Pen & Paper - Rollenspiel > Werkstatt

Mittelerde im 3. Zeitalter: Ideensuche für Konflikte im fernen Osten

(1/5) > >>

torben:
Hallo allerseits

Kurzes Vorwort an meine vielleicht hier reinschauenden Spieler der Isengart-Gruppe: Raus mit Euch! :)


Meine Gruppe will demnächst in den mittleren und fernen Osten Mittelerdes aufbrechen, was mich zur Frage veranlasst, was sie dort wohl an Abenteuermaterial vorfinden könnten.
ICE und Decipher haben sich in alter Zeit schon viel Unsinn über den Osten zusammengereimt, wovon sich in meinen Augen aber nicht allzu viel für die Kampagne eignet, die ich mir in dieser Gegend vorstellen würde. Deshalb würde ich gerne die geballte Kreativität der Tanelornis angraben, in der Hoffnung, dass Ihr mir bei der Befüllung dieser Gegend mit Konflikten behilflich sein könntet, wobei ich allerdings nicht versprechen kann, dass die Ideen dann am Ende auch wirklich umgesetzt werden.
Mein Problem liegt zurzeit vor allem darin, die verschiedenen Fraktionen miteinander zu verbinden, so dass daraus ein Konfliktnetz entsteht, das logisch weitergesponnen werden kann. Dabei sollte auch darauf geachtet werden, dass die Berührungspunkte / Konflikte über einen längeren Zeitraum entstehen und sich weiterentwickeln.


Folgende Eckpunkte hätte ich für die Ideensuche:

Spielzeit ist um das Jahr 2786 3Z, also ca. 4 Jahre vor dem Beginn des Kriegs der Zwerge gegen die Orks, der nach der Ermordung Thrórs durch den Ork Azog von Moria von Thrain II. initiiert wird und bei dem sich auch Zwerge aus anderen Häusern als jenem von Durin beteiligen.

Fraktionen, die im Osten miteinander in Kontakt geraten (von "ganz böse" bis "gut"):

* Sauron
* Balrog oder sonst ein grosser Dämon aus Morgoths Tagen: Hoch im Norden könnte so ein Wesen den Untergang Utumnos überlebt haben und sich ab und zu oder nur jetzt oder bald mit seinen Schergen auf den Weg nach Süden machen.
* Nazgûl: Die neun Ringgeister sind von Sauron verführte Könige der Menschen, die grossmehrheitlich aus den Ost- und Südgebieten Mittelerdes stammen dürften. Sauron machte sich die Nazgûls zwar schon im 2. Zeitalter Untertan, aber ihre Völker (oder deren Nachfolgereiche) könnten noch immer existieren und von neuen Königen oder den Nazgûls selbst (wenn dafür ab und zu Zeit ist) weiterhin geführt werden.
* Ostlinge: Es gibt nach Tolkien zahlreiche Menschenstämme im Osten, von denen einige von den späteren Nazgûls angeführt wurden. Die meisten werden früher oder später im 2. Zeitalter unter den Einfluss von Sauron gekommen sein und ihn verehrt haben.
* Die blauen Zauberer Pallando und Alatar sowie zu früheren Zeiten Saruman: Die blauen Zauberer sind aus Aman gesandt worden und in den Osten gegangen. Was aus ihnen geworden ist, wird nirgends berichtet, aber man könnte sich vorstellen, dass sie ihre eigenen Machtansprüche gestellt haben könnten (wie Saruman weiter im Westen). Ob die Zauberer zusammen oder gegeneinander arbeiten ist ebenso offen wie ihr Verhältnis zu Sauron. Arbeiten sie gegen / neben / mit ihm? Haben sie eigene Reiche / Kulte gegründet? Wie ist ihr Verhältnis zu den Menschen / Zwergen / Avari-Elben? Saruman ist anfangs auch in den Osten gegangen, dann aber in den Westen zurückgekehrt. Hat er etwas Spezielles erlebt / initiiert, was sich jetzt noch auswirken könnte?
* Zwerge: Von den 7 Häusern der Zwerge sind drei (Longbeards, Firebeards und Broadbeams) im Nordwesten Mittelerdes angesiedelt, während 4 Häuser im Osten zu finden sind: Ironfists, Stiffbeards, Blacklocks und Stonefoots (siehe dazu allenfalls auch den Beitrag über die Geschichte der Zwergehäuser in Otherminds Nr. 4). Die Zwergenhäuser könnten untereinander sowie mit den Menschen, den Zauberern, dem Balrog, Sauron und den Avari-Elben im Klintsch gelegen oder Handel getrieben haben. ICE hatte wohl die Idee, dass ein Haus von Sauron entzweit wurde, worauf diese Zwerge Rache schworen und zu einer Söldnertruppe wurden, die überall gegen Belohnung gegen Saurons Schergen kämpften.
* Avari-Elben: Dabei handelt es sich um die Elben, die nach dem Erwachen der Elben dem Ruf der Valar nicht gefolgt sind. Aufgrund der damaligen Entscheidung ist es ihnen wohl nicht gestattet, in den Westen zu segeln. Sie kamen wohl zumindest teilweise mit Morgoth (oder seinen Schergen) in Kontakt und fürchteten / misstrauten den Valar, die sie vor allem im Zorn erlebt hatten, als sie gegen Morgoth in den Krieg zogen. In meinem Verständnis sind die Avari-Elben nicht "böse" oder so, sondern einfach ein sehr eigener Haufen. Sie sollen auch die Menschen zuerst die Sprache gelehrt haben usw.
Grundsätzliche Ideen meinerseits:
Die Gruppe sollte Kontakt mit mindestens einem Zwergenhaus des Ostens aufnehmen und die Zwerge für die Teilnahme an Thrains II. Krieg gegen die Orks gewinnen. Gruppe als Schnittstelle. Was könnten Bedingungen sein, auch persönlich an die Gruppe geknüpft, obwohl die ja nur die Vermittler sind?
Die Gruppe sollte früher oder später mit den Avari-Elben in Kontakt kommen. Diese leben wohl jetzt weit im Osten bei den Orocarni (rotes Gebirge) und jenseits dieser Bergkette. Die Elben werden durch irgendetwas oder irgendwen besonders bedroht und benötigen aussergeöhnlichen Beistand / Hilfe und da kommt die Gruppe grade recht. Die Gruppe ist allerdings selbst nicht in der Lage, die Sache alleine zu regeln, dazu sind sie ebenfalls zu schwach. Vielleicht gibt es eine "Waffe" gegen die Bedrohung, die aber verschollen (oder oder oder) ist usw.

Hier vielleicht mal ein kleiner Versuch meinerseits:

Im 2. Zeitalter hat Sauron die einflussreichsten Menschenherrscher mit den neun Ringen ausgestattet und sie zu Nazgûls gemacht. Auch wenn sie selbst nicht mehr an der Spitze ihrer Völker stehen, kehren sie auch im 3. Zeitalter immer wieder zu diesen zurück und haben dann dort auch den Oberfehl als Gesandte Saurons, dem die Menschenvölker huldigen. Die Zwerge sind an verschiedenen Orten im Osten erwacht und haben sich auf der Suche nach neuen Grabungsstätten überall im Osten verteilt. Sauron kommt zu ihnen und übergibt ihren Stammvätern die sieben Zwergenringe, muss aber bald feststellen, dass er sie nicht unterwerfen kann. Dafür säht er Zwist in einem Haus, wodurch es zu einem Krieg innerhalb des Hauses kommt. Erst zu spät erkennen die Zwerge, dass sie falschen Gerüchten Saurons aufgesessen und einen eigentlich unnötigen Krieg gegen ihre Brüder geführt haben, bei dem Artefakt X gestohlen wurde / verloren ging / zerstört wurde. Die überlebenden Zwerge des Hauses beschliessen, fortan überall gegen Sauron und seine Schergen zu kampfen, bis Artefakt X wieder in ihrem Besitz ist (wurde vielleicht einem Nazgûl in Verwahrung gegeben). Ein anderes Zwergenhaus wurde im Norden durch den Einfall eines niederen Balrogs / sonstigen Dämons aus alten Tagen überrumpelt und beinahe ausgelöscht. Dank Einsatz von Y konnte der Balrog zumindest für eine gewisse Zeit zurückgedrängt werden, aber es steht just in dieser Zeit zu befürchten, dass er demnächst wiederkommen könnte, wobei er es diesmal auf die Avari-Elben in den nördlichen Orocarni abgesehen hat. Sauron selbst versucht, wo und wie immer möglich, den Avari Steine in den Weg zu legen und sie von seinen Schergen jagen zu lassen. Dann haben wir noch Pallando und Alatar, die auch noch irgendwie in die ganze Sache reingestrickt werden müssen. Wo leben sie und was machen sie? Könnte einer z.B. als "der blaue Drache" ein Netzwerk gespannt haben, das sich für Z (kann eine gute oder böse Sache sein) einsetzt.

Was könnt Ihr Euch im Rahmen der vorgenannten Eckpunkte (mit oder ohne Einbezug meines eigenen Versuchs) an logischen Konflikten vorstellen, die zu bespielen interessant sein könnte? Gibt es weitere Eckpunkte, die bedenkenswert wären?
Und was würdet Ihr gerne im Osten Mittelerdes an Abenteuern erleben?

Vielen Dank schon jetzt für Euren Input und schöne Grüsse
torben

sindar:
Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß keineswegs alle Menschenvölker des Ostens Sauron anhängen. Vielleicht gibt es da einen Gegenbewegung, möglicherweise unter der Führung von Pallando und/oder Alatar? Und diese Menschen können zu den Avari ein ähnlich wechselvolles Verhältnis haben wie die Rohirrim: Die Avari sind den Menschen unheimlich, aber man läßt sich gegenseitig in Ruhe angesichts der größeren Bedrohung durch die Nazgul, ja, man könnte sogar zur Zusammenarbeit gezwungen sein. Hier können die SCs vielleicht eine Vermittlerrolle bekommen.

Ich kann mir auch vorstellen, daß Sauron zu der Zeit noch nicht so viel Macht hat, daß er seine "Gefolgsleute" wirklich im Griff hat. Vielleicht gehen sie so miteinander um wie die Orks? Vielleicht können die SCs hier sogar für mehr Streit innerhalb des "Sauron-Lagers" sorgen?

torben:
@Sindar

Vielen Dank für Deinen Input und die Einbindungsideen für die Gruppe  :) :d

Die Idee mit den Zauberer-Anhängern, die mit den Avari zusammenspannen könnten, resp. von den Umständen dazu gezwungen werden könnten, finde ich schon mal sehr gut. Bis jetzt hatte ich noch keinen richtigen Plan, wie ich die Zauberer in den Kontext einbinden kann/soll, und das scheint mir ein spannender Ansatz.
Gerade wenn Pallando und Alatar im Osten Einfluss gewonnen haben sollten, müssten sie ja auch eine Anhängerschaft haben, wohl am ehesten unter den Menschen. Und diese Zauberer-Anhänger werden somit schon mal keine Sauron-Anhänger sein. Wie die Zauberer zu einander und zu Sauron eingestellt sind, das müsste man dann aber noch irgendwie festlegen, wobei vielleicht ihr Hintergrund aus Aman ein Anhaltspunkt sein könnte. Wenn ich mich recht erinnere (werde das natürlich noch genauer abklären), ist Pallando vom Vala Oromë gesandt, der ja seinerzeit Jagd auf die Schergen Morgoths gemacht hat. Das würde dafür sprechen, dass die Pallando-Fans eher schlecht auf sauronhörige Menschen zu sprechen sind, wenn ihnen Pallando das so eintrichtert.
So einen Zusammenschluss der Völker hatte ich mir bisher vor allem für die Zwerge und Avari vorgestellt, die einander nicht unbedingt feindlich gegenüberstehen müssen. Aber Team Pallando bietet sich dafür auch gut an, oder ein Zusammenschluss zwischen den Pallando-Fans und einem Zwergenhaus... mal sehen  :)

Ein "Problem", das sich mir evtl. stellt, ist, dass ich bereits bei der Erkundung des hohen Nordens einen übermächtigen Feind aufgefahren habe, der nur durch ein Zusammenarbeiten verschiedener Menschenvölker und von Kleinzwergen sowie natürlich durch die Gruppe in die Schranken gewiesen werden konnte. Ich möchte das nicht unbedingt gleich nochmals im Osten bringen, oder zumindest sollte es irgendwie anders daherkommen, damit die Spieler nicht sagen "Oh, schon wieder?" Da würde ich zumindest versuchen, den Fokus beim Ausspielen / Erkunden der Situation noch etwas anders, persönlicher zu setzen...

Super, gerne weitere Überlegungen und Ideen, das hilft mir sehr  :)

Grüsse
torben

Lichtschwerttänzer:
Die Blauen Zauberer haben ihre Aufgabe erfüllt in dem sie ihre Aufgabe verraten haben, sie haben Reiche gegründet - beherrscht, Bündnisse gebildet ggf als graue Eminenz vielleicht auch im Untergrund - Resistence

Zed:
Mein Eindruck ist, dass die bisherigen Ideen voll im Erwartungshorizont dessen liegen, was im "Herrn der Ringe" geschieht: Dass es eigentlich Varianten des Bekannten sind: Böse Istari, Sauron als Strippenzieher, Balrogs und Nazgul.

Ich mache mal den gewagten Vorschlag, etwas "Neues, Großes", was aber trotzdem im Rahmen des Bekannten liegt, anzubieten, und fange gleich mal mit etwas sehr Epischen an: Einer der beiden blauen Magier macht zwar wie Saruman gemeinsame Sache mit Sauron, aber - Twist - er wird ihn hintergehen, und versuchen, Melkor aus der ewigen Verdammnis zurück beschwören und dessen Lieblingsmaiar zu werden. Vielleicht hilft er sogar im Westen, Sauron zu stürzen, um später dessen Platz einnehmen zu können, und macht, solange er gegen Sauron vorgeht, einen vertrauenswürdigen Eindruck auf die Helden.

Für die Beschwörung Morgoth's hat er nebenbei schon einiges zusammen gesammelt, er braucht ein göttliches Artefakt von jedem Valar, der an der Verbannung Melkors beteiligt war, aber auch mächtige Verbündete.

Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es einige sehr mächtige Kreaturen im Universum Tolkiens, die nicht in die Kategorie Ainur - Eru-Valar-Maiar - fallen oder deren Geschöpfe sind: Ungoliant und Kankra sind etwas Böses von außerhalb, Tom Bombadil gehört auch keiner gesicherten Spezies an. Der Kraken vor Moria - da bin ich mir gerade nicht sicher: Ist er ein Morgothgeschöpf wie die Drachen? Oder ist er ist er auch etwas von außerhalb?

Egal: Es könnte noch ein monsterhaftes Insekt existieren, dass in die Gruppe Kankra-Bombadil gehört, oder eben ein noch größerer Kraken. Entweder diese oder Morgoth (noch körperlos) wollen Mittelerde mit einem blauen Magier von Osten her erobern: Plötzlich sieht der Ringkrieg im Westen wie ein Geplänkel aus, und im Osten entscheiden Deine Helden das wirkliche Schicksal der Welt. Vielleicht lässt ein (unwichtigerer) Valar beim Krieg im Osten sogar sein Leben. Sein Körper ist gewaltig und ein Teil der Landschaft im Osten geworden, und die Helden halten sich in diesem (steingewordenen?) Körper auf, bis sie irgendwann begreifen, dass sie in dem Leichnam eines Valar umherirren.

Die Avari sind keine primitiven Zurückgebliebenen, sondern entpuppen sich als die geschicktesten Strippenzieher aller humanoiden Völker: Sie (Gestaltwandler?) verfügen über ein Informantennetz, dass sich bis in den Westen (ein Protagonist des Ringkriegs (Elrond?) entpuppt sich als gestaltgewandelter Avari) und bis weit nach Valinor spannt. Ihr geheimes Ziel ist, Valinor zu erobern, wenn die Kraft der Valar so geschwächt ist, dass sie Valinor nicht mehr entrücken können. Sie haben Zeit, sich am Ende der Zeit ihren Platz im gelobten Land zu nehmen, der ihnen bis dahin von den Valar verweigert wurde.

Jetzt habe ich sehr unverfrorene Ideen gestreut, die TNT in Pulverfässer auf Atombomben bedeuten. Mögliche Gegenkräfte könnten sein: Geistervölker wie die Eidbrecher, die gegen die Einheiten des blauen Magiers vorgehen; Mammutreiter; Hexenmeister, die sich Ungoliants Brut als Reittiere "gezähmt" haben (was irgendwann nicht mehr gut geht); ein freundliches Volk, dass in den zahlreichen Flüssen des Osten wohnt, und so friedlich wie die Hobbits ist; der andere blaue Magier, der in Stasis war nachdem ihm sein Kollege etwas Göttlichkeit genommen hat (für Melkors Beschwörung) und von Deinen Helden erweckt wird, aber auch keinen blassen Schimmer hat, was in der Zwischenzeit im Osten abging, und nun als einfacher, sterblicher Mensch handeln muss; und (ich weiß: das ist gewagt) ein Balrog, der versucht, seine sehr falsche Entscheidung, einst in Melkors Dienste getreten zu sein, rückgängig zu machen versucht und dafür wohl sein Leben gibt.

Gerade der Aspekt des freien Willens, der Umkehr und der "Erlösung" kommt mir bei Tolkien zu kurz: Es gibt keinen einzigen Ork oder Troll, der auf der Seite der Guten kämpft, ihr Wille ist nicht frei genug. Alle müssen die sehr schrecklichen Konsequenzen ihrer früheren falschen Entscheidung tragen, gerade die Wesen mit freiem Willen wie Elben, Menschen und Zwerge: niemandem wird die Chance auf Vergebung zuteil. Auch Gollum, der Frodo immerhin verschont, kann am Ende nicht für das Gute kämpfen, sondern ist seiner Gier letztlich widerstandslos ausgesetzt (ja, der Ring ist zu mächtig, ich weiß). Ich finde, es sollte eine Rehabilitation, eine Erlösung oder einfach ein Weiterleben im geläuerten Sinne möglich sein. Hier ist Tolkien ein harter Brocken. Ich meine, den Aspekt der "vielleicht gelingenden Umkehr" würde ich "im Osten" nachbessern, zumindest etwas "moderner" und hoffnungsvoller erzählen, als Tolkien es im Westen tut.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln