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proaktives Rollenspiel - nur ein neuer Begriff für eine alte Thematik?(Sandbox)

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Raven Nash:
Im Prinzip reicht ein Spieler, der grundsätzlich nach vorne rennt - egal was da ist, oder wovor er gewarnt wurde. Die anderen laufen dann hinterher, schon weil sie ihn beschützen wollen.  ~;D
Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem sie ihn zurückhalten, weil sie nicht schon wieder wegen ihm Prügel bekommen wollen. Und bei ganz lernresistenten Spielern gab's auch schon den Charaktertod durch Friendly Fire.
Aber "proaktiv", das sind diese Spieler allemal. Nur nicht besonders schlau.

Murphy:

--- Zitat von: Namo am  5.09.2024 | 12:26 ---Nein, ganz so ist das ja eben gerade nicht aufgebaut. So wie ich es verstanden habe - und ich muss das Buch eben auch nochmal lesen - ist die Idee ja geteilt und dennoch verwoben mit einer etwaigen Kampagnenhandlung. Als extrem verkürztes Beispiel zu deinem Beispiel um es etwas verständlicher zu machen:

Das Ziel des Charakters ist einen Drachen zu zähmen. Das wäre das Endziel - darauf arbeitet der Charakter also hin. Das würde er dann also mit Stufe 15 oder 20 z.B. erhalten. Auf dem Weg dorthin muss er aber erstmal genügend Zwischenziele erreichen bzw. dann auch definieren.

Also z.B. Wo finde ich eigentlich einen Drachen? Wie mache ich das überhaupt etc.? Das heißt der vom Spieler definierte Zwischenschritt 1 könnte sein, dass er erstmal Bibliotheken/Gelehrte oder ähnliches mit Hinweisen zu der Thematik besucht.

Jetzt findet er einen Hinweis, dass Bibliothek XY angeblich ein Buch darüber hat. Er kommt dort an und sie ist niedergebrannt von Orklplünderern whatever. Er erfährt, dass der Gelehrte XY wohl von den Orks verschleppt wurde und das Wissen aller Bücher im Kopf hat. Er versucht ihn zu retten und findet heraus, dass es den "bösen" Schurken Z gibt, der das Land erobern möchte und dazu selbst einen Drachen beherrschen möchte, da dieser die ultimative Waffe ist. So verwebt sich dann der Hintergrund des Charakters mit dem eigentlichen Kampagnenhintergrund.

Ähnlich werden dann die Geschichten der anderen Charaktere verwoben. Als Beispiel wurde im Buch z.B. genannt - ein Charakter hat ein altes Familienartefakt von dem aber keiner weiß was es genau ist und wie es funktioniert. Aber es ist voller Magie und der Charakter möchte in einer Bibliothek etc. etwas hierzu heraus finden und so hat auch er Interresse daran den entführten Gelehrten zu finden (im Buch ging es im Beispiel konkret um den einen Ring und Frodo. Im Rollenspiel wäre es viel mehr darum gegangen heraus zu finden was denn dieses Artefakt ist und was es kann. Und das als Endziel für den Charakter).

Ich kann das natürlich nicht ganz so darstellen wie im Buch. Dort hat sich das halt auch einfach viel organischer gelesen wie man das umsetzen und leben kann. Eben nicht unbedingt nach Charaktersandbox wie es sich hier ein wenig liest, sondern dennoch auch mit einer Kampagne/Geschichte bei der auch der SL Spaß hat. Denn der soll imho ja schon auch seinen Spaß haben und nicht nur Unterhalter der Spieler sein.

Und es geht nicht darum den Spielern alles ihre Allmachtsfantasien und Wünsche zu erfüllen. Sie sollen etwas dafür tun. Der Weg definiert sie auch weiter als Charaktere.

Das sehe ich auch als unbedingt wichtig an. Denn zwangsweise wird ja der ein oder andere Charakter an bestimmten Abend ein vermehrtes Spotlight haben bzw. es muss auch die Notwendigkeit geben, sich mal einem Charakter anzuschließen als Gruppe und ihn zu unterstützen bei seiner Queste. Das muss dann von den Spielern her aber eben auch den Charakteren her passen.

--- Ende Zitat ---

Das wäre dann ungefähr, was ich beschrieben habe in gaaaaanz laaaanger Ausführung.  ~;D

Was sich mir nach der ganzen Diskussion hier irgendwie nicht mehr erschliesst... Was ist eigentlich so proaktiv? Ist es "Proaktives Rollenspiel"? "Proaktive Charaktere" (wie hier oft genannt)? "Proaktives Spielleiten"?
Proaktiv heisst doch "vorausplanendes Handeln"? Wer handelt denn hier vorausplanend?

Vielleicht ist diese proaktive Art Rollenspiel zu betreiben gar nicht so sehr verschieden von dem, was wir in einer längeren Kampagne sowieso schon tun. Aber definitiv schöner neuer Begriff.

nobody@home:
"Proaktiv" ist in diesem Zusammenhang vor allem eins, nämlich das Gegenteil von "reaktiv". Mit anderen Worten, von den Spielern wird schon ein Stück weit erwartet, daß sie sich aktiv einbringen und nicht bloß passiv bespaßen und vom von "außen" vorgegebenen Plot treiben lassen -- und das gilt sowohl für den rein rollenspielerischen Teil (denn in dem Maß, in dem ich meinen eigenen Charakter führe, bin ich ja gleichzeitig ein Stück weit in der Verantwortung als Mitunterhalter für den Rest, was nebenbei gelegentlich eine meiner persönlichen Schwachstellen als Spieler ist) als auch das Drumherum wie Kampagnenplanung, einfach nur mal selber Ideen äußern, und was solcher Dinge mehr sind.

Im "klassischen" Rollenspielmodus wird ja in gewisser Hinsicht nur von der Spielleitung Proaktivität verlangt, weil die nun mal die ganze Vorbereitungs- und Spieler-durchs-Abenteuer-führen-Arbeit hat. So gesehen ist "proaktives Rollenspiel" also eigentlich "nur" eine etwas gerechtere Form von Arbeitsteilung. ;)

Olibino:
Ich habe das Buch auch gelesen und habe meine nächste Kampagne entsprechend konzipiert.

Wir haben in der Session 0 gemeinsam die Charaktere besprochen (die Spieler haben sich vorher schon Gedanken gemacht) und die Charaktere so verknüpft, dass sie auch eine große Motivation haben zusammenzubleiben.

Und dann hat jeder Spieler 2 Ziele definiert, die sein Charakter erreichen möchte. Wir haben die gemeinsam besprochen und die Spieler haben auch von sich aus Beziehungen zwischen den Zielen gesetzt.

Der Vorteil ist meiner Meinung nach, dass sich die Spieler stärker einbringen können und gleichzeitig den SL entlasten. Ich habe es immer schon gehaßt, Aufträge gegen Geld zu erfüllen. Sondern fand es viel schöner wenn die Charaktere ein persönliches Motiv haben für das jeweilige Abenteuer haben. Und das ergibt sich hier von ganz alleine.

Namo:
Oh, das finde ich jetzt aber spannend. Ist ja bisher hier alles theoretisch. Berichte mal gerne weiter wie deine praktischen Erfahrungen damit sind.

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