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SL-Spezies aufgepasst! Was würdet ihr hier anders machen?

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Teylen:
Normalerweise ist ein Gespräch mit einem Bankier nichts von dem man überrascht wird.
Heißt, die Charaktere brauchen keine Telepathie um schon vorher Dinge besprochen zu haben, welche den Spielern erst im Gespräch einfällt.
Zumal die alternative Lösung wäre, dass die Charaktere rausgehen oder einen neuen Termin erbitten, man sich dann abseits zusammentut, und anschließend das Gespräch erneut aufnimmt. Was dramaturgisch, spannungsmäßig oder den  Spielspaß betreffend wahrscheinlich nichts bringt.

Wenn gewürfelt würden muss, wäre es imho angebracht, dass nicht nur der Bankier würfelt, sondern auch die Spieler.
Um abzubilden wie gut sie sich beim flüstern anstellen.

sma:
Ich habe da eine vielleicht radikalere Sichtweise: Als SL versuche ich mich an das Prinzip (von PbtA meine ich) zu halten, den Spielern immer die Wahrheit zu sagen und sie weder auf der Meta- noch auf der Spielebene anzulügen oder im Unklaren zu lassen. Verkörpere ich NSCs, ist das anders, aber bei der Aussage "ihr schätzt die Wachen so ein, dass sie euch eher töten den gehen lassen werden" ist das ein Fakt, dem sich zusätzlich auch die Charaktere aufgrund ihrer Erfahrungen bewusst sind.

Und mit Fakt meine ich, dass dies eintreten wird, ohne das wir das auswürfeln werden. Es ist eine aus welchem Grund auch immer eingetretene Komplikation, die nun das Leben der Charaktere "interessanter" macht.

Wenn die Spieler dies ignorieren wollen (sei es aus Trotz oder aus einem Missverständnis oder einem anderen Grund heraus) und ich es bemerke, werde ich versuchen, die Spieler vor sich selbst zu schützen und die Handlung an dieser Stelle anhalten und nicht einen sinnlosen Kampf vom Zaun zu brechen, bei dem die Gefahr besteht, dass an dieser Stelle das Spiel endet, weil alle frustriert sind. Kommen wir auch nach einem Gespräch nicht auf einen Nenner (vielleicht habe ja auch ich die Situation falsch eingeschätzt und lasse mich von einer anderen Sichtweise überzeugen), macht es IMHO keinen Sinn, dass das im Spiel weiter eskalieren zu lassen. Mindestens eine Seite ist dann frustriert. Und halten nicht nur ich, sondern auch die meisten Mitspieler eine Aktion für besonders dumm, bin ich mittlerweile auch nicht bereit, sowas durch Auswürfeln und Weiterspielen noch zu belohnen.

Würden Spieler argumentieren, dass sie ja nicht wüssten, was sie sonst tun sollten und sich gefangen fühlen, dann würde ich bestätigen, dass sie sich in eine Situation manövriert haben, wo sie eben den Stein abgeben müssen und nicht länger die Option haben, ihn zurückzuhalten. Die Charaktere könnten ja anschließend versuchen, ihn zurückzustehlen oder eine andere kreative Lösung finden, aber es kann immer vorkommen, dass man auch mal verliert.

In diesem Sinne wäre mein Tipp zu den ganzen Ausführungen, die für mich alle nachvollziehbar klingen, Handlungskonsequenzen nicht nur auf der Spielebene durch subtile Hinweise andeuten, sondern klar benennen. "Wenn du dort hinunter springst, ist dein Charakter mit einer 5-in-6 Chance tot" und nicht nur "unter dem Kliff sind gefährlich aussehende nadelspitze Steine".

Sashael:

--- Zitat von: Teylen am 26.12.2020 | 11:52 ---Normalerweise ist ein Gespräch mit einem Bankier nichts von dem man überrascht wird.
Heißt, die Charaktere brauchen keine Telepathie um schon vorher Dinge besprochen zu haben, welche den Spielern erst im Gespräch einfällt.

--- Ende Zitat ---
Sie haben den Bankier gefragt, ob die Steine hier teuer angekaufte werden und fangen NACH dem Gespräch mit dem Bankier an, sich zu beratschlagen, was sie tun wollen. Im Büro des Bankiers und vor seinen Augen.

Also das wäre bei mir auch ganz klar ein Ingame-Gespräch. Ich würde vielleicht noch im Maximalfall einen Beobachtenwurf verlangen und ihnen dann bei Erfolg sagen, dass der Typ ganz gewaltig die Ohren spitzt.
Aber Telepathie gibt's nicht.

An der Stelle sehe ich tatsächlich wenig, was beim SL falsch gelaufen wäre.

Ludovico:
Danke für die ausführliche und interessante Beschreibung. Es klingt nach einer tollen Runde und ich wäre gerne bei sowas dabei.

Ich habe den Eindruck (der allerdings einseitig ist), dass Du alles richtig gemacht hast und konsequent warst.
Das Flüstern beim Bankier sehe ich nicht als sonderlich relevant an. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, herauszufinden, was die Spieler dabei haben.
Und dann zu einer Bank zu gehen, offen mitzuteilen, dass sie wissen, wo es diese Steine gibt und dann wieder abziehen.
Das war entscheidend aus meiner Sicht.

Die Sache mit dem Spaziergang... Ja, ein bisschen dusslig. Kann sein, dass sie sich bezgl. des Powerlevels überschätzt haben.

Ich würde jedenfalls mal eine Manöverkritik mit den Spielern abhalten und ihnen mitteilen, was wieso weshalb ablief.
Dann findest Du auch heraus, was die sich vorgestellt haben.

Zudem, manchmal stehen Spieler einfach auf dem Schlauch und als SL muss man ihnen nicht den Hintern hinterhertragen.

Achamanian:
Mir fällt gerade auf, dass ich kürzlich als Spieler in unserer DSA-Retro-Runde eine vielleicht ähnliche Situation miterlebt habe.

Da waren wir in der Diebesstadt Phexcaer auf Informationssuche für eine Expedition und haben unter anderem den Phextempel angesteuert. Einer der Spieler hat über seinen Charakter (also InGame) ständig die Glaubwürdigkeit des dortigen Phex-Geweihten als Geweihten infrage gestellt, ohne, dass ich einen Grund dafür erkennen konnte. Ich habe das nach einer Weile als Kritik an der SL aufgefasst, so von wegen: "So wie du deine Phex-Geweihten darstellst, sind die total unglaubwürdig" - was für mein Gefühl besonders nahe lag, weil der betreffende Spieler sonst in der gleichen Runde (allerdings mit anderen Charakteren) unser SL ist.

Später wurden wir dann von den ansässigen Diebesbanden mit gewissen Forderungen in die Ecke gedrängt (die wollten uns schlicht und einfach Schutzgeld abpressen); der
Spieler hat dann darauf beharrt, dass alle Angst vor uns haben müssten, weil wir so schwer bewaffnet seien (ich dachte eher: "Wenn die die Diebesgilden von Phexcaer nicht mit ein paar dahergelaufenen Abenteurern wie uns fertigwerden, na dann gute Nacht!"). In einer Situation, in der wir dann fürchten mussten, dass uns der Weg abgeschnitten wird, ist er dann sofort in die "Fluchtoffensive" gegangen und hat damit sozusagen den Konflikt eröffnet - was an sich auch nicht unglaubwürdig war, aber schlecht vorberietet und völlig unabgesprochen, weil er uns alle zwangsweise mit reingerissen hat.

Ich war zu dem Zeitpunkt schon ganz schön genervt, weil ich eigentlich mehr Interesse an Verhandlungen mit den Dieben hatte (und auch eine potenziell interessante Begegnung, auf die ich gehofft hatte, unmöglich wurde), was dann flachfiel zugunsten einer stundenlangen, zähen Verfolgungsjagd mit verbissenen Diskussionen über Bewegungsweiten und Aktionsökonomie, bei der ich fast eingeschlafen bin.

In der Nachbereitung kam dann raus, dass der Spieler tatsächlich fand, dass die Situation für seinen Charakter einfach nicht interessant war und er es für die richtige und legitime Reaktion darauf hielt, ingame Ereignisse zu forcieren, bei denen sein SC stärker im Mittelpunkt steht. Ich bin ein bisschen aus allen Wolken gefallen, dass er das nicht nur meint, sondern auch offen so sagt ... es war dann gar kein so schlechtes Gespräch, aber was ich davon mitgenommen habe, ist, dass viele es halt selbstverständlich finden, dass alles auf der InGame-Ebene bearbeitet wird. (Und das war ein Spieler, mit dem ich seit über 30 Jahren teils über Jahre hinweg Kampagnen gespielt habe!).

Ich denke, diese ganze "Spazierengehen"-Sache könnte in eine ähnliche Richtung gehen: Eine:r oder mehrere in der Runde fanden, dass die SL eine Richtung forciert, die sie entweder nicht glaubwürdig fanden, die ihrem Bild von ihren SC widersprach oder die sie einfach nicht interessiert hat, und sie fanden, die einzige Möglichkeit, damit umzugehen, ist, InGame eine andere Entwicklung zu forcieren. D.h. sie hatten evtl. das Gefühl, dass du "mit dem Blödsinn angefangen hast" und sie dann halt auch ein bisschen blödsinnig reagieren können.

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