Medien & Phantastik > Lesen
Reading Challenge 2021
Menthir:
#9
K.J. Parker - Sixteen Ways to Defend A Walled City
Ein hybrides Buch, welches als Fantasybuch beworben wird und eigentlich nur insofern eines ist, dass es alternative Welt zeigt, die quasi die Erde mit anderen Namen ist.
Wir befinden uns in einem Äquivalent eines an Rom angelehntes Reiches, höchst lateinisiert, welches von Barbaren überrannt wird.
Das Buch ist aus der Ego-Perspektive eines solchen Barbaren erzählt, der trotzdem in dem fallenden Reich zu Renommee als Ingenieur kommt (eigentlich als eine Art Brücken- und Aquäduktbauer) und schließlich die Hauptstadt gegen sein eigenes, ursprüngliches Volk verteidigen darf oder muss.
Der Protagonist ist dabei ein höchst unzuverlässiger Charakter, ein notorischer Lügner und Aufschneider, und eben ein guter Ingenieur, der auf seine Art das Reich und seine Mittel unterwandert und gegen den Feind nutzt. Dabei bewegt sich das Buch irgendwo zwischen Münchhausenscher Tradition, einem Antiheldenroman und einer Abhandlung über Belagerungsstrategie.
Und es verbindet das alles recht gefällig, sodass es ein kurzer, in Teilen manchmal sogar heiterer Anlauf zu einer kleinen Reihe ist. Nicht gelungen sind die manchmal doch zu sehr deus ex machina-mäßigen Offenbarungen und Änderungen, die zwar durch die Egoperspektive des Protagonisten glaubhafter, aber nicht gut werden. Unspektakulär hingegen ist das offene Ende des Buches. Daneben hat es im Lektorat einige Unsauberheiten gegeben, die schmerzhaft auffallen.
Angenehm bleibt aber in Erinnerung, dass das Buch etwas anders als andere Fantasybücher sein möchte, dass es hier und da mit Genrekonventionen bricht, sich nicht zu sehr in seinem Stil verbeißt (gibt auch immer mal Anspielungen auf unsere Moderne), und dass die militärische Erwägungen in dem Buch sogar am spaßigsten sind.
Insgesamt kein atemberaubender, aber solider Leseausflug.
6 von 10 Punkte
Samael:
#7
Zelazny, Nine Princes in Amber.
Den ersten Amber-Zyklus dürfte ich vor ca 11 oder 12 Jahren zum ersten Mal gelesen haben. Ich habe vor ihn nun erneut zu lesen. Band 1 hat mir wieder hervorragend gefallen, mit gewissen Abstrichen. Ein absoluter Klassiker, dem jeder Genre-Fan mal eine Chance geben sollte!
Lyris:
Für mein Februar-Ziel:
#7, 8 Martha Grimes: Inspektor Jury spielt Katz und Maus/lichtet den Nebel + Inspektor Jury geht übers Moor
Nach einem Tiefpunkt über so 2-3 Bände kommen wir jetzt wieder auf die alte Qualität zurück.
#9 Lindsey Davis: Das Geheimnis des Scriptors
Eigentlich sucht Falco nur nach einem verschwundenen Klatschkolumnisten, stolpert dabei über allerlei zwielichtige und kriminelle Gestalten, Verbrecherbanden zu Land und zu Wasser und obskure religiöse Kulte. Abgesehen, dass der Schreiberling fast vergessen und quasi am Schluss fast schon zufällig gefunden wird, gut gemacht und spannend.
#10 Edgar Wallace: Verdammte Konkurrenz
Diesmal kein Krimi auch wenn zwischendurch mal die Polizei mitmischt und die Maßnahmen der Leiter zweier konkurrierender Kaufhäuser durchaus auch mal kriminell zu nennen sind. Insgesamt sehr kurzweilig.
#11 Ernest Cline: Armada
Erinnert ein wenig an "Enders Game". Mit Hilfe von Computerspielen werden die Spieler ohne ihr Wissen auf den Angriff von Außerirdischen vorbereitet. Aber ist alles wirklich so wie es scheint? Wer sind eigentlich die Aggressoren? Wer hat angefangen? Was wird verschwiegen, wie weit die Wahrheit verzerrt? Kann der Kampf überhaupt gewonnen werden? Oder ist das alles nur Paranoia? Spannend gemacht, es gibt immer wieder neue Entdeckungen und Wendungen, vielfältige Szenerie und ein paar Reminiszenzen an die 80er. Schreit dummerweise nach einer Fortsetzung.
#12 Cornelia Funke: Krötengift und Hexenspucke
Sammelband mit 3 (eher weniger bekannten?) Geschichten um Hexen, Monster und Werwölfe, die doch sehr unterschiedlich sind, von lustig bis unheimlich, aber alle nett zu lesen.
Aber mein Highlight für diesen Monat bisher war außerhalb der Challange:
Samantha Shannon: Der Orden des geheimen Baums, aufgeteilt in zwei Bände: Die Magierin + Die Königin (im Englischen Original war es nur einer)
Diese Geschichte hat einfach "alles": Spione, Ritter, Königinnen, Magier, Piraten, gute Drachen, böse Drachen, Hexen, mutige Kammerzofen, Verschwörungen, Intrigen, Kämpfe, sagenhafte Artefakte, Propezeihungen und und und... und selbstverständlich geht es darum die ganze Welt zu retten. ;D
Es ist keine nie dagewesene Neuschöpfung, sondern einfach eine wirklich gut erzählte Geschichte. Vier Handlungsstränge, die sich hie und da berühren und erst gegen Ende wirklich zueinander führen machen das ganze komplex und abwechslungsreich und liefern unterschiedliche Sichtweisen. Das Erzähltempo ist ruhig bis rasant. Die Figuren sind nicht platte strahlende Helden, sondern haben auch Ihre Probleme und Fehler und es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei von Gut und Böse.
Samael:
#8
Zelazny, Guns of Avalon.
#9
Zelazny, Sign of the Unicorn.
Band 2+3 des ersten Amber-Zyklus. Wenn ich mit Band 5 durch bin, schreibe ich noch ein paar Takte mehr zur Buchreihe, habe ich mir vorgenommen.
Menthir:
#10
Neil Gaiman - Norse Mythology
Ich bin eine ganze Weile um das kleine Werk herumgeschlichen, und war gleichzeitig interessiert und distanziert. Ich habe nie etwas von Gaiman gelesen, gleichwohl hatte ich seinen Namen bereits gehört gehabt. Habe auch nichts gesehen oder mich mit irgendwas beschäftigt, was ihn betraf; also keines seiner adaptierten Stücke (American Gods), keine Hörbücher etc.
Meine Distanz rührte daher, weil ich dauernd bei Youtube (wenn ich am Fernseh schaute und dort keinen Adblocker aktiviert hatte) oder bei Facebook Werbung von seiner Schreibwerkstatt hatte. Und wenn mich etwas mit Werbung drangsaliert, packe ich ganze Menschen in meinen gedanklichen Spamordner.
Gleichwohl waren die Nordmänner und - Frauen doch zumindest in der Peripherie meines historischen Studiums und Wirkens, sodass ich mich letztlich aufgrund der Prämisse dazu durchrang, das kleine Büchlein zu lesen.
Ich habe die Paperbackvariante gelesen, und ich muss sagen, dadurch, dass die Seiten ungleichmäßig geschnitten und etwas rau waren, war das Lesen ein haptisches Erlebnis. Auch das Buch selbst braucht sich nicht verstecken. Es sind doch zumeist liebevolle Versatzstücke der nordischen Sagen, die hier neu aufbereitet werden.
Gaiman, als klassischer Storyteller, versucht gar nicht erst, die Sagen und Geschichten in Kontext zu setzen oder zu bewerten, sondern er versucht die Versatzstücke zu den Geschichten lediglich zusammenzufügen und seicht, eingängig und manchmal etwas vorwitzig zu erzählen. Er will sie für sich wirken lassen.
Und im Grund gelingt ihm das auch in den meisten Geschichten gut, sodass dieses Buch wärmestens zum Einstieg in die Mythenwelt des Nordens empfohlen werden kann. Da Kontext und damit ein signifikanter Teil der Mythenwelt fehlt oder nur gestreift wird, reicht es nur dazu. Aber es zeigt durch seinen singulären Fokus, warum die nordische Mythenwelt so gut funktioniert. 1. sind es die Geschichten, und das Erzählen von Geschichten, die Themen wirkmächtig werden lassen, und 2. die Helden und Antihelden der Geschichten: Es sind letztlich doch Nasen wie du und ich.
8 von 10 Punkte
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