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Prävalenz von Magiebegabung und was sich daraus ergibt

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Feuersänger:
In den meisten gängigen Fantasysettings hat nur ein relativ geringer Teil der Bevölkerung die Möglichkeit, den Umgang mit Magie, vulgo zaubern zu lernen. Wie gering dieser Anteil tatsächlich ist, variiert wiederum. Öfter mal ist ungefähr von 1% die Rede (meine ich mich zB zu erinnern, bei Shadowrun und DSA gelesen zu haben).
Teilweise wird dies noch weiter eingeschränkt, indem dieses 1% erstmal nur das _Potential_ besitzt, und nur ein mehr oder weniger großer Bruchteil davon auch wirklich entdeckt und erfolgreich ausgebildet wird.
Manchmal sind die Quoten auch noch deutlich geringer; bei Harry Potter zum Beispiel grob 1:2000.

Ich habe ja mal vor einiger Zeit eine "D&Demographie" gebastelt, um abschätzen zu können wieviele Zauberwirker welcher Stufen es in einem (3E-zentrierten) Setting geben müsste. Dabei bin ich zunächst mal davon ausgegangen, dass lediglich die Attributswerte von Belang sind. Dies würde aber bedeuten, dass literally jeder Zweite zumindest ein schwacher Magier werden kann (Int 11 = Zugriff auf Grad 1 Zauber). Das erscheint nicht so ganz praktikabel. Selbst wenn man sagt, unter Int 16 wird dich niemand ausbilden, hieße das bei Normalverteilung immer noch, dass ca 5% der Bevölkerung zum Magier qualifiziert sind - und dann nochmal genausoviele Kleriker und so weiter. Das summiert sich dann doch ziemlich gewaltig und erscheint insgesamt selbst mir, als Freund von High Magic, zu hoch.
Eine Möglichkeit wäre freilich, noch ein "angeborenes Talent" mit in die Rechnung aufzunehmen. In den D&D-Regeln war allerdings absolut nirgends mit auch nur einer Silbe davon die Rede. Insofern kann man diesen Faktor gänzlich frei bestimmen, sei er nun 25% oder 0,1%.
Nota bene: für SCs ist das völlig ohne Belang; der Spieler sucht sich weiterhin aus was er spielen will und fertig; es geht nur um die restliche Weltbevölkerung.

Ein weiterer Nachteil dieser Lesart ist auch, dass in D&D (ab 3.0) traditionell die Cha-Klassen für "intuitive Caster mit angeborenem Talent" stehen, da macht man also das gleiche Fass nochmal auf.
Soll jetzt alles kein Dealbreaker sein, ich möchte es nur im Hinterkopf behalten wissen.

Das Ganze hat dann entsprechend einen direkten Einfluss darauf, wieviele Magiewirker es in der Welt gibt.

In SpliMo beispielsweise gehört es zum Setting, dass da quasi "jeder" ein wenig Magie beherrscht. Also angeblich nahezu 100% Zauberkundige (auch wenn halt die allermeisten nur eine kleine handvoll Zauber beherrschen). Man fragt sich schon, warum dann kaum jemand in dieser Welt lebt.

Und wenn es nach Ed Greenwood geht, sind ausgerechnet die Forgotten Realms ein extrem magiearmes Setting. Denn nicht nur ist das Land ebenfalls nahezu entvölkert [was merkwürdigerweise auf fast alle Fantasysettings zutrifft, und ich kann einfach nicht erkennen warum], von den wenigen lebenden Einwohnern ist auch nur ein winziger, winziger Bruchteil magisch aktiv, und davon müssen wir noch die abziehen, die ihr Talent nie ausbilden. Im Endeffekt gelangt er zu den Zahlen:

1 in 40,000 can cast a cantrip or two, and perhaps 1 in 70,000 have and can cast 1st level spells, and perhaps 1 in 90,000 can cast 2nd level spells.

Quelle: https://twitter.com/TheEdVerse/status/1344157204505571335

Bei Onkel Ed gibt es also pro Million Einwohner nur 14 Zauberer der Level 1-2 und 11 Zauberer der Stufen 3-4, und entsprechend noch weniger auf höheren Stufen. Also kaum jemand der einen Feuerball schmeissen kann, geschweige denn Teleport oder dergleichen beherrscht.

Wenn man das für bare Münze nimmt, würde das zum einen implizieren, dass man es im Laufe einer Abenteurerkarriere mit einem beträchtlichen Teil der Zauberkundigen der Welt persönlich zu tun bekommt. Vor allem aber fragt man sich: wenn es so ultra wenige _fähige_ Zauberkundige gibt, wo kommen dann die ganzen magischen Gegenstände her, die man in den Realms unter jedem Stein findet?

Kurz, ich habe so den Eindruck, er hat sich da ein wenig verzettelt. :p

Nach diesen diversen Beispielen nun also die Frage:
Wie hoch _sollte_ der Zauberwirker-Anteil an der Bevölkerung sein? Ist sicherlich Geschmacksfrage, aber eben nicht in der leeren Luft, sondern im Zusammenhang mit anderen Settingrealitäten.

Einige der Auswirkungen:
- wie schwer ist es, an magische Heilung zu kommen
- auf welche Art von Alltagsmagie haben normale NSC Zugriff, zB um sich ihr Tagwerk zu erleichtern
- wie viele magische Gegenstände gibt es und wie schwer ist es, an sie ranzukommen
-- und noch tiefergehend: gibt es eine magische Industrie, und wie groß ist ihr Anteil an der Gesamtwirtschaft, inklusive Zulieferern für die benötigten Komponenten
- welche Reaktionen lösen zauberkundige bzw _zaubernde_ SC bei der NSC-Bevölkerung aus

Eure Gedanken zu dem Thema? Wie habt ihr es denn gern?

Tudor the Traveller:
1% finde ich zu viel, wenn das die tatsächlichen Caster sind. Das wären in jeder bedeutenden Stadt dutzende Caster.

Ich denke, mit 0,05-0,1 % käme ich klar.

Aber die Frage ist ja nicht nur, wieviel Potenzial in der Bevölkerung schlummert, sondern auch was die Ausbildung an Ressourcen braucht. Da braucht es entweder eine Person zur Ausbildung (aka Meister) oder ein Akademiewesen, das wiederum auch Lehrpersonal braucht. Dazu dann alles, was die angehenden Caster dann so während ihrer Ausbildung verbrauchen...

Sprich, gut möglich, dass die Anzahl von Castern sich aus Pozenzial UND dem nötigen Kleingeld für die Ausbildung UND so etwas wie Vitamin B oder charakterlicher Eignung (Disziplin usw.) etc. ergibt.

Edit: denkbar wären halt auch Quoten. Die örtliche Magierakademie nimmt halt alle 3 Jahre genau 3 Leute auf, warum auch immer. Könnte sogar auch gesetzlich gedeckelt sein.

Quaint:
Ach, mal so mal so. Es kommt ja auch noch etwas darauf an, was man denn dann mit der Magie machen kann. Und ich hab ja gerne Abwechslung. Also kann ich mit sowas a la in der Stadt hat es genau einen Zauberer und dann noch dessen Lehrling genauso leben wie mit sowas wie dem Dorfschmied, der *natürlich* das Feuer magisch anheizt und Zauberrunen in die Waffe einschmiedet.
Ich habs allerdings ganz gerne, wenn man auch nachträglich noch Zaubern lernen kann, insofern bin ich immer etwas vorsichtig beim Thema Magiebegabung. Ich mein an sich muss es ja nicht so sein dass Magie automatisch supertoll ist und jeder der kann die unbedingt erlernt.

nobody@home:
Ich denke zunächst mal, Ed Greenwoods Rechnung beißt sich mit seinen eigenen Romanen, denn da läuft dann schon wieder eine ganze Menge insbesondere feindliches magiebegabtes Gesocks rum. (Auf der anderen Seite erklärt das natürlich ein Stück weit die nominelle Entvölkerung des Settings -- wenn man genügend egozentrischen Deppen Feuerbälle in die Hand drückt, dann hat das eben seine Auswirkungen auf die Bevölkerungsdichte...)

Persönlich rechne ich in diesem Zusammenhang nicht gerne mit Prozentzahlen und dergleichen, denn erstens wären natürlich auch die nur willkürlich festgesetzt und zweitens designe ich mich damit womöglich in eine Ecke, in die ich eigentlich gar nicht wollte. Und dann spielt natürlich auch noch stark hinein, wie mächtig der "typische" Zauberer im Setting überhaupt so ist -- gerade D&D schlägt da spätestens nach den ersten paar Stufen schnell über die Stränge, was es zu seinem ganz eigenen Spezialfall macht --, denn je weniger welterschütternd der einzelne Magiebegabte so daherkommt, um so mehr von ihnen kann ich auch im Setting haben, ohne daß es gleich bis zur Unkenntlichkeit mutiert.

Meine persönliche Vorliebe geht für ein typisches Fäntelaltersetting also eher formlos in die Richtung, daß sich so jedes...sagen wir, spätestens zweite bis vierte Dorf definitiv seinen eigenen Zauberer leisten können sollte, der bei Bedarf auch mal in den Nachbarorten aktiv wird. Das kann eine kräuterkundige Dorfhexe sein, die tatsächlich etwas funktionierende Volksmagie beherrscht, ein formell Zaubergelehrter mit ein paar nützlichen Tricks, oder auch ein örtlicher Priester, dessen Glaube tatsächlich mal durch das eine oder andere Wunder untermauert wird. In größeren Ansiedlungen kann's dann ein paar mehr von denen geben, und eine richtige Stadt von Rang und Namen darf ruhig ein paar ausdrücklich über ihre Mauern hinaus bekannte ansässige Magier oder sogar eine echte kleine Gilde haben. In Zahlen gefaßt geht das also wohl mehr in die Richtung "ein praktizierender Zauberer alle paar Dutzend bis hundert sonstige Leute" -- wobei allerdings viele dieser Zauberer nie irgendwelche großen höheren Weihen erlangen, sei es nun, weil es an Gelegenheiten zur Weiterbildung mangelt (der angesprochene Dorfzauberer beispielsweise hat ja seine Nachbarn, die auf ihn angewiesen sind, und kann sich nicht so leicht mal eben auf sechs Monate Fortbildung in die Hauptstadt verdrücken) oder das Potential zu mehr dann vielleicht doch nicht da ist. Die großen Erz- und Meisterzauberer, die sind dann natürlich entsprechend dünner gesät.

Arldwulf:
Letztlich entsteht das Problem nur aus der Überlegung Magie sei grundsätzlich mächtiger als "mundane" Herangehensweisen.

Sobald dies nicht mehr (oder zumindest nicht mehr extrem) der Fall ist macht es eigentlich keine Probleme mehr in einer Stadt auch 50 oder 500 Magier zu haben, genausowenig wie man Probleme damit hätte zu sagen in dieser Stadt gibt es 50 oder 500 Schwertkämpfer.

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