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Savage Mutant Ninja Turtles

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Noch so eine Baustelle, wo die Filme und Serien irgendwie nie ganz so sind, wie man sie sich wünscht: Die guten alten Ninja Turtles. Die überleben ja deswegen so widerstandsfähig die Jahrzehnte, weil die Story immer wieder neu erfunden und für nachwachsendes Publikum zugänglich gemacht wird. Aber was wäre, wenn man bei so einer Neuerzählung nicht darauf angewiesen wäre, die kindliche Zielgruppe von heute mit abzuholen, sondern sich auf die Fans konzentrieren könnte, die den Kinderschuhen entwachsen sind (aber dennoch kindisch genug, um noch auf mutierte Schildkröten abzufahren)? Und das Ganze mit dem nötigen langen Atem zu erzählen, wie ihn jetzt beispielsweise die Michael-Bay-Filme nicht hatten? Und mit dem Punk des ursprünglichen Comics, und dem überdrehten Drive der 80er-Zeichentrickserie? Und dann mit Savage Worlds, und gnadenlosem Charakter-Aufleveln? Irgendwie hab' ich mich an der Idee festgebissen. Also dann, vielleicht ja so in der Art:



New York City ist in einer neuen Zeit von schlagartiger Technisierung und von paranoider Angst vor der Jahrtausendwende von einer Welle des Verbrechens und der Korruption erfasst worden. Die amerikanische Regierung war kurzzeitig im Besitz der Weltformel, aber hat ihre Ergebnisse längst wieder an skrupellose Konzerne und Verbrecherorganisationen verloren. Die Polizei ist landesweit überfordert und verängstigt; immer neue, exotische Drogen geraten in Umlauf, und die kriminellen Zustände grenzen in manchen Gegenden ans Groteske. Die Ordnung in den Straßen New Yorks ist nicht ohne weiteres wiederherzustellen, da sich Verblödung und Zynismus durch die gesamte Wegwerfgesellschaft hindurch ziehen, vom kleinsten TV-Junkie ganz bishin zum beknackten Präsidenten an ihrer Spitze. Die Retter in dieser Zeit der Unsicherheit und der neuen Superlativen kommen aus einer gänzlich unerwarteten Richtung, nämlich aus dem Untergrund, und sie nehmen Recht und Gesetz in die eigenen dreifingerigen Hände. Und amüsieren sich ganz prächtig dabei, denn dieser Konflikt, in dem sie mitzumischen beginnen, ist für sie gleichzeitig ihre Reise zur lange ersehnten Selbstbestimmtheit. Und vielleicht sogar zum Ruhm. Auf jeden Fall zu einer Menge Neunundneunzig-Käse-Pizza — wenn denn sowas wie eine Neunundneunzig-Käse-Pizza tatsächlich möglich ist ...?



Das Atomic Clock Gate
Wir blicken in die Vergangenheit, zum Beginn eines schrillen, neuen Jahrzehnts: Das gute alte Jahr 1990. Hey Moment, alles ist ja völlig verkehrt, wo kommen diese ganzen Laserpistolen und SmartCom-Telefone und Holografie-Werbetafeln her, der ganze Kram gehört doch nicht ins Jahr 1990 — hier herrscht das Chaos! Wie konnte die Geschichte sich so radikal verändern? Da fliegt Dir glatt das Blech weg! Tja, alles scheint angefangen zu haben mit dem Unternehmen "Atomic Clock Gate" der US-Regierung. Für den Namen stand wohl unter anderem die sogenannte Atomkriegsuhr ("Doomsday Clock") Modell, welche offiziell im Jahr '74 erstmalig wieder vorgestellt werden musste, und jetzt wieder neun Minuten vor der apokalyptischen Stunde Null zeigte. Aus Furcht vor einem globalen Atomkrieg hat die USA Mitte der Siebziger also dieses Dingens entwickelt, das sie Atomic Clock Gate genannt haben, ein Supercomputer, mit dem sie vorausberechnen wollten, ob die westliche Welt überhaupt die Jahrtausendwende überdauern würde. Sollte es Uncle Sam tatsächlich vorherbestimmt sein, in den nächsten Jahrzehnten in atomarem Feuer zu verschmoren, so dass nur zwei qualmende Cowboystiefel zurückbleiben würden, könne man dank der Vorhersage dieses Computers schon jetzt Gegenmaßnahmen ergreifen, und die drohende Verdammnis abwenden! Das Atomic Clock Gate war ein derart brilliantes Elektronenhirn, dass es alle Ereignisse und politischen Entwicklungen vorausberechnen konnte, und dadurch praktisch in die Zukunft sehen konnte; es war tatsächlich das, was der lange gesuchten "Weltformel" am nächsten kam.


Der Kontrollraum des Atomic Clock Gate in Houston

Die Wissenschafts-Dudes haben aber nicht nur gecheckt, dass insgesamt so weltfriedentechnisch alles halbwegs okay gehen würde mit dem neuen Millennium, sondern dabei auch gemerkt, dass ihr Supercomputer so lange weiterrechnen konnte, bis er noch weitere Details über die Zukunft mathematisch rauskriegen konnte, zum Beispiel was für technische Entwicklungen kommen würden. Weltweit zugängliche Computernetze, kleine tragbare Fernseher, mit denen man von unterwegs praktisch überall telefonieren kann, Elektroautos, Laserwaffen, Robotertechnik, künftige Gewinner des Super Bowl, geile neue Biersorten, all das haben die Hirnis sich aufgeregt reingezogen. Und im Ansatz auch kapiert, wie's funktioniert, und sie haben sich aus manchen Datenpaketen zumindest halbfertige Baupläne zusammenpuzzeln können. Die US-Regierung hat frohlockend gedacht, jetzt beherrschen sie die ganze verfackte Welt mit dem Technik-Monopol, das sie sich daraus würden erschaffen können! Aber dann haben ja Industriespione die errechneten Daten auch schon geklaut, und sie allen möglichen anderen Ländern und Organisationen ebenfalls verkauft, so dass die tollen, megalomanischen Pläne sich auch gleich wieder schön in Rauch aufgelöst haben. Was als nächstes passierte, war, dass das Atomic Clock Gate sich selbst kaputt gerechnet hat, weil sie es zu lange laufen lassen hatten, als sie zu gierig nach noch mehr Technik-Geheimnissen geworden waren. Gab eine dicke, fette Explosion in Houston, Texas, wo das Teil stand. Hat wohl auch alle Bauanleitungen von dem Elektronenhirn mit weggefetzt, weil später nie wieder einer ein Neues dieser Art gebaut hat. Mittlerweile weiß auch keiner, was von dem Megaschrott übrig geblieben ist, und wer wohl die Reste in seinem Keller versteckt. Der Kalte Krieg ging dann ja auch vorbei: Die Zukunft schien den Amerikanern vorerst sicher.

Kaum einer fragt sich übrigens jetzt im Nachhinein, wie die Kerle damals überhaupt ursprünglich über diese Beinahe-Weltformel gestolpert waren — hatten sie sich das alles etwa ganz allein ausgedacht ...?

Das futuristische 1990
This is the time, this is the place
So we look for the future
But there's not much love to go around
Tell me why this is the land of confusion
     — Disturbed, Land of Confusion

Nicht, dass irgendwer sich heutzutage drum scheren würde. Jetzt ist es 1990, Keule! Das letzte Jahrzehnt des Jahrtausends hat endlich begonnen, und die Zukunft ist jetzt schon hier. Was die 80er Jahre über seine Schatten voraus geworfen hatte, nimmt plötzlich unglaublich Fahrt auf: Das Tele-Netz, eine Art "World Wide Web", hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt, als man gucken konnte. Auf einmal hat praktisch jeder einen Tele-Netz-Zugang, um von überall aus online gehen zu können. Total endgeil. Für viele ist das Ganze der reinste Future Shock. Die meisten Leute denken aber gar nicht erst drüber nach, dass die Technik, die ihnen plötzlich zur Verfügung steht, normalerweise erst in künftigen Jahrzehnten existieren sollte. Der ganze Kram ist voll praktisch; vor wenigen Jahren hat man seine Fotos noch mit Scheiss-Polaroids geknipst, und jetzt plötzlich kann man sich selbst mit seinem SmartCom-Telefon filmen wie man beim Liveauftritt von Guns 'n' Roses, Nirvana, oder Vanilla Ice abgeht, und das Ganze dann auf Youtube ins Tele-Netz hochladen, damit haufenweise Follower auf ihren "Booyah"-Button klicken. Auf seinem Heimrechner kann man sich die brandneue Folge von "Der Prinz von Bel Air" als Holografie angucken. Starke Sache, Alter. Die Kids mit superreichen Eltern, die sich ein Hoverboard leisten können (wie das in diesem einen Streifen) sind auf jeden Fall die Könige auf ihrem Schulhof, und können nun ihre Ghettoblaster schwebend auf der Schulter umher tragen, um alles mit den Klängen ihrer Sythesizer-Mucke zu beschallen. Brandheiße NES- und Mega-Drive-Spiele kann man sich direkt per Download kaufen, aber noch besser, mit "Tamagotchi Go" kann man jetzt per SmartCom die Tamagotchis überall in der Stadt aufspüren und fangen, der neueste Schrei. Eine technische Innovation jagt die nächste, und die Amerikaner kommen mit dem Kaufen und Nachrüsten und Staunen gar nicht mehr hinterher. Wer nicht den nötigen Kies hat, muss gucken, wo er schleunigst welchen herkriegt. Dass fast alle so abgelenkt sind von dem ganzen modernen Wahnwitz, dass sie gar nicht mehr mitkriegen was in Politik und Wirtschaft so alles abgeht, ist doch irgendwie auch nur ein kleiner Preis den die Menschheit für den superschnellen Fortschritt zahlt, oder?


New York City im Jahr 1990, fast genau wie man es in Erinnerung hat

Gangkrieg in NY
Natürlich haben nicht nur Regierungen die Geheimnisse des Atomic Clock Gate gekauft, sondern auch andere Organisationen. Manche von denen mit äußerst dubiosen Zielen, wie sollte es anders sein. In New York ist plötzlich niemand mehr das, was er zu sein scheint  — heutzutage hat selbst die friedfertig aussehende Oma womöglich ein Laser-Sturmgewehr in ihrem Einkaufswagen, mit dem sie einen über den Haufen ballert, wenn man sie auch nur doof anguckt. Es sind jetzt die Neunziger, alles ist extrem, alles ist möglich!


New York hat ein Ninja-Problem

Auf dieser Bühne ist die Foot Gang erschienen, um mit ihrer Technologie und ihrer Skrupellosigkeit New York City das Fürchten zu lehren. Plötzlich sind ihre Schergen überall. Mit dem Erstarken der Foot Gang in den letzten 15 Jahren ist die ohnehin dramatische Situation in der Unterwelt von New York endgültig eskaliert. Mehrere alteingesessene Gangs sind nicht willens, sich von den habgierigen Reindränglern ihre Gebiete wegnehmen zu lassen, und setzen mit aller Gewalt dagegen, was sie können. Das Resultat ist, dass ganze Gruppen aus ihren ärmlichen Nachbarschaften verdrängt werden, während Reviergrenzen neu gezogen werden, und dass insbesondere junge Leute von den verschiedenen Gangs schlicht als Rekrutierungsgrundlage angesehen werden, weiteres Menschenmaterial für ihren Gangkrieg. Was die durchschnittlichen New Yorker mitbekommen, ist nur, dass Manhattan und die Bronx nie dagewesene Serien von Taschendiebstählen, Raubüberfällen, und Einbrüchen erleben. Oftmals sind die Täter erstaunlich schnell und heimlich, wie Schatten, und meistens ganz in schwarz oder violett gekleidet. Als Spraydosen-Schmiererei am Tatort, oder als Tattoo oder Aufnäher an den Tätern selbst, ist dabei immer wieder das Symbol eines Fußabdrucks zu sehen. Viele größere Coups wie das Ausräumen von Lagerhallen, Banküberfälle, und Hacking-Angriffe werden ebenfalls mit der sogenannten Foot Gang in Verbindung gebracht. Die Angreifer sind dabei so brutal und wohlorganisiert, und ihre Kampfstärke so beeindruckend, dass die Polizei schlichtweg Angst hat, sich ihnen anzunähern. Zahlreiche schockierende Fälle wurden bekannt, in denen tatsächlich Streifenwagen bereits vor Ort waren, während ein Verbrechen der Foot Gang stattfand, aber die Beamten es vorzogen, zu beobachten anstatt einzugreifen, weil sie ängstlich auf Verstärkung warten wollten. Die Zahlen von Dienstaustritten aus dem NYPD waren noch nie so hoch, und die Zahlen der Neurekrutierungen noch nie so niedrig. (Dass längst nicht alle Mitglieder der Foot Gang so tödliche Nahkämpfer sind wie allgemein angenommen, sondern noch in den Anfängen ihres Ninja-Training stecken, ist den meisten New Yorkern nicht klar, aber die erlangte Reputation nützt der Gang gewaltig.) Die eigentlichen Ninjas übernehmen die schwierigeren Missionen, wie jene Attentate, welche Stadtverwaltung und Geheimdienste das Fürchten lehren.

Hinter der Verbrecherorganisation, welche die Akteure in New Yorks Unterwelt mittlerweile als Foot Gang kennen, steckt in Wahrheit eine traditionsreiche japanische Kampfschule, welche jüngst in die jahrelangen Gangkriege um Tokyos Unterwelt verwickelt war, und die von ihren Eingeweihten vielmehr als Foot Clan bezeichnet wird. Der Foot Clan wird in New York mit eiserner Faust beherrscht von einem mysteriösen Ninjameister namens Tatsu. Seine rechte Hand ist eine junge Ninjakämpferin namens Karai, welche seit Kurzem für Tatsu an den Tatorten die Führung über die wichtigsten Anschläge übernimmt. Wer wiederum die schattenhaften Auftraggeber dieser beiden sind, ist auch in New Yorks Unterwelt noch nicht bekannt. Alle niederrangigen Ninjas gehen davon aus, dass Tatsu der unumstrittene Anführer ist, zumindest hier in den USA. Der wahre Meister ist allerdings bereits eingetroffen, und steuert Tatsu, Karai, und ihre zahllosen Untergebenen aus den tiefsten Schatten heraus ...


Meister Tatsu und seine Fuß-Soldaten

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Der Präsi
Präsident Ace Bossley, von seinen fanatischen Wählern einfach nur liebevoll "der Präsi" genannt, ist eine pompöse Erscheinung, und insgesamt wirkt dieser Populist mit den blendend weißen Zähnen und den blondierten Haaren mehr wie ein Zirkusdirektor als wie ein ernsthafter Volksvertreter. Immer wieder verspricht er seinem Land neue Stabilität und größeren Wohlstand, denn für Wohlstand sei er (als Multimillionär) ja nun mal der größte Experte. Viele bisherige Wähler zweifeln allerdings mittlerweile an der Intelligenz des Präsi, nachdem er binnen des letzten Jahres angefangen hat, außenpolitisch und auch wirtschaftlich nur noch Mist zu bauen. Er hält trotzdem fest an seinem Kurs, als wäre nix gewesen, und amüsiert sich offensichtlich königlich im Rampenlicht. Kein Wässerchen kann den Präsi trüben, und alle Kritiker werden schulterzuckend von ihm als "psychopathische Gewohnheitslügner" bezeichnet. Bossleys gut gelaunte Blauäugigkeit ist alldieweil nur vorgetäuscht. Er versucht insgeheim die USA wirtschaftlich zu ruinieren, um danach am Ende seiner Amtszeit die Kontrolle über die Überbleibsel seinen Konzernfreunden zuzuspielen (unter anderem TGRI). Ace Bossley hat binnen kürzester Zeit durch seine Auftritte in Fernseh-Spielshows und Werbespots und seine heroischen Minirollen in Kinofilmen einen Persönlichkeitskult um sich selbst herum aufgebaut, bestehend aus Möchtegern-Militaristen, cholerischen Schreihälsen, und Verschwörungstheoretikern, die noch den absurdesten Blödsinn glauben (unter anderem auch, dass Bossley buchstäblich Superkräfte direkt von Gott verliehen bekommen hat, um die USA zu neuem Weltruhm zu führen). In seinem Stab fördert er mit Vorliebe besonders inkompetente Angeber und Klotzköpfe wie General Brutus Muckup, und auch beispielsweise in der New Yorker Stadtverwaltung, wie New Yorks Bürgermeister Boydd Weasledick und Polizeichef Walter "Whitey" Whiteslate.


Dem Präsi raucht geradezu der Kopf, wenn er an seine Millionen denkt

Die Mirage-Tunnels
Viele urbane Legenden sind entstanden in den letzten Zeit, insbesondere um einige jener Skandale, mit denen Präsi Ace Bossley versprochen hat, gründlich aufzuräumen (und es dann schön bleiben lassen hat, als er an die Macht gekommen war). Einer jener Skandale ist der um den "Ooze"-Unfall. In den vierziger Jahren wurde der vornehm benannte Kanalisationsabschnitt "Mirage-Renaissance" unterhalb von Manhattan fertig gestellt, obwohl zu diesem Zeitpunkt viele Entscheidungen der exzentrischen Architekten bereits fraglich geworden waren. Ein modernes Wunderwerk von architektonischer Effizienz war versprochen worden; tatsächlich aber schienen Teile der weitläufigen Anlage bei näherem Hinsehen unnötig komplex. Das Projekt verschlang obendrein unverhältnismäßig viele Dollars, wie sich im Verlauf der Bauzeit immer deutlicher herausstellte, zumal dieser neue Tunnelabschnitt eigentlich nur zur Entlastung des bereits bestehenden Abwassersystems gedacht war. Die Architekten Durkmire und Foimble verschwanden angeblich damals unter mysteriösen Umständen über Nacht aus der Stadt während der Fertigstellung (direkt nachdem sie ausgezahlt wurden, heißt es).
Die Mirage-Renaissance-Anlage umfasst zwei Pumpstationen, und mehrere Tunnelsektionen, die allerdings binnen weniger Jahrzehnte baufällig wurden, und die damals ersatzlos wieder stillgelegt wurden. Oberhalb von einer der Pumpstationen wurde in den sechziger Jahren eine große Industrieanlage des Konzerns TGRI gebaut. Vor 15 Jahren ereignete sich dort ein schwerer Chemieunfall, bei dem große Mengen einer leuchtend grünen Substanz freigesetzt wurden und in die darunter liegende Kanalisation gelangten. Die Nachrichten sprachen von einer möglichen Verunreinigung der Wasserversorgung der Stadt, was TGRI jedoch schleunigst dementierte. Worum genau es sich bei der grünen Substanz handelte, wurde nie ganz erklärt, Firmensprecher bezeichneten es als "harmloses Nebenprodukt". Die Zeitungen gaben der grün leuchtenden Substanz damals angewidert den Namen "Ooze", und er wurde allgemein gebräuchlich, zumal die aalglatten Verursacher sich weigerten, eine genaue Benennung oder Erklärung zu liefern. Für einen Unfall dieser Schwere wurden die Säuberungsarbeiten in nie da gewesener Rekordzeit durchgeführt, und weite Teile des ohnehin veralteten Mirage-Renaissance-Tunnelsystems wurden dabei außer Betrieb genommen und versiegelt.


Einer der Zugänge zu den Mirage-Tunnels, die heute versiegelt sind

Löwenzahn in der Größe von Tennisschlägern wurde allerdings Jahre später noch von Anwohnern am Rand der Anlage entdeckt. TGRI führte damals eine beispiellose Kampagne zur Vertuschung der näheren Umstände des Skandals durch, und zahlreiche Mitwisser wurden in irgendeiner Form dabei mundtot gemacht. Das Chemiewerk ist heute abgerissen und dessen Gelände immer noch schwer gesichert. Für die Manhattaner in den umliegenden Nachbarschaften wurde das stillgelegte Tunnelsystem darunter zu einem Ort von urbanen Legenden und düsterer Schauermärchen, nun nur noch bekannt als "Mirage-Tunnels", und nun liess der einst so elegante Name von damals an Fata Morganas und Halluzinationen denken.

Techno Global Research Industries
Einer der vielen Geschäftspartner des Präsi ist der Konzernriese Techno Global Research Industries. Viele ihrer Ergebnisse hat TGRI durch Industriespionage und finstere Machenschaften an sich gebracht, eine Gepflogenheit, die seit der Firmengründung in den frühen siebziger Jahren schönste Tradition hat bei dem Konzern. Aber die eigentlichen Durchbrüche von TGRI sind auch damit noch nicht erklärt, und haben noch mysteriösere Hintergründe: Die größten Nutznießer der Daten des Atomic Clock Gate waren einige der Konzerne, deren Wissenschaftler es damals im Auftrag der US-Regierung gebaut haben. Einer der wenigen Überlebenden unter jenen Wissenschaftlern ist Professor Jordan Perry, Mitbegründer von TGRI, und er hat nach Beendigung seines Dienstes für die US-Regierung seine in Houston gestohlenen Einsichten profitabel eingesetzt. TGRI hat sich jedoch nicht auf Telekommunikation gestürzt wie so viele andere Firmen, sondern auf Chemie und Gentechnik. Der gewählte Weg war steinig und risikoreich, und in der Anfangszeit stieß die Firma auf viele Schwierigkeiten, von denen die unliebsamste der große "Ooze"-Chemieunfall in Manhatten von '75 war. Als Verursacher der Katastrophe und verantwortlich für die Sperrung der Mirage-Renaissance-Kanalisation musste Perry viel schlechte Presse über sich ergehen lassen. Im Geheimen hat der Konzern aber nicht etwa eine Lehre aus dem Desaster vor 15 Jahren gezogen, und alle Zugeständnisse die er damals gemacht hat, waren natürlich nur ein Mittel für ihn, um mit dem großen öffentlichen Druck umzugehen. In Wirklichkeit haben sie munter weiter leuchtende Flüssigkeiten zusammen gekippt, und jetzt, im Jahr '90, sind viele der Firmenbosse bereits gentechnisch modifiziert, durch ähnliche, weniger starke (und weniger unkontrollierbare) Mutagene, die später entwickelt wurden. Genetisch verändert sind auch die grimmigen Firmensoldaten. TGRI unterhält mittlerweile nämlich eine kleine Privatarmee von Leuten, die dank Knebelverträgen und Gehirnwäsche praktisch ihre Leibeigenen sind. Der Konzern bereitet sich auf Großes vor.



Die TGRI-Foot-Connection
TGRI sind zwar Spinne Feind mit anderen kriminellen Machtgruppen, welche die ergatterten Erkenntnisse aus dem Atomic Clock Gate für sich nutzen, aber ihre schattenhaften Wirtschaftsinteressen sind so weitverzweigt und ihre Bosse so absurd geldgierig, dass sie sich gelegentlich mit den verdeckten Geschäftemachern solcher Gruppen einlassen, sogar mit denen des mysteriösen Foot Clan. Manchmal handeln sie im Wissen darum, wer ihre momentanen Handelspartner sind, manchmal auch nicht. Unter anderem hat der Foot Clan jüngst die Restmengen des "Ooze", jenes experimentellen Mutagens von dem Chemieunfall damals den TGRI-Technikern abgekauft (obwohl TGRI sich in den Siebzigern der Regierung gegenüber reuevoll verpflichtet hatte, alles davon restlos zu vernichten).
Was die obskuren Käufer mit dem Mutagen wollen, wissen die Geldsäcke bei TGRI nicht, aber sie kümmern sich auch nicht darum: Sie glauben an die freie Marktwirtschaft, wo jeder tun und lassen kann, was er will, wenn nur die Kohle stimmt. Sie selbst fühlen sich jedenfalls sicher, in ihren glänzenden Wolkenkratzern über den blutgetränkten Straßen.

Ayou:
Oroku Saki!
Abo!

Das liest sich ja dermaßen genial. Ich würds kaufen!

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--- Zitat von: HEXer am 17.08.2021 | 13:22 ---Abo!  :d  :) :d

--- Ende Zitat ---


--- Zitat von: Ayou am 17.08.2021 | 13:31 ---Oroku Saki!
Abo!
Das liest sich ja dermaßen genial. Ich würds kaufen!

--- Ende Zitat ---

Fetten Dank! Freut mich!  :D

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