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Webhoster und Google-freies Smartphone

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Harry:
Liebe Schwarmintelligenz,

ich habe zwei Fragen an die versammelten Nerds, die den selben Hintergrund haben. Bitte, erleuchtet mich.

Ich bin ein Sozialarbeiter mit durchschnittlicher Informatikkompetenz. Ich betreibe meinen Rechner mit Linux, aber mit Mint. Ich weiß, was http heißt, kann es aber nicht erklären. Ich weiß, das es einen Unterschied zwischen html und php gibt, aber nicht welchen (also nicht genau - das letztere führt tendenziell zu ersterem, so wie ich das verstehe). Ich gebe meine URLs in die Adresszeilen ein, und nicht in die Suchzeile der vom Browser vorgeschlagenen Suchmaschine. Aber in Textform, und nicht als Nummernfolge. Ich weiß, wo die Kommandozeile ist, aber nur um "sudo apt get purge" einzutippen, wenn die Anwendungsverwaltung mal wieder spinnt. Was ich sagen will: Ich habe ein ungefähres Verständnis davon, wie Computer und das Internet funktionieren, aber keinerlei fundierte Kenntnisse, alles Halbwissen.

Ich bin also die gefährlichste Sorte User, glaube ich - die, die richtig Schaden anrichten können, ihn aber nicht mehr reparieren  ;D .

Wonach will ich also fragen? Folgendes: gibt es einen Weg für jemanden wie mich, seine Internetaktivität ein bisschen unabhängiger von den einschlägigen Großkonzernen und damit etwas datensicherer zu machen? Es müsste bezahlbar und mit begrenzter Kenntnis (und begrenztem Aufwand) realisierbar sein. Konkret habe ich folgende Ziele

- Ich hätte gerne einen Webhoster, der mir eine Domain mit Mailserver, einer kleinen html-Webpräsenz und etwas (so 10 Gb) Cloud-Speicherplatz hostet, ohne mich auszuspionieren. Bonuspunkte für: Standort in Europa, Doppelbonus für: Server mit grünem Strom betrieben. Gibt es so etwas und kann man das bezahlen? Momentan habe ich Mailserver und Webpräsenz bei ionos, und das ist schön billig (4 Euro im Monat für die Domain, 2Gb Webseite und 10 Mailadressen), aber da fehlt die Cloud, und ich bin nicht sicher wie viel Mitleserechte die sich einräumen.

- Außerdem hätte ich es gerne dass die Smartphones meiner Kinder (ich selber habe und brauche keines) nutzbar sind, ohne dass Google (oder Alphabet oder so) alles über meine Kinder erfährt. Klar haben die Kinder DuckDuckGo als Suchmaschine, aber das bringt ja wenig, weil an allen Ecken und Enden (und ziemlich aufdringlich) Google drinsteckt. Man kann die Suchleiste noch nicht mal deinstallieren (also ich jedenfalls nicht)! Ich habe irgendwo mal das Stichwort "Pinephone" gehört, kenne mich aber gar nicht aus - gibt es Smartphones die einigermaßen Privatspäre respektieren? Und kommt mir jetzt hier keiner mit Apple, Teufel mit Beezlebub usw..

Ich bin für Hinweise und Anregungen dankbar, auch für "rtfm Wikipedialink" oder so - ich kann mich selbstständig irgendwo einlesen, aber ich weiß nicht wo ich anfangen soll.

Vielen Dank für die Erleuchtung, hochachtungsvoll,
H.

Sosthenes:
Ionos bietet auch Nextcloud Hosting an. Dann wär's wenigstens in einer Hand und Gesamtpreis ist dann wohl so grob bei 10 Euro/Monat. Nextcloud ist praktisch deine private Cloud, da gibt's genügend Programme, Dokumentation, Tutorials usw. im Internet.

Bleibt benutzerfreundlich, und 1&1 hat jetzt nicht so richtig den Incentive deine Daten auszuwerten. Wenn du da ultimativ sicher sein willst, sind Computer Anderer Leute nie so richtig ohne Restrisiko.

Eigenen Server mit Nextcloud oder SyncThing ist halt wieder ein Aufwand, und als nicht-Profi (d.h. auch IT Leute ohne akuelle Admin-Skills) ist das sicher zu halten nicht trivial. Würd' ich also eher abraten.

Mit etwas Mühe und Suche lässt sich sicher noch etwas finden was vielleicht etwas sicherer und/oder günstiger als Ionos ist. Vielleicht in der Schweiz. ;)

Was Kinder-kompatible Handies betrifft denk' ich nicht dass Pinephone auch nur annähernd so weit ist. Die App-Lage ist halt sehr beschränkt bei den jetzigen Linux-Varianten die da drauf laufen. Und generell alles noch so im Beta-Bereich. Da müsste man schon sehr enthusiastisch drauf sein und dann wohl viel in Foren rumhängen.

80%-Lösung (wenn Apple ausser Frage ist), ist dann sowas wie Lineage OS, d.h. eine Android-Version die nicht direkt an Google gebunden ist. Wenn man dann noch möglichst alle Apps von der F-Droid App aus installiert, hat man schon sehr viel getan ohne dass man jetzt der stereotype Hacker mit schwarzem Hoodie sein muss.
Und sollte mit guter Wahrscheinlichkeit auf den jetzigen Handies laufen, wenn nicht dann gibt's genügend günstige Gebrauchte.

Harry:
Danke! Wenn mir ein Fachmensch sagt, dass ionos vermutlich relativ ungefährlich bzw. nicht als schamloser Datendieb bekannt ist, bin ich schon einigermaßen zufrieden. Es muss für mich halt Computer Anderer Leute sein, ich habe mal eine halbe Stunde lang versucht mich in Mailserver-Hosting einzulesen und dann entschlossen, besser die Finger davon zu lassen.

LineageOS ist eine prima Idee, das hatte ich auch als ich noch ein Smartphone hatte, das überstieg meine Fähigkeiten nicht. Danke!

Apple habe ich jetzt mal vorneweg ausgeschlossen, weil ich das Vorurteil hatte dass die genauso schamlos sind wie Google, nur halt für das doppelte Geld. Irre ich mich?

LG,
H.

Sosthenes:
Ich bin jetzt kein Security Fachmensch, also Angaben unverbindlich und ohne Gewähr ;)
Zudem gehe ich jetzt auch von einem "normalen" Bedarf an Privatsphäre aus, keiner beruflichen. Wenn ein Arzt Patientendaten speichern will, gelten natürlich andere Regeln (dann eh keine Cloud).

ionos ist jetzt eine große Firma, meines Wissens nach nicht für eklatante Sicherheitslücken bekannt. ionos und Nextcloud sind beides deutsche Firmen, Server dann auch hier. Internationale Kooperation der Geheimdienste ist jetzt recht gut, höflich ausgedrückt, also jetzt nicht der Ablageort für Wikileaks oder deine Steuerbetrugs-Dokumentation.
Aber ich denke es geht hier eher darum, dass Werbe- und Daten-Giganten wie Facebook, Google etc. deine Infos nicht nutzen bzw. weiterverkaufen…

Wenn du's ganz sicher haben willst, sollten die Daten auch beim Hoster nicht in lesbarer Form sein. Das kann Nextcloud, aber soweit ich weiß nicht so wie es bei ionos oder hosting.de angeboten wird – und einen eigenen privaten Server aufsetzen hat dann ja wieder andere Risiken, Zeitaufwände usw.

Eine Zwischenlösung ist so etwas wie "Cryptomator". Das "täuscht" dann lokal einen Ordner vor in dem die Dateien ganz normal drin sind, aber zum Server wird das dann nur verschlüsselt hoch- und runtergeladen. Läuft auch unter Linux, ich glaub' für die Android Version muss man zahlen.

Damit hat man dann halt häufig die meisten Daten & Dokumente "normal", aber einen kleinen Teilbereich mit vertraulicheren Daten wie Rechnungen usw. verschlüsselt.

hosting.de, ein weiterer Nextcloud Anbieter hat dafür sogar eine ganz gute Anleitung.

Wenn LineageOS geht und man so weit wie möglich Google Dienste wie Standort vermeiden kann, dann nimm das. Mitunter geht das dann halt z.B. bei ÖPNV Apps nicht, aber besser als generell offen.
iOS seh' ich immer noch etwas besser als Standard-Android an, weil Apple's Kerngeschäft teure Hardware ist, Google's wiederum deine Daten. Also andere Motivlage. Aber halt eher wenn man gar nicht mehr Aufwand betreiben will als zwischen den beiden Hauptanbietern zu wählen ;)

Harry:

--- Zitat von: Sosthenes am 23.06.2022 | 15:20 ---Aber ich denke es geht hier eher darum, dass Werbe- und Daten-Giganten wie Facebook, Google etc. deine Infos nicht nutzen bzw. weiterverkaufen…

--- Ende Zitat ---

Genau. Ich will nicht immer über "Big Data" meckern, aber dann trotzdem deren Angebote "kostenlos" nutzen wollen. Ich bleibe also vorerst bei ionos und nehme meine Daten von der Dropbox/GoogleDrive usw. zu einer sichereren Cloud. Und die Kinder kriegen LineageOS. Das fühlt sich doch schon einmal deutlich besser an. Vielen Dank.

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