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[Splittermond] Abenteuer in Takasadu
Takur:
Die seidene Stadt: Teil IV (Spoiler für das Abenteuer „Die seidene Stadt“)
Kintai, zwischen Atasato und Senrai (Akira, Hao)
Auf dem Weg zur kaiserlichen Hauptstadt kam die „Seidene Stadt“ wieder in zivilisiertere Gefilde, was sich auch an dem besseren Zustand der Wege und dem Wohlstand der Dörfer zeigte. Die Nähe zu dem magischen Berg und dem Feenmarkt blieb spürbar – etwa bei der Rast in einem Dorf, dessen Einwohner vielfach Feenblut hatten. Überwiegend schien es sich um Sterbliche mit Schatten- oder Lichtfeenblut zu handeln. Trotz ihrer „gegensätzlichen“ Herkunft lebten sie friedlich zusammen und hießen die Karawane gastfreundlich willkommen.
In Akiras Einheit war die Stimmung nach dem Versagen bei der Bewachung der Gefangenen und der vorläufigen Festsetzung einer Kriegerin angespannt. Obwohl verwundet, versah Akira weiterhin seine Pflicht. Er wollte keine Schwäche zeigen und die Moral seiner Leute stabil halten.
Die dramatischen Ereignisse auf dem Feenmarkt kamen auch zur Sprache, als einer der Geheimdienstler die Helden aufsuchte und andeutete, dass man die Schuld an dem Tod der inhaftierten Rebellen dem Kommandeur der Geheimdienst-Einheit in die Schuhe schieben sollte. Einen Sündenbock würde den Druck von den anderen Beteiligten nehmen. Hao hatte keine Lust, sich darauf einzulassen, und Akira hielt ein solches Vorgehen für wenig ehrenvoll. Es blieb abzuwarten, ob das die richtige Entscheidung gewesen war…
Stattdessen kümmerten sich die Helden um die feeischen Insekten, die die „Seidene Stadt“ befallen hatten. Hao lockte den immer noch der Karawane folgenden magischen Blaureiher in das Lager, um so die Quelle des Befalls zu finden. Auch dank Haos Insektenfallen wussten die Helden, wo die magischen Insekten häufiger auftraten. Tatsächlich hatte die Suche Erfolg: Der Reiher wurde bei dem Wagen der Händlerin Tishiba Riko unruhig. An einer Weinkiste fanden die Helden verdächtige Löcher. Mit äußerster Sorgfalt transportierten die Helden die schwere Truhe aus dem Lager. Ein vorsichtiger Blick ins Innere zeigte, dass sich ein ganzes Nest der gefährlichen Insekten in der Truhe verbarg.
Die Händlerin beteuerte glaubwürdig ihr Unwissen. Die Truhe sei in Palitan mit kostbaren Weinen aus Selenia bestückt worden, ohne dass etwas Verdächtiges aufgefallen sei. Es war ihr ein Rätsel, wie und wann das Nest hineingekommen war.
Die Helden beschlossen, die gefährlichen Insekten mit einem Eiszauber unschädlich zu machen. Um ein Ausfliegen zu verhindern, verstopften die Helden die von den Insekten in die Truhe geätzten Löcher und ummantelten die Truhe mit Metall- und Keramikgeschirr, das die Insekten hoffentlich lange genug daran hindern würde, sich mit Hilfe der von ihnen ausgeschiedenen Säure zu befreien. Da keiner der Helden einen passenden Zauber beherrschte, wandten sie sich erneut an Ritenmeisterin Satomi. Diese war bereit zu helfen, wenn auch etwas widerwillig ob der wiederholten Störung. Sie hielt weder von Hao (als Ausländerin) noch Akira (als Mitglied eines verfeindeten Klans) viel.
Die von Satomi beschworene Eisaura verletzte auch die Helden, doch die Wirkung auf die Insekten war sehr viel tödlicher. Nur wenige der Wesen konnten sich befreien und wurden von den Helden getötet. Leider hatte die Eisaura auch die Weinflaschen zerstört, doch dafür waren die Insekten nun alle tot. Eine Untersuchung des Nestes brachte mehrere hundert Exemplare des gefährlichen Ungeziefers ans Tageslicht, die vielfach noch nicht geschlüpft waren. Dies wäre vermutlich in den nächsten Tagen geschehen. Wären sie ausgeschwärmt – oder bei einem unvorsichtigen Handhaben der Kiste schlagartig aufgescheucht worden – hätten sie großen Schaden anrichten können.
Anscheinend war das Nest absichtlich in der Truhe platziert worden. Die wenigen Insekten, die ins Freie gelangt waren, waren wohl vorfristig geschlüpft. All das sprach für gezielte Sabotage. Handelte es sich um eine weitere Aktion der Anti-Myuriko-Rebellen, oder war das die Tat einer weiteren Fraktion im Intrigenspiel um die „Seidene Stadt“?
Während „Stadtherrin“ Tomoe sich erleichtert zeigte, dass eine potentielle Katastrophe verhindert worden war, war die Besitzerin der Truhe weniger froh. Tishiba Riko hatte nicht nur ihre für die Göttliche Kaiserin bestimmte Tributgabe verloren, sondern musste auch damit rechnen, als Rebellenkontakt verdächtigt zu werden. Es war nicht sehr fair seitens der Helden, dass sie der Händlerin einen riskanten Ausweg aus ihrer misslichen Lage vorschlugen: Durch einen Zauber getarnt, sollte sie – abwechselnd mit einer weiblichen Angehörigen des Geheimdienstes – in der Hauptstadt als die verstorbene Rebellenagentin auftreten, um deren noch unbekannte Kontaktleute in die Falle zu locken. Wohl oder übel erklärte sich Tishiba Riko mit dem Vorschlag einverstanden.
Auf dem Rest der Strecke bis zur kaiserlichen Hauptstadt Senrai blieb die Karawane von weiteren Angriffen oder unliebsamen Zwischenfällen verschont. Mit wachsender Nähe zur Hauptstadt nahm die Anzahl der Siedlungen deutlich zu. Die Landschaft gewann eine märchenhafte Schönheit. Der Zustrom an Tributgaben schwoll noch einmal deutlich an.
Hao hoffte, dass nach der Verhaftung und dem Tod der Rebellen sowie der Neutralisierung der Feen-Insekten endlich Ruhe einkehren würde und widmete sich wieder ihrer Tarnaufgabe in der Menagerie der Karawane. Akira war nicht so sicher. Immerhin gab es noch die Kontaktleute der Rebellen in der Hauptstadt, die angeblich etwas „Großes“ planten. Außerdem wollte er herausfinden, wer das Nest der Feen-Insekten in der Weinkiste platziert hatte. Deshalb befragte Akira Tishiba Riko und ihre Gehilfen noch einmal eingehend. Wenig überraschend verdächtige Riko ihre Konkurrenten in der „Seidenen Stadt“: die dragoreischen Händler, aber auch die Kintarai-Familie der Jiribi, mit der sie eine langjährige Rivalität verband. Akira schlug Hao vor, sich bei der Befragung der Verdächtigen aufzuteilen: Hao würde die Händler aus Dragorea befragen, Akira die Jiribi. Bei diesen würde er seinen adligen Stand besser zu Geltung bringen können.
Haos Erkundigungen brachten leider keine neuen Erkenntnisse. Niemand schien etwas zu wissen. Stattdessen geriet Hao mit einem der Händler aneinander. Akira war bei den Jiribi erfolgreicher: Zwar beschränkte sich deren Mitteilsamkeit anfangs darauf, ihre Konkurrentin schlechtzureden. Aber dem jungen Krieger fiel auf, dass der Sekretär des Händlers etwas zu verbergen schien. Schließlich brach Sekretär unter den bohrenden Fragen Akiras zusammen. Er gestand, das Nest bei der Konkurrentin platziert zu haben, behauptete aber, dass seine Dienstherren nichts davon wussten. Akira informierte „Stadtherrin“ Tomoe, die den Unglücklichen festsetzen ließ. Nur Akiras Fürsprache war es zu verdanken, dass es den anderen Mitgliedern der Jiribi-Delegation nicht ebenso erging. Selbst im günstigsten Fall drohten den Jiribi hohe Geldstrafen und ein Ausschluss von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“. Hao spekulierte, dass jemand die Missgunst der Jiribi ausgenutzt und sie gezielt manipuliert hatte, aber dafür fanden sich vorerst keine Beweise.
Akira drohte allerdings aus einer anderen Richtung Ungemach: Sein Vorgesetzter Suguri Ito stellte ihn zur Rede. Der junge Kommandeur der Reiterei hatte von dem Tod der Kurtisane Himmelsblume erfahren – und realisiert, dass die Tarngeschichte um ihre Verhaftung nicht stimmig war. Akira konnte den Leutnant mit dem Verweis abwimmeln, dass es um Dinge ging, die zu enthüllen nicht im Belieben Akiras lag. Das verbesserte die Stimmung zwischen den beiden Kriegern natürlich nicht, zumal Ito sich den Tod der Kurtisane sehr zu Herzen nahm. Anscheinend verdächtigte er Akira, an ihrem Tod mitschuldig zu sein. Zumindest wurden keine Schwerter gezogen.
Am nächsten Tag erreichte die Karawane Senrai. Die Bauern der umliegenden Dörfer hatten mithilfe verschiedenfarbiger Blumen nicht nur Sagenwesen und Heroen, sondern auch Ausschnitte des Stadtpanoramas in die Landschaft „gemalt“. Eine Eskorte von 300 Berittenen nahm die „Seidenen Stadt“ in Empfang und geleitete sie die letzten Kilometer. Unter den prachtvoll gepanzerten und bewaffneten Kriegerinnen und Krieger waren zahlreiche Quirin-Reiter. Zusammen mit den Schaulustigen und Tributbringern schwoll der Zug auf 10.000 Personen an.
Die „am Reißbrett“ geplante Hauptstadt war ein atemberaubender Anblick mit ihren Palästen, Tempeln, Plätzen und Prunkstraßen, den zahllosen Schreinen und prunkvoll gekleideten Bewohnern. Die von einer hohen Mauer umgebene Stadt war in der Form einer Blüte errichtet worden. Wie die ganze Kintarai-Gesellschaft wurde Senrai von den großen Klans und dem Standessystem Kintais geprägt. Jeder der fünf großen Klans (Momoku, Ranku, Suguri, Uome, Zakur) hatte ein eigenes Stadtviertel, ein sechstes war der Kaiserin gewidmet. Die unteren Stände lebten am Stadtrand, die Höherrangigen näher am Zentrum. Den Mittelpunkt der Stadt bildete der kaiserliche Palast. Auch dieser war in der Gestalt einer Blüte errichtet.
Auf einem riesigen Platz im Osten Senrais „erblühte“ die „Seidene Stadt“ zum letzten Mal. Diesmal wurde kein Wasser aus dem Boden beschworen, stattdessen wurden bunte Stoffbahnen zwischen den Ständen ausgerollt, die durch neu hinzugekommene Händler und Handwerker aus ganz Kintai und dem Ausland noch einmal deutlich zahlreicher geworden waren.
Die Menagerie wurde an den Stadtrand verlegt, um den Tieren etwas Ruhe zu gönnen. Hao wäre am liebsten bei ihren „Schützlingen“ geblieben. Angesichts der immer noch drohenden Gefahr durch die Rebellen entschloss sie sich jedoch, ihren Tarnberuf aufzugeben und in der „Seidenen Stadt“ selber zu bleiben. Die Stadt sollte in Senrai insgesamt fünf Tage „blühen“ – was hoffentlich genug Zeit bot, damit die Rebellen Kontakt mit der falschen Hikibi aufnehmen und in die Falle gehen würden. Die Helden sollten den Geheimdienstleuten helfen, die Falle abzusichern. Akira hätte gerne die Kantioku Aki für den Einsatz rekrutiert, denn er hatte gelernt, ihren Fähigkeiten zu vertrauen (und eine Schwäche für die junge Kampfpriesterin entwickelt). Allerdings war sie wie vom Erdboden verschluckt. Bei der Besprechung mit dem Geheimdienst kam auch ein beunruhigender Punkt zur Sprache, der den Helden beim Erreichen Senrais aufgefallen war: der ferne Kaiserinnenpalast ähnelte der Zeichnung auf den magischen Blütenblättern der Rebellen. Zielte die „große Aktion“ der Rebellen auf den Palast Myurikos?
Akira nutzte den Abend, um mit einem der rätselhaften Feenkrieger zu trainieren, die auf dem Feenmarkt zu der Karawane gestoßen waren.
Am folgenden Tag suchte und fand Hao eine Schneiderin für das erworbene Feengarn. Die Schneiderin hätte das kostbare Garn zwar lieber für etwas Repräsentativeres verwendet als die Tracht der zhoujiangische Affengott-Kirche. Schließlich einigte man sich aber auf eine für beide Seiten zufriedenstellende – wenn auch für Hao nicht billige – Lösung.
Akira machte währenddessen seine Aufwartung im örtlichen Palast des Ranku-Klans, da seine Familie zu deren Vasallen gehörte und sein verstorbener Vater ein Ranku gewesen war. Der junge Krieger durfte dem Haushofmeister Bericht erstatten. Allerdings stießen Akiras Geschichten auf begrenzten Zuspruch: Die Jiribi, deren Intrige Akira zu verhindern und offenzulegen beigetragen hatte, waren den Ranku verschworen. Dem Klan wäre es lieber gewesen, wenn die Angelegenheit „unter der Hand“ geregelt worden wäre – etwa mit einem Selbstmord des Hauptschuldigen. Diese Möglichkeit bestand nun nicht mehr. Dass Akira eine Spur zu den aus Sadu stammenden Mördern seines Vaters gefunden hatte, brachte ihm wenig mehr als lobende Worte. Zwar würde man die Informationen über die verantwortliche Rebellengruppe an die Grenztruppen weitergeben. Der Ranku-Haushofmeister machte allerdings klar, dass man keinen Vorstoß auf die andere Seite des Kabila unternehmen wollte. Dies sei politisch zu heikel. Ernüchtert kehrte Akira zur „Seidenen Stadt“ zurück.
Dort wurden die Helden von der hochrangigen kaiserlichen Beamtin Zakur Mai zu der verhinderten Sabotage mit den Feen-Insekten befragt. Hao und Akira legten ein gutes Wort für „Stadtherrin“ Sugrui Tomoe ein. Akira versuchte zudem, den für seinen Lehensklan angerichteten „Schaden“ zu minimieren, indem er für Milde gegenüber den Jiribi plädierte.
Die Helden waren nicht die Einzigen, die befragt wurden. Ritenmeisterin Uome Satomi, die während der Reise von den Helden mehrmals zu Hilfe gerufen worden war, gab ebenfalls eine Rapport ab, äußerte sich bezüglich Tomoes allerdings deutlich weniger günstig. Auch Aki war vorgeladen worden. Die junge Albin erschien freilich diesmal nicht im Gewand einer Kantioku, sondern in den Kleidern einer Kintarai-Adligen und unter ihrem echten Namen: Momoku Eiko, Schwester des Fürsten der am Maishi-See gelegenen Stadt Tsusaka. Jetzt fiel es den Helden wie Schuppen von den Augen: Sie waren der jungen Adligen vor einem Jahr flüchtig begegnet, hatten sie aber in ihrer Verkleidung nicht erkannt.
Akira nahm das Doppelspiel von „Aki“ gelassen. Sie begleitete die Helden, als diese am Abend den „Silbernen Pavillon“ besuchten, einen der beiden großen Myuriko-Tempel Senrais. Hier wurde Myuriko vor allem als Herrscherin und Kriegerin verehrt. Im „Goldenen Pavillon“, den die Helden bei der Andacht im folgenden Morgengrauen besichtigten, wurde der Lebenden Göttin hingegen mehr in ihrer Rolle als Weltenschöpferin, Beschützerin und Spenderin von Harmonie und Leben gehuldigt.
Neben ihrem „Wachdienst“ fand Hao Zeit, nach den Tieren der Menagerie zu sehen. Akira traf sich mit Eiko, deren Besuch im Palast der Momoku ähnlich unbefriedigend verlaufen war wie Akiras Besuch des Ranku-Klans. Während sie im fernen Tsusaka fast gleichauf mit ihrem fürstlichen Bruder rangierte und für ihre Taten im Kampf gegen Monster, Piraten und rivalisierende Klans Ansehen genoss, galt sie bei der Hauptfamilie ihres Klans in Senrai offenbar weniger. Auch die „nicht ganz erstrangige“ Herkunft von Eikas Mutter, die ihr Vater in zweiter Ehe geheiratet hatte, war zur Sprache gekommen. Um auf andere Gedanken zu kommen, besuchten die jungen Adligen die für ihre Kampfkünste, Gelehrten und magischen Lehrkräfte berühmte Kaiserliche Akademie.
Am fünften Tag des Aufenthalts in Senrai wurde die Geduld der Helden und ihrer Verbündeten belohnt, als ein Wasserträger die vermeintliche Rebellin Hikibi ansprach, die gerade von einer Geheimdienstlerin gespielt wurde. Der Wasserträger übergab der Masseurin zwei Bohnensamen mit der Botschaft „Jetzt gleich“ und entfernte sich rasch. Akira folgte dem Rebellenkontakt unauffällig bis zum Palast. Hao ließ währenddessen die Bohnensamen magisch wachsen: die sprießenden Blätter vervollständigten die Skizze des Palastes und markierten einen Gebäudeflügel. Zudem enthielten sie die Botschaft „Der Mondkönig gewährt Einlass“ und zwei kleine, aber bemerkenswert detaillierte Porträts – offenbar die Ziele für einen Anschlag „wenn der Himmel birst“. Vermutlich sollte Hikibis Trupp den Attentätern Unterstützung leisten.
Hao, Momoku Eiko und einige Verbündete stießen zu Akira. Haos zur Erkundung ausgeschickter Eichhörnchen-Tiergefährte stellte fest, dass sich offenbar bereits zwei Unbefugte Zugang zu dem Palastgarten verschafft hatten und tatsächlich Einlass in den Palast erhielten. Bei sich hatten sie ein voluminöses Fass – vielleicht eine Bombe? Es war keine Zeit zu verlieren. Akira gelang es, die misstrauischen Palastgarden zu überreden, den Helden und Eiko Einlass zu gewähren. Von mehreren Gardisten „begleitet“ eilten sie zu dem auf der Skizze markierten Palastflügel. Die Pforte, durch die die vermutlichen Rebellen Einlass erhalten hatten, war wieder verschlossen. Doch der dahinter wachestehende Soldat gab widerspruchslos den Weg frei, als Akira einer Eingebung folgend die ominöse Botschaft „der Mondkönig gewährt Einlass“ wiederholte. Der Soldat wirkte seltsam…abwesend. Vermutlich stand er unter einem Beherrschungszauber.
Als die Helden die Rebellen einholten, war es fast schon zu spät: die Attentäter hatten bereits zwei Hofdamen niedergestochen, die zufällig ihren Weg gekreuzt hatten. Gerade waren sie dabei, die Lunte der Bombe zu zünden.
Hao stürzte sich auf die Lunte. Akira und Eiko kreuzten die Klingen mit dem einen der beiden Attentäter, während die Palastgarden den anderen angriffen. Die Rebellen erwiesen sich als äußerst versierte Fechter. Doch Akira gelang es, einen heftigen Glückstreffer landen. Zusammen mit Eiko konnte er seinen Gegner niederzwingen, auch wenn er selber schwere Verletzungen davontrug. Inzwischen schaffte es Hao, die Lunte zu löschen. Der zweite Rebell wurde von den Palastgarden und Eiko erschlagen. Leider kam für die beiden Hofdamen jede Hilfe zu spät. Der „Wasserträger“, der die Botschaft der Rebellen überbracht hatte, wurde zwar gestellt, konnte aber nicht lebend gefasst werden. So endete der Abend mit fünf Toten und mehreren Verletzten. Doch der Anschlag war vereitelt worden.
Am nächsten Tag rief Zakur Mai, die auch die Ermittlungen bezüglich des Attentats übernommen hatte, alle Beteiligten zusammen. Sie lobte die Helden, Eiko, die „Stadtherrin“, die Ritenmeisterin und auch die Geheimdienstler, die die „Seidene Stadt“ begleitet hatten, für ihr mutiges und entschlossenes Handeln. Gleichzeitig bedauerte sie, dass alle an der Verschwörung namentlich bekannten Beteiligten tot waren. Dadurch würden die Hintermänner und weitere Kontakte anonym bleiben. Auch die mögliche Verbindung des jungen Gankoda zu den Rebellen musste unaufgelöst bleiben: Sein verdächtiges Verhalten und das – nur von Haos Tiergefährten beobachtete – Treffen mit einer Frau, die VERMUTLICH eine Rebellinnen gewesen war, war nicht genug. Man könne nicht den Sohn eines mächtigen Fürsten auf die „Aussage“ eines Eichhörnchens hin festsetzen… Er sollte aber künftig genauer beobachtet werden.
Die Helden erfuhren, dass es sich bei den getöteten Hofdamen um Momoku Akane und ihre Tochter handelte. Die eigentlichen Anschlagsziele waren Suguri Mitsuaki (im diplomatischen Dienst vor allem in Sadu tätig) und Zakur Reina (ein Mitglied des kaiserlichen Geheimdienstes) gewesen. Dies ließ Akira vermuten, dass es sich bei den Attentätern um sadische Rebellen handelte.
Bezüglich der Sabotage mit den feeischen Insekten teilte Mai mit, dass das Verhör des Jiribi-Sekretärs neue Erkenntnisse gebracht hatte. Zakur Mai war sich sicher, dass der Mann nicht nur auf eigene Faust gehandelt hatte. Deshalb war nicht nur der Sekretär sondern auch sein zurzeit im zhoujiangischen Palitan weilender Herr geächtet worden. Die Waren, die die Jiribi mit der „Seidenen Stadt“ geschickt hatten, sollten beschlagnahmt und zur Wiedergutmachung der entstandenen Schäden genutzt werden. Die Familie Jiribi würde für 25 Jahre von der Teilnahme an der „Seidenen Stadt“ ausgeschlossen bleiben – falls sie nicht durch Reue, Buße und Wiedergutmachung die Frist verkürzen konnten. Angesichts der Schwere des Vergehens war dies eine maßvolle Strafe. Dennoch war dies natürlich für Klan Ranku, dem die Jiribi zugeschworen waren, wenig erfreulich. Aber Akira hatte durch seine Leistung bei der Verhinderung des Attentats so viel Ehre erworben, dass der Klan seines Vaters sich anscheinend entschloss, Akiras Verwicklung in die für die Ranku peinliche Aufdeckung der Jiribi-Intrige zu ignorieren.
Über den Anschlag wie auch die Sabotage sollte Stillschweigen bewahrt werden. Weder der Versuch, die sakrosankte „Seidene Stadt“ für eine Intrige gegen Konkurrenten zu nutzen, noch ein beinahe gelungenes Attentat im Herzen des Kaiserreiches durften bekannt werden. Durch ihr beherztes Verhalten hatten sich die Helden auf jeden Fall die Teilnahme bei der feierlichen Übergabe der Tributgaben an die Göttliche Myuriko verdient.
Am folgenden Tag endete der Markt der „Seidenen Stadt“. Viele Teilnehmende (auch Akira) opferten in einem der Tempel Myurikos mehr oder weniger wertvolle Geschenke. Daneben verbrachte er noch etwas Zeit mit Eiko. Die Schwester des Fürsten von Tsusaka verriet endlich, warum sie die „Seidene Stadt“ unter einem falschen Namen begleitet hatte: Ihre Aufgabe war es gewesen, „Stadtherrin“ Suguri Tomoe im Auge zu behalten. Tomoes Eignung für den verantwortungsvollen Posten wurde wohl nicht von allen akzeptiert – vor allem, wenn sie wie Klan Momoku mit den Suguri verfeindet waren. Eikos Mission war – auch dank der Helden – kein Erfolg gewesen, doch die junge Fürstenschwester schien das nicht zu schwer zu nehmen. Offensichtlich hatte Akira gerade durch seine jüngsten Leistungen bei ihr Eindruck gemacht.
Zum Abschluss der „Seidenen Stadt“ wurden die Tributgüter für die Göttliche Myuriko feierlich auf dem Marktplatz präsentiert und in einer feierlichen Prozession in den Plast gebracht. Die Ehrengäste – darunter auch die Helden – begleiteten den Zug. Jetzt hatten sie auch Gelegenheit, die atemberaubende Anmut und Pracht des Palastes zu würdigen. Höhepunkt der Prozession war der Empfang der Tributgeber durch den Gemahl der Göttlichen und dann – für wenige kostbare Augenblicke – durch die Göttliche Myuriko selbst. Auch wenn es niemand vermochte, der Göttlichen auch nur aus den Augenwinkeln ins Gesicht zu sehen, waren alleine ihre Stimme und Präsenz überwältigend. Ein sichtbares Zeichen ihrer überirdischen Macht waren auch die Hofdamen an ihrer Seite – die beiden Momoku, die bei dem gescheiterten Attentat ermordet, und durch die Gnade der Göttin wiedererweckt worden waren.
Jeder der Ehrengäste erhielt ein wertvolles Geschenk: Hao eine magische Goldkugel für ihre Gebetskette, Akira einen prachtvollen Rapphengst aus den kaiserlichen Ställen, samt einem kunstvoll gefertigten Sattel und Zaumzeug.
Takur:
Kampf um Palitan oder Der Krieg der fünf Tage: Teil I
Atasato und Palitan (Ren und Luo)
Noch Tage nach der Abreise der „Seidenen Stadt“ bestimmte die Tributkarawane die Gespräche in Atasato. Die Einwohner fragten sich, wie die Reise verlaufen mochte und ob die Abgaben Gnade vor den Augen der Göttlichen Kaiserin finden würden. Deshalb und angesichts der furchterregenden Mordserie der „Bleichen Dame“ war Prinzessin Hui Amui fast in Vergessenheit geraten. Taisho Ranku Kane blieb hingegen Stadtgespräch, hatte sich freilich nicht nur Freunde gemacht. Etliche meinten, sie sollte mit ihren Soldaten Piraten und den vorlaut gewordenen Kungaiki Respekt leeren, statt in Atasato das bestehende Machtgefüge zu gefährden.
Ren und Luo waren in Atasato geblieben, auch wenn sie gerne die „Seidene Stadt“ begleitet hätten. Sie wollten weiterhin Prinzessin Amui unterstützen. Tatsächlich wurden sie zwei Tage nach dem Abschied ihrer Kameraden in das kleine Anwesen bestellt, das der Fürst von Atasato der Prinzessin zur Verfügung gestellt hatte. Aumi und ihre Exilanten-Einheit wurden zunehmend als Problem empfunden. Han Mari und ihr selenischer Untergebener hatten die inzwischen fast 200 Bewaffneten zwar im Griff, aber die Einheimischen machten sich dennoch Sorgen. Amui hatte noch nicht entschieden, was mit der Truppe passieren sollte. Sie erwog Rens Vorschlag, die Soldaten einem Daimyo zur Verfügung zu stellen, der Hilfe gegen Piraten brauchte. Der Kampfgolem, den man im Haus von Zakur Saburo geborgen hatte, war noch nicht einsatzbereit, und die Prinzessin schwankte, ob sie ihn in Betrieb nehmen oder aber als politisches Geschenk verwenden sollte.
Die Prinzessin tauschte sich mit den beiden Abenteurern über die jüngsten Ereignisse aus. Aus Zhoujiang kamen beunruhigende Neuigkeiten: Die Gerüchte über einen drohenden Angriff der Jogdaren schienen zu stimmen. Nachdem General Wu sie erst kürzlich geschlagen hatte, war zu erwarten, dass sie sich andere Ziele suchen würden – vermutlich in der neutralen Fangschreckenprovinz. Währenddessen zog Wu immer mehr Truppen zusammen, unter anderem fremdländische Söldner, die in Taka ins Land kamen. Angeblich wurden sie in der nördlichen Büffelprovinz bei Kanluran konzentriert. Da Wu sich als Beschützer des Reiches präsentierte, kam für ihn ein Bündnis mit den Jogdaren wohl kaum in Frage.
In der Phönixprovinz, im Machtbereich der Loyalisten, gab es anscheinend Spannungen: zwischen den einheimischen Mangmong-Bergnomaden und zhoujiangischen Pilgern. Amui sah darin freilich keine ernste Bedrohung. Aber die Kaiserlichen waren diplomatisch isoliert. An ausländischen Mächten hatten sie einzig und allein mit den Jogdaren eine direkte Grenze, denen nicht zu trauen war. Jedes Bündnis mit den Reiternomaden würde einen Ansehensverlust bedeuten, auch wenn es einige am kaiserlichen Hof gab, die dafür plädierten. Amui zweifelte an den Gerüchten über Wus Heirats- und Allianzpläne, doch war zu erwarten, dass der Verräter versuchen würde, seine Militärdiktatur eine Zukunftsperspektive zu geben.
Amuis eigene Bestrebungen, in Palitan einige moderate Triadenanführer zu gewinnen, waren an radikalen Kräften unter den Triaden gescheitert. Deshalb hatte sie sich gezwungen gesehen, mit den Kintarai zu verhandeln. Doch gab es unter diesen Fraktionen, die sehr ambitionierte Pläne hegten. Diese verlangten von Amui weitreichende Zugeständnisse – wozu sie dank der kaiserlichen Siegels, das sie sich mit Hilfe der Abenteurer beschafft hatte, auch in der Lage wäre.
Eine Gruppe aus Handelsherren Atasatos, einigen nördlichen Daimyo und auch Teile des Suguri-Klans hatte ihre Forderungen im „Ultimatum von Stahl und Seide“ zusammengefasst. Das geheime Schreiben enthielt zehn Forderungen an Zhoujiang, hingegen kaum Zugeständnisse. Es verlangte den Abbruch der militärischen Beziehungen zu Kungaitan (deren Kooperation mit den Triaden Kintai ein Dorn im Auge war), ein Vorgehen gegen in Zhoujiang lebende Exilanten aus Kintai, sofern sie ihrem Herkunftsland zu schaden trachteten, aber ebenso kintarische Jurisdiktion über jene Einwohner Zhoujiangs, die Verbrechen gegen Kintarai begangen hatten, ja sogar die Erlaubnis, diese unter bestimmten Umständen über die Grenze verfolgen zu können. Zudem forderte das Ultimatum eine Mitgliedschaft im Handelsrat. Neben einem permanenten Posten sollte zudem die Möglichkeit für Kintarai geschaffen werden, sich künftig dort „einzukaufen“. Das Ultimatum enthielt zudem die kaum verdeckte Offerte an alle Provinzfürstinnen, die mit den Triaden haderten – wie Liu Luli in der Kranich- und Zo Zo in der Spinnenprovinz – bei der Beseitigung von „Hindernissen“ zu helfen. Das Schreiben endete mit der Drohung, falls binnen fünf Monden keine Antwort käme, würde man die Ziele auf andere Art und Weise verfolgen. Ren als Patriotin sah das Ultimatum n als Zumutung, obschon es in erster Linie die Triaden bedrohte. Amui hatte sich bisher gegen ein Unterzeichnen gesperrt. Doch langsam gingen ihr die Optionen aus.
Nicht direkt in das Ultimatum involviert war Generalin Ranku Kane, die offenbar eigene Ziele verfolgte. Ihr war mehr daran gelegen, dass Zhoujiang formell das Recht Kintais anerkannte, in Sadu „für Ordnung zu sorgen“. Offensichtlich plante die Generalin eine aktivere „Vorfeldsicherung“ gegen die Transkabilischen Rebellen. Es war offenkundig, dass hier verschiedene Fraktionen Kintais ihre Agenden verfolgten. Die „Nord-Fraktion“ drängte auf Einfluss in Zhoujiang, während die „Südfraktion“ die schwärende Wunde Sadu ausbrennen wollte.
Ausgerechnet Ranku Kane sollte jetzt nach Palitan gehen, um die örtliche Botschafterin Suguri Jun bei den Verhandlungen betreffs des Ultimatums zu unterstützen. Amui wünschte, dass Ren und Luo die Generalin begleiteten und die Augen offenhielten. Amui würde nicht mitkommen, da viele im Palitaner Handelsrat auf ihre Anwesenheit feindselig reagieren würden.
Die Abenteurer hörten sich in den folgenden Tagen nach möglichen Gefahren auf der Reise um. Man erzählte sich, eines der neuen Schildkrötenpanzerschiffe der Triaden sei mit einer echten Drachenschildkröte aneinandergeraten. Nahe Atasato hatte der „rote Oni“ Benkei für Aufsehen gesorgt, als er angeblich einen menschenfressenden Tiger mit bloßen Händen besiegt hatte.
Ren und Luo wurden noch einmal von Madame Jia eingeladen. Sie behandelte die Abenteurer höflich, auch wenn deren Ermittlungen in der Mordserie nicht zu Jias Zufriedenheit ausgegangen waren. Immerhin hatte das Eingreifen der kaiserlichen Armee Schlimmeres verhindert und die Unterweltkonflikte waren nicht eskaliert. Die Kurtisane deutete Besorgnis um Ranku Kane an und riet den Abenteurern kryptisch, im Notfall eine helfende Hand zu ergreifen. Luo fielen einmal mehr die scheinbar „lebendigen“ Tätowierungen an Hals und Armen Jias auf, die allem Anschein nach Drachenfische zeigten.
Die Gesandtschaft würde aus der Generalin, einigen Gefolgsleuten (Tadanishi Hiro, der Anführer ihrer Leibwache, die Zwillingsschwestern Akira und Kari, der Knappe Ranku Nobonagu sowie Naoki, ein ehemaliger Ashigaru und exzellenter Bogenschütze). Dazu kamen 20 Speerträger, 10 Drachenrohr-Schützen sowie 30 Bedienstete. Die Gesandtschaft würde auf einem Transportschiff reisen, das von zwei leichten Wachschiffen begleitet wurde. Die Reise nach Palitan würde drei Tage währen.
Der Abschied der Gesandtschaft vollzog sich in einer formellen Zeremonie, zu welcher der Fürst von Atasato und seine „getreuen“ Berater vom Ring von Jade und Eisen erschienen waren. Kanes Quirin, das zurückbleiben sollte, ließ sich nur widerwillig von seiner Reiterin trennen – ein bedrohliches Omen.
An Bord des Transportschiffs ging es beengt zu. Der innere Zirkel der Generalin fand dennoch Zeit und Platz zu trainieren, wobei Luo beim Bogenschießen wie beim Kampf mit Übungswaffen gut mithalten konnte. Ren schulte hingegen ihre diplomatischen Fähigkeiten im Gespräch mit der Generalin. Diese erhoffte sich Informationen zum Machtgeflecht in Palitan. Ren zweifelte zwar an der Mission der Generalin, gab ihr aber dennoch hilfreiche Einblicke, die sie freilich zugunsten der designierten Fürstin Zo Zo einfärbte.
Nachts legten die Schiffe am Ufer an, wobei der Transporter von den Wachschiffen flankiert wurde. Die Soldaten und die Leibgarde standen umschichtig Wache. Auch Luo und Ren beteiligten sich.
Am Nachmittag des zweiten Tages wurde achtern ein großes Schiff gesichtet, das rasch aufholte. Es handelte sich um ein Schildkrötenpanzerschiff - dasselbe, das vor einigen Wochen Atasato passiert hatte. Mit seinen zahlreichen Kanonen wirkte es bedrohlich, doch gab sich die Generalin betont gleichmütig. Zur Crew schienen sowohl Söldner/Berater aus Kungaitan als auch Zhoujiangi zu gehören, anscheinend Kämpfer der 13 Blätter. Das stieß Ren sauer auf, da sie dieser Triade besonders misstraute. Die gepanzerte Galeere folgte der Gesandtschaft bis Palitan, hielt aber immer einen gewissen Abstand. Natürlich wurde die Wachsamkeit noch einmal erhöht. Am dritten Tag kam Palitan in Sicht. Während das Schildkrötenschiff problemlos anlegen konnte, gaben einige Wach- und Handelsschiffe den Kintarai-Schiffen nur zögerlich den Weg frei. Die Zollbeamten traten freilich betont höflich auf. Die Generalin beschloss, die Schiffe lieber zum Kintarai-Ufer zu schicken, sobald die Gesandtschaft ausgeschifft war.
Vom Haupthafen Palitans, dem Drachenmaul, war es etwa ein Kilometer bis zum Schwertalbenviertel. Viele Passanten musterten die Gesandtschaft neugierig, doch gab es auch feindselige Blicke. Es war erstaunlich, wie schnell sich die Gerüchte über das Kintarai-Ultimatum verbreitet hatten.
Fast das ganze Schwertalbenviertel war zur Begrüßung auf den Beinen, an der Spitze Botschafterin Suguri Jun und die örtliche Hohepriesterin Nanami aus dem Sternenmeer, deren Begräbnistracht nicht recht zu ihrem kindlichen Auftreten und dem Anlass passen wollte. Neben ihr stand ein Mann mit leerem Gesichtsausdruck. Zu ihrem Erstaunen erkannten die beiden Abenteurer den Utsuro, der ihnen etliche Monate zuvor nahe Miari begegnet war. Wie er hierhergekommen war, blieb ebenso rätselhaft, wie die Worte der Hohepriesterin. Sie fragte Luo, ob er wisse, dass er eine Schlange auf der Schulter trage (was dieser als Warnung vor einem Verräter oder als Hinweis auf die…komplizierte…Ursprungsgeschichte seines Schwertes wertete). Ren wurde gefragt, ob sie Spinnen oder Ratten mehr fürchten würde. Sie erwiderte gallig, dass Drachen ihr am meisten Angst machten – eine Anspielung auf General Wu, die allerdings Nanami nicht zufriedenzustellen schien.
Die Abenteuer hatten wenig Zeit sich zu erholen, bevor sie von Suguri Jun einbestellt wurden. Die Generalin war ebenfalls anwesend. Die Botschafterin teilte mit, dass sich die Lage in Palitan angespannt sei, angesichts der Gerüchte über das anmaßende Ultimatum oder gar Invasionspläne der Kintarai. Suguri Juns Bemühungen, die Lage durch Gespräche mit gemäßigten Elementen im Handelsrat und demonstrative Großzügigkeit zu beruhigen, hatten nur begrenzten Erfolg gezeitigt. Die Botschafterin bat die Helden um Unterstützung, auch wenn Ren sich mit Zusagen zurückhielt. Sie war nicht glücklich über das Ultimatum, wollte jedoch eine Eskalation verhindern. Bis zum Beginn offizieller Gespräche würde es noch eine Weile dauern. Den Auftakt würde eine Audienz bei der designierten Fürstin Zo Zo machen, für die eine prachtvolle Brigantine als Geschenk zu ihrem Geburtstag bereitlag. Luo bemerkte, dass zwischen Kane und Jun Spannungen herrschten. Wahrscheinlich hatten die beiden unterschiedliche Ziele. Er regte an, Ranku Kane sollte sich als Schutz vor Attentatsversuchen nach einer Doppelgängerin umsehen, doch die Taisho war nicht gewillt, sich hinter dem Rücken anderer zu verstecken.
Luo und Ren vermuteten, dass jemand die Lage anheizte, fanden dafür aber trotz ihrer örtlichen Kontakte keine Beweise. Es gab Gerüchte, Kintai würde mit General Wu und Emissären von Prinzessin Yi verhandeln. Wahrscheinlich fürchteten viele in den Triadengebieten, zwischen der Armee Myurikos und den anderen Bürgerkriegsparteien zerrieben zu werden. Vielleicht stachelten auch die neuen Triaden-Verbündeten aus Kungaitan die Leute an, waren sie doch dafür bekannt, Kintais Einfluss wo immer möglich zu bekämpfen. Doch gab es auch lokale Stimmungsmacher gegen Kintai, besonders die Triade der 13 Blätter. My-Mei versuchte angeblich die Lage zu beruhigen. Die Position der Kirchen, namentlich die der in der Spinnenprovinz starken Gagamba-Priesterschaft, blieb undurchsichtig. Manche raunten, Kintarai-Truppen würden an der Grenze zusammengezogen, um im Auftrag von Zo Zo den Handelsrat unter Druck zu setzen oder diesen gar zu entmachten. Zur allgemeinen Unruhe trugen Berichte von Angriffen auf Beamte und Priester des Gagamba-Kultes bei. Manche gaben den Kintarai die Schuld dafür und hielten dies für die Vorbereitung einer Invasion.
Auf die beunruhigenden Neuigkeiten reagierte jeder auf seine eigene Art und Weise. Ranku Kane ließ ihre Soldaten exerzieren und inspizierte das Schwertalbenviertel. Ren sondierte beim Fürstinnenhof, indem sie auf die Verbindungen zurückgriff, die sie bei ihrem letzten Besuch in Palitan hatte knüpfen können. Auch die angehende Fürstin schien bemüht, eine Eskalation zu verhindern. Aber Rens Versuch, zwischen Fürstinnenhof und My-Mei zu vermitteln – damit die angehende Fürstin und die mächtige Triadenherrin, eine geeinte Front präsentierten – scheiterte. Zwar beteuerte die Herrin der Archive und Oberhaupt des Seidenen Lotos, dass sie Frieden wolle. Aber My-Mei war nicht bereit, dafür etwas aufzugeben. Sie hielt Rens Warnung, dass General Wu Kintai und den Handelsrat aufeinander hetzen wolle, für unglaubwürdig - auch weil sie Wu nicht so viel Raffinesse zutraute.
Luo traf sich mit der „großen Yia“, einer einflussreichen Bandenchefin der Nezumi (Rattenmenschen) Palitans. Gegen etwas Kintarai-Geld versprich Yia darauf hinzuwirken, dass die Nezumi sich aus dem Konflikt heraushielten.
Luo nahm sich dennoch Zeit für ein persönliches Anliegen und erneuerte sienen Kontakt mit seiner Meisterin Sun Chen und seiner Mitschülerin Sun Lin. Die beiden Kampfkünstlerinnen verdienten momentan vor allem mit Schaukämpfen ihren Unterhalt, da sie nicht als Ausbilder für die Söldnertruppen der Triaden anheuern wollten. Lao erzählte von seinen letzten Erlebnissen Beide waren an den Informationen zu „Vipernzunge“, Luos magischer Klinge interessiert.
Es waren nur noch zwei Tage bis zur Audienz bei Zo Zo, als das Schwertalbenviertel nachts durch Rufe und Lärm aufgeschreckt wurde. Auf der benachbarten Insel war ein Feuer ausgebrochen. Luo fürchtete, jemand könne dies als Ablenkung für einen Angriff benutzen und riet zur Wachsamkeit, doch Ren wollte helfen und machte sich auf den Weg. Als die junge Magierin bei dem teilweise in Flammen stehenden Basaltpalast der Gagamba eintraf, waren bereits zahlreiche Helfer der Triaden beim Löschen. Mithilfe ihrer Magie konnte Ren die Löscharbeiten tatkräftig unterstützen bei der Versorgung der Verwundeten helfen. Sie bekam schnell mit, dass einmal mehr den Kintarai die Schuld gegeben wurde. Einige raunten, ein Feuergeist sei erschienen, andere glaubten, die Schwertalben hätten mittels eines Katapults Brandsätze geschleudert. Ren fand dies lächerlich und beging den Fehler, dies offen zu sagen. Nun wurden Verdächtigungen gegen sie laut, und zwei Schläger zogen ihre Waffen. Ren musste sich wehren sich schließlich verwundet zurückziehen, voller Wut über ihre undankbaren Landsleute.
Es stand zu befürchten, dass der „spontane Volkszorn“ sich auch gegen das Schwertalbenviertel entladen könnte. Generalin Kane und die Botschafterin beschlossen, das Viertel abzuriegeln und Behelfsfeuerwehren und Selbstverteidigungskräfte unauffällig zu mobilisieren. Strittig war, ob man auch die Kastenlosen einbeziehen sollte. Diese arbeiteten im Viertel, durften aber zumeist nicht dort wohnen. Ren war dafür, zumal sie sicher auch Ziel von Angriffen sein würden, sollte es zu einem Pogrom kommen. Sie konnte die zögernde Botschafterin überzeugen, überließ die Verhandlungen aber Luo, der sich weitaus geschickter in Unterschichtskreisen bewegte. Tatsächlich konnte er Kontakt mit dem inoffiziellen Anführer der Kastenlosen knüpfen. Dieser wollte freilich als Gegenleistung für seine Leute Zugang zum Schwertalbenviertel und deutete an, dies würde auch den Werbeversuchen der 13 Blätter unter seinen Leuten den Boden entziehen. Suguri Jun ließ sich aber nur auf eine bessere Finanzierung der Suppenküchen und Schulen für die Kastenlosen und ihre Kinder sowie eine Lockerung der Zugangsbeschränkungen herunterhandeln. Luo aber scheiterte an der Kompromisslosigkeit des Kastenlosenführers Genzo. Dies bestärkte wiederum unweigerlich Suguri Jun in ihren Vorurteilen. Einmal mehr haderten beide Abenteurer mit dem Starrsinn derjenigen, denen sie helfen wollten.
Es war offenkundig, dass die Furcht in der Bevölkerung vor einem Übergriff aus Kintai weiter zugenommen hatte – eine Furcht, die sich auch in destruktive Bahnen lenken ließ.
Ranku Kane war jedoch nicht bereit, die Füße stillzuhalten. So bereitete sich die Gesandtschaft auf ihre Audienz bei Zo Zo vor. Mit den Bediensteten, Soldaten und dem inneren Zirkel der Generalin sowie Vertretern des Schwertalbenviertels würden sicherlich 100 Personen zum Fürstinnenpalast ziehen. Auch die beiden Abenteurer waren eingeladen. Ren trug formelle Kleidung, Luo hingegen seine Rüstung als Teil des Geleitschutzes.
Die Prozession setzte sich am frühen Morgen in Bewegung, um vom Schwertalbenviertel über die Portalinsel zum Porzellanviertel zu ziehen, wo sich der fürstliche Palast befand. Freilich stoppte der Zug bereits nach kurzer Zeit. Mitten auf der Brücke zur Portalinsel stand der Utsuro, und blockierte mit quergehaltenen Stab die Straße. Ranku Kane hätte wohl am liebsten das Hindernis zur Seite schubsen lassen, aber Suguri Jun redete ihr das aus. Die Utsuro waren Wesen, denen die Kintarai mit Vorsicht begegneten. Die reuigen Sünder oder zutiefst gläubigen Untertanen Myurikos hatten ihr Selbst der Göttin geopfert. Viele meinten, dass der Wille der Gottkaiserin sie lenkte. Deshalb erntete Ren besorgte Blicke, als sie spekulierte, ob dies vielleicht ein Zeichen war, dass die Ultimatumsverhandlungen nicht dem Willen des Eisernen Kranich entsprachen. Insgeheim fragte sie sich, ob es eine Warnung vor einem drohenden Angriff war. Auf ihren Vorschlag hin rief jemand die örtliche Hohepriesterin Myurikos, die sich leise mit dem „Entseelten“ unterhielt, worauf dieser schließlich den Weg frei machte.
Schaulustige säumten den Weg, doch waren ihre Blicke oft ablehnend bis feindlich. Ein Kommando der fürstlichen Ehrengarde gab dem Zug das Geleit, doch hielten Ren und Luo nicht viel von diesen „Schausoldaten“.
Der Empfang im Palast war freundlich. Zo Zo behandelte ihre Gäste mit ausgesuchter, wahrscheinlich demonstrativer Höflichkeit und nahm deren Geschenk freundlich entgegen. Nach einer Runde Smalltalk, den Generalin Ranku Kane nicht zu genießen schien, begaben sich die designierte Fürstin, die Generalin und die Botschafterin für weitere Gespräche in den Palastgarten. Die Abenteurer blieben beim Rest der Entourage und wurden von Ma Dao in Beschlag gelegt, der Kommandeurin der persönlichen Leibwache Zo Zos. Der Hof war wegen der Gerüchte über Prinzessin Amuis Streitmacht beunruhigt, und befürchtete, sie könnte diese für Angriffe über den Fluss benutzten. Allerdings konnten die Abenteurer ihr nichts Definitives sagen. Ma Dao legte Ren nahe, sich weiter um eine Aussöhnung zwischen My-Mei und Zo Zo zu bemühen. Ren sagte zu, und Luo warnte die Offizierin vor einem möglichen Angriff. Er hielt es für möglich, dass jemand die Verhandlungen sabotieren wollte. Dies mochten radikale Triadenanhänger sein, eine dritte Partei, welche den Triaden oder Kintai schaden wollte, oder kriegslüsterne Kintarai, die einen Anlass für eine Intervention suchten. Alles in allem dauerte die Audienz einige Stunden, bevor man sich auf den Rückweg machte.
Die Stimmung auf der Straße hatte sich nicht gebessert. Vereinzelt wurden Verwünschungen gegen die „Brandstifter“ laut. Die Bedeckung der Gesandtschaft und die reduzierte Begleitung durch fürstliche Ehrengardisten wirkten angespannt.
Es war Luo, der aus Zufall, Glück oder dank seiner scharfen Sinne bemerkte, wie sich aus der Luke eines hohen Gebäudes der Lauf eines Drachenrohres schob. Luo handelte sofort und brüllte eine Warnung. In der Annahme, dass Ranke Kane das wahrscheinliche Ziel war, riss er die Generalin von ihrem Pferd. Tatsächlich schwenkte der Gewehrlauf zu einem neuen Ziel, dann krachte der Schuss. Ren konnte mit einem Schutzzauber Suguri Juns Verletzung etwas die Wucht nehmen, dennoch ging die Botschafterin zu Boden.
Chaos brach aus. Die sonst so souveräne Generalin vermochte zunächst nicht, ihre Ashigaru in den Griff zu bekommen, die mit der Ehrengarde aneinandergerieten. Zivilisten flüchten, während andere Steine warfen oder sogar Waffen zogen. Luo holte zwei Angreifer von den Beinen, die schnell niedergemacht wurden. Ren wurde leicht verletzt, doch der Kampf endete in dem Moment, in dem sie ihren „Höllenhund“ beschwor.
Schließlich konnte die Generalin die Lage unter Kontrolle bekommen und das Scharmützel zwischen der Ehrengarde und ihren Soldaten beenden. Doch es war bereits Blut geflossen.
Kane rief eilends einige Streiter zurück, die den Attentäter verfolgen wollten – allzu leicht würden diese von der aufgebrachten Menge angegriffen und überwältigt werden. Deshalb hielt sie auch Luos Vorhaben für töricht, den Attentäter zu suchen. Doch getarnt durch seine Schattenmagie konnte er sich ungesehen absetzen. Er kam indes zu spät, den Scharfschützen zu stellen, fand aber das Drachenrohr, das vermutlich als zu schwer und auffällig zurückgeblieben war. Zudem entdeckte er ein Blatt Papier mit einer treffenden Zeichnung von Ranku Kane und Suguri Jun. Beide trugen auf dem Bild die Gewänder, die sie für die Audienz bei Zo Zo gewählt hatten. Vermutlich hatte also jemand im Schwertalbenviertel, auf dem Weg zur Audienz oder im fürstlichen Palast das Bild angefertigt. Luo wartete, bis der Abend heereinbrach, ehe er zum Schwertalbenviertel zurückkehrte.
Der Weg der Gesandtschaft war deutlich aufregender verlaufen. Zwar traute sich kein Angreifer an die kampfbereite Truppe heran, doch Verwünschungen, Steine und sogar Pfeile flogen. Kane hielt ihre Soldaten an der kurzen Leine, nur ihre Leibwächter sandten einige gezielte Pfeile zurück.
Takur:
Kampf um Palitan oder Der Krieg der fünf Tage: Teil II
Atasato und Palitan (Ren und Luo)
Nach ihrer Rückkehr ins Schwertalbenviertel ließ die Generalin alle Zugänge abriegeln. Zumindest befand man sich in einer strategisch günstigen Lage, auf einer Insel zusammen mit dem selenischen „Hirschviertel“. Zugang war nur mit Booten oder über zwei Brücken möglich. Die verwundete Suguri Jun wurde versorgt. Die Kugel erwies sich als ein scheußliches Projektil mit scharfen Kanten und Rillen. Eine genaue Untersuchung bestätigte Rens Vermutung, dass das Projektil vergiftet war. Es handelte sich um ein exotisches feeisches Waffengift namens „Blutiger Regen“, welches verhinderte, dass das Blut der Verletzten gerann. Im Schwertalbenviertel waren die Bestandteile eines Gegenmittels nicht verfügbar. Die geschwächte Botschafterin schlug einen Kontakt mit dem Fürstenpalast vor, und Ren beschwor einen Botengeist.
In der Ferne waren Alarmglocken zu hören, vereinzelt stiegen Rauchsäulen auf. Aufgrund der Unruhen hatte Luo Mühe, ins Viertel zurückzukommen. Nach seiner Ankunft untersuchte er die von ihm gefundene Waffe: Sie war anscheinend in Kintai gefertigt worden. Die Zeichnung von Suguri Jun und Ranku Kane war hingegen im zhoujiangischen Stil.
Luo half, die Zugänge zur Kanalisation gegen Überraschungsangriffe zu sichern. Die Generalin verhandelte inzwischen mit dem Vorsteher des Hirschviertels, wobei Ren sie begleitete. Da beide Viertel sich eine Insel teilten, war die Kooperation der Selenier für die Verteidigung essentiell. Botschafter Alwyn vom Hohenturm erwies sich als von der Situation überfordert, während sein Begleiter Irvan Fuchsquell ein durchtriebener Händler zu sein schien. Gegen ökonomische Zugeständnisse ließen sich die Selenier überreden, bei der Sicherung des Viertels zu helfen – zumal sie sich kaum darauf verlassen konnten, dass der Mob zwischen ihnen und den Kintarai unterscheiden würde.
Die improvisierte Verteidigung wurde bald getestet. Luo half, den nur halbherzigen Angriff einiger Schläger zurückzuwerfen. Daraufhin ließ Ranke Kane an den Zugängen zum Viertel Barrikaden errichten.
Rens Botengeist war inzwischen aus dem Fürstenpalast zurückgekehrt. Die designierte Fürstin Zo Zo drückte ihre Verwunderung über die Gerüchte von einem Massaker aus, das die Kintarai an friedlichen Einwohnern angerichtet haben sollten. Sie riet von jeder weiteren Provokation ab. Der Handelsrat würde am nächsten Tag beraten. Die Generalin war ob der impliziten Zurechtweisung unzufrieden. Sie postierte ihre Drachenrohr-Schützen im Zentrum des Viertels, um auf Angriffe aus allen Richtungen reagieren zu können, während Nahkämpfer die beiden Brücken bewachten. Auch an den die Insel umfließenden Kanälen wurden Wachposten aufgestellt.
Suguri Jun war zwar stabilisiert worden, dennoch wollte Luo ein echtes Heilmittel beschaffen. Er hoffte, dass die Portalgilde mit ihrer Erfahrung in den Feenwelten würde helfen können. Luo durchschwamm den Kanal zur Portalinsel und schlich durch die fast verlassenen nächtlichen Straßen. Er brauchte eine Weile, bis man ihn zu Chen Hong vorließ, einer abtrünnigen Angehörigen der bei den Roten Karpfen einflussreichen Chen-Familie, die der Portalgilde-Niederlassung von Palitan vorstand. Hong wollte auf keinen Fall in die Konflikte hineingezogen werden. Doch sie stellte Luo die Bestandteile eines Heilmittels zur Verfügung. Mit einiger Mühe gelang es, das Heilmittel zuzubereiten und Suguri Jun von der Wirkung des Giftes zu befreien.
Während Luos Abwesenheit übermittelten die Belagerer eine Botschaft von Wanjun Lu Nagonobu, der Anführerin der 13 Blätter. Diese forderte die Auslieferung aller, die „friedliche Bewohner Palitans umgebracht und Brände gelegt hatten“. Natürlich gingen die Einwohner des Schwertalbenviertels nicht darauf ein.
Am folgenden Morgen herrschte angespannte Ruhe. Niemand betrat das Viertel. In der Ferne waren weiterhin Alarmgongs und manchmal auch Schreie zu hören. Immer noch stieg hier und da Rauch von brennenden Gebäuden auf.
Die Generalin bereitete die Verteidigung vor, während Luo die Streiter aufmunterte. Ren half bei der Einrichtung eines improvisierten Hospitals, der Revidierung der Vorräte und beim Einkauf im Hirschviertel, wo die Preise bereits deutlich angestiegen waren.
Am späten Nachmittag näherten sich Bewaffnete, angeführt von der Herrin der 13 Blätter persönlich. Sie überbrachte die Nachricht, dass der Handelsrat das von den Kintarai vorbereitete „Ultimatum von Seide und Stahl“ zurückweise. Den Kintarai stünde der Abzug über den Fluss offen, doch bei einem Verbleib in Palitan könne man nicht für ihre Sicherheit garantieren. Binnen 24 Stunden sei das „Ultimatum von Seide und Stahl“ offiziell zurückzuziehen.
Weder Suguri Jun noch Ranku Kane wollten klein beigeben. Ranku Kane war entschlossen, den Einfluss der Kungaiki zu begrenzen, während Suguri Jun für Kintai immer noch einen Platz im Handelsrat wollte (und die Zurückdrängung der 13 Blätter). Die Botschafterin berichtete von einer Botschaft My-Meis: Diese bedauerte, im Moment nichts tun zu können. Die beiden Kintarai konnten sich nicht einigen. Ren argumentierte für ein partielles Nachgeben, und für eine zhoujiangische Ermittlung unter Vorsitz der für ihre Unbestechlichkeit bekannten obersten Richterin Meifeng. Sie verhinderte, dass Ranku Kane sich gegenüber der Botschafterin durchsetzen konnte, aber eine Einigung wurde nicht erzielt. Die beiden Kintarai-Anführerinnen gingen verärgert auseinander.
Bei der Verteidigung des Viertels schien die Generalin gewillt, zu unorthodoxen Mitteln zu greifen. Sie bat Luo, ein Seidentuch mit Drachenfisch-Stickereien in die Gärten der Asche bringen, die von Magie und Verfall geprägten Brandstätten im Norden Palitans. Der Abenteurer sagte ungern zu, da er die Mission sogar vor seiner Cousine Ren geheim halten sollte. Luo registrierte, dass die Stickereien den Tätowierungen von Madame Jia ähnelten.
Zu den Gärten der Asche zu gelangen, war nicht leicht: Inzwischen patrouillierten Boote mit Bewaffneten auf den Kanälen um die belagerten Fremdenviertel. Luo entschloss sich, ein Boot im Hirschviertel zu mieten und sich in das Drachenmaul (das Hafenviertel) schmuggeln zu lassen. Allerdings geriet er in eine Kontrolle und musste die Klingen mit drei Triadenkämpfern kreuzen. Er gewann den Kampf knapp, rettete sich an Land und schlug sich mit viel Mühen und Zeitaufwand, über eine halbverbrannte Brücke balancierend und nur knapp einem Sumpfloch ausweichend, zu seinem Ziel durch. Wie aufgetragen platzierte er das Tuch auf einem kleinen Altar und trat den Rückweg an. Er wartete bis zum Einbruch der Dunkelheit, schlich sich zurück und durchschwamm Luo den Kanal zum Schwertalbenviertel.
Ihn erwartete eine Überraschung: Seine Mitschülerin Sun Lin, in die er nicht-so-heimlich verliebt war, hatte sich in das belagerte Viertel durchgeschlagen. Sie und ihre Tante (Lins und Luos Lehrerin Sun Chen) machten sich Sorgen um ihn. Sun Chen hatte im Palast angeheuert, da Zo Zo angesichts der explosiven Situation weitere Klingen brauchte. Die erfahrene Kampfkünstlerin ging davon aus, dass die Zusammenstöße mit den Kintarai von Teilen der Triaden langfristig vorbereitet worden waren. Luo pflichtete der Einschätzung bei, wollte aber das Schwertalbenviertel nicht verlassen – aus Loyalität gegenüber Ren, weil Prinzessin Amui seine Cousine und ihn als Begleitung mit Ranku Kane gesandt hatte, und weil er einen offenen Krieg zwischen den Triaden und Kintai für verheerend hielt. Ob er freilich dazu beitragen konnte, dies zu verhindern…
Das Ultimatum des Handelsrates (oder zumindest der radikalen Fraktionen) war noch nicht abgelaufen, als Trommeln erklangen, in die sich Hörner und Gongs mischten. Generalin Kane ermutigte ihre Soldaten und Freiwilligen in einer kurzen Ansprache: Man habe eine gute Verteidigungsposition und kämpfe für den Göttlichen Kranich, während auf der anderen Seite nur Banditen und Gesindel stünden.
Luo und Ren postierten sich an der westlichen Brücke. Sun Lin kämpfte an seiner Seite, auch wenn sie von der Sache nicht überzeugt war. Ren beschwor ihren „Höllenhund“, um ihn im geeigneten Moment auf den Feind loszulassen.
Der Angriff erfolgte gleichzeitig von Westen und von Osten, wo Generalin Kano das Kommando hatte. Unter einem Hagel von Pfeilen, Bolzen und Steinen stürmten zahlreiche Angreifer die Brücken. Alle hatten ein gelbes Band um Arm oder Stirn gewunden. Zwar handelte es sich nicht um reguläre Soldaten oder Söldner, doch sie kämpften entschlossen. Sowohl Luo als auch Ren mussten Pfeiltreffer einstecken. Luo kreuzte die Klingen mit einem feindlichen Streiter, den er aber rasch tötete. Nicht zuletzt dank des Eingreifens von Rens beschworener Kreatur wichen die Angreifer schließlich, und Luo konnte eine regellose Verfolgung verhindern, die die Verteidiger der Brücke exponiert hätte. Die Waffen und Rüstungen der feindlichen Toten wurden eingesammelt. Ren half bei der Versorgung der Verwundeten. Auch der Angriff im Osten war unter hohen Verlusten gescheitert. Die Kämpfe flauten zu sporadischen Schusswechseln ab, bei denen die Kintarai Munition sparen mussten. Man besserte die Barrikaden aus und harrte der Dinge, die da kommen mochten.
Der Sieg stärkte jene unter den Kintarai, die für ein unbeugsames Auftreten plädierten. Doch die selenischen „Verbündeten“ waren weit weniger zuversichtlich. Alwyn vom Hohenturm behauptete, dass reguläre Truppen und Söldner im Anmarsch seien. Sogar das Schildkrötenschiff habe den Anker gelichtet.
Die Sorgen der Selenier erwiesen sich als berechtigt, als mit einem dumpfen Donnerschlag eine Kanonenkugel in einen Kanal einschlug. Im Minutentakt folgten weitere Schüsse. Die Belagerten konnten dem nichts entgegensetzen. Das feindliche Schiff war zu weit entfernt für Schusswaffen, und über weitreichende Magie oder Geschütze verfügten die Kintarai nicht. Ren scheuchte möglichst viele Zivilisten in festere Gebäude, dennoch gab es etliche Verwundete, bei deren Versorgung sie half. Auch Luo wurde durch Splitter verletzt. Allerdings war der Beschuss wenig zielgenau. Etliche Kugeln landeten im Wasser, schlugen im Hirsch- oder anderen Vierteln ein. Vielleicht auch deshalb verstummte der Beschuss nach einer halben Stunde. Der Angriff war dennoch ein Schlag gegen die Moral der Belagerten. Es war klar, dass der Feind ein noch viel heftigeres Bombardement entfesseln konnte. Eine bald darauf eintreffende Botschaft der Belagerer kündigte genau dies an. Würden die Kintarai nicht bis zum nächsten Vormittag klein beigeben, würde der Beschuss wiederaufgenommen und ein Großangriff erfolgen.
Die Abenteurer (nicht aber Sun Lin) durften an der folgenden Beratung teilnehmen. Suguri Jun hatte auf verschlungenen Wegen erneut von My-Mei Nachricht erhalten. Die Anführerin der Triade des Fließenden Steins bekundete noch einmal ihr Bedauern, verlangte aber nach „Anreizen“ für vernünftige Mitglieder des Handelsrates. So sei das Verbot der Kooperation mit den Kungaiki ebenso inakzeptabel wie eine rechtliche Sonderstellung der Kintarai. Über Handelsabkommen und einen Sitz im Rat könne man hingegen reden. Ranku Kane wollte nicht einlenken, doch Suguri Jun sah dies anders. Ren und Luo schlugen sich auf Seiten der Botschafterin. Sie konnten dazu beitragen, die Generalin zu überzeugen. Allerdings blieb das Problem, dass Verhandlungen Zeit benötigen würde – und wenn das Schwertalbenviertel bis dahin überrannt würde, wäre es zu spät.
Das Schildkrötenschiff lag momentan 100 Schritte von der Küste des Hirschviertels entfernt. Es war mit den zur Verfügung stehenden Schusswaffen kaum erreichbar, und durch seine dicke Bordwand geschützt. Über schwere Waffen oder weitreichende Magie verfügten die Kintarai nicht, und der selenische Zirkel der Zinne wollte nicht in den Kampf eingreifen. Die Fahrrinnen zu blockieren war unmöglich, da die Triadenschützen die Wasserwege bestreichen konnten. Das feindliche Schiff mit einem Feuerschiff zu erreichen schied aus, da es von kleineren Booten abgeschirmt wurde. Die beste Option mochte ein gezielter Angriff aus kurzer Distanz sein, sobald das feindliche Schiff für einen Direktbeschuss in einen ans Schwertalbenviertel angrenzenden Kanal einlief. Ren würde mit Sicherheit zu dem Stoßtrupp gehören, und Luo würde sie begleiten. Doch wenn dies scheiterte und zeitgleich die Triaden über die Brücken angriffen…
Die Stimmung unter den Belagerten war ernst. Ren zermarterte sich den Kopf, was sie noch tun könne. Luo und Lin diskutierten in Luos Zimmer, wie sie in dieser Situation gelandet waren. Lin wies darauf hin, dass manche von Luos Gegnern seine früheren Nachbarn oder Bekannten sein könnten. Er solle sich sicher sein, ob er wirklich für die Kintarai fechten wollte. Luo stimmte ihr grundsätzlich zu, glaubte aber, so einen echten Krieg zwischen Kintai und Zhoujiang verhindern zu helfen. Er wollte zudem nicht, dass die 13 Blätter und andere Hardliner sich durchsetzten. Dazu kam seine Loyalität Ren gegenüber, die in die politischen Intrigen zwischen Kintai, Palitan und Sentatau verwickelt war. Zudem schätzte er Generalin Ranku Kane. Er schlug Lin vor, im Hirschviertel unterzutauchen, aber sie wollte ihn nicht im Stich lassen. Lin wollte lieber bedauern, was sie getan, als das was sie unterlassen hatte. Das war auch ein Grund, warum sie sich entschloss, die Nacht mit Luo zu verbringen.
Die Sonne war erst wenige Stunden untergegangen, als ein dumpfer Knall vom Fluss herüberdröhnte. Die Helden eilten zum Ufer (wobei Ren auffiel, dass Luo und Lin aus demselben Zimmer kamen). Trotz der Dunkelheit erkannten sie, dass das Schildkrötenschiff in eine dicke Rauchwolke gehüllt war. Offenkundig war ein Feuer ausgebrochen. Schließlich zog sich das Schiff in Richtung Hafenviertel zurück. Der unerwartete Glücksfall hob die Stimmung der Belagerten. Die Kintarai glaubten an einen Gunstbeweis ihrer Göttlichen Kaiserin, während Ren den Angriff einer rivalisierenden Triade vermutete. Luo glaubte an einen Zusammenhang mit seiner Geheimmission – immerhin hatte er den mysteriösen Schleier in den Gärten der Asche hinterlegt, die von Feuergeistern heimgesucht wurden.
Der nächste Morgen sah die Kintarai in Erwartung des angedrohten Großangriffs. Ren half bei den letzten Vorbereitungen. Auch Luo war früh auf den Beinen. Bevor er sich zu seinem Trupp begab, gestand er Lin seine Gefühle. Zwar küsste die junge Kämpferin ihn zur Antwort, meinte aber, er solle der Sache zwischen ihnen nicht zu viel Gewicht zumessen. Das war nicht ganz die Antwort, die Luo sich erhofft hatte.
Das Ultimatum der Triaden lief ab, doch der angedrohte Großangriff blieb aus. Zwar waren wieder Trommeln, Gongs und Hörner zu hören, doch schwächer und uneinheitlicher als am Tag zuvor. Nach einer Weile verklangen die Signale.
Am Nachmittag wurden Bewegung im Osten und Westen gemeldet. Dann flogen Feuerpfeile und Brandsätze. Viele landeten im Wasser, doch mehr als genug trafen ihr Ziel. Da das Schwertalbenviertel zumeist aus leichten Holzhäusern bestand, hatten die Flammen leichtes Spiel. Luo half, die Löscharbeiten zu koordinieren. Eine noch größere Hilfe war Ren, die mit ihrer Magie das Feuer abschwächte. Allerdings konnte sie nicht verhindern, dass eine Reihe Häuser zerstört und weit mehr beschädigt wurden. Generalin Ranku Kane hatte genug und beschloss einen Gegenangriff. Suguri Jun setzte mit Hilfe der Abenteurer durch, dass dieser gen Westen statt in Richtung der Insel mit dem Gagamba-Tempel geführt werden würde. Falls der Tempel Schaden nahm, würde das etwaige Verhandlungen erschweren. Auf Anregung Luos wurden allerdings ein paar Ablenkungsmanöver in Richtung Osten inszeniert.
Der Ausfall sollte erfolgen, so lange der Feind die Kintarai geschwächt glaubte. Die Generalin hielt eine kurze Ansprache, versicherte ihren Soldaten die Gunst der Gottkaiserin und schärfte ihnen strikte Disziplin ein: Kein Plündern oder Brandschatzen, keine Kopfjagd und keine regellose Verfolgung in die verwinkelten Gassen der Portalinsel – stattdessen ein gezielter Angriff auf die feindliche Barrikade, um so viele Gegner wie möglich zu töten.
Der Angriff begann mit zwei Salven der Drachenrohr-Schützen der Kintarai. Pulverqualm wallte auf, und während über die Köpfe des Stoßtrupps eine dritte Salve hinweg krachte, stürmten sie die Brücke. Die Triadenkämpfer wurden überrascht, und die Kintarai erreichten rasch die gegnerische Barrikade. Geführt von Generalin Kane fegten die Schwertalben die Gegenwehr rasch beiseite. Während Ren ihren „Höllenhund“ in den Kampf sandte, stand Luo zusammen mit Lin in vorderster Front. Beide waren siegreich, auch wenn sie Verletzungen davontrugen. Obwohl er in den letzten Tagen mehrfach Landsleute getötet hatte, verspürte Luo keine Gewissensbisse. Er schob das darauf, dass er die 13 Blätter verachtete und schon mehrfach mit ihnen aneinander geraten war. Aber vielleicht lag es auch an der blutdurstigen magischen Klinge, die er führte…
Nachdem alle Verteidiger niedergemetzelt worden waren, ordnete die Generalin die Zerstörung der Barrikade und den anschließenden Rückzug an. Ren, die einmal mehr bei der Versorgung der eigenen Verwundeten half, hatte ausreichend zu tun. Der demoralisierte Feind versuchte vorerst nicht, die verwüstete Barrikade wiederaufzubauen – auch weil die Schützen der Kintarai jeden, der sich vorwagte, unter Beschuss nahmen.
Nach diesem kurzen, aber blutigen Zwischenspiel stabilisierte sich die Lage vorerst. Die Triadenkämpfer hielten sich zurück, ohne die Belagerung aufzuheben. Allerdings gelangte dennoch eine weitere Nachricht von My-Mei zu den Belagerten. Sie gratulierte zu den Abwehrerfolgen, wies aber auch auf die im Schwertalbenviertel entstandenen Schäden hin. Die Rückschläge der Belagerer hatten My-Mei zufolge im Handelsrat die Kompromissbereitschaft gestärkt. Allerdings sei ein Friedensschluss nur denkbar, wenn die Kintarai etwas zurücksteckten. Der Generalin passte dies nicht, doch Suguri Jun konnte sich – mit Unterstützung Rens – durchsetzen, zumal Munition und Vorräte knapp wurden. Auch das feindliche Schildkrötenschiff würde bald wieder einsatzbereit sein.
Letztlich gelang es My-Mei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht waren die 13 Blätter und andere Feuerköpfe durch die hohen Verluste entmutigt worden. Es kam zu keinen weiteren Kämpfen. Nach einigen Tagen angespannter Ruhe rückten reguläre Soldaten unter dem Banner des Fürstenhauses sowie Söldnerverbände an. Nicht wenige davon waren Kintarai, die mit Hilfe des Daimyo Gankoda Saburo rekrutiert worden waren. Diese Kontingente stellten die Ruhe wieder her.
Ren und Luo hofften, dass ihr Handeln nicht den Interessen von Prinzessin Hui Amui entgegenlief, die Ren umgehend mit einem magischen Botenvogel informierte. Zumindest waren diejenigen Triaden, die dem Kaiserhaus feindselig gegenüber eingestellt waren, durch die Kämpfe geschwächt worden. Andererseits bedeutete das Abkommen des Handelsrates mit Kintai eine Legitimation des Gremiums und damit der Triadenherrschaft.
Luo hörte sich um, wie es den Kastenlosen Kintarai Palitans ergangen war. Wie er erfuhr, hatte es Übergriffe gegeben, doch waren diese schnell unterbunden wurden – von den 13 Blättern. Damit war abzusehen, dass die Kastenlosen nun der Triade folgen würden. Luo informierte Suguri Jun, die sich in ihren Vorurteilen bestätigt sah. Sie sann darüber nach, wen sie künftig für die im Schwertalbenviertel anfallenden niederen Arbeiten würde einsetzen können. Luo vermittelte ihr Kontakte zu den Nezumi Palitans. Erfolglos blieben seine Nachforschungen nach dem Attentäter. Manche vermuteten, der Anschlag sei eine Inszenierung der Kintarai gewesen, doch das schien den Abenteurern unwahrscheinlich. Die Kintarai verdächtigten die Gojoshu, der Gagamba verschworene Meuchler aus dem Kwanshai-Wäldern Sadus, die für Anschläge auf hochrangige Kintarai berüchtigt waren.
Der Handelsrat und die designierte Fürstin Zo Zo sandten den Kintarai eine Entschuldigung für die entstandenen „Missverständnisse“, die großmütig akzeptiert wurde. Weniger gut kam die Generalamnestie für alle an den Kämpfen Beteiligten (außer die unbekannt bleibenden Attentäter) an. Der Brand des Gagamba-Tempels wurde offiziell als Unfall deklariert.
Generalin Ranku Kane hatte trotz ihrer militärischen Erfolge an Ansehen verloren, sogar bei ihren Landsleuten, die sie mit dem provokanten Ultimatum ausgesandt hatten. Angesichts des Blutvergießens war die Generalin in Palitan nicht länger willkommen. Ihr wurde naheleget, nach Kintai zurückzukehren. Nun sah sie niemand mehr als Kandidatin für das Amt eines der „Fünf himmlischen Generäle“ der Gottkaiserin, von denen jeder eine Himmelsrichtung behütete.
Suguri Jun hingegen hatte durch ihr Verhandlungsgeschick an Ansehen gewonnen und würde Kintai als stimmberechtigte Beobachterin im Handelsrat vertreten. Ebenfalls profitiert hatte Gankoda Saburo. Vermutlich wollte der Handelsrat die von ihm organisierten Kintarai-Söldner auch als ein Gegengewicht zu den Kungaiki nutzen, um sich nicht zu sehr von der Handelsrepublik abhängig zu machen. Der Brand des Schildkrötenschiffs (und das mäßige Abschneiden ihrer Golems bei früheren Testkämpfen) hatte das Ansehen Kungaitans etwas geschwächt. Der selenische Botschafter Alwyn vom Hohenturm hatte aufgrund seinen wenig tatkräftigen Agierens ebenfalls an Prestige eingebüßt, anders als Irvan Fuchsquell.
Zu den Gewinnern zähle auch die designierte Fürstin Zo Zo, deren besonnenes Verhalten gelobt wurde. Zudem schien sie zu einer Übereinkunft mit My-Mei gekommen zu sein, die ihren nicht-so-heimlichen Widerstand gegen Zo Zos Krönung nun aufgab. Das klang nach einem Kuhhandel der bisher konkurrierenden Frauen, zumal My-Mei dem Vernehmen nach im Rahmen der anstehenden Krönung Zo Zos einer Erhebung in den Adelsstand und der Ernennung zur Beraterin, vielleicht gar Kanzlerin der Fürstin entgegensah. My-Mei hatte insgesamt am meisten von der Situation profitiert.
Die radikale Shu-Fraktion der Triaden, die nichts von My-Meis „legalisierenden“ Methoden hielt, hatte in Palitan an Macht verloren. Das galt besonders für die 13 Blätter. Bedrohlich war, dass dies eine Intensivierung ihrer Aktivitäten im Westen, namentlich auf dem Maishi-See bedeuten mochte. Da sie dabei vermutlich mit den Kungaiki kooperieren würden, brachte sie das auf Kollisionskurs sowohl mit den Kintarai als auch mit General Wu.
Aus ihrer neuen Position der Stärke heraus fühlte sich die zukünftige Fürstin Zo Zo sicher genug, um die von General Wu unterbreiteten politischen Avancen höflich zurückgewiesen. Allerdings bot sie dem kaiserlichen Prinzen Hui Han, dessen Position am Hofe Wus zwischen einem Gefangenem und einem Protegé schwankte, offiziell an, seinen Wohnsitz im verwaisten Fürstenpalast zu nehmen. Allerdings würde Wu seinen „Schützling“ wohl kaum aus den Augen lassen. Dem Vernehmen nach war Fürstin Liu Lulis Antwort an Wu weniger diplomatisch.
Luos alten Meisterin Sun Chen gelang es, sich eine Anstellung als Ausbilderin der fürstlichen Streitkräfte zu sichern. Leider stand das ihrer Nichte Lin nicht offen, denn sie hatte sich – wie die Abenteurer – mit ihrem Einsatz für die Kintarai unbeliebt gemacht. Ihnen wurde nahegelegt, die Stadt zu verlassen. So begleiteten Ren, Luo und Lin Generalin Ranku Kane zurück nach Atasato. Die Generalin war noch verschlossener als sonst, auch wenn sie den Helden für ihre Hilfe dankbar war. Luo erhielt ein Empfehlungsschreiben, das ihm bei der Suche nach den Drachenklingen und deren Schmiede behilflich sein konnte – Kane hatte großen Einfluss in der Grenzregion zwischen Kintai und Sadu. Sie warnte den jungen Krieger allerdings, dass beim Herumwühlen in alten Ruinen und Tempeln selten etwas Gutes herauskäme.
Lin und Luo hielten ihre Beziehung aufrecht, auch wenn Lin der Sache weniger Bedeutung beimaß als Luo. Sie weigerte sich zudem, in seinem Zimmer zu übernachten, da sie das Gefühl hatte, dass dort „Etwas“ Unsichtbares anwesend sei. Luo vermutete, dass das mit seinem „beseelten“ Drachenschwert zusammenhing. Manchmal erschien ihm diese Waffe als ein fragwürdiger Gewinn.
In Atasato hatten sich die Dinge für Prinzessin Hui Amui nicht zum Besseren entwickelt. Da sie sich auch auf die Ranku gestützt hatte, stellte sie der Ansehensverlust der Generalin vor ein Problem. Offenbar wollte man sie und die von ihr rekrutierte Truppe loswerden. So brach sie zusammen mit der Generalin gen Westen auf, angeblich um mit ihrer Exilantentruppe Piraten zu bekämpfen. Lin schloss sich der Prinzessin an, während Ren und Luo mit einem Auftrag Generalin Kanes gen Süden aufbrachen, um sich ihren Kameraden anzuschließen.
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