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[Savage Worlds] Ghostbusters Solo Play
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Schließlich sind Anfang Dezember auch Danas Eltern in der Stadt, Levon und Nathalie Barrett. (Dana hat schließlich auch einen Obligation-Nachteil gegenüber ihrer Familie, und muss gelegentlich Rechenschaft über ihr Leben ablegen.) Und sie sind natürlich jetzt begierig darauf, Peter kennenzulernen. Der hat ein bisschen Bammel davor, vor den reichen Leuten glänzen zu müssen, als Danas ‚Ritter mit glänzendem Protonen-Pack‘, immerhin haben die Barretts von der dramatischen Rettung vom Dach des Geister-Centers gehört. Da gilt es jetzt, hohen Erwartungen zu entsprechen — genau das, was Peter John schrecklich findet.
Danas Familie ist auch durchaus sehr unzufrieden mit der Wahl ihres Töchterleins, als sie den ungehobelten Peter kennenlernen, er ist beileibe nicht so der Schwiegersohn-Typ. Ein Einwanderer-Sprössling, der seine Universitätskarriere verspielt hat, um nun Arbeiter zu sein? Danas Mutter vermutet, Dana habe ihn absichtlich ausgewählt, um sie zu provozieren. Peters Popularität in New York und nicht zuletzt sein rauher Charme wiegen diesen ersten Eindruck von dem Besuch jedoch im Nachhinein schließlich wieder auf.
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In der Vorweihnachtszeit ist ordentlich was zu tun für die Firma, allem voran das Großreinemachen nach der Verbannungscontainer-Explosion. Außerdem gibt’s eine Menge Interview-Termine, denn alle möglichen Medien wollen weiterhin Erklärungen von den Ghostbusters hören (oder hoffen vielleicht auch auf Geständnisse). Victoria Kensington lädt das ganze Team zu einem ihrer Gala-Empfänge ein, anlässlich der Wiedereröffnung des Feuerwehrhauses (und da Jas immer noch was hat mit einer ihrer Fotografinnen aus ihrem Gefolge, Brittany, ist ihr Erscheinen sowieso ein Muss).
Ganz New York und die USA wollen sich mit dem ‚Nicht-Spuken‘-Logo schmücken, und Phil kriegt es endlich hin, neben den Unmengen an billig selbsthergestelltem Merchandise, die zu finden sind, auch eigenes, offizielles Merch auf den Markt zu schmeißen.
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Die Ghostbusters fahren heute einen Notfalleinsatz: Sie haben einen nicht-verankerten, gestaltwandelnden Klasse-V-Spuk zu fangen, der sich mitnichten an einen einzelnen Heimsuchungsort hält, sondern frei durch Wände und verschiedene Immobilien geistert. Dies ist sportlich herausfordernd! Sie jagen ihn zu Fuß einen Block weit, durch mehrere Hausflure, schließlich durch die Stadtbibliothek hindurch. Und hier verwandelt das Ziel sich von einem amorphen Nebler zu etwas Neuem, als er in der Alice-im-Wunderland-Ausstellung die Gestalt des Jabberwock annimmt! Dadurch wird er noch viel mobiler!
„…Wer hätte auch gedacht, dass eine fliegende Dunstwolke lesen kann?!“, schimpft Peter auf der Rückbank des dahin rasenden Ecto-1, „Welche Gespenster können denn lesen?! Das Ding hatte ja nicht einmal Augen!“
Jas auf dem Beifahrersitz justiert die Linsen der Ecto-Googles, die er aufhat, und zitiert dabei fehlerfrei Lewis Carroll: „Als stand er tief in Andacht auf / Des Jabberwockens Augen-Feuer / Durch tulgen Wald mit Wiffek kam / Ein burbelnd Ungeheuer!“
„Toll, Jas!“, lobt Peter ironisch, „Wie gut, dass Dir dieses Gedicht nicht in den Sinn gekommen ist, als Gozer der Gozerianer von uns wollte, dass wir die Form des Vernichters wählen! So von wegen, ‚schwupps!, einfach da‘!
„Hey!“, sagt Ray hinter dem Steuer angefasst, „Ihr wisst, dass mir das leidtut!“
Peter zuckt lachend die Schultern, „Hätte dem Stay-Puft-Konzern eine Menge Ärger erspart, wenn nicht deren Maskottchen Amok gelaufen wäre, sondern stattdessen der Jabberwocky oder so, das ist alles was ich sagen will! Lewis Carroll ist schon tot, der hätte sich nicht bei uns beschwert!“
Egon lässt sich vernehmen, „In unserem Metier würde ich mich da nicht unbedingt drauf verlassen“, während er mit seinem Messgerät hantiert.
„Da vorne ist es endlich wieder zu sehen!“, sagt Jas aufgeregt, „Ray, gib' Stoff!“
Während Ray die Geschwindigkeit noch mehr erhöht, mit der sie über die nächtliche 16th Street brettern, und er nur durch ein Wunder nicht dabei geblitzt wird, der Glückspilz, funkt Jas Winston an, „Am Ende der Straße Mann, schräg rechts! Kannst ihn gleich im Straßenlaternenlicht sehen! Ein burbelnd Ungeheuer!“
„Burbelnd, was heißt denn bitte burbelnd?“, kommt Winstons Stimme durch das Funkgerät, „ist das so ein neuer Fachbegriff von Euch?“
The Jabberwock
Class V Free-Floating Ectoplasmic Entity; 'It Burbled As It Came'
Attributes: Agility d8, Smarts d6, Spirit d8, Strength d12+4, Vigor d12+2
Skills: Athletics d8, Common Knowledge d6, Fighting d8, Intimidation d10, Notice d8
Pace: 7 (walking), 24 (flying) Parry: 6; Toughness: 15 (2)
Special Abilities:
• Armor 2: Scaly skin gives the Jabberwock Armor 2.
• Bite/Claws: Str+d4.
• Ethereal: Ghosts are immaterial and can move through obstacles, ignore physical attacks and Wound penalties.
• Burble: As an action, the Jabberwock may use the effect of the Havoc power in the form of a gust of wind and greenish smoke it spits out at its prey.
• Fear –2: The Jabberwock causes a Fear check at —2 when it lets itself be seen.
• Flight: The Jabberwock has a flying pace of 24.
• Hardy: The Jabberwock does not suffer wounds from being Shaken twice.
• Size +6: Large creatures have Reach, Scale, and Toughness +2 and can take an additional Wound (one total).
Soundtrack: Pointer Sisters, Neutron Dance
https://www.youtube.com/watch?v=SOscjUHPY-o
Mit dem Ecto-1 jagen sie ihn die 16th Street hinunter. Glücklicherweise ist es halb vier Uhr morgens, und fast keine anderen Autos sind unterwegs. Die Insassen hören leise den kleinen Motor und die Fersen von Winstons Kampfstiefeln auf dem Dach, als er seine Feuerposition neu justiert. Winston hat den neuen, motorisiert schwenkbaren Gunner Seat auf dem Dach auseinander geklappt und bemannt, als das Team von der Bibliothek aus die Verfolgung per Auto aufgenommen hat, um in voller Fahrt draufhalten zu können. Er trägt eine dicke Feuerwehr-Jacke mit Reflektoren über seiner Uniform gegen die Kälte, und eine Fliegerbrille über den Augen gegen den Fahrtwind!
Machen wir mal eine Chase-Sequenz über 6 Karten. Der Jabberwock bekommt einen Vorsprung von zwei Karten. Maneuvering-Würfe macht Ray mit seinem Driving-Würfel, der Jabberwock mit seiner Agility.
Runde 1: Der Jabberwock beginnt mit einem As, aber er hat eine Kreuz-Karte, was in einer Chase bedeutet, dass sich für ihn eine Complication ereignet. Die Scheinwerfer eines entgegenkommenden LKW bringen ihn ordentlich ins Schleudern! Er schafft jedoch einen Agility-Wurf zum Manövrieren, und fällt nicht zurück in seinem Flug. Dann rückt er eine Karte weit vor auf der Sequenz, um seinen Vorsprung auszubauen.
„Schön rechts halten … schön rechts halten … Vorsicht, LKW!“, sagt Beifahrer Jas mit den Ecto-Goggles, und supportet Ray für seinen Driving-Wurf. Egon auf der Rückbank liest seelenruhig weiter sein PKE-Gerät aus, und funkt zu Winston hinauf, „Winston! Der Gestaltwandler hat viel seiner Signaturen beibehalten … versuch' seine Masse zentral zu treffen, wie vorhin!“, und er verwendet Electronics, um Winston mit +2 zu supporten.
Ray ist am Zug, auch er hat leider eine Complication-Karte, bei ihm ist es ein Duo besoffener Sportwagenfahrer, die in Höchstgeschwindigkeit in die Straße einbiegen, zwischen denen ballert er hindurch, das ganze Einsatzfahrzeug scheint sich auf die Seite zu legen, alle schreien auf, besonders Winston auf dem Dach, die Reifen quietschen, und das Ecto-1 hält weiter auf sein Ziel zu, ohne langsamer zu werden! Damit hat er die Complication vermieden. Es folgt sein eigentlicher Driving-Wurf, das ist dank Reroll und den Boni von Elan und Support eine elf, er schließt zwei Kartensegmente weit auf, weicht dem LKW ebenfalls aus, und ist jetzt genau an der peitschenden Schwanzspitze des fliegenden Lindwurms!
Winston tritt in Aktion, und feuert seinen Protonenstrahler! Er bekommt -2 wegen Unstable Platform, und -2 wegen der Reichweite, und verfehlt trotz einem Reroll. „Halt' die Karre ruhig, Ray!“, schreit er über den Fahrtlärm hinweg.
Peter lehnt sich gut gelaunt aus dem Fenster, und brüllt, „Hey, Jabberwock! Wenn wir Dich eingefangen haben, lassen wir jemanden neue Gedichte über Dich schreiben, einen, der sprachlich tausendmal stümperhafter ist als Dein Erfinder!“, und sein Taunt-Wurf macht das Gespenst tatsächlich Distracted.
Runde 2: Jas ruft Ray zu, „Prima, Keule! Jetzt dräng' ihn von der Straße, nach rechts, vielleicht kriegt Winston ihn dann besser zu fassen!“, und supportet den Fahrer erneut.
Ray nickt enthusiastisch, schließt weiter auf, neben den flatternden Jabberwock, und drängt ihn mit der Kühlerhaube ab, indem er rüberzieht! Er würfelt Driving gegen das gegnerische Athletics-Ergebnis, und erhält ein Raise, drängt das Ungeheuer durch Hauseingänge und auseinander fliegende Mülltonnen! Der Jabberwock kann zwar durch Objekte hindurch fliegen, aber er kann trotzdem jetzt nichts mehr sehen, und verliert die Orientierung! Das Ecto zieht an ihm vorüber.
Peter schreit ihm nach, „Haha, friss' unseren Feen-Staub, Du Kinderbuch-Relikt!“, und sein Taunt macht das Ziel Distracted und Shaken!
Winston schwenkt den Gunner Seat um 180 Grad, jetzt gegen die Fahrtrichtung, glücklicherweise ist er fest angeschnallt, und feuert erneut! Sein Protonenstrahler mit dem brandneuen Supercharger macht bereits als Grundschaden 3W6, und der Jabberwock kassiert das Wundlevel, das ihn bereit für die Falle macht!
Ray hält mit quietschenden Bremsen, alle steigen aus, Winston klettert mit triumphierendem Lachen herab, sie setzen ihre Protonen-Packs auf, und spurten zu der Stelle, wo der Jabberwock abgeschmiert ist! Er hat sich zwischenzeitlich in eine enge, finstere Gasse verkrochen, die PKE-Geräte von Jas und Egon lokalisieren ihn sofort.
„Und was sollte das jetzt heißen, ‚burbeln‘?“, will Winston noch wissen, als sie ihre Schulter-Taschenlampen anknipsen.
Die Gasse ist leer! Ist er entwichen? Nein, sagen die PKE-Geräte der Jungs, und Jas deutet auf eine der Mülltonnen, in die ist der Lulatsch hinein gefahren, und hält sich darin versteckt! Sie schleichen näher, die Strahler im Anschlag.
Peter John feuert auf die Mülltonne, die sofort verrußt, der Müll darin qualmt und schwelt, und der Jabberwock fährt kreischend daraus auf! Im Aufsteigen entfaltet er wieder seine beeindruckenden, grotesken Körperdimensionen. Ray hält mit seinem Laserstrom drauf auf den höher steigenden Geist.
Dieser holt tief Luft, und setzt seinen Havoc-Effekt ein! Alle werden in die Hocke gezwungen und müssen sich an irgendetwas festzuhalten, während ein Sturmtosen und gelbliche Nebelschwaden über sie hinweg fegen! Jas wird sogar von den Füßen gehoben und halb aus der Gasse heraus geweht!
„Das ist dann vielleicht das Burbeln?“, fragt Winston durch gefletschte Zähne, nimmt seinen Strahler wieder auf, und feuert im Aufstehen. Er macht das Monster mit dem grellen Supercharger-Strahl wieder Shaken! Sein Fangstrahl-Angriff macht es daraufhin geradewegs Bound!
„So leicht wird man mich nicht los!“, ruft Jas Elliott, es gelingt ihm, sich trotz dem schweren Pack aufzurappeln, er joggt zurück, wirft seine Geisterfalle im hohen Bogen, und präzise klappert sie vor den Jabberwock, der von Winstons und Rays Strahlen umwandert wird!
Egon weicht zielend zurück, und tritt auf das Fußpedal von Jas' ausgeworfener Falle. Der Jabberwock verwandelt sich zurück in seine Gestalt als amorphe, gelbe Dunstwolke, und verschwindet in der Geisterfalle!
Fröhlich aber etwas erschöpft kommen die Geisterjäger aus der finsteren Gasse, Jas reibt sich den Allerwertesten, auf dem er unsanft gelandet war. Als sie ihr Ecto-1 erreichen, erwartet sie jedoch die nächste Überraschung: Alle vier Räder des Aktionsfahrzeugs sind abmontiert und durch kleine Stapel aus Ziegelsteinen ersetzt! Teile der Blaulichtanlage wurden ebenfalls geplündert!
„Und das alles in sechseinhalb Minuten! Da waren Profis am Werk!“, sagt Egon.
Das war eine Jugendbande, wie in der alten Episode der Trickserie, auf der diese Szene basiert. Aber hat die Polizei die dreisten Diebe auch schon geschnappt, wie dort? Ja, sagen die Orakelwürfel!
Ein paar übernächtigt aussehende Cops kommen in Sicht: „Geisterjäger, was? Na, Jungs, Euer Krempel liegt dort hinten! Die haben's noch nicht weit geschafft damit!“
„Ach nee!“, sagt Winston, „Das nenne ich schnell!“
„Das sind ja nur Kids?!“, sagt Ray verblüfft.
Stimmt, die Cops haben drei Jugendliche bei sich, die sind alle erst zwischen 16 und 12! Der Rest der Bande ist getürmt.
„Schämt Euch, die Ghostbusters zu beklauen, Larry, die Typen haben gerade die ganze Stadt gerettet!“, sagt einer der Polizisten zu dem unscheinbar aussehenden Anführer der Bande.
„Da scheiß' ich doch drauf! War doch wahrscheinlich eh Betrug!“, gibt der trotzig zurück.
„Das war’s wieder für Dich, Larry“, seufzt ein anderer Bulle, „Das bedeutet zurück in die Jugendstrafanstalt. Da wirst Du die nächste Zeit keinen Schabernack mehr treiben.“
Die Polizisten wirken richtig bedröppelt, sie scheinen den Teenie-Bandenanführer zu kennen, und gehofft zu haben, dass er sich bessert.
„... Was führt ein solchen Bengel denn dazu, so derartig auf die schiefe Bahn zu kommen?“, fragt Ray, als er und Winston die Räder wieder anmontieren, „Das hier ist nicht mal ein wirklich schlimmer Stadtteil! Das ist doch nicht die tiefste Bronx oder so!“
„Mittelschicht-Kinder, die es witzig finden, sich als Kriminelle zu betätigen, vor lauter Langeweile“, murrt Winston, „traurig, sowas.“
„Ja“, nickt Peter, „vor allem, weil die Möchtegerns die ganzen guten Tricks scheinbar nicht drauf haben! Denen hätte ich noch einiges vermitteln können, um nicht ständig von den Bullen geschnappt zu werden!“
„Das ist jetzt wohl zu spät“, sagt Jas, „was auch immer Larry motiviert hat, der hat jetzt komplett Pause, wenn er in Jugendhaft ist, die arme Sau.“
„Na super!“, sagt Ray mit Augenrollen in Richtung Peter, „Kommt, wir fahren wieder! War eine lange Nacht!“
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Ohne, dass unsere Wild Cards oder sonst jemand es mitbekommt, löst sich aus Larrys Schatten auf dem Weg zum Polizeiauto ein bewegtes Dunkel, das vielleicht selbst ein Schatten ist, vielleicht auch etwas ganz anderes. Und dieser Schemen gleitet ganz von selbst die Mauerwände der Nachbarschaft entlang, in der es sich hier befindet. Irgendwo wird ein Fenster offen stehen, durch das man es vielleicht wieder herein bittet … Es muss nur überzeugend genug sein …
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Als es zum Morgen dämmert, schließt Peter sein Apartment auf und schleicht ins Innere. Jetzt ein Morgen-Snack, schön leise, um die schlafende Schöne nicht zu wecken, und dann ins Bett!
Als Pete den Kühlschrank zuklappt, saure Gurken und Würstchen ragen aus seinem Mund, sieht er in Danas blasses Gesicht!
„Gu‘he Gü'he, Dana, haft Du mif erfreckt!“, sagt er kauend, und stellt Ketchup, Senf, und Weißbrot auf die Anrichte.
„Ihr habt aber lange gebraucht“, stellt die fest, „Guten Morgen!“
„N'Morgen“, sagt er, „ja, war ein zäher Bursche. Habe bestimmt drei Kilo abgespeckt, durch so viele Hausflure sind wir gerannt. Und durch die Stadtbibliothek! Wenn Roger uns nicht reingelassen hätte, würde es da drin immer noch rumschwirren, und Kinderbuch-Klassiker kopieren!“
„Erfolgreiche Jagd?“
„Japp! Warum bist Du denn immer noch wach?! Kannst Du wieder nicht schlafen? Ich dachte, das wäre vorbei.“
„Ging so. Ich bin früh aufgestanden, um noch etwas zu lesen, bevor ich zum Lincoln Center muss.“
„Ahh, die Okkultbücher, die Du neulich unten in Dr. Venkmans Buchregal gefunden hast.“
„War Dir klar, dass die meisten davon der Universitätsbücherei gehören? Da sind Stempel drin!“
„Ach, was soll's.“
„Die werden die wiederhaben wollen.“
„Dann hätten sie mal netter zu mir sein sollen!“, sagt er, und kichert selbstzufrieden, während er sein Sandwich belegt.
Dana sieht missbilligend die Unordnung an, die er dabei produziert, „Ist Dir eigentlich klar, wie lange ich vorhin abgewaschen habe?“
„Klar ist das klar, hey, wir vernaschen uns jetzt gegenseitig, dann esse ich das hier, und dann muss ich an der Matratze horchen!“
„Ich meinte das eigentlich ernst. Ich will nicht immerzu diejenige sein, die hier Ordnung schafft!“
„Das bisschen!“
„Nein, Blödsinn. Du bist wirklich chaotisch, Peter. Du bist wie ein großer Junge.“
„Nee, ich bin ein Punk!“
„Ein großer Punk-Junge.“
„Na gut, Prinzessin! Weißt Du, Du hast wie immer Recht. Ich gelobe Besserung! Außerdem bist Du meine Schlurigkeit zwischendurch los, sollte ich nämlich streckenweise wieder in der Feuerwache pennen müssen. Wer weiß, wie die Auftragslage sich entwickelt, gerade zwischen den Jahren.“
„Meinst Du, weil es eine Zeit der Übergänge ist, und die Welten näher aneinander sind … und es daher mehr spukt?“
„Öh, ja …? Keine Ahnung, da scheinst Du Dich besser auszukennen!“
„In jedem Fall, Peter: Ich bin nicht die Person, die in dieser Wohnung die Ordnung hält! Kapiert? Das Mittelalter ist vorbei!“
„Touché!“, sagt er.
Dann vernaschen sie sich ausgiebig gegenseitig, Peter verschlingt sein Sandwich, und fällt daraufhin in festen Schlaf, ohne auch nur seine Zähne geputzt zu haben. Der Lump.
Am Vormittag klingelt es an der Tür, und Louis steht davor, artig pomadiert wie üblich. Er macht tellergroße Augen, als die Tür aufgeht, und er sich Peter gegenüber sieht.
„Ach nee! Louis!“, knurrt dieser, „Was verschlägt Dich denn hierher, Du gutmütige kleine Brillenschlange?“
„Öh … oh, äh, Peter. Was machen Sie denn hier, ich hätte gedacht, Sie sind um diese Zeit längst auf der Arbeit, na ja, man hat gehört, die Firma hat ihren Dienst bereits wieder aufgenommen! Und da dachte ich … ich war ohnehin gerade geschäftlich in der Gegend …“
„Da dachtest Du, Du könntest meine Lebensgefährtin nochmal ein bisschen beschnüffeln!“, sagt Peter, und kassiert einen Benny für seinen Mean-Nachteil.
„Oh, aber, nicht doch, Peter. Nichts, äh, läge mir ferner“, stammelt Louis, „ich wollte nur mal hallo sagen, so von wegen, dass ich sowieso gerade in der Gegend war. Und natürlich ein paar Tipps geben, was die Inanspruchnahme von Zahlungen betrifft nach den Verwüstungen an unserem früheren Wohngebäude. Ich war bisher ja nicht dazu gekommen!“
„Bei uns ist alles andersrum! Die Frau geht arbeiten, der Mann macht die Hausarbeit!“, verkündet Peter, und deutet demonstrativ an sich herab, er trägt tatsächlich ein Rüschenschürzchen über seinen normalen Klamotten. (Er nimmt sein Versprechen von gestern durchaus ernst, und er wird damit eisern mindestens noch weitere anderthalb Tage fortfahren.)
„Oh, haha, nun ja. Ich sollte dann vielleicht mal wieder!“, sagt Louis verlegen.
„Soll ich ihr was ausrichten?“
„Äh. Nein, nein. Ich erwische sie schon irgendwann irgendwo mal. Ich passe sie vielleicht einfach mal ab, wenn sie zu Besuch bei Steward Bower ist, in unserem alten Gebäude.“
„Lass' Dich nicht beißen“, sagt Peter zum Abschied, wobei nicht so ganz klar ist, ob er da vor Stewards Dobermännern warnt, vor Dana, vor ihrem zwischenzeitlichen Alter Ego, oder vor sich selber.
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Soundtrack: Elmer Bernstein, Main Theme (Ghostbusters)
https://www.youtube.com/watch?v=AdhRFfH3COE
In der darauffolgenden Woche kommt mit überaus aufgeräumten Gesichtsausdruck ein Besucher in die Feuerwache marschiert. Obwohl er sehr freundlich aussieht, sieht auch irgendwas an ihm so aus, als wäre Ärger im Verzug. Staunend sieht er sich um, als er auf Janines Schreibtisch zu hält.
Jordi Fiedler, wir lassen ihn basieren auf Gene Wilder
„Schalom und einen gesegneten guten Tag, werte Dame!“, flötet er, als er vor dem Schreibtisch Aufstellung bezieht.
Diese klebt gerade Post-Its an ihre Tafel mit dem Arbeitsplan für diese Woche, und schaut auf, sie knurrt, „Ja ja, ein fröhliches Schalom. Ich bin gleich für Sie da.“
„Keine Umstände wegen mir! Machen Sie ruhig fertig“, sagt der Besucher herzlich.
Janine pappt ein schlecht klebendes Post-It mit Nachdruck fest, und wendet sich ihm zu: „Wie können wir Ihnen helfen?“
„Jordi Fiedler mein Name, werte Dame …“, und er linst auf das Namensschild auf ihrem Tisch, „… Miss Melnitz! Ich bin beim Jüdischen Gemeindezentrum am Union Square. Wir haben alle Ihren Großtaten beigewohnt letzten Monat, am Central Park West! Bei dem Volksauflauf!“
„Ach, Sie waren einer der Rabbis?“
„Sehr richtig! Ich erinnere mich auch an Sie, Miss! Der weibliche Ghostbuster!“
Sie setzt ein süßes Lächeln auf.
„Wir haben mit dem Gemeindezentrum einen Brief geschickt hinterher, um Ihre Firma gebührend zu beglückwünschen!“, lächelt Jordi.
„Ja, danke, haben wir mit aufgehängt an unsere Pinnwand dort hinten. Aber kommen Sie deswegen vorbei, Rabbi? Dr. Venkman ist normalerweise der, der Autogramme gibt, der ist aber glücklicher—, leider gerade nicht im Haus.“
„Ich brauche Ihren professionellen Rat. In meiner Gemeinde gibt es ein Problem esoterischer Natur, das meine Möglichkeiten übersteigt! Jetzt sind Sie gefragt!“
„Da spukt es wohl? Na, ich hoffe, Sie haben ein wenig Zeit mitgebracht, Herr Rabbi, unsere Jungs sind nämlich ziemlich beschäftigt gerade.“
„Es geht um das Seelenheil eines meiner jugendlichen Gemeindemitglieder, Miss Melnitz. Ich kann zu dem Jungen nicht durchdringen, und etwas Böses ist da am Werk. Er ist auf die schiefe Bahn geraten, unerklärlicher Weise. Nun will ich das ganze in Hände von Experten legen. Das ist möglicherweise nicht das erste Mal, dass etwas derartiges in meiner Gemeinde geschieht! Aber ich kann nichts beweisen! Und da, Miss Melnitz, da kommen nun Sie ins Spiel!“
Da er so höflich und gleichzeitig schwer abzuschütteln ist, organisiert Janine einen spontanen Gesprächstermin mit Egon und Ray. Jordi Fiedler berichtet den dreien von den beiden Jungs Alec und Lee Meredith, die lose Anbindung an seine Gemeinde haben. Lee, der ältere der beiden Brüder, hat ihm ein wenig über seinen Bruder Alec anvertraut: Er hat jüngst begonnen, zu klauen und zu flunkern, wann immer es geht. „… Das allein ist ja noch nicht so auffällig“, sagt Rabbi Fiedler, „zwölf kann ein schwieriges Alter sein! Aber Lee hat mir außerdem angedeutet, dass dies gepaart ist mit heimlichen Selbstgesprächen!“
„Welcher Art Selbstgespräche?“, fragt Egon.
„Ja, gute Frage, Dr. Spengler, gute Frage! Nun: Scheinbar dann, wann immer Alec in sein Spiegelbild sieht und sich unbeobachtet fühlt!“
„Sie meinen, als wären dies gar keine Selbstgespräche“, sagt Ray aufgeregt, „sondern an ein Alter Ego gerichtet, oder sogar ein fremdes Bewusstsein ganz außerhalb seiner selbst!“
Der Rabbi nickt, und berichtet, er habe seinerseits Merkwürdiges an Alec beobachtet und versucht, zu ihm durchzudringen. Gänzlich ohne Erfolg: „… Das Bubele scheint alle Erwachsenen restlos für Hornochsen zu halten, und ihnen zu misstrauen!“
„Obwohl auch das ja wohl ziemlich normal ist in dem Alter“, gibt Janine zu bedenken, „das ging uns doch allen so!“
„Ich habe Erwachsenen nie pauschal Misstrauen entgegen gebracht“, bemerkt Egon.
Ray grinst, „Du bist die Ausnahme, Du warst wahrscheinlich ein Erwachsener in Gestalt eines Zwölfjährigen!“
Egon nickt unbeeindruckt.
Rabbi Fiedler sagt, „Ich wäre wohl bereit, zu glauben, dass da nichts von außerhalb Gottes Ordnung im Spiel wäre — wenn es das erste Mal wäre in meiner Gemeinde!
Ich hatte es in letzter Zeit möglicherweise schon einmal mit etwas derartig Dämonischem zu tun, in einem vergleichbaren Fall. Ich konnte aber nie irgendwas beweisen. Nun aber gibt es Sie und Ihre Firma!“
„Und PKE-Messgeräte!“, nickt Ray, „Keine Sorge, Herr Rabbi! Wir bekommen da schon Ergebnisse, und holen Ihr Schäfchen Alec von der schiefen Bahn!“
„Schäfchen sind eine christliche Metapher, Dr. Stantz!“
„… Also einfach der Bubele!“
„Ganz recht, der Bubele!“, bekräftigt Fiedler gut gelaunt.
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Fiedler wird uns noch nützlich sein, wir machen daraus unseren ersten Charakter in der Kampagne mit Arcane Background. Im Grunde ist er eine Art Psioniker, aber sein Glaubenssystem lässt ihn daher kommen mit dem Arcane Background (Miracles). Seine Kräfte sind jedoch so subtil, dass sie ihm und anderen immerzu als Koinzidenzen oder als Exzentrismus erscheinen können. Er weiß selber nicht, ob er wirklich von Gott ausersehen ist zu irgendetwas, und geht mit solchen Äußerungen ganz bestimmt auch nicht hausieren.
👻Jordi Fiedler
Well-meaning but eccentric New York rabbi
Attributes: Agility d6, Smarts d8, Spirit d8, Strength d6, Vigor d6
Skills: Academics d6, Athletics d6, Common Knowledge d8, Faith d6, Notice d8, Occult d4, Performance d6, Persuasion d8, Stealth d6, Taunt d6
Pace: 6; Parry: 2; Toughness: 5
Hindrances: Curious, Habit (Minor: Talks a lot and is friendly but weird), Vow (Minor: Jewish rabbi)
Edges: Arcane Background (Miracles), Charismatic, Elan, Luck
Powers: Arcane Protection (holy texts), Empathy (quiet conversation), Object Reading (hours of research and brooding over object)
Power Points: 10
Gear: Pocket edition of the Torah, bell, book, and candle, recent copy of Mad magazine (he has a big weakness for the funnies)
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Also fahren die Ghostbusters tags darauf gemeinsam bei der Schule der Meredith-Brüder vor, rechtzeitig zum Schulschluss. Ray und Egon wollten darauf bestehen, in zivil aufzukreuzen, aber Phil Croucher hat umso mehr darauf bestanden, in Uniformen und mit dem Ecto-1 aufzumarschieren. Für ihn ist das Ganze eine klasse Werbeveranstaltung! Der Plan geht auch direkt auf, fanatische Kids mit großen Augen umringen die werbewirksamen Wild Cards sofort. Während Peter, Jas und Winston die Gören bespaßen, winkt Rabbi Fiedler Ray, Janine, und Egon hinter sich her, um sie Alec Meredith vorzustellen, den er bereits erspäht hat.
Die Orakelwürfel sagen, dass Alec tatsächlich einen merkwürdigen Eindruck macht, er wirkt übervorsichtig in Bezug auf seinen Rabbi und auf die Promis, die dieser angeschleppt hat. Wir fragen die Würfel weiter, und sie bestätigen, dass Egon PKE-Signale an ihm messen kann, und außerdem sehr Spezifische.
Am Ende hat Alec aber keinen Bock darauf, wieder mit Rabbi Fiedler zu reden, oder mit den Geisterjägern, er will lieber schnell die Biege machen. Nicht, ohne Thievery zu würfeln, um im Vorübergehen Ray was von seinem Ausrüstungsgürtel zu klauen! Der merkt es dank einem guten Notice-Wurf, legt den Handschuh auf seine Ecto Goggles, und dreht sich zu dem kleinen Langfinger um: „Aber das Nachtsichtgerät bleibt hier!“
„Missverständnis!“, lügt Alec schnell, „Da war eine Riesen-Hummel auf ihrem Gürtel, die wollte Sie in den Arsch pieken, Mister, ich wollte sie verscheuchen!“, und gibt Fersengeld.
„Das gibt’s doch nicht!“, sagt Egon, sein Ton ist ungewohnt teilnahmsvoll, richtig entrüstet klingt er.
„Ja, ehrlich mal! Wollte der Bubele mir doch glatt die Ecto-Goggles klauen!“, sagt Ray.
„Nicht das“, sagt Spengler, „Hummeln im Dezember! Die auch noch angeblich stechen! So ein Unsinn, was lernen die jungen Leute da drin an dieser Schule eigentlich?!“
Anhand dieser Messdaten können aber Egon, Jas, und Ray vielleicht was ausrecherchieren, mit Tobin's Geisterführer und ihren anderen okkulten Nachschlagewerken.
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Dana sitzt an diesem Abend mit Jas und Ray auf der Couchecke herum, sie trinken ein Feierabendbier und machen Pause von ihrer Textrecherche. Dana ist hergekommen, weil Ray dachte, sie könne vielleicht auch den einen oder anderen Hinweis beisteuern mit ihren okkulten Einblicken. Bisher haben sie noch nicht allzu viel zusammenpuzzeln können. (Der einzige, der nicht von seiner Lektüre weg zu bekommen ist, ist Egon, der steckt oben weiterhin die Nase in die Bücher.)
„… Ach ja, Louis Tully hat vorhin übrigens bei Janine angerufen, Dana“, fällt Ray dabei ein, „er wollte wissen, ob Du angelegentlich mal wieder hier sein würdest. Wenn ich gewusst hätte, dass das schon heute Abend der Fall sein würde, hätte ich ihn wahrscheinlich freudig stimmen können!“
„Gut, dass Du's nicht wusstest! Der stand letzte Woche schon bei Peter vor der Tür. Ich glaube, dass er irgendein längeres, klärendes Gespräch führen will seit … unserer Besessenheit.“
„Na, tu' dem Boy doch den Gefallen!“, lacht Jas, „Keine falsche Scham, außerdem bist Du sowieso in der stärkeren Position! Mit Deiner amtlichen Beziehung zu Peter und allem.“
Dana trinkt noch einen Schluck Bier, und muffelt, „Ich glaube, das ist dem egal! Ich vermute, irgendwie denkt Louis, er hat als Charmeur die älteren Rechte. Weil er mein verknallter Nachbar war, schon vor meiner Liaison mit meinem Violinisten, und vor Peter. Und jetzt erst recht, wegen … Ihr wisst schon!“
Ray kann sich ein nerdiges Kichern nicht verkneifen, aber entschuldigt sich sofort dafür.
„Vielleicht könnten wir sein Interesse ja jetzt mal umlenken!“, grinst Jas, „Ich kenne da eine ganze Reihe weiblicher Singles! Allen voran Janiiinne!“, und er ruft rüber durch die Fahrzeughalle, „Nicht wahr, Janine! Was hältst Du eigentlich von Louis Tully?“
„Scher' Dich zum Geier, Jas!“, ruft sie zurück, ohne von ihren Aktenordnern aufzuschauen.
„Janine ist doch aber in Egon verliebt, oder?", hakt Dana leise nach.
„Ja, und sie hat es immerhin geschafft, sich bei ihm mal vertraulich unterzuhaken! Nicht mehr, nicht weniger! Obwohl sie ihr Leben riskiert hat zusammen mit uns anderen allen beim Tempel des Gozer, nur um dort oben auf ihn aufpassen zu können! In Spengler verknallt sein, das ist doch quasi wie in ein modernes Küchengerät verknallt sein, vielleicht schick und funktional, aber letztendlich sinnlos, wenn man auf Emotionen steht!", kichert Jas leise.
„Na ja, wo die Liebe eben hinfällt ...", flüstert Dana.
„Ja, ja. Aber Louis und Janine? Wir kriegen die beiden noch verkuppelt, wartet mal ab!“, sagt Jas leise, und grinst konspirativ, „Mit vereinten Kräften!“
„Lasst bloss mich und Peter da raus“, warnt Dana, „der Typ ist sowieso schon nachtragend was Louis betrifft.“
„Dana“, sagt Jas weise, „Peter John weiß das selbst nicht so genau und würde es auch bestreiten, aber: Viele von diesen Verhaltensweisen als ‚der böse Bube‘ kultiviert er nur für sich, um dieses Image aufrecht zu erhalten. Er ist selbst im Kern ähnlich ordentlich und aufrecht wie seine schwer arbeitenden albanischen Einwanderer-Eltern.“
„Ja, vielleicht hast Du Recht. Du, Ray, und er kennt Euch ja schon lange.“
„Und Jas ist ein richtiger Psychologe!“, sagt Ray, „Doktor Love!“
„Keine Ahnung …“, sagt Dana gedankenverloren, „ich bilde mir letztlich irgendwie ein, dass es Peter an Zivilisation mangelt. Eben nicht, weil er eigentlich profan ist, er ist ja ein Wissenschaftler … sondern, weil er sie bewusst zu bekämpfen versucht.“
Ray begütigt, „Ich würde sagen, Pete hat zusammen mit uns anderen kürzlich die Zivilisation gerettet! Oder zumindest die in New York City!“
Dana sieht ihn an, „Nein, Ray, Ihr habt die Zivilisation gerettet! Peter hat nur bei Euch mitgemacht.“
In der Zwischenzeit hat Egon den Recherche-Durchbruch, mit einem Research-Wurfergebnis von 12!
Am nächsten Morgen ruft er Jordi Fiedler an: „Rabbi, das was ihre Gemeinde heimsucht, ist mit 86-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Grundel! Mindestens ein Exemplar.“
„Wieso, gibt’s davon denn mehrere?!“
„Früher oder später. Der Grundel ist eine ätherische Entität, die Kontakt mit den Lebenden aufzunehmen versucht. Wahrscheinlich hat er es geschafft, dass Alec Meredith ihn hinein bittet. Nun wird er durch seine Einflüsterungen eine psychische Verbindung aufgebaut haben zu Alec, eine Art Anker.“
„Dann hatte ich Recht! Ich hatte doch eine Ahnung, dass so etwas vor sich geht!“
„Die Verbindung wird Alec über kurz oder lang ebenfalls in einen Grundel transmogrifizieren, Rabbi, wenn der Junge nicht sein amoralisches Verhalten als solches erkennt, und bewusst davon Abstand nimmt!“, warnt Egon.
„Dann fahren Sie direkt wieder an seine Schule, fangen Sie den Dämon, und sperren ihn in eine ihrer Gespensterfallen!“, sagt Jordi munter.
„Unseren Quellen zufolge ist das zu spät, weil die Verbindung bereits aufgebaut ist. Es erfordert eine Willensanstrengung seitens Alec, um sie zu beenden! Jemand aus seinem Umfeld muss auf ihn einwirken. Sie werden uns begleiten müssen, Rabbi Fiedler!“
„Donner und Doria! Ich?! Nun, worauf warten wir dann?“
Der erste Schnee wird heute weggespült von sintflutartigem Regen. Ray, Winston, Peter, Janine, und Egon treffen mit dem Ecto-1 an der Schule ein, wo der kleine, schwarzgekleidete Rabbi Fiedler sie bereits unter seinem gepunkteten Regenschirm erwartet.
„Wir haben ein neues Problem!“, eröffnet er.
„Was denn bloss diesmal?“, fragt Ray.
„Ist er getürmt?“, vermutet Egon.
„Ja, ganz genau! Ich war eben schon drinnen im Sekretariat, und wollte wissen, ob ich Alec kurz aus seinem Unterricht rausziehen könnte, für eine Unterredung! Da haben die gesagt, er ist nach der großen Pause nicht wieder aufgetaucht, und sein großer Bruder Lee auch nicht! Die glauben, sie schwänzen!“
Es klingelt gerade zur nächsten Pause, und der Schulhof füllt sich. Peter und Janine fragen dort herum, ob jemand der Kids die Meredith-Brüder gesehen hat. Vor Peter haben die Schüler ein bisschen Schiss, aber Janine hat einen Research-Erfolg, der wird anvertraut, dass das geschlossene Fabrikgebäude nebenan ein beliebter Ort zum heimlichen Herumklettern ist.
Im strömenden Regen joggen die sechs dorthin, sie ahnen Schlimmes! Auf die Schnelle finden sie nicht das Loch in der Außenwand, über das die Schulkinder dort herein kommen, also treten Peter und Winston eine der rostigen Seitentüren auf. Und keine Minute zu früh! Oben auf einem der metallenen Laufstege der einstigen Fabrikhalle sind Lee und Alec zu sehen, und eine große, schattenhafte Gestalt.
„Du musst ihm die Hand reichen, Lee, wie ich es getan habe! Dann kannst Du werden wie ich! Und ich werde wie er!“, hört man Alec hämisch rufen. Seine Stimme klingt irgendwie verzerrt.
Schalter:
Zeit, dem garstigen Grundel-Geschöpf das Handwerk zu legen!
Ich baue mal einen Spielplan auf für die Fabrikhalle, aus Segmenten aus dem Brettspiel Smog: Rise of Moloch. Vom Grundel gibt’s eine Miniatur in Ghostbusters The Board Game II, und die beiden Bubele kriegen Figuren aus The Haunting House.
Lee derweil ist noch nicht auf dem Spielplan, er türmt gerade, bevor Alec ihn dazu bringen kann, dem ekelhaften Grundel die Hand zu schütteln! Die Wild Cards werden ihn wiederfinden müssen, durch Notice-Würfe. (Dadurch werden sie immer eine kleine Blast-Schablone um sich herum in ihrem Taschenlampenlicht absuchen, und bei einem Erfolg sagen uns die Orakelwürfel, ob sie Lee in diesem Bereich finden.)
Bitte ihn nicht hinein, reich' ihm nicht die Hand
👻 Grundel
Class V Free-Floating Parasitic Entity
Attributes: Agility d8, Smarts d8, Spirit d8, Strength d10, Vigor d10
Skills: Athletics d8, Fighting d8, Focus d10, Intimidation d12, Notice d8, Occult d6, Persuasion d6, Stealth d12+1, Taunt d8
Pace: 7; Parry: 6; Toughness: 9
Special Abilities:
• Ethereal: Ghosts are immaterial and can move through obstacles, ignore physical attacks and Wound penalties. The Grundel can only be Incapacitated by ghost traps after taking three Wound levels.
• Fear (-2): Grundels cause Fear checks at -2 when they let themselves be seen.
• Low Light Vision: No penalties for Dim or Dark Illumination.
• Parasitic Link: If a Grundel is adjacent to a living human target, it can make an opposed Spirit roll to Link with it. A success makes the rarget Distracted, a raise establishes the Link. A grundel can only have one Link at a time. The target gains the Mean Hindrance. Until the target achieves a raise against the adjacent grundel in another Spirit roll to lose the Mean Hindrance (or buys it off with an Advance), the grundel cannot be Incapacitated.
• Powers: A grundel uses Focus as its Arcane Skill and has the power Boost/Lower Trait, but can only use it on itself or its Linked victim. The Linked victim in turn can be used by the grundel to channel the powers Bolt, Havoc, and Telekinesis, originating from the victim but activating through the grundels Arcane Skill rolls. The grundel always has enough Power Points for using its powers.
• Size +2: The grundel is very lanky, but also very tall.
• Weakness: When the grundel is exposed to bright light, it suffers a -2 penalty to all its checks. Powers and attacks with a Light Trapping do an additional +4 damage against it.
Alle würfeln gegen den Terror, Winston schafft es nur knapp dank seinem Brave-Vorteil, Janine wird Vulnerable. Das Drama um die beiden Kids geht ihr nahe, obwohl sie nicht so der mütterliche Typ ist.
Runde 1: Der Grundel beginnt mit einem Joker! Er hat Lee gerade irgendwas hinterher gekrächzt, jetzt wirbelt er herum: „Eindringlinge! Tu' was ich Dir gezeigt habe, Alec!“, und er verwendet seine Verbindung, um Telekinesis durch Alec auszulösen. Ray in der Tür zur Halle wird von einer spürbaren Kraft erfasst, die ihn rücklings gegen Janine ditschen will, aber er klammert sich am rostigen Geländer fest, und widersteht, dann haue ich aber einen Reroll raus für einen der beiden Bennies des Gegners, und der Grundel erreicht ein Raise! Damit wird Ray Shaken, und durch die Kollision mit Janine, die hinter ihm steht, diese ebenfalls fast. Alec hat die Hände nach den Geisterjägern ausgestreckt und kichert böse. Damit geistert der Grundel in die Nebenhalle, verbirgt sich im Finsteren.
Raymond sammelt sich, und rennt rüber zu dem Jungen. „Alec! Schüttel' seinen Einfluss ab!“, sagt er hastig, aber schrickt zurück, als er dessen Gesicht sieht: Er ist grünlich, mit Zähnen wie ein Piranha und geduckter Haltung — Alec Meredith ist selbst schon halb Grundel! Egon hält sich hinter Ray, sieht sich alarmiert nach Lee um. Egon ist aber so introvertiert, dass er für Notice nur einen W4 hat, und er sieht Lee nirgends. Janine folgt Egon, leuchtet ebenfalls mit ihrer Taschenlampe umher. Winston schließt sich an, und er leuchtet hinter die Maschinerie, würfelt erfolgreich, und die Orakelwürfel sagen, dass Lee hier kauert! Ich platziere sein Modell auf dem Plan. (Lee ist der Blaue der beiden Jungs.)
Damit ist Alec dran, der durch das Hallentor zurückweicht, und zischelnd die Wild Cards auslacht. Er bringt sich in Position für die nächste Attacke, die der Grundel durch ihn channeln wird, und würfelt nebenher Taunt: „Ihr kriegt Lee nicht, Ihr Schwachmaten! Eher kriegt ihn keiner!“, sein Taunt-Ergebnis beeindruckt Ray jedoch nicht.
Peter ist gleichzeitig im Anmarsch, er zwängt sich hintenherum durch die Maschinerie auf Lee und den Grundel zu. Am Schluss agiert Jordi Fiedler, er kehrt um, joggt den Außengang entlang zum Hallentor, wo er Alecs Stimme hört. Er erreicht auch die Stelle, dort steht der Bubele, gebückt, die grünlichen Krallenhände nach den Ghostbusters ausgeteckt, um erneut irgendwelche dämonischen Kräfte auf sie loszulassen!
Normalerweise kann Persuasion nicht in Kampfsequenzen gewürfelt werden, aber hier machen wir eine Ausnahme, weil es szenisch passt. Jordi wird ein Raise brauchen, um erfolgreich durchzudringen. „Alec! Was tust Du denn, Bubele, ich erkenne Dich ja gar nicht wieder!“, keucht er teilnahmsvoll, und erwürfelt eine sieben; Alec setzt mit seinem W6 ohne Wild Die jedoch eine neun dagegen! Er zischt nur fies, defensiv geduckt.
Runde 2: Janine sieht den schwarzen Lumpenmantel des Grundel in seiner finsteren Ecke wallen, und zielt darauf, macht ein Aim-Manöver. Dann ist die Entität auch am Zug, erwirkt Telekinesis durch Alec, und mit einer psychokinetischen Stärke von W12 rammt er Ray direkt gegen Egon und Janine! Zwei von ihnen haben Glück mit ihren Schadenswürfen, nur Egon muss ein Wundlevel absorbieren. Alle drei werden jedoch zu Boden geschmettert. Dann geistert der Grundel durch die Maschinerie hindurch, auf den Außengang, von dem die Wild Cards ursprünglich kamen, und ist völlig außer Sicht.
Winston sieht sich verdattert um, hilft Janine und Egon beiden auf die Füße, dann läuft er rüber zu Lee, stellt sich schützend neben ihn. Ray kommt ebenfalls wieder auf die Füße, und beschwört Alec, „Lass' das doch, wir wollen Dir doch helfen!“, und er supportet mit seinem Persuasion-Resultat ordentlich Fiedlers eigentlichen Persuasion-Wurf.
Peter rennt zurück, tritt dem Grundel entgegen: „Du kleine Sau! Du legst Dich jetzt mal mit einem von Deiner eigenen Größe an!“, und er verwendet seinen Provoke-Vorteil. Diesmal erzielt er das dafür benötigte Raise bei seinem Taunt-Wurf! Der Grundel ist Distracted und Shaken, und darf vorerst nur noch Peter als Ziel auswählen, so sehr geht dessen große Fresse ihm auf die Nerven!
In dem Moment redet der Rabbi weiter: „Sieh' mich an, Alec! Du willst nicht sein wie der Dämon, er ist nicht Deine Familie! Lee ist das!“ Und mit Rays Support und seinem Reroll durch den Charismatic-Vorteil erzielt der Geistliche diesmal das benötigte Raise! Das, was einmal Alec war, reißt seine häßlichen Glubschaugen auf, als er merkt, dass es wahr ist. Und dann fällt die groteske Veränderung schlagartig von ihm ab! Er ist wieder Alec Meredith.
Egon hatte schon die ganze Zeit einen Joker als Aktionskarte, den setzt er jetzt ein, und sagt in sein Funkgerät, „Jordi hatte Erfolg, die Verbindung ist gekappt. Zerstört den Grundel.“ Währenddessen bringt er sich in Position im Rücken des Gespenstes, draußen auf dem Außengang.
Runde 3: Ray wird von Enthusiasmus gepackt, er rennt Egon nach auf den Gang, eröffnet wild das Feuer auf den Grundel, ein Schuss verfehlt, der andere ist ein Kritischer Misserfolg, und er steckt die Glaswolle in der Decke in Brand! (In der stillgelegten Fabrik bedeuten nur derartige Patzer Property Damage.)
Janine rennt zum nördlichen Ausgang, stellt sich neben Peter, den das Gespenst immer noch hasserfüllt fixiert, und feuert ihrerseits, und ihr Strahl macht das Monster Shaken.
„Ja, Dich meine ich, Du häßlicher Lauch! Bist in Deine eigene Falle getappt!“, setzt Peter lachend noch einen drauf, und eröffnet ebenfalls das Feuer. Das sind zwei Wundlevel für den zischelnden Grundel, von denen er eins absorbiert bekommt mit seinem letzten Benny.
Egon schießt gleichzeitig dem Grundel in den Rücken, und verpasst ihm erneut zwei Wundlevel, jetzt ist er auf dreien, schwach genug für die Falle! Und sie umzingeln ihn hier auf dem Gang zu viert!
Der Grundel kann sich nicht von Shaken befreien, also schleppt er sich durch die Wand in die Haupthalle zurück (im Fangstrahl ist er ja noch nicht) und ist außer Sicht … außer für Winston. Der steht beschützend bei den Kindern. Dann ist seine Aktionskarte auch dran, und er feuert auf den Grundel, macht ihn mit einem Schuss Entangled, und mit dem zweiten Bound! „Ich hab' ihn, Leute!“, schreit er.
Runde 4: Peter spurtet durch die Halle, wirft seine Geisterfalle vorbei an Jordi Fiedler, und tritt auf das Pedal. Der Grundel kämpft gegen den Sog und Winstons Fangstrahl an, kreischt zornig, „Alleeeeec!“
„Hau' ab, verschwinde!“, schreit Alec.
Damit schließt sich die Geisterfalle schnappend, und der Spuk ist gefangen.
Schalter:
Peter berichtet an diesem Abend im Hauptquartier Dana von ihrem Einsatz, als sie von der Orchesterprobe kommt. Die beiden Meredith-Brüder und Jordi Fiedler waren noch eine Weile da, und die beiden Bubele haben sich alles von Ray und Jas zeigen lassen, und sie sahen aus, als wären sie im Schlaraffenland gelandet, quasi Willy Wonkas Schokoladenfabrik.
„Das hier, das ist besser als die Bat-Höhle!“, hat Lee am Schluss gesagt, und es klang, als sei dies für ihn die höchste vorstellbare Auszeichnung.
Peter ist hochzufrieden mit sich und dem Universum, er hat die Arme auf die Lehne der Couch gelegt, während er Dana von diesem Arbeitstag erzählt.
„… Irgendwie war das prima, Babe, nicht nur weil es die sprichwörtliche Rettung im letzten Moment war, sondern weil das Kids sind, denen wir da geholfen haben. Ray und ich werden was ausbaldowern, um ein paar dicke Sonderangebote für Jordi Fiedler in unsere Rechnung einzubauen. Phil muss es ja nicht mitbekommen!“
„Das hat Dich besonders gefreut, diesen Kids helfen zu können!“, lächelt Dana, während sie eine neue Saite auf ihr Cello aufzieht.
„Ja! Für die sind wir jetzt … na ja, sowas wie richtige Helden! Dieser Junge Alec, ja? Der hätte alles verloren, seine Familie, seine Moralvorstellungen, seine ganze Zivilisation. Jetzt gibt’s stattdessen eineinhalb Grundels weniger in der Welt! Ich sag' Dir, viel entlohnender kann ein Job gar nicht sein!“
„Ich freu' mich für Euch! Da habt Ihr was richtig Gutes gemacht. Gut, dass Rabbi Fiedler Euch gefunden hat.“
Peter stupst mit seinem löcherigen Socken gegen ihre Wade, „Hey, was ist los, Dana? Irgendwas stimmt doch nicht mit Dir?“
Sie lässt ihr Cello sinken, und schaut ihn an.
„Na ja, weil Du eben von Zivilisation geredet hast …“
„Da musst Du wieder an Deine Eltern denken, für die ich nicht gut genug bin! … Der Junge ist zu sehr Arbeiterklasse!“
„Oh, sehr scharfsinnig geschlussfolgert, Herr Psychologe! Aber nein, Levon und Nathalie werden sich schon weiterhin an Dich gewöhnen. Eure Publicity imponiert denen, habe ich Dir doch schon gesagt. Aber … ich befürchte irgendwie … dass dieses ganze Ding, Eure obskure Forschung, Deine Unordnung, Deine Bands, Deine mangelnde Zivilisation — Du bist wie ein Höhlenmensch, weißt Du! — mich selber irgendwie zu einem Biest macht.“
„Ha! Aber Du levitierst nicht wieder!“
„Ohne zu levitieren. Versprochen. Ich habe das selbst in mir, verstehst Du. Ich war schon immer so. Ich hatte auf der einen Seite immer eine Leidenschaft für Kunst und Kultur“, und sie schaut dabei auf ihr Cello herab, hält es in Händen, als wäre es zerbrechlich, „Und dann diese Begierde nach etwas Mystischem in meinem Leben. Irgendeinem tieferen Verständnis, für das Kosmos. Vielleicht war das der eigentliche Grund dafür, dass ich Nancy dazu gebracht habe, Kontakt mit Zuul aufzunehmen. Und das war der Grund dafür, dass sie wiederum mich ausgeguckt hat!“
„Aber es ist vorbei.“
„Ja, aber vielleicht ist Zuul nicht völlig dämonisch, Peter …? Vielleicht ist das eine Kraft, von der ich mir etwas abschauen konnte, das ich vorher nicht hatte. Mehr Leidenschaft zum Beispiel.“
„Aber was habe ich damit zu tun? Ich würde sagen, ich bin ein Spieler im gegnerischen Team! Und zwar dem Team, das am Ende den Pokal eingeheimst hat!“
„Ja, ganz genau. Ein Höhlenmensch bist Du trotzdem! Genau der richtige Charmeur, um seine reichen Eltern damit zu erschrecken!“
„Das ist etwas uncharmant!“
„Ja, ich sagte doch, ich bin ein Biest!“
Plötzlich muss Peter lachen, und er sieht Dana an, und dann lacht er wieder, und sie wird davon angesteckt. Dann sagen sie nichts mehr und sie werfen sich einen verliebten Blick zu, der gar kein Ende nehmen will, sozusagen in Slow Motion. Die Art von Frischverliebten, die in der Öffentlichkeit allen anderen Menschen ordentlich auf den Senkel gehen!
„Uh, sie machen es schon wieder!“, sagt Ray, während er mit Egon vorüberläuft, „dieser lange, schmachtvolle Blick!“
„Ja“, sagt Egon anteilnahmslos, „der Grad der Hormonausschüttung sollte eigentlich aus der Ferne messbar sein. Es könnte ein Gerät entwickelt werden, dass als Frühwarnsystem funktioniert.“
„Fasznierende Idee“, sagt Ray, „Aber mit welchem Zweck für die Geisterjagd?“
„Dann wüsste ich, zu welchen Stunden ich von zuhause arbeiten sollte!“, stellt Egon sachlich fest.
⚡
Würfeln wir für die Zeit der Wiederaufnahme der Geschäfte erneut Trade für Phil Croucher. Das ist auch diesmal wieder auf Anhieb ein Erfolg, der Laden kommt also ganz gut über seine Wiedereröffnungszeit, und beginnt — trotz der horrenden Summen für Reparaturen und Wiederaufbau — langsam bereits wieder, profitabel zu werden.
Am Jahresende machen die Ghostbusters erstmals Betriebsferien, um ein bisschen Abstand zu bekommen von dem ganzen Irrsinn des vergangenen Herbst und Winters. Jas und Peter kommen auf die Idee, gemeinsam in Urlaub zu fahren über den Jahreswechsel, alle miteinander. Mindestens Hawaii! Irgendwohin, wo niemand sie kennt, und auf der Straße im Vorbeigehen Fragen über das Leben nach dem Tod stellt! Phil ist schließlich sogar bereit, ein Urlaubsgeld rauszurücken dafür; dann wird es aber ganz bestimmt nicht Hawaii, sondern eher was in der Nähe!
Simple Minds, Don't You Forget About Me
https://www.youtube.com/watch?v=CdqoNKCCt7A
Vom protzigen Balkon ihres Ferienhauses aus gucken sie sich das Feuerwerk an. Jas trägt einen exzellent geschnittenen Anzug, das schwarze Jackett ist über und über besetzt mit glänzenden Pailletten. Er scheint zu versuchen, Brittany neben ihm zu überschillern. Peter trägt auch einen Anzug, aber hat auch sein Baseball-Cap auf mit den seitlichen Bierdosenhaltern und Strohhalmen.
„Schön jedenfalls, dass die Stadt noch da ist!“, sagt Peter, „So aus der Ferne betrachtet macht sie ordentlich was her! Würdest Du nochmal schreien, Winston?“
Winston fragt, „Schreien? Was denn schreien?“
„Na, ‚Ich liebe diese Stadt‘! Das haben die beim Kreuzaufriss bestimmt bis runter auf die Straße gehört. Ehrlich, Mann, das war auf den Punkt. Generationen von Nerds werden Dich noch zitieren.“
„Ha, ha!“, sagt Winston ironisch.
„Nein, echt mal! Schrei' nochmal, ich mach' mit! Oder sollen wir vorher noch einen weiteren Long Island Ice Tea trinken?“
„Wisst Ihr“, sagt Zeddemore, „der ganze Ruhm kam nur deshalb zu uns, weil die von der Stadtverwaltung uns eben angeheuert hatten, und wir deswegen als Erste oben auf dem Gebäude waren. Dieser Marshmallow-Mann war maximal brennbar. Wenn wir nicht mit unseren Protonenstrahlern gewesen wären, dann wäre kurz darauf das Militär da gewesen. Mit ein paar Raketenschlägen hätten die dasselbe ausgelöst.“
„Ja, wahrscheinlich“, vermutet Jas, an seinem Martini schlürfend, „aber vermutlich weniger nachhaltig. Gozer war zu Beginn seiner Emanation von der Energie des Gebäudes abhängig. Nur den Marshmallow-Mann abzufackeln hätte es nicht getan! Seine Energiesignatur war ja bereits in New York! Er hätte sich sehr wahrscheinlich einfach erneut reformiert, und sein Toben fortgesetzt. Spätestens am darauffolgenden sumerischen Feiertag!“
„So?“, fragt Winston, „Sind wir dann sicher, dass das nicht ohnehin noch passieren könnte?“
„Nein, wir können nur raten“, grinst Jas, „wir wissen heutzutage ja nicht, wohin die alten Sumerer damals ihre Feiertage gelegt hatten!“
„Wenn Ihr zulasst, Jungs, dass so etwas unvorbereitet erneut passiert, dann werde ich fuchsteufelswild“, warnt Phil, der mit seiner Frau Maggy hier ist, „das muss ich wenigstens ein paar Wochen im Voraus wissen!“
„Weil wir Manhatten evakuieren müssten“, nickt Winston verständig.
„Ja, nee, weil ich den Stay-Puft-Konzern anrufen muss, und mit denen absprechen, dass sie eine zweite Chance bekommen, den Werbedreh ihres Lebens zu machen!“, sagt Phil.
Janine hat derweil dasselbe geschafft, was ihr nach dem Kampf um das Geister-Center gelungen war, sie steht nämlich bei Egon untergehakt. Natürlich scheinbar nur gegen die Kälte! Es ist auch nicht völlig klar, ob er sich dessen bewusst ist, er ist gerade tief in eine fachliche Diskussion mit Ray vertieft.
„Eins steht jedenfalls fest, Leute“, verkündet Peter selig, „eins steht fest: Wenn unser Raymond hier“, und er manövriert ihn neben sich, „wirklich 24 Stockwerke abgestürzt wäre an jenem Tag, dann wäre ich verdammt nochmal meines Lebens nicht mehr froh geworden! Das war noch näher dran als der Köpper, den Jas kurz vorher fast vom Empire State Building gemacht hatte! Dann hätte Gozie genauso gut auch gewinnen können, da hätte ich mich gehackt gelegt! Ray, mein Lieber: Es mag schmalzig klingen, aber ich bin so verdammt froh, dass diese Markise da war, dass Du so ein irrsinniger Glückspilz bist, und dass es Dich gibt!“
„Och, ja … ich freu' mich auch!“, sagt dieser bescheiden.
„Ohne Dich wäre meine bescheuerte Idee nie wirklich losgegangen! Und seht uns an, wo wir alle jetzt stehen!“, sagt Peter großspurig.
„Ein Hoch auf gute Freunde!“, sagt Ray, und sie trinken alle.
„Dann bin ich ja mal gespannt auf unser zweites Geschäftsjahr!“, sagt Jas fröhlich.
„Na ganz einfach, ich sag' Dir, was passieren wird“, sagt Peter besoffen, „Du und Egon baut einen Verbannungscontainer, der über zwei Stockwerke geht. Ray beginnt nebenher eine Serie von Dates mit dem Traum-Geist, und kämpft im Fernsehen dafür, dass sowas auch gesellschaftlich okay ist. Phil schicken wir nach Tokyo, da verwaltet er uns aus der Ferne in einem schicken Wolkenkratzer, da hat er endlich den Abstand zu uns, den er immer so gern hätte. Winston und Janine fahren mit dem Ecto-1 vor, vor unserer Zentrale, wo bis dahin ‚Ghostbusters International‘ steht, in riesigen, goldenen Lettern.“
„Und Du und Dana, Pete?“, fragt Ray angeheitert.
„Das ist einfach! Ich und Dana stehen gleichzeitig in deren neuer Küche, und die Schachtel Eier auf der Anrichte geht auf, wie von Geisterhand, Eierschalen platzen … aber es ist ein niedliches Küken drin!“
„Ende gut, alles gut“, sagt Ray.
„Genau!“, sagt Peter, mit einem breiten Lächeln.
Kurz darauf haben sich die anderen lärmend ins Innere des Ferienhauses verzogen. Nur Jas und Dana halten es noch einen Moment länger in der Kälte auf dem Balkon aus, sie haben sich festgequatscht. Auf das Geländer gestützt stehen sie da.
„... Aber was bedrückt Dich denn noch, Dana?“, fragt Jas gerade, „Ich würde sagen, Du hast es redlich verdient, Deinen neuen Anfang zu genießen! Du hast eine Episode spektakulärer Besessenheit überstanden, bist quietschlebendig, und hast nebenher den zweitcharmantesten Junggesellen New York Citys abgegriffen! Wobei der erstcharmanteste natürlich ich bin. Aber ich bin nicht zu haben, ich stehe auf Fotografinnen!“
Sie lacht, und sagt, „Ich muss das alles noch ein wenig verarbeiten, Jas. Meine Dirigenten und Chefs liegen mir in den Ohren, ich müsse am Orchester jetzt wieder voll durchstarten. Gleichzeitig habe ich das Gefühl … nach all dem, was im Herbst passiert ist, kann die Welt sich überhaupt einfach so weiterdrehen, als wäre nichts gewesen?“
„Na, darauf hofft die westliche Zivilisationswelt doch stark!“
„Was, wenn nicht? Was, wenn das alles nur der Anfang war?“
Jas lacht fröhlich, „Na, wen ruft man dann an?“
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