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Katharinas Rezensionen
Katharina:
Hallo zusammen,
nachdem ich hier schon viele sehr hilfreiche Rezensionen lesen durfte, möchte ich nun auch die ein oder andere Rezension veröffentlichen. Der Schwerpunkt wird dabei auf Abenteuern rund um den Cthulhu-Mythos liegen. Ich werde primär Abenteuer rezensieren, die ich nicht nur gelesen, sondern auch geleitet oder gespielt habe, da ich bei meinen Rezensionen auch Tips und Erfahrungen aus der Praxis einfließen lassen möchte. Ich werde aber auch Abenteuer rezensieren, bei denen ich nach dem Lesen beschlossen habe, dass ich diese nicht spielen werde, da ich denke, dass auch die Begründung, warum man ein Abenteuer nicht spielen möchte, interessant sein kann.
Beim Aufbau meiner ersten Rezension habe ich mich schamlos bei anderen Rezensenten, vor allem bei Tegres, bedient. Es kann aber sein, dass ich das Schema im Laufe der Zeit noch anpassen werde. Ich habe außerdem beschlossen, in meinen Rezensionen das "generische Femininum" zu verwenden. Schreibe ich von "Spielerinnen" sind Spieler daher mitgemeint. Diese Lösung finde ich zwar nicht ideal, sie stellt für mich in diesem Fall aber den besten Kompromiss zwischen dem Anliegen, Frauen sichtbar zu machen, und dem Wunsch nach guter Lesbarkeit dar.
Während ich hoffe, über das Thema Gendern nicht allzu viel diskutieren zu müssen (es gibt für mich wahrlich Interessanteres), würde ich mich sehr über Feedback zu den Rezensionen und über Austausch zu den besprochenen Abenteuern freuen. Wenn jemand eines der rezensierten Abenteuer leiten möchte, stehe ich natürlich auch gerne in diesem Beitrag oder per PN für Fragen und Tips zur Vorbereitung zur Verfügung.
In diesem Sinne: Viel Freude mit den kommenden Rezensionen!
Rhylthar:
Ich sage schon mal Danke! :)
Katharina:
GOLEM
Titel: GOLEM
System: Call of Cthulhu (7. Edition)
Veröffentlichung: Upton Abbey
Autor: Stefan Droste
Verlag: Pegasus Spiele
Spieldauer: 4 Stunden
Genre/Stil: investigativ, stimmungsvoll
vorgefertigte Charaktere: ja (eigene Charaktere sind möglich, idealerweise als Prag-Touristinnen)
Seitenzahl: 8 Seiten (+2 Handouts)
Ort: Prag
Zeit: Gaslight
Mythosbezug: (geringe) Bezugnahme auf Juk-Shabb, Alchemie
Einstieg: Die Charaktere erwachen nach einer durchzechten Nacht in einer verlassenen Prager Kneipe
Rezensionsgrundlage: ich habe das Abenteuer geleitet
Anmerkungen: das Abenteuer profitiert von Spielerinnen, die sich auf die Vorstellung einlassen, gegenseitig ihre Gedanken hören zu können
Worum geht es?
In einem abgelegenen Stadtteil Prags leben Golems: Wesen mit einem kollektiven Bewusstsein, die äußerlich Menschen gleichen. Der Alchemist Korczak opfert diese Golems für seine Rituale, mit denen er Prag vor dem Großen Alten Juk-Shabb schützten will. Da die Golems sich nicht wehren können, möchten sie fliehen, wofür sie menschliche Körper benötigen.
Das Abenteuer beginnt damit, dass die Charaktere verkatert in einer abgelegenen Kneipe aufwachen und feststellen, dass sie gegenseitig ihre Gedanken lesen können. Außerdem haben sie Visionen, in denen sie erleben, wie Korczak sie opfert. Im Verlauf des Abenteuers können die Charaktere unter anderem herausfinden, dass sich Golems in ihnen eingenistet haben und dass Korczak Golems opfert. Außerdem können sie Isaak kennenlernen, einen „abtrünnigen“ Golem, der frei vom Kollektiv leben will und den Charakteren daher dabei helfen möchte, die Golems in ihnen zu vernichten.
Je nach den Entscheidungen der Charaktere sind verschiedene Verläufe und Enden des Abenteuers denkbar: Die Charaktere können die Golems mithilfe eines Rituals aus ihren Körpern zurück in Lehm verwandeln. Sie können aber auch den Golem in sich vernichten und so Isaak befreien. Oder sie versuchen, die friedfertigen Golems für Korczak zu retten. In meiner Gruppe haben sich die Investigatoren nach längeren Recherchen an einen Rabbi der Altneu-Synagoge gewandt und mit diesem gemeinsam das Ritual zur Rückverwandlung der Golems durchgeführt.
Inhaltliche Kritik
Das Abenteuer hat mit der Stadt Prag im Gaslight-Setting einen tollen, stimmungsvollen Hintergrund. Dazu passt auch die enge Verbindung des Abenteuers mit den für Prag typischen Themen Golem und Alchemie.
Gut gefallen hat mir auch die Idee des Kollektivbewusstseins, die originell ist und zugleich viel Rollenspielpotential bietet. Bei den vorgefertigten Charakteren gibt es beispielsweise eine Musikstudentin sowie ihren mitreisenden Vormund und ich erinnere mich noch gut an eine Szene, bei der die Studentin mit einem Zeugen flirten wollte, während der Vormund mental dazwischenfunkte.
Ein klarer Pluspunkt des Abenteuers ist für mich die große Offenheit. Mit Ausnahme der Startszene und den Begegnungen mit Korczak und Isaak, zu denen es im Laufe des Abenteuers kommt, gibt es keine festen Vorgaben zum Ablauf. Es liegt an den Spielerinnen, wie sie mit der Situation des Kollektivbewusstseins und dem, was Korczak ihnen über Juk-Shabb erzählt, umgehen wollen.
Auch das Ende ist offen gehalten und bietet zugleich ein moralisches Dilemma, das eine „richtige“ Lösung verhindert. Denn entweder es werden weiterhin unschuldige Golems sterben oder der gesamten Stadt droht eine große Gefahr, falls Korczak Recht behält. Möchten die Charaktere Isaak befreien, bedeutet das sowohl die Vernichtung des Golems als auch ein Ende für Korczaks Rituale. Als Spielleiterin habe ich die entsprechenden Diskussionen der Gruppe daher mit großer Spannung gelauscht. Ich empfehle hier aber auch, die Gruppe zu einer Entscheidung zu drängen, sobald sich die Argumente zu wiederholen beginnen.
Leichte Kritik meiner Spielerinnen gab es daran, dass das Abenteuer für Cthulhu zu wenig düster gewesen sei. Dies mag teilweise an meinen Beschreibungen gelegen haben. Dennoch würde ich von dem Abenteuer eher abraten, wenn man eine Handlung mit einem Fokus auf cthuloidem Horror sucht.
Präsentation und Vorbereitung
Das Abenteuer ist mit 8 Seiten relativ kompakt und darüber hinaus gut strukturiert und mit sinnvollen Zwischenüberschriften und Textkästen versehen. Da auch die Handlung überschaubar ist und kaum NPCs vorkommen, konnte ich das Abenteuer nach einmaligem Durchlesen problemlos direkt aus dem Buch heraus leiten.
Nachdem das Abenteuer sehr frei ist und sich nicht vorhersagen lässt, was die Charaktere genau unternehmen werden, empfehle ich jedoch zur Vorbereitung ein bisschen etwas über Prag zu lesen (oder Prag zu besuchen - was ich grundsätzlich auch sehr empfehlen kann). Ich habe dazu den Städteband zu Prag von Pegasus durchgeblättert und auf Wikipedia ein wenig zur Golem-Legende und dem Prager Stadtteil Josefsstadt gelesen, in dem ich die Kneipe zu Beginn des Abenteuers verorten würde.
Fazit
Ich kann das Abenteuer sehr empfehlen, wenn man ein originelles, rasch vorzubereitendes Abenteuer mit vielen Handlungsoptionen für die Charaktere sucht und keine Angst davor hat, die eine oder andere Szene improvisieren zu müssen. Wer ein eher klassisches Cthulhu-Szenario oder extremeren Horror sucht, könnte aber enttäuscht werden.
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