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Epische Kampagnen: Probleme und Chancen
Zed:
Hallo zusammen!
In einem Werkstattthread sammelt torben gerade Ideen zu seiner Kampagne, die im dritten Zeitalter im Osten von Mittelerde spielt. Dort kamen wir auf das Thema, dass epische Kampagnen mit epischen Gegnern auch Nachteile haben:
--- Zitat von: torben am 30.08.2020 | 23:38 ---Das Problem mit einem übermächtigen Gegner ist immer, wie wird man den am Ende wieder los, so dass die Gruppe dabei den "Heldenpart" einnimmt, denn sie sollen im Mittelpunkt der Geschichte stehen. In früheren Kampagnen haben die Vorfahren der heutigen Helden z.B. schon Drachen getötet, was damals vor allem aufgrund noch massiv stärkerer Magie möglich war. Heute würde ich es als äusserst schwer für eine Gruppe erachten, einen Drachen zu erlegen. Richtig, es gibt natürlich immer die "spezielle Ausnahme", sei es der Nordmann Fram, der den Drachen Scatha erschlagen hat, oder Bard, der Smaug vom Himmel holen wird.
Ich möchte der Gruppe eigentlich keinen "richtigen" Drachen mehr vorsetzen, da er locker in der Lage sein müsste, mindestens einen wenn nicht alle Gefährten nieder zu machen, rein physisch, von der geistigen Beeinflussung usw. spreche ich da noch gar nicht... klar, auch da könnte man zig Wege zur Plausibilisierung finden, aber diese "innere Gedankengrenze" habe ich mir mal als erste "Haltelinie" gesetzt, die ich erst überschreiten will, wenn es dafür gute Gründe gibt und es einen grossen Mehrwert fürs Spiel bringen könnte.
Je grösser dieser übermächtige Gegner ist, desto schneller erfasst die Spieler auch ein Ohnmachtsgefühl, weil man weiss "das kriegen wir alleine niemals hin, also werden wir jetzt zig Sachen probieren und uns in zig Sideplots verstricken müssen, um die Sache irgendwie für uns drehen zu können." Als Bild etwa: Die Ameise sieht Sissifus' Stein und erhält die Aufgabe, diesen bis auf den Berg, der am Ende überhängend ist, hoch zu schaffen. So eine Vorgabe kann die Spielfreude trüben, da die "eigene Mächtigkeit" über längere Zeit eingeschränkt erlebt wird und man sich eher wie ein Puzzlestück vorkommt, denn wie ein frei entscheidender "Held" (dem aber natürlich trotzdem nicht alles gelingen muss). Letzteres führt - vermute ich - gerade wenn es einn länger dauernder Zustand ist - zu grösserem Spielspass. Aber da gibt's natürlich zig verschiedene Stellschrauben, mit denen man alles butterweich zum Laufen bekommt, wenn man seine Gruppe und ihre Bedürfnisse kennt, keine Frage.
--- Ende Zitat ---
Ich selbst tendiere immer zum epischen Plot. In meiner allerersten Spielleitung (ist schon ein paar Jahrzehnte her) waren die SCs der ersten Stufe auf dem Weg in ein kleines Dorf, Hommlet, das nahe einer legendenumwobenen Ruine liegt. Ich ließ auf dem Weg dorthin ich einen Halbgott des Bösen, Iuz, auf einem Alptraumross am Horizont vorrübereiten, denn Iuz ist ein Gegenspieler in der Ruine und wird dort laut Kaufabenteuer später einen geskripteten Kurzauftritt haben.
Die guten Charaktere der ersten Stufe ließ ich kurzfristig vom Anblick des Bösen erblinden. Ich wollte ein Zeichen setzen, dass es in dieser Kampagne "um etwas geht" und auch gegen epische Mächte geht: Wir werden Göttern geschiedete Gegenstände in Vulkane werfen und uns so mit ihnen anlegen und nicht nur Ratten im Wirtshauskeller zum schwarzen Keiler töten. Das hatte meine Spieler damals mächtig beeindruckt. Es trat bei den Spielern sicher auch ein leichtes Ohnmachtsgefühl ein, wie Torben es beschreibt, aber ich hatte das Glück, dass es die SCs nicht lähmte, sondern anspornte. Hier half natürlich, dass wir ein D&D spielten, das klar darauf ausgelegt ist, irgendwann gegen Halbgötter bestehen zu können.
Wie haltet Ihr es mit der Epik? Muss für Euer beabsichtigtes Spielgefühl weit im Hintergrund bei Euren Kampagnen auch die Apokalypse drohen, die die Helden irgendwann aufhalten wollen/sollen? Oder ist die Göttlichkeit und Mystik Eurer Welt etwas, das von den SCs, den Normalsterblichen, so weit entfernt ist und bleibt, dass sie dort niemals Einfluss nehmen können?
Wenn Ihr eher epische Kampagnen leitet, wie geht Ihr mit den von Torben genannten Problemen um?
Swafnir:
Ich mag es wenn ein Plot episch ist. In meiner Dragon Age-Runde hat die Gruppe den Auftrag bekommen den Architekten zu töten.
Das war ne wirklich epische Kampagne. Ein Spieler ist nach der ersten Sitzung ausgestiegen. Er hatte Angst um seinen Charakter und fand "Selbstmordmissionen" doof.
flaschengeist:
Wenn ich episch definiere als "es geht um die Rettung der Welt" sind epische Kampagnen nicht meine Leibspeise. Ich bevorzuge Kampagnen, bei denen das Scheitern eine "mittlere Katastrophe" zur Folge hat, z.B. die Verwüstung einer Region, die Vernichtung einer bedeutenden Stadt oder den Niedergang eines Volkes.
Zed:
--- Zitat von: flaschengeist am 1.09.2020 | 22:11 ---Wenn ich episch definiere als "es geht um die Rettung der Welt" sind epische Kampagnen nicht meine Leibspeise. Ich bevorzuge Kampagnen, bei denen das Scheitern eine "mittlere Katastrophe" zur Folge hat, z.B. die Verwüstung einer Region, die Vernichtung einer bedeutenden Stadt oder den Niedergang eines Volkes.
--- Ende Zitat ---
Letzteres würde ich auch schon zu "episch" zählen.
YY:
--- Zitat von: Zed am 1.09.2020 | 21:22 ---Muss für Euer beabsichtigtes Spielgefühl weit im Hintergrund bei Euren Kampagnen auch die Apokalypse drohen, die die Helden irgendwann aufhalten wollen/sollen? Oder ist die Göttlichkeit und Mystik Eurer Welt etwas, das von den SCs, den Normalsterblichen, so weit entfernt ist und bleibt, dass sie dort niemals Einfluss nehmen können?
--- Ende Zitat ---
Nein, muss nicht. Sollte sogar eher nicht - ich fühle mich auch eher im "Mittelfeld" wohl.
Göttlichkeit und Mystik locken mich nicht so, das wird mir schnell zu überkandidelt. Dann lieber halbwegs gesittete SF, Historisches oder low fantasy.
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