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Macht detaillierte Vorbereitung unflexibel?
Jiba:
Ja, der Krimi ist aber ein Genre, das hard worldbuilding per se erfordert. Es sei denn natürlich wir zählen zum Beispiel sowas wie "Twin Peaks" als Krimi.
Aber du gestehst doch auch zu, dass die "Suspension of Disbelief" eine sehr schwammige Kategorie ist, die durch Tagesform, Genrekonventionen und Spielerpersönlichkeit massiv beeinflusst wird. Es gibt ja auch Settings mit beinhartem Worldbuilding, die müssen wir trotzdem nicht plausibel finden.
tartex:
--- Zitat von: Weltengeist am 21.11.2022 | 12:54 ---Die größten Meisterwerke der Science Fiction (Schöne neue Welt, Foundation, I Robot, Es stirbt in mir, Gattaca, Altered Carbon,...) versuchen ein solches Element einzuführen und durchzudenken. Damit ist ein für gewöhnlich hochintelligenter Autor, der viel Zeit da reinsteckt, schon voll ausgelastet. Der Versuch, beispielsweise die Auswirkungen des gesamten D&D-Spellbooks (oder eben der ganzen Harry-Potter-Magie) auf eine Welt tatsächlich abzuschätzen, ist natürlich völlig zum Scheitern verurteilt.
--- Ende Zitat ---
Es sei den man wählt das Mittel der Dekonstruktion. Andere Meisterwerke - z.B. Watchmen oder Neon Genesis Evangelion - nehmen so einen Kosmos dann auseinander und lassen beim Erkennen der Dissonanz und ihrer Überwindung den Groschen fallen.
nobody@home:
Grundsätzlich: Wenn ich einen Plot (wie die klassische Suche nach dem Mörder), der sich auf die Gegebenheiten der realen Welt verläßt, um zu funktionieren, in ein fiktives Setting (wie etwa eine D&D-Welt) verpflanze, das ganz offensichtlich nach anderen Regeln tanzt, und diese Unterschiede dann aber nicht berücksichtige...dann liegt der Fehler natürlich allein bei mir und ich verdiene die Haue dafür. ;) Ein D&D-Attentäter, der ein hochrangiges Opfer wirklich ausschalten will, muß sich eben mehr Mühe geben als einfach nur "Anschleichen und Abstechen" -- und vielleicht auch die Hoffnung auf völlig unerkanntes Entkommen von vornherein aufgeben (Kleriker: "Okay, ich frage mal kurz meinen Gott...") und statt dessen gleich Maßnahmen gegen die Vergeltung von Leuten treffen, die einfach schon wissen, hinter wem sie her sind.
Zed:
--- Zitat von: ghoul am 21.11.2022 | 11:24 ---Ich bin mit der Definition nicht einverstanden.
Wenn etwas für den Plot relevant ist, kann es per se nicht irrelevant sein.
Der klassische Hitchcock'sche McGuffin ist zum Beispiel ein Koffer undefinierten Inhalts. D.h. der Koffer ist plotrelevant, weil sein Inhalt (undefinierte) Konsequenzen hätte. Der Inhalt wird aber dem Zuschauer nicht mitgeteilt, weil er und die Konsequenzen nicht relevant für den eigentlichen Plot des Films sind.
--- Ende Zitat ---
Diese Definition eines MacGuffin wird von Filmwissenschaftler:innen nicht geteilt:
--- Zitat ---Ganz leer ist der MacGuffin aber nicht: Er muss die funktionalen Bestimmungen erfüllen, die im Kontext auf ihm liegen. Er muss z.B. rar sein, gefährlich, teuer oder in anderem Sinne wertvoll. Er vermag die Motivation des Helden zu begründen und gibt ihm schließlich ein explizites Ziel.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat von: ghoul am 21.11.2022 | 11:24 ---Nun ist Rollenspiel bekanntlich kein Kinofilm. Daher lehne ich derartige McGuffins im Rollenspiel entschieden ab. Gutes Worldbuilding setzt voraus, dass der SL weiß, was bspw. in dem gejagten Koffer ist. Gutes Worldbuilding ermöglicht dem DM, die Konsequenzen des Inhalts im Kampagnen-Milieu umzusetzen.
Der Inhalt eines Dungeons ist definiert und sehr relevant.
Goldmünzen in AD&D werden benötigt, um zu trainieren (aufzusteigen). Für den Kauf von Ausrüstung. Um Armeen anzuheuern. Um Gefolgsleute zu entlohnen. Für die Herstellung magischer Gegenstände. Usw. usf. Das ist alles höchst relevant.
Definitiv keine McGuffins.
--- Ende Zitat ---
Auch wenn ich Deinem ersten Satz hier zustimme, so denke ich, dass der Begiff nicht automatisch deplatziert ist. Meine Gruppe zB steigt bedingungslos alle 7 Spieltage auf, sie haben mittlerweile alles, um ein reiches Leben zu führen, und trotzdem sind einigen von ihnen Schätze noch immer wichtig. Gier kann also MacGuffins kreieren.
Ja, wichtig ist, dass die Gruppe ein Ziel hat. Wenn das Ziel für die Kampagne ohne Bedeutung ist (wohl aber für mindestens eine Person aus der Gruppe), dann kann man es durchaus MacGuffin nennen.
ghoul:
--- Zitat von: Zed am 21.11.2022 | 15:28 ---Diese Definition eines MacGuffin wird von Filmwissenschaftler:innen nicht geteilt:
--- Ende Zitat ---
Das ist aber ziemlich nah an meiner Definition.
Wenn du im Rollenspiel den Auftrag vergibst, "Beschafft Objekt XY für Auftraggeber Z, weil Flavor-Fluff" und die Funktionen von XY sind nicht genau bekannt und können von den Personnagen nicht aktiviert werden und Z wird die Kampagne nie wieder mit Hilfe von XY beeinflussen, dann ist das für mich ein McGuffin.
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