Pen & Paper - Spielsysteme > DSA - Das schwarze Auge
Reden wir doch mal über den Metaplot
aikar:
Er wird geliebt und gehasst, er ist ein Unique Selling Point von DSA und DSA5 hat viel zu wenig davon, wie man immer wieder hört: Der Metaplot.
Aber verstehen eigentlich alle das gleiche darunter? Je mehr Diskussionen ich über den Metaplot führe, umso mehr kriege ich ein Gefühl, wie schwer er eigentlich zu greifen ist.
Mal ein paar Schlagworte, was ich damit verbinde:
* Aufgreifen und weiterspinnen von Ereignissen aus anderen Abenteuern, Kampagnen, oder Begleitgeschichten (Aventurischer Bote, neue Hintergrundbände)
* Wiederkehrende Personen (und Orte), die dadurch kampagnenübergreifend relevant werden.
* Veränderung des Settings und Erleben von Veränderungen des Settings durch die Kampagne
Seinen Höhepunkt hat der Metaplot bei DSA wohl zu Zeiten von DSA4.1 erlebt.
Was sind Vorteile des Metaplots?
* Man ist Teil der "offiziellen" Setting-Geschichte und kann bei späteren Abenteuern, die daran anknüpfen, sagen "da waren wir auch dabei"
* Er schafft ein Gefühl spielrundenübergreifender Zusammengehörigkeit. Auch wenn jede Gruppe für sich spielt, gibt es eine starke Verbindung, über die man sich austauschen kann. Das stärkt die Community.
* Er hält ein Setting lebendig, indem ständig neue Details hinzu kommen und ermöglicht eine kontinuierliche Veränderung.
Was sind die Nachteile?
* Im Laufe der Zeit wird das "Bündel", das das Setting mit sich herumträgt, immer größer, das Wollknäuel immer verworrener. Es ist praktisch unmöglich, alle Fäden noch im Blick zu behalten. Das führt zu (zum Teil extrem heftiger) Unzufriedenheit wenn ein Fan eine Unstimmigkeit entdeckt, die den Autoren in der Masse an Informationen entgangen ist und macht weitere Planung schwierig.
* Er erschwert Neulingen den Einstieg in das Hobby, weil von Seiten der erfahrenen Community-Mitglieder oft nicht nur erwartet wird, dass man den Ist-Stand des Settings kennt, sondern um wirklich mit diskutieren zu können, muss man sich noch mit einer weiteren Dimension auseinander setzen.
* Er erschwert ironischerweise auch Veränderung, weil so viele Faktoren berücksichtigt werden müssen.
* Er erschwert es SL, die etwas eigenes machen, aber den Metaplot nicht völlig ignorieren wollen, große eigene Plots umzusetzen, weil das zwangsläufig zu einem Konflikt führen wird.
Die Anzahl an Spielen, die ernsthaft einen Metaplot aufweisen, ist demnach auch recht gering. Konkret fallen mir neben DSA nur Shadowrun und die Welt der Dunkelheit ein.
Hat DSA5 zu wenig Metaplot?
Auf den ersten Blick "passiert bei DSA5 nichts Wichtiges". Auf den zweiten Blick stimmt das meiner Meinung nach so nicht (ganz). Im Hintergrund werden sehr viele zum Teil sehr epische Fäden gestartet. Allerdings werden die wenigsten davon tatsächlich in Abenteuern weitergeführt. Oder sie werden gleich im Abenteuer wieder zu Ende geführt, ohne den Status Quo zu verändern.
Die metaplotigste Kampagne für DSA5 ist meiner Meinung nach die Theaterriter-Kampagne, die auch zu starken Veränderungen im Setting geführt hat (siehe Die Winterwacht). Sie hat für mich (gerade mit der angekündigten Neuauflage) das Potential die Gezeichneten-Kampagne der neuen Generation zu werden.
Viele blicken da mit jammernden Blick zurück, zur "großen Zeit des Metaplots". Und ich frage mich: Spielt da nicht zu einem großen Teil auch Nostalgie hinein?
Der Metaplot bei DSA4.1 war zum absolut überwiegenden Teil von einem primären Handlungsfaden getrieben: Der legendären Gezeichneten-Kampagne und ihren Nachwirkungen im Jahr des Feuers, der Wildermark/Rabenmark und der Splitterdämmerung. Ähnlich verändernd für eine Region war nur noch die Königsmacher-Kampagne im Horasreich und Der Mondenkaiser.
Der überwiegende Rest der DSA4.1-Abenteuer und -Kampagne fällt in dieselbe Kerbe wie die meisten DSA5-Abenteuer "In sich abgeschlossen und zum Status Quo zurück führend".
DSA5 hat jetzt knapp 9 Jahre am Buckel. DSA4 hatte 13 Jahre, wobei die Gezeichneten-Kampagne ja zum ersten mal schon unter DSA3 (der erste Teil 7 Jahre vor DSA4) erschienen ist.
Also: Ja, DSA5 hat seine Borbarad-Kampagne noch nicht gefunden. Wobei unter der Oberfläche (Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Stichwort: Namenlose Verschwörungen auf den Zyklopeninseln und im Bornland schon Grundlagen auf ähnlichem Epik-Grad gelegt wurden und mit den Theaterrittern da auch schon die erste Kampagne dazu erschienen ist. Potential ist also da.
Aber ich denke je länger der Metaplot fortgeführt wird, umso stärker schlagen seine Nachteile durch. Ulisses ist in einer Zwickmühle.
Sie können ihn nicht sinnvoll fallen lassen, ohne DSA dem zu berauben, was es für viele (vor allem die älteren) Fans besonders macht. Aber sie können auch nicht einfach so weitermachen, ohne dass sie sich in einem Netz verfangen und jede Flexibilität verlieren.
Was meint ihr dazu? Sehr ihr das anders? Wo seht ihr Chancen? Ist ein/der Metaplot absolut genial oder ein Irrweg?
Jiba:
Ich bin ja kein Freund davon. Also vom Metaplot. Mag dran liegen, dass ich die Gänseritter immer cool fand, die aber quasi nur einen Atemzug lang existiert haben.
Ich habe mich ja immer gefragt, ob reale DSA-Gruppen so wirklich tatsächlich den Metaplot nachhalten und kennen und sich die NSC und Schauplätze merken. Also die Spieler:innen. Bei den DSA-Gruppen, die ich kenne, fällt mir das schwer vorzustellen.
aikar:
--- Zitat von: Jiba am 25.01.2024 | 18:59 ---Ich habe mich ja immer gefragt, ob reale DSA-Gruppen so wirklich tatsächlich den Metaplot nachhalten und kennen und sich die NSC und Schauplätze merken.
--- Ende Zitat ---
Ich kann hier nur mal für meine Gruppe (und mich) sprechen: Da sind die Personen, Orte, Ereignisse und sonstigen Daten der letzten Ingame-Jahrzehnte nicht nur bekannt, sondern es wird auch fleißig über politische, historische und religiöse Zusammenhänge und Entwicklungen diskutiert, als wäre es real. ;D
Also ja, das gibt es wirklich.
BBB:
Ich spiele seit glaube ich 26 Jahren DSA, angefangen mit DSA 3, wenn ich mich richtig erinnere.
Anfangs habe ich den Metaplot gehasst und einfach ignoriert. DSA, also unser DSA, war komplett unabhängig von den offiziellen Abenteuern und Publikationen.
Das hielt auch ne ganze Weile.
Vor ungefähr 8, 9 Jahren haben wir dann angefangen dem ganzen mal ne Chance zu geben und waren dann wirklich tief drin für eine Weile.
Dann kam das Leben dazwischen.
Jetzt bin ich seit der Geburt meiner Tochter aus dem Metaplot weitgehend raus... quasi so ungefähr mit dem Mondenkaiser. Das liegt aber auch daran, dass ich lange Zeit primär Almada-Spieler war - und in Almada ist seit der Abwertung und Rückführung im Endeffekt nichts spannendes mehr passiert.
Insofern: Jein?! Ich glaube nicht alle verstehen das gleiche darunter.
Aber für mich war der Metaplot eine Zeit lang sehr relevant
Ma tetz:
Ich finde Aikar hat den Metaplot ganz gut umrissen.
Ich fand ihn immer bereichernd aber letztlich optional. Man konnte ihn bespielen, wenn man wollte.
Wir wollten es und haben ca. 7 Jahre lang jede Woche fast ausschließlich offizielle Abenteuer gespielt.
Was mir sehr gefallen hat waren die Querbeziehungen zwischen den Abenteuern und die Rückbezüge auf alte Abenteuer. Insbesondere in der DSA 4 Ära wurden ja viele lose Fäden aus älteren DSA 2/3 Abenteuern wieder aufgegriffen. Ich fand das toll und in der einen SC-Runde haben wir einen Zeitraum vom 20 Jahren bespielt und dabei viel Zeitgeschichte erlebt und gestaltet. Ich hab da viel nostalgische Liebe für. Auch wenn ich heute kein DSA mehr spiele.
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