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Rulings vs Rules
First Orko:
--- Zitat von: Zed am 18.04.2024 | 10:23 ---War oder ist Dir egal, was das Spielsystem wie regelt, weil Du mit den Rulings Deiner Spielleitung sowieso immer einverstanden bist? Oder ist es Dir wichtig, dass das System Regeln für die wichtigsten Situationen anbietet und damit die Rulings der SL in den allermeisten Fällen überflüssig macht (dann gerne das System nennen)?
--- Ende Zitat ---
Ich bin komisch: Ich kann mir Regeln nicht sehr gut merken. Trotzdem möchte ich, dass die grundlegenden Regeln eines Systems, auf das sich die Gruppe geeinigt hat, auch genutzt werden. Was ich gar nicht mag: "Lass doch mal X spielen!" und dann wird von X nur der Würfelmechnismus genutzt und so wenig Proben verlangt, dass die Fähigkeiten der SC gar nicht zum Zuge kommen.
Andererseits habe ich grundsätzlich kein Problem, wenn die SL oder gar Spielende ein Ruling vorschlagen, wenn die Regel grad nicht parat ist oder der Gruppe so nicht gefällt. Das hat aber wiederum schon zu Situationen geführt, wo ich als SL ein Ruling getroffen habe, ohne mir die Implikation in dem (mindestens mittelkomplexen System) bewusst zu sein und dann von einer Spielerantwort überrascht zu werden: "AHA! Also wenn du das für Skill A SO regelst, dann bedeutet das, dass ich mit Skill B über das Ruling auch X,Y,Z machen kann, und dadurch kann ich..." und damit ein Powerlevel zu generieren, das nicht mehr zum Bild meine Welt passte. Oder wo ich als Spieler gemerkt habe, dass das Ruling einen SC den Anderen ggü. deutlich bevor- oder benachteiligt.
In folgenden Gesprächen konnte sowas eigentlich immer direkt geklärt werden, aber sowas reißt immer raus und ist unschön - zumal der Triumphmoment der Spielenden ja berechtigt ist.
So habe ich für mich nach und nach die Grenzen herausgefunden, was ich überhaupt angemessen zu leiten in der Lage bin, wenn ich meinem Anspruch, das System zu nutzen, auch gerecht werden will. Die Anforderung an ein klassisches (*) System ist also: Einfach genug, um aus den Grundmechanismen heraus herzuleiten, wie es gedacht ist - komplex genug, um Standardsituationen abzudecken -robust genug, um jederzeit eine Regel zu improvisieren, ohne dass damit das System "bricht".
(*) damit meine ich: Eines, was für Kampagnen in offenen Settings, also ohne "Zielprämisse" und sehr engen Fokus, genutzt werden soll. Sehr thematische Indies, explizite Oneshotsysteme oder sehr narrative Lösungen sind ein anderes Thema
Zed:
--- Zitat von: felixs am 19.04.2024 | 09:25 ---"Rules" stehen im Regelbuch. "Rulings" sind Regelungen, die spontan am Spieltisch entstehen. "Rulings" stehen nicht im Regelbuch und decken Situationen ab, die dort entweder nicht geregelt sind, oder für die man gerade die Regeln ("rules") nicht finden nicht findet und/oder nicht suchen möchte. Unklar ist, ob "Rulings" permanenten Charakter haben müssen, oder ob sie bei erneutem Auftreten ähnlicher Situationen neu entschieden werden können/sollen.
--- Ende Zitat ---
felixs hat gut erläutert, was auch ich unter Rulings verstehe. Wenn ich es noch kürzer formulieren müsste, würde ich sagen:
"Rulings sind zu treffende Regelentscheidungen für aufgekommene Regelfragen, die das System nicht oder nur unzureichend beantwortet."
Systeme oder Spielstile, die der SL mehr Entscheidungsgewicht einräumen, tendieren dazu, die SL die Rulings treffen zu lassen, würde ich sagen.
Blizzard:
Okay, was ich nicht so ganz verstehe ist: Warum braucht man dafür unbedingt englischsprachige Begriffe? Das eine sind die (offiziellen) Regeln, die im Buche stehen. Und das andere sind Hausregeln. Fertig.
Sashael:
--- Zitat von: Blizzard am 19.04.2024 | 10:17 ---Okay, was ich nicht so ganz verstehe ist: Warum braucht man dafür unbedingt englischsprachige Begriffe? Das eine sind die (offiziellen) Regeln, die im Buche stehen. Und das andere sind Hausregeln. Fertig.
--- Ende Zitat ---
Nicht ganz.
Hausregeln sind Rulings, die oft genug auf die gleiche Weise angewendet wurden.
Rulings können ja z.B. durch existierende Regeln, die zum besseren Spielfluss nicht nachgeschlagen wurden, wieder aufgehoben werden oder man stellt fest, dass die Entscheidung unerwartete und unerwünschte Nebenwirkungen hat und das Ruling damit wieder vom Tisch verschwindet.
Hypothetisches Beispiel:
Spieler möchte etwas sehr schwieriges machen, das sein Charakter nicht gelernt hat. SL legt für den Moment fest, dass er das nur mit einem gewürfelten Krit schafft.
Später liest er nach und die Regeln besagen, dass für ungelernte Skills der Würfelwurf halbiert wird.
Ruling hat am Tisch für den Moment funktioniert, aber beim nächsten Mal greift man auf die offizielle Regel zurück.
schneeland:
--- Zitat von: Blizzard am 19.04.2024 | 10:17 ---Warum braucht man dafür unbedingt englischsprachige Begriffe? Das eine sind die (offiziellen) Regeln, die im Buche stehen. Und das andere sind Hausregeln. Fertig.
--- Ende Zitat ---
Das ist m.E. nicht ganz das gleiche - Rulings sind für mich ad-hoc Regelungen, die unter den von felixs genannten Umständen zum Tragen kommen; Hausregeln dagegen bereits einen Schritt weiter, sprich: häufig genug aufgetreten, dass man sie verschriftlicht, und ggf. auch innerhalb der Gruppe diskutiert/reflektiert.
Man kann jetzt natürlich Ad-hoc-Regel sagen statt Ruling, aber letzteres ist m.M.n. deutlich etablierter.
Edit:
Sashael war schneller
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