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Intelligente Insekten-Staaten

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nobody@home:
Eine Sache, die mir durch den Kopf geht: Beweglichkeit hat ja durchaus etwas für sich, schon allein, weil man damit Gefahren ausweichen und sich aktiv auf die Suche nach neuen Ressourcen machen kann. Gibt es also sowohl ortsfeste als auch mobilere "Schwärmer", dann haben letztere potentiell einen handfesten evolutionären Vorteil (solange die Bedingungen auf ihrer Heimatwelt "Wurzellosigkeit" nicht ausdrücklich bestrafen) und werden sich mit hinreichend Zeit vermutlich von ihren ortsgebundeneren Kollegen weit genug weg entwickeln, um gleich als eigene separate Spezies zu zählen. Da außerdem die "Mobilen" besser in der Lage sein dürften, so etwas wie eine größere Infrastruktur überhaupt auf die Beine zu stellen, könnte es leicht dazu kommen, daß sie es sind, die die eigentliche Insektenzivilisation stemmen, während ihre verwurzelteren Kollegen eher zum Gegenstück von Hinterwäldlern werden...und da setze ich schon voraus, daß der Unterschied zwischen beiden nicht komplett zu so etwas wie "hier Mensch, da Schimpanse" eskaliert. :think:

Isegrim:
Überzeugt mich nicht. Die allermeisten realen staatenbildenden Insekten haben feste Nester. Ein solches bietet eine große Sicherheit für die Königin und die Brut, und ermöglicht das Anlegen von Vorräten. Techniken wie die Baukunst der Termiten- oder Ameisenhügel, oder die Pilzzucht der Blattschneideameisen funktionieren auch nicht ohne diese Sesshaftigkeit. Ich sehe auch nicht wirklich den Vorteil, den eine Art nestlose "Wanderer" bei der Entwicklung von Intelligenz haben sollte. Grad für das komplexe Zusammenspiel von Kaiserin, Königinnen und "Gehirn-Kaste" ist eine feste, sichere Umgebung mE vorteilhaft.

Das Schwärmen der Bienen möchte ich auch aus einem anderen Grund nicht unebedingt: Wenn ich das richtig auf dem Schirm habe, teilt sich beim Schwärmen ein Bienenvolk auf, und entweder die alte oder eine neue Königin sucht mit einem Teil des Volkes eine neue Bleibe. Eine solche Aufteilung würde meiner Prämisse "ein Staat = ein Individuum mit eigener Persönlichkeit" zuwiderlaufen. Dafür scheint es mir am bestengeeignet, wenn jeder Staat mit einem Einzelexemplar beginnt, eine Art "Kindheit" durchmacht, während der sich der Staat als nachkommenschaft der Gründerin entwickelt, und abstirbt, wenn die nicht mehr da ist.

nobody@home:

--- Zitat von: Isegrim am 26.05.2024 | 11:25 ---Überzeugt mich nicht. Die allermeisten realen staatenbildenden Insekten haben feste Nester.
--- Ende Zitat ---

...und werden halt vermutlich auch nie mehr Intelligenz entwickeln, als sie schon haben, weil sie die schlicht gar nicht brauchen -- sie verbringen ihre gesamte Existenz nach weitgehend eingefahrenen Gewohnheiten, werden also "intellektuell" auch nicht erst besonders gefordert und müssen keine wertvolle Energie darauf verschwenden. Als Modell für einen Insektenstaat, der sich gerade im ausgesprochenen Unterschied zu ihnen mal als Mitglied einer ausgewachsenen Zivilisation qualifizieren soll, taugen sie also nicht wirklich.

Im Vergleich dazu muß ein einigermaßen stetig wandernder Schwarm im Lauf eben dieser Wanderungen regelmäßig neue Stimuli verarbeiten, sich irgendwie orientieren und navigieren, von Fall zu Fall mal für eine Weile einen neuen Unterschlupf überhaupt erst finden und was dergleichen Dinge mehr sind -- das gilt sogar schon lange vor der Entwicklung "richtiger Intelligenz" -- und ist also auf ein halbwegs funktionierendes "Gehirn" welcher Bauweise auch immer deutlich mehr angewiesen. Eine entsprechende Spezies oder Splittergruppe wird also, wenn die natürliche Auslese ihr nicht gerade anderweitig ein Bein stellt, im Lauf der Generationen früher oder später wahrscheinlich auch ein solches entwickeln, einfach, weil diesen Aspekt betreffende zufällige Mutationen bei ihr im Guten wie im Schlechten stärker durchschlagen.

Isegrim:

--- Zitat von: nobody@home am 26.05.2024 | 12:27 ---...und werden halt vermutlich auch nie mehr Intelligenz entwickeln, als sie schon haben, weil sie die schlicht gar nicht brauchen

--- Ende Zitat ---

Das hätte man wohl auch über unsere Vorfahren sagen können, hätte man sie vor 10 Mio Jahren beobachtet. "Kommen doch gut zurecht"...


--- Zitat von: nobody@home am 26.05.2024 | 12:27 ---Im Vergleich dazu muß ein einigermaßen stetig wandernder Schwarm im Lauf eben dieser Wanderungen regelmäßig neue Stimuli verarbeiten, sich irgendwie orientieren und navigieren, von Fall zu Fall mal für eine Weile einen neuen Unterschlupf überhaupt erst finden und was dergleichen Dinge mehr sind -- das gilt sogar schon lange vor der Entwicklung "richtiger Intelligenz" -- und ist also auf ein halbwegs funktionierendes "Gehirn" welcher Bauweise auch immer deutlich mehr angewiesen.

--- Ende Zitat ---

Trotzdem sind Treiberameisen auch nicht "intelligenter" als andere Ameisenvölker.

nobody@home:

--- Zitat von: Isegrim am 26.05.2024 | 12:43 ---Das hätte man wohl auch über unsere Vorfahren sagen können, hätte man sie vor 10 Mio Jahren beobachtet. "Kommen doch gut zurecht"...
--- Ende Zitat ---

Stimmt -- und für die Schimpansen, Orangutans, Gorillas und dergleichen gilt das auch heute noch, jedenfalls, soweit wir sie lassen. Ob nicht am Ende wir uns in die falsche Richtung entwickelt haben, muß sich erst noch zeigen :ctlu:; der Punkt ist hier aber einfach, daß scheinbar kleine, sich aber aufsummierende Unterschiede anscheinend doch schon über bloß ein paar Jahrmillionen hinweg irgendwann recht nennenswerte Auswirkungen haben können.


--- Zitat ---Trotzdem sind Treiberameisen auch nicht "intelligenter" als andere Ameisenvölker.
--- Ende Zitat ---

Vielleicht sind sie das, vielleicht auch nicht. Ehrlich gesagt, wüßte ich auf Anhieb von keiner Studie, die die Intelligenz verschiedener Ameisenarten überhaupt vergleicht -- da wäre entsprechendes Material also erst mal aufzutreiben oder gar echte Recherche im Feld zu betreiben.

(Nachtrag: Tatsächlich fällt der Vergleich mit Ameisen wohl schon allein deswegen etwas flach, weil die eben ihrerseits auch noch keine Schwarmintelligenz in dem Sinne haben, sondern immer noch Individuen sind. Siehe beispielsweise hier; anscheinend sind schon einzelne Ameisen durchaus fähig, andere direkt zu unterrichten.)

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