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[Savage Worlds] Ghostbusters Solo Play

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Da heute Halloween ist, ist doch eigentlich die richtige Gelegenheit, hier wieder mal zu posten!


Teil II: Was war, wird wieder sein
Nachdem nun der Grundstein gelegt wäre, kann sich die Story jetzt noch freier von der Vorlage weg entwickeln. Hier beginnt nämlich im Original die Handlung von Ghostbusters II, dem ersten Folgefilm, und für den wurden damals bereits ordentlich Kompromisse gemacht. Ich hätte da was Spezielles im Sinn um da Veränderungen anzustellen …!

Unter anderem möchte ich ja der Geschichte eine Drei-Akt-Struktur geben, was für Teil II bedeutet, dass er klassischerweise in einem dramatischen, sogenannten ‚All Is Lost Moment‘ enden sollte, der dann in Teil III mündet. Teil II ist demnach quasi der ‚Empire-Strikes-Back’-Teil unserer Trilogie: Die entsetzlichen Pläne von Ghost World werden klar, und die Protagonisten erleben am Ende einen dramatischen Rückschlag.

Erster Schritt hierbei: Wir verlegen die Geschehnisse nach vorne. Der Film Ghostbusters II spielt 1989, fünf Jahre nach Teil I; in dieser Kampagne soll jedoch 1986 schon alles weitergehen, mit nur zwei Jahren dazwischen. Die Ghostbusters sind in dieser Zeit auch nicht etwa auseinander gegangen, und ihr Ruhm ist ganz gewiss nicht verblasst. Entsprechend haben die Wild Cards auch noch keine separaten Karrieren begonnen, wie zu Beginn vom Film Ghostbusters II dargestellt. (Das heben wir uns für später in der Kampagne auf!)


Was die Spielregeln betrifft, kriegen unsere Wild Cards keine Advances für diese zwei Jahre, denn EXP sollen sie sich nur im eigentlichen Gameplay verdienen können. Sie haben sich als Persönlichkeiten in dieser Zeit zwar etwas weiterentwickelt, aber in ihren Fertigkeiten nicht so sehr, dass es sich regeltechnisch niederschlagen müsste.

Sie haben viele kleine und größere Einsätze gehabt im Verlauf der Jahre '85 und '86. Für diese Einsätze stelle ich mir vor, dass sie ebenfalls auf den besseren Folgen aus der Zeichentrickserie The Real Ghostbusters basieren (wie auch die zurückliegenden beiden Einsätze in diesem Spielbericht, mit den Werhühnern und dem Grundel). Allem voran wird dabei das erste Zusammentreffen mit der rätselhaften Entität Sandman noch relevant werden, das machen wir später. Außerdem der psychische Vorstoss der Geisterjäger in eine in sich geschlossene Traum-Realität bei der Jagd auf den legendären Boogeyman, der in Kleiderschränken lauert, und schließlich ihr Kampf gegen die Wesenheit Samhain beim albtraumhaften Halloween von '85!

Derzeit, im Dezember 1986, stehen die offiziellen Geschäfte jedoch plötzlich fast still …

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Zwei Jahre später.
Manhattan, 1986.
Zwischen den Gehwegplatten sickert eine glänzende, tief violette Subtanz hervor. Es gibt ein dumpfes Geräusch, als sie hervortritt, so tief, dass es fast unhörbar ist; tausendfach verstärkt würde man Albträume davon bekommen, wenn man solch eine Aufzeichnung zu hören bekäme. Die violette Substanz kommt von tief unten herauf. Das Zeugs ist überall in diesem Stadtteil: In Regenabflüssen, auf Hinterhöfen, zwischen Mülltonnen, manchmal bildet es sogar dünne Pfützen auf der Straße. (Einige Lokalzeitungen recherchieren eifrig, um irgendeinen Chemieunfall-Skandal aufzudecken, der dahinter stecken könnte, aber haben bisher noch keine konkrete Spur.) Hunde, Katzen, Ratten und Schaben meiden dieses Zeugs instinktiv; die New Yorker jedoch — mit ihren dicken Schuhsohlen — stiefeln einfach darüber hinweg.





Dana Barrett schiebt ihren dunkelblauen Kinderwagen die Straße entlang, sie ist beladen mit einer übervollen Einkaufstüte. Als ehemalige Berufsmusikerin hat sie immer noch beinahe das sogenannte Absolute Gehör, und es ist letztlich nur schärfer geworden. Der Straßenlärm zerrt heute Nachmittag wie so oft ordentlich an ihren Nerven. Die New Yorker pöbeln sich gegenseitig an wie eh und je; zwei Krawallbrüder sehen sogar so aus als wollten sie eine Schlägerei miteinander anfangen am helllichten Tag. Dana weicht ihnen aus, und steuert dabei durch die violette Substanz zwischen den Steinplatten-Fugen. Ohne es zu merken.

Das ist Danas Einstiegsszene, wir befragen die Orakel aus dem One Page Solo Engine für ‚Set the Scene‘: Die Orakelwürfel geben eine ‚Altered Scene’ vor; ein Zufallsereignis soll stattfinden, nämlich physically Harm the physical Community. Oha, krass. Das verschärft den Ton, wie er in der Filmvorlage dargestellt ist, um ein paar Nuancen! Das machen wir so:

Um die Gebäudeecke auf der großen Kreuzung brettert in dem Moment mit 90 Sachen ein brauner Ford, und ein Polizeiwagen mit plärrenden Sirenen brettert direkt hinterher. Ein Schuss peitscht über die Szenerie hinweg! Die Passanten schreien auf und ziehen die Köpfe ein. Von vorweihnachtlicher Besinnlichkeit keine verdammte Spur! Der Polizist im Streifenwagen hat mit seinem Schuss das Hinterrad des Fluchtwagens erwischt. Der Fahrer versucht aber rücksichtslos weiter Stoff zu geben. Dadurch kommt er von der Spur ab, vermeidet einen Frontalcrash mit einer entgegenkommenden Karre, und schlingernd, schwelend, und stinkend brackert er von der Straße, auf den Bürgersteig! Menschen stieben in heller Panik auseinander. Die Kühlerhaube des braunen Ford kracht in einen hohen Stapel Mülltonnen, die durcheinander poltern, und Müll auf dem Fluchtauto verteilen. Dana ist im Gewühl der Fliehenden zu Boden gerissen worden, sie hat ihre Einkaufstüte verloren, als sie auf dem Hosenboden gelandet ist. Der Kinderwagen steht noch neben ihr. Zwei Gangster mit Strumpfmasken über den Gesichtern springen hektisch aus dem Auto, und feuern mit kleinkalibrigen Ballermännern auf die Streifenwagen, um zu Fuss weiter abzuhauen!

Dana ist schon wieder auf den Füßen, schnell wie eine Raubkatze, und greift nach dem Kinderwagen. Um sie herum recken die Neugierigen bereits wieder die Köpfe, um zu sehen, ob die Gangster entkommen, und bilden eine Traube. Dana greift ins Leere: Der Kinderwagen ist von selbst weiter gerollt. Offensichtlich ein Zufall, nimmt sie an, stimmt aber nicht. Unter ihren Füßen fließt nämlich die tief violette Schmadder aus den Gehwegfugen, durch die sie gefahren ist, und rosa Fäden haben sich um die Räder gewickelt! Sie greift sofort erneut zu, noch determinierter. Der Wagen reißt sich jedoch psychokinetisch bewegt aus ihrer Hand, als er noch schneller wird! Sie schreit auf in einer Mischung aus Wut und Entsetzen, und hechtet hinterher, um den Wagen mit beiden Händen zu packen, aber erreicht ihn im Gewühl nicht mehr. Der Insasse an Bord mit seinem blauen Babymützchen wird ordentlich durchgerüttelt, scheint aber noch keinen Argwohn zu schöpfen.
„Halten Sie den Kinderwagen auf!“, schreit Dana fassungslos, als sie den Gehweg herunter stürmt.
Angepisste und verwunderte New Yorker stehen mit stumpfen Gesichtern daneben, oder weichen sogar lieber aus, statt zu helfen. Alle sind abgelenkt von der Verfolgungsjagd der Polizei, und obendrein etwas zu überrumpelt von dem merkwürdigen Bild, als dass sie direkt reagieren würden.

Dana fletscht die Zähne und setzt diesen besonderen, seltsamen Blick auf, den sie manchmal draufhat, und beginnt derartig zu sprinten, dass der Abstand wieder zu schmelzen beginnt! Sie ist offensichtlich sehr sportlich, und sehr ruchlos.

Wir machen mal eine Chase-Sequenz (SWADE S. 113), um zu sehen, ob's trotz allem so ausgeht wie im Film. Dana startet ein Kartensegment hinter dem Kinderwagen. Maneuvering-Würfe auf der Karten-Sequenz machen wir hier mit Agility (der psychokinetisch gesteuerte Kinderwagen hat einen W10).

Runde 1: Der Kinderwagen hat einen Joker als Aktionskarte! Er beschleunigt umso mehr, fährt in einem irren Slalom zwischen einem Trupp verdutzter Bauarbeiter hindurch. Damit kommt er locker zwei Segmente auf der Chase-Sequenz voran. Dana konzentriert sich auf ihren Sprint, und würfelt Agility. Aber trotz zwei ihrer drei Rerolls kommt sie nur ein einzelnes Segment weit! Sie muss sich durch die tumben, tollpatschigen Schaulustigen und Bauarbeiter durchrempeln und schieben; sie schreit wütend, „Gehen Sie doch aus dem Weg!“

Runde 2: Dana hat ein As als Aktionskarte, aber es ist eine Kreuz-Karte, ein Hindernis also! Ein Truck kommt im Rückwärtsgang aus der engen Einfahrt vor ihr, und kreuzt den Bürgersteig, gerade, als der Babywagen an seinem Heck vorbeigeschossen ist! Dana kostet das Rangieren des Fahrzeugs wertvolle Sekunden. Sie muss Agility würfeln, um nicht durch einen Bump zurückgesetzt zu werden auf der Chase-Sequenz (SWADE S. 116). Trotz ihrem letzten Reroll schafft die den Wurf nicht: Sie schreit verzweifelt, „Anhalten!“, aber der Fahrer hört überhaupt nix, er hört volle Möhre Christmas Rock Hits auf Kassette. Sie versucht auf die Straße auszuweichen vor dem LKW-Heck, aber da brackern gerade Autos entlang, und hupen aufgeregt! Jetzt hat sie auf der Chase-Sequenz drei Felder Abstand zu ihrem Ziel. Statt noch eine weitere Sekunde verstreichen zu lassen, klettert sie zähnefletschend einfach über die flache Kühlerhaube des rangierenden Trucks hinweg (der schnauzbärtige Trucker guckt die an, als wäre sie nicht ganz dicht), und versucht, dadurch wieder aufzuholen. Sie erreicht tatsächlich ein Raise, und rückt somit zwei Kartensegmente vor! Jetzt ist der Abstand nur noch ein Segment! Dann agiert der Kinderwagen, der sein aberwitziges Tempo weiterhin hält, und schlingernd Zeitungsstände und Parkuhren passiert. Er vergrößert den Abstand wieder auf zwei. Kommt er noch zwei Segmente weiter, kann er die Chase-Sequenz verlassen und endgültig im Gewühl entkommen!

Runde 3: Aber nicht mit Dana Barrett! Diese Runde nämlich ist ihr König ein kleines bisschen vor dem Buben des Ziels dran. Sie muss den Wagen erreichen und danach bei einem separaten Manövrieren-Wurf überwürfeln, um ihn zu packen, alles am besten noch auf dieser Aktionskarte. Aber ihr König ist ein Kreuz König, und gibt deshalb ein weiteres Hindernis an! Endlich ist jedoch das Würfelglück auf ihrer Seite: Sie würfelt zuerst erfolgreich gegen den Bump, flankt somit an einer Traube schwatzender Frauen vorbei. Sie erreicht mit einem Raise den Kinderwagen — als dieser gerade auf die Straße abgebogen ist, um seine hartnäckige Verfolgerin durch die Überquerung abzuhängen! Sie winkt den Autos in Panik, damit sie anhalten, und Bremsen quietschen! Und als drittes gelingt noch Danas regulärer Wurf auf dieser Aktionskarte, mit dem sie den Griff des Wagens packt und ihn zum Stillstand bringt. Damit hat sie die Sequenz noch rechtzeitig für sich entschieden!

Sie hebt Oscar aus dem Wagen und drückt ihn an sich. Autos um sie herum fahren wieder an, hupen, umrunden sie vorsichtig, Fahrer gestikulieren aufgebracht. Dana sieht sich um, erleichtert, aber völlig verdattert: Sie kann nicht fassen, was da gerade geschehen ist. Die Polizeisirenen peitschen noch über die Straßenkreuzung hinweg, während sie sich entfernen.

Ein ominöser Windstoß fegt heftig über die Straße, zerrt an ihren dunklen Locken, bringt Zeitungspapier zum Fliegen, und verteilt einen fast unmerklichen, violetten Dunst, der aus einigen der Gullis aufsteigt ...



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Ray und Winston haben sich in ihre Arbeitsoveralls eingetütet, um sich bereit zu machen für ihren heutigen Einsatz.
„Schneidig seht Ihr aus wie immer, Männer“, sagt Phil Croucher im Vorbeigehen, aber ironisch.
„Danke sehr!“, schmunzelt Raymond, total unironisch.
Phil mosert, „Aber ehrlich mal, Männer, Ihr solltet nochmal drüber nachdenken, was ich gesagt habe: Winston, der Schnauzer sollte ab! Denk’ doch mal an die Fans. Die Fans hätten Dich gerne ohne Muschiputzer, wie sieht denn das aus! Und Ray, Dir sollten wir die Haare orange machen. Etwas mehr Farbe!“
„Damit wir aussehen wie in Eurer Fernsehshow, ja, ja“, lacht Winston, „vergiss' es, Croucher!“
„Aber es wäre publikumswirksam! Habt Ihr etwa vergessen, was diese Show für Einschaltquoten bekommt? Das geht durch die Decke! Die ‚Real Ghostbusters‘ sind mittlerweile doch noch populärer als die eigentlichen Ghostbusters! Darum solltet Ihr Euch vielleicht ein klein wenig so stylen wie im Fernsehen, wenn Euch der Erfolg unserer Firma am Herzen liegt. Ich sag' ja nur.“
„Hat er Dir erzählt, was er mit Spengler machen wollte? Blondgefärbte Haare und so eine Art gezwirbelte Haartolle und so?“, fragt Winston Ray, als sie einsteigen.
„Ja, ein Albtraum. Und verschiedenfarbige Arbeitsanzüge für alle. Deiner ist auf den Entwürfen weiß, Winston!“
„Ja, genau, weiß! Mein Arsch!“, lacht Winston, und fährt an.
„Gib' Stoff, wir sind schon spät dran!“



Das Einsatzfahrzeug bräuchte mal ein paar Reparaturen


Das Ecto-1 röhrt die Straße herunter, mit Sirenen und Blaulicht. Die alte Karre muss dringend repariert werden, der Motor stottert, der Auspuff knallt, und das schmuddelige Gefährt zieht eine unübersehbare Abgaswolke hinter sich her! Aber was soll's, sie haben eben einen eiligen Einsatz!
Jetzt mit quietschenden Bremsen angehalten vor dem Mietshaus, Protonenpacks aufgeschnallt, und ab in den fünften Stock!
„… Wie viele sind es?“, fragt Ray die blondgelockte Auftraggeberin.
„15!“, sagt diese, einigermaßen aufgeregt.
„Oha“, sagt Ray, und die beiden Geisterjäger sehen sich an. Das wird hart!
Dann platzen sie in den Raum, Winston schultert den Ghettoblaster. Der Mega-Hit von vorletztem Jahr erschallt, ‚Ghostbusters‘ von Ray Parker, Jr., der auch gleichzeitig die Titelmelodie der Zeichentrickserie ist, die Phil Croucher derzeit in Japan billig produzieren lässt. Die 15 Rotznasen auf der Kinderparty gucken groß.
„Da ist was faul / In der Nachbarschaft / Wen ruft Ihr dann?“, singen die beiden mit Ray Parker, Jr. mit.
Beim ersten Refrain kooperiiert die Kinderhorde halbherzig, beim zweiten Refrain rebellieren sie, und antworten enthusiastisch, „He-Man!“
Na ja, es ist 1986, He-Man dominiert eben noch einmal das Weihnachtsgeschäft.
Eternia im Allgemeinen — und He-Man und Skeletor im Besonderen — preisend, verzieht sich die minderjährige Horde kurz darauf.
„Das sieht nicht allzu gut aus!“, sagt Ray, ironisch eine andere Textzeile zitierend (‚an‘ it don’t look too good‘). Er und Winston gucken sich doof an.

Vom Geburtstagskind persönlich müssen sie sich kurz darauf noch erzählen lassen, dass sein Dad fände, dass sie und ihre Firma der letzte Scheiß wären, und dass das der Grund wäre, warum sie derzeit keine Einsätze kriegen würden.
„Jason!“, ermahnt seine Mom ihn.
„Hey, Jason!“, entgegnet Winston ermunternd, „Aber willst Du nicht auch ein Ghostbuster werden, wenn Du groß bist?“
„Arsch lecken, nee!“, tönt der Bengel, „Wenn ich groß bin, werde ich Regisseur, und dann mache ich ernsthafte Filme!“

Immerhin war der Kuchen lecker. Mit zwei albernen Party-Hütchen auf den Köpfen kommen Ray und Winston nach getaner Arbeit aus dem Wohnhaus, „Jederzeit anrufen!“, sagt Ray noch hoffnungsvoll zur Verabschiedung, und die beiden helfen sich gegenseitig, die Protonenpacks abzusetzen und in das Gestell im Ecto-1 einzuladen.
„Undankbare Yuppie-Larven! Wir hätten denen ja mal vom Grundel erzählen können, oder vom Boogeyman, oder so! Nach allem, was wir für diese Stadt getan haben, ja?“
„Ray!“, sagt Winston, „Was haben wir denn für die Stadt getan? Wir haben einen dreißig Meter Marshmallow-Mann gezaubert! Und sind daraufhin von jeder staatlichen oder halbstaatlichen Instanz verklagt worden!“
Er nimmt Ray das bescheuerte Partyhütchen vom Kopf und wirft es den Packs hinterher in den Kofferraum, und knallt die Wagentür zu.
„Ja!“, gibt Ray etwas melancholisch zu, „Aber es war heiß!“


New York City beim Wintereinbruch 1986, wir sehen die Hochhäuserschluchten, die in der Dezembersonne glänzen, den Times Square, die wimmelnden Menschenmassen zur Rush Hour, Überholmanöver, Lärmbelästigung, Blechschäden, die Exzesse der Reichen auf den Prachtstrassen und die der Armen auf zwielichtigen Hinterhöfen. Unterhalb der rissigen Fundamente der Stadt sickert abermals eine Gelee-artige, leuchtend violette und pinke Substanz zusammen, bahnt sich allmählich ihren Weg. Ungesehen von den Menschenmassen der New Yorker an der Oberwelt.


In ihrem total verrauchten Sendestudio sitzen derweil Radiomoderator Percy Hayburn und sein Kollege Carl Gabriel zusammen, und beömmeln sich über den Stand der Dinge, über die Demokraten, über Nicht-Konservative, und über die Lage der Nation insgesamt.



Percy Hayburn und Carl Gabriel heizen der Ostküste weiterhin ein, auf WABC


„… Wenn Du so auf die Zahlen der Vorumfrage guckst, Percy, dann möchte man meinen, Du hast ein Gespenst gesehen!“, lacht gerade Carl Gabriel in sein Mikro.
„Halt' bloß den Rand! Ich habe noch nie ein Gespenst gesehen, genau genommen. Und die Tausenden von Menschen in dieser Stadt, die haben das auch nicht. Ganz entgegen dem, woran manche verzweifelt festhalten, und was sich gerade zum zweiten Mal gejährt hat — dem Moment der allgemeinen Massenhysterie.“
„Du, Percy, warst ja Augenzeuge vieler der Szenen in Manhattan vor zwei Jahren …“
„Ganz recht, Carl, und Gott weiß, ich kann bezeugen, dass ich nichts gesehen habe, keine Gespenster jedenfalls! Auch die meisten Bürger, die sich selbst als ‚Augenzeugen‘ der Katastrophe beim Central Park West bezeichnet haben, schlagen mittlerweile einen deutlich nüchterneren Tonfall an, wenn man sie heutzutage fragt, wie das da gewesen ist.“
„Bliebe zu klären, wie die Öffentlichkeit sich dermaßen in ihre Panik hinein steigern konnte.“
„Ganz genau, Carl! Mag vielleicht zusammenhängen mit den Sprengungen an den Gebäuden in 55 Central Park West und 14 North Moore Street, letzteres auch bekannt — und berüchtigt! — als die Geisterjäger-Einsatzzentrale! Herrgott, Carl, die Dreistigkeit zu besitzen, das Dach des eigenen Gebäudes mit TNT hochgehen zu lassen, nur um den Verdacht der Öffentlichkeit von sich selbst abzulenken …“
„Richtig, Percy: Du bist nicht der einzige, der seitdem vermutet, dass New York City und unser geliebtes Amerika damals auf spektakuläre Weise hinters Licht geführt wurden!“
„Der Bürger New Yorks ist nunmal ein aufrechter Geselle, Carl; er mag eines ganz und gar nicht: Verdammt nochmal veräppelt zu werden! Und es darf bei dieser Geschichte auch nicht vergessen werden, was alle möglichen Sauereien mit chemischen Halluzinogenen betrifft.“
„Den Vermutungen mancher Chemiker, was den Einsatz von halluzinogenen Nervengasen betrifft, ist bis heute noch nicht ausreichend nachgegangen worden!“, bestätigt Carl Gabriel prompt.
Percy Hayburn schnarrt angriffslustig, „Es mag in jüngster Zeit endlich still geworden sein um die Ghostbusters, dank der einstweiligen Verfügung. Ein erstes Zeichen dafür, dass es in dieser Stadt wohl doch so etwas wie Recht und Gesetz gibt! Aber dass das Eine klar ist: Der aufrechte Bürger New Yorks hat nichts vergessen! Diese Stadt hat immer noch eine verdammte Rechnung offen mit diesen Scharlatanen!“

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In einer dunklen Gasse hinter dem Gebäude machen Peter und Ray sich fertig für ihren Einsatz. Mit ihren Glimmstengeln in den Mundwinkeln hantieren sie eilig in der Dunkelheit. Sie tragen schmuddelige, brandfleckige Pullover über ihren Arbeitsoveralls (vor allem, damit man die ‚Nicht-Spuken‘-Logos auf den Schultern nicht sieht). Peter trägt dazu passend sogar eine schwarze Einbrechermütze. Sie wickeln mit geübten Handgriffen die beiden Protonen-Packs aus den unscheinbaren Plastikplanen aus, und helfen sich gegenseitig, sie aufzusetzen. Hektisch raunen sie miteinander, „Hier, halt’ mal“, „So, festzurren den Gurt, Scheiße, zu eng die Scheiße!“, und so weiter; Peter muss irgendwann anfangen zu lachen, er kriegt offensichtlich schlagartig gute Laune bei dem Ganzen. Ray lacht auch, er lässt sich von guter Laune nun mal leicht anstecken.
Dennoch raunt er schließlich, als sie fertig montiert sind, „… Vielleicht sollten wir das diesmal nicht machen, Venkman. Ich hab' irgendwie ein schlechtes Gefühl bei dem ganzen hier.“
„Du bist nur ein Jammerlappen, das ist alles!“, kommentiert Peter mit einem fiesen Grinsen, „Denk' dran, was der gesagt hat, das hier ist dringend!“
„Ich will nur nicht auffliegen …“
„Wir fliegen ja auch nicht auf! Und überhaupt, Du Knalltüte, willst Du ewig auf Kindergeburtstagen auftreten, oder was? Schön mit Zeddemore den Pausenclown machen, oder was?“
„Um Gottes Willen, nein …“
„… Hier, komm. Wir machen das mit den Sonnenbrillen. Cool und gefährlich!“, raunt Peter halblaut.
„Das is' Quatsch, das mit den Sonnenbrillen! Sonnenbrillen bei Nacht, so'n Quatsch!“
„Cool und gefährlich, Alter! Und überhaupt: Was, wenn jemand unsere Fressen sieht!“
„Du willst doch nur die Kunden foppen.“
„Jau. Aufgesetzt, die Dinger.“
„Okay.“
Sie werfen ihre Zigarettenstummel weg und setzen ihre Sonnenbrillen auf, während sie an der Hintertür klingeln. Versuchen beide, ein Kichern zu unterdrücken.
Der Auftraggeber ist ein großer, dicker, blässlicher Typ mit Ziegenbart und Metal-Mähne. Er schrickt zurück, als er die zwei bebrillten Visagen im Zwielicht sieht, mit ihren merkwürdigen Rucksack-Einheiten.
„Ach, Ihr seid das, Jungs“, sagt er dann aber, „Endlich!“
„Sieh' zu, dass Du uns reinlässt, Ralph“, sagt Peter, „Keiner darf uns sehen!“, und im Eintreten sagt er, „Ich hoffe, Dir ist klar, was wir hier für ein Risiko eingehen, wenn wir das machen!“
„Ja, ja, ja!“, raunt der Dicke schnell, „Klar weiß ich das, Mann! Danke, dass Ihr das hingekriegt habt. Ist echt eine Sache von Leben und Tod hier!“
„Ach so, ich dachte, der Störenfried ist tot, nicht lebendig!“, sagt Ray belustigt, und zu Peter sagt er, „Siehste? Ich kann nämlich auch geistreich sein!“
Der stämmige Venkman gibt ein abfälliges Geräusch von sich.
Ralph sagt nervös, „Ja, klar. Diese Kanalratte bringt mich noch um den Verstand! Mittlerweile kann man das Zimmer gar nicht mehr betreten! Das ist lebensgefährlich. Höchste Eisenbahn, dass Ihr Euch dem annehmt!“

Vor der Zimmertür machen sie Halt, und der ziegenbärtige Ralph deutet mit zitterigem Finger auf eine ganze Menge Objekte, die im Türblatt stecken.
„Seht Ihr das …? Unter diesen Bedingungen muss ich hier leben, versteht Ihr?“
„Meh. Das is' ja wie im Psychothriller“, knurrt Venkman.
„Sind das etwa Klingen …?“, raunt Ray fasziniert.
„Leise, Leute, bloß leise! Der Dreckskerl hat sehr gute Ohren … Die verdammte Axt ist das, aus meinem Geräteschuppen hinterm Haus! Und alle großen Schraubendreher und Meißel. Stecken da seit drei Tagen. Seitdem ist endgültig klar, dass der Scheißkerl Ma und mir ans Leder will! Er will die Wohnung zurückerobern, um die wieder für sich zu haben!“
„Mit dem Ableben erlischt aber leider der Anspruch auf Wohnraum — außer selbstverständlich in unserem heimeligen Verbannungscontainer“, ermuntert Ray mit schiefem Lächeln.
„Dieser Typ, der ist der schlimmste Vermieter aller Zeiten“, sagt Ralph verzweifelt, „und in dem Zimmer liegt ja nicht nur der Aktenordner, den er will. Da liegen auch andere Unterlagen, die ich brauche! Der Makler, der die Vermietung übernommen hat, glaubt mir zwar; der kannte den alten Tyrannen noch persönlich! Bevor er abgenibbelt ist. Aber die ganzen Versicherungen, die glauben mir doch nicht, dass ich nicht an meine einzureichenden Unterlagen ran komme … weil das Zimmer durch Spuk blockiert ist? Die halten mich für total plemm-plemm!“
„Und er kommt immer raus, sobald man an den Ordner mit Ihrem Mietvertrag ran will, ja?“, fragt Ray.
„Ja genau, der alte Zausel wollte den zeitlebens wieder einziehen! Total senil war der am Schluss, ein totaler Kotzbrocken. Jetzt bewacht er ihn als Gespenst!“
„Wir gehen da rein. Auf drei, Stantz!“, sagt Peter, mit funkelnden Augen.
„Roger“, nickt Ray begeistert, beide ziehen ihre Strahler von den Rucksack-Einheiten, und legen die Daumen auf die Kippschalter.
„Lasst Euch nicht mit der Axt bewerfen!“, sagt der dicke Ralph, und weicht ängstlich zurück.
„Einszweidrei!“, zischt Peter, und beide aktivieren ihre Protonen-Packs, das dramatische Geräusch der hochfahrenden Cyclotrons ist auf den Knopfdruck hin zu hören. Der Auftraggeber zuckt davon erneut zusammen, und tritt lieber noch einen Schritt rückwärts.

http://hprops.com/sounds/KJH_PackstartCombo.mp3
Die Finger finden immer noch geübt den Startup-Button!

Peter und Ray reißen eilig die Tür auf, und beäugen die Axt und die Schraubendreher, die tatsächlich von innen in der Tür stecken. Der Raum ist fast hell durch das Straßenlaternenlicht, das durch die unordentlichen Jalousien hinein fällt, aber das Licht hat eine ungewöhnliche Qualität … eine Nuance zu grünlich. Genau in der Raummitte liegt der besagte Aktenordner ominös auf dem alten Teppichboden.
Stanz versucht den Lichtschalter, aber der hat ominöserweise keinen Strom ...



Spielaufstellung für den Einsatz


Das machen wir mit einem Spielplan-Segment aus Zombicide. Alle Türen sind noch zu, außer der mit Werkzeugen gespickten, durch die unsere Helden Peter (grün) und Ray (gelb) den Raum betreten können. Am Boden liegt der begehrte Aktenordner (grüner GB-Marker). Das Signal des unsichtbaren Spuks befindet sich noch im Nebenzimmer (violetter Marker).

Runde 1: Peter geht vorsichtig in den Raum, und sieht sich um, den Protonenstrahler im Anschlag. Am Ende seiner Schleich-Bewegung würfelt er Stealth als Free Action (SWADE S. 35), mit Erfolg. Ratlos bleibt er vor dem Aktenordner stehen. Er dreht sich nach Ray um, und befiehlt flüsternd, „Komm‘ schon, Stanz, such‘ ihn!“ Das ist ein Support-Wurf mit knappem Erfolg.
Ray ist am Zug, er kommt auch in das Zimmer, hebt das PKE-Gerät, das sofort zu zirpen beginnt. Er wirft zwei Höchstzahlen, und kommt auf eine 11, das macht 12 durch Peters anspornenden Support, und 13 dank dem PKE-Gerät. Damit hat Ray das Signal sofort lokalisiert, er presst die Lippen aufeinander, und wedelt aufgeregt mit dem Zeigefinger auf die Tür zum Nebenzimmer. Rays Stealth-Wurf war leider ein Misserfolg, er hat immer noch nur einen W4 und ist halt ein bisschen tapsig!
Damit ist das Gespenst auch dran, es hat Ray gehört, und fährt unsichtbar in den Raum!



Das PKE-Signal nähert sich schlagartig!


👻The Killed Landlord Ghost
Class III Anchored Ectoplasmic Entity
Attributes: Agility d6, Smarts d6, Spirit d8, Strength d8, Vigor d6
Skills: Athletics d8, Fighting d8, Focus d8, Intimidation d10, Notice d6, Stealth d10
Pace: 7; Parry: 5; Toughness: 5
Special Abilities:
• Ectoplasm: When a ghost hits an opponent with a Fighting attack, Touch Attack, Grapples or Pushes them, the attack additionally causes one Level of Fatigue (not above two, so characters cannot become Incapacitated by this).
• Ethereal: Ghosts are immaterial and can move through obstacles, ignore physical attacks and Wound penalties. As a free action, it may become immaterial, exchanging it's miniature for a PKE marker. The marker cannot be seen or attacked directly, but sensed with a PKE meter, and use its powers.
• Fear (-1): This ghost causes Fear checks at -1 when it lets itself be seen.
• Flight: The ghost can fly at Pace 7 and ignore the effects of difficult ground.
• Powers: This ghost uses Focus as its Arcane Skill and has the powers Darkness, Havoc and Telekinesis. It always has enough Power Points for using its powers.



Der pedantische Tyrann kann nicht von seinen damaligen Akten lassen


Eine heiserer Schrei ist zu hören, und eine kalte Windböe schmettert aus dem Nichts gegen Peter und Ray. Das ist ein Erfolg mit der Kraft Havoc, und unsere Helden werden vom Windtosen Distracted, und müssen Strength würfeln. Der stabil gebaute Venkman bleibt (wenn auch taumelnd) auf den Füßen, Ray wird von der telekinetischen Wucht erfasst und rückwärts gegen eine Wand geschleudert, und wird durch die Kollision Shaken!

Runde 2: Damit ist er auch dran, würfelt gegen Shaken, aber schafft es aufgrund seines Distracted-Abzugs nicht! Mühevoll zieht er sich an einem der Regale hoch, ringt um festen Stand.
Peter hat irgendwie Bammel um Ray, und insbesondere auch um sich selbst, er will ihnen beiden schnell mal etwas Zeit kaufen, um sich zu sortieren! Er schießt mit einem krachenden Protonenstrahl die Tür zum Nebenraum in Stücke, Funken fliegen von den Türangeln, und mit einem hastigen Fußtritt (als Multi-Action) befördert er den ominösen Aktenordner durch die aufgesprengte Tür ins andere Zimmer! (Dafür hat er schon zwei Bennies für Rerolls verbraten, aber ich gebe ihm einen Neuen für seinen Nachteil Ruthless (Wild, aggressive energy).)



Peter hat den Aktenorder (grüner Marker) ins Nebenzimmer gekickt, um Zeit zu kaufen


Saust das unsichtbare PKE-Signal hinterher, wie geplant? Die Orakelwürfel sagen entgegen aller Wahrscheinlichkeit mit großer Bestimmtheit nein! Das muss bedeuten, dass das Gespenst sich stattdessen materialisiert, um den Unruhestiftern an den Kragen zu gehen!

Die Geisterjäger müssen dabei ihren Furcht-Wurf ablegen. Beide schaffen es gerade so beim Anblick der knöchernen Visage aus dem Jenseits. Die dürren Klauen versuchen, Peter in den Griff zu bekommen, und er kann sich nicht entwinden, und ist Entangled. Eingeschleimt wird er obendrein, für ein Level Fatigue.



Peter findet sich im Griff des materialisierten Phantoms


Runde 3: Der Spuk lacht hysterisch, und schleudert den stämmigen Venkman rücklings, raus aus dem Zimmer, zurück in den elektrisch beleuchteten Flur! Er zerschmettert dort draußen beim Aufprall das Telefontischchen und eine Kork-Pinnwand, und Zettel fliegen umher! Der Kollisionsschaden reicht jedoch nicht, um ihn Shaken zu bekommen.
Damit ist Peter dran, bläst angespannt die Backen auf, und feuert hitzköpfig in die Richtung, aus der er geschleudert wurde, durch die offene Tür! Er erzielt ein Raise, und macht den Spuk Shaken und verpasst ihm ganze drei Wunden! Das schreiende Scheusal schmeißt seinen zweiten Benny ab zum Absorbieren, und mit einem unerwartet hohen Wurf negiert es alle drei Wundlevel! Kurz wird es durchscheinend, dann stabilisiert sich seine Erscheinung wieder. Immerhin sind jetzt seine Bennies alle.
Ray erholt sich von Shaken, umklammert mit beiden Händen seinen Protonenstrahler, und feuert ebenfalls. Er macht neuerliche zwei Wundlevel, die das Ziel diesmal nicht negieren kann.

Runde 4: „Hah! Guter Schuss!“, lacht Venkman grimmig, und ballert nun auf die noch geschlossene Tür links, wodurch die Sicht auf den herumgekickten Aktenordner wieder frei wird.



Venkman wurde auf den Flur geworfen, und zerschießt die Tür zur Linken, um wieder Sicht auf den umstrittenen Aktenordner zu bekommen


Er hechtet durch den brennenden Türrahmen, und stellt eine Stiefelsohle auf die Akte.
Ray hält weiter drauf, erneut mit Raise, und schmilzt das letzte Wundlevel runter von dem Gegner. Nun ist er bereit für den Fangstrahl!
Die Erscheinung würfelt locker ihren Shaken-Zustand weg, fährt auf Peter zu, der den Fuß auf den Pappordner gesetzt hat, um ihn wieder zu greifen. Diesmal gelingt es diesem mit knapper Not, die Knochenhände abzuwehren, aber er wird eingeschleimt und erhält ein zweites Level Fatigue.

Runde 5: Kreischend macht das Phantom weiter, um den dicklichen Geisterjäger von seinem Focus-Objekt weg zu reißen, aber kratzt und beißt daneben, desorientiert wie es ist. Peter wankt rückwärts, versucht blinzelnd das Ectoplasma aus seinem Gesichtsfeld zu bekommen, drückt dabei ab, erfasst das Gespenst mit seinem Fangstrahl, und mit einem Raise ist es Bound! Der blaue und goldene Fangstrahl umwandert die ectoplasmische Schreckgestalt. Pete dirigiert das Ziel in seinem Strahl rückwärts, von sich weg, und ins Nebenzimmer zurück.
„Den Schmöker kriegst Du nicht wieder!“, lacht er fies, „Falle, Stanz!“
„Jawoll, werfe Falle aus!“, schreit der enthusiastisch zurück, und wirft, erzielt dafür ein Athletics-Raise. Das Gerät landet direkt unter dem gefangenen Spuk, Ray stampft auf das Fußpedal, und der Laser-Trichter flammt um die schwebende Gestalt herum auf, und sie wird zischend und kreischend in die Falle gezogen! Diese schnappt zu, blinkt rot, und der altbekannte, stinkende Qualm beginnt daraus aufzusteigen.
„Hähä!“, macht Venkman, den zurückeroberten Aktenordner unter dem Arm, „Kann man nicht sagen, dass der Scheiß je aufgehört hätte, Spaß zu machen!“
„Du hast nur eine sadistische Ader, mein bester“, sagt Ray mit einem schiefen Lächeln, „Wie siehst Du überhaupt aus?“
„Eingeschleimt natürlich, auf wen konzentrieren sich die Ecto-Dreckschleudern denn, hä? Natürlich wieder auf den ollen Peter! Aber scheiß' drauf, heute bezahlen wir die Stromrechnung!“

Der ziegenbärtige Ralph kommt mit kreideweißem Gesicht näher. Seine kleine, klapperige Ma, ein uraltes Muttchen im rosa Nachthemd, springt dazu, sie ist die praktischere von ihnen beiden, sie hat schon einen Feuerlöscher am Start, und löscht die Schwelbrände im Bürozimmer, die beiden von Peter entflammten Türrahmen, und Peters Stiefel. Letzteres wahrscheinlich einfach nur im Affekt, weil sie so aufgeregt ist, die Stiefel brannten doch überhaupt nicht.
„Ist es weg?“, japst Ralph.
„Für immer und ewig!“, lacht Ray, „Der alte Miesepeter wandert jetzt in unseren Verbannungscontainer. Da kann er ja versuchen, die anderen Spukgestalten um ihren Papierkram zu betrügen! Glaube jedoch kaum, dass die welchen haben!“
„Das letzte Hemd hat keine Taschen“, nickt Peter, und wischt angeekelt grünliches Ectoplasma von seinem aufgeschlitzten schwarzen Strickpulli, alles schön auf den Teppichboden.
„Aber junger Mann!“, schilt die kleine Greisin, „Habense denn keine Manieren! Den Teppichreiniger zieht mein Ralph Ihnen von Ihrer Rechnung ab!“
Ralph sagt beschwichtigend, „Aber Ma, die beiden schreiben uns doch keine Rechnung hierfür! Alles Freundschaftsdienst!“
„Ach so! Schwarzarbeit!“, kräht das Muttchen, etwas vorwurfsvoll.
„Genau, wir schenken Ihnen ein bisschen was von unserer Zeit“, sagt Ray mit einem fröhlichen Augenzwinkerm „Und Sie schenken uns dafür … mal nachrechnen …“
„Sie dürfen das ja gar nicht, was? Eigentlich? Die im Radio reden auch immer ganz schlecht über Sie!“, sagt Ralphs Ma.
Peter nickt, „Ja, ja. Ray und ich machen das manchmal unter der Hand, für Leute, die wirklich dringend Hilfe brauchen. Alles für Schwarzgeld. Keine Rechnungen, keine Steuern, keine dummen Rückfragen.“
Ray kassiert Ralph ab, und bestätigt, „Freut uns, wenn wir helfen können! Und bitte dran denken: Unbedingt dicht halten!“
Ralph sagt, „Versprochen! Wenn einer von der Stadtverwaltung das mitkriegen sollte, fliegt Euch beiden Euer derzeitiges Samaritertum ganz gewaltig um die Ohren, oder? Wegen der einstweiligen Verfügung.“
„Reden wir nicht drüber!“, sagt Venkman, mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck, „Hier ist Ihr Schmöker zurück“, und er reicht Ralph die eroberte Akte mit seinen Unterlagen.


Sie bugsieren die Protonenpäckchen, wieder in die Plastikplanen verschnürt, zum Auto zurück. Der Fluchtwagen ist ein alter, dunkelgrauer Lieferservice-Truck. Ray zählt nebenher abgelenkt die Scheine durch.
„Macht schon, Jungs, macht mal hin da!“, raunt Winston vom Fahrersitz.
„Was bist Du denn so fickerig, Winston?“, fragt Peter, während er schnaufend die Pakete verstaut, und Wellpappe drüber stopft, „Du musstest ja nur hier am Steuer hocken und warten!“
„Das ist ja das Schlimme!“, sagt der.
„Kannst gerne nächstes Mal wieder mit reinkommen, dann machen wir das zu dritt! Das macht eh mehr Laune!“, sagt Ray.
Venkman nimmt ihm das Scheinbündel weg, als sie in den Lieferwagen klettern, „Hier, gib‘ schon her, lass‘ mich das machen. Du verzählst Dich nur.“
Winston sagt, „Es sollte überhaupt kein nächstes Mal geben, Jungs! Nicht so! Habt Ihr endlich alles? Wir müssen weg!“
„Klar gibt’s ein nächstes Mal! Das Jenseits ruht nicht!“, knurrt Peter, Scheine zählend, er sieht dabei aus wie ein zufriedener, aber bissiger Boxerhund.
„Das ist ja genau genommen sogar das Hauptcharakteristikum vom Jenseits, dass es eben nicht ruht!“, sagt Ray.
„Genau! Darum ruhen wir auch nicht! Scheiß auf die einstweilige Verfügung!“, sagt Peter.
„Früher oder später überspannt Ihr den Bogen damit“, murrt Winston, und fährt an, „Und ich Blödmann helfe Euch noch dabei.“
„Och Winston“, sagt Ray begütigend, „Du hast schon wieder Gewissensbisse! Typisch für Dich, Du ehrliche Haut! Du riskierst gar nichts, wenn Du nur den Fahrer machst.“
„Die erwischen uns nicht!“, sagt Peter munter, „Die sind Wichser. Die kriegen uns nie!“
„Das seh‘ ich ganz anders, dass ich da nichts riskiere“, sagt Winston, „Und ich glaube, ein Staatsanwalt-Aktenschmierer sähe das auch so! Oh Mann, Leute! Guckt mal, da sind sie. Ich fahre einen meiner Lieblings-Umwege …“
„Da sind sie? Da ist wer?“, will Peter wissen.
„Das da hinten sind Zivilbullen, jede Wette. Die sind schon so neugierig an mir vorbei gefahren, während Ihr drin wart. Die haben schon so geguckt, als wollten die mich mal kontrollieren. Wegen Autofahren im dunkelhäutigen Zustand!“
„Hähähä“, lacht Peter, „Der war gut! Autofahren im dunkelhäutigen Zustand! Scheiß-Cops!“
Ray wirkt besorgt: „Kannst Du sie abhängen?“
Winston nickt, „Ich sage doch, ich fahre eine meiner Lieblings-Abkürzungen! Ich war lange genug Taxifahrer in dieser Stadt, um sowas elegant gelöst zu kriegen. Festhalten, scharfe Kurve!“

Schalter:
Vielleicht ist die Nacht, in der sie den Bogen überspannt haben, schon heute! Darüber soll ein Quick Encounter entscheiden. Winston würfelt dafür Driving, klare Sache. Peter auf der Rückbank hält genauestens Ausschau nach den Scheinwerfern des Verfolgerwagens, und grunzt Anweisungen nach vorne, und würfelt Notice. Ray kapiert, welche Route Winston vorschwebt, und ruft hastig Verkehrs- und Umleitungstipps dazu. Dafür würfelt er Common Knowledge. An Winstons Driving-Wurf hängt alles; bei dem legt er schon mal eine satte 14 vor! Peter und Ray haben ebenfalls beide Erfolg bei ihren Jobs. Damit ist das Quick Encounter mit Bravour gewonnen. Der Verfolger-Wagen ist eine Weile äußerst hartnäckig, und zwingt Winston, einen großen Schlenker zu beschreiben. Einfach Bleifuß machen kann er nicht, sonst lassen sie ja die Maske fallen, und die Bullen beginnen womöglich eine Großfahndung. Dank Rays Hinweisen gelingt es, eine große Baustelle zu umgehen, die seit heute Vormittag besteht — wo sie hilflos im Stop-And-Go-Verkehr gefangen gewesen wären. Sie brettern schließlich auf die Autobahn, und Winston gibt Stoff. Peter sieht die Scheinwerfer der Verfolger verschwinden.



Der olle Lieferwagen hängt die Zivilbullen ab


„Aber die Hirnis haben unser Nummernschild!“, knurrt er, „Die haben wir ganz schnell wieder am Hacken! Ich weiß da schon was …“
Auf einem Truck Stop kaufen sie sich Kaffee und Hot Dogs für ihre heftig flatternden Nerven. Peter kriecht (seinen Hot Dog fressend und sich an seinem Kaffee die Zunge verbrennend, er kann nicht warten) enthusiastisch im Gebüsch rum. Dort hat er abseits der Beleuchtungsanlagen eine alte Rostlaube entdeckt, vom Fahrer keine Spur. Flugs schraubt er mit Rays Werkzeug die Nummernschilder ab, und tauscht sie mit denen von ihrem Lieferwagen.
„… Schon sitzen wir in einer brandneuen Karre! Ich sag‘ doch, die fangen uns nie!“, lacht er, als er sich wieder ins Wageninnere wirft.
Ray jammert, „Das ist aber jetzt wieder ein Vergehen! Wir sind schon auf der stygischen Abwärtsspirale, die unweigerlich in Teufels Küche führt, Peter! Eins führt zum anderen, und bämm!“
„Mach‘ Dir nicht ins Hemd, Francine! Wir tauschen gleich morgen den Fluchtwagen beim Gebrauchtautohändler meines Vertrauens. Da verliert keiner ein Wort über das Nummernschild. Keiner kriegt jemals irgendwas mit. Bämm!“
„Das wir so tief gesunken sind: Untergrund-Geisterjäger!“, sagt Winston kopfschüttelnd, als er den Lieferwagen wieder anlässt.
„Ist doch eigentlich noch viel geiler!“, sagt Peter, seine kriminelle Energie lässt ihn irgendwie glühen, „Ey, wo ist‘n mein zweiter Hot Dog hin?“
„Wir haben jedem einen gekauft“, sagt Ray.
„Was, nur einen? Geizkragen! Scheiße, egal, gib‘ Stoff, Winston! Na, wie fährt sie sich, die brandneue Karre?“


Als die Tür des großen Wintergartens mit dem abblätternden Farbanstrich aufschwingt, sieht Dana Barrett noch völlig verstört aus. Ihr Gesicht hellt sich jedoch schlagartig auf, als sie sich ihrem Gastgeber gegenüber sieht, der heraus tritt, und der vor Begeisterung fast zu platzen scheint:
„Da isser ja, mein kleiner Oscar! Oscar ist zu Besuch gekommen! Solch hoher Besuch in meiner bescheidenen Hütte!“, kräht Steward Bower und nimmt sogleich das Baby auf den Arm, legt es sich behutsam an die Schulter, „Lass‘ Dich ansehen, mein Wonneproppen! Bist Du etwa schon wieder gewachsen seit letztem Mal?“
„Und ich bin nebenher auch mit dabei“, merkt Dana an, leicht genervt.



Steward Bower lebt mittlerweile in Upstate New York, auf dem Land


„… Und meine kleine Dana!“, grinst Steward, richtet nun zum ersten Mal seinen Blick auch auf sie, und küsst sie auf den Lockenkopf, „Komm' rein, komm' rein!“, und er wippt fröhlich in den Knien, so dass Oscar gluckst, und alle Pfunde an Steward hüpfen. Er hat etwas abgespeckt, seit er hier oben in Upstate lebt, aber insgesamt ändert das nicht viel an seiner fülligen Erscheinung.
„Habt Ihr unterwegs schon gegessen?“, will er wissen, „Ich mache Euch was! Ich entwickle mich gerade zum Meister der Pfannkuchenkunst!“
„Du kochst selber?!“, fragt Dana spöttelnd, „Das wäre ja was völlig Neues!“
„Habe die Köchin endlich rausgeschmissen! War höchste Zeit dafür! Und insgesamt ehrlich gesagt zu teuer.“
„Deine Putzfrau hast Du auch rausgeschmissen, oder?“, fragt Dana, die sich leicht besorgt umschaut, während sie den Wintergarten durchquert und Steward in Richtung der Küche folgt.
„Ich mache jetzt alles selber! Selbst ist der Mann! Rundet mein neues Lebensgefühl auf exquisite Weise ab!“, nickt der große Dicke.
Er schiebt im Vorbeigehen Dana einen Stuhl am Küchentresen zurecht, und beginnt sofort um den ausladenden Herd herum zu wirbeln. Er wirkt äußerst beschwingt.
„Kann ich mein Baby wiederhaben?“, will Dana mit amüsiertem Lächeln wissen, als sie Platz genommen hat.
„Keinesfalls! Der junge Mr. Barrett muss mir helfen beim Bereiten des Mahls!“, verkündet Steward, offensichtlich darauf aus, alles einhändig zu machen, denn die Wurstfinger der anderen Hand halten ja das Kind in Position an seiner Schulter.
„Kann ich auch helfen?“
„Du, meine Liebe, bleibst mal schön dort sitzen und lässt uns Herren machen! Du hattest weiß Gott schon genug zu leisten in letzter Zeit! Du bist ja hierher gekommen, um ausnahmsweise ein bisschen zu entspannen!“
„Uh. Sätze, die ehrlich gesagt tatsächlich nicht oft zu mir gesagt werden, in letzter Zeit“, gibt sie zu.
„Dann ist es umso besser, dass Du den guten alten Steward mal wieder besuchst, meine Liebe. Ich zeige Euch nach dem Essen meinen neuen Wurf! Was für Prachtkerle! Noch ein oder höchstens zwei Jahre, und die Züchterei macht sich riesig bezahlt! Vielleicht weite ich das Ganze aus, auf noch eine weitere Hunderasse, irgendwas Niedliches, wie Bobtails oder Möpse. Und vielleicht außerdem Ponys! Dann kann’s hier auch Reiterferien geben!“
„Das klingt doch gut! Freut mich, wenn Dein neuer Laden läuft.“
„Das ist auch gut, Danalein!", nickt Steward, hantiert einhändig mit einer Kanne, und schon hat Dana eine Tasse Kakao vor sich stehen, „Kannst mich immer besuchen hier draußen in Upstate, wenn Du mal Frischluft brauchst von diesem ewigen New York City.“
Dana wollte eigentlich nicht sofort rausrücken mit der Sprache, aber schon kommt ihr über die Lippen, „… Hast Du … letztlich nochmal was gehört von Mrs. Glumby oder anderen von diesen Gestalten von der Foundation?“
„Um Himmels Willen, nein, bewahre! Die sind glaube ich zufrieden damit, mich ruiniert zu haben, und nun meine schönen, einstigen Erbschafts-Dollars zu verjubeln. Damit war das Thema wohl durch! Keiner von den zwielichtigen Bücherwürmern ward mehr gesehen hier draußen auf dem Lande, auch nicht aus der Ferne. Diese Sektierer! Fang‘ bloß nicht von denen an, Dana, ich will ja gar nicht an die denken. … Wieso fragst Du überhaupt?“
„Ich … will nur sicher gehen, dass von denen nichts mehr zu befürchten ist. Die haben uns ja beiden ziemlich übel mitgespielt. Und derzeit ist ‚dieses ewige New York City’ mehr als komisch, würde ich sagen!“
„Inwiefern!“, fordert Steward zu wissen, „Du glaubst doch nicht wieder, dass die Bagage Dir noch hinterher spioniert?“
„Nein, glaube ich eigentlich nicht ... Na ja, es ist eigentlich auch nicht wegen der Foundation oder irgendwem. Die machen sich weiterhin rar in der Öffentlichkeit. Mehr wegen der allgemeinen Stimmung in der Stadt.“
„Das glaube ich Dir gerne, meine Liebe. Das ist aber doch nur der alljährliche Einkaufsrausch vor Weihnachten!“
„Es ist gerade mehr wie … die Sache vor zwei Jahren im Oktober. Der Ausnahmezustand.“
„Nanu! Aber Dana, es ist doch nicht wieder Ausnahmezutstand in New York! Das hätte ich doch wohl im Radio gehört!“
„Nein, das natürlich nicht, nur so eine komische Stimmung. Und so eine merkwürdige, rosa Schmiere, die aus der Kanalisation hochkommt! Oh Gott, es ist so widerlich in meinem neuen Stadtteil. Darum such’ ich dieses Wochenende eigentlich auch Zuflucht bei Dir, in Upstate, wo der violette Schleim nicht ist. Ich weiß nicht so recht, was ich machen soll.“
„Na, einen Klempner rufen, würde ich doch sagen! So viel muss schon noch drin sein! Herrje, Danalein, sag' doch was, ich habe doch noch einen Notgroschen für solche Sachen!“, sagt er, während er einhändig Zutaten in einer riesigen Schüssel verquirlt.
„Klempner? Es geht ja gar nicht um mein Gebäude, Steward! Eher die Straße davor. Dir kann ich es sagen: Der Kinderwagen ist vorgestern durch diese Schmiere gerollt, und ist direkt daraufhin … von selbst weitergefahren. Mit Oscar drin! Das, was wir bei der Foundation ein ‚psychisches Phänomen‘ genannt hätten. Auf offener Straße, bei helllichtem Tag!“
Dana ist aufgestanden und um den Herd herum gegangen, und nimmt Steward jetzt das Baby wieder ab.
„Ein psychisches Phänomen, Donnerwetter! Und Du glaubst, da gibt’s einen Zusammenhang?! Wo wollte der Kinderwagen denn überhaupt hin?“
„Das weiß ich nicht … ich hab' ihm keine Gelegenheit gegeben dazu! Auf der Straße hab' ich ihn aufgehalten, und mir Oscar zurückgeholt.“
Auf Deutsch sagt Steward, „Donnerlittchen, Poltergeister!“, und fügt dann auf Englisch hinzu, „Also, Dana, ich weiß, das hörst Du nicht gerne … aber diese Sache klingt, als solltest Du damit zu unseren alten Freunden gehen …!“
„Ah, so. Was sollten die schon tun!“, sagt sie abfällig, „Alles was ich brauche, ist mal ein wenig Abstand von New York. Wahrscheinlich wird bald alles wieder normaler, spätestens nach Neujahr.“
„Na, Du kannst liebend gerne hier residieren bis Neujahr!“, versichert Steward.
„Das ist lieb. Ich muss aber ja ans Museum zurück.“
„Dass Du immer noch diesen mickrigen Aushilfs-Job machst …!“, schnaubt Steward, „eine Cellistin mit Weltklasse-Potenzial …!“
„Es ist eben nichts zu machen. Da hat die Foundation ganze Arbeit geleistet mit meinem Orchester-Vertrag, den kriege ich nicht mehr zurück. Das steht mittlerweile fest. Und ich bin jetzt alleinerziehende Mutter mit einem sauteuren Apartment, da ist diese Sache am Museum die Rettung. Das darf ich jetzt nicht verspielen.“
„Was denken denn Nathalie und Levon dazu, Danalein?“, fragt Steward, während er wie wild Pfannkuchenteig in seiner riesigen Plastikschüssel rührt.
„Ach, hör‘ mir auf mit denen. Bei denen bin ich doch in Ungnade gefallen“, sagt sie, schmerzlich.
„Ach wo! Das meinst Du doch nicht so, Dana!“, sagt Steward, mit weit hochgezogenen Brauen.
„Es fühlt sich aber so an. Mom glaubt doch, dass alle meine Lebensentscheidungen falsch waren! Was Männer betrifft, was mein Kind betrifft, und meine Wohnsituation! Ständig muss ich mich von Neuem erklären! Ich hab‘ das so wahnsinnig satt, weißt Du …“
„Nathalie wollte eben, dass ihr Prinzesschen sich in ein gemachtes Nest setzen kann … So sind Mütter eben! Vielleicht kannst Du das mittlerweile ein bisschen nachvollziehen!“
„Ich vermute, dass das nicht der einzige Grund ist, Steward. Ehrlich gesagt vermute ich, dass die Foundation da ebenfalls dahinter steckt. Vielleicht haben Mrs. Glumbys Leute irgendwie auf Mom und Dad eingewirkt. Meine Orchester-Karriere habe ich leichtfertig zerstört, findet Mom. Dass die Foundation das womöglich eingefädelt hat, dass mein Ruf an der Philharmonie ruiniert wird und mein Orchester-Vertrag aufgelöst wird, will überhaupt nicht in ihren Kopf, sie nimmt die Damen und Herren eher noch in Schutz. Dabei war das ein Racheakt.“
„Es ist das allerbeste, sich da von nun an rauszuhalten, meine kleine Dana“, sagt Steward, und wendet gekonnt einen ersten Pfannkuchen in der Luft, „Für Dich und mich ganz besonders. Wir können beide froh sein, da nicht mehr drin zu hängen. Was Nathalie und Levon nicht begreifen, ist, dass die Foundation sowas ist wie eine Sekte!“
Nach kurzem Schweigen sagt Dana, „Danke, dass Du uns fürs Wochenende bei Dir aufnimmst, Steward! Ich hätte nicht gewusst, wo ich sonst noch hin kann.“
„Na ja, wie gesagt … ich denke, Danalein, da wäre schon noch eine zweite Adresse …“
„Ich gehe da nicht nochmal hin, als die Maid in Nöten. Da würde sich nur alles wiederholen. Alles nochmal von vorne, der ganze Upfuck. Ich muss ans Hier und Jetzt denken.“


Dana hat sich also in den letzten zwei Jahren von den anderen Barretts entfremdet. Zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben hat sie plötzlich Distanz zu ihren Eltern. Vor dieser (im Vergleich zu Teil I) veränderten Sachlage repräsentiert Danas bestehender Obligation-Nachteil mittlerweile deshalb nicht mehr die Pflichten ihren Eltern gegenüber, sondern nun ihrem Baby. Für den Wert und die Benennung des Nachteils — Obligation (Minor: Family) — ändert das alldieweil nichts.

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