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"Anybody home?" - von entvölkerten Fantasywelten

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Aedin Madasohn:

--- Zitat von: nobody@home am 20.09.2024 | 16:48 ---Ich meine, Entwicklungen über Jahrhunderte und mindestens einen halben Kontinent hinweg? Schön und gut als Zusammenfassung für Geschichtskundler, aber wie oft werden die konkret bespielt oder anderweitig (gerne auch in ganz anderen Medien) für die "eigentliche" Handlung relevant?

--- Ende Zitat ---

"...einst lebten hundertausende Menschen in den paradisischen Oasen-Plantagen-künstlichen-Bewässerungslanden von Merw inmitten der roten Ebene.
Unendlich ihre Reichtümer...
...dann kammen die Mo´ghul und metzelten alles nieder, aßen jedes lebende Fleisch und ließen nur Pyramiden abgenagter Schädel zurück...
...die Kanäle verfielen, die Plantagenhaine vertrockneten, die menschengemachte Klimakatrastrophe im Bewässerungsbinnenklimakosmos von Merw aktivierte den Dünensand und all die bauliche Pracht von Merw wurde verweht, verschüttet...
...das ist jetzt so lange her, dass alle Reichtümer in Merw herrenlose Besitztümmer nach §8 der bürgerlich-hadrianischen Aneignungsgesetzgebung ist...
...als auch, dass die fürchterlichen Kannibalenreiterhorden der Mo´ghul seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen waren..."

das goldene Haus von Dagh`uhl`Berth wartet auf Tresoraufbrecher...
...die mystischen Gelehrtinnen der Wa´Rum haben ihre Schriften der ersten Dinge in Felshöhlen wohl verborgen...
...und sind die Mo ´ghul wirklich vom Treibsand der Roten Wüste verschluckt worden?
...bewachen nicht Greife das Gold von Merw, hausen nicht Sandwürmer in den Dünen und Lur´ka´ierer in den letzten Wasserstellen? (gab zu dem Thema mal einen Bericht über die letzten Krokodielle in einer abgelegenen Saraha-Wasserstelle)

folge einen mächtigen Strom in eine unbewohnte Wüste, er verrinnt in einem Geflecht aus Kanälen, Sand und zerstörten Bewässerungsbauten.
etwas Wasser&Früchte wird es also immer noch geben, es ist also nicht komplett unmöglich, dorthin zu kommen.

Reichtümer, magische Artefakte und altes Wissen locken
vielleicht auch gebundene Dschinnendiener unbeschreibliche Genüsse verheißen
(irgendetwas halt, was diese Bande hier am Tisch locken kann  >;D )

so lange schon "nur ein Märchen", dass kein gestandener Karawanenführer "dafür" eine lukrative profane Tour ausfallen lassen würde.
genügend Gefahren, dass Taschenlampenfallerchars es auch nicht zurück schaffen

echte Helden können hingegen...ein paar Spielstunden ihren Spaß haben und sich an XP&loot erfreuen, bevor es aufgeht, zu neuen Taten  :D

auch Skull Island muss mal jemand mit Bauten überzogen haben und dann muss "irgendetwas" passiert sein, dass das kein Touri-Hotspot drauß wurde  ;)

Feuersänger:

--- Zitat von: nobody@home am 20.09.2024 | 16:48 ---Für ein fiktives Setting brauche ich vor allem eins, nämlich einen anständigen aktuellen Ist-Zustand, in und auf den ich meine Protagonisten dann loslassen kann. Erklärungen, warum die Teile der Welt, in die sie kommen, gerade jetzt so sind, wie sie sind, kann ich mir dann immer noch aus der Nase ziehen (Ostkaff am Biberweiher steht deswegen teilweise leer, weil [...]"

--- Ende Zitat ---

Ich würde es ja feiern, wenn ich sowas in einem Settingband lesen würde. Aber das geht ja am Kern des Threads vorbei: meine Grievance ist ja nicht, dass irgendwo auf der Spielwelt ein Kaff unerklärlich teilweise leer steht, sondern dass meist _die ganze [bespielbare] Welt_ zwar  mit einer Bevölkerung wie nach Zombieapokalypse und Atomkrieg aufwartet, aber dieser Zustand als völlig normal dargestellt wird und eben nicht haufenweise verlassene Höfe und Häuser in der Gegend rumstehen.

Wie gesagt, wenn eine Begründung für ein nach historischen Maßstäben extrem niedriges Bevölkerungsniveau geliefert wird und die Konsequenzen logisch durchdekliniert sind, bin ich ja schon zufrieden und halte meine große Klappe. Also wenn in jüngerer Vergangenheit Ereignisse wie extrem tödliche Seuchen oder extrem brutale Kriege große Teile der Bevölkerung dahingerafft haben, okay. Aber gerade dann müsste es ja genau solche Artefakte wie verlassende Dörfer etc geben, und _genau sowas_ kann ich mich nicht erinnern, jemals in einer Settingbeschreibung gelesen zu haben. Stattdessen kommt eben so ein Schmonz wie von Nazir genannt, wo etwa das Horasreich als klimatisch und geographisch besonders günstig ("lieblich") beschrieben und die Bevölkerung "dicht" genannt wird, aber die genannten Zahlen dann eher Finnland entsprechen.

nobody@home:
Klingt für mich stark nach Spielleiter-Solitär: "Pfeif drauf, was wir als Gruppe überhaupt davon haben, meine Welt soll gefälligst global perfekt sein, weil ich das so will!"

Ich meine, klar: "unterbevölkerte" Welten kann ich erst mal einfach dadurch vermeiden, daß ich entweder die Zahlen entsprechend höher ansetze (solange ich mich auch nur innerhalb der ungefähr passenden Größenordnung bewege, sollte es ja reichen, an feineren Unterschieden stört sich eh keiner außer vielleicht Leute mit passenden Neurosen) oder tatsächlich eine entsprechende Katastrophe einbaue, an die sich zumindest die Großeltern der aktuellen SC-Generation noch erinnern und deren Nachwirkungen man bis heute noch spürt. Aber je mehr ich mich dann in den Rattenschwanz von Begründungen für Begründungen für Begründungen usw. usf. verbeiße, um so mehr entferne ich mich vom Rollenspiel "an sich" und wandere ab ins Hobby "Weltenbau als Selbstzweck".

Und, das sollte ich wohl nicht vergessen: ich persönlich betrachte das Thema in erster Linie aus dem Blickwinkel des potentiellen Privatkampagnensetting-Selberbastlers, weniger als jemand, der das Produkt dann auch vermarkten will, vom Profi-Lehnstuhlkritiker von Kanonwelten ganz zu schweigen. ;) Mich interessiert also erst einmal einfach nur, welche offensichtlichen Klopfer ich selbst beim Basteln am besten vermeide -- wieviele Säcke Reis währenddessen in der Spielwelt umfallen, wird erst dann relevant, wenn wenigstens ein halbwegs anständiges Erdbeben herauskommt, und selbst dann brauche ich keine exakten Zahlen. (Vielleicht ist der Hauptfehler, der da gerne begangen wird, ja gerade der Versuch, überhaupt offizielle Bevölkerungszahlen angeben zu wollen, die innerhalb der Spielwelt selbst so ohnehin praktisch niemand hätte... :think:)

Raven Nash:

--- Zitat von: nobody@home am 23.09.2024 | 11:47 ---Klingt für mich stark nach Spielleiter-Solitär: "Pfeif drauf, was wir als Gruppe überhaupt davon haben, meine Welt soll gefälligst global perfekt sein, weil ich das so will!"
--- Ende Zitat ---
Die Umkehr davon ist die George Lucas Prämisse: "Ich hab da ein Storyboard gezeichnet, das muss jetzt in der Story vorkommen, egal ob's Sinn macht!"  ~;D

Bei einem Setting, das in sich schon riesige Logiklöcher hat, passiert irgendwann das, was mit Star Wars passiert ist: es wird geretconned, was das Zeug hält. Und plötzlich quietscht es an allen Ecken und Enden.

Nö, da versuche ich lieber gleich, die gröbsten Löcher zu vermeiden - oder ich lasse auch bewusst Löcher, die ich später füllen möchte. Dann aber eben auch absichtlich.

nobody@home:

--- Zitat von: Raven Nash am 23.09.2024 | 11:57 ---Die Umkehr davon ist die George Lucas Prämisse: "Ich hab da ein Storyboard gezeichnet, das muss jetzt in der Story vorkommen, egal ob's Sinn macht!"  ~;D

Bei einem Setting, das in sich schon riesige Logiklöcher hat, passiert irgendwann das, was mit Star Wars passiert ist: es wird geretconned, was das Zeug hält. Und plötzlich quietscht es an allen Ecken und Enden.
--- Ende Zitat ---

"Irgendwann" ist gut -- glaubt irgendjemand ernsthaft, George selbst hätte beim Drehen des ersten Films (also zu einem Zeitpunkt, wo er noch gar nicht absehen konnte, ob ihm jemals irgendwer auch nur eine einzige Fortsetzung finanziert) schon gewußt, daß sich Luke später als Vaders Sohn und Leias Bruder herausstellen würde? ~;D

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