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Was ist ein idealer Charakterbogen?
Zed:
Ich denke vieles für mich gerade neu. Kürzlich hatte ich Anlass, über den idealen Charakterbogen nachzudenken.
Immer im Kopf habe ich einen Spieler in meiner DnD-3.5-Gruppe, den die Regeln am wenigsten interessieren. Wenn er nach dem Charismabonus seines Hexenmeisters gefragt wird, antwortet er regelmäßig "20" anstatt "+5". Obwohl Handlungsmöglichkeiten seiner Charakterklasse die begrenzesten sind (die anderen drei Gruppenmitglieder spielen Priester und einen Cerebremancer), braucht er ebenso viel Zeit wie die anderen, um im Spielerhandbuch nachzulesen.
Die Charakterbögen, die ich kenne, bilden natürlich das Wichtigste gut ab (Abilities, HP, Saving Throws, Armor Class), aber ansonsten geben die Bögen hautsächlich nur Stichwörter zu den Fähigkeiten (Feats, Skills, Spells) ohne weitere Hinweise auf Regelmechnismen: Keine Kurzbeschreibung, was welches Feat bedeutet, keine Kurzzusammenfassung der Zaubersprüche. Auch wäre doch sinnvoll, wenn der Bogen zumindest zwei Zustände berücksichtigen könnte: mit und ohne Rüstung, oder nicht?
Ich tendiere - solange Ihr mich nicht vom Gegenteil überzeugt - zur Zeit dahin, dass ein Charakterbogen es ermöglicht, das Regelbuch so selten in die Hand nehmen zu müssen wie möglich, so sehr die Übersichtlichkeit es zulässt.
Was ist für Euch denn die goldene Mitte zwischen Übersichtlichkeit und Informationsdichte? Wären Euch weniger übersichtlichere, dafür informativere Bögen lieber?
Bitte verlinkt mir die Charakterbögen, die Ihr am besten findet, und die mir als Inspiration dienen könnten. Edition egal, es geht mir um das Prinzip und die Aufteilung.
Maarzan:
Ist das mit den Zusatzinfos nicht genau das Bedürfnis, welches mit den ganzen Zusatzkarten bedient wird?
Alles Mögliche an Text mit auf den Bogen finde ich suboptimal und eigentlich sollte man das dann doch möglichst bald auswendig können.
Außerdem verleitet so etwas die Autoren diese Zusatzkarten dann auch auszureizen und jede Menge superspecialcases zu erzeugen, welche der Spieler dann mit Hilfe der Karten überblickt, aber der Spielleiter dann nicht mehr ... .
Mehrere Outfits zu berücksichtigen ist natürlich trotzdem schnicke.
Ich erinnere mich an die AD&D Zeit mit Extraeinträgen für (geplanten) Kampf-, Reise- und Gesellschaftszeile.
Selis:
ein ähnlich gelagertes Thema (bzw. Umfrage) https://www.tanelorn.net/index.php/topic,117185.0.html
Ob wenig oder viele Seiten, hängt vom System ab. Wichtig ist für mich, ich finde die meinen Charakter betreffenden Infos schnell.
D.h. übersichtlich und gut strukturiert muss er sein.
Shadom:
Ein idealer Charakterbogen sollte:
* Einem neuen Spieler, der das System nicht kennt ohne viel Erklärung eine Idee vom Charakter geben. Er muss nicht alles verstehen, aber sollte das Konzept der Figur grob direkt durchschauen. Dabei geht es nicht nur um das reine Würfeln, sondern um Stärken /Schwächen und Persönlichkeit der Figur.
* Einem neuen Spieler, die grundlegenden Mechaniken im Ansatz vermitteln. Zumindest als Erinnerungsstütze.
* Einem Spieler, der die grundlegenden Mechanismen des Systems verstanden hat, die gesamte Kampagne spielen zu können ohne jemals ein Buch in die Hand nehmen zu müssen (was nicht heißt, dass es nicht weiterführende und klärende Infos im Buch gibt, aber die sind entweder optional oder seltene Situationen in denen der Spielleiter kurz nachschlagen kann - diese weiterführenden Infos sollten direkt mit Seitenzahl auf dem Charakterbogen angegeben sein)
* Die Felder den Charakter weiter zu entwickeln beinhalten ohne zuviel Schreibarbeit oder Bastelei zu benötigen
* Für den Spielleiter in einem Augenblick auf die momentan wichtigen Infos zu durchschauen sein
* Durch Layout und Illustrationen die Stimmung des Spiels einfangen
* Auch in Schwarzweiß gut aussehen und gut lesbar sein
Ein Beispiel für den idealen Charakterbogen habe ich nicht. Es gibt immer Luft nach oben.
Bögen, die ich prinzipiell gut finde (achtung beispiele auf Englisch!):
Fate (in den meisten Varianten). Die verschiedenen Settings haben meist vom Layout angepasste Bögen. Ein relativer Standart wäre so eine Charakter:
https://mythicscribes.com/gallery/data/500/FATE-Lily.png
+ Die Aspekte erklären den Charakter grob.
+ Die Fähigkeiten weiter oben sind stärker also weiß man direkt was der Charakter gut kann.
+ Die Stunts und Extras sind größtenteils selbsterklärend und geben weitere Ideen
- Zwischen Aspekte, Skills aufschreiben und Stunts formulieren ist es schon etwas Schreibarbeit. Beim "Steigern" passiert dasselbe
- Wie man damit nun spielt wird nicht klar. Nur jemand der Fate kennt, weiß Bescheid.
+ Der SL wiederrum weiß bei so einem Bogen innerhalb von 2 Minuten alles was er wissen muss. Dito ein erfahrener Spieler.
- Das Layout vom Standartbogen ist praktisch aber nicht schön. Die meisten Fate Bögen sind ok. Selten schön
+ Andererseits eben praktisch gut lesbar auch ohne Farben
Blades in the Dark (und die meisten Forged in the Dark oder PbtA Spiele)
Bei Blades in the Dark hat jeder "charakterklasse" einen eigenen Charakterbogen.
Hier mal der Cutter : https://bladesinthedark.com/sites/default/files/sheets/blades_sheets_v8_2_Cutter.pdf
+ 'Trotz echt vielen Infos schnell auszufüllen
+ Die Sonderfähigkeiten sind alle ausreichend gut auf dem Bogen erklärt. Nur sehr selten nachschlagen notwendig.
+ Steigern ist einfach!!
+ Der Bogen erklärt die Klasse direkt. Die Infos links die Persönlichkeit. Die Infos ganz rechts die grundlegenden Kompetenzen
+ Auch wenn die Regeln hier nicht erklärt sind, sind wichtige Mechanismen, die man mal schnell vergessen kann, hier als Spickzettel aufgeschrieben
- Der Bogen ist nett anzusehen aber die Stimmung des Spiels bringt er für mich kaum rüber
+ Für einen erfahrenen Spieler und SL direkt durchschaubar
- Für einen neuen Spieler selbst erschließbar, aber es dauert schon etwas
1of3:
--- Zitat von: Zed am 26.12.2020 | 20:45 ---Die Charakterbögen, die ich kenne, bilden natürlich das Wichtigste gut ab (Abilities, HP, Saving Throws, Armor Class), aber ansonsten geben die Bögen hautsächlich nur Stichwörter zu den Fähigkeiten (Feats, Skills, Spells) ohne weitere Hinweise auf Regelmechnismen: Keine Kurzbeschreibung, was welches Feat bedeutet, keine Kurzzusammenfassung der Zaubersprüche. Auch wäre doch sinnvoll, wenn der Bogen zumindest zwei Zustände berücksichtigen könnte: mit und ohne Rüstung, oder nicht?
--- Ende Zitat ---
Naja, was willst du machen? Ein D&D-Charakter ist nun mal eine Steuererklärung. Nimm ein einfacheres Spiel, dann passt auch alles auf zwei Seiten
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