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[Serie] Star Wars - Andor (Disney+)
manbehind:
Die zweite Staffel leidet für mich daran, dass der Inhalt von vier Staffeln auf eine Staffel herunterdampft wird, weswegen die Betrachtungen eher kursorisch wirken. Ich finde sie trotzdem stark.
Die zweite Staffel ist für mich ganze wesentlich eine Systemstudie:
Syril Karn stellt sein Leben in den Dienst des Imperiums. Er erkennt die Sinnlosigkeit seines Handelns und stirbt letztlich allein mit seinem Hass auf Andor. Ob Dedra Meero seinen Tod betrauert, ist unklar.
Major Partagaz ist ein erfolgreicher Offizier des ISB. Ein Fehler - vielleicht aber auch eine gewollte Unterlassung, das bleibt offen; die Art der Darstellung der Figur lässt diese Interpretation aber durchaus zu - kostet ihn das Leben. Er stirbt letztlich allein; niemand betrauert seinen Tod.
Die Qualitäten, die zunächst den Aufstieg Dedra Meeros in der imperialen Hierarchie begünstigen, werden ihr letztlich zum Verhängnis; sie wird ein Opfer der Funktionsweise des Systems. Sie hilft Attendant Heert dabei, den Standort Kleya Markis aufzuspüren. Ob es sich hierbei um einen Akt der Selbstlosigkeit handelt, bleibt unklar. Sie stirbt nicht, endet jedoch in einem imperialen Gefängnis.
Die Toten auf Seiten der Rebellen werden betrauert. Sie werden vermisst und sie sind letztlich nie allein. Das ist der Unterschied zur imperialen Hierarchie: hier ist niemand wirklich Teil einer menschlichen Gemeinschaft, sondern am Ende immer alleine.
Das natürlich nur sehr skizzenhaft und ich hoffe, dass mein Punkt rüberkommt. Auf jeden Fall ist es das, was für mich im Vordergrund steht.
KWÜTEG GRÄÜWÖLF:
Ich schildere Andor ja inzwischen am liebsten als "Star Wars - aber geschrieben von John le Carré".
Ich werde Disney immer dankbar sein, dass sie diese beiden Staffeln gemacht haben. Das ist das Star Wars, das ich im jetzigen Alter haben will. Wo die ganze Prämisse "Galaktisches Sternenreich als faschistische Diktatur, rebellischer Widerstand dagegen im Fokus" so richtig ernst genommen wird, und das mit allen Konsequenzen gezeigt wird.
Und so nebenbei wird da Expanded Universe Lore, die von West End Games im Rollenspiel eingeführt wurde (Ghorman Massaker), eingebaut und erweitert.
Ich bin jetzt gerade dabei, nochmal Staffel 1 und 2 zu schauen, und will das dann mit Rogue One abschließen. Wie im Internet schon mehrfach gesagt wurde: The True Prequels to A New Hope.
Uebelator:
Ich bin gerade bei Folge 4 oder 5 der zweiten Staffel und ich bin - wie schon bei Staffel 1 - echt hin und her gerissen.
Auf der einen Seite finde ich es mega gut, dass sie eine erwachsenere, ernsthaftere Geschichte erzählen, die sich einfach mal anders anfühlt, als daa was wir normalerweise aus dem Star Wars Universum zu sehen bekommen. Und gut inszentiert und gespielt ist es auch.
Andererseits fühlt es sich aber so anders an, dass es für mich stellenweise kaum noch als Star Wars zu erkennen ist. Ich brauche da keine Jedi und Blasterfights, aber die paar Aliens, die hier und da mal rumstehen, muss man echt mit der Lupe suchen.
Der ganze "realistische" Look geht mir stellenweise auch etwas weit und wenn Coruscant eher aussieht wie das New York der 40er und Ghorman wirkt wie das Paris aus "Ratatouille", komplett mit einem Widerstandsgrüppchen, das obendrein auch noch pseudo-französisch mit Untertiteln spricht, fühlt sich das für mich einfach nicht mehr wie Star Wars an.
KWÜTEG GRÄÜWÖLF:
Hängt auch immer vom individuellen Star-Wars-Bild ab, das einer hat. Ich kann deine Punkte sehr gut nachvollziehen, aber ich selber habe da keinen Bruch empfunden, nur einen Übergang. Liegt aber auch daran, daß ich bei Star Wars schon immer persönlich mehr nach realweltlichen Elementen und Vorbildern Ausschau halte. Art Deco habe ich erst durch SW kennengelernt.
Wobei mich in anderen Teilen des modernen Franchises aber realweltliche Elemente eher aufgeregt haben - ich hab mir jahrelang, befeuert von den Beschreibungen bei West End Games und den Lando-Clarissian-Romanen - Sabacc-Karten als elektronische Folien vorgestellt, die willkürlich ihren Wert verändern, und war recht enttäuscht, als es dann in Solo ganz stinklangweilige Papierkarten waren... >:(
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