Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielleiterthemen

Harte Entscheidungen

<< < (15/28) > >>

unicum:

--- Zitat von: felixs am  7.10.2023 | 16:01 ---Nur noch kurz zu diesem Punkt: Ich glaube, der Streitpunkt war, ob die Moral aus Sicht des Spielers, der Figur, oder beides interessant ist.

--- Ende Zitat ---

ja das ist sicher einer der möglichen Knackpunkte,...
Da ich leztens die Fragestellung hatte "kann man eine Kampange mit Bösen SC spielen?" (oder so irgendwie war das thema der Diskussion) und meine Antwort darauf wäre "ja, kann man, aber mir persönlich wäre es zu anstrengend da immer mein eigenes Mindset mit einem Bösen zu "überschreiben" - für einige Abende - sicher ja. Aber für eine jahrelange Kampangne - sicher nein.

Weil meine eigene Moral schleppe ich ja immer irgendwie mit mir rum,... und ich möchte sie eigentlich nicht oder zumindest nicht in diese Richtung "ändern". (Und ja ich halte es für durchaus möglich die eigene Moral zu ändern, will fast sagen: leider (vgl. Milgram Experiemt et al))

ArneBab:

--- Zitat von: unicum am  7.10.2023 | 20:48 ---ja das ist sicher einer der möglichen Knackpunkte,...
Da ich leztens die Fragestellung hatte "kann man eine Kampange mit Bösen SC spielen?" (oder so irgendwie war das thema der Diskussion) und meine Antwort darauf wäre "ja, kann man, aber mir persönlich wäre es zu anstrengend da immer mein eigenes Mindset mit einem Bösen zu "überschreiben" - für einige Abende - sicher ja. Aber für eine jahrelange Kampangne - sicher nein.

--- Ende Zitat ---
Bei mir stellt sich da die Frage, was das Böse ausmacht. Ich könnte z.B. keinen Verräter spielen. Ich könnte aber sehr wohl einen Nekromanten spielen, der tausende versklavt und zwingt, Leichen aus Friedhöfen zu bringen.

Es gibt da einen Unterschied zwischen Handlungen, die ich selbst nicht ertrage und Handlungen, die ich zwar nicht gut finde, die aber in mir keine direkte Reaktion verursachen.

Schlächter der Orkkinder: das kann ich abstrahieren; das ist mein SC. Verräter der eigenen Freunde: das kann ich nicht. Ich habe es einmal in einem One-Shot ausprobiert und gelernt, dass das etwas ist, das ich nie (wieder) spielen will. Und auch nicht sein will.

--- Zitat ---Weil meine eigene Moral schleppe ich ja immer irgendwie mit mir rum,... und ich möchte sie eigentlich nicht oder zumindest nicht in diese Richtung "ändern". (Und ja ich halte es für durchaus möglich die eigene Moral zu ändern, will fast sagen: leider (vgl. Milgram Experiemt et al))

--- Ende Zitat ---
Ich finde die Moral aus allen drei Standpunkten interessant (Welt, Spieler, SC).

Die eigene Moral zu ändern finde ich aber nicht immer was schlechtes. Beispiel: ich blockiere mich, wenn es um persönliche Bindungen geht. Einen SC zu spielen, der anderen vertraut ist ein Weg, um damit zu experimentieren. Verklemmte Sexualmoral, dämliche Vorstellungen von Männlichkeit oder Erfolg (von denen ich rational weiß, dass sie dämlich sind, die ich aber trotzdem emotional mit mir rumtrage), u.ä. sind Sachen, bei denen ich Änderungen gutheißen würde.

Auf vielen Gebieten finde ich es spannend, mich selbst auszuprobieren. Wir hatten jetzt hier oft das Beisipel Murder-Hobo. Es geht aber auch anderes herum: Wenn wir Helden spielen, kann sich unsere Moral auch ändern.

Wobei meine Erfahrung auch ist, dass die Übertragung von Rollenspielmoraländerungen auf die Realität nicht automatisch passiert. Sie bietet mir eine Vorlage, die ich nutzen kann, aber die Übertragung in die Realität ist nochmal eine bewusste Änderung. Ich kann sie dann leichter, aber ich muss mich bewusst entscheiden, sie zu nutzen.

Weltengeist:

--- Zitat von: ArneBab am  7.10.2023 | 22:39 ---Es gibt da einen Unterschied zwischen Handlungen, die ich selbst nicht ertrage und Handlungen, die ich zwar nicht gut finde, die aber in mir keine direkte Reaktion verursachen.

--- Ende Zitat ---

Das ist letztlich der Punkt. Plus, dass es nicht nur darum geht, was der jeweilige Spieler ertragen kann, sondern darum, was alle am Spieltisch ertragen können und vor allem auch wollen. Denn wie oben schon einige schrieben, sind wir ja letztlich da, um Spaß zu haben. Wenn es alle toll finden, moralische Grenzen auszutesten - fein. Eure Gruppe, euer Spaß, euer Spiel. Aber wenn auch nur einer am Tisch sagt: Nee, da rollt es mir die Fußnägel hoch - dann geht es eben in der Konstellation nicht.

Ich bin sicherlich nicht der einzige, der diesbezüglich schon so manches am Spieltisch erlebt hat, beispielsweise Spieler oder Spielleiter, die ohne Rücksprache mit der Gruppe Folter oder Vergewaltigung am Spieltisch ausgespielt haben. Aber klar, andere nach heutiger Moral äußerst fragwürdige Sachen wie Totschlag oder Mindcontrol scheinen ja wiederum fast alle okay zu finden. Da muss also letztlich jede Gruppe ihre eigene Balance finden.

nobody@home:

--- Zitat von: Weltengeist am  8.10.2023 | 08:12 ---Das ist letztlich der Punkt. Plus, dass es nicht nur darum geht, was der jeweilige Spieler ertragen kann, sondern darum, was alle am Spieltisch ertragen können und vor allem auch wollen. Denn wie oben schon einige schrieben, sind wir ja letztlich da, um Spaß zu haben. Wenn es alle toll finden, moralische Grenzen auszutesten - fein. Eure Gruppe, euer Spaß, euer Spiel. Aber wenn auch nur einer am Tisch sagt: Nee, da rollt es mir die Fußnägel hoch - dann geht es eben in der Konstellation nicht.

Ich bin sicherlich nicht der einzige, der diesbezüglich schon so manches am Spieltisch erlebt hat, beispielsweise Spieler oder Spielleiter, die ohne Rücksprache mit der Gruppe Folter oder Vergewaltigung am Spieltisch ausgespielt haben. Aber klar, andere nach heutiger Moral äußerst fragwürdige Sachen wie Totschlag oder Mindcontrol scheinen ja wiederum fast alle okay zu finden. Da muss also letztlich jede Gruppe ihre eigene Balance finden.
--- Ende Zitat ---

...yep. Es gibt definitiv Sachen, die ich im Spiel nicht brauche, und anderen Leuten wird's mit anderen Dingen ähnlich gehen. Wenn ich SL bin und einen Spieler mit bekannter Arachnophobie am Tisch habe (die ich nicht teile), dann sollte ich mich ja auch wenigstens höflichkeitshalber rückversichern, ob und in welchem Rahmen ich Spinnen und verwandte "Monster" im Spiel bringen kann oder lieber vermeiden sollte, und das ist noch eins der harmlosesten Beispiele.

ArneBab:

--- Zitat von: Weltengeist am  8.10.2023 | 08:12 ---wenn auch nur einer am Tisch sagt: Nee, da rollt es mir die Fußnägel hoch - dann geht es eben in der Konstellation nicht.

--- Ende Zitat ---
:d


--- Zitat von: nobody@home am  8.10.2023 | 09:59 ---...yep. Es gibt definitiv Sachen, die ich im Spiel nicht brauche, und anderen Leuten wird's mit anderen Dingen ähnlich gehen. Wenn ich SL bin und einen Spieler mit bekannter Arachnophobie am Tisch habe (die ich nicht teile), dann sollte ich mich ja auch wenigstens höflichkeitshalber rückversichern, ob und in welchem Rahmen ich Spinnen und verwandte "Monster" im Spiel bringen kann oder lieber vermeiden sollte, und das ist noch eins der harmlosesten Beispiele.

--- Ende Zitat ---

Ich würde noch den Schritt weitergehen: es ist die Verantwortung aller am Tisch, aufmerksam zu sein, ob etwas für jemanden nicht geht und dann zu unterbrechen. Je sensitiver die Themen, desto wichtiger wird das, es kann aber auch schon bei „da sind Ratten im Fluchttunnel“ passieren. Dann ist es wichtig, dass jemand merkt, dass die Frage wichtig ist, ob der Schleier vorgezogen werden sollte (oder die Ratten vielleicht doch weggelassen).

Frage statt einfach machen, weil es auch sein kann, dass jemand gerade froh ist, sich im geschützten Rahmen der eigenen Runde damit auseinanderzusetzen. Ich habe einen Spieler erlebt, der im echten Leben entschieden hatte, seine Träume für Sicherheit seiner Kinder aufzugeben, und der als ein ähnlicher Konflikt im Rollenspiel auftauchte, das sehr intensiv gespielt hat — und auf Nachfrage (=kurze Unterbrechung) meinte, dass er das gerade mochte. Er hat dann im Abenteuer nicht die gleiche Entscheidung getroffen, und wenn es kein One-Shot gewesen wäre, hätte das tolles Kampagnenmaterial abgegeben.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln