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Armbrust ? (V)

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Runenstahl:
So würde ich das auch sehen. Die Armbrust ist für Noobs leichter zu benutzen während ein Bogen jahrelanges Training erfordert bis man wirkliche Kriegsbögen benutzen kann. Gerade bei Belagerungen ist die niedrigere Feuerrate auch schnurz weil man während des Ladevorganges schlicht in Deckung geht.

Sosthenes:

--- Zitat von: Lichtschwerttänzer am  3.01.2022 | 20:05 ---"Vorläufer" der Armbrust gab es schon bei den Römern und die dürfte Aufwendiger gewesen sein als mittelalterliche
--- Ende Zitat ---

Wieso meinst du dass die aufwändiger gewesen wären? Wir wissen recht wenig von der römischen Variante, ist aber eher ein einfacher Mechanismus um einen normalen Bogen (Primitiv- oder Komposit) gespannt zu halten, ohne große Spannvorrichtung. Sieht rekonstruiert gerne aus wie ein Nudelholz das man an einen Bogen getackert hat.
Die griechische Gastraphetes ist recht gut beschrieben, aber auch eher dasselbe in Omega. Lange Pfeile, lange Bögen, lange Spanntiefe.

Ich glaube was die Durchschlagskraft betrifft ist man auch aktuell noch stark auf der Seite der Bögen, sowohl englische Lang- als auch östliche Kompositbögen. Selbst wenn man sehr späte Belagerungsarmbrüste die Flaschenzüge zum Spannen brauchten miteinbezieht. Aber wie schon erwähnt, dafür muss man nicht von Kind auf trainieren um diese Spankraft zu erhalten.

Wobei das jetzt nicht heisst dass man das jedem Bauern in die Hand gab. Die Genuesischen Armbrustschützen waren recht beliebt. Egal was die Engländer, eh selten Vertreter früher unparteiischer Geschichtsschreibung,  dazu sagten.

Repetier- und Handarmbrüste im Fäntelalterkontext lassen wir jetzt eher beiseite, ausser man geht mehr in Richtung Fäntel (oder Fen-Tel).

Lichtschwerttänzer:
Ich dachte die Arcoballista wäre etwas aufwendiger gewesen

Bei Repetierarmbrust
https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Repetierarmbrust

meinte ich die hier

Raven Nash:
Faustregel zur Ausbildung: 3 Monate für den Bogen, 3 Wochen  für die Armbrust, 3 Tage für die Muskete.

Eine Arbaleste/Armbrust hat den Vorteil, dass man sie zum Zielen auch auflegen kann - weshalb sie meist von Deckung aus verwendet wurde. Dazu kann man sie auch noch als Belagerungswaffe bauen -> Balliste.

Die norditalienischen Stadtstaaten hatten Balestrieri, die mit Setzschilden ausgestattet waren, hinter denen sie beim Nachladen in Deckung gehen konnten. Diese dienten gleichzeitig als Auflage beim Zielen.

Was die Durchschlagskraft angeht: Armbrustbogen fangen bei >150# an und gehen rauf bis über 250#. Kriegsbogen sind selten stärker als 150#.
Aber: Bei Bögen kommt es auf die Beschleunigung an - und da ist die Armbrust aufgrund der kürzeren Wurfarme jedem Bogen überlegen.

Reichweite: Die kürzere Reichweite liegt bei historischen Armbrüsten am Gewicht der Bolzen. Diese waren deutlich schwerer als Pfeile, um durch die größere Masse auch Rüstungen zu durchschlagen. Für größere Reichweite nimmt man leichtere Bolzen oder Kugeln.
Ja, mit einer Armbrust kann man auch Kugeln verschießen - es gab auch spezielle Armbrüste für die Vogeljagd, die Eisenkugeln verschiedener Größe verschossen. Kugeln haben auch eine höhere Reichweite.

Moderne Armbrüste werden fast ausschließlich als Compund gebaut, d.h. mit Seilzug-Übersetzung. Die erreichen dann extreme Abschussgeschwindigkeiten und haben auch (effektive) Reichweiten, die über die von Bögen hinausgehen, weil die Flugbahn viel flacher ist.

Sosthenes:
Ah, aufpassen, die Pfundangaben von Armbrüsten und Bögen lassen sich überhaupt nicht vergleichen. Das misst wie hart es ist die Wurfarme zu spannen. Aber die Wurfarme einer mittelalterlichen Armbrust werden bedeutend kürzer nach hinten ausgezogen, wodurch der Pfeil also für die gleiche Pfundstärke weniger beschleunigt wird. Die mussten also schon bedeutend steifer sein. Dann kommt u.U. noch die Art der Wurfarme hinzu -- bei einem Stahlbogen "verpufft" viel Energie. Da kommen wir dann im Extremfall auf vergleichbare Pfeilenergie bei einem 150 Pfund Langbogen und einer 1200 Pfund Armbrust. (Warum dann Stahl nehmen? Naja, ist weniger feuchtigkeitsempfindlich)

Pfeil und Bolzengewichte variieren stark. Mitunter aber nicht die extremen Unterschiede zwischen den beiden Gattungen, beim vielzitierten Crecy waren die ähnlich zueinander.

Ausbildungszeit ist eine schwierige Geschichte. Armbrüste nur zu nutzen ist jetzt nicht soo schwer. Also ja, bei einer Belagerung kann man sie leichter jemanden in die Hand drücken. Für Soldaten im Feld kommt jetzt aber auch die Instandhaltung der Waffe ins Spiel, und die ist etwas komplizierter. Mal von so ganz allgemeinen Sachen wie Disziplin abgesehen. Armbrustsöldner waren beliebt und teuer. (Armbrüste und deren Spannvorrichtungen natürlich auch, wobei die Beschaffung von passendem Langbogenholz auch nicht uninteressant ist)

Bogen schießen lernen ist auch nicht die Welt. Aber das Problem im mittelalterlichen Kontext ist ja erst mal jemanden zu finden der >150 Pfund Bögen spannen kann, bevor ich mich um Treffsicherheit kümmere. Dazu muss man schon gut im Futter stehen, in Zeiten wo das nicht so selbstverständlich war. Und selbst dann ist das noch recht spezifische Muskulatur -- auch heute finden sich nur wenige die das tun können, einfach beim nächsten Fitness-Studio vorbeischauen und den Pumpern ein Stück Eibe in die Hand zu drücken bringt wenig. Ist ein bissl wie Schwimmen. Deswegen hatten da ja die Engländer/Waliser den Vorteil dass die das als "Kultur" angesetzt hatten und einen Haufen von Rekruten. Was dann im Festland aber auch gut gemacht wurde. Flämische Bogenschützen, z.B.; Bei den Osmanen usw. ähnlich.

Im Endeffekt kommt man dann auf ähnliche "Schadenswerte" mit unterschiedlichen Ansätzen. Nicht so verwunderlich, wurden ja gegen die gleichen Ziele eingesetzt.

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