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Rulings vs Rules

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aikar:

--- Zitat von: Feuersänger am 18.04.2024 | 10:53 ---Ich hatte es ja an anderer Stelle schonmal gesagt: für mich als Spieler ist es wichtig, dass ich Aktionen planen und Erfolgswahrscheinlichkeiten abschätzen (und optimieren) kann. Das geht aber nicht, wenn immer erst im Moment der Spieler-Ansage vom SL entschieden wird, wie das abgewickelt wird.
--- Ende Zitat ---
Die Argumentation kann ich nachvollziehen (Wobei man da relativieren muss, dass ja auch die Schwierigkeit der Aufgabe und oft die verwendete Regel von der SL ausgewählt wird, was jetzt nicht so viel anders ist). Womit ich aber im Gegensatz dazu immer ein Problem habe ist die Argumentation für komplexe/detaillierte Regeln als "Schutzmaßnahme" gegen eine willkürliche SL.
Wenn man das Gefühl hat, eine Schutzmaßnahme gegen die SL zu brauchen, sollte man meiner Meinung nach die Gruppe verlassen, weil dann passt grundsätzlich was nicht.

Smoothie:

--- Zitat von: Feuersänger am 18.04.2024 | 10:53 ---Ziemlich genau das.
Ich hatte es ja an anderer Stelle schonmal gesagt: für mich als Spieler ist es wichtig, dass ich Aktionen planen und Erfolgswahrscheinlichkeiten abschätzen (und optimieren) kann. Das geht aber nicht, wenn immer erst im Moment der Spieler-Ansage vom SL entschieden wird, wie das abgewickelt wird. Das hat für mich immer sowas von Mother May I oder Gänsespiel.

In der Praxis reicht es ja auch bei eher regelschweren Systemen wie 3.5 / PF, wenn pro Situation _einer_ am Tisch die Regel gerade parat hat, und das muss nicht unbedingt der SL sein. Das hat bei uns jahrelang sehr gut geklappt, sodass nur sehr selten etwas nachgeschlagen werden musste. Auf Rulings muss da nur selten zurückgefallen werden.

--- Ende Zitat ---

kann ich viel mit anfangen. Bei Systemen, die extrem auf Rulings setzen fühlt es sich für mich immer wie ein einziger großer Pitch an. Ich muss meiner SL einfach die ganze Zeit verkaufen, dass das funktionieren wird/kann/muss. Extrem anstrengend.

Weltengeist:
Ich bin als Spielleiter wie als Spieler auf der Rulings-Seite. Klar wäre es schöner, wenn das Regelwerk alles Wesentliche abdeckt (und ich mich in der Hitze des Gefechts auch noch daran erinnern könnte), aber ich bin nicht (mehr) bereit, mich mit umfangreichen Regelwerken auseinanderzusetzen oder in der Spielsitzung lange Blätter- und Diskutiereinschübe zu toliereren. Wenn jemand die regelkonforme Antwort weiß: immer her damit. Sonst gibt's halt Rulings. Nach meiner Erfahreung bewegen die sich aber meist auch im Rahmen dessen, was alle erwartet haben, sind in der Praxis also nur selten ein Problem.

Wichtig dabei (und das wurde ja oben schon angesprochen): Ein SpL, den man als fair empfindet. Wobei ich Leute, die bei anderen SpL spielen, ohnehin nicht verstehe...

Was ich dagegen verstehe, sind eher taktische Spieler wie den Feuersänger, denen Regeln für ihre Art zu spielen sehr wichtig sind. Die hätten nur in meinen Runden ohnehin wenig Spaß, von daher ist das nicht wirklich ein Problem ;).

Sashael:
Ich hab da so zwei Beispiele in meinem SL-Leben: D&D 4 und die Slayers-Regelwerke.

Das erste System ist sehr hart verregelt und bietet für die meisten Situationen eine offizielle Abwicklung. Allerdings kann man auch viel modden und wenn ich dort Dinge on the fly entschieden habe, haben die sich fast immer gut in das bestehende Regelgerüst eingefügt, weil die Grundregeln eben sehr robust waren und deutliche Ansagen gemacht habe, mit welchem Mindset man Dinge in welcher Form verregeln kann. Wenn man den Sinn hinter den Defenses, den Keywords und dem Powerniveau pro Level verstanden hat, konnte man (ich) ohne nachschlagen einfach drauflosleiten und Unklarheiten schnell handwedeln.

Die anderen Spiele haben dagegen sehr wenige Regeln und rufen zum Ruling auf. Da haben mich diverse Entscheidungen besonders in der Anfangsphase nachher gehörig in den Ar... gebissen, weil es in den Spielen kein spielgetestetes Balancing gibt. Soll halt Spaß machen und den macht die Gruppe schon und der SL is rolling with the punches. Da tauchten immer wieder unbeabsichtigte Folgen und Nebeneffekte auf, die eine Überarbeitung eines Rulings erforderten, bis mir das irgendwann zu doof wurde und ich den Slayers Spielen den Rücken gekehrt habe.

Also ich finde:
Rulings sind toll und ich nutze sie gern, aber nur in Systemen, die mir dafür auch ein vernünftiges Fundament liefern.

felixs:
Ich spiele nur mit Leuten, bei denen ich keine größeren Konflikte erwarte. Habe auch noch selten erlebt, dass wirklich über Regeln diskutiert wurde - und wenn, dann fand ich das meist abschreckend und unangenehm. Ich möchte nicht mit Leuten spielen, die ausgerechnet haben, dass ihre Spielfigur 10 m Fallschaden auf jeden Fall überlebt und daher einfach mal runterspringen (und darauf bestehen, dass das dann nach Regelbuch abgehandelt wird). Ich möchte mit Leuten spielen, die sich über gemeinsame Vorstellungen von Plausibilität verständigen und diese dann gemeinsam umsetzen. Regeln sind dabei eine Hilfe, aber die Verbindlichkeit ist eher vage. Im genannten Beispiel würde ich mir wünschen, dass der Spieler seine geplante Aktion vorschlägt und man sich kurz am Tisch darüber verständigt, ob das passt (in einem Superhelden-Spiel meinetwegen, in einer halbwegs realistischen Spielwelt möchte ich das nicht haben). Theoretisch könnte man das alles natürlich mit guten Regeln vorher klären und dann nach Regeln spielen. Aber weder ich, noch die meisten Leute, mit denen ich spiele, haben Lust, diese Regeln dann zu lesen, geschweige denn dass sie die Regeln dann erinnern könnten.

Insofern, kurz gesagt: "Rulings" sind völlig OK - bei Bedarf gern auch den "rules" widersprechende "rulings". Ich gehe davon aus, dass der SL seine "Macht" nicht missbraucht und dass alle am Tisch ähnliche Vorstellungen haben. Anders gesagt: Ich brauche keine Regeln, die mich vor dem SL schützen.


--- Zitat von: Weltengeist am 18.04.2024 | 12:05 ---Was ich dagegen verstehe, sind eher taktische Spieler wie den Feuersänger, denen Regeln für ihre Art zu spielen sehr wichtig sind. Die hätten nur in meinen Runden ohnehin wenig Spaß, von daher ist das nicht wirklich ein Problem ;).

--- Ende Zitat ---

Verstehe ich auch. Bin da wieder bei der Grundsatzfrage, ob Feuersänger und Zed (nur exemplarisch) das gleiche Spiel spielen, wie ich. Vermutlich ist die Antwort nein. Rollenspiel ist halt nicht immer gleich; zumindest gibt es unterschiedliche Genres.


--- Zitat von: Smoothie am 18.04.2024 | 11:53 ---Bei Systemen, die extrem auf Rulings setzen fühlt es sich für mich immer wie ein einziger großer Pitch an. Ich muss meiner SL einfach die ganze Zeit verkaufen, dass das funktionieren wird/kann/muss. Extrem anstrengend.

--- Ende Zitat ---

Und an der Stelle bin ich dann ganz sicher, dass wir unterschiedliche Spiele spielen. Ich hatte noch nie das Gefühl, irgendjemandem am Tisch irgendwas schmackhaft machen zu müssen. Weder als Spieler noch als SL. Mir ist aber auch der Erfolg oder Misserfolg einer Aktion meiner Spielfigur erstmal egal. Ich möchte die Figur schlüssig darstellen. Und Misserfolge können gute Gelegenheiten dafür sein.

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