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mehr "Cyberpunk" ins Spiel bekommen
Aedin Madasohn:
--- Zitat von: Deltacow am 11.06.2021 | 23:55 --- wie bekomme ich das Gefühl einer Dystopie in die Runde?
--- Ende Zitat ---
hallo Deltacow,
Dystopie gibt es ja in vielen Varianten
- angelehnt an Amazon/Apple/Siliconvalley als saubere Fassade mit "nicht böser gedachten Totalüberwachung", wo so genau keiner wollte "aber jetzt ist dein KI generiertes matching einfach zu sehr auf Amoklauf, als dass wir dich frei laufen lassen könnten" gemäß dem Moto: der Weg in die Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.
die Chars tragen schicke Anzüge, wedeln mit ihren FakeIDs sich durch die Metro, trinken to-go-Sof-Kaffee von Starbucks und planen einen Heistrun gegen ein luktratives Target
wenns aber knallt, dann rollen gleich Cyberzombi-SEALs an den Ort des Terrorgeschehens
- angelehnt an postapokalyptische/failedstaates/bürgerkriegs/Slum-Szenarien geht alles vor die Hunde. Keine Staatsführsorge, keine Almosen und keine Poliziei/Richter, welche jetzt dir abgezogenes Opferhemdchen gegen die Schlägertrupps helfen würde.
alles ist dreckig. Faustrecht auf der Straße. Cops sind bestenfalls eine Fraktion im urbanen TotalWar und schlechtestensfalls nur unterbezahlte, kaputtgesparte und technisch abgehängte Opfer (etwa wie die Polizei von Detroit im ersten Robocop)
haste Geld, kannste alles haben! selbst Menschenleben sind käuflich und was für krassen Cyberscheiß jemand im Goblin/Schattenmarkt innerhalb einer alten Kaufhausruine führt, geht nur den was an, der die (zuweilen brutal direkte) Antwort auch ertragen kann
YY:
--- Zitat von: Deltacow am 11.06.2021 | 23:55 ---wie bekomme ich das Gefühl einer Dystopie in die Runde?
--- Ende Zitat ---
Meiner Erfahrung nach bringen Kleinigkeiten unverhältnismäßig viel - also mal überlegen, wo z.B. bestimmte Verhaltensweisen für die Menschen im Setting völlig normal geworden sind, die für die Spieler auffällig bis undenkbar sind. Das muss noch nicht mal eine große Zahl sein, aber wenn man das immer wieder in Beschreibungen einstreut und diese Kleinigkeiten alle eine ähnliche Stoßrichtung haben, entsteht der Eindruck eines sehr dicht und einheitlich beschriebenen Settings, obwohl es nur Versatzstücke sind.
Alexandro:
Dafür ist es erstmal wichtig, Dinge zu etablieren, welche den Charakteren wichtig sind.
Und dann zu zeigen, dass das Festhalten an einem "angepassten" Verhalten bedeutet, dass sie diese Dinge aufgeben müssen. Dann können sie zeigen, ob ihnen das mit dem "Punk" ernst ist, oder ob sie lieber den bequemen Weg des Konzernsklaven einschlagen und ihre Ideale mit Füßen treten.
Waldviech:
Das finde ich einen guten Ansatz! Was IMHO auch immer sehr gut funktioniert, ist bei Alltäglichkeiten anzusetzen und diese so bizarr und unangenehm zu gestalten, das der Punk von ganz alleine nahe liegt. Sprich: wenn das Leben eines Konzernsklaven aus heutiger Sicht eben NICHT bequem ist, so dass man gut nachvollziehen kann, warum jemand außerhalb des Systems leben will. Klar, das Einkommen ist gesichert - aber als Konzernsklaven musst Du morgens nicht nur brav und unter Bewachung die Konzernhymne singen. Du kannst auch Deine sauer verdienten Konzernkredits ausschließlich im Company-Store ausgeben. Dein Arbeitsvertrag zwingt Dich dazu, nur in streng vorgegebenen Werbefloskeln über Deinen Arbeitgeber zu reden. Deine Arbeitszeiten belaufen sich auf entspannte 14 Stunden, sechs Tage die Woche. "Hippe" Gemeinschaftsaktivitäten nach Feierabend mit den Kollegen sind vorgeschrieben. Der bewaffnete Werksschutz sorgt dafür, dass Du auch brav teilnimmst. Ob Du das willst oder nicht. Du lernst gerade Deine große Liebe kennen? Gut! Die allgemeinen Moralrichtlinien Deines Brötchengebers erklären Dir penibel, was in Deinem Sexualleben statthaft ist und was nicht.
Blechpirat:
Für mich funktionieren so kleine Details in der Umwelt gut. Geld, dass jeden Tag was anderes wert ist (oder du zahlst mit Arasaka-Yen, das ist ne stabile Währung. Leider aber digital und jede Transaktion wird aufgezeichnet.
Virtuelle Snowboardfahrten als Braindance - denn der Arbeitgeber gestattet so riskant selbstverletzendes Verhalten nicht.
Rettungswagen, die dich nur mitnehmen, wenn du noch die Kreditkarte hochhalten kannst.
Menschen, die aus Not Ratten essen.
Sehr reiche Menschen, die Ratten im Slum essen, um das "echte Leben" zu erfahren.
So krams halt.
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