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Die Art des Sprechens beim Spielleiten?

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Tele:
Ich beginne immer mit Vorlesetext, der aber keine relevanten Informationen erhält. Oft bspw. eine Szenenbeschreibung, die nur peripher mit dem Abenteuer zu tun hat. Manchmal auch Szenen, die Ereignisse des vorherigen Spielabends aus einer anderen Perspektive beschreiben:

Hier haben die Charaktere in der vorherigen Sitzung richtig einstecken müssen und zwei beendeten den damaligen Kampf ohne Bewusstsein. Hier wird bechrieben, wie ein Mann, der auf der Baustelle arbeitet, die sie verteidigt haben, sie pflegt. Das war eine von drei Szenenbeschreibungen zum Einstieg. Plottechnisch irrelevant, aber transportiert halt die Stimmung.

Leises Summen begleitete seine Tätigkeit. Ein altes Lied, dass seine Mutter ihm als Kind vorgesungen hatte. Einzig die Melodie war ihm in Gedächtnis geblieben, die Worte hatte die Zeit seinem Gedächtnis längst entrissen. In der Hütte herrschte ein Zwielicht und es roch nach Blut. Jacobus tauchte den Lappen erneut in das kalte Wasser, wrang ihn aus und legte ihn behutsam dem Mann auf die Stirn. Der Lederwams des Fremden war arg mitgenommen genau wie der Fremde selbst. Doch Jacobus war froh, dass die fünf Männer sie erreicht hatten. Ihm war die Pflege keine Bürde. Wenn sie wieder gesund waren, würden sie ihnen schon helfen, da war Jacobus sicher. Dass alle fünf kurz nach der Ankunft Fieber bekommen hatten, war wenig überraschend bei dem Dreck, den sie in ihren Wunden gehabt hatten. Bevor Jacobus als Steinmetz gearbeitet hatte, hatte er als Feldscher gedient und wusste, dass der Körper die schlechte Flüssigkeiten und Gase ausbrennen musste. Sie würden bald wieder gesund sein. Und dann würden sie helfen!

Sonst bin ich da bis auf wenige Ortsbeschreibungen immer spontan.

JollyOrc:
Zu meiner letzten langen Kampagne hatte ich tatsächlich zu jeder Session einen 30-60 Sekunden Einleitungstext vorgeschrieben und den dann zu Beginn vorgetragen, halb abgelesen, halb auswendig, halb frei paraphrasiert. Das war dann vom Stil dem sehr ähnlich, was Tele da als Beispiel angegeben hat. Heute mag ich dies Art des Erzählung übrigens interessanterweise gar nicht mehr so, kann aber gar nicht den Finger drauflegen wieso. (Und wie gesagt, ich hab das selbst viel genauso formuliert)

Generell ist "Vorlesen" eine Fertigkeit die geübt werden will - einfach ablesen schadet IMHO mehr als es nutzt, wenn es zu nuschelig, zu monoton oder gar holpernd ist.

Ebenso wichtig wie die Stimme finde ich übrigens auch Mimik und Blickkontakt. Spielleitende, die auf ein Blatt schauen und sichtbar etwas ablesen sind leider nicht ganz so fesselnd wie die, die mich dabei anschauen, ihre Erzählung mit Mimik und Gesten unterstreichen.

Zum Glück kann man das üben, und es ist eine Fähigkeit, die dann auch in anderen Lebensbereichen sehr hilfreich ist. :)

Zarkov:
Soweit es mich betrifft, ist Vorlesetext des Teufels. Weniges geht mir stärker auf den Keks als Stimmungstext. Meiner Erfahrung nach hören die allerwenigsten Leute auch länger zu als zwei Sätze. Alles, was an Information in Satz 3 oder später kommt, ist für die Katz.

Das Medium des Rollenspiels ist der Dialog. Monologe aus der Büchse würde ich am liebsten aus der Welt verbannen. 

Seraph:

--- Zitat von: powidl am 20.10.2020 | 11:55 ---Ich hoffe es ist okay wenn ich das Thema hier gleich für eine kleine Meinungsumfrage benutze, weil thematisch passt es wie ich finde direkt sehr schön hier rein!

Meine Frage bezieht sich auf das ´vorlesen´ des SL, vor allem bei längeren Beschreibungen, Scene-Setting, etc. Anstatt frei zu erzählen/sprechen, hat man eben einen schön ausformulierten Text oder Phrasen vorbereitet und liest sie der Gruppe am Tisch dann vor. Zwei unserer Haupt-SL handhaben das fast immer so und es sind immer sehr schöne, stimmungsvolle Texte ... aber eben trotzdem ´nur´ vorgelesen und ich merke wie ich mir oft schwer zu die Information aus vorgelesenen Texten aufzunehmen, vor allem im Vergleich zu frei gesprochenen, dynamischeren und dadurch irgendwie more immersive moments (die es selten aber hin und wieder eben auch gibt).

Ich als SL versuche also tendenziell frei zu sprechen, bei längeren oder mehreren Beschreibungen in einer Session ist es aber natürlich schwer sich alles zu merken, ich will immerhin auch nicht vor jeder Session drei Stunde zu Hause sitzen und meinen ´Text´ auswendig lernen.

Wie handhabt ihr das? Lest ihr eure Texte ab, auswendig gelernt, komplett frei und spontan? Habt ihr Tipps wie man das Vorlesen umgehen kann ohne die Fülle und Schönheit im Vorfeld angefertigter Texte zu verlieren? Gibt es das ´issue´ bei euch am Spieltisch überhaupt?

--- Ende Zitat ---

Ich nutze nie Vorlesetexte, außer sie sind essentiell wichtig für das Abenteuer und ich bin zu faul, die Informationen rauszuarbeiten und frei vorzutragen.
Egal wie gut etwas vorgelesen ist - es reißt einen (imho) aus einer immersiven Stimmung raus und oftmals gibt es Eindrücke, Gedanken und Gefühle für die SC vor und das kann ich auch gar nicht ab.
Und drittens bestand auch schon des Öfteren die Problematik, dass ein NSC in einem der Vorlesetexte einen längeren Monolog hielt und die Spieler (verständlicherweise) nach 1-2 Sätzen dazwischen grätschen wollen. Dann stehste das als SL.

Tegres:
Ich breche mal eine Lanze für Vorlesetexte. Wenn diese kurz sind (1 bis 3 Sätze) und kompakt alle wichtige Informationen vermitteln, sind sie sehr hilfreich. Durch den Vorlesetext kann es nicht zu dem Problem kommen, dass ich als SL eine wichtige Information schlichtweg vergesse. Selbst wenn ich den Text nicht vorlese, sondern nur paraphrasiere, hat er seinen Nutzen getan, indem er mir etwas gibt, an dem ich mich entlanghangeln kann. So ist mir ein Vorlesetext, mit dem indirekt vermittelt wird, was die Charaktere zuerst merken, wenn sie an einen Ort kommen oder eine Person zum ersten Mal sehen, mit einer anschließenden Detailbeschreibung des Ortes oder der Person lieber, als eine reine Detailbeschreibung, aus der ich mir dann als Spielleiter herauspicken muss, was sich als logische erste Beobachtung ergibt. Meist handelt es sich dabei auch noch um Fließtext, sodass ich gleichzeitig lesen und frei heraus sprechen muss. Die Alternative wäre, sich im Vorfeld Notizen zu machen. Dafür habe ich keine Zeit, ich bin zu faul und außerdem sehe ich nicht ein, mir Arbeit zu machen, die mir ein gutes Abenteuer schlichtweg abnimmt.
Das Problem mit Vorlesetexten ist meines Erachtens folgendes: Die meisten Vorlesetexte sind furchtbar schlecht. Meistens sind sie zu lang, geben keine wichtigen Informationen weiter, sondern dienen nur dem Aufbau von Atmosphäre, und im schlimmsten Fall zwängen sie den Charakteren Hanldungen auf ("Als ihr den Raum betreten, erstarrt ihr vor Schreck!" - Ja nee, das entscheiden die Spieler oder es gibt eine Stabilitätsprobe, einen Rettungswurf oder was auch immer.) Daher kann ich den den schlechten Ruf von Vorlesetexten absolut nachvollziehen.
Ich finde aber das Thema führt vom Ursprungsthema weg. Wenn es dazu weitere Wortmeldungen gibt, wäre ich für eine Abtrennung.

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