraschungen in Gibraltar (1)



In Gibraltar erwirbt Vasily zunächst eine kleine Drohne um den Zugang zu dem MI6 Stützpunkt auszuspionieren. Nach einigen Erkundungsflügen erkennt er, dass sich der Stützpunkt in einem alten Tunnel aus dem 2. Weltkrieg befindet. Der Tunnel wurde in eine Felsseite gebohrt und ist durch verrostete, heruntergekommene Stahltore verschlossen. Entweder ist hier schon längere Zeit niemand mehr gewesen, oder aber der Stützpunkt wurde nicht allzu gut gewartet.

Vorsichtig begeben sich die Agenten an Ort und Stelle. In einiger Entfernung richtet sich Kristina ein Snipernest ein, von dem aus sie den Eingang zu dem Stützpunkt ins Visier nimmt. Dann stoßen die übrigen Agenten die rostigen, kreischenden Tore auseinander und betreten ein Labyrinth gewundener Tunnel, an dessen geweißten Steinwänden entlang Elektrokabel und Versorgungsrohre verlaufen. Schnell wird den Eindringlingen bewusst, dass der Stützpunkt vor kurzem aufgegeben wurde. Die staubigen Glühbirnen, die hier von den Decken hängen, brennen nicht mehr. Die Agenten ziehen ihre Nachtsichtgeräte auf und rüsten sich mit Taschenlampen aus. Fast alle Einrichtungsgegenstände hier sind demontiert und weggebracht worden. Immerhin stoßen die Agenten nach einer Weile auf eine Kiste mit Ausdrucken, die nie ihren Weg in den Schredder fanden. Einige dieser Dokumente sind alt – was immer an diesem Stützpunkt gearbeitet wurde, er ist mehr als ein Jahrhundert alt. Die Agenten stoßen auch auf den Namen des Projekts: Operation Edom.

Seltsam ist allerdings, dass die Verkabelung auf altertümliche Monitore hindeutet. Yuri fragt: Warum musste das unterirdisch geschehen? Vasily überlegt: „Vielleicht wurden hier seismische Sensoren eingesetzt. Auf diese Weise kann man unterirdische Bombentests und ähnliches entdecken.

Während die Agenten noch die Dokumente durchsehen sind plötzlich Schüsse zu hören. Dann fällt das Stahltor der Anlage mit einem lauten Schlag ins Schloss. Über Funk sind laut Kristinas Flüche zu hören: „Der war zu schnell, verdammt! Passt auf euch auf, ihr habt einen Besucher!“ Cevas wirft daraufhin eine Rauchbombe in den Gang und versucht mit Yuri zusammen einen Raum auf der gegenüberliegenden Seite zu erreichen. Sofort fallen zwei Schüsse. Kugeln pfeifen haarscharf an ihren Köpfen vorbei, in leichter Panik erreichen Cevas und Yuri den angepeilten Raum. Dann ist wieder das Kreischen der rostigen Stahltore zu hören. Kurze Zeit später ertönt eine Salve Automatikfeuer und Kristina verkündet über Funk: „Gefahr gebannt. Euer Besucher liegt vor der Tür.“ Die Agenten schauen sich den Toten an. Es ist ein nicht genauer identifizierbarer Mann nordeuropäischen Typs mit einem großen Revolver. Cevas macht ein Bild von ihm, dann ziehen die Agenten die Leiche in den Stützpunkt, schnappen sich alle greifbaren Dokumente aus der Kiste und verschwinden.

In einem kleinen Hotel sichten die Agenten ihren Fund genauer. Die Dokumente deuten darauf hin, dass sie nur einen Bruchteil gefunden haben. Häufig werden Spezialagenten erwähnt, oft ist von Opfern die Rede, manchmal auch von Einsatz biologischer Spezialmittel. Dreimal stoßen die Agenten auf Hinweise, dass von Gibraltar aus Vampire als Einsatzkräfte eingesetzt oder zumindest getestet wurden. Ein paar neuer Dokumente wurden seitlich in die Kiste hineingequetscht. Auf den leicht zerknitterten Seiten finden sich auch Hinweise auf Ausgrabungen einer ruinierten Festung in den Karpathen, wofür angeblich eine Bergbaugesellschaft als Tarnung herhält.

Schließlich stoßen die Agenten noch auf eine Anweisung allerneuesten Datums: „Der Absender der verschlüsselten emails versucht derzeit mit gefährlichen Subjekten Kontakt aufzunehmen. Ein derartiges Treffen muss unter allen Umständen verhindert werden.“ Samir kratzt sich am Kopf und stottert: „Haben sie mich ausspioniert? Und Agi? Und wen noch? Und warum?“ Vasily antwortet: „Keine Ahnung. Für mich sieht das aber so aus, als sollten wir uns schleunigst auf dem Weg nach London machen.“

-

Für mich war der Abend aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen war im Spiel nicht viel Action zu holen. Die Agenten haben einfach optimal ihre hervorragend passenden MOS („Military Occupational Specialties“) eingesetzt. So wurde durch Vasilys Athletik-MOS eine Konfrontation mit den Marokkanern im Hotelzimmer verhindert, Samirs Beschatten-MOS hat Agi aus dem Netz ihrer Verfolger retten können und Kristinas Schießen-MOS hat dann auch noch den Elitekämpfer in Gibraltar ausgeschaltet - Würfeln unnötig. Ich glaube, es war trotzdem spannend genug. Wenn das jetzt aber so weiter geht, muss ich die Herausforderungen allerdings möglicherweise etwas steigern.

Extrem spannend war aber, was ich mir diesmal so zurechtimprovisiert habe (zunächst mal für mich selbst - hoffentlich auch für die anderen). Erstmal musste ich Samir irgendwie integrieren. Ich hatte die Figur einen Tag zuvor per email zugeschickt bekommen und keine Zeit für langes Grübeln gehabt. Dass ich aber mit dem MI6-Hintergrund des Mannes ein paar ganz interessante Optionen hatte, das war mir sofort klar. So ließ sich am Anfang der zurückliegende Showdown als Nachforschungsgebiet für den ehemaligen Agenten verankern... und dass er dann in Gibraltar auf Unterlagen stößt, die zeigen, dass er wahrscheinlich von seinen eigenen Leuten ausspioniert wurde, fand ich doch irgendwie eine sehr coole Angelegenheit. Sogar meine hartgesottenen, abgebrühten Spieler waren etwas verblüfft.

Bei den Hintergründen hinsichtlich der Ausgrabungsarbeiten bei dem rumänischen Kloster kam zum ersten Mal das Dracula Dossier als Improvisatonsgrundlage zum Einsatz. Es hat wirklich sehr gut funktioniert. Ich konnte irgendetwas aufschlagen und stellte fest: Es passt! Tolle Sache. Ich glaube, meinen Spielern hat´s trotz flott übersprungener Actionszenen auch gefallen.

Demnächst muss ich nochmal diese Art und Weise nachlesen, wie sich die Autoren des Dracula Dossiers dramatische Steigerungen vorstellen (Gegnerpyramide, Aktivitäten der Gegner, Legacies, und was es sonst noch so gibt). Das kommt jetzt doch früher auf mich zu als gedacht.

Chiarina:
Schüsse in London (2)



Die Agenten nehmen den Zug in den Norden und fahren einen langen Tag lang durch Spanien, Frankreich und den Eurotunnel nach London. Auf ihrer Fahrt melden sie sich bei dem mysteriösen Absender, der Samir und wahrscheinlich auch Agi Kozorus verschlüsselte Nachrichten zukommen ließ. Wenig später erhält Vasily einen Anruf einer gewissen Carmilla Rojas, die ihm erzählt, sie besitze ein Dossier mit wichtigen Informationen über „Operation Edom“ und vermutet, dass die Agenten damit mehr anfangen können als sie selbst. Wenn die Agenten Interesse hätten, sollten sie doch anrufen, sobald sie in London seien. Die Angelegenheit sei etwas dringend.

Es folgt eine kurze Recherche. Carmilla Rojas ist Anfang 30 und scheint für ein Security-Unternehmen zu arbeiten. Gegenwärtig ist sie in London. Ihr Auftrag besteht darin, Mitglieder des argentinischen Ministeriums für staatliche Planung, öffentliche Investition und Dienstleistungen zu schützen, während sich diese mit Mitarbeitern von Ölfirmen treffen und über die Förderung des Schieferöls von Vaca Muerta verhandeln.

In London erfolgt zuerst die inzwischen eingespielte Routine: Die Agenten nehmen sich zwei Hotelzimmer und leihen zwei Autos. Dann rufen sie Carmilla Rojas an. Die Frau klingt nervös und kurz angebunden. Sie bestellt die Agenten zu „St. Mary the Virgin, im Osten der Stadt. Seien sie bitte in zwei Stunden da!“ Schon hat sie wieder aufgelegt.

Die Agenten nehmen an, dass es sich bei dem besagten Ort um eine Kirche handelt und schauen nach. Es gibt unzählige „St. Mary the Virgin“ in England, allein zwei im Osten Londons und eine nur knapp dahinter über das Stadtgebiet hinaus. Eine der Kirchen liegt in einem belebten Wohn- und Einkaufsbereich, die andere etwas abseits an einem kleinen Flüsschen, die dritte Kirche knapp außerhalb des Stadtgebietes in einem heruntergekommenen Industriegebiet.“ Die Agenten beschließen, sich erst einmal auf das Stadtgebiet zu beschränken und teilen sich auf. Yuri, Vasily und Katarina steuern die Einkaufszone an, Cevas und Samir fahren zu der Kirche am Flüsschen. Die beiden Kirchen liegen etwa 4 Kilometer voneinander entfernt.

Es ist schier unmöglich in dem Wohngebiet einen Parkplatz zu finden. Yuri lässt Vasily und Kristina vor der Kirche aus dem Auto und kurvt dann erstmal eine Weile um den Block. Vasily und Kristina betreten die Kirche, ein modernes Gebäude, vielleicht von 20 Jahren erbaut. Im Inneren sind einige Gälubige zu sehen, die in ein stilles Gebet versunken sind. Geistliche sind nicht zu sehen. Vasily und Kristina warten eine Weile, schauen sich um, können aber nichts Auffälliges entdecken.

Währenddessen überqueren Cevas und Samir eine kleine Brücke und parken auf dem Kiesparkplatz vor der Kirche. Neben ihnen steht ein einziges, weiteres Auto, ein rosa Mini mit silbernen Chromteilen. Cevas murmelt beim Aussteigen etwas von heiligem Boden, umgeben von Wasser und meint, Rojas wisse wohl schon ganz gut, vor wem sie auf der Flucht sei. Dann nähert er sich mit Samir zusammen der düster aussehenden Kirche, die im viktorianischen Stil erbaut wurde und mit einer Vielzahl schnörkeliger Türmchen und Wasserspeier ausgestattet wurde.

Die Tür zur Kirche ist nur angelehnt und durch den Spalt in der Tür fällt Licht auf den Kiesweg. Cevas und Samir betreten das Gebäude und befinden sich im leeren Kirchenschiff. Sie laufen zwischen den Bankreihen hindurch und entdecken schließlich im Chorraum einen Toten. Es trägt das Gewand eines Geistlichen en Leichnam des Priesters. Er liegt mit aufgerissener Kehle und zerschmettertem Rückgrat hinter dem Altar. Cevas ruft Vasily an und berichtet seinen Mitstreitern, dass sie sich zu ihm in Bewegung setzen sollen: „Hallo, ihr drei. Kommt her, es ist hier passiert!“

Samir hat indessen entdeckt, dass die Tür zum Glockenturm weit offen steht und im selben Moment erklingt von der Turmspitze ein lauter Schrei. Cevas und Samir eilen nach oben und sehen, dass eine Frau über die Brüstung nach unten gestürzt ist. Ihr Körper ist direkt in die Motorhaube und Windschutzscheibe von Cevas und Samirs Leihwagen gekracht. Das Glas der Scheibe ist zerschmettert. Samir entdeckt, dass die Frau wohl ihre Brieftasche verloren hat. Sie hat sich in einem der Wasserspeier verfangen. Samir schluckt einmal kurz, klettert dann vorsichtig das Dach der Kirche hinab und schnappt sich die Brieftasche. Mit Cevas zusammen steigt er die Treppe hinab und bekommt einen Anruf von Vasily.

Yuri, Vasily und Kristina sind in der Zwischenzeit auf die Kirche zugefahren. Plötzlich haben sich zwei schwarze Lieferwagen mit getönten Scheiben hinter ihnen eingefädelt. Yuri ist abgebogen um die Verfolger von der Kirche wegzulocken. Diese haben aber gar nicht vor, seinen Wagen zu verfolgen, sondern halten trotzdem auf die Kirche zu. Grund genug für Vasily, Cevas und Samir darüber zu informieren, dass sie sich auf Besuch einstellen müssen.

Cevas und Samir eilen zum Ausgang der Kirche und zurück zum Parkplatz. Ein kruzer Blick bestätigt, dass es sich bei der Frau um Carmilla Rojas handelt – sie ist tot. Cevas knurrt, knackt ihren rosa Mini und steigt ein. Da deutet Samir noch einmal in Richtung Kirchturm, wo ein Mann auf den Sims tritt. Er ist groß, trägt einen schwarzen Schnurrbart und besitzt rötliche Gesichtszüge. Eine hässliche Narbe leuchtet rot auf seiner Stirn – fast so rot wie seine Augen, die für einen Moment fast unirdisch leuchten. Dann löst sich seine Gestalt im dichten Nebel, der sich auf den Ort senkt, auf und der Mann ist verschwunden. Die Kirche ist in eine eisige Wolke gehüllt. Cevas fühlt sich gar nicht gut und gibt Gas. Was auch immer das war, es war absolut fremdartig und beunruhigend.

Yuri dreht in diesem Moment bei und hängt sich hinter den zweiten Lieferwagen. Kristina feuert mit ihrem Scharfschützengewehr auf die Reifen eines der Wagen. Die Reaktion erfolgt sofort. Der noch unbeschädigte Lieferwagen dreht sofort bei, die Fensterscheiben werden hinab gefahren, Waffen sind zu sehen. Yuri dreht ebenfalls und aus dem Verfolger wird ein Gejagter. Noch bevor die Gruppe aber den Ort verlassen hat, feuert Kristina ein zweites Mal auf den beschädigten Wagen. Sie zerstört auch den zweiten Reifen des Autos, dessen Besatzung nun zu Fuß weiter muss. Der unbeschädigte Lieferwagen hängt sich aber an Yuris Wagen. Die Orientierung ist schwierig und Yuri hat mit dem Eisnebel zu kämpfen, der sich weiträumig über den gesamten Stadtteil hinabsenkt. Schon kurze Zeit erfolgt die Reaktion ihrer Gegner und auch Yuris Wagen muss mit zwei zerschossenen Reifen seine Fahrt beenden. Er fährt auf einen Fischmarkt und knallt dort gegen einen kleinen Poller. Kristina springt aus dem Wagen und nimmt die Verfolger aufs Korn. Dem ersten Gegner, der aus dem Auto steigt, schießt sie ins Knie. Drei weitere Männer mit Sturmgewehren springen aus dem Auto und rennen auf Yuri, Vasily und Kristina zu. Die drei Agenten fliehen in unterschiedliche Richtungen.

Yuri geht hinter einer Litfaßsäule in der Nähe eines Wohnhauses in Deckung, lässt seinen Verfolger an sich herankommen und beschießt ihn aus nächster Nähe mit seiner Schrotflinte. Der Mann schießt zurück, es kommt zu einem Blutbad. Nach zwei Schusswechseln liegt der Gegner bewusstlos auf dem Boden. Passanten schreien, laufen panisch durch die Gegend und versuchen irgendwo Schutz zu finden. Yuri flieht.

Vasily läuft durch den viktorianischen Nebel und steuert ein Gebäude an, in dem er sich vor Jahren schon einmal aufgehalten hat. Ganz in der Nähe befindet sich ein kleines Museum für moderne Kunst. Sein Verfolger kommt ihm bedrohlich nahe, deshalb reißt Vasily eine Seitentür des Museums auf, betritt das Gebäude und springt dann hinter eine der Stellwände, an denen die Exponate aufgehängt sind. Vasilys Verfolger gelangt ebenfalls ins Museum, kann ihn aber nicht mehr entdecken und geht irgendwann wieder.

Kristina scheint zunächst ein wenig schneller als ihr Verfolger zu sein, der ihr aber trotzdem auf den Fersen bleibt. An einer Straßenecke schießt Kristina ihm seine Waffe aus der Hand. Der Mann zögert und bekommt dann doch schnell den Eindruck, dass er sich vielleicht besser um Verstärkung kümmern sollte. Er verschwindet.

Etwas später sind die drei Agenten wieder vereint und fahren in einem geknackten Auto zur Kirche, an der sich Cevas und Samir schon nicht mehr aufhalten.

Als diese in Carmilla Rojas rotem Mini über das vor der Kirche befindliche Brückchen fahren wollen geraten sie in einen Hinterhalt. Es sind die Männer des zweiten Lieferwagens, des Räder Kristina vor einigen Minuten zerschossen hatte. Die Männer revanchieren sich, indem sie den rosa Mini zerlegen. Cevas knallt heftig mit dem Auto gegen das Brückengeländer. Er stürzt mit Samir aus dem Auto und wird von einem Schuss getroffen. Die Männer spaßen nicht und lassen ihre Automatikgewehre sprechen. Cevas und Samir springen über die Brücke ins Wasser. Kugeln pfeifen an ihnen vorbei, aber sie legen einen Tauchgang ein um etwas Abstand zu gewinnen. Irgendwann erreichen sie ein am Fluss befindliches Hausboot, hinter dem sie vorläufig in Deckung gehen können. Unter Schmerzen kümmert sich Cevas um die Brieftasche, die Samir vom Kirchdach gepflückt hat. In ihr befindet sich ein Buch, das etwas nass geworden ist. Mit seinem archäologischen Wissen gibt Cevas sein Bestes, um die Seiten zu retten, was auch einigermaßen glückt.

Noch etwas später sitzen alle fünf Agenten in dem gestohlenen Auto und fahren zu einer ehemaligen Mitarbeiterin des schwedischen Geheimdienstes, die im Londoner Umland ihren Alterswohnsitz hat. Kristina kennt die alte Dame und erzählt ihr, dass sie Hilfe braucht. In ihrem Haus behandeln die Agenten ihre Wunden und werfen einen ersten Blick auf den Inhalt von Carmilla Rojas´ Brieftasche. Sie enthält ein Exemplar von Bram Stokers Dracula, eine alte Erstausgabe mit purpur gedrucktem Titel und grellem gelben Einband, in die Anmerkungen hineingekritzelt wurden. Außerdem sind noch einige weitere Papiere und in verschiedenen Währungen größere Bargeldsummen in der Brieftasche zu finden. Cevas wirft einen Blick in die Papiere, und erkennt, dass es sich um Informationen über die Ausgrabungen in den rumänischen Karpaten handelt, über die die Agenten auch schon einiges erfahren haben. Cevas meint, dass Carmilla Rojas mit Sicherheit mehr als eine Security Frau gewesen ist. Während die alte Dame den Agenten ein Abendessen serviert läuft der Fernseher, in dem von einem Überraschungsangriff der Polizei auf eine Terrorzelle jihadistischer Terroristen berichtet wird.

-

Insgesamt war´s ein relativ glatt gelaufener Abend mit ´ner Menge Action. Ein bisschen brenzlich war eigentlich nur der Automatikfeuerbeschuss von Cevas und Samir auf der Brücke. Das hätte auch ins Auge gehen können. Ansonsten war es ein leichtes Spiel für die Agenten.

Damit ist alles angerichtet. Ich habe meiner Gruppe das dickste Handout der Rollenspielgeschichte in die Hand gedrückt. Ob sie es lesen, weiß ich nicht. Beim nächsten Mal – das wurde schon ausgemacht – wollen sie sich zuallererst einmal diese rumänische Ausgrabung anschauen, und dann sehen wir mal, wohin das Dossier uns so führt.

Chiarina:
Ausgrabungen in Rumänien (3)



Nach einem Tag Ruhe leihen die Agenten einen Wagen und fahren auf kleinen Nebenstraßen von London aus in den Norden nach Newcastle. Kristina kennt hier einen Fischer. Nach einigen Überredungsversuchen ist der Mann bereit, sie am nächsten Tag auf seinem Kutter mit nach Dänemark zu nehmen. Noch einen Tag später sitzen die Agenten im nächsten Leihwagen und fahren in Richtung Rumänien. Sie erstehen unterwegs ein Teleobjektiv und Richtmikrophone. Über Cluj-Napoca erreichen sie Targo Mures, dann sind die Ruinen des Klosters Salard nicht mehr fern.

Nach genauem Kartenstudium und vorsichtiger Annäherung finden die Agenten einen guten Beobachtungsstützpunkt. Das Kloster liegt auf halber Höhe am Rand eines Tals. Auf der anderen Talseite befindet sich ein eine Klippe, von deren Rand sich gut beobachten lässt, was in der Ausgrabungsstätte vor sich geht.

Das Unternehmen scheint bei seiner Arbeit wenig zimperlich gewesen zu sein. Durch Sprengstoffladungen wurden offensichtlich Erdrutsche verursacht und das Vorgehen hat dem Hügel eine große, schwarze Wunde zugefügt. Erkennbar sind insbesondere ein paar große Felsbrocken, die wie weiße Knochen aus dem Lehm ragen und sich bei genauerem Hinsehen als Gemäuerteile herausstellen. Wahrscheinlich handelt es sich bei ihnen bereits um Überbleibsel des alten Klosters. Zwischen ihnen befinden sich drei Bereiche, die mit Plastikplanen vor Regen geschützt sind. Hinter ihnen stehen mehrere bewegliche Hütten und Zelte. Auf der anderen Seite stehen in einigem Abstand zueinander drei Räumfahrzeuge: zwei Bagger und ein LKW. Der einzige Weg zur Anlage ist ein schlammiger Pfad, der von der nahegelegensten Straße den Hügel hinauf führt. Am Ende des Pfades befindet sich eine weitere einzelne Hütte.

Mit Ferngläsern, Richtmikrophonen und ihrem neuen Teleobjektiv ausgerüstet beobachten die Agenten erstmal eine Weile lang das Geschehen. Neben den Baggern sind vor Ort noch etwa ein Dutzend Männer mit Schaufeln tätig. Es befinden sich ebenso viele Bewaffnete vor Ort. Diese Männer wirken wie Einheimische oder zumindest Osteuropäer. Vom Führungspersonal bekommen Samir und Cevas einige Male den Fernseharchäologen Brooks Galbraith zu Gesicht. Einmal unterhält er sich mit zwei anderen britisch aussehenden Männern. Später können sie eine seltsame Szene beobachten: Zwischen den Ausgrabungsorten stolziert eine Rumänin mit bedächtigem Schritten mal hierhin und mal dorthin. Sie trägt einen bunt bestickten Rock, ein Kopftuch, eine Menge Schmuck und hat einen Stab oder eine Rute in der Hand. Während ihres seltsamen Ganges durch die Anlage scheint sie sich mit dem Archäologen zu streiten. Über das Richtmikrophon ist zu hören, dass sie den Mann versucht dazu zu bewegen, die Anstrengungen der Arbeiter auf die hinterste der drei Ausgrabungsstellen zu konzentrieren. Galbraith scheint wenig überzeugt davon zu sein.

Etwas später kann Vasily für einen Moment einen Blick ins Innere einer der beweglichen Hütten werfen. Es scheint sich um die Hütte mit den Vorräten zu handeln. Vasily erkennt, dass direkt hinter dem Eingang eine größere Menge an Kühlbehältern abgestellt wurden. Es handelt sich um Kühlbehälter, wie sie öfter für den Transport von Blut verwendet werden.

Kristina versucht herauszubekommen, wie die Wachen organisiert sind. Viel lässt sich in dieser Hinsicht allerdings nicht feststellen. Die Bewaffneten schlendern ziemlich unorganisiert allein oder in kleineren Gruppen durch das Lager. Gegen Abend halten sie noch eine Weile lang die Stellung, dann gehen auch sie schlafen. Der einzige Ort, auf den einige Anstrengung verwendet wird, ist die kleine Hütte am Ende des schlammigen Pfades. Hier sind permanent zwei Männer stationiert, die auch etwas besser als die übrigen aufzupassen scheinen. Sie werden hin und wieder abgewechselt, ohne dass ein erkennbarer Rhythmus feststellbar wäre. Bei Einbruch der Dunkelheit schalten sie einen Flutlicht-Scheinwerfer an, der den Zufahrtsweg grell ausleuchtet.

Die Agenten warten bis tief in die Nacht, dann schleichen sie sich an die Ausgrabungsstätte heran. Eine erste Gruppe bilden Kristina, Cevas und Vasily. Samir und Yuri bleiben über Funk mit ihnen verbunden und beobachten mit ihren Nachtsichtgeräten weiter das Lager. Zunächst steuern die Eindringlinge die Vorratshütte an. Sie haben einen Cocktail aus Wildrosenöl und Blutverdünnungsmitteln dabei, den sie in die dort gelagerten Blutkonserven mischen wollen. Zwar fährt ihnen ein Schreck in die Glieder, als sie merken, dass direkt neben den Kühlbehältern auf einem Feldbett ein schlafender Mann liegt, sie sind bei ihrer Arbeit aber leise genug und wecken ihn nicht. Eilig verlassen sie die Hütte, nicht ohne noch den dort ebenfalls gelagerten Sprengstoff mitzunehmen.

Danach begeben sie sich zu der Plastikplane, von der die rumänische Frau gesprochen hat. Da es so aussieht, als könne es hier gefährlich werden, werden Samir und Yuri herbei geordert. Während sich die beiden Männer der Ausgrabungsstätte nähern, rollen ihre Kollegen die Abdeckung beiseite, legen einen Schacht frei und steigen in ein verzweigtes Kellergewölbe hinab. Da das Gebäude ein ehemaliges Zisterzienserkloster ist, geht Cevas aufgrund seiner archäologischen Kenntnisse davon aus, dass es als Tochterkloster von Clairvaux errichtet wurde und derselben Anlage folgt. So findet Cevas mit einiger Mühe von den Vorratslagern zum Kellerbereich des Gotteshauses und muss feststellen, dass genau hier – nicht weit vom Bereich der Krypta – die Räume verschüttet sind. An dieser Stelle sind offensichtlich bereits Ausgrabungsarbeiten durchgeführt worden. Noch endet der freigeräumte Bereich aber an einer Wand aus Geröll und Erde. Cevas untersucht die Stelle gründlich und entdeckt schließlich aufgrund kleiner Erdspalten, dass die Schuttschicht offensichtlich nicht mehr allzu massiv sein kann: der Durchbruch ist an dieser Stelle schon fast gelungen. Unverzüglich beginnt Cevas damit eine Sprengladung vorzubereiten.

In der Zwischenzeit bekommen allerdings Samir und Yuri Probleme. Sie können genau wie ihre Vorgänger ohne Schwierigkeiten in das Lager eindringen, aber auf ihrem Weg zu dem Kellergewölbe, in dem sich bereits ihre Mitstreiter befinden, fällt Samir unvermittelt zu Boden. Yuri schaut nach dem Rechten und bemerkt, dass er in einen tiefen Schlaf gefallen ist. Irritiert schaut Yuri sich um und erblickt gerade noch, wie eine Gestalt um die Ecke einer Ruinenwand verschwindet. Möglicherweise war es die Rumänin, aber Yuri ist sich nicht sicher. Er zieht den schlafenden Samir hinter einen in der Nähe befindlichen Bagger und gibt über Funk an seine Kollegen durch, dass es Schwierigkeiten gibt. Es müsse mit einer Entdeckung gerechnet werden. Dann verpasst er Samir ein paar wohlfeile Ohrfeigen, die den Mann allmählich wieder zur Besinnung kommen lassen.

Im Gewölbe entschließt sich Cevas zu einer schnellen Zündung. Er lässt seine vorbereitete Sprengung in die Luft gehen, aber die Eile hat der Sache nicht gutgetan. Längst nicht so sauber wie geplant verschüttet die Detonation einen großen Bereich des Raumes und Kristina, Vasily und Cevas können froh sein, dass sie nicht verschüttet wurden und lebendig aus dem Raum entkommen konnten. Als sie aus dem Schacht steigen, gehen in den Hütten und Zelten bereits einige Lichter an. Leute laufen zusammen und rufen sich Befehle zu.

Die Agenten entschließen sich gerade noch rechtzeitig zur Flucht und erreichen ihren Beobachtungsposten in der Morgendämmerung. Von hier aus beobachten sie das weitere Geschehen. Eine Weile lang wird die Anlage noch von den Wachen nach Eindringlingen durchsucht, dann wird es wieder still. Am Nachmittag des nächsten Tages scheint es im Lager Grund zu Aufregung zu geben. Ein Bagger mit einer Hebevorrichtung wird zum Kellergewölbe gefahren und beginnt einen schweren Gegenstand den Schacht hinauf zu ziehen. Kristinas Finger liegt auf dem Abzug ihres Scharfschützengewehres, aber die Gruppe ist unschlüssig. Sie greift nicht in das Geschehen ein. Stattdessen justiert Samir ihre Richtmikrophone. Im Folgenden müssen die Agenten mit ansehen, wie ein metallener Sarg ans Tageslicht gehoben wird. Mit vor Ort ist auch die rumänische Frau, die so aussieht, als würde sie dem Sarg eine fast schon religiöse Verehrung zukommen zu lassen. Sie verlangt, den Sarg sofort zu öffnen. Die britischen Ausgrabungsleiter scheinen anderer Ansicht zu sein. Wieder entbrennt ein Streit, in dem ein britischer Dolmetscher der Frau zu verstehen gibt, dass der Sarg erst am kommenden Tag geöffnet wird, weil für diesen Vorgang noch Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen. Galbraith und ein weiterer Brite nicken ernst und stehen ihrem Landsmann zur Seite. Ächzend und stöhnend ziehen die Arbeiter den Metallsarg auf Rollbrettern mit Seilen in die Vorratshütte.

Cevas schaut seine Kollegen an und sagt: „Wenn uns die Frau keinen Strich durch die Rechnung macht, haben wir noch eine Nacht. Wir müssen nochmal hin!“

-

Das war eine kürzere Sitzung, was hauptsächlich daran lag, dass wir erstmalig online gespielt haben und einige technische Probleme überwinden mussten.

Ich gehe sicher davon aus, dass es den Agenten beim nächsten Mal irgendwie gelingen wird, die Öffnung des Sarges zu verhindern. Mit dieser Aktion endet dann Einführungsabenteuer zum Dracula-Dossier und es geht richtig los. Ich muss die Aktionen Draculas und die von Operation Edom vorbereiten, mir noch irgendeinen Nachfahren der Bram Stoker Handlung ausgucken und zumindest noch ein wenig an der Verschwörung basteln. Dann kommt der kritische Moment, an dem der Plot endet und die Spieler auf eigene Faust weitermachen müssen... wahrscheinlich schon beim nächsten Mal. Ich bin sehr gespannt, wie das wird.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln