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Was nervt euch bei einem Spielleiter
tartex:
--- Zitat von: Jiba am 28.02.2022 | 11:45 ---Das halte ich für einen dieser urbanen Rollenspielmythen: Die Szene spricht ja auch so gut wie nie mal übers Schauspiel, nicht einmal SL-Ratgeber tun das in einem entsprechenden Rahmen. Tatsächlich ist Schauspielern etwas, was man sehr gut erlernen kann, denn es ist eigentlich kein obskures Halbwissen, sondern basiert auf Praktiken, die wir sowieso bereits in Alltagsinteraktionen anwenden und schon als Kinder erlernt haben. Schauspiel ist eigentlich fast schon mehr ein Sport als ein Fachgebiet.
Und wenn die Spieler das können, dann können sie der SL ja auch ein paar Tricks zeigen.
--- Ende Zitat ---
So wie ich es versteht, geht es hier nicht ums überzeugendes Schauspielen. Es geht darum, dass im NSC-Verhalten keine Varianz herrscht. Selbst wenn der Spielleiter alles abstrakt beschreibt, verhalten sich die NSCs alle als wären sie dieselbe Person.
Jiba:
--- Zitat ---überzeugendes Schauspielen
--- Ende Zitat ---
Noch so'n Begriff... Schauspiel hat sich durch Jahrzehnte des Fernseh- und Filmschauspiels völlig in diese "so wenig wie möglich aber grade genug"-Richtung bewegt. Das ist doch für's Rollenspiel gar nicht nötig... da ist es zum Teil ja eben sogar hilfreich, plakativer zu sein. Das ist schon das, was der Forist meinte: Emotionen und innere Zustände nach außen tragen und zeigen.
Und da Schauspiel eine Ensembletätigkeit ist: Wenn ich und meine Mitspieler das selbst nicht bei unseren Charakteren machen, dann ist es nicht die Aufgabe der SL das aufzufangen.
Haukrinn:
1. SL ist nicht regelfest.
Das nervt voll. Ich will als Spieler der SL nicht die Regeln erklären. Ich will mich darauf verlassen, dass die SL seine Entscheidungen schon sinnvoll und auch fair trifft. Oder wenn er/sie das nicht kann oder möchte, selbiges zumindest klar ansagt (Stichwort Zwischensequenzen weiter oben).
2. Das Spiel wird vom SL ausgebremst.
Ausufernde Beschreibungen, endlose Monologe, aufblähen von unwichtigen Nebenschauplätzen. Und endlos lange Szenen in denen es um nichts geht und denen auch nichts passiert. Gähn!
3. SL leitet komplett am System vorbei.
Hausregeln wo es sie nicht braucht, Charakterfähigkeiten die keine Rolle spielen. Wenn du Intrigen und Mystery spielen willst, wieso lässt du uns dann eine typische D&D-Truppe bauen, SL? Wenn ich einen Decker spiele, dann ist es nicht okay, wenn du meine Hacks handwedelst, nur weil Decking deiner Meinung nach zu viel Zeit frisst. Wenn ich einen Charakter habe, dann möchte ich dessen Fähigkeiten auch zum Einsatz bringen können. Und wenn ich mir als Spieler die Mühe mache, Regelbücher zu lesen, dann erwarte ich auch, dass die SL sich an diese hält.
4. SL geht nicht auf Spieler ein.
Wenn ich als Spieler mehr Zuschauer denn Mitspieler bin, dann kann ich mir die Runde auch klemmen und stattdessen Netflixen. Ich will Geschichten mitbestimmmen. "SL bevorzugt einzelne Mitspieler" ist hier auch eine valide Unterkategorie.
5. Entscheidungen bleiben ohne Konsequenz
Das kann ich bei nem Dungeoncrawl akzeptieren (wobei, eigentlich auch da nicht). Wenn ich als Spieler harte, echte Entscheidungen treffe, dann erwarte ich, dass diese Entscheidungen Konsequenzen und in aller Regel auch einen Preis haben.
Dinge, mit denen ich dagegen überhaupt keine Probleme habe, obwohl sie hier genannt worden sind:
1. "Wo ist Waldo" und andere Pseudo-Detektivabenteuer. Oder generell simple Plots. Stören mich überhaupt nicht. Ich mag auch mal leichte Unterhaltung, auch wenn's vorhersehbar ist.
2. SL stellt NSC nicht schauspielerisch toll da. Interessiert mich 0, im Gegenteil, ich finde werweißwieviel Darstellung an der Stelle fürchterlich. Mich interessiert die Motiviation, das Wesen und der soziale Kontext eines NSC. Nicht, dass er mit Akzent spricht. Und ich will auch direkt gesagt bekommen "Hey, die sagt dir nicht alles" anstatt dass ich das aus dem Kammerspiel der SL heraus lesen soll.
3. Pacing, lebendiges Worldbuilding. Beides ist, da bin ich bei Jiba, ganz klar Gruppen-, nicht SL-Aufgabe.
4. Keine Vorbereitung: Stört mich nicht wenn SL + Gruppe trotzdem ein tolles Spielerlebnis liefern. Meine besten Runden (als Spieler, und vielleicht auch als SL) waren nur wenig bis überhaupt nicht vorbereitet. Ich selbst beschränke mich als SL immer auf minimale Vorbereitung, weil ich so oder so ergebnisoffen leite.
takti der blonde?:
Mich nervt die Spielleitung, wenn sie sich für Schauspieler, Drehbuchautor und/oder Regisseur hält.
Weltengeist:
Ich bin in Sachen Spielleitung leider sehr mäkelig. Es gibt bei mir sehr viele Dinge, die mir den Spaß am Spiel verderben, beispielsweise:
* Spielererbevormunder: Das ist nicht das gleiche wie "einen Plot im Kopf haben". Ich bin kein "Sandbox oder gar nichts"-Fanatiker, aber wenn ich sage "Ich biege links ab", dann will ich nicht hören "Da geht es aber nicht weiter". Und ich will auch nicht hinterher merken, dass es vollkommen egal war, ob rechts oder links, weil sowieso das gleiche passiert wäre. Ach ja, und ein "Ihr werdet gefangen genommen und könnt nichts dagegen tun" lasse ich mir einmal gefallen, beim zweiten Mal bin ich raus.
* Langweiler: Sorry, aber ich bin ADS-ler, ich kann ganz, ganz schlecht mit Langeweile umgehen. Und ich halte mir nicht extra einen Samstag frei, damit dann da nichts passiert.
* Schlechte Rollenspieler: Klar, man kann auch mit reinem Gewürfel Spaß haben, aber ich spiele gerne meine Rollen und wünsche mir, dass da auch was zurückkommt. Muss nicht perfekt sein, aber ein Dialog und ein wenig Charakterspiel sollten schon drin sein.
* Unlogiker: Ich bin ziemlich auf "innere Logik" fixiert und bin ganz schnell raus, wenn mir etwas völlig unlogisch vorkommt. Besonders schlimm finde ich es, wenn wir mehrere Sitzungen lang ein Geheimnis erkunden und sich am Ende rausstellt, dass die Auflösung völliger Kappes ist, weil der SpL einfach nur möglichst viele coole Elemente in einen Topf werfen wollte.
* Selbstdarsteller: Sollte man eigentlich gar nicht extra erwähnen müssen, aber ab und zu trifft man auf Cons oder Onlinerunden auf eine Perle von Spielleiter, die dort einfach mal ihren Super-NSC und seine Minions Gassi führen will oder die einfach deshalb Spielleiter geworden ist, weil sie alles bestimmen und die ganze Zeit selbst reden wollen. Vielleicht gibt es ja Leute, die das ertragen, aber ich gehöre nicht dazu.
Dabei ist nichts davon per se ein Vorwurf an den Spielleiter - ich finde es gut, wenn sich jemand an der Aufgabe des Leitens versucht, auch wenn er nicht perfekt ist, und hoffentlich mit der Zeit besser wird. Aber auch wenn es arrogant klingt - ein Anfänger sollte auch für Anfänger leiten und nicht für Leute mit 30+ Jahren Spielerfahrung. Für mich selbst habe ich daher vor einigen Jahren die Konsequenz gezogen, dass ich als Default einfach selbst leite, und setze mich eigentlich nur dann noch bei jemand anderem an den Spieltisch, wenn ich ihn als Spieler kennengelernt habe und mir vorstellen kann, dass das klappen könnte.
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