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[Serie] Star Wars - Andor (Disney+)
tartex:
Habe mir gestern auch endlich die erste Folge Obi-Wan Kenobi gegeben und das ist halt Star Wars wie man es kennt und wie es wehtut.
Gehört eigentlich nicht in den Thread hier, aber das Recycling der ältesten Set Pieces, der einfallslosten Fan-Fiction-Schurken und der bescheuertsten Zufälle um einen keinen Sinn ergebenden Plot zum Laufen zu bringen, während man das x-te Mal auf Fan Service setzt, zeigt mir deutlich wie viele Klassen da Andor darüber ist.
Vielleicht ist das das Problem einiger: Andor kann als interessante Charakter-Studien und Meditation über Diktatur und Rebellion für sich allein stehen. Da könnte man Star Wars auch weglassen und hätte noch etwas substanzielles.
Obi hat 45 Jahre altes Spielzeug, das mit ein paar Streifen Nostalgie zusammengehalten wird. Im besten Fall kann man davon mitnehmen: "Ja, eigentlich war das Spielzeug immer schon irgendwie peinlich, aber es ist halt unser Spielzeug. Irgendwie können wir da zur Selbsterkenntnis kommen, das wir auch manchmal peinlich waren und sind. Das ist wichtig zu erkennen."
treslibras:
--- Zitat von: tartex am 14.11.2022 | 08:44 ---Habe mir gestern auch endlich die erste Folge Obi-Wan Kenobi gegeben und das ist halt Star Wars wie man es kennt und wie es wehtut.
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Obi hat 45 Jahre altes Spielzeug, das mit ein paar Streifen Nostalgie zusammengehalten wird. Im besten Fall kann man davon mitnehmen: "Ja, eigentlich war das Spielzeug immer schon irgendwie peinlich, aber es ist halt unser Spielzeug. Irgendwie können wir da zur Selbsterkenntnis kommen, das wir auch manchmal peinlich waren und sind. Das ist wichtig zu erkennen.
--- Ende Zitat ---
Ich bin grundsätzlich Deiner Meinung, möchte dieses Framing aber etwas differenzieren. Obi-Wan reiht sich zwar eine in eine Serie von schlecht geschriebenen Star Wars-Produktionen seit den Prequels, ja.
Es ist aber eben keine Fortsetzung von der OT (als klassische Heldenreise in Form einer familientauglichen Saga im Weltall, gespickt mit kindlicher Freude an Scifi-Technik, außerderirdischen Wunderwelten und Piratenfilm-Abenteuer. Mit liebenswerten Charakteren, die keine Helden sind, aber trotzdem heldenhaftes leisten. Aber vor allem auch mit viel Andeutung und einfachen "so ist die Welt halt einfach".)
Ich will das gar nicht übermäßig romantisieren. Auch die OT haben ihre Schwächen. Aber die Fetischisierung der Artefakte und Themen (oder "Spielzeuge") erfolgte nicht in den OT-Filmen selber, sondern in Nachfolgeproduktionen (und einem Teil der der Fan-Community).
Ich mag gerade die letzten paar Folgen von ANDOR sehr. Das Drehbuch ist deutlich stärker als bei den anderen SW-inspirierten Serien, und gerade in der letzten Folge gab es zum ersten Mal auch Pathos (was der Serie gut tut!).
Ich finde auch den 70er-Jahre-SW-inspirierten Retrofuturimus im Set Design ziemlich cool. Man merkt sehr wohl, dass da deutlich mehr Gehirnschmalz reingeflossen ist als bei den vorherigen Serien.
Und zu guter letzt, fehlt hier ein Stück die Fetischisierung allen "Star Wars"-artigen und die Rückkehr zum "Show, don't tell".
Das ist immer noch keine Rückkehr oder Wiederbelebung der OT-Star Wars, aber es ist ein gut designtes, solides Scifi-Drama in einer Welt, die Star Wars sein könnte, wenn Star Wars nicht Space Fantasy und Swashbuckling und Freude am Abenteuer wäre, sondern ein sozio-politisches Actiondrama.
Und mit der Einschränkung, bin ich, ehrlich gesagt, gerade ganz zufrieden.
Den Character Arc von Syril Karn könnte man getrost weglassen, ohne viel zu verpassen, aber man ahnt ja, dass das in einer dramatische Konfrontation und Charakter-Wendung kulminieren wird.
Uebelator:
--- Zitat von: Scurlock am 12.11.2022 | 21:26 ---Ich habe mal gelesen, dass Andor in seiner Machart an den Film "Heat" erinnert. Für mich einer der besten Filme, die je gedreht wurden. Ich kenne aber auch genügend Leute, denen die weitgehend nüchterne, eher realistischere Art der Inszenierung von "Heat" gar nicht gefallen hat und wohl deshalb auch keinen emotionalen Bezug zu den Charakteren und Geschehnissen im Film aufbauen konnten.
--- Ende Zitat ---
"Heat" fand ich großartig. Und ich liebe auch den Star Wars Franchise. Nur beide Zutaten zusammen ergeben leider kein Gericht, das mir schmeckt, den bei Star Wars will ich bitte alle Geschmacksverstärker, Farb- und Zusatzstoffe.
tartex:
--- Zitat von: Uebelator am 15.11.2022 | 09:10 --- bei Star Wars will ich bitte alle Geschmacksverstärker, Farb- und Zusatzstoffe.
--- Ende Zitat ---
Also ich finde gerade Episode IV ist doch auch recht farbarm und meditativ.
Beiger Wüstenstaub gegen große graue geometrische Formen des Imperiums geschnitten. Bildsprache statt Plot. Alles schon enthalten.
Grubentroll:
Den Retrofuturismus und das 70er-Design würde ich übrigens auch als etwas sehr positives bei Andor rausheben.
@Tartex: Über Obi-Wan brauchen wir nicht streiten, das finde ich auf seine Art auch ganz schrecklich. Aber eher weil es einfach wie schon oben erwähnt wurde ganz ganz furchtbar geschrieben ist und so unfassbar dämlich an so vielen Stellen ist.
Hier wird so eine seltsame Dichotomie aufgebaut, dass Star Wars entweder "der alberne bunte Kiddiescheiß mit sympathischen Charakteren" oder "ernste Story mit rein grau bleibenden etwas faden Charakteren" sein muss.
Ich kann mit beiden Ansätzen leben, aber ich hätte halt trotzdem gern "mit Scharf und Alles". Also sympathische, spannende Charaktere und einen gut geschriebenen Plot, der sogar unsinnig sein darf solang er mich emotional mitnimmt.
Ob das in der ernsteren grauen Andor-Welt passiert, oder im bunten Popcorn-Kino der OT ist mir dann relativ schnurz.
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